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Presse (20. Jahrhundert)

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Das Geschäftshaus der Zeitung Münchener Post am Altheimer Eck 19 in München auf einer Aufnahme aus dem Jahre 1908. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-030701)

von Paul Hoser

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstand auch in Bayern eine moderne Massenpresse. Nachdem zunächst die liberalen Zeitungen die Gesamtauflage dominierten, traten nach Weltkrieg und Inflation die katholischen Blätter in den Vordergrund. Während des Nationalsozialismus standen nicht nur die meisten nationalsozialistischen, sondern auch die größten Zeitungen Münchens und Augsburgs unter der Kontrolle des Parteiverlags der NSDAP, Franz Eher Nachfolger. Nach 1945 schufen die Amerikaner überparteiliche Lizenzzeitungen, die das Gesicht der Zeitungslandschaft in Bayern veränderten. Zugleich ging der Konzentrationsprozess weiter, die großen Zeitungsunternehmungen wurden schließlich zu modernen Medienkonzernen.

Presse und Staat in Bayern bis 1914

Das Reichspressegesetz von 1874 bedeutete das endgültige Ende der Zensur. Anstelle von purer Repression nutzte die Regierung nun Methoden der indirekten Beeinflussung durch bevorzugte Nachrichtenvergabe an bestimmte Zeitungen und persönliche Kontakte zu wichtigen Journalisten. 1912 schuf die bayerische Regierung ein eigenes Presseorgan, die Bayerische Staatszeitung (BSZ).

Zeitungszahl und Auflagenhöhe in Bayern bis 1914

Bis zum Ersten Weltkrieg fiel Augsburg als Zeitungsstadt hinter München, Nürnberg und Würzburg zurück. 1912 existierten bei einer geschätzten Gesamtauflage von 1,6 Mio. 432 Zeitungen. Über 50 % waren Tageszeitungen. In ganz Bayern existierte in der Zeit bis 1914 nur eine Zeitung, die eine Auflage von über 100.000 hatte, die Münchner Neuesten Nachrichten. 1914 hatte ein gutes Drittel der Zeitungen in Bayern nur eine Auflage zwischen 500 und 2.000 Stück, 44 % der Orte in Bayern hatten zwei oder drei Zeitungen, so dass keine lokalen Monopole der Meinungsäußerung bestanden. Den Zeitungen der großen Städte gelang es noch nicht, sich durch lokale Nebenausgaben auf das Land auszudehnen.

Politische Ausrichtung und Verbreitung bis 1914

1898 hatten rund 34 % der bayerischen Zeitungen eine liberale Richtung, 22 % waren katholisch gesinnt, knapp 10 % sozialdemokratisch und rund 3 % dem Bayerischen Bauernbund (BB) verbunden. Innerhalb der liberalen Zeitungen bestand die gesamte Bandbreite von national- bis linksliberal, bei den katholischen Zeitungen von extrem partikularistisch-konservativ bis gemäßigt progressiv. Die katholische, zentrumsnahe Presse war am stärksten in kleinen Orten verbreitet, in Orten über 10.000 Einwohner herrschten die liberalen Blätter vor.

Zeitungsverlage als Wirtschaftsunternehmen

Die großen Zeitungsverlage in den großen Städten Bayerns beschränkten sich nicht nur auf das Zeitungsgeschäft, sondern verlegten auch Zeitschriften und Bücher wie z. B. Knorr & Hirth in München oder Haas & Grabherr in Augsburg. Auch das Druckgeschäft spielte eine wichtige Rolle. Im Anzeigengeschäft waren die großen Berliner Annoncen Expeditionen "Rudolf Mosse" und "Ala Anzeigen AG" in vielen bayerischen Orten vertreten.

Frühe Zeitungskonzerne in Bayern

Nach den Münchner Neuesten Nachrichten waren die Münchener Zeitung und die Bayerische Zeitung mit jeweils 90.000 Auflage vor Kriegsausbruch 1914 die beiden größten Blätter Bayerns. Beide Zeitungen waren insofern eine Ausnahme, als sie Teil eines überregionalen Zeitungskonzerns des seit 1888 in Frankfurt am Main ansässigen Verlegers August Huck (1849-1911) waren. Dachgesellschaft war die Gebr. Huck und Verlagsgesellschaft Huck GmbH in Berlin. Sie besaß Beteiligungen an Provinzzeitungen in ganz Deutschland, deren Gesamtauflage 1917 um die 850.000 gelegen haben dürfte. Die beiden Münchner Blätter hatten den Charakter von Generalanzeigern, einem Zeitungstyp, der sich politisch überparteilich gab, mit hohen Auflagen auf ein Massenpublikum abzielte, sich in erster Linie über den Anzeigenteil finanzierte und sonst in Bayern kaum vorhanden war.

Innerhalb Bayerns bildete sich vor dem Ersten Weltkrieg nur in Ansätzen ein Pressekonzern: Der Katholische Preßverein für Bayern wurde am 15. Juli 1901 mit dem Kapital katholischer Adliger errichtet. Er erwarb Anteile an der G.J. Manz AG, die den Druck des Bayerischen Kurier und des Neuen Münchner Tagblatts besorgte.

Die bayerischen Zeitungen im Ersten Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg brachte die bayerischen Zeitungen in mehrfacher Hinsicht in eine kritische Lage. Rohstoffe wurden knapp, so dass Kohle und Druckpapier teuer waren. Durch die Einberufungen fehlte es auch an Personal. Ein weiterer Nachteil für die Presse war die während der Kriegszeit verhängte Zensur, die allerdings relativ zurückhaltend und liberal ausgeübt wurde.

Die Revolution von 1918/1919

Proklamation des Freistaates Bayern in den Münchner Neuesten Nachrichten am 8. November 1918. (Münchner Neueste Nachrichten, 71. Jahrgang, Nr. 564)

Die Revolution von 1918 brachte die bayerische Presse in eine unsichere Lage. Übergriffe radikaler Demonstranten waren an der Tagesordnung. Nach der Ermordung des Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD, 1867-1919) am 21. Februar 1919 ließ der Zentralrat die Redaktionsgebäude der bürgerlichen Zeitungen in München besetzen und verbot zunächst deren Erscheinen. Ab 25. Februar 1919 unterlagen sie der Zensur, ebenso nach der Ausrufung der Räterepublik im April 1919. Nun kamen auch Pläne zur Sozialisierung der Presse auf.

Kapital der Schwerindustrie in der bayerischen Presse

Insgesamt gingen als Folge des Kriegs und der Inflation 57 kleinere bayerische Zeitungen ein, etwa 13 %. Die Münchner Neuesten Nachrichten wurden 1920 von einer Gruppe übernommen, in der schwerindustrielles Geld das Übergewicht hatte. Dem darin vertretenen Konzern Gutehoffnungshütte (GHH) gelang es, auch den Fränkischen Kurier in Nürnberg unter seine Kontrolle zu bringen.

Der ebenfalls mit Geldern der Schwerindustrie aufgebaute Pressekonzern Alfred Hugenbergs (1865-1951) hatte zeitweise ebenfalls Einfluss auf die Münchner Neuesten Nachrichten und verfügte über die 1920 erworbenen Mehrheitsanteile an der München-Augsburger Abendzeitung. Auf die Gesamtauflage der Vorkriegszeit bezogen, hatten diese Blätter immerhin einen Anteil von 13 %. Die neuen Eigentümer setzten Redakteure ein, die für einen national-konservativen Richtungswechsel der Zeitungen sorgten.

Presse und Parteien in Bayern in der Zeit der Weimarer Republik

Mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) tauchte erstmals eine erfolgreiche rechtsextreme Partei auf, die seit Ende 1920 mit dem aggressiven Kampfblatt Völkischer Beobachter über eine eigene Zeitung verfügte.

Charakteristisch für die bayerische Presse war die zunehmende Dominanz der katholischen Blätter. Der politische Katholizismus hatte inzwischen auch - begrenzten - Einfluss in der Redaktion der Münchner Neuesten Nachrichten. 1932 standen der Bayerischen Volkspartei (BVP) rund 30 % der Gesamtauflage in Bayern nahe (im Reich insgesamt dagegen nur 12,5 %), die NSDAP verfügte über 7 % (gegenüber 5 % im Reich), der Bayerische Bauernbund lag ebenfalls in dieser Größenordnung, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) wohl um die 6 %, die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) nur um die 0,2 %. Es gab vor 1933 bereits eine Reihe von Lokalblättern, die mit der NSDAP sympathisierten, ohne sich direkt zu ihr zu bekennen, wieviele es waren und welche Auflagenhöhe sie zusammengenommen hatten, ist unbekannt. Schwer messbar ist der Einfluss der Deutschnationalen, deren Parteiblatt die München-Augsburger Abendzeitung war, die aber auch in großen parteilosen Blättern Sympathien genossen. Die liberale Presse war so gut wie verschwunden. Der Katholische Preßverein griff in der Weimarer Republik erfolgreich über die Grenzen der Landeshauptstadt München hinaus.

Mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise gerieten auch in Bayern viele Zeitungen in finanzielle Schwierigkeiten. Die Gesamtauflage dürfte zwischen 1932 und 1934 um 30 % gesunken sein. 1932 waren bereits fast 90 % der Zeitungen Tageszeitungen. Die Zeitungen mit einer Auflage zwischen 500 und 2.000 machten jetzt nur mehr 13,6 % aus.

Das Vorgehen der Nationalsozialisten gegen die gegnerische Presse

In der Nacht nach der Einsetzung des Reichskommissars Franz Xaver Ritter von Epp (1868-1947) am 9. März 1933 wurden die Gebäude der Münchener Post und der Fränkischen Tagespost in Nürnberg besetzt und verwüstet. Auch zahlreiche katholische Zeitungen wurden von der SA terrorisiert, darunter der Regensburger Anzeiger des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Heinrich Held (BVP, 1868-1938). Nach dem Verbot der SPD am 22. Juni 1933 beschlagnahmte der Staat das Vermögen ihrer Zeitungsverlage.

Staatliche Institutionen für die Kontrolle der Presse durch die Nationalsozialisten

Für die Presse war zunächst der als Staatskommissar eingesetzte nationalsozialistische Journalist der ersten Stunde, Hermann Esser (1900-1981), zuständig. Seine Kompetenz ging dann an die Landesstellen des Propagandaministeriums unter Josef Goebbels (1897-1945) über, die mit den Propagandaämtern der Gauleitungen zusammengelegt wurden. Die Landesstellen hatten die Aufgabe, die auf der Berliner Reichspressekonferenz erteilten Weisungen und seit 1939 die Tagesparolen des Reichspressechefs Dr. Otto Dietrich (1897-1952) weiterzugeben.

Seit dem Schriftleitergesetz vom 4. Oktober 1933 mussten die Journalisten in Bayern Mitglied des Landesverbands der Bayerischen Presse sein. Missliebige Personen konnte man auf diesem Weg von der Berufsausübung ausschließen. Die gewünschte Ausrichtung im nationalsozialistischen Sinn wurde auch durch das Monopol des Deutschen Nachrichtenbüros an Stelle der früheren Nachrichtenagenturen gefördert. Trotz aller Vereinheitlichung blieben kleinere Spielräume, vor allem im nicht-politischen Teil der Zeitungen.

Die Privilegierung der nationalsozialistischen Presse

Der Vorsitzende der Reichspressekammer und des Reichsverbands Deutscher Zeitungsverleger, Max Amann (1891-1957), gleichzeitig Chef des parteieigenen Eher-Verlags, schuf durch drei Anordnungen vom 24. April 1935 die Möglichkeit, Zeitungsverleger zum Verkauf ihrer Verlage zu nötigen. In Bayern wurden dem Eher-Verlag auf diese Weise die Münchner Neuesten Nachrichten und die größte Zeitung Augsburgs, die katholische Neue Augsburger Zeitung, angegliedert. Amann verfügte auch über Kontrollmöglichkeiten gegenüber den parteieigenen Gauzeitungen. Da jetzt der Völkische Beobachter auch als amtliches Organ fungierte, wurde die BSZ nicht mehr benötigt und 1934 eingestellt.

Am 31. August 1944 stellte der Fränkische Kurier kriegsbedingt sein Erscheinen ein. (Bayerische Staatsbibliothek)

Konzentrationsprozess bis 1945

Amanns Maßnahmen lösten eine starken Konzentrationsprozess aus. 1934 existierten in Bayern noch 481 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 1.806.881. 43 nationalsozialistische Zeitungen hatten daran einen Anteil von 25 %. Bis 1939 gingen 255 Zeitungstitel ein, während die Parteipresse ihren Anteil auf 60 % der bayerischen Gesamtauflage ausbaute. Größere Komplexe waren neben dem Eher-Verlag der Gauverlag Bayerische Ostmark in den Regierungsbezirken Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern, die NSZ-Rheinfront in der Pfalz sowie der Bayerische Zeitungsblock in Teilen Oberbayerns. Die Neue National-Zeitung in Augsburg gliederte sich über die Schwäbische NS-Presse GmbH einen Ring von Heimatzeitungen an. Mit dem Eher-Verlag war München erstmals Sitz des größten Pressekonzerns Deutschlands.

Im Zweiten Weltkrieg litt die Presse erneut unter Material- und Arbeitskräftemangel. Amann nützte die Lage aus, um die bürgerliche Konkurrenz in drei Wellen von Stillegungsaktionen noch weiter zu dezimieren. Der ersten im Mai 1941 fielen 66 Blätter zum Opfer. Im Frühjahr 1943 mussten die zwei größten von den Nationalsozialisten in Bayern noch nicht kontrollierten Zeitungen, die beiden Münchner Blätter des Huck-Konzerns, ihr Erscheinen einstellen. Die dritte Aktion folgte im Herbst 1944. Danach waren nur noch 108 Blätter gegenüber 337 im Jahr 1937 übrig. Die nicht-nationalsozialistischen Blätter hatten nun einen Anteil von rund 16 %. Zwar war die Gesamtauflage bis 1944 auf 2.078.200 Exemplare angestiegen, doch war der Umfang wegen des Papiermangels ganz erheblich geschrumpft.

Presselizenzierung durch die amerikanische Besatzungsmacht

Titelseite der SZ Nr 1 vom 6 Oktober 1945. Die Ausgabe hatte nur acht Seiten. (Foto: Süddeutscher Verlag, Bildarchiv)
Die Erstausgabe der Fränkischen Tagespost nach dem Zweiten Weltkrieg, 24. Januar 1946. (Bayerische Staatsbibliothek)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Herausgabe einer Zeitung durch Deutsche innerhalb der US-Besatzungszone nur mit einer Lizenz möglich. Die Lizenzträger und Journalisten wurden nach strengen Kriterien ausgewählt. Frühere Zeitungseigentümer erhielten keine Lizenz. Die neue Presse sollte zwar politisch engagiert, aber überparteilich sein. Die Amerikaner ließen für jede größere Region nur eine Zeitung zu, um die Rückkehr der zahlreichen kleinstädtischen Heimatzeitungen zu verhindern.

Die erste Lizenz erhielt am 6. Oktober 1945 die Süddeutsche Zeitung (SZ) in München. Bis 1949 wurden insgesamt 27 Lizenzzeitungen geschaffen. Die Gesamtauflage betrug im November 1948 2,152 Mio. 45 % der Lizenzträger waren 1947 Sozialdemokraten, 38 % standen der CSU nahe, 6 % waren Liberale und 2 % Kommunisten.

Die neuen Zeitungen konnten noch nicht unter normalen Bedingungen arbeiten. Die Papierknappheit machte ein tägliches Erscheinen unmöglich; die Blätter standen unter der Überwachung der Militärregierung. Auch Informationen waren nicht uneingeschränkt und frei zugänglich; vielmehr waren die Zeitungen auf die offizielle, von den Amerikanern kontrollierte Nachrichtenagentur DANA (später DENA) angewiesen, die eine Monopolstellung innehatte.

Das Ende des Lizenzzwangs in Bayern 1949

Am 22. August 1949 hob die Militärregierung den Lizenzzwang auf. Eine Gründungswelle begann, an der besonders die zuvor ausgeschlossenen Altverleger beteiligt waren. Sie konnten aber den dreijährigen Vorsprung der Lizenzzeitungen nicht mehr aufholen. Die Lizenzverleger begannen ihrerseits, Neugründungen aufzukaufen. Kleinere Heimatblätter schlossen vielfach Kooperationsverträge mit ihnen. 20 Lizenzverlage hatten 1951 einen Anteil von 75 % an der Gesamtauflage von 1,61 Mio. Den Rest teilten sich 119 Heimatzeitungen. Bis 1953 stieg die Gesamtauflage wieder auf 2,5 Mio. Das amerikanische Konzept der unabhängigen Tageszeitungen behauptete sich. Die parteipolitische und die Gesinnungspresse verschwanden fast völlig. Auch der anfangs stark betonte bayerische Föderalismus trat mit der Zeit in den Hintergrund.

Fortdauernder Konzentrationsprozess seit 1954

1954 bestanden 45 Zeitungsverlage mit Vollredaktionen für den Mantel- und den Lokalteil, 1969 nur noch 28. Gegen Ende der 1980er Jahre waren nur mehr 25 % der Hauptausgaben völlig eigenständig.

Die Gesamtauflage der Zeitungen lag 1977 in Bayern bei 2,67 Mio., zehn Jahre später bei 2,87. Zur Zeit beträgt sie um die 2,9 Mio. Größte Zeitungen sind heute (Stand: 2007) neben der SZ, der einzigen bayerischen Zeitung von überregionaler Bedeutung (Verkaufsauflage 446.040), der Münchner Merkur (276.379), die Abendzeitung (AZ) in München (160.098), die Nürnberger Nachrichten (304.275) und die Augsburger Allgemeine (304.275) (Angaben jeweils für das 4. Quartal 2005).

Die technische Revolution in der Zeitungsherstellung

Seit Mitte der 1970er Jahre erfasste auch die bayerischen Zeitungen eine technische Revolution: Der Lichtsatz, der eine wesentlich schnellere Herstellung ermöglichte, verdrängte den Bleisatz, später hielt auch der Personalcomputer seinen Einzug in die Redaktionen. Das Internet eröffnete eine neue Dimension des Nachrichtenaustauschs, der Recherchemöglichkeiten, der Archivierung von Daten und der Präsentation für den Leser.

Die Expansion bayerischer Zeitungsverlage in neue Bereiche

München ist Sitz eines der größten deutschen Medienkonzerne (Burda), der aber nicht im Geschäft mit der Tagespresse engagiert ist. Das vom Hamburger Springer-Konzern produzierte größte deutsche Massenboulevardblatt Bild hat auch in Bayern eine große Leserschaft. Seit 1969 existiert eine eigene Münchner Ausgabe, daneben entstand auch eine für Nürnberg. Die Angliederung von Zeitungen an Medienkonzerne, die ihren Schwerpunkt in anderen Bereichen haben, blieb eher eine Ausnahme. So wurde etwa die Würzburger Main-Post 1992 an die Holtzbrinck-Gruppe veräußert. Die Deutsche Druck- und Verlags GmbH & Co KG, die der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands als Medienholding dient, ist am Nordbayerischen Kurier in Bayreuth, der Frankenpost in Hof und der Neuen Presse in Coburg beteiligt.

Da der Anzeigenmarkt erheblichen wirtschaftlichen Schwankungen unterliegt, expandierten die Zeitungsverlage auch in andere Bereiche. Einige haben sich inzwischen selbst zu Medienkonzernen entwickelt, so der Süddeutsche Verlag, der sich an Fachbuch- und Fachzeitschriftenverlagen sowie an anderen Zeitungsverlagen beteiligte. Beteiligungen an privaten Fernsehsendern wurden wieder aufgegeben. Mehrere regionale Zeitungen sind auch an lokalen Hörfunksendern beteiligt. Auch Zeitungsverlage in einer Reihe kleinerer Städte haben eigene, moderne Großdruckereien, die neben dem Anzeigengeschäft wichtige Einnahmequellen darstellen. Ins Ausland expandierte der Verlag der Passauer Neuen Presse, der 1990 begann, sich in Zeitungsunternehmen in Österreich, Tschechien, der Slowakei und Italien zu engagieren.

Mehrheitsverkauf der süddeutschen Zeitung an die Südwestdeutsche Medienholding, Februar 2008

Die wirtschaftliche Stagnation der letzten Jahre führte zu einem allgemeinen Einbruch auf dem Anzeigenmarkt, weshalb insbesondere der Verlag der SZ in eine schwere Krise geriet, die er im November 2002 durch die Aufnahme der Südwestdeutschen Medien Holding GmbH in den Kreis der Eigentümer zu überwinden hoffte. Die Südwestdeutsche Medienholding, die u. a. die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten verlegt, ist inzwischen die zweitgrößte Tageszeitungsgruppe in Deutschland und hat zum 29. Februar 2008 die Anteile von vier Eigentümerfamilien am Süddeutschen Verlag gekauft. Sie besitzt jetzt 81,25 %.

Literatur

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  • Norbert Frei, Nationalsozialistische Eroberung der Provinzpresse, Gleichschaltung, Selbstanpassung und Resistenz in Bayern (Studien zur Zeitgeschichte 17), Stuttgart 1980.
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  • Paul Hoser, Vom provinziellen Lizenzblatt zur „New York Times von Bayern“. Die Anfänge der „Süddeutschen Zeitung“, in: Lutz Hachmeister/Friedemann Siering, Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945, München 2002.
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  • Kurt Koszyk, Publizistik und Medien, in: Max Spindler (Begr.)/Alois Schmid (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. Vierter Band: Das neue Bayern. Von 1800 bis zur Gegenwart. Zweiter Teilband: Die innere und kulturelle Entwicklung, München 2. Auflage 2007, 495-535.
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  • Elisabeth Matz, Die Zeitungen der US-Armee für die deutsche Bevölkerung (1944-1946) (Studien zur Publizistik 12), Münster 1969.
  • Monika Nickel, Die Passauer Theologisch-praktische Monatsschrift, Passau 2004.
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  • Heinz Starkulla, Zur Geschichte der Presse in Bayern. Ein flüchtiges Kapitel weiß-blauer Pressekunde, in: ZV+ZV, Nr. 18/19 vom 1.7.1961, 785-807.
  • Heinz Starkulla, Zur Geschichte der Presse in Bayern, in: 50 Jahre Verband Bayerischer Zeitungsverleger e. V. 1913-1963, München 1963, 7-47.
  • Dagmar Wiedenhorn-Schnell, Medien an der Longe. Deutsche Lizenzpresse in München 1945-1949, in: Friedrich Prinz (Hg.), Trümmerzeit in München. Kultur und Gesellschaft einer deutschen Großstadt im Aufbruch 1945-1949, München 1984, 252-260.
  • Heinrich Wurstbauer, Lizenzzeitung und Heimatpresse in Bayern, [Maschinenschr.], Diss. phil. München 1952.

Weiterführende Recherche

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Zeitungen, Printmedien, Pressewesen, Pressegeschichte

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser, Presse (20. Jahrhundert), publiziert am 12.02.2007 (Aktualisierte Version 15.02.2023); in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Presse_(20._Jahrhundert) (19.03.2024)