Nürnberger Zeitung
Aus Historisches Lexikon Bayerns
Seit 1804 unter wechselnden Namen bestehende Nürnberger Tageszeitung, die seit 1913 "Nürnberger Zeitung" heißt. Unter dem Titel "Korrespondent von und für Deutschland" entwickelte sich die Zeitung im 19. Jahrhundert zu einem liberalen Blatt. Nach der Fusion mit dem "Generalanzeiger für Nürnberg und Umgebung" fuhr die Verlegerfamilie Spandel einen parteipolitisch neutralen Kurs eines Generalanzeigers und verzeichnete vor allem in der Zeit der Weimarer Republik große Erfolge. Die seit 1933 gleichgeschaltete Zeitung musste 1944 ihr Erscheinen einstellen. Nach dem Ende des Lizenzzwangs konnte die "Nürnberger Zeitung" seit 1949 wieder erscheinen und sich, im Gegensatz zu den meisten anderen Traditionsblättern, auch behaupten. Angesichts schwindender Auflagen musste die "Nürnberger Zeitung" seit 1961 mit den konkurrierenden "Nürnberger Nachrichten" zusammenarbeiten. Obwohl sie von deren Verleger schrittweise übernommen wurde, besteht die "Nürnberger Zeitung" bis heute als selbständiges Organ mit eigener Redaktion. Die Nürnberger Zeitung ist eine der ältesten heute noch erscheinenden deutschen Tageszeitungen.
Gründung 1804
Am 1. Oktober 1804 erschien erstmals "Der fränkische Kreiscorrespondent von und für Deutschland" – der Vorläufer der "Nürnberger Zeitung". Das Blatt richtete sich in erster Linie an Adelige, Offiziere und Beamte. Inhaltlich lag der Schwerpunkt auf der politischen Berichterstattung. Dabei kamen dem Blatt die zentrale Lage Nürnbergs und sein europaweit gespanntes Korrespondentennetz zugute; die Informanten saßen in München, Frankfurt, Berlin, Kiel, Wien, Pressburg, Budapest und Rom.
1807 führte der "Korrespondent von und für Deutschland", wie der offizielle Name des Blattes seit 1806 lautete, nach eigenem Bekunden als erste deutsche Zeitung ein Feuilleton ein. In dieser Rubrik, optisch durch einen Strich von der übrigen Berichterstattung abgesetzt, ging es um Literatur, Theater und Mode, aber auch um allerlei Kuriosa.
Entwicklung im 19. Jahrhundert
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde die Zeitung zu einem Blatt mit nationalem Renommée, das sich der Pressefreiheit und den liberalen Bürgerrechten verpflichtet fühlte. Der Wandel vom Nachrichten- zum konservativ-liberalen Meinungsblatt mit täglichem Leitartikel war vor allem das Verdienst des langjährigen Chefredakteurs Phillip Feust (1818-1880), der dieses Amt von 1846 bis zu seinem Tode innehatte. Feust, der Sohn eines israelitischen Sprachlehrers aus Bamberg war, gehörte zu den ersten Juden, die im 19. Jahrhundert ihren Wohnsitz in Nürnberg hatten.
Fusion zum General Anzeiger 1890, Umbenennung 1913
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam die Zeitung in wirtschaftliche Schwierigkeiten und schloss sich daher 1890 mit dem "Generalanzeiger für Nürnberg und Umgebung" zum "General Anzeiger" zusammen. Beide Zeitungen zeichnete eine (national)liberale aber überparteiliche Grundhaltung aus. Der neue Verlagsleiter Erich Spandel (1855-1909) machte das Blatt zur Regionalzeitung für alle Bevölkerungsschichten und verbreitete es in ganz Nordbayern. In der Folgezeit wurde der Anzeigenteil stark ausgebaut. Ein interessanter und vielfältiger redaktioneller Teil, dessen Themen vermehrt aus den Bereichen Lokales und Regionales kamen, sollte Leser binden und somit die Schaltung von Anzeigen attraktiv machen. Spandels Konzept war erfolgreich: Um die Jahrhundertwende verdoppelte sich die Auflage nahezu und erreichte 1906 50.000 Exemplare täglich. 1913 erhielt das Blatt schließlich seinen heutigen Namen: "Nürnberger Zeitung".
Blüte in der Weimarer Republik
Ihre Blütezeit erlebte die "Nürnberger Zeitung" in den Jahren der Weimarer Republik, als sie zur auflagenstärksten Nürnberger Tageszeitung wurde (1920: 90.000). Die "Nürnberger Zeitung" präsentierte sich nun als "Unabhängige Tageszeitung für jedermann" mit einer bunten Angebotspalette aus Weltpolitik, Kunst und Feuilleton, Sport und Unterhaltung. Schwerpunkte blieben aber die lokalen Themen, während die erste und zweite Seite jeweils der überregionalen politischen Berichterstattung und Kommentierung vorbehalten waren. Parteipolitisch war die Zeitung neutral.
Wirtschaftliches Fundament der Zeitung war nach wie vor das Anzeigengeschäft, das bald nach Ende des Ersten Weltkrieges wieder florierte. Eine Fülle von Geschäfts-, Vergnügungs-, Familien- und Kleinanzeigen durchzogen das Blatt. Deutlich wollte sich die "Nürnberger Zeitung" aber von der "Gesinnungspresse" abheben und veröffentlichte bis 1925 keine politischen Anzeigen. Prägend für das publizistische Erscheinungsbild waren auch die vielen reich bebilderten Beilagen, die Unterhaltung und Sport gewidmet waren.
Die "Nürnberger Zeitung" in der NS-Zeit
Einen entscheidenden Einschnitt in der Geschichte der "Nürnberger Zeitung" bedeutete die "Machtergreifung" der Nationalsozialisten 1933. Hans Beck (geb. 1899), zunächst Wirtschaftsredakteur und seit 1933 Chefredakteur bis zur kriegsbedingten Einstellung der "Nürnberger Zeitung", war verantwortlich dafür, dass nationalsozialistische Inhalte Einzug in alle Teile der Zeitung hielten. Gleichzeitig sorgte er für die Entlassung jüdischer Redakteure. Am 31. März 1943 musste Otto Spandel (1905-1972), der Sohn von Erich Spandel, seine Rechte an die "Fränkische Tageszeitung GmbH" abtreten. In diesem Gaublatt der NSDAP ging die Nürnberger Zeitung auf und wurde bis zum 1. September 1944 als Kopfblatt des NS-Parteiorgans "Fränkische Tageszeitung" weitergedruckt.
Erfolgreiche Wiedergründung 1949
Als Konsequenz aus der NS-konformen Haltung der deutschen Presse erlaubten die Besatzungsmächte nach Kriegsende 1945 zunächst nur Lizenzblätter. Erst im Sommer 1949, mit der Verkündung der Lizenzfreiheit, gab es auch wieder eine von Otto Spandel verlegte "Nürnberger Zeitung". Zu diesem Zeitpunkt hatte sich mit den 1945 gegründeten "Nürnberger Nachrichten" schon eine starke Konkurrenz am Markt etablieren können. Dennoch konnte Spandel im Gegensatz zu anderen Altverlegern erfolgreich an frühere Zeiten anknüpfen, vor allem da die "Nürnberger Zeitung" 1951 mit der "Nordbayerischen Zeitung" fusionierte. Als Verlag entstand die "Nordbayerische Verlagsgesellschaft GmbH". 1952 erreichte die "Nürnberger Zeitung" eine Auflage von über 50.000 Exemplaren.
Entwicklung seit den 1960er Jahren
Seit 1952 begann allerdings ein stetiger Auflagenschwund, so dass Anfang der 1960er Jahre nur noch knapp über 20.000 Exemplare der "Nürnberger Zeitung" gedruckt wurden. In dieser Situation entschloss sich Otto Spandel 1961 zu einer Partnerschaft mit den Herausgebern der "Nürnberger Nachrichten", der Pressehaus GmbH unter der Leitung von Bruno Schnell (1929-2018) und Heinrich G. Merkel (1900-1985). Die Pressehaus GmbH übernahm zunächst einen Anteil von 49 % an der Nordbayerischen Verlagsgesellschaft, 1990 dann die restlichen 51 % von der Verlegerfamilie Spandel. Beide Organe, "Nürnberger Nachrichten" und "Nürnberger Zeitung", behielten eigenständige Redaktionen, die jedoch seit 1981 in einem Haus untergebracht sind.
2008 hatte die Zeitung eine Auflage von ca. 30.000 Exemplaren. Sie richtet sich an eine liberal-konservative bürgerliche Leserschaft. Außerhalb Nürnbergs erreicht sie ihre Leser seit 1968 unter dem Zweittitel "Nordbayerische Zeitung". Im Jahr 2004 konnte die "Nürnberger Zeitung" ihren 200. Geburtstag feiern. Sie ist damit eine der ältesten heute noch erscheinenden deutschen Tageszeitungen.
Zeitraum | Name |
---|---|
1804-1806 | Der fränkische Kreiscorrespondent von und für Deutschland |
1806-1889 | Der Korrespondent von und für Deutschland |
1890-1912 | Generalanzeiger für Nürnberg und Korrespondent von und für Deutschland. Unabhängige Tageszeitung für Jedermann |
1913-1926 | Nürnberger Zeitung und Korrespondent von und für Deutschland. General-Anzeiger für Nürnberg. Unabhängige Tageszeitung für jedermann |
1926-1944, seit 1949 | Nürnberger Zeitung |
Literatur
- 200 Jahre Nürnberger Zeitung 1804-2004, Nürnberg: Verlag Nordbayerische Verlagsanstalt mbH, 2004. Beilage zur Nürnberger Zeitung zum 1.10.2004.
- Vera Losse, Die Nürnberger Zeitung. Aktuell seit 200 Jahren, in: Das Archiv 4/2004, 60-61.
- Gustav Roeder, Nürnberger Zeitung (NZ), in: Michael Diefenbacher/Rudolf Endres (Hg.), Stadtlexikon Nürnberg, Nürnberg 1999, 767.
- Ingeborg Stöpel, Nürnbergs Presse in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Übergang der Freien Reichsstadt an Bayern zum Ausklang der Revolution 1848/49, München/Würzburg 1940.
- Jürgen Wachter, Die Nürnberger Zeitung. Geschichte eines Generalanzeigers (1913-1943), Magisterarbeit Würzburg 1990.
- Hans Wagner, Zwischen Lust und Last der Geschichte: Die "Nürnberger Zeitung", in: Hans Wagner/Ursula E. Koch/Patricia Schmidt-Fischbach (Hg.), Enzyklopädie der Bayerischen Tagespresse, München 1990, 463-480.
Quellen
- 25 Jahre gewerblicher Arbeit im Hause Erich Spandel, Nürnberg. 1888-1913. Gedenkschrift, Nürnberg 1913.
Weiterführende Recherche
Externe Links
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Korrespondent von und für Deutschland, Generalanzeiger für Nürnberg und Korrespondent von und für Deutschland, Der fränkische Kreiscorrespondent von und für Deutschland
Empfohlene Zitierweise
Vera Losse, Nürnberger Zeitung, publiziert am 18.12.2008; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Nürnberger_Zeitung> (10.12.2024)