US-Militärregierung
Aus Historisches Lexikon Bayerns
Bayern wurde 1945 von US-amerikanischen Truppen besetzt. Die Amerikaner errichteten Militärregierungen auf unterschiedlichen Ebenen (Stadt-/Landkreis, Regierungsbezirk, gesamte Landesebene). Der Einfluss der Besatzungsmacht wurde kontinuierlich geringer, lokale und regionale Behörden übernahmen viele Befugnisse. Die Zahl der Offiziere und Mannschaften wurde schnell deutlich verringert. Seit 1949 bis zum Deutschlandvertrag 1952 begnügten sich die Amerikaner mit Zivilisten ohne wirklichen Einfluss auf die deutsche Politik.
Besetzung Deutschlands durch US-amerikanische Truppen
US-Amerikanische Truppen besetzten seit Herbst 1944 große Teile des Deutschen Reiches. Der Vormarsch erfolgte gemäß militärischen Erfordernissen und richtete sich nicht nach den für die Amerikaner vorgesehenen Besatzungszonen. Bayern wurde von Einheiten der 3. Armee (12. Armeegruppe) und vor allem der 7. Armee (6. Armeegruppe) besetzt. Nach Besetzung der linksrheinischen Pfalz überschritt die 3. US-Armee am 22. März 1945 den Rhein; die 7. Armee folgte einige Tage später und eroberte bis zum 4. April Würzburg, dann Schweinfurt. Anschließend schwenkte sie nach Süden ein. Zwischen dem 16. und 20. April wurde nach heftigen Straßengefechten Nürnberg eingenommen, München war am 30. April 1945 vollständig besetzt, am 4. Mai wurde Berchtesgaden erreicht. Die 3. Armee stieß über Aschaffenburg Richtung Osten vor, bevor auch sie nach Süden einschwenkte; sie überquerte am 26. April die Donau, am 30. April wurde Landshut, am 3. Mai Passau eingenommen.
Vorbereitung und Ausbildung der Militärregierung
Das vom Oberkommando der Alliierten Expeditionsstreitkräfte herausgegebene "Handbook Governing Policy for the Military Occupation of Germany" definierte in der revidierten Ausgabe vom April 1945 die Militärregierung als Form der Regierung, die von bewaffneten militärischen Kräften über besetztes feindliches Territorium und seine Bewohner während der Zeit der Besetzung ausgeübt wird. Ihre Hauptaufgabe sollte kurzfristig die Unterstützung der militärischen Operationen sein, eine Militärregierung wurde ferner für nötig erachtet, um langfristig die Rückkehr Deutschlands in die internationale Gemeinschaft zu ermöglichen. Die einzelnen Militärregierungen auf lokaler und regionaler Ebene unterstanden den jeweiligen Befehlshabern der einzelnen kämpfenden Einheiten dieser Gebiete. Anders als ursprünglich gedacht mussten sie sich wegen des Zusammenbruchs der öffentlichen Verwaltung auch um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung kümmern. Sowohl Außen- als auch Kriegsministerium errichteten eigene Strukturen dafür.
Die Mitglieder der Militärregierungen wurden zwischen 1942 und 1944 in den USA (Charlottesville), später in Großbritannien (Shrivenham) ausgebildet. Viele Offiziere der Militärregierungen hatten höhere Bildungsabschlüsse, aber meist mangelte es an Deutschkenntnissen. Eine Studie des Operations Research Office der John Hopkins Universität kam 1956 zum Ergebnis, dass 77% der Offiziere mindestens vier Jahre ein College besucht hatten. Die Ausbildung dauerte meist nur einige Wochen, vermittelt wurden die Verhältnisse in Deutschland und die NS-Ideologie. Unter den ausgebildeten Offizieren fanden sich u.a. Anwälte, Lehrer, Ingenieure, Kaufleute.
Militärregierung in Deutschland und in der US-Zone
Die Alliierten einigten sich 1944 auf die Aufteilung des Deutschen Reichs in Besatzungszonen, die Errichtung eines Alliierten Kontrollrats und die gemeinsame Besetzung und Verwaltung von Berlin.
Die anglo-amerikanischen Truppen unterstanden dem Supreme Headquarters, Allied Expeditionary Forces (SHAEF) unter General Dwight D. Eisenhower (1890–1969). Die Abteilung G-5 von SHAEF übernahm im Februar 1944 die gesamte Planung für die Zivilangelegenheiten in Westeuropa. G-5 Abteilungen bestanden auch bei den Armeegruppen und Armeen, bei Corps und Divisionen. Sie waren dort für den Einsatz und die Verteilung der lokalen Einheiten der Militärregierung (Detachments) zuständig.
Seit 1943 gab es aber auch eine European Civil Administration Division (ECAD) des US-amerikanischen Kriegsministeriums. Diese bildete die Detachments in England aus. ECAD bestand aus drei Regimentern, die ab dem 15. August 1945 den Kommandeuren der Militärdistrikte unterstellt wurden. Das dritte Regiment von ECAD, 3rd ECAR, erhielt nach endgültiger Auflösung von ECAD am 1. September 1945 die Bezeichnung 3rd Military Government Regiment, es war für den Eastern Military District, also Bayern, zuständig.
Die Amerikaner bereiteten eine Militärregierung für ihre Zone vor, dafür wurde im August 1944 die US Group Control Council (USGCC) (Germany) gegründet, am 23. April 1945 übernahm Lucius D. Clay (1898–1978) deren Leitung. USGCC war in zwölf Fachabteilungen gegliedert. Zwei Wochen nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht setzten die Alliierten am 23. Mai 1945 die geschäftsführende deutsche Regierung, die ohnehin kaum noch Macht und Einfluss hatte, ab und verhafteten ihre Mitglieder. Damit war das Deutsche Reich nicht nur wie bisher faktisch, sondern auch rechtlich handlungsunfähig und alle Gewalt auf die Militärgouverneure übergegangen. Die Macht lag de facto bei den Oberbefehlshabern der vier Besatzungszonen. Am 5. Juni 1945 unterzeichneten die alliierten Militärbefehlshaber eine "Erklärung in Anbetracht der Niederlage Deutschlands" (Berliner Erklärung) zur Übernahme der obersten Regierungsgewalt.
Das amerikanisch besetzte Gebiet wurde nach dem Abzug der Amerikaner aus anderen besetzten Gebieten am 1. August 1945 in zwei Militärdistrikte eingeteilt. Der östliche (Eastern Military District) unter General George S. Patton (1885–1945) umfasste das rechtsrheinische Bayern (ohne den Landkreis Lindau). ETOUSA (European Theater of Operations, US Army), die Kommandobehörde für die US-Truppen in Europa, wurde am 1. Juli 1945 in USFET (US Forces European Theater) umbenannt. Die Abt. G-5 von USFET wurde mit USGCC vereinigt und bildete das Office of Military Government for Germany (US) (OMGUS). Es stand den Militärregierungen in den einzelnen Ländern vor.
An der Spitze von OMGUS stand der Military Governor General Joseph T. McNarney (1893–1972), sein Stellvertreter war Lucius D. Clay. OMGUS unterstanden verschiedene Divisions (Fachabteilungen) sowie mehrere Offices (vor allem Information Control, Intelligence, Political Advisor).
Joseph T. McNarney (1893-1972). (gemeinfrei via Wikimedia Commons)
General Lucius D. Clay (1898-1978). (gemeinfrei via Wikimedia Commons)
Verteilung der Militärregierungen auf Länder, Regierungsbezirke, Stadt- und Landkreise
Der im September 1944 entworfene "Carpet Plan" sah vor, die Detachments wie einen Teppich über Deutschland zu verteilen. Diese sollten die Vorgaben der US-Besatzungspolitik vor Ort umsetzen. Mit dem Vormarsch nach Bayern wurden zumindest in größeren Städten Militärregierungen eingesetzt. Vorgesehen waren Detachments unterschiedlicher Stärke. Ende 1944 gab es die Einteilung in E- bis I-Detachments. Ein E-Detachment war für eine Provinz, einen Regierungsbezirk oder größeren Stadtkreis vorgesehen, es sollte bis zu 30 Offiziere und 50 Soldaten umfassen. I-Detachments wurden nur vier Offiziere und sechs Soldaten zugestanden. Die Militärregierung in Oberbayern z.B. war das Detachment F1H2, 3rd Mil.Govt.Regt., in Ansbach (Regierungsbezirk Oberfranken-Mittelfranken) E1B3. In Schwaben gab es z.B. ab August 1945 das Det. E-206 für den Regierungsbezirk, ein F-Detachment (Stadt und Landkreis Augsburg), vier G-, neun H- und fünf I-Detachments. Bei Kriegsende gab es 349 Detachments der US Militärregierung in Deutschland, am 15. August 1945 noch 269.
Die Detachments mussten anfangs größere Gebiete betreuen. So traf das Detachment F1A3 am 4. April, zum Ende der Kämpfe um Würzburg, in der Stadt ein. Es war für die Stadt und den Landkreis Würzburg direkt zuständig und als Aufsicht auf die anderen Detachments im Regierungsbezirk Mainfranken (ab 1946: Unterfranken). Am 14. Juni 1945 wurde ein eigenes Detachment für den Stadt- und Landkreis Würzburg eingesetzt (ab August 1945 Detachment F-210). Nach dem Abzug der Amerikaner aus Gebieten, die zu anderen Besatzungszonen zählten (z.B. Thüringen, Ruhrgebiet), wurde genug Personal frei, um in jedem Stadt- bzw. Landkreis in Bayern eine eigene Militärregierung zu bilden. War im Mai 1945 ein Detachment noch im Schnitt für drei Landkreise zuständig, gab es im Juni ein Detachment je Stadt-/Landkreis. Für kreisfreie Städte und ihrem zugehörigen meist gleichnamigen Landkreis gab es eine gemeinsame Militärregierung.
Regional Military Office
Das Detachment F1F3 übernahm am 1. Mai 1945 die Verwaltung von München, es hatte von Anfang an überörtliche Bedeutung. Colonel Walter H. Kurz (gest. 27.9.1945) und sein Stellvertreter Major Eugene Keller (1895-1971) waren relativ gut vorbereitet für ihre Aufgaben; das Detachment umfasste 24 Offiziere. Am 15. Mai 1945 wurde das Regional Military Government Detachment (RMG) von der Abteilung G-5 der 6. Armeegruppe nach München entsandt, es bestand aus 32 Offizieren und 23 Soldaten.
Major Eugene Keller (1895-1971), München im Mai 1945. (Stadtarchiv München, DE-1992-FS-NK-STL-0164)
Leiter des RMG war Charles E. Keegan (1893-1966), der lange bei der Presse und als Public Relations Berater in New York gearbeitet hatte. RMG war der Vorläufer von Office of Military Government Bavaria (OMGB), der Militärregierung für Bayern. RMG beaufsichtigte die Detachments in den Regierungsbezirken und Stadt- und Landkreisen. Wichtigster Mann des RMG war bis Juli 1945 Arthur W. Bromage (1904–1979), der mit Fritz Schäffer (CSU, 1888-1967) den ersten Nachkriegsministerpräsidenten Bayerns auswählte. Sein Nachfolger als wohl wichtigster Offizier der Militärregierung wurde Captain Albert C. Schweizer (1900–1949), erst Leiter der Abt. Administration and Local Government, dann von 1946 bis zum 21. September 1949 der neu gegründeten Civil Administration Division (CAD). Bromage, dann Schweizer wurden die Hauptansprechpartner der Bayerischen Staatsregierung. Seit dem 19. Juni 1945 wurden die Korps und Divisionen der 3. Armee weitgehend von Aufgaben der Militärregierung freigestellt, sie kümmerten sich aber weiterhin um Sicherheitsfragen und die Displaced Persons (DP). RMG unterstand noch der G-5 Abteilung der 3. Armee.
Office of Military Government Bavaria (OMGB)
General Eisenhower erließ am 19. September 1945 eine Proklamation, durch die Länder in der US-Zone eingerichtet wurden, darunter auch Bayern (ohne die Pfalz). OMGUS übertrug den Ländern die gesetzgebende, richterliche und vollziehende Gewalt. Seit 1. Oktober 1945 waren als oberste Militärregierungsbehörden in den Ländern Offices of Military Government unter Leitung eines Direktors tätig. In Bayern wurde dazu RMG mit der G-5 Abteilung der 3. Armee zum OMGB vereinigt. Erster Direktor von OMGB wurde am 10. Oktober 1945 General Walter J. Muller (1895–1967). Muller leitete OMGB bis zum 27. November 1947. Sein Nachfolger als Landesdirektor wurde Murray D. Van Wagoner (1898-1986), ein Zivilist, der von 1940–1942 Gouverneur von Michigan gewesen war. Er blieb Land Director bis Ende September 1949.
War es im September 1945 noch zu einer de facto Personalunion der G-5 Stabsabteilung und RMG gekommen, wurden sie am 15. Oktober 1945 auch formal verschmolzen. Das Detachment E1F3 für Bayern hatte in der Holbeinstraße 11 in München residiert. Die G-5 Stabsabteilung der 3. Armee wurde im Sommer 1945 von Erlangen nach München in die Tegernseer Landstraße verlegt, dort arbeitete ab dem 21. November 1945 auch OMGB. Nach der Auflösung von ECAD wurden ab dem 16. August 1945 die Detachments neu benannt, der Bezug zum jeweiligen Military Government Regiment entfiel. RMG, später OMGB, erhielt die Bezeichnung E-201.
OMGB gliederte in den ersten Monaten bis dato anderen Stellen unterstehende Einheiten und Organisationen ein, so das 6870th District Information Services Control Command der 3. Armee als Information Control Division. Nach Auflösung der Governmental Affairs Division am 15. Februar 1946 wurde OMGB im Frühjahr 1946 neu gegliedert. Es gab Divisions (Hauptabteilungen) für Economics, Internal Affairs and Communications, Finance und Information Control, diese hatten Branches (Abteilungen), z.B. die Internal Affairs Division mit der Public Safety and Special Branch, wichtig für die Entnazifizierung. Dazu gab es vier selbständige Abteilungen für Transportation, Manpower, Public Health und Legal sowie fünf Staff Branches für die internen Verwaltungsaufgaben. Im April kam die Public Relations Branch hinzu. Die einzelnen Divisions und Branches überwachten die Arbeit der jeweiligen bayerischen Ministerien bzw. kümmerten sich um Aufgaben, die den Amerikanern besonders wichtig waren, etwa die "Reorientation", die die Demokratisierung unterstützen sollte. Die Divisions und Branches griffen bei Bedarf in Personal- und Sachfragen direkt ein.
Murray D. Van Wagoner (1898-1986). (gemeinfrei via Wikimedia Commons)
Militärregierung auf lokaler und regionaler Ebene
Für jeden bayerischen Regierungsbezirk wurde eine Militärregierung eingerichtet, zuerst in Unterfranken Detachment F1A3, d.h. das 1. F-Det. von A-Company, 6903rd Regiment. Im Sommer 1945 wurden diese Detachments umbenannt, z.B. das in Unterfranken in E-202. Ihr unterstanden Detachments, die für einen Stadt- bzw. Landkreis zuständig waren. Die Detachments wurden je nach Größe in F- (z.B. Würzburg) bis I-Detachments (z.B. Alzenau [Lkr. Aschaffenburg], Ochsenfurt [Lkr. Würzburg]) eingeteilt. Mitte 1946 wurden die Detachments umbenannt, aus F-210 (Stadt- und Landkreis Würzburg) wurde A-210. Die Militärregierungen in Oberfranken-Mittelfranken bekamen den Kennbuchstaben B, die in der Oberpfalz-Niederbayern D, in Oberbayern E und in Schwaben G. Die Klassifizierung der Detachments in einem Regierungsbezirk wurde aufgehoben. Anfangs agierten die lokalen Detachments ohne große Vorgaben, manche Offiziere betrachteten sich als "Kreiskönige" (so in Garmisch, vgl. Dorn). Die Detachments setzten die Spitzen der Verwaltung ein und gaben die Richtlinien vor. Zu Beginn des Jahres 1946 aber sollten sie sich nach Clays Meinung weitgehend aus der Kontrolle zurückziehen und sich auf Vermögenskontrolle, politische Tätigkeit und Entnazifizierung konzentrieren; die Detachments verloren ihre Exekutivgewalt und ihre Weisungsbefugnis an die zuständigen bayerischen Behörden. Im Mai/Juni 1946 wurden sie in Liaison and Security Offices (L&S) umbenannt, die meisten hatten nur noch zwei Offiziere und zwei Soldaten. Die Detachments auf Ebene der Regierungsbezirke überwachten die Detachments in den Stadt- und Landkreisen, hatten aber keine Kompetenzen gegenüber deutschen Behörden, auch nicht den Bezirksregierungen.
Die Field Operations Division (FOD)
Zum 1. April 1948 wurde die Militärregierung in Bayern umstrukturiert und die Field Operations Division (FOD) eingeführt. In München wurde eine FOD für die gesamte Landesebene eingerichtet. Auf Ebene der Regierungsbezirke wurden die Militärregierungen in Branches umgewandelt, jede Branch umfasste einen Regierungsbezirk, z.B. Branch A Unterfranken oder E Oberbayern. Es gab fünf Branches für die damaligen Regierungsbezirke, eingeteilt in 19 Areas. Unterfranken wurde z.B. in die Areas Würzburg und Bad Kissingen gegliedert, Oberbayern in die Areas Freising, Garmisch, München, Tölz und Rosenheim.
Den Branches unterstanden als Nachfolger der L&S 91 Offices und 51 Sub-Offices, d.h. es gab nicht mehr in jedem Landkreis eine Militärregierung. Bis 1. Juli 1947 wurden die Mannschaften (Soldaten) aus den Detachments abgezogen. Die Field Officers kümmerten sich um die Einhaltung der Richtlinien der Militärregierung in allen Lebensbereichen und den Aufbau politischer, administrativer und ökonomischer Strukturen. Sie zogen sich auf die Rolle des kontrollierenden Beobachters zurück.
Stärke der Einheiten
Die personelle Stärke der einzelnen Militärregierungen variierte. Die meisten Offiziere und Soldaten blieben nur einige Monate, ihre Zahl sank spätestens ab Anfang 1946 erheblich. Im Oktober 1945 wurde der Höchststand erreicht: 1.401 Offiziere und 2.335 Soldaten in den Detachments und 489 Personen im OMGB. In der ersten Hälfte des Jahres 1946 wurde vor allem die Zahl der Militärangehörigen in den lokalen Detachments gesenkt, OMGB in München blieb personell gut ausgestattet. Ende 1947 umfassten die Militärregierungen in Bayern insgesamt noch 424 Offiziere, 199 Soldaten und 342 Zivilangestellte. Diese Zahl wurde Mitte 1948 etwa halbiert, Offiziere in der Regel durch Zivilisten ersetzt.
Das Ende der Militärregierung
Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurden alle Militärregierungen der Westmächte aufgehoben. Das Ende der Vier-Mächte-Herrschaft zeigte die Verlegung des Hauptquartiers von OMGUS von Berlin nach Frankfurt am Main an (14. August 1949). Clay kehrte bereits am 15. Mai 1949 in die USA zurück. In Frankfurt bzw. ab 1951 in Mehlem bei Bonn, residierte der High Commissioner for Germany (HICOG), seit 1. Juli 1949 John Jay McCloy (1895–1989). HICOG war nicht in Abteilungen (Divisions) gegliedert, sondern in Ämter (Offices). Die Militärgouverneure wurden durch Land Commissioners abgelöst, die HICOG unterstanden. Land Commissioner in Bayern wurde Clarence M. Bolds (1903–1958), ab Juli 1950–1951 Prof. George N. Shuster (1894–1977), dann Oron J. Hale (1902–1991) 1951/52.
George N. Shuster auf der Jahressitzung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Mai 1951. Foto: Felicitas Timpe (1923-2006). (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv timp-001671)
Die bisherigen Militärregierungen auf Ebene der Regierungsbezirke wurden in Distrikte umgewandelt: District I in München, II in Regensburg, III in Nürnberg, IV in Würzburg und V in Augsburg, sie unterstanden einem District Director. In den Stadt- und Landkreisen gab es ab ca. 1. Oktober 1949 nur noch Kreis Resident Offices, die die "Augen und Ohren" von HICOG genannt wurden. Sie vertraten den Hochkommissar vor Ort, sollten die Demokratisierung fördern (Reorientation-Politik) und die Verbindung zwischen den noch hier stationierten Truppen und der Zivilbevölkerung herstellen. In Bayern gab es ca. 90 Kreis Resident Officers, sie hatten 460 deutsche Angestellte; die Officers waren alles Zivilisten. Am 21. September 1949 trat das Besatzungsstatut für die Bundesrepublik Deutschland in Kraft, die Alliierten behielten sich nur einige Vorbehalte zurück (auch Aufsicht auf die Gesetzgebung und Kontrolle der Verwaltung). Mit dem Deutschlandvertrag 1952 endete auch diese Phase, HICOG und die ihm unterstehenden Behörden wurden aufgelöst.
Literatur
- Karl-Ernst Bungenstab, Die Ausbildung der amerikanischen Offiziere für die Militärregierungen nach 1945, in: Jahrbuch für Amerikastudien 18 (1973), 195–212.
- Klaus-Dietmar Henke, Die amerikanische Besetzung Deutschlands (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 27), München 1995.
- Ludwig Hilmer, Unterm Sternenbanner. Politik und Verwaltung 1945-1950, in: Peter Schmid (Hg.), Geschichte der Stadt Regensburg 1, Regensburg 2000, 447-461.
- Paul Hoser, Bayern in der Besatzungszeit. Strukturen und Probleme, in: Forum Heimatforschung 11 (2006),5-41.
- Paul Hoser (Hg.), Kriegsende und Neubeginn. Die Besatzungszeit im schwäbisch-alemannischen Raum (Forum Suevicum 5), Konstanz 2003.
- Walter M. Hudson, The US Military Government and democratic reform and denazification in Bavaria 1945-1947, Fort Leavenworth, Kan. 2001.
- Eva Karl, Zusammenbruch - Umbruch – Aufbruch. Ländliche Gesellschaft zwischen Ende und Anfang. Stadt und Landkreis Dinkelsbühl 1943–1948 (Mittelfränkische Studien 27), Neustadt a.d. Aisch 2021.
- Thomas Schlemmer, Die Amerikaner in Bayern. Militärregierung und Demokratisierung nach 1945, in: Heinrich Oberreuter/Jürgen Weber (Hg.), Freundliche Feinde? Die Alliierten und die Demokratiegründung in Deutschland, München 1996, 67-99.
- Herbert Schott, Die Amerikaner als Besatzungsmacht in Würzburg (1945–1949) (Mainfränkische Studien 33), Würzburg 1985.
- Herbert Schott, Die Struktur der amerikanischen Armee in Unterfranken nach 1945. Ein erster Versuch, in: Hermann Rumschöttel, Bewahren und Umgestalten (Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern/Sonderheft 9) München 1992, 342-352.
- Thomas Alan Schwartz, Die Atlantik-Brücke. John McCloy und das Nachkriegsdeutschland, Frankfurt a.M./Berlin 1992.
- Christoph Weisz (Hg.), OMGUS-Handbuch. Die amerikanische Militärregierung in Deutschland 1945-1949 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 35), München 2. Auflage 1995.
- Siegfried Wenisch, Die Akten der amerikanischen Militärregierung in Bayern (1945–1949), in: Mitteilungen für Archivpflege in Bayern 27/28 (1981/82), 52–63.
- Hans Woller, Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone. Die Region Ansbach und Fürth (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 25), München 1986.
- Peter Zeitler, Die US-Militärregierung in Oberfranken (1945-1952), Geburtshelfer im Zeichen der Demokratie (Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger 296), Bayreuth 2002.
Quellen
Die Akten der US-Militärregierung werden in den USA verwahrt, die wichtigsten wurden mikroverfilmt und können in Deutschland eingesehen werden. Die Akten von OMGUS und dessen Vorläufern sowie HICOG liegen als Kopie im Institut für Zeitgeschichte in München. Kopien der umfangreichen Akten von RMG und OMGB samt aller Abteilungen werden im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München verwahrt, die der regionalen Militärregierungen (auf Regierungsbezirksebene sowie die der Stadt- und Landkreise) in den einzelnen bayerischen Staatsarchiven. Zentral sind v.a. die Monats-, Quartals- und Jahresberichte der Jahre 1945/46. Außerdem gibt es Sachakten zu allen Bereichen des öffentlichen Lebens.
- Allied Forces. Supreme Headquarters (Hg.), Handbook Governing Policy and Procedure for the Military Occupation of Germany, 1944.
- Walter Louis Dorn, Inspektionsreisen in der US-Zone. Notizen, Denkschriften und Erinnerungen aus dem Nachlaß. Übersetzt und herausgegeben von Lutz Niethammer (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 26), München 1973.
- Karl-Ulrich Gelberg (Bearb.), Die Protokolle des Bayerischen Ministerrats, Bd. 1: Das Kabinett Schäffer. 28. Mai bis 28. September 1945, München 1995, 1-71.
- Petra Marquardt-Bigman, Amerikanische Geheimdienstanalysen über Deutschland 1942-1949 (Studien zur Zeitgeschichte 45), München 1995.
- Dieter Rossmeissl (Hg.), Demokratie von außen. Amerikanische Militärregierung in Nürnberg 1945-1949, München 1988.
- Johann Weber, Der Altlandkreis Friedberg 1945-1948 im Spiegel der Berichte der amerikanischen Militärregierung, in: Altbayern in Schwaben. Jahrbuch für Geschichte und Kultur, 2008, 124-168.
- Hans Woller/Klaus-Dietmar Henke (Hg.), Lehrjahre der CSU: Eine Nachkriegspartei im Spiegel vertraulicher Berichte an die amerikanische Militärregierung (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 48), München 1984.
Externe Links
Weiterführende Recherche
amerikanische Besatzungsbehörde, amerikanische Besatzer, amerikanische Befreier, Amerikanische Militärregierung OMGUS, Office of Military Government for Germany
Empfohlene Zitierweise
Herbert Schott, US-Militärregierung, publiziert am 29.11.2024, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/US-Militärregierung> (3.12.2024)