• Versionsgeschichte

Münzrecht (Mittelalter/Frühe Neuzeit)

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Herzogtum Bayern, Herzog Heinrich II., 2. Regierung (985-995). Denar, Münzstätte Regensburg, Münzmeister GVAL. Silber. Durchmesser ca. 23 mm; Gewicht 1,77 g. Kreuz mit Symbolen in den Winkeln/Kirchengebäude mit eingeschriebenem Münzmeisternamen. (Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Foto: Lübke & Wiedemann, Auktion 143, 2008, Nr. 2192)
König Heinrich II. Denar, Münzstätte Regensburg, Münzmeister OZI. Silber. Durchmesser ca. 20 mm; Gewicht 1,45 g. Kopf des Königs nach rechts/Kreuz mit Symbolen in den Winkeln. (Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Foto: Lübke & Wiedemann, Auktion 130, 2007, Nr. 2357)
Herzogtum Bayern und Hochstift Regensburg. Gemeinschaftlicher Pfennig (um 1120/1130), Münzstätte Regensburg. Silber. Durchmesser ca. 20 mm. Gewicht 0,99 g. Hüftbild des Königs (?) nach links/Brustbilder von Bischof und Herzog, halten gemeinsam Stab (Krummstab? Lanze mit Fähnchen?). (Foto: Westfälische Auktionsgesellschaft, Auktion 46, 2008, Nr. 1138)
Hochstift Regensburg, Bischof Leo (reg. 1262-1277) oder Heinrich II. (reg. 1277-1296). Pfennig (um 1270/1290), Münzstätte Regensburg. Silber. Durchmesser ca. 20 mm. Gewicht 0,78 g. Hl. Petrus im Boot/Stehender Bischof und Herzog halten Krummstab zwischen sich. (Foto: Gießener Münzhandlung Gorny & Mosch, Auktion 148, 2006, Nr. 3318)
Herzogtum Bayern-Landshut, Herzog Heinrich der Reiche (reg. 1393-1450). Pfennig (1406-1450), Münzstätte Neuötting. Silber. Durchmesser ca. 15 mm; Gewicht 0,44 g. Buchstabe h (für Heinrich)/Hund vor Baum, das Zeichen der Stadt Neuötting. (Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Foto: Lübke & Wiedemann, Auktion 130, 2007, Nr. 2390)
Stadt Nürnberg unter Kaiser Friedrich III., Halbschilling (ab 1465). Silber. Durchmesser ca. 21 mm. Gewicht 1,25 g. Stadtwappen im verzierten Vierpass/Adler. (Foto: Auktionshaus Lanz Auktion 124, 2005, Nr. 1742)
Kaiser Friedrich III., Goldgulden 1493, Münzstätte Nördlingen. Gold. Durchmesser ca. 23,5 mm. Gewicht ca. 3,25 g. Johannes der Täufer/Reichsapfel im Dreipass. (Foto: Westfälische Auktionsgesellschaft, Auktion 47, 2008, Nr. 1123)

von Hubert Emmerig

Münzrecht ist die Befugnis, Münzen zu prägen und das Geldwesen im eigenen Herrschaftsbereich zu regeln. Während dieses Recht unter den Karolingern fast vollständig ein königliches Monopol war, begann noch im 9. Jahrhundert seine Zersplitterung auf andere geistliche und weltliche Herrschaftsträger als Teil von deren Landesherrschaft. Auch im Raum des heutigen Bayern war zuerst das Reich im 10. Jahrhundert als Münzherr tätig; noch im 10. Jahrhundert traten aber die bayerischen Herzöge und dann die meisten Bischöfe dazu, schließlich weitere weltliche und geistliche Münzherren und im Spätmittelalter auch Städte. Während das Reich bereits im 16. Jahrhundert in diesem Raum aus dem Kreis der Münzherren ausschied, prägten die wichtigeren der weltlichen Fürsten, die Mehrzahl der geistlichen Fürsten und die Städte vielfach bis zum Ende des Alten Reichs. Das Münzrecht Bayerns erlosch erst 1871/1919.

Das Münzrecht zählt zum Kanon der Regalien, also der ursprünglich dem König zustehenden Rechte. Es umfasst eine Reihe von Befugnissen, die das Geldwesen betreffen:

  • Ausgabe von Münzen und Festsetzung ihres Kurses
  • Münzhoheit im eigenen Territorium, also die Gewalt, zu bestimmen, welche Münzen hier zugelassen und welche verboten sind
  • Bestimmung von Bild, Metall, Nennwert und Münzfuß, also des Edelmetallgehalts der eigenen Münzen
  • Festlegung der Münzstätten
  • Treffen von Regelungen über den Münzumlauf und Strafandrohungen für Zuwiderhandelnde

In der frühen Karolingerzeit war dieses Münzregal nahezu vollständig in der Hand des Königs konzentriert. Ab dem 9. Jahrhundert ging es aber zusätzlich auch an geistliche und weltliche Fürsten über, teils durch königliche Verleihung (Münzprivileg), teils durch "Usurpation" (faktische Aneignung). Im späten Mittelalter galt es als wesentlicher Ausdruck der Landesherrschaft dieser Fürsten und blieb in der Regel bis zum Ende des Alten Reiches bestehen. Ab dem späten Mittelalter erwarben auch (Reichs-)Städte das Münzrecht. Es gibt nur wenige Münzstände, die erst in der Neuzeit das Münzrecht bekamen bzw. eine Münzprägung begannen.

Die Entwicklung des Münzrechts im Raum des heutigen Bayern ist im Rahmen der drei beteiligten Landschaften, der Stammesherzogtümer Bayern und Schwaben sowie des alten Franken zu betrachten. Diesen entsprachen dann in der Neuzeit weitgehend die drei korrespondierenden Reichskreise (Bayerischer, Fränkischer und Schwäbischer Kreis), die seit dem 16. Jahrhundert die Ebene für münzpolitische Weichenstellungen und Entscheidungen waren. Ein Blick ist auch auf die bayerischen Einflüsse in Regionen zu werfen, die heute zu Österreich gehören.

Altbayern

Am Anfang der Münzprägung in Bayern steht die Münzstätte Regensburg mit einer Prägung unter Kaiser Ludwig dem Frommen (reg. 814-840), die wohl um 820 zu datieren ist. Diese Prägung des Reichs wurde erst unter den späten Karolingern fortgesetzt. Mit deren Aussterben und dem gleichzeitigen Erstarken des bayerischen Herzogtums ging die Münzstätte Regensburg an den Herzog über. Durch die Erhebung Herzog Heinrichs IV. (reg. 995-1004, 1009-1017/1018) zum König (Heinrich II., reg. 1002-1024, Kaiser ab 1014) wurde Regensburg wieder zu einer Münzstätte des Reichs und blieb es für das ganze 11. Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert könnte allenfalls noch eine sporadische Prägung im Namen des Reichs in Regensburg stattgefunden haben; dann schied das Reich aus der Reihe der Münzherren in Bayern auf Dauer aus.

Bereits Herzog Arnulf (reg. 907-937) konnte die Regensburger Münzstätte wohl nach dem Tod König Ludwigs IV. des Kindes (reg. 900-911) an sich bringen und sicherte damit den bayerischen Herzögen die Münzprägung für das ganze 10. Jahrhundert, in dessen Verlauf sie auf weitere Münzstätten (Salzburg, Nabburg, Eichstätt, Freising, Neuburg a.d. Donau, Cham und das eigentlich Schwaben zuzurechnende Augsburg) ausgeweitet wurde. Zur Zeit der königlichen Prägung im 11. Jahrhundert, die auch die weiteren Münzstätten einbeziehen konnte, verfügten die Herzöge nur ganz sporadisch über das Münzrecht. Erst um 1100 konnten sie es wieder vom Reich zurückerwerben, mussten es in ihrer Hauptmünzstätte Regensburg aber zunächst mit dem Regensburger Bischof teilen. Zur Zeit der bayerischen Landesteilungen (13.-15. Jahrhundert) verfügten alle Linien über das Münzrecht und über eigene Münzstätten. Ungewöhnlich ist allerdings die Verleihung des Goldmünzrechts durch Kaiser Friedrich III. (reg. 1440-1493, Kaiser ab 1452) an den Landshuter Herzog Ludwig den Reichen (reg. 1450-1479) im Jahr 1464, das ungenutzt blieb. Ab 1506 war München die Hauptmünzstätte des wiedervereinigten Bayern, das bis 1919 das Münzrecht hatte, auch wenn freilich seit 1871 die Münzgesetzgebung beim Deutschen Reich lag.

Nur wenige weitere weltliche Münzherren spielten neben den bayerischen Herzögen eine Rolle in Bayern. Graf Heinrich von Schweinfurt (980-1017) brachte es im Laufe seiner Empörung gegen König Heinrich II. 1003 zu einer kurzen Münzprägung in Nabburg. In der Oberpfalz münzten die Pfälzer Kurfürsten bzw. die Nebenlinien Neumarkt-Neunburg und später Mosbach. Kraft ihres böhmischen Münzrechts prägten die böhmischen Könige Karl IV. (reg. 1347-1378) und Wenzel (reg. 1363/1378-1419) in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auch in ihren westlichen Besitzungen, dem sog. Neuböhmen (Münzstätten Lauf, Erlangen, Auerbach in der Oberpfalz). Die Landgrafen von Leuchtenberg erhielten 1361 vom Kaiser das Münzrecht, das sie zunächst offenbar in mehreren Orten in der Oberpfalz, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts aber insbesondere in ihrer Stadt Hals (heute: Stadt Passau) ausübten; dann wurde Pfreimd (Lkr. Schwandorf) bis ins 16. Jahrhundert ihre Hauptmünzstätte. Das Herzogtum Pfalz-Neuburg weist ab seiner Gründung 1505 eine bis ins späte 17. Jahrhundert reichende Münzprägung in mehreren Münzstätten auf; die Sulzbacher Linie dagegen gab nur im späten 17. Jahrhundert einige goldene Gedenkprägungen heraus. Zwischen 1545 und 1549 ließ Graf Ladislaus von Haag (reg. 1522-1566), der 1541 eine Münzrechtsbestätigung erhalten hatte, einige repräsentative Großsilbermünzen prägen.

Im 10. Jahrhundert erwarben fast alle bayerischen Bistümer das Münzrecht. Vier Münzprivilegien für die Bischöfe von Eichstätt (908), Freising (996), Salzburg (996) und Passau (999) sind überliefert – die vorliegenden Münzen stimmen damit aber nicht völlig überein. In Eichstätt, Freising und Salzburg steht am Anfang eine herzogliche (und dann teilweise königliche) Münzprägung, bis dann die Münzstätte jeweils an den Bischof überging. Nach Ausweis der Münzen geschah das im ersten Viertel des 11. Jahrhunderts. Der Regensburger Bischof konnte angesichts der herzoglichen Präsenz in seiner Stadt erst in der Mitte des 11. Jahrhunderts das Münzrecht erwerben – hier liegt jedoch keine Urkunde vor. Bischof Gebhard III. (reg. 1036-1060) dürfte nach dem Tod Herzog Heinrichs VII. (reg. 1042-1047) den herzoglichen Anteil der Regensburger Münzstätte bekommen haben, während die gleichzeitige Reichsprägung in der Stadt weitgehend kontinuierlich weiter lief. Alle diese Bistümer behielten ihr Münzrecht bis zum Ende des Alten Reichs, auch wenn sie es – mit Ausnahme Salzburgs – nur sporadisch ausübten. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts trat das Bistum Chiemsee unter Christoph II. Schlattl (reg. 1558-1589) kurz als Münzstand in Erscheinung.

Als erste bayerische Stadt erhielt Schongau, das schon im 12. und 13. Jahrhundert eine Münzstätte beherbergt hatte (siehe unten), im Jahr 1331 durch Kaiser Ludwig den Bayern (reg. 1314/1328-1347) das Münzrecht verliehen – ob eine Prägung folgte, ist unklar. Ansonsten setzten städtische Prägungen erst im 16. Jahrhundert ein: 1508 begann die Reichsstadt Regensburg zu prägen, die zudem 1512 ein Goldmünzprivileg erwarb. Im Österreichischen Erbfolgekrieg kam es 1743 zu einer kurzfristigen Notprägung in der von den Österreichern belagerten Stadt Braunau unter dem Kommandanten Herzog Ludwig Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1710-1759).

Franken

Die Münzstätte im fränkischen Würzburg trat in der Karolingerzeit erstmals mit einer königlichen Prägung Ludwigs IV. des Kindes hervor und blieb für das Reich wohl bis ins frühe 11. Jahrhundert aktiv. Unter König Heinrich IV. (reg. 1056-1106, Kaiser ab 1084) arbeitete sie noch einmal für das Reich. Auch im 1007 zum Bistum erhobenen Bamberg wurde – auch wenn am Anfang der dortigen Prägung vielleicht schon ein bischöflicher Pfennig steht – für die Kaiser Heinrich II. und Heinrich III. (reg. 1039-1056, Kaiser ab 1046) geprägt. Die wichtigste Münzstätte des Reichs in Franken war Nürnberg, wo die Prägung wohl etwa zur Zeit der Ersterwähnung im Reichsbesitz um 1050 einsetzte und bis 1424 andauerte. Hier entstanden nicht nur Pfennige, sondern zuletzt auch Goldgulden. Auf eine Münzstätte des Reichs in Schweinfurt verzichtete König Heinrich (VII.) (reg. 1220-1235) im Jahr 1234. In den darauf folgenden Jahrzehnten war sie gemeinsamer Besitz des Würzburger Bischofs und der Grafen von Henneberg. Diesen urkundlichen Belegen steht bisher keine zuverlässige Münzreihe gegenüber.

Die hohenzollerschen Burggrafen in Nürnberg erhielten 1361 von Kaiser Karl IV. (reg. 1346-1378) das Münzrecht, das sie in ihren späteren Markgraftümern Brandenburg-Ansbach und -Kulmbach (Bayreuth) bis zum Ende des Alten Reichs ausübten. In Lohr am Main (Lkr. Main-Spessart) prägten die Grafen von Rieneck, die 1398 mit dem Münzrecht ausgestattet wurden. Im gleichen Jahr erhielten die Grafen Castell das Münzrecht in Volkach (Lkr. Kitzingen). Beide dürften nur für kurze Zeit geprägt haben. Eine Münzprägung der Andechs-Meranier in Franken gilt heute als nicht wahrscheinlich. Besonderheiten sind die Münzprägung des Heinrich Herrmann Schutzbar gen. Milchling (reg. 1591-1656) als Inhaber der reichsritterschaftlichen Herrschaft Wilhermsdorf (Lkr. Fürth) (Herrschaft Burgmilchling) in den Jahren 1605 bis 1611 sowie mehrere kurzfristige Prägungen im Namen des Fränkischen Reichskreises im 17. und 18. Jahrhundert.

Für die Würzburger Bischöfe liegt nur eine Münzrechtsbestätigung von 1030 vor; eine Gruppe anonymer Denare mit der Nennung des Hl. Kilian jedoch gehört ins erste Viertel des 11. Jahrhunderts. Sie bietet sich als erster Beleg der bischöflichen Münztätigkeit an, welche die Prägung des Reichs in der Stadt ablöste, von einer solchen aber in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts noch einmal unterbrochen wurde. Die Bamberger Münzreihe setzte nach der Bistumsgründung 1007 wohl noch unter Bischof Eberhard I. (reg. 1007-1040) ein. Sie scheint sich zunächst mit einer königlichen Prägung abzuwechseln oder mit dieser parallel zu laufen. Von Bischof Hartwig (reg. 1047-1053) scheint ein Denar vorzuliegen, der auch Kaiser Heinrich III. nennt. Ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts war die Bamberger Münzstätte fest in bischöflicher Hand. Nach der Säkularisierung des Ordenslandes in Preußen (1525) verlegte die Leitung des Deutsches Ordens die Residenz nach Mergentheim in Franken. Der Orden hatte ebenfalls das Münzrecht, das aber – in Abhängigkeit vom jeweiligen Großmeister – in verschiedenen Münzstätten innerhalb und außerhalb Frankens ausgeübt wurde.

Als die Reichsmünzstätte in Nürnberg 1424 an die Reichsstadt Nürnberg verkauft wurde, lag die Verleihung des Münzrechts an die Stadt von 1422 bereits zwei Jahre zurück. Der Kauf der Reichsmünzstätte durch die Stadt hatte also wohl vor allem das Ziel, eine unliebsame Konkurrenz in der Stadt loszuwerden. Die Stadt weist bis 1807 eine umfangreiche Münzprägung auf. Zu kurzfristigen Prägungen in der Kipperzeit 1622 kam es in den Reichsstädten Schweinfurt und Weißenburg; in Schweinfurt tritt noch eine Gedenkprägung zum Reformationsjubiläum im Jahr 1717 hinzu.

Im 15. Jahrhundert verbanden sich die Bischöfe von Würzburg und Bamberg, die Hohenzollern und die Pfalzgrafen der Oberpfalz in Münzvereinen, in denen sie ihre Münzpolitik aufeinander abstimmten und insbesondere ab 1434 die gemeinsame Prägung von Groschennominalen vereinbarten. Auch die Reichsstadt Nürnberg war daran gelegentlich beteiligt.

Schwaben

Das Reich trat im Augsburger Währungsgebiet mit den Münzstätten Donauwörth (Lkr. Donau-Ries) und Schongau seit dem späten 12. Jahrhundert als Münzherr auf. Ob es wirklich in Wangen (Gde. Oy-Mittelberg, Lkr. Oberallgäu) und Memmingen im 13. (und 14.?) Jahrhundert münzte, wie vermutet wurde, bleibt offen. In Nördlingen (Lkr. Donau-Ries) eröffnete das Reich 1418 eine Münzstätte zur Guldenprägung, 1509/1515 verlegte es die Basler Münzstätte nach Augsburg. 1535 kamen die beiden Reichsmünzstätten Nördlingen und Augsburg an das Haus Stolberg, das sie bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts weiterführte. Damit gab es im Raum des heutigen Bayern keine Prägung im Namen des Reichs mehr.

Herrschaftsschwerpunkt und Münzstätten der Herzöge von Schwaben lagen außerhalb des heutigen Bayern. Die Bestätigung einer älteren Münzrechtsverleihung Ottos III. (reg. 983-1002, Kaiser ab 996) durch Konrad II. (reg. 1024-1039, Kaiser ab 1027) im Jahr 1030 an den Edlen Mangold von Werd für Donauwörth ist bisher nicht durch das Vorliegen entsprechender Pfennige bestätigt. In Isny (Lkr. Ravensburg, Baden-Württemberg) könnten die Grafen von Veringen im 12. Jahrhundert gemünzt haben. Die Münzstätten Donauwörth und Schongau, letzteres 1191 aus welfischem Besitz an das Reich gekommen und vielleicht schon unter dieser Familie als Münzstätte tätig, gingen 1268 an den bayerischen Herzog über, unter dem sie wohl noch gewisse Zeit arbeiteten. Für die Welfen ist auch Memmingen als ungesicherte Münzstätte in der Diskussion. 1393 wurden die Grafen von Oettingen von König Wenzel mit dem Münzrecht ausgestattet, das sie in ihren Münzstätten Oettingen und Wemding (beide Lkr. Donau-Ries) ausübten. 1534 erhielten die Fugger das Münzrecht von Kaiser Karl V. (reg. 1519-1556). Ihre Prägung setzte wenige Jahre später ein.

Die bischöfliche Münzprägung in Augsburg, dessen Münzstätte im 10. Jahrhundert zeitweise vom bayerischen Herzog und im 11. Jahrhundert vom Reich genutzt wurde, setzte bereits unter Bischof Ulrich (reg. 923-973) wohl einige Jahre vor der Ungarnschlacht von 955 ein. Eine Münzrechtsverleihung ist nicht überliefert. Ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hatten die Abtei Kempten und das Lindauer Damenstift im Rahmen des Konstanzer Währungsgebietes das Münzrecht. In Lindau war später offenbar auch das Reich an der Prägung beteiligt.

Im 16. Jahrhundert begann eine Reihe von Reichsstädten ihre Münzprägung. Nur ein Teil davon war dabei durch formale Münzrechtsverleihungen abgesichert: Lindau (Erwerbung des Münzrechts 1417, Prägebeginn erst 1661), Isny (Münzrecht 1507, Prägebeginn 1508), Kempten (Münzrecht und Prägebeginn 1510), Augsburg (Münzrecht 1521, Prägebeginn 1522), Kaufbeuren (Münzrecht 1530, Prägebeginn 1540), Donauwörth (Münzrecht 1532, Prägebeginn 1543) und Memmingen (Prägung ab 1622).

Maria Theresia (reg. 1740-1780) eröffnete 1764 in der Markgrafschaft Burgau, die zum Österreichischen Reichskreis gehörte, eine Münzstätte in Günzburg, die bis 1805 tätig war.

Österreich

Der Raum des Herzogtums Österreich war bis 1156 Teil Bayerns und noch darüber hinaus auch Teil des bayerischen Währungsraums. Die babenbergischen Markgrafen prägten in Krems wohl etwa ab den 1120er Jahren Pfennige bayerischer Art. Eine Verleihung des Münzrechts an sie ist nicht bekannt. Für die Grafen von Formbach und ihr Kloster Formbach (heute Vornbach [Gde. Neuhaus am Inn, Lkr. Passau]) liegen Münzrechtsverleihungen bzw. -bestätigungen der 1130er und 1140er Jahre vor, die aber teilweise verunechtet sind. Ihre Münzstätte war Neunkirchen (Bezirk Neunkirchen, Niederösterreich). Um die Mitte des 12. Jahrhunderts werden auch die Markgrafen der Steiermark in ihrer Münzstätte Enns eine Münzprägung begonnen haben, ohne dass darüber ein Privileg vorliegen würde. Fischau (heute Bad Fischau-Brunn, Bezirk Wiener Neustadt, Niederösterreich) war dann ihre zweite Münzstätte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Ausblick

Die Vielfalt der verschiedenen Münzstände verschwand infolge von Säkularisation und Mediatisierung am Ende des Alten Reichs. Im frühen 19. Jahrhundert hob Bayern die noch bestehenden Münzstätten in seinem Territorium auf - außer München, das fortan die einzige Prägestätte blieb.

Literatur

  • Peter Berghaus, Münzrecht, in: Lexikon des Mittelalters. 6. Band, München/Zürich 1992, 934-935.
  • Rainer S. Elkar, Untergang und Neuanfang. Ein Beitrag zur Geschichte der aufgehobenen Münzstätten im neuen Bayern, in: Archivalische Zeitschrift 88 (2006) (= Festschrift Hermann Rumschöttel zum 65. Geburtstag), 99-120.
  • Hubert Emmerig, Bayerische Bestallungsurkunden für Münzmeister im 15. Jahrhundert. Zur numismatischen Quellenkunde des Spätmittelalters, in: Fundamenta Historiae. Geschichte im Spiegel der Numismatik und ihrer Nachbarwissenschaften. Festschrift für Niklot Klüßendorf zum 60. Geburtstag am 10. Februar 2004 (Veröffentlichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover 51), Hannover 2004, 151-161.
  • Hubert Emmerig, Bayerns Münzgeschichte im 15. Jahrhundert. Münzpolitik und Münzprägung der bayerischen Herzogtümer und ihrer Nachbarn von 1390 bis 1470. 2 Bände (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 150), München 2007.
  • Hubert Emmerig, Der Regensburger Pfennig. Die Münzprägung in Regensburg vom 12. Jahrhundert bis 1409 (Berliner Numismatische Forschungen. Neue Folge 3), Berlin 1993.
  • Hubert Emmerig, Glossar zu Münztechnik und Münzverwaltung in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Zum frühneuhochdeutschen Wortschatz in ausgewählten Quellen (14. bis 17. Jahrhundert) (Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft 55), Braunschweig 2006.
  • Wolfgang Hahn, Grundzüge der altbaierischen Münz- und Geldgeschichte 1ff., in: Money Trend 32 (2000), Heft 7-8ff. (fortlaufende Beitragsserie)
  • Wolfgang Hahn, Moneta Radasponensis. Bayerns Münzprägung im 9., 10. und 11. Jahrhundert, Braunschweig 1976.
  • Martin Heinz, Weltliche Münzen des 12. Jahrhunderts in Augsburger Währung am Lech, in: Beiträge zur süddeutschen Münzgeschichte 2001. Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Württembergischen Vereins für Münzkunde e. V., Stuttgart 2001, 173-207.
  • Norbert Kamp, Moneta Regis. Königliche Münzstätten und königliche Münzpolitik in der Stauferzeit, Diss. Göttingen 1957 (Monumenta Germaniae Historica. Schriften 55), Hannover 2006.
  • Bernhard Koch, Der Wiener Pfennig. Ein Kapitel aus der regionalen Pfennigmünze (Numismatische Zeitschrift 97. Sonderausgabe), Wien 1983.
  • Johann Veit Kull, Das Münzrecht und die ehemals münzberechtigten Stände im Bereiche des heutigen Bayern, in: Altbayerische Monatsschrift 9 (1909-1910), 103-107.
  • Elisabeth Nau, Die Münzen und Medaillen der oberschwäbischen Städte, Freiburg im Breisgau 1964.
  • Bernhard Overbeck, Bibliographie der bayerischen Münz- und Geldgeschichte 1750-1964 (Bibliographien 7), Wiesbaden 1968.
  • Bernhard Prokisch u. a., Repertorium zur neuzeitlichen Münzprägung Europas. 2. Band: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation und Nachfolgestaaten. Der Bayerische Reichskreis (Veröffentlichungen des Instituts für Numismatik 4), Wien 1996; 3. Band: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation und Nachfolgestaaten. Der Fränkische Reichskreis (Veröffentlichungen des Institutes für Numismatik und Geldgeschichte Wien 9), Wien 2004. (Der Band zum Schwäbischen Reichskreis ist noch nicht erschienen).
  • Ludwig Veit/Hansheiner Eichhorn/Konrad Lengenfelder, Münze und Medaille in Franken. Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg vom 31. März bis 15. Juni 1963. Zum 80jährigen Jubiläum des Vereins für Münzkunde Nürnberg, Nürnberg 1963, 12-24.

Quellen

Weiterführende Recherche

Verwandte Artikel

Münzregal, Münzstätten, Münze

Empfohlene Zitierweise

Hubert Emmerig, Münzrecht (Mittelalter/Frühe Neuzeit), publiziert am 23.11.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Münzrecht (Mittelalter/Frühe Neuzeit)> (19.03.2024)