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Ludwig-Siebert-Programm zur Erhaltung bayerischer Baudenkmale

Aus Historisches Lexikon Bayerns

von Fabian Link

Buchcover und Titelblatt von Ludwig Siebert (Hg.), Wiedererstandene Baudenkmale. Ausgewählte Arbeiten aus dem Ludwig-Siebert-Programm zur Erhaltung Bayerischer Baudenkmale, München 1941. (Bayerische Staatsbibliothek, 2 81.118)

Das "Ludwig-Siebert-Programm zur Erhaltung bayerischer Baudenkmale" (im Folgenden "Ludwig-Siebert-Programm") war ein denkmalpflegerisches Restaurierungsprogramm mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Bauwerke in Bayern während der NS-Zeit. Das Programm umfasste hauptsächlich Burgen, Schlösser und Altstadtensembles. Die am Programm maßgeblich Beteiligten waren Ludwig Siebert (NSDAP, 1874-1942), Rudolf Esterer (1879-1965) und Georg Lill (1883-1951).

Ziele des "Ludwig-Siebert-Programms"

Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entwarf der bayerische Ministerpräsident und Finanzminister Ludwig Siebert (NSDAP, 1874-1942) ein Programm zur Restaurierung von Burgen, Schlössern und Festungen in Bayern. Das Programm war Teil einer größeren Initiative zur Sanierung der bayerischen Bauindustrie, für die ca. 60 Mio. RM veranschlagt waren. Davon waren vier Mio. RM für mittelalterliche und frühneuzeitliche Baudenkmäler bestimmt. Darüber hinaus sollte das "Ludwig-Siebert-Programm" Bayern für den Fremdenverkehr attraktiver machen.  

Der Namensgeber des Programms zur Erhaltung bayerischer Baudenkmale, Ludwig Siebert (NSDAP, 1874-1942) war seit 1933 Bayerischer Ministerpräsident und Finanzminister. Als Finanzminister unterstanden ihm die staatlichen Liegenschaften und das Landesamt für Denkmalpflege, in deren Zuständigkeitsbereichen das Ludwig-Siebert-Programm hauptsächlich angewandt wurde. Mit seinem Programm verband Siebert auch die Absicht, als Politiker an Popularität bei der regionalen Bevölkerung zu gewinnen und sein Ansehen bei Adolf Hitler zu erhöhen. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-67327)

Das Programm, das die Presse sowohl auf regionaler als auch auf Reichsebene als wichtiges Kulturunternehmen des Nationalsozialismus würdigte, diente auch propagandistischen Zwecken, wie am Beispiel der Burg Trifels (Rheinland-Pfalz) deutlich wird. Siebert betrachtete den Trifels 1941 als Symbol deutscher Größe und Herrlichkeit, der nun als "nationale Weihestätte" aus vierhundertjährigem Schlaf wieder zu neuem Leben erweckt werden müsse. Die Restaurierung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Baudenkmäler setzte Siebert mit dem Wiederaufstieg des Deutschen Reichs gleich.

Solche Ansichten wiesen Übereinstimmungen mit dem Konzept der "Schöpferischen Denkmalpflege" auf. Dieses wurde durch den bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen beschäftigten Oberregierungsrat Rudolf Esterer (1879-1965) vertreten, der für die Mehrzahl der Bauobjekte des "Ludwig-Siebert-Programms" verantwortlich zeichnete. Die "Schöpferische Denkmalpflege" war im Umkreis des Heimatschutzes und der "neuen Baugesinnung" in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren entstanden und richtete sich sowohl gegen den Funktionalismus der Neuen Sachlichkeit als auch gegen den rekonstruierenden Historismus des 19. Jahrhunderts: Ein Baudenkmal sollte nicht rekonstruiert, sondern schöpferisch interpretiert werden. Esterer stellte diesen Ansatz erstmals in einem Vortrag auf der österreichischen Bundestagung für Heimatschutz in Bregenz 1929 vor. Der Gesinnung ihrer Vertreter nach gehörte die "Schöpferische Denkmalpflege" - darin dem rechten Flügel innerhalb des Deutschen Werkbunds ähnlich - ins konservativ-völkische Lager; es handelte sich um eine spezifisch süddeutsche denkmalpflegerische Richtung, die sich von der progressiveren und experimentierfreudigeren norddeutschen Denkmalpflege abgrenzte. Wie der Deutsche Werkbund setzte auch die "Schöpferische Denkmalpflege" auf das von John Ruskin (1819-1900) in England begründete Prinzip einer engen Zusammenarbeit zwischen Kunst, Industrie und Handwerk fort, allerdings mit einem deutlichen deutschvölkischen Einschlag. Esterer suchte neue gestalterische Kräfte in "Volk", "Stamm" und "Boden". Kunst sollte wieder zum Volk geführt werden und gleichzeitig aus dem Volk entstehen. Dieser Gedanke hatte auch einen pädagogischen Hintergrund: Die Baudenkmale sollten das Volk zur nationalen Größe erziehen. Die "Schöpferische Denkmalpflege" stellte daher nicht nur eine Kontinuität von der Weimarer Republik ins NS-Regime dar, sondern beinhaltete auch Elemente der völkischen Blut-und-Boden-Ideologie der Nationalsozialisten.

Im Zentrum der "Schöpferischen Denkmalpflege" stand der Begriff 'Revitalisierung'. Dieser meinte, dass ein historisches Bauwerk nicht stilecht rekonstruiert, sondern in modernem Stilwillen mit mittelalterlichen Steinmetz- und Maurertechniken und regionalen Baumaterialien restauriert und für die Bedürfnisse der Gegenwart funktionalisiert werden sollte, etwa als Ausflugsziel, Veranstaltungsort oder als Jugendherberge. Revitalisierung bedeutete demnach die Wiederbelebung der "gestalterischen Kraft" von Baudenkmal und regionaler Bevölkerung gleichermaßen. In diesen Zusammenhang ist auch das Vorhaben Sieberts und Esterers einzuordnen, in Tittmoning (Lkr. Traunstein) eine Werkhütte zum Erlernen alter Handwerkstechniken einzurichten.

Umsetzung

Weitgehend durchgeführte Maßnahmen

Weshalb bestimmte Bauobjekte für das "Ludwig-Siebert-Programm" ausgewählt wurden, kann kaum mehr rekonstruiert werden. An Bauwerken wie dem Trifels oder der Plassenburg (Stadt Kulmbach) wurde bereits vor 1933 denkmalpflegerisch gearbeitet.

Indizien weisen darauf hin, dass fünf Gründe für die Auswahl ausschlaggebend waren:

  1. Symbolträchtigkeit des Objekts für die Repräsentationspolitik der Nationalsozialisten
  2. Attraktivität für den Fremdenverkehr
  3. Der restaurationsbedürftige Zustand des betreffenden Baudenkmals
  4. Bereitwilligkeit lokaler und regionaler politischer Stellen zur Beteiligung an den Revitalisierungsmaßnahmen
  5. Das betreffende Bauwerk befand sich in Staatsbesitz; einzige Ausnahme bildete hier die Altstadt von Rothenburg ob der Tauber (Lkr. Ansbach)

Das erste und mit Sicherheit prestigeträchtigste mittelalterliche Bauwerk, das im Rahmen des "Ludwig-Siebert-Programms" revitalisiert wurde, war von 1934 bis 1935 die Nürnberger Kaiserburg. Nürnberg hatte als hoch- und spätmittelalterliche Kaiserpfalz seit den ab 1927 stattfindenden Reichsparteitagen eine wichtige symbolische Funktion für die Nationalsozialisten.

Im Unterschied zur Nürnberger Kaiserburg, die eine reichsweite Symbolkraft aufwies, hatten die weiteren im Rahmen des "Ludwig-Siebert-Programms" revitalisierten Bauobjekte eher regionale Repräsentationsfunktionen. An bayerischen Burgen, Schlössern und Festungen restaurierte Esterer die Plassenburg, in der die Reichsschule der deutschen Technik des Nationalsozialistischen Bunds deutscher Technik (NSBDT) eingerichtet werden sollte (später Umwandlung zu einer Erholungsstätte für die Mitarbeiter der Organisation Todt). Auch mit der 1937 abgeschlossenen Restaurierung der Festung Marienberg in Würzburg waren praktische Zwecke verbunden, denn 1938 wurden dort das stadtgeschichtliche Museum und das Institut für Studentengeschichte und Hochschulkunde eingerichtet. Der bayerische Nachhaushaltsplan von 1937/38 veranschlagte für die Revitalisierung der Festung Marienberg 260.000 RM. Weiter wurden die Stadtresidenz und die Burg Trausnitz in Landshut (50.000 RM), die Residenz Ellingen (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen; 150.000 RM), das Schloss Trimburg (Lkr. Bad Kissingen; 80.000 RM), die Orangerie in Ansbach und das gleichnamige Schloss (70.000 RM und 30.000 RM), das Schloss in Dachau (120.000 RM), die Klosterburg Kastl (Lkr. Amberg-Sulzbach; 60.000 RM), die weiträumige Burganlage zu Burghausen (200.000 RM) und das Schloss Schleißheim (Lkr. München; Kosten unbekannt) restauriert. Die Burg Lauenstein (Lkr. Kronach) wurde mit persönlichen Mitteln Hitlers (24.000 RM) ab 1938 teilweise instandgesetzt. Zudem umfasste das "Ludwig-Siebert-Programm" die Wiederingangsetzung der Wasserwerke auf Herrenchiemsee (Lkr. Rosenheim; Kosten unbekannt). 1937 wurden insgesamt 855.000 RM für das "Ludwig-Siebert-Programm" ausgegeben, 1938 790.000 RM.

Esterer restaurierte auch den Renaissancebau der Alten Hofhaltung in Bamberg und die Bamberger Neue Residenz. Beim 1935 instandgesetzten Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth konzentrierte sich Esterer auf die Wiederherstellung des barocken Festraums. In diesem Kontext wurden auch das Neue Schloss und die Eremitage von Bayreuth revitalisiert, die laut Siebert nebst dem Opernhaus beträchtliche Einnahmen durch Eintrittsgelder einbrachten. Ob diese Aussage Sieberts tatsächlich stimmt oder ob es sich dabei lediglich um Propaganda handelt, kann heute nicht mehr gesagt werden.

Mit Rothenburg ob der Tauber war Siebert persönlich verbunden: von 1908 bis 1919 stand er Rothenburg, dessen mittelalterliche Altstadt weitgehend erhalten war, als Bürgermeister vor. Zudem war Rothenburg ein über die Grenzen Deutschlands hinaus weit bekanntes kulturtouristisches Ziel, das die Nationalsozialisten für ihre Zwecke zu nutzen wussten. Siebert stiftete der Stadt 1934 ein Ehrendenkmal und setzte sich bei der NS-Führungselite persönlich für die Restaurierungsaufgaben im Rahmen des "Hilfswerks Alt-Rothenburg" ein. Für die Revitalisierung Rothenburgs war Georg Lill verantwortlich, die Arbeiten begannen 1937/38. Nach einer Kostenaufstellung vom Dezember 1943 wurden für die Instandsetzungsarbeiten in Rothenburg insgesamt 385.000 RM bereitgestellt, davon 100.000 RM von Hitler, 50.000 RM vom Reichsschatzmeister der NSDAP, vom Reichsminister des Innern 40.000 RM, vom Land Bayern 100.000 RM, vom Kreis Ober- und Mittelfranken 6.000 RM, vom Bezirk Rothenburg 4.000 RM und von der Stadt Rothenburg 35.000 RM. Die Bayerische Staatsregierung stellte zusätzlich 50.000 RM zur Verfügung. Abgerufen wurden bis 1943 allerdings lediglich 150.000-160.000 RM. Bis Kriegsbeginn wurden die "Alte Burg" und der dazugehörige Garten, der Rosengarten vor dem Galgentor, das Galgentor selbst, die Zugbrücke, die Johanneskirche, der Klingentorturm, die Klingenbastei, die Wolfgangskirche, die Mauerwerke vom Klingentor bis zum Pulverturm, der Würzburgertorturm, die inneren und äußeren Wallgrabenmauern samt der Brücke vor dem Klingentor, die Stützpfeiler von der Klingenwerth bis zum Strafturm, der Stadtmauerteil bei der neuen Weganlage am südlichen Ausgang der "Alten Burg", die Stützmauer und der kleine Garten zwischen Eselssteige und Burggarten restauriert.

Umgesetzte Instandsetzungsmaßnahen im Rahmen des Ludwig-Siebert-Programms
Name des Objekts Ort Regierungsbezirk Maßnahmen realisiert (ja/teilweise)
Kaiserburg Nürnberg Mittelfranken ja, von 1934-1935
Markgräfliche Opernhaus Bayreuth Oberfranken ja, 1935
Neues Schloss und Eremitage Bayreuth Oberfranken ja, 1935
Festung Marienberg Würzburg Unterfranken ja, von 1935-1937
Plassenburg Kulmbach Oberfranken ja, seit 1929, fortgesetzt

1936-1938 und 1941/42

Stadtresidenz Landshut Niederbayern ja, von 1937-1938 (?)
Burg Trausnitz Landshut Niederbayern ja, von 1937-1938 (?)
Residenz Ellingen Ellingen (Lkr. Landkreis

Weißenburg-Gunzenhausen)

Mittelfranken ja, von 1937-1938 (?)
Schloss Schleißheim Oberschleißheim (Lkr. München) Oberbayern ja, von 1937-1938 (?)
Orangerie und Schloss in Ansbach Ansbach Mittelfranken ja, von 1937-1938 (?)
Klosterburg Kastl (Lkr. Amberg-Sulzbach) Oberpfalz ja, von 1937-1938 (?)
Schloss in Dachau Dachau Oberbayern ja, von 1937-1938 (?)
Schloss Johannisburg Aschaffenburg Unterfranken ja, von 1937-1938 (?)
Burg zu Burghausen Burghausen (Lkr. Altötting) Oberbayern ja, von 1937-1938 (?)
Alte Hofhaltung Bamberg Oberfranken ja, seit 1924,

dann von 1937-1938

Neue Residenz Bamberg Oberfranken ja, seit 1924,

dann von 1937-1938

Schloss Trimburg Elfershausen (Lkr. Bad Kissingen) Unterfranken teilweise, ab 1938/39
Altstadt von Rothenburg ob der

Tauber

Rothenburg ob der Tauber (Lkr.

Ansbach)

Mittelfranken teilweise, 1937-1939
Wasserspiele in Herrenchiemsee Herreninsel (Lkr. Rosenheim) Oberbayern teilweise, 1937-1939
Burg Lauenstein Ludwigsstadt-Lauenstein (Lkr. Kronach) Oberfranken teilweise, 1938-1939

Beispiele für Umsetzung des Ludwig-Siebert-Programms

Kaiserburg, Nürnberg

Feste Marienberg, Würzburg

Reichsburg Trifels bei Annweiler

Teilweise durchgeführte und geplante Maßnahmen im Rahmen des Ludwig-Siebert-Programms

In einem weiteren Schritt war die systematische Restaurierung pfälzischer Burgruinen geplant. Der Trifels bei Annweiler stand dabei im Zentrum der Bemühungen.

Für den gebürtigen Ludwigshafener Siebert nahmen die Burgen der Pfalz eine besondere Stellung in seiner Ideologie ein, weil er sie als Grenzmarkierungen gegen Frankreich ansah. 1937 begann Esterer mit den Planungen des Neubaus des Trifels, wobei die Burganlage zuerst archäologisch und bauhistorisch untersucht wurde. Im August 1938 genehmigte Siebert 680.000 RM für den Neubau des Turms und des Palas. Die Gelder stammten aus dem bayerischen Haushalt und aus Zuschüssen des Pfälzischen Kreistags (100.000 RM), von Gauleiter Josef Bürckel (NSDAP, 1895-1944) (100.000 RM) und von Hitler (200.000 RM). Von 1940 bis Ende 1942 konnten weitere 340.000 RM an Krediten bereitgestellt werden. Bis 1942 verbaute Esterer etwa 1,25 Mio. RM, allerdings war bis dahin erst der Palas errichtet worden, der 1945/46 noch ein Dach erhielt. Von 21 im Bauprogramm von 1938 aufgeführten pfälzischen Burgruinen wurden 19 mit größeren Geldbeträgen bedacht, was insgesamt 76.000 RM ausmachte.

Instandsetzung pfälzischer Burgruinen im Rahmen des Ludwig-Siebert-Programms
Name des Objekts Ort Maßnahmen realisiert (ja/nein)
Altdahn Dahn (Lkr. Südwestpfalz) teilweise
Dahnstein Dahn (Lkr. Südwestpfalz) teilweise
Falkenstein Donnersbergkreis teilweise
Frankenstein Nieder-Beerbach (Lkr. Darmstadt-Dieburg, Hessen) unbekannt
Grafendahn Dahn (Lkr. Südwestpfalz) teilweise
(Pfalz)Grafenstein Kaub (Lkr. Rhein-Lahn-Kreis) unbekannt
Gräfenstein Merzalben (Lkr. Südwestpfalz) teilweise
Hardenburg Bad Dürkheim (Lkr. Bad Dürkheim) teilweise
Hohenecken Stadt Kaiserslautern ja
Landeck Klingenmünster (Lkr. Südliche Weinstraße) nein
Lindelbrunn Vorderweidenthal (Lkr. Südliche Weinstraße) teilweise
Madenburg Eschbach (Lkr. Südliche Weinstraße) nein
Montfort Hallgarten (Lkr. Bad Kreuznach) teilweise
Nanstein Landstuhl nein
Neudahn Dahn (Lkr. Südwestpfalz) nein
Neuscharfeneck Flemlingen (Lkr. Südliche Weinstraße) nein
Reipoltskirchen Reipoltskirchen (Lkr. Kusel) nein
Schlosseck Bad Dürkheim (Lkr. Bad Dürkheim) nein
Spangenberg Neustadt an der Weinstraße teilweise
Tanstein Dahn (Lkr. Südwestpfalz) unbekannt
Trifels Annweiler am Trifels (Lkr. Südliche Weinstraße) teilweise
Wilenstein Trippstadt (Lkr. Kaiserslautern) nein

Eine zweite geplante Etappe des Programms beinhaltete die Restaurierung von Burgen im rechtsrheinischen Bayern, insbesondere im Gau Bayerische Ostmark. Diese Arbeiten sollten nach Kriegsende durchgeführt werden, genauso wie die dritte und letzte Etappe des Programms, in der einzigartige Stadtbefestigungen und Rathäuser instandgesetzt werden sollten.

Instandsetzung von Burgruinen in der Bayerischen Ostmark; Vorschlagsliste des Landesamts für Denkmalpflege vom September 1939
Regierungsbezirk Name des Objekts Ort
Oberfranken Epprechtstein Kirchenlamitz, Lkr. Wunsiedel
Gattendorf Gattendorf, Lkr. Hof
Hiltpoltstein Markt Hiltpoltstein, Lkr. Forchheim
Hohenberg Hohenberg an der Eger, Lkr. Wunsiedel
Kasendorf Markt Kasendorf, Lkr. Kulmbach
Leienfels Pottenstein, Lkr. Bayreuth
Neideck Markt Wiesenttal, Lkr. Forchheim
Neuhaus Aufseß, Lkr. Bayreuth
Rabenstein Ahorntal, Lkr. Bayreuth
Thierstein Markt Thierstein, Lkr. Wunsiedel
Waischenfeld Waischenfeld, Lkr. Bayreuth
Wallenrode Bad Berneck, Lkr. Bayreuth
Mittelfranken Höchstadt Höchstadt an der Aisch, Lkr. Erlangen-Höchstadt
Oberpfalz Burglengenfeld Burglengenfeld, Lkr. Schwandorf
Donaustauf Markt Donaustauf, Lkr. Regensburg
Flossenbürg Gemeinde Flossenbürg, Lkr. Neustadt an der Waldnaab
Hohenburg Markt Hohenburg, Lkr. Amberg-Sulzbach
Kallmünz Markt Kallmünz, Lkr. Regensburg
Laaber Markt Laaber, Lkr. Regensburg
Leuchtenberg Markt Leuchtenberg, Lkr. Neustadt an der Waldnaab
Lichteneck Rimbach, Lkr. Cham
Loch Markt Nittendorf, Lkr. Regensburg
Obermurach Oberviechtach, Lkr. Schwandorf
Pfaffenhofen Kastl, Lkr. Amberg-Sulzbach
Poppberg Birgland, Lkr. Amberg-Sulzbach
Roßstein Markt Hohenburg, Lkr. Amberg-Sulzbach
Schwarzenburg Rötz, Lkr. Cham
Stockenfels Nittenau, Lkr. Schwandorf
Wolfsegg Gemeinde Wolfsegg, Lkr. Regensburg
Wolfstein Neumarkt in der Oberpfalz
Tschechische Republik Hus (dt. Gans) Zbytiny
Niederbayern Altjochenstein Markt Untergriesbach, Lkr. Passau
Dobl Gemeinde Winzer, Lkr. Deggendorf
Kaltenstein Gemeinde Röhrnbach, Lkr. Freyung-Grafenau
Kollnburg Lkr. Regen
Neunußberg Viechtach, Lkr. Regen

Zu einer Umsetzung dieser Pläne kam es nicht mehr, denn nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 kam das "Ludwig-Siebert-Programm" faktisch zum Erliegen.

Durch die Kontinuität der Arbeit Esterers in der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen setzte sich in Bayern das Konzept der "Schöpferischen Denkmalpflege" bis weit in die 1950er Jahre fort. Auch in anderen süddeutschen Länern spielte dieser Ansatz beim Wiederaufbau keine geringe Rolle. Diese Kontinuität zeigte sich etwa am Neubau der Burg Trifels: Trotz der Skepsis des damaligen Landeskonservators wurde an den ursprünglichen Plänen Esterers festgehalten.

Literatur

  • Daniel Bauer, Die nationalsozialistische Herrschaft in Stadt und Land Rothenburg ob der Tauber 1933-1945. Eine regionalgeschichtliche Untersuchung (Bibliotheca Academia, Geschichte 7), Würzburg 2017.
  • Susanne Fleischner, "Schöpferische Denkmalpflege". Kulturideologie des Nationalsozialismus und Positionen der Denkmalpflege, Münster 1999.
  • Joachim Glatz, Rudolf Esterer und die Schöpferische Denkmalpflege. Der Ausbau des Trifels, in: Ingrid Scheurmann (Hg.), Zeitschichten. Erkennen und erhalten - Denkmalpflege in Deutschland. Katalogbuch zu der gleichnamigen Ausstellung im Residenzschloss Dresden 30.7.-13.11.2005, München/Berlin 2005, 142-145.
  • Brigitte Herrbach, Lill, Georg, in: Neue deutsche Biographie, hg. V. der Historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 14, Berlin 1985, 563.
  • Jürgen Kaiser, Fassaden einer Diktatur. Bauwerke und Bauplanungen des Nationalsozialismus in der Pfalz, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 92 (1994), 362-418.
  • Wolfram Lübeke, Nürnberg als "altdeutsches" Stadtdenkmal, in: Ingrid Scheurmann (Hg.), Zeitschichten. Erkennen und erhalten - Denkmalpflege in Deutschland. Katalogbuch zu der gleichnamigen Ausstellung im Residenzschloss Dresden 30.7.-13.11.2005, München/Berlin 2005, 132-137.
  • Friedrich Mielke, Die Zukunft der Vergangenheit. Grundsätze, Probleme und Möglichkeiten der Denkmalpflege, Stuttgart 1975.
  • Alexander Schmidt, Nürnberg - die "deutscheste aller deutschen Städte"? Das Bild des spätmittelalterlichen Nürnberg in der nationalsozialistischen Propaganda, in: Maike Steinkamp/Bruno Reudenbach (Hg.), Mittelalterbilder im Nationalsozialismus, Berlin 2013, 137-151.

Quellen

  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung V, Nachlass Esterer; MF 68412; StK 7512; StK 7098; StK 7513; StK 7516;.
  • Landesarchiv Speyer, V 154, Nr. 4.
  • Rudolf Esterer, Heimatschutz und neue Baugesinnung (Schiften für Volksbildner 23), Wien/Leipzig 1929.
  • Ludwig Siebert (Hg.), Wiedererstandene Baudenkmale. Ausgewählte Arbeiten aus dem Ludwig-Siebert-Programm zur Erhaltung bayerischer Baudenkmale, München 1941.

Ludwig-Siebert-Programm

Empfohlene Zitierweise

Fabian Link, Ludwig-Siebert-Programm zur Erhaltung bayerischer Baudenkmale, publiziert am 13.08.2019; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Ludwig-Siebert-Programm_zur_Erhaltung_bayerischer_Baudenkmale> (6.12.2024)