Seinsheim/Schwarzenberg, Adelsfamilien
Aus Historisches Lexikon Bayerns
Joachim Schneider und Anja Lochbrunner

Die Adelshäuser Seinsheim und Schwarzenberg gehen zurück auf ein fränkisches Ministerialengeschlecht, das seit 1230 im Dienst der Herren von Hohenlohe stand und zwischen Maindreieck und Steigerwald begütert war. Später nahmen die Seinsheimer Lehens- und Dienstbeziehungen sowohl zum Hochstift Würzburg als auch zur Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach auf und engagierten sich in fränkischen Rittereinungen. Erkinger von Seinsheim zum Stephansberg zeichnete sich um 1400 im Dienst König Sigismunds aus, wurde von diesem in den Freiherrenstand erhoben und erwarb die Burg Schwarzenberg bei Scheinfeld (Lkr. Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim). Dort begründete er eine eigene Linie, die sich aus dem Geschlechtsverband herauslöste und sich auch am Niederrhein, in Westfriesland und in Bayern verbreitete. Im Jahr 1590 kam es zu einer Erbeinigung zwischen den stammverwandten Häusern, die Mitte des 17. Jahrhunderts zur Übernahme aller Seinsheim’schen Besitzungen in Franken durch die Schwarzenberg führte. Die Freiherren und später Grafen von Seinsheim ließen sich daraufhin in Bayern nieder und gelangten hier bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1917 immer wieder in höchste Hof- und Regierungsämter. Die Schwarzenberg wurden 1671 in den Reichsfürstenstand erhoben und bekleideten in der Folge häufig höfische, politische, militärische und kirchliche Spitzenpositionen in der Habsburgermonarchie. Durch den Erwerb weiterer Herrschaften insbesondere in Böhmen und Österreich gehörten sie dort zu den größten adeligen Landbesitzern. Sie verloren aber Mitte des 20. Jahrhunderts durch Enteignungen der Nationalsozialisten und des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei einen Großteil ihrer Besitzungen, der nur teilweise restituiert wurde.
Herkunft und Verbreitung in Franken
In der Mitte des 12. Jahrhunderts erscheinen in der urkundlichen Überlieferung freie Adlige, die sich nach dem Ort Seinsheim (Lkr. Kitzingen) nannten. Deren Namen und Besitz übernahmen später sozial deutlich tiefer stehende Ministeriale, die seit 1230 in der Dienstmannschaft der Herren von Hohenlohe auftreten und auf die das spätmittelalterliche Geschlecht der Seinsheim zurückgeht.
Um 1400 lagen die wichtigsten Burgen bzw. Ansitze der Seinsheimer mit Hohenkottenheim bzw. Seehaus (beide Markt Nordheim, Lkr. Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim), Wiesenbronn (Lkr. Kitzingen), Wässerndorf (Markt Seinsheim, Lkr. Kitzingen) und Stephansberg (Gde. Kleinlangheim, Lkr. Kitzingen) in einem räumlich relativ engen Bereich zwischen Maindreieck und Steigerwald. Etwas später kamen hier noch Erlach (Gde. Biebelried, Lkr. Kitzingen) mit Kaltensondheim (Stadt Ochsenfurt, Lkr. Würzburg) dazu. Nach dem Zerfall der Hohenlohischen Positionen war dieser Raum im Spätmittelalter durch die Rivalität der benachbarten größeren Mächte, des Hochstifts Würzburg und der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach, geprägt. Die Seinsheimer konnten sich durch Erwerbungen und durch die Aufnahme von Lehens- und Dienstbeziehungen in beide Richtungen hin behaupten.
Engagement in der ritterschaftlichen Einungsbewegung Frankens
Im Jahre 1409 verbanden sich zwölf Vertreter der Seinsheim mit insgesamt 16 Standesgenossen aus drei weiteren fränkischen Rittergeschlechtern zur gegenseitigen Hilfe im Turnier. Dies ist ein wichtiger Beleg für die besondere Dynamik der Seinsheimer im standespolitischen Bereich, aber auch ein Beleg dafür, wie damals in Franken bei der ritterschaftlichen Gruppenbildung Bindekräfte familiär-dynastischer Art mit solchen von Freundschaft und Verwandtschaft zusammenwirkten. Bezeichnend für die Situation der Seinsheimer ist auch das Engagement von Vertretern des Geschlechts in der ritterschaftlichen Einungsbewegung des 15. Jahrhunderts: Hier erscheinen Repräsentanten des Geschlechts je nach Wohnsitz und aktueller Lage in gesamtfränkischen, in zwischen Würzburg und Ansbach neutralen, aber auch in den auf die politischen Angelegenheiten des Hochstifts Würzburg ausgerichteten Rittervereinigungen. Als Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach (reg. 1440-1486) 1481 einige herausragende fränkische Geschlechter bei den großen süddeutschen Ritterturnieren exklusiv für seine Partei zu vereinnahmen suchte, gehörten auch die Seinsheimer zu diesen so genannten "fünf Geschlechtern" des Markgrafen. 1495 waren die Seinsheimer dagegen bei jenen fränkischen Geschlechtern, die der Bischof von Würzburg zu den Beratungen über den Einzug des Gemeinen Pfennigs eingeladen wurden.
Prestigegewinn und Herrschaftsausbau durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg
Über diesen herkömmlichen Aktionsrahmen der fränkischen Rittergeschlechter und über die traditionell von den Seinsheimern gepflegten Mehrfachbeziehungen zu den fränkischen Fürsten führte der Weg Erkingers von Seinsheim zu Stephansberg (1362-1437) markant hinaus: Denn dieser baute auch eine enge Beziehung zum römisch-deutschen König Sigismund (reg. 1411-1437) auf, wurde dessen Rat, lieh dem König Geld und fungierte gegenüber fränkischen Reichsstädten als königlicher Beauftragter. Als militärischer Führer trat er im Deutschordensland und in den Hussitenkriegen hervor. Sein soziales Prestige vermehrte Erkinger durch die Gründung der Karthause in Astheim (Lkr. Kitzingen) 1409, wo eine exklusive Grablege für ihn und seine Nachkommen entstand, sowie durch seine zweite Heirat 1422 mit Barbara von Abensberg (gest. 1448), einer aus edelfreiem Geschlecht stammenden Cousine der Gemahlin König Sigismunds. Mit dem Titel eines Würzburger Erboberjägermeisters erwarb Erkinger 1415 ein Ehrenamt, das herkömmlicher Weise in der Hand von Grafen und Herren war.
Seine sehr gute materielle Situation nutzte Erkinger nicht nur als Kreditgeber bei König und Fürsten, sondern auch um seine Herrschaft auszubauen. 1408 erhielt Erkinger das Marktrecht und Hochgericht zu Astheim, 1415 erwirkte er die Verleihung des Stadtrechts in Scheinfeld (Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim) durch König Sigismund. Zwischen 1404 und 1421 erwarb er schrittweise aus dem hohenlohischen Erbe die Burg Schwarzenberg bei Scheinfeld, die er 1428 an das Reich auftrug und für die er 1433 mit dem Blutbann belehnt wurde. 1435 kamen noch Amt und Burg Hohenlandsberg (heute Ruinen, Gde. Weigenheim, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim) vom Hochstift Würzburg als ein weiterer umfangreicher Herrschaftskomplex hinzu.
Urkunde Wilhelms von Vestenberg über den Verkauf seines Anteils an der Burg Schwarzenberg an Erkinger von Seinsheim vom 29. September 1405. (Staatsarchiv Nürnberg, Schwarzenberg Urkunden Nr. 68)
Schloss Schwarzenberg. Stich von Matthäus Merian (1593–1650), 1648. (gemeinfrei via Wikimedia Commons)
Das prestigeträchtige Würzburger Hofamt, die Klosterstiftung und der Herrschaftsausbau in Scheinfeld-Schwarzenberg, das höherständische Konnubium, insbesondere aber die weit ausgreifende Tätigkeit im Umfeld des Königs mündeten am 10. August 1429 in der förmlichen Erhebung zum Reichsfreiherrn, eine im 15. Jahrhundert noch sehr seltene und im fränkischen Umfeld sogar einmalige Standeserhebung eines Ritters. Diese Auszeichnung wurde nicht zuletzt auch mit der vorangegangenen Lehensauftragung der Burg Schwarzenberg als freies Eigen an den König begründet. Die reichsunmittelbare Herrschaft Schwarzenberg bildete offensichtlich als materielles Substrat eine wesentliche Voraussetzung für die Standeserhebung.
Herauslösung der Schwarzenberger Linie aus dem Geschlechtsverband

Wappen, Name, Grablege, Konnubium
Die Erhebung zum Freiherrn ging mit einer auch symbolisch zum Ausdruck gebrachten Herauslösung Erkingers und seiner Nachkommen aus dem Geschlechtsverband der Seinsheimer einher. Zwar behielten Erkinger und seine Söhne das Stammwappen (von silber und blau gespalten) und den alten Namen Seinsheim zunächst noch bei. Der Titel eines Herrn von Schwarzenberg wurde zum Stammnamen lediglich hinzugesetzt. Doch ging bereits Erkinger von einem in der Regel sechsmal zu einem achtmal gespaltenen Wappenbild über und erweiterte zudem auch die Helmzier, indem er dem Helm mit dem bärtigen, rot gekleideten männlichen Rumpf mit Spitzhut ("Heidenmännchen") einen zweiten Helm mit Büffelhörnern hinzufügte. Auch blieb die neue Grablege in Astheim allein der auf Erkinger zurück gehenden freiherrlichen Linie vorbehalten. Und vor allem in der Hohenlandsberger Linie ging man recht rasch und konsequent dazu über, Heiratspartner aus Grafen- und Freiherrenfamilien zu suchen.
Ausgreifen über Franken hinaus
Unter Erkingers I. Söhnen Michael (gest. 1469) und Sigmund (ca. 1430-1502) spaltete sich die Schwarzenberger Linie in zwei Äste zu Stephansberg und zu Hohenlandsberg. Im 15. und 16. Jahrhundert zogen mehrere Vertreter aus dem Stephansberger Ast im Dienst der Habsburger in die Niederlande und stifteten daraufhin unter anderem eine rheinische Linie und eine westfriesländische Linie der Freiherren von Schwarzenberg. Die auf Michaels Enkel Erkinger II. (gest. 1510) zurückgehende Linie erwarb durch Heirat die Herrschaften Bovenberg und Gimborn-Neustadt (beide Nordrhein-Westfalen) am Niederrhein und wurde 1599 in den Grafenstand erhoben. Johann Onuphrius (1513-1584) begründete die Linie in Westfriesland, die in den Niederlanden bis ins 21. Jahrhundert im freiherrlichen Stand blüht.
Vom Hohenlandsberger Ast, der nach der Zerstörung dieser Burg 1554 in Wässerndorf ansässig war, spalteten sich zwei durch die Söhne des herzoglich-bayerischen Landhofmeisters Christoph (1488-1538) begründete bayerische Linien ab. Alle drei erlangten 1566 den Grafenstand. Nachdem die fränkische Linie mit Johann (gest. 1588) und jüngere bayerische mit Wolf Jakob (1560-1618) erloschen war, wurde der kaiserliche Diplomat Georg Ludwig (1586-1646) aus der älteren bayerischen Linie Herr zu Schwarzenberg. Durch die vom Kaiser gestiftete Ehe mit Anna Neumann von Wasserleonburg (1536-1623) fiel diesem außerdem die Herrschaft Murau in der Steiermark zu.
Südostansicht des im 17. Jahrhundert für Georg Ludwig von Schwarzenberg (1586-1646) neu aufgebauten Schlosses Murau in der Steiermark, bis ins 21. Jahrhundert im Familienbesitz. Aufnahme von 2022. (Foto: C.Stadler/Bwag lizenziert durch CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)
Übernahme aller fränkischen Herrschaften durch die Herren von Schwarzenberg
Inwieweit die verschiedenen Linien, das heißt die Nachkommen Erkingers einerseits und die zunächst im Ritterstand verbliebenen Seinsheim zu Kottenheim, Erlach, Wiesenbronn und Wässerndorf andererseits nach 1430 auch noch gemeinsam agierten, bleibt weiter aufzuklären. Sowohl Johann Freiherr von Schwarzenberg zu Hohenlandsberg (1463-1528) wie auch Ludwig von Seinsheim (ca. 1465-1524) aus der ritterlichen Linie zu Hohenkottenheim waren Mitglieder des zweiten Reichsregiments von 1521 bis 1530. Eine innerdynastische Linienheirat zwischen Melchior von Seinsheim zu Hohenkottenheim (gest. 1520) und Anna, Tochter des genannten Johann von Schwarzenberg, im Jahre 1508 bereitete außerdem die Übernahme sämtlicher Seinsheim’scher Besitzungen in Franken durch die Herren von Schwarzenberg vor.
Johann Freiherr von Schwarzenberg zu Hohenlandsberg verfasste als Landhofmeister am Hof des Bischofs von Bamberg die einflussreiche Bamberger Halsgerichtsordnung und gilt als bedeutender Rechtsgelehrter. Später führte er, auch unter dem Einfluss des Ansbacher Hofes, in seiner Herrschaft den lutherischen Gottesdienst ein. Holzschnitt von Hans Weiditz (c. 1500-1536). Abb. aus: Marcus Tullius Cicero/ Johann Neuber/Johann von Schwarzenberg, Officia, Augsburg 1531, Widmungsbild. (Bayerische Staatsbibliothek, Res/2 A.lat.b. 347)
Georg Ludwig d. Ä. Freiherr von Seinsheim zu Hohenkottenheim (1514-1591), der Begründer des Seinsheim’schen Fideikommiss und Initiator der Erbverbrüderung mit den Schwarzenberg. Holzschnitt von Jost Amman (1539-1591). (© The Trustees of the British Museum lizenziert durch CC BY-NC-SA 4.0)

Denn auf Betreiben eines Sohnes aus jener Ehe, des inzwischen zum Freiherrn erhobenen, erbenlosen Georg Ludwig d. Ä. (1514-1591), kam im Jahr 1590 eine übergreifende Erbverbrüderung zwischen den beiden Häusern zustande. Zunächst fiel das neugeschaffene, unveräußerliche und unteilbare Fideikommiss mit allen Gütern der verbliebenen Seinsheimer Linien an Georg Ludwig d. J. von Seinsheim zu Erlach und seine Nachkommen. Da diese aber den Besitz nicht nachhaltig bewirtschaften konnten und wiederholt versuchten, Teile des Besitzes zu verkaufen, konnten die Schwarzenberg im Einklang mit dem Testament Georg Ludwigs d. Ä. das Erbe für sich beanspruchen. Nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten trat schließlich Friedrich Ludwig Freiherr von Seinsheim (1627-1675) 1655 Marktbreit (Lkr. Kitzingen), Hohen- und Niedernkottenheim sowie Seehaus mit den zugehörigen Besitzungen und 1663 schließlich noch Erlach und Kaltensondheim an Johann Adolf Graf von Schwarzenberg (1615-1683, seit 1670 Reichsfürst) ab. Für sich behielt er lediglich das kurbayerische Lehen Sünching (Lkr. Regensburg), das Georg Ludwig d. Ä. 1572 erworben hatte.
Dadurch entwickelten sich die Häuser Seinsheim und Schwarzenberg in der Folge faktisch unabhängig. Sie hatten sich im Straubinger Vertrag von 1655 aber erneut gegenseitig als Erben eingesetzt und blieben deshalb insofern verbunden, als die Seinsheim bis 1803 formal Mitinhaber der abgetretenen Lehen waren.
Die Freiherren und Grafen von Seinsheim in Bayern

Friedrich Ludwig Freiherr von Seinsheim, dessen Vater und Großvater im Dreißigjährigen Krieg auf protestantischer Seite gekämpft hatten und durch die Kriegsfolgen fast völlig verarmt waren, konvertierte zum Katholizismus und wurde 1647 Truchsess am Hof des Kurfürsten von Bayern. Nach dem endgültigen Verzicht auf seine fränkischen Besitzungen ließ er sich als erster seines Geschlechts dauerhaft auf Schloss Sünching nieder, das nun der Stammsitz der Hauptlinie der Seinsheims wurde. Hier folgte ihm sein ältester Sohn Ferdinand Maria (1651-1684) nach, während dessen Bruder Maximilian Eberhard (1655-1737) eine Nebenlinie auf dem im Jahr 1665 erworbenen Gut Weng (Lkr. Landshut) etablierte.
Beide Linien standen in den folgenden Jahrhunderten durchgehend im kurbayerischen Hof-, Verwaltungs- oder Militärdienst und wurden 1705 beziehungsweise 1711 in den Grafenstand erhoben. Insbesondere Vertreter der Sünchinger Linie stiegen über mehrere Generationen hinweg immer wieder in höchste Hof- und Regierungsämter in München auf. Friedrich Ludwigs Enkel Maximilian Franz (1681-1737) wurde nach einer Laufbahn im diplomatischen Dienst Kurbayerns Hofratspräsident. Dessen ältester Sohn Joseph Franz (1707-1787) wurde im Jahr 1753 zum Konferenzminister und 1764 zum Obersthofmeister berufen.
Joseph Franz ließ in München ein repräsentatives Palais errichten und in Sünching, das 1763 von Kurfürst Maximilian III. Joseph (1727-1777, reg. seit 1745) zur Herrschaft erhoben wurde, das Schloss im Stil des Rokoko ausbauen. Außerdem erwarb er in deren Umgebung unter anderem die Herrschaft Schönach (Lkr. Regensburg).
Mit Joseph Franz‘ jüngerem Bruder Adam Friedrich (1708-1779) kehrte ein Vertreter der Familie von Seinsheim nach Franken zurück. Er wurde 1755 zum Fürstbischof von Würzburg und zwei Jahre später auch von Bamberg gewählt. Als solcher nahm er in seinen Territorien Wirtschafts-, Verwaltungs- und Bildungsreformen im Sinne der katholischen Aufklärung vor und ließ in den fürstbischöflichen Schlössern Seehof (Lkr. Bamberg) und Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) Rokokogärten anlegen.
Im 19. Jahrhundert standen die Seinsheim den Wittelsbachern noch näher. Der in München als Illuminat verfolgte Sohn Joseph Franz', Maximilian Joseph Clemens (1751-1803), war in den Dienst Herzog Karl II. Augusts von Pfalz-Zweibrücken (1746-1795, reg. seit 1775) getreten und hatte sich mit dessen Bruder, dem späteren bayerischen König Maximilian I. Joseph (1756-1825, seit 1799 Kurfürst, seit 1806 König) angefreundet. In der nächsten Generation war Karl August Graf von Seinsheim (1784-1864), der eine Linie auf Schloss Grünbach (Gde. Bockhorn, Lkr. Erding) begründete, ein Studienfreund und häufiger Reisebegleiter König Ludwigs I. (1786-1868; reg. 1825-1848). Dies ermöglichte ihm den Aufstieg zum Staatsminister der Finanzen (1840-1847) und die Aufnahme in die Kammer der Reichsräte auf Lebenszeit. Seinen jüngeren Bruder August Karl (1789-1869) förderte Ludwig als Maler und Radierer. Karl Augusts Sohn Maximilian Joseph Sixtus von Seinsheim-Grünbach (1811-1885) wurde wie sein Cousin Maximilian Joseph Erkinger (1810-1870) aus der Sünchinger Linie von König Maximilian II. (1811-1864, reg. seit 1848) zum erblichen Reichsrat ernannt. Mit Sixtus' Sohn Albrecht Ernst (1841-1915) war von 1908 bis 1914 erneut ein Vertreter der Familie Obersthofmeister am Münchner Hof.
Joseph Franz Graf von Seinsheim, kurbayerischer Diplomat, Konferenzminister und Hofbeamter. Kupferstich von Josef Anton Zimmermann (1705-1797). (Abb. aus: Karl Albrecht von Vacchiery, Imagines Principum aliarumque personarum illustrium Bavariae, Bayerische Staatsbibliothek Cgm 1995)
Adam Friedrich Graf von Seinsheim (1708-1779), Fürstbischof von Würzburg und Bamberg. Gemälde von Johann Joseph Scheubel d. J. (1733-1801) (?), zweite Hälfte 18. Jahrhundert. (Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Staatsgalerie in der Neuen Residenz Bamberg lizenziert durch CC BY-SA 4.0)
Karl August Graf von Seinsheim (1784-1864), bayerischer Politiker. Lithographie von Andreas Gatterer (geb. 1810). (Bayerische Staatsbibliothek, port-025210)
Die Linie Seinsheim-Weng war bereits 1834 mit dem Grafen Adam Friedrich, königlich-bayerischer Forstmeister in Geisenfeld (Lkr. Pfaffenhofen a.d.Ilm), ausgestorben. Die Sünchinger Hauptlinie erlosch im Mannesstamm mit dem Tod des jüngsten Sohnes von August Karl, Graf Maximilian Karl Florian (1844-1917). Die letzte geborene Gräfin von Seinsheim, Gabriele (1868-1954), war eine Urenkelin Karl Augusts. Von ihr ging Sünching an ihren Sohn Zdenko Freiherr von Hoenning-O’Carroll (1906-1996) über und befindet sich seither im Besitz dieser Familie.
Schwerpunktverlagerung der Fürsten zu Schwarzenberg in die habsburgischen Erblande

Der rheinischen Linie der Schwarzenberg entstammte der bereits erwähnte Johann Adolf Graf von Schwarzenberg. Er stieg in habsburgischen Diensten zum Reichshofratspräsidenten in Wien auf und wurde im Jahr 1670 in den Reichsfürstenstand erhoben. Er beerbte Georg Ludwig als letzten Vertreter der bayerischen Schwarzenberg und vereinigte so die rheinischen mit den fränkischen und steiermärkischen Gütern des Hauses. Der Schwerpunkt der Schwarzenberger Besitzungen verlagerte sich unter ihm in die habsburgischen Erblande. Als Hauptsitz diente der fürstlichen Familie seit 1655 ein repräsentatives Palais in Wien, wo Johann Adolf und seine Nachfolger, die stets hohe Ämter am Kaiserhof bekleideten, bis 1782 auch in Augustiner-Hofkirche bestattet wurden. Auch das Familienarchiv ließ Johann Adolf nach Wien verlegen. Außerdem erwarb er unter anderem die Herrschaften Wittingau (tschechisch: Třeboň) und Frauenberg an der Moldau (Hluboká nad Vltavou) in Böhmen.
Johann Adolfs Erben konnten den Besitz vor allem in Böhmen und Österreich noch beträchtlich erweitern. Insbesondere erbte sein Enkel Adam Franz Fürst zu Schwarzenberg (1680-1732), über eine Tante 1719 das Herzogtum Krumau (tschechisch: Český Krumlov) und die Herrschaft Worlik (Orlík) an der Moldau. Seit dem späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert befanden sich in Wittingau und Worlik die Familiengrablegen. Daneben fiel Adam Franz durch seine Mutter Maria Anna von Sulz (1653-1698) 1689 mit der schwäbischen Landgrafschaft Klettgau eine dritte Reichsherrschaft zu.
Im 19. Jahrhundert gelangten einige Vertreter des Fürstenhauses in der Habsburgermonarchie in politische, militärische bzw. kirchliche Spitzenämter. Karl Philipp (1771-1820), ein jüngerer Sohn Fürst Johanns I. (1742-1789, reg. seit 1782), kommandierte 1813 als Feldmarschall die siegreiche österreichische Armee in der Völkerschlacht bei Leipzig. Sein Neffe Felix (1800-1852), der zweite Sohn Fürst Josephs II. (1769-1833, reg. seit 1789), stieg 1848 zum österreichischen Ministerpräsidenten auf. Dessen Bruder Friedrich (1809-1885) war von 1835 bis 1850 Erzbischof von Salzburg, danach von Prag und wurde 1842 zum Kardinal erhoben.
Besitzentwicklung des Fürstenhauses Schwarzenberg seit dem 19. Jahrhundert
Nach dem Ende des Alten Reiches wurden die Reichsherrschaften des Hauses Schwarzenberg mediatisiert. Der letzte regierende Fürst Joseph II. verkaufte daraufhin 1813 die Landgrafschaft Klettgau an Baden. Später wurden auch die am Ende des 18. Jahrhunderts anstelle von Gimborn-Neustadt erworbenen, ehemals reichsunmittelbaren Herrschaften Illereichen und Kellmünz (beide Lkr. Neu-Ulm) veräußert. Die Schwarzenberg behielten aber die namengebende Herrschaft in Franken, die seit 1806 zum Königreich Bayern gehörte.
Außerdem verblieben dem Fürstenhaus, das sich 1802 in zwei Linien teilte, die umfangreichen Güter in Böhmen und Österreich. Die Primogenitur hatte ihren Hauptsitz zunächst in Krumau, ab 1872 dann in Frauenberg. Das Stammschloss der durch Karl Philipp begründeten Sekundogenitur war Worlik. Auch nach dem Ende der Grundherrschaft im Jahr 1848 gehörten die Schwarzenberg zu den größten adeligen Landbesitzern der Donaumonarchie. Durch umsichtige wirtschaftliche Modernisierungen konnten sie ihren Besitz im Wesentlichen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wahren.

Später musste die Familie aber große Verluste hinnehmen. Im Jahr 1940 beschlagnahmten zunächst die Nationalsozialisten alle Besitzungen des als Regimekritiker emigrierten Fürsten Adolph (1890-1950) im Deutschen Reich. Während die fränkischen Stammgüter um Schwarzenberg und Seinsheim nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs größtenteils restituiert wurden, wurde zwischen 1947 und 1950 der gesamte böhmische Besitz des Fürstenhauses durch das neue kommunistische Regime in der Tschechoslowakei ohne Entschädigung verstaatlicht. Erst nach dem Systemwechsel 1989 erhielt Karl (tschechisch: Karel) Fürst zu Schwarzenberg (1937-2023), der sich in der Tschechischen Republik politisch engagierte, einen Teil dieser Ländereien um Orlík und Čimelice zurück.
Karel, der von 2007 bis 2009 und von 2010 bis 2013 als tschechischer Außenminister amtierte, stammte aus der Sekundogenitur. Er war aber 1960 in die Primogeniturlinie adoptiert worden und seit deren Erlöschen 1979 Chef des Hauses Schwarzenberg. Als solcher folgte ihm sein Sohn Johannes (tschechisch: Jan) Nepomuk (geb. 1967) nach.
Quellen- und Forschungslage
Die Forschung zur Familiengeschichte der stammverwandten Adelsgeschlechter Seinsheim und Schwarzenberg beschränkte sich bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts weitgehend auf ältere genealogische und biografische Studien aus dem Umkreis der Familien (Fugger 1893; Schwarzenberg 1963).
Dies ist sicher nicht zuletzt auf den lange eingeschränkten Zugang zu den beiden Adelsarchiven zurückzuführen. Das Archiv der Grafen von Seinsheim befindet sich im Privatbesitz der Freiherren von Hoenning-O’Carroll auf Schloss Sünching. Das Zentralarchiv der Fürsten zu Schwarzenberg wurde im Jahr 1892 nach Krumau verlegt und im Jahr 1915 bzw. 1944 flüchtete man auch die Herrschaftsarchive Murau und Schwarzenberg zum Schutz vor Kriegsschäden dorthin. Daher fiel dieses umfangreiche Familienarchiv mit der Enteignung an den tschechischen Staat (seit 1956 Staatliches Regionalarchiv Třeboň, Filiale Český Krumlov). Erst nach dem Systemwechsel von 1989 war es deshalb für die westliche Geschichtswissenschaft zugänglich. 1996 wurde dann das Herrschaftsarchiv Murau in das Steiermärkische Landesarchiv in Graz überführt und 2011 schließlich das Schwarzenberger Herrschaftsarchiv, das auch zahlreiche Urkunden und Akten aus dem Archiv der früheren Herrschaft Seinsheim umfasst, an das Staatsarchiv Nürnberg abgegeben.
Seit der Erleichterung des Quellenzugangs sind insbesondere zum Fürstenhaus Schwarzenberg eine Reihe von modernen Biografien (u.a. Lippert 1998; Zaloha 2000; Tóth 2017) sowie sozial-, kultur- und wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungen (u.a. Paleczek 2009; Smíšek 2013; Paulus 2015) erschienen. Was die Seinsheim angeht, haben die Hausarchivare in Sünching deren Geschichte seit den 1980er Jahren näher erforscht (Renner 1987; Stein 2020) und zuletzt auch einige Quellen aus dem Archiv ediert (Stein 2021 bzw. 2022).
Literatur
- Kurt Andermann, Haus und Herrschaft Schwarzenberg, in: Jesko Graf zu Dohna/Robert Schuh (Hg.), Auf den Spuren der Fürsten Schwarzenberg in Franken, Scheinfeld 2006, 8-19.
- Eberhard Graf von Fugger, Die Seinsheim und ihre Zeit. Eine Familien- und Kulturgeschichte von 1155 bis 1890, München 1893.
- Stefan Lippert, Felix Fürst zu Schwarzenberg. Eine politische Biographie (Historische Mitteilungen/Beiheft 21), Stuttgart 1998.
- Raimund Paleczek, Die Modernisierung des Großgrundbesitzes des Fürsten Johann Adolph II. zu Schwarzenberg. Beispiel einer deutsch-tschechischen Symbiose in Südböhmen im Neoabsolutismus 1848-1860, Marburg 2009.
- Christof Paulus, Repräsentationskonsum am Hofe der Herren von Schwarzenberg, in: Wolfgang Wüst u.a. (Hg.), Regionale Konsumgeschichte vom Mittelalter bis zur Moderne (Franconia, Beihefte zum Jahrbuch für fränkische Landesforschung, 7), Erlangen 2015, 101–116.
- Gerhard Rechter, Die Herrschaft Schwarzenberg in Mittelfranken, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 92 (1984/85), 109-121.
- Michael Renner, Jugend- und Studienzeit der Brüder Adam Friedrich und Josef Franz von Seinsheim, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 49 (1987), 185–300.
- Christine Roll, Das zweite Reichsregiment 1521-1530 (Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte, 15), Köln u. a. 1996, bes. 403-410, 443-447.
- Joachim Schneider, Überregionale Integrationstendenzen im deutschen Niederadel. Zwei Briefzeitungen von 1427 und die Adelseinungen der Hussitenzeit, in: Dieter Rödel/Joachim Schneider (Hg.), Strukturen der Gesellschaft im Mittelalter. Interdisziplinäre Mediävistik in Würzburg, Wiesbaden 1996, 115-140 (bes. 126-139 zum Engagement Erkingers zum Stefansberg und anderer Seinsheimer in den Rittereinungen der 1420er Jahre).
- Joachim Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel im landschaftlichen Vergleich (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 52), Stuttgart 2003 (bes. 485-501 zur Stellung der Seinsheimer und anderer Ritter zwischen Main und Steigerwald in den 1460er Jahren).
- Karl Fürst zu Schwarzenberg, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IX 16), Neustadt/Aisch 1963.
- Detlev Schwennicke (Hg.), Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staatem. 5. Bd.: Standesherrliche Häuser II, Marburg 1988 (zu den Seinsheim bzw. Schwarzenberg Tafeln 103-120).
- Rostislav Smíšek, Die Heiratsstrategien der Fürsten zu Schwarzenberg 1600 bis 1750. In: Ronald G. Asch (Hg.), Adel in Südwestdeutschland und Böhmen 1450–1850 (Veröffentlichungen der Kommission der geschichtlichen Landeskunde in Baden-Württemberg B 191), Stuttgart 2013, 127–154.
- Barbara Thóth, Karl von Schwarzenberg – die Biografie, überarb. u. aktual. Ausgabe, Wien 2017.
- Heinrich Weber, Kitzingen (Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken I/16), München 1967.
Quellen
- Eberhard Graf von Fugger, Die Seinsheim und ihre Zeit. Eine Familien- und Kulturgeschichte von 1155 bis 1890, München 1893 (wertvolle Quellenzeugnisse im Anhang abgedruckt).
- August Karl Graf von Seinsheim, Erinnerungen. Hg. von Claudius Stein, Sünching 2020.
- Karl August Graf von Seinsheim, Reiseschilderungen. Hg. von Claudius Stein, Sünching 2021.
Weiterführende Recherche
- Schlagwortsuche "Schwarzenberg, Adelsfamilie" im Online-Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern
- Schlagwortsuche "Seinsheim, Adelsfamilie" im Online-Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern
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Externe Links
Schwarzenberg
Empfohlene Zitierweise
Joachim Schneider/Anja Lochbrunner, Seinsheim/Schwarzenberg, Adelsfamilien, publiziert am 02.10.2024; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Seinsheim/Schwarzenberg,_Adelsfamilien> (20.03.2025)