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Leuchtenberg, Herzöge von

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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von Sylvia Krauss-Meyl

Das französisch-bayerische Geschlecht der Herzöge von Leuchtenberg entstand aus der 1806 geschlossenen Ehe von Eugène de Beauharnais (1781-1824) mit der bayerischen Prinzessin Auguste Amalie (1788-1851). Nach der Niederlage Napoleons (1769-1821, Kaiser der Franzosen 1804-1814/15) 1815 ließ sich Eugène in Bayern nieder und erhielt 1817 durch König Max I. Joseph (1756–1825, Kurfürst von Pfalzbayern 1799–1805, ab 1806 König von Bayern) den Titel "Herzog von Leuchtenberg" sowie das "Fürstentum Eichstätt" als Entschädigung für den Verlust des Vizekönigtums Italien. Dadurch erlangte die Familie Leuchtenberg in Bayern den höchsten Adelsrang nach den beiden Linien des Hauses Wittelsbach. Nach Eugènes Tod 1824 verließen seine Nachkommen Bayern und knüpften familiäre Verbindungen zu ausländischen Dynastien, darunter in Schweden, Brasilien, Portugal und Russland. Die Heirat Maximilians (1817–1852), des dritten Herzogs von Leuchtenberg, mit Maria Nikolajewna (1819-1876), der Tochter des russischen Zaren Nikolaus I. (1796–1855), im Jahr 1839 begründete die einzige überlebende Linie des Hauses Leuchtenberg.

Der Gründungsvater Eugène de Beauharnais

1803 erwarb Eugène das Hôtel Beauharnais in Paris auf dem linken Seine-Ufer gegenüber dem Jardin des Tuileries. Er ließ es im Stil des Empire umgestalten, u.a. ist der Portikus mit ägyptischen Motiven versehen. Foto, 1875-1930. (Gemeinfrei via Rijksmuseum Amsterdam, Inv.-Nr. RP-F-00-9438)

Eugène de Beauharnais (1781–1824) entstammte der Ehe von Joséphine (eigentlich Marie-Rose geborene de Tascher de la Pagerie, 1763–1814) mit dem Politiker und General Alexandre Vicomte de Beauharnais (1760–1794), der 1794 hingerichtet wurde. Durch die zweite Ehe seiner Mutter mit Napoleon Bonaparte (1769–1821, Kaiser der Franzosen 1804–1814/1815) 1796 wurde er der Stiefsohn des späteren Kaisers. Eugène schlug die Militärlaufbahn ein und nahm bereits als Jugendlicher an den Feldzügen seines Stiefvaters nach Italien (1796) und Ägypten (1798) teil. 1805 ernannte ihn Napoleon zum Vizekönig von Italien.

Heirat mit Auguste Amalie von Bayern 1806 in München

Ziviltrauung des Prinzen Eugène de Beauharnais mit Prinzessin Auguste Amalie von Bayern am 13. Januar 1806 in der Grünen Galerie der Münchner Residenz. Diese fand unter Anwesenheit des in München weilenden französischen Kaiserpaares, des bayerischen Königspaares und der beiden Hofstaaten statt. Gemälde von François-Guillaume Ménageot (1744-1816). (Gemeinfrei via Wikimedia Commons)

Um das Legitimitätsdefizit seiner Herkunft auszugleichen und das militärische Bündnis mit Bayern zu festigen, strebte Napoleon eine dynastische Verbindung mit dem Haus Wittelsbach an, einem der ältesten Adelsgeschlechter Europas. Er forderte folglich die Hand der bayerischen Prinzessin Auguste Amalie (1788–1851) für seinen Stiefsohn Eugène de Beauharnais. Napoleon machte unmissverständlich klar, dass die Existenz Bayerns auf dem Spiel stand. Im Falle einer Zustimmung zur Heirat winkten die Erhebung zum Königreich, die volle staatliche Souveränität sowie bedeutende territoriale Zugewinne. Bei einer Ablehnung drohten hingegen erhebliche Gebietsverluste.

Innerhalb des Hauses Wittelsbach löste das Eheprojekt heftige Kontroversen aus. Auguste Amalie war bereits mit dem Erbprinzen Karl von Baden (1786–1818), dem Bruder ihrer Stiefmutter Caroline (1776–1841), verlobt. Diese lehnte wie auch Kurprinz Ludwig (1786–1868, König 1825–1848) die Ehe aus familiären Rücksichten und einer generell frankreichfeindlichen Einstellung ab, beide führten die antifranzösische Fraktion am Münchner Hof an. Der bayerische Kurfürst Max IV. Joseph (1756–1825, Kurfürst von Pfalzbayern 1799–1805, ab 1806 König von Bayern) bat trotz seines Zwiespalts zwischen väterlicher Fürsorge und den staatspolitischen Interessen seines Landes letztendlich seine Tochter um ihr Einverständnis zur Ehe.

Die Ziviltrauung des jungen Paares fand am 13. Januar 1806 in der Grünen Galerie der Münchner Residenz statt. Obwohl aus Gründen der Staatsräson geschlossen, wurde es eine glückliche Ehe. Zur Hochzeit adoptierte Napoleon seinen Stiefsohn Eugène, übertrug ihm und seinen Nachkommen die volle Souveränität über die Herzogtümer Parma und Piacenza und stellte ihm die Nachfolge als König von Italien in Aussicht – für den Fall, dass er selbst ohne direkte Erben bliebe.

Das Vizekönigspaar in Italien 1806-1814

Das Vizekönigspaar Eugène und Auguste Amalie residierte in Mailand und Monza. Die Scheidung Napoleons von Joséphine, seine erneute Heirat sowie die Geburt des Thronfolgers Napoleon II. (1811–1832) machten Eugènes Hoffnungen auf die italienische Königskrone und ein mögliches Erbe des französischen Kaisertums zunichte.

Als Militärführer oblag Eugène 1809 das Kommando in den siegreichen Schlachten der französischen Armee bei Raab und Wagram gegen das österreichische Heer. Nach dem gescheiterten Russlandfeldzug von 1812 fiel ihm die Aufgabe zu, die Reste der Grande Armée aus Russland zurückzuführen und den Oberbefehl über die verbliebenen französischen Truppen in Deutschland zu übernehmen.

Getreu seinem Lebensmotto "Honneur et Fidélité" blieb Eugène auf kaiserlicher Seite, auch nach Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813. Erst nach der Abdankung Napoleons und infolge von Aufständen in Mailand gegen seine Regierung verließ Eugène im Frühjahr 1814 Italien und suchte mit seiner Familie Zuflucht am Hof seines Schwiegervaters in München.

Niederlassung der Familie Beauharnais in Bayern

Während der kurzzeitigen Rückkehr Napoleons 1815 verhielt Eugène sich strikt neutral und loyal gegenüber dem bayerischen König.  Auf dem Wiener Kongress (1814/15) versuchte er eine angemessene Entschädigung für seine Verluste in Italien und eine Versorgung für sich und seine Familie zu erlangen.

Die Grundlage dafür bildete der Vertrag von Fontainebleau vom 11. April 1814, in dem ihm ein souveränes Territorium mit 50.000 Untertanen zugesichert worden war. Dem restituierten König Ferdinand IV. von Neapel (1751–1825, reg. 1759-1806 u. 1814-1825) wurde die Abgabe eines Teils seines Staatsgebiets an Eugène auferlegt, von der er sich  jedoch mit fünf Millionen Francs freikaufte. Die territoriale Entschädigung Eugènes wurde schließlich an Bayern delegiert. Ein Erfolg in Wien war die Rückerstattung seines beschlagnahmten Vermögens.

Am 15. November 1817 verlieh ihm König Max Joseph den neu geschaffenen Titel "Herzog von Leuchtenberg". Dieser nahm Bezug auf die gleichnamige Landgrafschaft in der Oberpfalz, die 1646 an das Haus Wittelsbach gefallen war. Die herzogliche Familie erhielt einen Rang unmittelbar nach den königlichen Prinzen. Der Titel war nach dem Erstgeburtsrecht erblich. Gleichzeitig bekam Eugène das neu geschaffene Fürstentum Eichstätt mit dem Titel "Fürst von Eichstätt". Es bestand aus Teilen des ehemaligen Hochstifts. Er musste es jedoch für fünf Millionen Francs kaufen.

Besitzungen und Wohnsitze der Familie Beauharnais/Leuchtenberg

Das Fürstentum Eichstätt war keine souveräne Herrschaft, wie zunächst von Eugène gewünscht, sondern eine bayerische Standesherrschaft. Eugènes Herrschaftsrechte beschränkten sich auf innere Zuständigkeiten wie Justiz, Polizei, Kirchen- und Finanzwesen. Als Verwaltungsbehörden ließ er eine Domänenkanzlei sowie ein Jagd- und Forstamt errichten.

Trotz des desolaten Zustands des kleinen Fürstentums, gefielen Eugène das italienisch anmutende Flair seiner Residenzstadt und die ausgedehnten, wildreichen Jagdgebiete. In den folgenden Jahren engagierte er sich für seine neue Herrschaft im Altmühltal. Er erweiterte das Territorium durch gezielte Zukäufe und förderte Wirtschaft, Kultur und soziales Leben, indem er Fürsorgeeinrichtungen für Bedürftige gründete, Landwirtschaft und Obstanbau unterstützte, Schulen errichtete und in die Infrastruktur und Stadtverschönerung investierte. Er hielt in Eichstätt Jagdgesellschaften mit hochrangigen Gästen ab und feierte höfischen Festen.

Neben der Jagd galt Eugènes Hauptinteresse den drei Eisenhüttenwerken in Obereichstätt, Hagenacker und Altendorf. Er begeisterte sich für die dort eingesetzten modernen technischen Verfahren, unterstützte die Werke finanziell und richtete eine zentrale Verwaltung für den Berg- und Hüttenbetrieb in Eichstätt ein.

Bereits 1816 erwarb Eugène das Schloss Ismaning nordöstlich von München als Landsitz. Die Familie feierte hier Geburtstage und zwanglose Familientreffen im privaten Rahmen. Das Schloss wurde nach 1824 zum bevorzugten Witwensitz Auguste Amalies.

Seinen Hauptwohnsitz errichtete Eugène in der bayerischen Hauptstadt in direkter Nachbarschaft zur königlichen Residenz am Odeonsplatz. Zwischen 1817 und 1821 entstand unter Leitung Leo von Klenzes (1784-1864) ein prächtiges Palais im Stil der Neorenaissance. Es entwickelte sich zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der Stadt. Es hieß, Prinz Eugène entfalte dort größeren Luxus als der königliche Hof.

Eugènes Gemäldesammlung

Eugène hatte schon in seiner Mailänder Zeit als aufgeklärter und kunstsinniger Fürst den Grundstein seiner Gemäldesammlung gelegt, die später über 200 Werke italienischer, französischer und niederländischer Meister des 16. bis 19. Jahrhunderts umfasste. Sie wurde nach seiner Flucht aus Italien nach München überführt. Eugène machte die Sammlung bei freiem Eintritt der Öffentlichkeit zugänglich. Sie galt als bedeutendste private Gemäldesammlung der Stadt.

Um 1850 ließ Eugènes Sohn Maximilian (1817-1852) den Großteil der Sammlung nach St. Petersburg bringen und ergänzte sie dort um Werke russischer Künstler. Die Sammlung blieb bis zur Russischen Revolution 1917 intakt, wurde danach jedoch aufgelöst und zerstreut.

Die Situation der Familie Leuchtenberg in München und das Verhältnis zum bayerischen Königshaus

Ludwig I. (1786-1868) als Kronprinz von Bayern. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-018728 lizenziert durch PDM 1.0)

Eugènes Stellung in München war in diesen Jahren durch französische Flüchtlinge erschwert, die sich schutzsuchend um ihn sammelten. Obwohl er politische Zurückhaltung übte, wurde er von antinapoleonischen Kreisen in München und der französischen Regierung des konspirativen Umgangs mit Bonapartisten verdächtigt.

In diesen angespannten ersten Jahren war König Max Joseph die wichtigste Stütze Eugènes gegen jegliche Anschuldigungen. Beistand erfuhr er auch durch seinen Schwager Prinz Karl (1795–1875) sowie durch den einflussreichen Staatsminister Maximilian Graf von Montgelas (1759–1838). Dessen überraschende Entlassung Anfang 1817 war für Eugène ein Rückschlag und setzte ihn noch ungeschützter den Angriffen des Kronprinzen Ludwig aus.

Bei der Standeserhöhung Eugènes und seiner Familie Ende 1817 verweigerte Ludwig seine Zustimmung. Bei der feierlichen Eidesleistung auf die neue bayerische Verfassung im Juni 1818 provozierte er demonstrativ einen Eklat, als es um die Teilnahme Eugènes und seine privilegierte Stellung ging. Als Reaktion ließ Eugène umgehend die Bauarbeiten an seinem Münchner Palais einstellen. Dies löste eine Wirtschaftskrise in München aus, da das Königreich noch unter den Auswirkungen des Tambora-Vulkanausbruchs 1815 und den daraus folgenden Missernten litt. Die Bauarbeiten am Leuchtenberg-Palais waren eine wirtschaftspolitische Maßnahme von höchster Priorität. Ludwig gab schließlich dem politischen und familiären Druck nach und stimmte dem königlichen Dekret vom November 1817 nachträglich zu. Weitere Zugeständnisse hinsichtlich der Aufnahme von Eugènes Familie in die bayerische Erbfolge lehnte er jedoch strikt ab.

Tod Eugènes am 21. Februar 1824 und sein Vermächtnis in den Händen seiner Witwe

Grabmal für Herzog Eugéne von Leuchtenberg in St. Michael in München. Der Entwurf stammt von Leo von Klenze (1784-1864), die Skulpturen von Bertel Thorvaldsen (1770-1844). Foto von Max Prugger (1918-2003), 1964. (Bayerische Staatsbbliothek, Bildarchiv pru-002374)

Nach mehreren Schlaganfällen verstarb Eugène am 21. Februar 1824 im Alter von nur 42 Jahren in seinem Münchner Palais. Er wurde in der Gruft der St.-Michaels-Kirche in München beigesetzt.

Auguste Amalie widmete ihr weiteres Leben, das sie bis zu ihrem Tod 1851 in München und auf ihrem bevorzugten Landsitz in Ismaning verbrachte, der Pflege des geistigen Erbes ihres Mannes, indem sie die Kinder in seinem Sinne erzog und in der Familie das Andenken an ihn und seine französischen Wurzeln wachhielt. Ihre Kontakte zu den Beauharnais sowie den Bourbonen waren ein dauerhafter Störfaktor im Verhältnis zu ihrem weiterhin antifranzösisch eingestelltem Bruder Ludwig, der 1825 den bayerischen Thron bestieg.

Die zweite Leuchtenberg-Generation

Aus der Ehe Eugènes mit Auguste Amalie gingen sieben Kinder hervor, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichten. Bereits schwer krank, erlebte Eugène 1823 noch die Hochzeit seiner ältesten Tochter Josephine (1807–1876) mit Kronprinz Oskar von Schweden und Norwegen (1799–1859, reg. seit 1844), dem späteren König Oskar I. Josephine durfte in dem protestantischen Schweden ihre katholische Konfession behalten. Mit der Thronbesteigung ihres Gemahls wurde sie 1844 Königin von Schweden und Norwegen. Josephine und Oskar hatten fünf Kinder, von denen zwei Söhne ihrem Vater auf dem Thron folgten. Als letzte Überlebende ihrer Geschwister wurde Josephine Haupterbin ihrer jüngeren Schwester Amélie. Ihr fiel dadurch das ehemalige Kloster Seeon zu, das sie an ihren Neffen Nikolaus (1843-1891) aus der russischen Leuchtenberg-Linie veräußerte.

Die zweitälteste Tochter Eugénie (1808–1847) heiratete 1826 in Eichstätt den Erbprinzen Constantin von Hohenzollern-Hechingen (1801–1869). Mit ihrer umfangreichen Mitgift gründete sie in Hechingen karitative Einrichtungen wie ein Altersheim und eine Kinderbewahranstalt und förderte Kunst- und Kultur. Als fromme Wohltäterin starb sie hochverehrt mit 39 Jahren an Tuberkulose. Sie hinterließ keine Nachkommen.

Die dritte Tochter, Amélie (1812–1873), wurde durch ihre Heirat mit Kaiser Dom Pedro I. von Brasilien (1798–1834, reg. 1822-1831) brasilianische Kaiserin. Die Procura-Eheschließung 1829 in München wurde mit einer großzügigen Stiftung ihres Bräutigams ausgestattet, die von der Braut in die "brasilianischen Stiftung" zur Aussteuer Münchner Waisenmädchen umgewandelt wurde. Nach knapp zwei Jahren als Kaiserin folgte sie ihrem Ehemann nach dessen Abdankung ins Pariser Exil, wo ihre Tochter Marie Amélie (1831–1853) geboren wurde. Nach dem Sieg Dom Pedros im portugiesischen Bürgerkrieg und der Wiederherstellung der konstitutionellen Monarchie zog die Familie nach Portugal. Pedro verstarb 1834 im Schloss von Queluz, nachdem er seine älteste Tochter Maria da Gloria (1819–1853) auf den portugiesischen Thron gesetzt hatte. Amélie verbrachte ihre Witwenjahre vorwiegend in Portugal. 1845 und 1852 erwarb sie in Bayern Schloss Stein an der Traun und das ehemalige Kloster Seeon als künftige Aussteuer für ihre Tochter, die jedoch 1853 im Alter von 22 Jahren an Tuberkulose verstarb. Beide Besitzungen gingen nach Amélies Tod in die russische Linie über.

Der erstgeborene Sohn August (1810–1835) wurde nach Eugènes Tod im Alter von 13 Jahren zweiter Herzog von Leuchtenberg und Erbe des Fürstentums Eichstätt. 1830 wurde er vom belgischen Parlament zum König gewählt. Seine Thronbesteigung scheiterte jedoch am Widerspruch des französischen König Louis Philippe (1753–1859, reg. 1830–1848). Wegen mangelnder Rentabilität veräußerte August 1832/33 große Teile des Fürstentums Eichstätt an den bayerischen Staat. Er behielt nur wenige Besitztümer zurück wie z.B. die lukrativen Obereichstätter Hüttenwerke und Rechte in den inneren Angelegenheiten des Fürstentums. Auf Wunsch seines Schwagers Pedro von Brasilien heiratete er 1834 dessen Tochter aus erster Ehe, Königin Maria II. da Gloria von Portugal, und übersiedelte nach Lissabon, wo er wenig später am 28. März 1835 mit nur 25 Jahren überraschend starb.

Die russische Linie – Maximilian, dritter Herzog von Leuchtenberg

Nach dem frühen Tod seines Bruders August wurde der noch minderjährige Maximilian (1817–1852) dritter Herzog von Leuchtenberg. 1837 wurde er, nachdem er militärisch ausgebildet und zum Oberst des 6. Chevaulegers-Regiments ernannt worden war, von Ludwig I. als Beobachter von Kavalleriemanövern nach Russland entsandt. Bei dieser Gelegenheit lernte er die älteste Tochter Zar Nikolaus' I. (1796-1855, reg. 1825-1855), Großfürstin Maria Nikolajewna (1819–1876) kennen, die er zwei Jahre später ehelichte und ihrer Bedingung folgend seinen Wohnsitz dauerhaft nach St. Petersburg verlegte.

Mit der Heirat wurde Maximilian die Anrede "Kaiserliche Hoheit" und ein neues Wappen mit dem kaiserlichen Doppeladler verliehen. Er wurde der Stammvater der russischen Linie Leuchtenberg. Zur Hochzeit schenkte der Zar dem Paar den Marijnski-Palast in St. Petersburg sowie ein Landgut. Die Verbindung zur Heimat hielt Maximilian durch regelmäßige Reisen nach München und Eichstätt sowie seine Mitgliedschaft in der Kammer der Reichsräte im bayerischen Landtag aufrecht.

Darüber hinaus profilierte er sich in seiner neuen Heimat als Initiator zahlreicher sozialer, kultureller, geschäftlicher und wissenschaftlicher Projekte. Er gründete als erster Geschäftsmann innerhalb der Zarenfamilie ein Industrieunternehmen, überführte die Gemäldegalerie seiner Familie von München nach St. Petersburg, förderte russische Künstler und stiftete ein Krankenhaus, in dem Patienten aller sozialen Schichten kostenlos behandelt wurden – eine wohltätige Maßnahme, die ihm große Beliebtheit einbrachte.

1844 wurde er zum Direktor des bedeutenden Bergbauinstituts in St. Petersburg ernannt, der einzigen technischen Hochschule des Zarenreichs, und widmete sich der Förderung der Naturwissenschaften u.a. durch mineralogische und physikalische Forschungen und Publikationen sowie durch den Ausbau seiner Sammlungen in Eichstätt und St. Peterburg. Er wurde Ehrenmitglied der russischen und bayerischen Akademien der Wissenschaften.

Er starb mit nur 35 Jahren 1852. Seine Witwe verkaufte 1855 als Vormünderin ihrer Söhne den gesamten bayerischen Besitz der Familie, an dem sie kein Interesse hatte. Das Palais in München erwarb Prinz Luitpold von Bayern (1821-1912), die Schlösser in Eichstätt und Ismaning gingen an den bayerischen Staat. Als Zeichen der Verbundenheit mit der Zarenfamilie erhielten Maximilians Söhne nach seinem Tod von Nikolaus I. den Titel "Fürst Romanowski" mit dem Anrecht auf die russische Thronfolge.

Das Eichstätter Naturalienkabinett

Im 19. Jahrhundert zählte das private Eichstätter Naturalienkabinett zu den bedeutendsten naturwissenschaftlichen Sammlungen Europas – berühmt für seine Vielfalt, Kostbarkeit und wissenschaftliche Relevanz. 1817 richtete Eugène es in der Sommerresidenz im Eichstätter Hofgarten ein. Seine mineralogischen, zoologischen und botanischen Bestände wuchsen in den nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten enorm an. Sein Sohn August brachte zahlreiche Objekte von der Brautfahrt seiner Schwester Amélie aus Brasilien mit, die er anschließend in Eichstätt ordnete und wissenschaftlich bearbeitete. 1831 machte er die Sammlung als Naturkundemuseum öffentlich zugänglich.

Große Zuwächse erfuhr das Kabinett durch Maximilian, den dritten Herzog von Leuchtenberg. Auf seinen geologischen Expeditionen in den Ural und nach Sibirien sammelte er Edelsteine und Mineralien, von denen manche nach ihm benannt wurden, wie der Leuchtenbergit. Maximilians Tätigkeit als Expeditionsleiter gilt als "Glanzzeit des russischen Edelsteinbergbaus". Er schickte die mitgebrachten Stücke zum großen Teil nach Eichstätt, wo er die Bestände fachkundig bearbeiten ließ. Er erweiterte die Sammlungen auch durch Ankäufe, wie 1852 durch die bedeutende Mineraliensammlung des Münchner Arztes Johann Nepomuk von Ringseis (1785-1880).

Im Zuge der Übernahme des Fürstentums Eichstätt durch den bayerischen Staat wurde das Naturalienkabinett 1858 nach München verlegt und auf die staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlungen verteilt. Durch das Bombardement im Zweiten Weltkrieg erlitten sie teilweise massive, unwiederbringliche Schäden.

Die Nachfolger der russischen Linie und ihre Rückkehr nach Bayern

Nikolaus, ältester Sohn Maximilians und vierter Herzog von Leuchtenberg (1843–1891), trat als studierter Mineraloge und Geologe in beruflicher und wissenschaftlicher Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters. Als international anerkannter Experte für Mineralogie und Geologie bekleidete er bedeutende akademische Ämter, unter anderem als Präsident der russischen Mineralogischen Gesellschaft, und initiierte die erste geologische Karte Russlands.

Seine Beziehung mit der verheirateten Nadeshda (genannt Nadine) Akinfowa (1840–1891) wurde am Zarenhof und in der russischen Adelswelt nicht akzeptiert. Er lebte deswegen mit ihr vorwiegend im Ausland. 1879 legalisierte Zar Alexander II. (1818-1881, reg. 1855-1881) die morganatische Ehe mit der inzwischen geschiedenen Nadeshda und verlieh ihr den Titel "Gräfin von Beauharnais". Doch verlor die Familie aufgrund der nicht standesgemäßen Verbindung den Fürstenrang innerhalb des Hauses Romanow. Erst 1890 legitimierte Zar Alexander III. (1845-1894, reg. 1881-1894) die beiden Söhne Nikolaus und Georg und erhob sie zu russischen Herzögen von Leuchtenberg.

Da Nikolaus sich viele Jahre hindurch nicht mit seiner Familie in Russland aufhalten konnte, war es ein Glücksfall, als er 1873 Schloss Stein an der Traun erbte und unmittelbar danach von seiner Tante Josephine das benachbarte ehemalige Kloster Seeon kaufen konnte. Die Familie lebte vorwiegend in Schloss Stein, das im Stil neugotischer englischer Herrenhäuser umgebaut wurde. Sie entfaltete dort ein lebendiges gesellschaftliches Leben. Nikolaus verstarb im Jahr 1891 im Alter von nur 47 Jahren in Paris. Wegen seiner morganatischen Ehe ging der 1817 verliehene bayerische Titel des Herzogs von Leuchtenberg auf seinen jüngeren Bruder Eugène (1847–1901) über. Dessen Linie starb mit seinem Neffen Sergej (1890–1974) aus.

Nach dem Tod ihres Vaters Nikolaus sahen sich seine Söhne Nikolaus (II) (1868–1928) und Georg (1872–1929) mit Enterbungsversuchen durch ihre väterlichen Onkel konfrontiert. Sie veräußerten Schloss Stein mit Brauerei und Liegenschaften sowie die Ländereien von Seeon an Joseph Graf von Arco-Zinneberg auf Maxlrain (1881–1924) und behielten nur Schloss Seeon im Besitz.

1892 wurden die Brüder zum Militärdienst in Russland einberufen. 1894 heiratete Nikolaus die russische Gräfin Maria Nikolajewna Grabbe (1869–1948) und erwarb ein Stadtpalais in St. Petersburg und den Landsitz Gut Gory im Gouvernement Nowgorod. Die Familie lebte dort, bis der Erste Weltkrieg und die nachfolgende Oktoberrevolution sie zwang, Russland für immer in Richtung Südfrankreich zu verlassen.

Nikolaus von Leuchtenberg war Vertrauter des Zaren Nikolaus II.(1868-1918, reg. 1894-1917), er kämpfte wie auch sein gleichnamiger Sohn als Offizier in der russischen Armee und schloss sich nach der Oktoberrevolution 1917 der "Weißen Armee" gegen die bolschewistischen "Roten" an. Nach deren Sieg verließ er fluchtartig Russland unter Verlust seines gesamten russischen Besitzes. Er flüchtete zu seinen Angehörigen auf sein bereits früher erworbenes Weingut Château de Ruth in Sainte-Cécile-les-Vignes bei Orange in Südfrankreich, wo er bis zu seinem Tod 1928 als Winzer tätig war.

Sein ältester Sohn Nikolaus (III) (1896–1937), der ebenfalls in der zaristischen Armee aufgestiegen war und nach dem Sieg der Bolschewisten aus Russland in die Türkei und von dort nach Südfrankreich fliehen musste, zog 1922 nach München, wo er an der Staatlichen Akademie der Tonkunst Orgel und Komposition studierte. Er ließ sich dauerhaft in München als Dirigent und Organist nieder und gründete 1935 den Donkosaken-Chor "Atman General Kaledin", mit dem er im Münchner "Odeon" auftrat und Konzertreisen unternahm. Aus seiner 1928 geschlossenen Ehe mit Elisabeth Müller-Himmler (1906–1999) aus Tutzing gingen zwei Kinder hervor: Eugénie (1929–2006), die eine Karriere als Pianistin einschlug, und Nicolaus (IV) (geb. 1933), anlässlich dessen Geburt er die Leuchtenberg-Messe komponierte, die 1934 in der Kirche St. Anna uraufgeführt wurde und seitdem immer wieder zur Aufführung gelangt.

Nicolaus (IV) ist seit 1937 Oberhaupt des Hauses Leuchtenberg. Er arbeitete als Toningenieur in einem Tonstudio in Bonn. Aus seiner Ehe mit Anne Christine Brügge (geb. 1936), die von 1962 bis 1985 bestand, gingen zwei Söhne hervor, der früh verstorbene Nicolaus (1963–2002) und Konstantin (geb. 1965).

Georg de Beauharnais (1872–1929) und seine Nachfahren

Grab Herzog Georgs von Leuchtenberg (1872-1929) auf dem Friedhof St. Walburgis bei Kloster Seeon. (Foto: Concord lizenziert durch CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Georg, der Bruder des zweiten Nikolaus, kehrte 1905 mit seiner Ehefrau, Fürstin Olga Repnin (1872–1953), und ihren sechs Kindern von Russland nach Seeon zurück. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste Georg erneut in die russische Armee eintreten, doch wurde die Familie nach Kriegsende endgültig im Chiemgau sesshaft. Dort lebte Georg bis zu seinem Tod im Jahr 1929 im Kreise seiner Familie.

Deren wirtschaftliche Lage hatte durch den Verlust des russischen Vermögens stark gelitten. In den 1920er Jahren verschlechterte sie sich dramatisch, so dass die wertvolle Leuchtenberg-Bibliothek, die zu den bedeutendsten Privatbibliotheken ihrer Zeit zählte, ab 1928 in mehreren Etappen verkauft werden musste und 1934 auch das Seeoner Schloss selbst.

In den 1930er Jahren emigrierten die Kinder, zwei Töchter nach Südfrankreich und Kalifornien, die beiden Söhne nach Kanada. Herzogin Olga verbrachte ihren Lebensabend zurückgezogen in ärmlichen Verhältnissen in einem kleinen Verwalterhäuschen in der Nähe des Seeoner Schlosses, wo sie 1953 verstarb. Mit ihr endete die bayerische Ära der russischen Herzöge von Leuchtenberg.

Würdigung

Eugène de Beauharnais galt vielen seiner Zeitgenossen als Emporkömmling. Diese Einschätzung beruhte auf seiner Herkunft aus einer unbedeutenden französischen Adelsfamilie und seinem Aufstieg, der allein auf der Gunst Napoleons, seiner politisch motivierten Heirat mit einer bayerischen Prinzessin und strategischen Allianzen basierte.

Doch gewann Eugène schon in seiner italienischen Zeit und danach in der Umbruchsphase nach 1815 durch sein diplomatisches Auftreten, seine politische Zurückhaltung und persönliche Integrität die uneingeschränkte Wertschätzung und das tiefe Vertrauen seines königlichen Schwiegervaters. Sie waren wesentliche Faktoren bei der Gründung der neuen bayerischen Leuchtenberg–Dynastie. Sie verhalfen seinen Nachkommen zum Aufstieg in die höchsten Kreise des europäischen Adels.

Drei seiner Kinder heirateten in Herrscherhäuser, die im Zuge der napoleonischen und nachnapoleonischen Ordnung neu entstanden waren – die Monarchie der Bernadottes in Schweden, das brasilianische Kaiserhaus und das restituierte portugiesische Königshaus. Auch die Verbindungen zu den althergebrachten Häusern Hohenzollern-Hechingen, Württemberg und Romanow bewiesen die Anpassungsfähigkeit der Familienmitglieder an unterschiedliche politische und kulturelle Herausforderungen.

Auch sie war ein nachhaltig wirkendes Erbe ihres Gründungsvater Eugène, der als Vermittler zwischen der napoleonischen und der restaurativen Ära seinem neu gegründeten Haus den Weg ins 19. Jahrhundert ebnete.

Freundeskreis Leuchtenberg e.V.

Im Jahr 2014 wurde der Freundeskreis Leuchtenberg e.V. gegründet, dessen Ziel die Erforschung der Geschichte sowie die Pflege der Erinnerung an die Familie Leuchtenberg ist. Dies geschieht durch die Vernetzung von Institutionen und Museen, wissenschaftliche Publikationen, Tagungen, Reisen und den Aufbau von Ortsfreundschaften. Das Oberhaupt der Familie Leuchtenberg, S.D. Herzog Nikolaus von Leuchtenberg, ist Ehrenvorsitzender des Kreises (Stand: 2025).

Archivalische Überlieferung

Das Leuchtenberg’sche Familienarchiv kam nach dem Tod Auguste Amalies von München nach Seeon, wo es bis in die 1930er Jahre geschlossen aufbewahrt wurde. Danach wurde es aufgeteilt, Teile gerieten nach Kanada, an die Stadt Eichstätt, an die Princeton University Library (USA), in Privatbesitz, und über Umwege an das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München, wo das umfangreiche Archiv ständig durch Ankäufe und Zuwendungen erweitert wird.

Literatur

  • Adalbert von Bayern, Eugen Beauharnais, der Stiefsohn Napoleons. Ein Lebensbild. Berlin 1940, 2. Auflage München 1950.
  • Adalbert von Bayern, Die Herzen der Leuchtenberg, Geschichte einer bayerisch-napoleonischen Familie, München 1992 (Nachdruck der Ausgabe München 1963).
  • Zoia Belyakova, Honour and fidelity. The Russian Dukes of Leuchtenberg, Logos Publisher, 2010.
  • René Blémus, Eugène de Beauharnais. L'honneur à tout vent, Paris 1993.
  • Elisabeth Caude (Hg.), Eugène de Beauharnais, un prince européen, Paris 2022.
  • Richard Diener, Die russischen Herzöge von Leuchtenberg in Stein an der Traun und in Seeon und ihre Vorgeschichte, Eichstätt 2009.
  • Bernhard Graf, Napoleons Erben. Die Herzöge von Leuchtenberg, München 2021.
  • Elfi Haller/Hans Lehmbruch, Palais Leuchtenberg. Die Geschichte eines Münchner Adelspalais und seines Bauherrn, München 1987.
  • Karl Theodor von Heigel, Leuchtenberg, Eugen Beauharnais, Herzog v., in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB) Bd. 18, Leipzig 1883, 475–479.
  • Leo Hintermayr, Das Fürstentum Eichstätt der Herzöge von Leuchtenberg 1817–1833 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 124), München 2000.
  • Michel Kerautret, Eugène de Beauharnais. Fils et vice-roi de Napoléon, Paris 2021.
  • Kloster Seeon, Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern (Hg.), Leuchtenberg. Zeit des Adels in Seeon und Stein, Ausstellungskatalog 2008.
  • Hans Schmidt, Leuchtenberg, Eugen Herzog von, in: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd. 14, Berlin 1985, 369f.

Quellen

  • ungedruckte:
    • Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Familienarchiv Leuchtenberg
    • Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Adelsmatrikel
    • Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Akten der Bestände Ministerium des Innern, Ministerium des Äußern, Gesandtschaften
    • Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Geheimes Hausarchiv, Nachlass Ludwig I.
  • gedruckte:
    • Anton Chroust, Gesandtschaftsberichte aus München, Abt. I, Die Berichte der französischen Gesandten (FGB) 1814-1848, München 1935ff.
    • Anton Chroust, Gesandtschaftsberichte aus München, Abt. II, Die Berichte der österreichischen Gesandten (ÖGB) 1814-1848, München 1939ff.
    • Anton Chroust, Gesandtschaftsberichte aus München, Abt. III, Die Berichte der preußischen Gesandten (PGB) 1814-1848, München 1949ff.

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Sylvia Krauss-Meyl, Leuchtenberg, Herzöge von, publiziert am 01.09.2025; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Leuchtenberg,_Herzöge_von> (05.12.2025)