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Dombibliotheken

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Grammatische Sammelhandschrift, Oberitalien, Mitte 9. Jh., mit Besitzvermerk der Dombibliothek Freising des 12. Jhs. und neuzeitlichem Exlibris des Domkapitels Freising. (Bayerische Staatsbibliothek, Clm 6415)
Bibliothekskatalog des Augustinereremitenklosters St. Salvator in Regensburg; enthalten in einem 1347 angelegten Gesamtkatalog der Regensburger Bibliotheken. (Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14397, fol. 10v)
Bibliothekskatalog des Benediktinerklosters (ab 1484 Kartause) Prüll, enthalten in einem 1347 angelegten Gesamtkatalog der Regensburger Bibliotheken. (Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14397, fol. 12v)
Besitzvermerk und Federzeichnung des Domherrn Sigismind Scheufler von 1516 und späterer handschriftlicher Hinweis auf die Dombibliothek Freising. (aus: Karl Schottenloher, Der Freisinger Domherr und Humanist Dr. Sigismund Scheufler (1475-1522). Ein Beitrag zur Geschichte der Freisinger Dombibliothek, Tafel 18)
Wappensupralibros des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn, um 1600. (UB Würzburg)
Im 16. Jahrhundert entstand in Salzburg eine erzbischöfliche Hofbibliothek. Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg (reg. 1668-1687) ließ die Handbibliotheken seiner Vorgänger in einem Neubau, einer bis heute erhaltenen zweischiffigen Säulenhalle, zusammenfassen. 1777 wurde die Hofbibliothek dann zum allgemeinen Gebrauch geöffnet. 1803 umfasste sie etwa 19.000 Bände. (Fotografie: Universität Salzburg)

von Wolfgang Müller (†)

Domkirchen waren im Früh- und Hochmittelalter neben den Klöstern ein Zentrum der Gelehrsamkeit. Die Bedeutung ihrer Schulen spiegelt sich in ihren Bibliotheken wider. Die größte Zahl von Handschriften einer frühmittelalterlichen Dombibliothek ist im heutigen Bayern aus Freising überliefert. Ihre Blütezeit erlebten die Dombibliotheken wie auch die Domschulen im Hochmittelalter (11.-13. Jahrhundert). Seitdem verloren sie zunehmend an Bedeutung, da im Spätmittelalter weitere Bibliothekstypen hinzutraten und private Bibliotheken der Bischöfe und der Domkanoniker entstanden. Die vorhandenen Dombibliotheken, die nun den Domkapiteln unterstanden, wuchsen weiter durch Schenkungen und Vermächtnisse der Kanoniker. In der Frühen Neuzeit führten die Dombibliotheken eher ein Schattendasein. Erst im 18. Jahrhundert wurde ihnen wieder mehr Aufmerksamkeit zugewandt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gingen ihre Bestände im Zuge der Säkularisation in staatlichen Besitz über. Nach der Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse in Bayern wurden ab 1817/21 teilweise klassische Dombibliotheken neu geschaffen, teilweise aber auch modernere Formen wie zentrale Diözesanbibliotheken entwickelt.

Anfänge im Frühmittelalter

Pflege der Liturgie, Ausbildung des Klerus, Kenntnis des Kirchenrechts sowie Predigt und die Mission setzten einen wenigstens bescheidenen Bücherbesitz voraus. So ist davon auszugehen, dass die irischen und angelsächsischen Missionare, die im 7. und 8. Jahrhundert bei den Alemannen, Bayern und in Ostfranken Klöster errichteten und an der Entstehung von Bistümern beteiligt waren, aus mitgebrachten Handschriften einen Grundstock an frühen Bibliotheken gebildet haben. Sie gründeten zugleich Schulen und Skriptorien, in die sie ihre insulare Schreibkultur verpflanzten, die teilweise bis in die Anfänge des 9. Jahrhunderts vorherrschend blieb. Der Angelsachse Bonifatius (gest. 754) hat selbst auf seinen Reisen stets eine kleine Bibliothek mit sich geführt und erhielt, wie seine Korrespondenz zeigt, Büchernachschub aus England und Rom.

Bei den im heutigen Bayern unter Mitwirkung angelsächsischer Missionare errichteten Bistümern Freising, Passau, Regensburg, Würzburg und Eichstätt lässt sich eine derartige Entstehung einer Dombibliothek allerdings nur für Würzburg näher belegen. Der erste Bischof, der Angelsachse Burghard (reg. 741-754), hat, wie Bonifatius bezeugt, aus seiner Heimat und dazu wohl aus Italien eine Buchausstattung besorgt; die älteste importierte Handschrift stammt aus dem 5. Jahrhundert. Das Bistum blieb mit seiner Domschule bis in das erste Drittel des 9. Jahrhunderts ein Zentrum angelsächsischer Schriftkultur, und noch heute ist in Würzburg (seit der Säkularisation in der Universitätsbibliothek) die bedeutendste deutsche Sammlung insularer Handschriften vorhanden (Bischoff/Hofmann, 6 ff., 88 ff.; Glauche/Knaus, MBK IV,2, 948). Das älteste, noch von angelsächsischer Hand geschriebene Bücherinventar der Zeit um 800 nennt 36 Titel, ist aber offensichtlich unvollständig (Glauche/Knaus, MBK IV,2 Nr. 126); vielmehr hat sich ein Bestand von über 150 Domhandschriften des 8. und 9. Jahrhunderts nachweisen lassen.

In Salzburg waren die Abtei St. Peter und das Domstift des kanonisch 739 errichteten Bistums zunächst verbunden und hatten daher Schreibschule und Bibliothek gemeinsam. Als eigentlicher Bibliotheksgründer gilt Arn/Arno (reg. 785-821), unter dem Salzburg 798 Erzbistum und Metropole der neuen bayerischen Kirchenprovinz wurde. Er ließ 150 Handschriften anfertigen (Möser-Mersky/Mihaliuk, MBKÖ IV, 10f.). Nach Ende der Personalunion 987 wurde die Bibliothek zwischen Abtei und Dom geteilt.

In Regensburg bildete das ebenfalls bereits um 700 gegründete Kloster St. Emmeram zugleich das Domkapitel und stellte mit seinem Abt den Bischof (bis um 975); Schule, Skriptorium und Bibliothek scheinen deshalb in dieser Zeit beim Dom nicht entstanden zu sein.

In Freising finden sich Handschriften angelsächsischer und italienischer Provenienz vom 6. Jahrhundert an. Die ersten nachweisbaren eigenen Erzeugnisse des Skriptoriums auf dem Domberg sind ab der Zeit Arbeos (reg. 764-783/784), des vierten Freisinger Bischofs, erhalten, darunter früheste althochdeutsche Literaturdenkmäler (Abrogans, Petruslied, Otfrids Evangelienharmonie) sowie als Missionshilfe dienende älteste slowenische Sprachtexte. Aus dem Bestand der Dombibliothek bis zur Jahrtausendwende sind noch rund 200 Handschriften erhalten geblieben (Brunhölzl, Dombibliothek, 1).

In Augsburg und Passau sind durch Ungarneinfälle und Brände alle frühen Zeugnisse einer Schreibschule und Bibliothek zerstört, und auch in Eichstätt ist kein einziger Codex vor dem 11. Jahrhundert erhalten geblieben.

Karolingisch-ottonische Epoche

Zum Reformprogramm Karls des Großen (reg. 768-814, Kaiser ab 800) gehörte die Aufforderung, Schulen in Domstiften und Klöstern zu errichten, und für die Salzburger Kirchenprovinz schrieb die Reisbacher Synode von 799 den Bischöfen die Unterhaltung einer Domschule zwingend vor. Insbesondere die Ausbildung von Geistlichen setzten Schule und Bibliothek voraus; Klöster und Domschulen wuchsen so zu den Bildungsstätten des Früh- und Hochmittelalters heran. Eine Bibliothek dieser Zeit umfasste allerdings meist nur einige Dutzend Bände in einem Raum, oft nur in einem Kasten oder Schrank liegend. Ein Teil der Bücher befand sich ohnehin - dies gilt auch für die nachfolgenden Jahrhunderte - an Sonderstandorten: Liturgisches in der Sakristei oder im Chor, Schullektüre in der Schule usw. Es dominierten theologische Werke und die lateinische Sprache.

Erste, wenn auch unvollständige Kataloge der Zeit aus Bayern sind in Freising aus dem späten 10. Jahrhundert mit Schulbüchern und um 1000 aus Würzburg überliefert (Glauche/Knaus, MBK IV,2 Nr. 75 und 129). Die Bemühungen Bischof Hittos von Freising (reg. 811-835) um die Dombibliothek wurden schon von seinem Notar Cozroh gerühmt. In nahezu einmaliger Fülle besitzen wir Erzeugnisse des 10. und 11. Jahrhunderts der Freisinger Schreib- wie Buchbindekunst (heute in der Bayerischen Staatsbibliothek), die besonders gut erforscht sind (Brunhölzl; Schäfer; Glauche, Katalog).

Den "unerschöpflichen Überfluß" wiederum der Augsburger Dombibliothek preist Ende des 10. Jahrhunderts der Tegernseer Mönch Froumund in einem Brief (Ruf, MBK III,1, 8); ein großer Teil ging vermutlich spätestens bei der Plünderung 1026 durch Graf Welf II. (gest. 1030) in dessen Fehde mit dem Augsburger Bischof und in den Kämpfen während des Investiturstreites verloren.

Bischof Burkhard von Passau (reg. 903-915) tauschte 903 mit dem Chorbischof Madalwin dessen ansehnliche Bibliothek gegen Ländereien ein (Ineichen-Eder, MBK IV,1 Nr. 5).

Bamberg, das dritte fränkische Bistum, wurde erst 1007 von Kaiser Heinrich II. (reg. 1002-1024) errichtet und mit bedeutenden, nahezu aus ganz Europa zusammengetragenen Handschriften sowie solchen seiner Vorgänger hauptsächlich für den liturgischen Bedarf reich ausgestattet. Verzeichnisse des Domschatzes von 1127 mit 119 Handschriften sowie der Bibliothek um 1200 mit 130 Werken geben darüber Auskunft (Ruf, MBK III, 3 Nr. 84 und 86). Ansonsten sind die Quellen für die weitere Geschichte der Dombibliothek dürftig; der kulturelle Schwerpunkt in Bamberg scheint von Anfang an beim zeitgleich gegründeten Benediktinerkloster auf dem Michelsberg mit seinem Skriptorium gelegen zu haben.

Hochmittelalter

Das 11. bis 13. Jahrhundert war die Blütezeit der Dombibliotheken in Deutschland. Überwiegend in den aufstrebenden städtischen Zentren gelegen, nahmen sie an deren Entwicklung teil. Auch für das heutige Bayern geben einige erhaltene Kataloge, Urkunden, Handschrifteneinträge und annalistische Nachrichten Kunde von Abschreibe- und vermehrten Schenkungs- und Tauschaktivitäten. Die Leitung von Schreibstube (scriptorium) und Bibliothek (armarium) lagen oft in ein und derselben Hand, zuweilen auch die der Domschule. Der Umfang der Dombibliotheken betrug im Hochmittelalter nur einige hundert Bände. Es handelte sich nahezu ausschließlich um Werke in lateinischer Sprache. Inhaltlich überwogen Theologie mit Bibel und Bibelexegese, Liturgica, Kirchenväter, Predigten, kanonisches Recht, daneben antike Klassiker und Artes liberales als Schulliteratur; dazu kam gegebenenfalls einiges zu Geschichte, Medizin, Naturkunde. Mit dem Sieg der Scholastik trat die Patristik - Augustinus ausgenommen - zurück.

Für das Augsburger Domstift nennt ein leider fragmentarisches Bücherverzeichnis Bischof Embrichos (reg. 1063-1077) 50 Titel, allesamt theologische Werke (Ruf, MBK III,1 Nr. 2).

Eine zweite kulturelle Blüte, die sich aber erstaunlich wenig in der Dombibliothek niedergeschlagen hat, erlebte Freising unter dem bedeutenden Geschichtsschreiber und Bischof Otto I. (reg. 1138-1158). Er hat sie wohl um einige aus Frankreich mitgebrachte frühscholastische Handschriften bereichert. Freisinger Ausleihlisten sind aus dem späteren 11., dem 12. und dem frühen 13. Jahrhundert überliefert (Glauche/Knaus, MBK IV,2 Nr. 76-78).

In Würzburg wurde im 12. und 13. Jahrhundert bei einem Teil der Handschriften der Dombibliothek der auf den Kirchenpatron hinweisende Besitzvermerk "Liber sancti Kyliani" eingetragen; auch erste Signaturen tauchen auf (Glauche/Knaus, MBK IV,2, 969).

Der Passauer Bischof Otto von Lonsdorf (reg. 1254-1265) ließ 1259 die Bücher der Dombibliothek verzeichnen, immerhin über 400 Bände, gegliedert in theologische Werke und "libri scholastici". Das Bücherverzeichnis ist in dem von Otto angelegten Urkundenbuch, dem "Codex Lonsdorfianus" (Bayerisches Hauptstaatsarchiv, HL Passau 3), enthalten; des Weiteren sind dort ausgeliehene Handschriften mit Empfänger notiert, teilweise offenbar gegen äquivalente Bücher als Pfand (Ineichen-Eder, MBK IV,1 Nr. 6 und 7).

Spätmittelalter

Im Spätmittelalter begann der Bedeutungsverlust der deutschen Dombibliotheken. Er wurde vor allem durch folgende drei Tendenzen beeinflusst:

  1. Neue weltliche Bibliothekstypen, wie Universitätsbibliothek, Fürsten-, Gelehrten-, Stadtbibliothek, verdrängten nach und nach die bisherigen kulturellen Traditionsträger Dom- und Klosterbibliothek aus ihrer Führungsrolle. Keiner der Domschulen gelang, anders als im Ausland, der Aufstieg zur Universität. So verloren sie die höheren Studien an die entstehenden Hochschulen.
  2. Des Weiteren entwickelten sich die Domkapitel spätestens ab dem 12. Jahrhundert zu autonomen Körperschaften und damit in Bistum wie Hochstift zu einem zweiten Herrschaftsfaktor neben dem Bischof. Dieser Dualismus (ab dem 13. Jahrhundert manifestiert in den Wahlkapitulationen) dauerte bis zum Ende des Alten Reiches an und bewirkte, dass neben die bisherige Kathedralbibliothek des Domkapitels zunehmend für die Bedürfnisse von Hofhaltung, Kanzlei und Gericht eigene bischöfliche Privat-, später Hofbibliotheken traten.
  3. Schließlich haben die Mitglieder der Domkapitel, die mehrheitlich dem Adel angehörten, zunehmend studiert, schon im 14. Jahrhundert teilweise durch die Statuten dazu verpflichtet. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts sollen es fast hundert Prozent gewesen sein. So entstanden bei den Domkanonikern - wie beim Weltklerus überhaupt - eigene, mehr oder weniger gelehrte Privatbibliotheken. Zahlreiche davon haben allerdings später wiederum durch Schenkung oder Vermächtnis die Dombibliotheken vermehrt; sie wurden so unter anderem eine Provenienz für italienische bzw. Humanistenhandschriften des 15. Jahrhunderts. Beispielhaft sei genannt in Freising die vielseitige Sammlung des Domherrrn Sigismund Scheufler (1475-1522), von der noch rund 160 Bände nachweisbar sind. Andere Stiftungen können nachfolgend nicht erschöpfend aufgezählt werden, sind aber weitgehend in den MBK ediert.

Trotz des erwähnten Bedeutungsverlustes wurden für die meisten bayerischen Dombibliotheken gegen Ende des Mittelalters neue Bibliotheksräume erbaut oder zumindest die bisherigen als Pultbibliotheken zeitgemäß neu eingerichtet. Die Domkapitels- und bischöflichen Hofbibliotheken, soweit diese bereits existierten, dürften damals im Höchstfall einige hundert Bände umfasst haben.

Aus Eichstätt ist ein Verzeichnis der 1370 in der Domsakristei aufbewahrten Bände überliefert (Ruf, MBK III,2 Nr. 67). Innerhalb der Statuten des Domkapitels von 1477 ist auch eine aufschlussreiche Bibliotheksordnung "Statutum de libraria conservanda" für die zuvor neu eingerichtete Dombibliothek enthalten. Die Anfänge der konkurrierenden bischöflichen Hofbibliothek sind ungeklärt; sicher ist, dass sie spätestens unter Bischof Johann III. von Eich (reg. 1445-1464) existiert hat. Über Bischof Gabriel von Eyb (reg. 1496-1535) ist die bedeutende Humanistenbibliothek seines Onkels, des Eichstätter und Bamberger Domherrn Albrecht von Eyb (1420-1475), in die Hofbibliothek, die sogenannte Aulica, gelangt.

In Salzburg war Erzbischof Johannes II. von Reisberg (reg. 1429-1441) ein besonderer Förderer der Dombibliothek. Schon als Dompropst (1403-1429) hatte er einen neuen Bibliotheksraum mit 18 Pulten für 412 angekettete Bände herrichten und die Bücher binden, neu ordnen, beschriften und schließlich als Bischof 1433 katalogisieren lassen. (Möser-Mersky/Mihaliuk, MBKÖ IV Nr. 11). Erzbischof Leonhard von Keutschach (reg. 1495-1519) ließ beim Ausbau der Festung Hohensalzburg eine (noch erhaltene) holzgetäfelte und bemalte Kammer für seine Privatbibliothek einrichten (abgebildet in: Jaksch/Fischer/Kroller, Bibliotheksbau, Farbtaf. 13).

Die Freisinger Dombibliothek erhielt beim Neubau des Kapitelhauses im Süden des Domberges 1448 einen Saal im Obergeschoss, ausgestattet mit Pulten und Kettenbüchern. Mindestens seit der Zeit Fürstbischof Philipps von der Pfalz (reg. 1498-1540) existierte daneben für den Bedarf des Bischofs eine eigene Hofbibliothek.

In Würzburg ist die Dombibliothek im 15. Jahrhundert ebenfalls eine Pultbibliothek mit angeketteten Bänden gewesen. Ein Inventar von 1485 lässt aber beispielhaft erkennen, wie dezentral im Kathedralbereich ein erheblicher Teil der Bestände aufbewahrt wurde: Weitere Bücher befanden sich nämlich "in des custers kammern", "in der sacristey", "uff dem pulpt vor der sacristey", "in choro prepositi", "in choro decani", "in des succenters pulpt", "in pulpetu medio chori" (Glauche/Knaus, MBK IV,2 Nr. 133).

Obwohl in Bamberg mehrere spätmittelalterliche Bischöfe als Besitzer von Büchern bezeugt sind, ist keine Schenkung ihrer Bibliotheken an das Domkapitel bekannt. Bischof Lamprecht von Brunn (reg. 1374-1399) beispielsweise ließ seine private Sammlung zugunsten des von ihm gegründeten Spitals in Scheßlitz (Lkr. Bamberg) verkaufen; Ruprecht von der Pfalz (Kurfürst seit 1398, König 1400-1410) erwarb sie. Dass auch in Bamberg die Dombibliothek Mitte des 15. Jahrhunderts neu eingerichtet wurde, beweisen viele Rechnungsbelege für Pulte, Ketten und Schlösser sowie eine Liste neugebundener Bücher von 1454 (Ruf, MBK III,3, 327 und Nr. 88).

Unter den Augsburger Bischöfen besaß Kardinal Peter von Schaumberg (reg. 1424-1469) eine ansehnliche private Bibliothek, die er ausdrücklich nicht der Domkirche, sondern seinem Nachfolger hinterlassen hat (Ruf, MBK III,1, 10). Die Domkapitelsbibliothek erhielt 1522 einen neuen Raum und 1522-1524 eine neue systematische Ordnung. Auf den Pulten lagen damals mindestens 525 Bände; der zugehörige Katalog ist leider verschollen.

Eine nur unbedeutende Bibliothek entwickelte das 1215 gegründete Salzburger Eigenbistum Chiemsee. Die Bischöfe hatten ihre Residenz seit 1305 in Salzburg im Chiemseehof. Dort sammelte sich in wechselnden Räumen ihr Bücherbesitz. Inventare von 1445, 1465 und 1503 sind überliefert (Möser-Mersky, MBKÖ IV, 3-9). Die bedeutendste Schenkung war wohl die ansehnliche Humanistenbibliothek Bernhards von Kraiburg (gest. 1477), Kanzler des Erzbischofs von Salzburg und seit 1467 Bischof von Chiemsee. Rund 100 Bände, kenntlich durch seinen Wappenstempel, sind heute noch nachweisbar. Selbst 1723 allerdings umfasste die Bibliothek der Bischöfe von Chiemsee nur 645 Bände.

Frühe Neuzeit

Die Geschichte des neuzeitlichen Domkapitels- und der bischöflichen Hofbibliotheken ist noch kaum erforscht. Nahezu alle bayerischen Dombibliotheken blieben weitgehend unbedeutend; in Reiseberichten werden sie teilweise als ungeordnet, verstaubt und unzugänglich, ja nachgerade als vergessen geschildert. Den Bischöfen, die zugleich Reichsfürsten waren und fast ausschließlich führenden Adelsfamilien entstammten, lag der Gedanke der Privatbibliothek bzw. der repräsentativen Hofbibliothek näher. Vor allem aber wandte sich im Zuge der Gegenreformation ihre Fürsorge den damals - meist mit jesuitischer Unterstützung - entstehenden neuen geistlichen Einrichtungen zu. Als erstes zu nennen sind die in allen Diözesen gemäß den Bestimmungen des Tridentiner Konzils errichteten Priesterseminare zur Ausbildung des geistlichen Nachwuchses: so 1564 das Collegium Willibaldinum in Eichstätt als erstes Tridentinisches Seminar nördlich der Alpen, gefolgt von Würzburg 1576, Salzburg 1579, Bamberg 1586, Passau 1638, Regensburg 1654 und Freising 1691. Letzteres wurde bereits 1696 wieder aufgehoben und im Jahr darauf ein Gymnasium der Benediktiner mit angeschlossenem Lyzeum eröffnet. 1719 entstand in Freising erneut ein Priesterseminar. Darüber hinaus wurden die Bibliotheken der in ganz Bayern entstehenden Jesuitenkollegien und -gymnasien gefördert. Vor allem war der Ehrgeiz einiger Fürstbischöfe auf eine eigene Landesuniversität gerichtet: Solche entstanden 1551 in Dillingen für die Augsburger Diözese, 1582 in Würzburg und 1773 in Bamberg, außerdem 1622 in Salzburg eine Benediktineruniversität. Die Bibliotheken aller dieser Hochschulen und ihrer Kollegien wurden durch Zuwendungen der Fürstbischöfe und mancher Domherrn errichtet und bis zum Ende des Alten Reiches bereichert.

Wie allgemein im Bibliothekswesen setzten im 18. Jahrhundert stärkere Bemühungen um eine bessere Ordnung und neue Kataloge ein. Unter dem Einfluss der katholischen Aufklärung wurde die Benutzung erleichtert bzw. die Bestände in erste öffentliche Bibliotheken umgewandelt oder den jeweiligen Universitäten zur Verfügung gestellt. Der Zeit entsprechende repräsentative barocke Bibliothekssäle wurden allerdings nur in Freising und Passau errichtet.

Die Augsburger Domkapitelsbibliothek wurde in der Neuzeit nur geringfügig vermehrt; über mangelnden Zutritt sind Klagen überliefert. Neue Kataloge mit 171 Handschriften und 354 Drucken wurden 1726 (verloren) und 1766 mit 173 Handschriften erstellt. Die Hofbibliothek befand sich in Dillingen, dem fürstbischöflichen Hauptsitz seit dem Spätmittelalter. Sie wurde dort 1777 teilweise der Universität zum Gebrauch überlassen, aber kurz vor der Säkularisation nach Augsburg gebracht. Damals umfasste sie etwa 10.000 Bände.

In Bamberg wurde die Bibliothek des Domkapitels 1576 in einen Aufbau über der Andreaskapelle verlegt. Spätestens unter Bischof Johann Georg Zobel von Giebelstadt (reg. 1577-1580) wurde der Grundstock für eine eigene fürstliche Hofbibliothek erworben. Wie in Würzburg blieb diese aber klein, da die Fürstbischöfe es vorzogen, die Privatbibliotheken in ihren Familienschlössern zu errichten bzw. zu vermehren sowie ihre Akademie bzw. Universität zu fördern (Akademie in Bamberg 1647 gegründet, 1773 Universität). 1794 wurde schließlich die Hofbibliothek mit der ehemaligen Jesuitenbibliothek als Universitätsbibliothek vereinigt und der Bibliothekssaal des ehemaligen Jesuitenkollegs für die nunmehr 16.000 Bände erweitert.

Die Eichstätter Domkapitelsbibliothek wurde 1762-1769 neu katalogisiert; bei ihrer Auflösung 1806 enthielt sie nur rund 1.100 Bände. Die fürstbischöfliche Hofbibliothek dagegen wurde nach einem Brand auf der Willibaldsburg 1785/88 in das ehemalige Jesuitenkolleg gebracht, mit dessen Bibliothek vereinigt und anschließend katalogisiert. Um 1800 besaß sie mindestens 20.000 Bände.

In die Hofbibliothek der Fürstbischöfe von Freising sind zahlreiche von ihnen hinterlassene Bücher eingegangen, am reichhaltigsten die des leidenschaftlichen Sammlers Johann Franz Eckher von Kapfing (reg. 1696-1727) mit Katalog von 1726. Bereits als Domdekan hatte er 1687 den Franziskaner Anaklet Reiffenstuel (1642-1703) veranlasst, einen nach 17 Fachgebieten geordneten Katalog der Domkapitelsbibliothek (415 Handschriften, 611 Drucke) anzulegen. Nach seiner Erhebung zum Bischof folgte 1696 in gleicher Weise die Hofbibliothek (100 Handschriften, circa 3.000 Drucke), die zugleich mit seinem Exlibris versehen wurde. Schließlich errichteten Fürstbischof und Domkapitel 1734 gemeinsam den bis heute erhaltenen zweigeschossigen barocken Prunkbibliothekssaal, der beide Bibliotheken vereinigte und öffentlich zugänglich machte.

Die in Passau seit dem 16. Jahrhundert nachweisbare bischöfliche Hofbibliothek wurde bei Stadtbränden 1662 und 1680 großenteils ein Opfer der Flammen. Darauf ließ Kardinal Johann Philipp von Lamberg (reg. 1690-1712) einen Prunkbibliothekssaal errichten und 1694 von Giovanni Carlone (1636-1713) ausmalen. Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg (reg. 1723-1761) erwarb die mehrere tausend Werke, darunter zahlreiche französische, italienische und spanische, umfassende Sammlung des Augsburger Domherrn Christoph Otto von Schallenberg (1655-1733) und ließ 1736 einen Katalog erstellen (Ineichen-Eder, MBK IV,1, 22). Die bedeutenden Privatbibliotheken der Fürstbischöfe Leopold Ernst von Firmian (reg. 1763-1783) und Joseph Franz Anton von Auersperg (reg. 1783-1795) gingen in die Hofbibliothek ein (ebd., 22). Bei der Säkularisation enthielt sie an die 30.000 Bände.

In Regensburg ist neben der Bibliothek der bischöflichen Hofkammer eine eigene Hofbibliothek wohl erst im 18. Jahrhundert gegründet worden. Ein erster Katalog ist 1792 überliefert.

Auch in Salzburg enstand eine erzbischöfliche Hofbibliothek im 16. Jahrhundert. Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg (reg. 1668-1687) ließ die Handbibliotheken seiner Vorgänger in einem Neubau, einer bis heute erhaltenen zweischiffigen Säulenhalle, zusammenfassen. 1777 wurde die Hofbibliothek dann zum allgemeinen Gebrauch geöffnet. 1803 umfasste sie etwa 19.000 Bände.

Die Würzburger fürstbischöfliche Hofbibliothek auf der Festung Marienburg wurde 1572 durch Brand weitgehend vernichtet und durch Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (reg. 1573-1617) wieder aufgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg beschlagnahmten die Schweden bei der Besetzung Würzburgs 1631-1634 die Hofbibliothek (ebenso wie große Teile der Jesuiten- und der Universitätsbibliothek) und führten sie fort. Mindestens 250 Echterbände sind allerdings nach England gelangt. Ebenfalls nach England abgewandert sind damals viele Handschriften der uralten Domstiftsbibliothek, darunter mindestens 49 Bände zu Erzbischof William Laud (1573-1645) von Canterbury (heute Bodleian Library Oxford); eine weitere Anzahl von Bänden ist wohl untergegangen. Der größte Teil der Dombibliothek jedoch (170 Handschriften und fast 500 Drucke) wurde damals auf dem Dachboden des Domes versteckt und vergessen, bis ihn 1717 Domdechant Christoph Franz von Hutten (später Bischof 1724-1729) wiederentdeckte (Bischoff/Hofmann, Dombibliothek, 63ff.). Der Bibliothekar Georg Konrad Sigler (gest. 1723) erstellte daraufhin einen vortrefflichen Katalog der Bibliothek (Glauche/Knaus, MBK IV,2, 973); zudem sind offenbar Benutzungserleichterungen zu vermelden.

Säkularisation

Der dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 folgenden Säkularisation fielen - trotz unterschiedlichen Verlaufs im Einzelnen - alle bayerischen Domkapitelsbibliotheken wie auch fürstbischöflichen Hofbibliotheken anheim. Einige wurden nahezu geschlossen in teilweise neu gegründete staatliche Bibliotheken überführt (Bamberg, Eichstätt, Freising, Würzburg); andere dagegen wurden fast vollständig zerstreut (Passau, Regensburg, Salzburg). In Altbayern wurden Handschriften, Inkunabeln und seltene Drucke weitgehend oder jedenfalls in nennenswertem Umfang nach München in die damalige Hofbibliothek, die heutige Bayerische Staatsbibliothek, verbracht. Im zweiten Zugriff und durch spätere Dublettenabgaben der Hofbibliothek gelangten kleinere Partien auch in die damalige Universitätsbibliothek in Landshut, die heutige Universitätsbibliothek München. Die für die Säkularisation eingesetzte Bibliothekskommission unter dem Vorsitz des Freiherrn Johann Christoph von Aretin (1773-1824) hatte 1803 außer rund 150 Klosterbibliotheken nur die Dombibliotheken in Freising und Passau besucht. Aus Franken mussten nur einzelne Cimelien nach München abgeliefert werden.

Die Augsburger Domkapitelsbibliothek, die Syndikatsbibliothek des Domkapitels und die bischöfliche Hofbibliothek wurden 1804 nach Dillingen verlegt und der inzwischen errichteten Kreis- und Studienbibliothek (heute Studienbibliothek Dillingen) überlassen. Die Hofbibliothek München übernahm daraus den größten Teil der Handschriften (über 200) und 260 Drucke.

Die Bamberger Universitätsbibliothek (mit der darin bereits enthaltenen bischöflichen Hofbibliothek) wurde Grundstock der neuen Staatlichen Bibliothek, heute Staatsbibliothek Bamberg, und übernahm die Domkapitelsbibliothek mit dem Domschatz; sechs Cimelien mussten nach München abgegeben werden.

In Eichstätt verblieben die geistlichen Buchbestände überwiegend in der nunmehrigen Kreis-, der nachmaligen Staatlichen Bibliothek Eichstätt (heute Universitätsbibliothek); ein kleiner Teil gelangte in die Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg, einige Kostbarkeiten ebenfalls nach München.

1802/03 und 1825 wurde die Freisinger Dombibliothek bis auf geringe Restbestände nahezu geschlossen nach München in die Hofbibliothek überführt. Die Universitätsbibliothek Landshut übernahm 238 Bände.

Die Passauer Hofbibliothek wurde teilweise in die damals entstehende Provinz- und Schulbibliothek eingegliedert, die jetzige Staatliche Bibliothek Passau, ein weiterer Teil kam nach München in die Hofbibliothek. Die Universitätsbibliothek Landshut nahm immerhin 4.981 Bände und mehrere Broschüren, darunter insbesondere Titel aus der Schallenberger Provenienz; geringe Reste blieben vor Ort.

Nachdem Regensburg 1810 an Bayern gefallen war, wurden aus der bischöflichen Hof- und der Hofkammerbibliothek 1812 und wohl 1826 ebenfalls Bände für die Münchner Hofbibliothek entnommen. Teile gingen in die Stadtbibliothek ein; der Rest wurde danach mit der 1816 errichteten Kreisbibliothek, der heutigen Staatlichen Bibliothek Regensburg, vereinigt.

Die wertvollen Handschriften und Drucke der alten Würzburger Dombibliothek wurden 1803 am Ort der Universitätsbibliothek inkorporiert; nur eine einzige Handschrift musste an die Bayerische Staatsbibliothek abgegeben werden.

Das Erzstift Salzburg wurde 1800 durch die Armee Napoleons (1769-1821) besetzt, 1803 zugunsten des Großherzogs Ferdinand III. von Toskana (1769-1824) säkularisiert, kam 1805 an Österreich, 1809 an Bayern und schließlich 1816 endgültig zu Österreich. Entsprechend wurden sowohl die Domkapitelsbibliothek wie die fürsterzbischöfliche Hofbibliothek durch französische Requirierungen, durch eine Auswahl zugunsten der Hofbibliothek Wien (insbesondere alle Handschriften der Dombibliothek) und durch Entnahmen seitens der Hofbibliothek in München dezimiert. Der verbleibende größere Teil der Hofbibliothek sowie die Reste der Dombibliothek wurden der Studienbibliothek Salzburg einverleibt, der vormaligen und wiederum jetzigen Universitätsbibliothek Salzburg.

Ein ähnliches Schicksal hatte die in Salzburg gelegene Bibliothek des 1808 aufgelösten Bistums Chiemsee zu erleiden: bereits 1801 Entnahmen durch die Franzosen, 1815 durch die Hofbibliothek München, schließlich 1853 Eingliederung in die Studienbibliothek Salzburg.

Revolutionskriege und Säkularisation bescherten schließlich Bayern eine weitere ehemals geistliche Bibliothek: 1792 waren Teile der Mainzer Domkapitelsbibliothek und des Domschatzes vor der französischen Armee in die erzbischöfliche Nebenresidenz Aschaffenburg geflüchtet worden; das Zurückgelassene verbrannte. Die ansehnliche Privatbibliothek von 7.245 Bänden des Mainzer Kurfürsten und Erzbischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal (reg. 1774-1802) folgte 1794. Beim Ende des Dalberg-Staates 1814 fielen beide Bibliotheken an Bayern. Die domstiftischen Bände wurden 1824 teils der Universitätsbibliothek Würzburg überstellt, teils der Bayerischen Staatsbibliothek. Die Erthal-Sammlung dagegen wird bis heute als staatliche Hofbibliothek Aschaffenburg fortgeführt.

19. und 20. Jahrhundert

Nach der Neuordnung der Diözesen durch das bayerische Konkordat von 1817 (durchgeführt 1821) begann nach und nach und unterschiedlich schnell der Wiederaufbau eines kirchlichen Bibliothekswesens. Teilweise wurden dabei traditionelle Bibliothekstypen, wie die Dombibliothek, wiederbelebt, teils neue, der Zeit angepasste Formen entwickelt, so die Ordinariatsbibliothek als zentrale Diözesanbibliothek für die Verwaltung des Bistums, für historische Forschung und als Amtsbücherei des Diözesanarchivs und gegebenenfalls des Diözesanmuseums. Daneben entstanden Priesterseminarbibliotheken, soweit die Diözesanbibliotheken diese Aufgabe nicht mitübernahmen. Gründungsbestand waren häufig Reste der untergegangenen Dom- bzw. Hofbibliotheken, teilweise auch Überreste säkularisierter Stifts- und Klosterbibliotheken. Ausnahmslos in allen bayerischen Bistümern haben Schenkungen und Nachlässe die Gründung und das Wachstum der neuen Bibliotheken wesentlich mitgetragen. Seit 1945 ist eine Tendenz zur Zusammenfassung kirchlicher wissenschaftlicher Bibliotheken zu beobachten, meistens verbunden mit Neu- oder Erweiterungsbauten. In Eichstätt und Passau entstand eine Kooperation mit staatlichen Bibliotheken. Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat im März 2009 "Leitlinien zur Bewahrung von gefährdeten kirchlichen Bibliotheksbeständen" verabschiedet, in denen (in Kap. 5) auch die Rolle der Diözesanbibliotheken definiert wurde.

Für das neue Erzbistum München und Freising wurde ab 1822 in München eine Bibliothek des Metropolitankapitels errichtet, unter anderem aus Dublettenabgaben der Bayerischen Staatsbibliothek und aus Beständen des erst 1817 aufgelösten Augustinerchorherrenstiftes Höglwörth (Gde. Anger, Lkr. Berchtesgadener Land), vermehrt durch zahlreiche geistliche Nachlässe (Lorenz von Westenrieder [1748-1829], Martin von Deutinger [1789-1854] u. a.). Als 1826 in Freising ein Klerikalseminar errichtet wurde, erhielt es den dortigen barocken Bibliothekssaal mit den verbliebenen Restbeständen sowie weitere Bände einiger aufgelöster Klöster und wurde ebenfalls durch zahlreiche Schenkungen und Nachlässe vermehrt. 1857 wurde die 1829 in München gegründete Diözesanbibliothek nach Freising verlegt und mit der Dombibliothek vereinigt. Heute bilden die Dombibliothek in Freising und die moderne Bibliothek des Metropolitankapitels in München zusammen die Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising.

Die Bücher der Augsburger Domsakristei waren vor Ort geblieben und bildeten mit beachtlichen Zugängen aus der ehemaligen Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra (darunter 40 Handschriften) den Grundstock der 1817 errichteten Bischöflichen Ordinariatsbibliothek. 1994 ist diese mit der 1976 entstandenen Pastoralbibliothek zur jetzigen Diözesan- und Pastoralbibliothek fusioniert worden.

Aus Resten der Passauer Hofbibliothek entstand im 19. Jahrhundert eine Bischöfliche Ordinariatsbibliothek. Mit der Sammlung des Klerikalseminars zur Bischöflichen Bibliothek vereinigt, wurde sie 1970 in die Verwaltung der Staatlichen Bibliothek Passau übergeben.

In Regensburg begann 1834 der Aufbau einer Ordinariatsbibliothek. Daraus und aus zahlreichen weiteren geistlichen Bibliotheken sowie Deposita wurde 1972 in einem modernen Neubau die Bischöfliche Zentralbibliothek errichtet. Ihr größter Einzelbestand ist die Bibliothek des um 1090 gegründeten und erst 1862 aufgehobenen Regensburger Schottenklosters St. Jakob mit 25.000 Bänden.

Die Bibliothek des Metropolitankapitels des Erzbistums Bamberg geht auf eine Stiftung von etwa 4.000 Bänden des ehemaligen Dominikanerpriors Pius Brunnquell (1752-1828) von 1822 zurück. 1968 wurde die ebenfalls auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehende Dompropsteibibliothek übernommen.

In Eichstätt entstanden im 19. Jahrhundert eine Seminarbibliothek und daneben zwei kleinere des bischöflichen Ordinariats und des Domkapitels. Die nach der Säkularisation 1806 errichtete Staatliche Bibliothek Eichstätt und die Seminarbibliothek waren von Anfang an räumlich vereint, wurden seit 1843 gemeinsam verwaltet und 1965 in einem Neubau vereinigt zur Staats- und Seminarbibliothek Eichstätt. Diese wiederum ist 1982 als Dauerleihgabe der Universitätsbibliothek der Stiftung Katholische Universität Eichstätt überlassen worden.

Für das Bistum Würzburg ist 1821 eine Dombibliothek wiederbegründet worden; 1943 entstand eine Diözesanbibliothek, die aber bereits 1945 größtenteils dem Krieg zum Opfer fiel. Die danach wiedergeschaffene Diözesanbibliothek "Bibliotheca Curiae Herbipolensis" wurde 2003 organisatorisch und räumlich in einem Neubau mit dem Diözesanarchiv vereinigt.

In der bis 1945 bayerischen Pfalz wurde 1827 in Speyer das Priesterseminar St. German errichtet. Dessen Bibliothek entstand und vermehrte sich ebenfalls aus Vermächtnissen, u. a. des bedeutenden Speyerer Kirchenhistorikers Franz Xaver Remling (1803-1873). Sie erfüllt bis heute zugleich die Aufgaben einer Diözesanbibliothek.

Adressen, Bestände und Benutzungsmöglichkeiten sowie meistens auch eine knappe Geschichte der Diözesanbibliotheken wie anderer wissenschaftlicher Bibliotheken der katholischen Kirche im deutschen Sprachgebiet vermeldet aktuell die 1947 gegründete Arbeitsgemeinschaft Katholisch-theologischer Bibliotheken.

Literatur

  • Bernhard Bischoff, Die Freisinger Dombibliothek, in: Bayerland 57 (1955), 387-392.
  • Bernhard Bischoff/Josef Hofmann, Libri Sancti Kyliani. Die Würzburger Schreibschule und die Dombibliothek im 8. und 9. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 6), Würzburg 1952.
  • Franz Brunhölzl, Die Freisinger Dombibliothek im Mittelalter. Studien zu ihrer Geschichte, ihrer Bedeutung für die literarische Überlieferung und zu ihrer Stellung im geistigen Leben Südbayerns bis zum Ausgang des zwölften Jahrhunderts, Habil. masch. München 1961.
  • Ladislaus Buzas/Fridolin Dressler, Bibliographie zur Geschichte der Bibliotheken in Bayern, München 1986, insbes. 199-203.
  • Ladislaus Buzas, Deutsche Bibliotheksgeschichte der Neuzeit (1500-1800) (Elemente des Buch- und Bibliothekswesens 2), Wiesbaden 1976, insbes. 48-50.
  • Ladislaus Buzas, Deutsche Bibliotheksgeschichte des Mittelalters (Elemente des Buch- und Bibliothekswesens 1), Wiesbaden 1975, insbes. 95-106.
  • Die Bibliothek des Würzburger Domstifts 742-1803. Eine Ausstellung der Universitätsbibliothek Würzburg, Würzburg 1988.
  • Fridolin Dressler, Bibliotheken, in: Walter Brandmüller (Hg.), Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte. 1. Band: Von den Anfängen bis zur Schwelle der Neuzeit. 2. Teil: Das kirchliche Leben, Sankt Ottilien 1998, 853-879, insbes. 864-868.
  • Jörg-Ulrich Fechner, English holdings from the library of Julius Echter von Mespelbrunn, prince-bishop of Würzburg. A catalogue and an inquiry into the literary, artistic and historical aspects of this collection, Diss. Cambridge 1972.
  • Jörg Ulrich Fechner, Neue Funde und Forschungen zur Hofbibliothek von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 25 (1973), 16-32.
  • Karl Foltz, Geschichte der Salzburger Bibliotheken, Wien 1877.
  • Freising, 1250 Jahre Geistliche Stadt. Ausstellung im Diözesanmuseum und in den historischen Räumen des Dombergs in Freising, Freising 1989.
  • Sigrid von der Gönna, Die Hofbibliothek Aschaffenburg. Ihre Geschichte in der Tradition der Kurfürstlich Mainzischen Bibliothek. Ausstellung, Wiesbaden 1982.
  • Walter Jaksch/Edith Fischer/Franz Kroller, Österreichischer Bibliotheksbau. 1. Band: Von der Gotik bis zur Moderne. Graz 1992, insbes. 271-292 (Salzburg).
  • Lexikon des gesamten Buchwesens. Band 1ff., Stuttgart 2. Auflage 1987ff.
  • Otto Mazal, Die Salzburger Domkapitelbibliothek vom 10. bis zum 12. Jahrhundert, in: Gabriel Silagi (Hg.), Paläographie 1981. Colloquium des Comité international de Paléographie. Referate (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 32), München 1982, 71-91.
  • Otto Mazal, Die Salzburger Domkapitelbibliothek zwischen 1250 und 1500 (Jahresberichte der Stiftung Aventinum 1), Abensberg 1987.
  • Otto Mazal, Die Salzburger Dom- und Klosterbibliothek in karolingischer Zeit, in: Codices manuscripti 3 (1977), 44-64.
  • Paul Ruf, Eine altbayerische Gelehrtenbibliothek des 15. Jahrhunderts und ihr Stifter Bernhard von Kraiburg, in: Fritz Redenbacher (Hg.), Festschrift Eugen Stollreither, Erlangen 1950, 219-239.
  • Irmhild Schäfer, Buchherstellung im frühen Mittelalter. Die Einbandtechnik in Freising (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 14), Wiesbaden 1999.
  • Wolfgang Schmitz, Deutsche Bibliotheksgeschichte (Germanistische Lehrbuchsammlung 52), Bern/Frankfurt am Main/New York 1984, insbes. 25-29.
  • Karl Schottenloher, Der Freisinger Domherr und Humanist Dr. Sigismund Scheufler (1475-1522). Ein Beitrag zur Geschichte der Freisinger Dombibliothek, in: Joseph Schlecht (Hg.), Wissenschaftliche Festgabe zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des Hl. Korbinian, München 1924, 376-402.
  • Franz Xaver Schuster, Die ehemalige fürstbischöflich-passauische Hofbibliothek, in: Die ostbairischen Grenzmarken 13 (1924), 33-37.
  • Hans Thurn, Handschriften der Universitätsbibliothek Würzburg aus dem Würzburger Domschatz und Heiltum, in: Bibliotheksforum Bayern 10 (1982), 206-211.
  • Franz Wenhardt (Hg.), Handbuch der katholisch-theologischen Bibliotheken. München 3. Auflage 1991.

Quellen

  • Günter Glauche, Katalog der lateinischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München: Die Pergamenthandschriften aus dem Domkapitel Freising. 1. Band: Clm 6201-6316 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis III, Ser. nova 2,1), Wiesbaden 2000.
  • Günter Glauche/Hermann Knaus, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz (MBK). 4. Band, 2. Teil: Bistum Freising. Bistum Würzburg, München 1979.
  • Christine Elisabeth Ineichen-Eder, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz (MBK). 4. Band, 1. Teil: Bistümer Passau und Regensburg. München 1977.
  • Sigrid Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Erg.-Band 1). 3 Bände, München 1989-1990.
  • Gerlinde Möser-Mersky/Melanie Mihaliuk, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Österreichs. 4. Band: Salzburg. Graz/Wien/Köln 1966.
  • Paul Ruf, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz (MBK). 3. Band, Teile 1-4: Bistümer Augsburg, Eichstätt, Bamberg, München 1932-1962.
  • Hans Thurn, Die Papierhandschriften der ehemaligen Dombibliothek (Die Handschriften der Universitätsbibliothek Würzburg. Band 3,2), Wiesbaden 1981.
  • Hans Thurn, Die Pergamenthandschriften der ehemaligen Dombibliothek (Die Handschriften der Universitätsbibliothek Würzburg 3,1), Wiesbaden 1984.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Verwandte Artikel

Empfohlene Zitierweise

Wolfgang Müller, Dombibliotheken, publiziert am 13.06.2016; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Dombibliotheken> (7.10.2024)