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<span class="author-pretext">von</span> [[ | <span class="author-pretext">von</span> [[Autor:Bäumler, Ann Katrin|Ann Katrin Bäumler]] [[Autor::Bäumler, Ann Katrin| ]] | ||
In Bayern dominierten nach dem Ersten Weltkrieg konservative, traditionsgebundene Strömungen, doch lässt sich vereinzelt auch die künstlerische Moderne fassen, vor allem in Architektur, Malerei und Typographie. In kultureller Hinsicht blieb die Landeshauptstadt München führend, auch wenn ihr zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch | In Bayern dominierten nach dem Ersten Weltkrieg konservative, traditionsgebundene Strömungen, doch lässt sich vereinzelt auch die künstlerische Moderne fassen, vor allem in Architektur, Malerei und Typographie. In kultureller Hinsicht blieb die Landeshauptstadt München führend, auch wenn ihr zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848) begründetes Ansehen als "Kunststadt" verblasste. | ||
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== Kontext == | == Kontext == | ||
[[Datei:Artikel 44722 bilder value 11 goldenezwanziger11.jpg|thumb|Titelblatt der Publikation Kampf um München als Kulturzentrum, 1926. (Bayerische Staatsbibliothek, Bavar. 4431w)]] | [[Datei:Artikel 44722 bilder value 11 goldenezwanziger11.jpg|thumb|Titelblatt der Publikation Kampf um München als Kulturzentrum, 1926. (Bayerische Staatsbibliothek, Bavar. 4431w)]] | ||
Mit dem blutigen Sturz der [[artikel_44361|Räteregierung]] in [[Ort:ODB_S00008915|München]] | Mit dem blutigen Sturz der [[artikel_44361|Räteregierung]] in [[Ort:ODB_S00008915|München]]{{#set:OID=ODB_S00008915}} Anfang Mai 1919 etablierte sich in den ersten Jahren der Weimarer Republik ein reaktionäres politisches Klima, das Bayern zur [[artikel_44556|"Ordnungszelle des Reiches"]] werden ließ und unter anderem eine Abwanderungswelle der Avantgardisten zur Folge hatte. Diese Entwicklung schilderte [[Person:118532715|Lion Feuchtwanger]]{{#set:PND=118532715}} (1884-1958) in seinem Roman [[artikel_44374|"Erfolg"]] am Beispiel des liberalen Kunsthistorikers und stellvertretenden Direktors der staatlichen Gemäldesammlungen in München, Dr. [[Person:133664341|Martin Krüger]]{{#set:PND=133664341}}, der - nach dem Ankauf progressiver Gemälde - alle Ämter verliert und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Die Landeshauptstadt - von [[Person:118577166|Thomas Mann]]{{#set:PND=118577166}} (1875-1955) 1926 als "Hort der Reaktion" bezeichnet - fiel nach der "leuchtenden" Prinzregentenzeit in Provinzialismus zurück und wurde zum Gegenpol der weltstädtischen und avantgardistischen Strömungen gegenüber aufgeschlossenen Reichshauptstadt Berlin, die allgemein mit den [[artikel_44722|"Goldenen Zwanziger Jahren"]] assoziiert wird. | ||
Der Konflikt kontroverser Positionen manifestierte sich in der Bandbreite künstlerischer Strömungen und führte Mitte der 1920er Jahre - ausgehend von der bereits 1901 durch den Berliner Kunstkritiker [[Person:116623926|Hans Rosenhagen]] | Der Konflikt kontroverser Positionen manifestierte sich in der Bandbreite künstlerischer Strömungen und führte Mitte der 1920er Jahre - ausgehend von der bereits 1901 durch den Berliner Kunstkritiker [[Person:116623926|Hans Rosenhagen]]{{#set:PND=116623926}} (1858-1943) ausgelösten Debatte um "Münchens Niedergang als Kunststadt" - zu einem bedeutenden Gesellschaftsdiskurs; den Auftakt bildete 1926 die kulturpolitische Aktion "Kampf um München als Kulturzentrum" mit Vorträgen von Thomas und [[Person:118577131|Heinrich Mann]]{{#set:PND=118577131}} (1871-1950), [[Person:118630431|Leo Weismantel]]{{#set:PND=118630431}} (1888-1964), [[Person:118538195|Willy Geiger]]{{#set:PND=118538195}} (1878-1971), [[Person:116696885|Walter Courvoisier]]{{#set:PND=116696885}} (1875-1931) und [[Person:118744542|Paul Renner]]{{#set:PND=118744542}} (1878-1956). | ||
In Bayern, wo das Beharren auf Traditionen in sämtlichen künstlerischen Bereichen vorherrschte, überwiegt die weniger bekannte konservative Seite der Kunst der Weimarer Republik. Punktuell lässt sich jedoch eine "Münchner Moderne" fassen, vor allem in den Bereichen Architektur, [[artikel_44764|Malerei]] und Typographie. Mit der Eröffnung des [[artikel_44474|Deutschen Museums]] (1925), der "Abteilung für Gewerbekunst" ("Neue Sammlung") des Bayerischen Nationalmuseums (1926) und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus (1930) entstanden bedeutende kulturelle Einrichtungen. | In Bayern, wo das Beharren auf Traditionen in sämtlichen künstlerischen Bereichen vorherrschte, überwiegt die weniger bekannte konservative Seite der Kunst der Weimarer Republik. Punktuell lässt sich jedoch eine "Münchner Moderne" fassen, vor allem in den Bereichen Architektur, [[artikel_44764|Malerei]] und Typographie. Mit der Eröffnung des [[artikel_44474|Deutschen Museums]] (1925), der "Abteilung für Gewerbekunst" ("Neue Sammlung") des Bayerischen Nationalmuseums (1926) und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus (1930) entstanden bedeutende kulturelle Einrichtungen. | ||
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Datei:Deutsches Museum 1925.jpg|Deutsches Museum, Foto von 1925. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=port-012321 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-012321]) | Datei:Deutsches Museum 1925.jpg|Deutsches Museum, Foto von 1925. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=port-012321 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-012321]) | ||
Datei:Neue Sammlung Muenchen.jpg|Die Neue Sammlung wurde 1925 im ehemaligen Studiengebäude des Bayerischen Nationalmuseums (rot markiert) eröffnet. Nach der Fertigstellung der Pinakothek der Moderne 2003 zog die Sammlung als Designsammlung in das neue Museum um. Holzschnitt von 1896. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=port-007418 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-007418]) | Datei:Neue Sammlung Muenchen.jpg|Die Neue Sammlung wurde 1925 im ehemaligen Studiengebäude des Bayerischen Nationalmuseums (rot markiert) eröffnet. Nach der Fertigstellung der Pinakothek der Moderne 2003 zog die Sammlung als Designsammlung in das neue Museum um. Holzschnitt von 1896. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=port-007418 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-007418]) | ||
Datei:Lenbachhaus Muenchen.jpg|Die 1930 eröffnete Städtische Galerie hat ihren Sitz in der ehemaligen Villa des Malers Franz von Lenbach (1836-1904). (Foto von Lenbachhaus lizensiert durch CC BY-SA 4.0 via https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lenbachhaus_Historische_Villa.jpg Wikimedia Commons) | Datei:Lenbachhaus Muenchen.jpg|Die 1930 eröffnete Städtische Galerie hat ihren Sitz in der ehemaligen Villa des Malers Franz von Lenbach (1836-1904). (Foto von Lenbachhaus lizensiert durch [http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0 CC BY-SA 4.0] via [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lenbachhaus_Historische_Villa.jpg Wikimedia Commons]) | ||
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== Architektur == | == Architektur == | ||
[[Datei:German Bestelmeyer.jpg|thumb|German Bestelmeyer (1874-1942), Architekt. Foto nach einem Gemälde von Constantin Gerhardinger (1888-1970). (Bayerische | [[Datei:German Bestelmeyer.jpg|thumb|German Bestelmeyer (1874-1942), Architekt. Foto nach einem Gemälde von Constantin Gerhardinger (1888-1970). ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=hoff-70085 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-70085])]] | ||
[[Datei:artikel_44530_bilder_value_1_kunst1.jpg|thumb|Ludwig Ruff (1878-1934). Abb. aus: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd.2, 1931, 1579. (Bayerische Staatsbibliothek, Hbks/Z 35-2)]] | [[Datei:artikel_44530_bilder_value_1_kunst1.jpg|thumb|Ludwig Ruff (1878-1934). Abb. aus: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd.2, 1931, 1579. (Bayerische Staatsbibliothek, Hbks/Z 35-2)]] | ||
[[Datei:Richard Riemerschmid.jpg|thumb|Richard Riemerschmid (1868-1957), Architekt. Foto 1951 von Felicitas Timpe (1923-2006). (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv timp-009319)]] | [[Datei:Richard Riemerschmid.jpg|thumb|Richard Riemerschmid (1868-1957), Architekt. Foto 1951 von Felicitas Timpe (1923-2006). ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=timp-009319 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv timp-009319])]] | ||
Die Gestaltungsprinzipien der verschiedenen modernen Architekturströmungen wurden in Bayern nach dem Ersten Weltkrieg meist nur sehr verhalten aufgenommen. Exemplarisch für den konservativen Kurs des bayerischen [[artikel_44444|Kultusministeriums]], das durch eine gezielte Berufungsstrategie die Besetzung von Akademie, [[artikel_44632|Universitäten]] und Kulturbehörden mit progressiven Kräften verhinderte, ist die Berufung [[Person:118662619|German Bestelmeyers]] | Die Gestaltungsprinzipien der verschiedenen modernen Architekturströmungen wurden in Bayern nach dem Ersten Weltkrieg meist nur sehr verhalten aufgenommen. Exemplarisch für den konservativen Kurs des bayerischen [[artikel_44444|Kultusministeriums]], das durch eine gezielte Berufungsstrategie die Besetzung von Akademie, [[artikel_44632|Universitäten]] und Kulturbehörden mit progressiven Kräften verhinderte, ist die Berufung [[Person:118662619|German Bestelmeyers]]{{#set:PND=118662619}} (1874-1942) an die Technische Hochschule München (1922) und seine Ernennung zum Präsidenten der Münchner Akademie (1924). Bestelmeyer, an dessen neoklassizistischen Monumentalstil (Erweiterungsbau des Germanischen Nationalmuseums in [[Ort:ODB_S00000094|Nürnberg]]{{#set:OID=ODB_S00000094}}, 1916-1921; Erweiterungsbau der Technischen Hochschule München, 1923-1928) nach der [[Machtergreifung in Bayern, 9. März 1933|"Machtergreifung" 1933]] nationalsozialistische Architekten wie [[Person:118913522|Paul Ludwig Troost]]{{#set:PND=118913522}} (1878-1934) oder [[Person:133512126|Oswald Eduard Bieber]]{{#set:PND=133512126}} (1876-1955) anknüpften, gründete 1928 zusammen mit [[Person:118891987|Paul Schultze-Naumburg]]{{#set:PND=118891987}} (1869-1949) und [[Person:11877798X|Wilhelm Kreis]]{{#set:PND=11877798X}} (1873-1955) die reaktionäre Architektenvereinigung "Der Block" und war Mitglied im "Kampfbund deutscher Architekten". | ||
Beim Gros der Neubauten der 1920er Jahre in Bayern überwiegt ein bodenständiger, zum Teil sachlich reduzierter Historismus bzw. Neoklassizismus. Eine neue Tendenz lässt sich vor allem in den Bauaufgaben ausmachen, die nun zunehmend im Dienst des gemeinschaftlichen und technisch organisierten Lebens stehen. Eine ansatzweise moderne Baugesinnung dokumentieren die von [[Person:118691414|Theodor Fischer]] | Beim Gros der Neubauten der 1920er Jahre in Bayern überwiegt ein bodenständiger, zum Teil sachlich reduzierter Historismus bzw. Neoklassizismus. Eine neue Tendenz lässt sich vor allem in den Bauaufgaben ausmachen, die nun zunehmend im Dienst des gemeinschaftlichen und technisch organisierten Lebens stehen. Eine ansatzweise moderne Baugesinnung dokumentieren die von [[Person:118691414|Theodor Fischer]]{{#set:PND=118691414}} (1862-1938) 1919-1929 errichtete Arbeitersiedlung "Alte Heide" sowie die fünf Großsiedlungen des Münchner [[artikel_44828|Wohnungsbauprogramms]] der Gewofag von 1928-1930 (Neuharlaching, Neu-Ramersdorf, Neuhausen, Walchenseeplatz und Friedenheim). Eine Auseinandersetzung mit den innovativen Zielsetzungen des [[artikel_44921|Neuen Bauens]] zeigen in München zum Beispiel das Ledigenheim für Männer (1925-1927) von Theodor Fischer, das Landesamt für Maß und Gewicht (1926-1928) von [[Person:11688200X|Karl Badberger]]{{#set:PND=11688200X}} (geb. 1888), das Funkhaus (1928-1929) von [[Person:118600915|Richard Riemerschmid]]{{#set:PND=118600915}} (1868-1957) und das - als erstes Hochhaus Bayerns - 1928-1929 von [[Person:119113104|Hermann Leitenstorfer]]{{#set:PND=119113104}} (1886-1972) errichtete [[artikel_44807|Technische Rathaus]]. | ||
Stärker als in der Landeshauptstadt konnte sich das Neue Bauen in den beiden bayerischen Industriestädten [[Ort:ODB_S00008854|Augsburg]] | Stärker als in der Landeshauptstadt konnte sich das Neue Bauen in den beiden bayerischen Industriestädten [[Ort:ODB_S00008854|Augsburg]]{{#set:OID=ODB_S00008854}} und Nürnberg durchsetzen: Als modernste Wohnanlagen Bayerns entstanden in Augsburg im Auftrag der städtischen Wohnungsbau Gesellschaft der Schubert- und Lessinghof (1928-1929 bzw. 1930-1931) von [[Person:119393468|Thomas Wechs]]{{#set:PND=119393468}} (1893-1970). In Nürnberg wurden in der Amtszeit (1920-1933) des liberalen Oberbürgermeisters [[Person:11857535X|Hermann Luppe]]{{#set:PND=11857535X}} ([[artikel_44468|DDP]], 1874-1945) zahlreiche richtungsweisende Bauprojekte realisiert, wie zum Beispiel das Lichtspieltheater "Phoebus-Palast" (1926-1927) von [[Person:116701331|Ludwig Ruff]]{{#set:PND=116701331}} (1878-1934), die Frauenklinik (1928-1931) von [[Person:133664376|Robert Erdmannsdorffer]]{{#set:PND=133664376}} sowie von [[Person:119372789|Otto Ernst Schweizer]]{{#set:PND=119372789}} (1890-1965) das Arbeitsamt (1925-1926), das Planetarium (1926-1927), das Stadion (1926-1928) und der Milchhof (1930). Der Schocken-Konzern, in dessen Auftrag [[Person:11858071X|Erich Mendelsohn]]{{#set:PND=11858071X}} (1887-1953) einen funktionalistischen Gebäudetypus für Warenhäuser entwickelte, errichtete in Nürnberg mit dem "Kaufhaus am Ring" 1926-1929 seine erste Niederlassung. | ||
Beispiele für die vereinzelte Aufnahme der Neuen Sachlichkeit im Villenbau sind die terrassenförmigen Wohnhäuser von [[Person:121598039|Peter Feile]] | Beispiele für die vereinzelte Aufnahme der Neuen Sachlichkeit im Villenbau sind die terrassenförmigen Wohnhäuser von [[Person:121598039|Peter Feile]]{{#set:PND=121598039}} (1899-1972) in [[Ort:ODB_S00002826|Würzburg]]{{#set:OID=ODB_S00002826}} (Keesburgstrasse, 1929; Judenbühlweg, 1930; Villenanlage Lerchenhain, 1930) sowie das streng kubische Haus Hirschmann (1930-1931) von [[Person:116671327|Fritz Landauer]]{{#set:PND=116671327}} (1883-1968) in [[Ort:ODB_S00000073|Fürth]]{{#set:OID=ODB_S00000073}}. | ||
Wichtige Zeugnisse der Erneuerung im Sakralbau in reduziertem, romanisierendem Stil schufen German Bestelmeyer mit der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Nürnberg (1927-1930), [[Person:124701671|Michael Kurz]] | Wichtige Zeugnisse der Erneuerung im Sakralbau in reduziertem, romanisierendem Stil schufen German Bestelmeyer mit der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Nürnberg (1927-1930), [[Person:124701671|Michael Kurz]]{{#set:PND=124701671}} (1876-1957) mit St. Anton in Augsburg (1924-1927) und St. Heinrich in [[Ort:ODB_S00038616|Bamberg]]{{#set:OID=ODB_S00038616}} (1927-1929) und [[Person:116626100|Otho Orlando Kurz]]{{#set:PND=116626100}} (1881-1933) mit St. Gabriel (1925-1926) und St. Sebastian (1928-1929) in München. Gotisierend-expressionistische Formen weisen der Umbau von St. Johann Baptist in [[Ort:ODB_S00005719|Neu-Ulm]]{{#set:OID=ODB_S00005719}} (1922-1927) von [[Person:118660632|Dominikus Böhm]]{{#set:PND=118660632}} (1880-1955) und die Herz-Jesu-Kirche in Würzburg (1927) von [[Person:118659421|Albert Bosslet]]{{#set:PND=118659421}} (1880-1957) auf. | ||
Eine eigenständige und herausragend moderne Position zwischen lokaler Tradition und Internationalem Stil nehmen die Bauten der | Eine eigenständige und herausragend moderne Position zwischen lokaler Tradition und Internationalem Stil nehmen die Bauten der [[artikel_44571|Post]] in Bayern ein, die 1921 direkt der Reichsregierung unterstellt wurde und eigene Hochbauabteilungen für die einzelnen Oberpostdirektionen einrichtete. Die Leitung des umfangreichen Bauprogramms oblag Oberbaurat [[Person:118914669|Robert Vorhoelzer]]{{#set:PND=118914669}} (1884-1954), der zusammen mit einer großen Anzahl von Mitarbeitern zwischen 1920 und 1934 zahlreiche Postbauten realisierte (Paketzustellamt München, 1925-1926; Postdienstgebäude [[Ort:ODB_S00002823|Schweinfurt]]{{#set:OID=ODB_S00002823}}, 1928-1930; Postamt München, Tegernseer Landstraße, 1929-1930; Postamt [[Ort:ODB_S00003008|Bad Kissingen]]{{#set:OID=ODB_S00003008}}, 1929-1933; Postamt Augsburg, Ulmer Straße, 1930; Postamt München, Harras, 1930-1933; Postamt München, Goetheplatz, 1931-1933). | ||
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Datei:Nuernberg Germanisches Nationalmuseum.jpg|Der Erweiterungsbau des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg wurde 1916-1921 von German Bestelmeyer errichtet. (Foto von Diego Delso lizensiert durch | Datei:Nuernberg Germanisches Nationalmuseum.jpg|Der Erweiterungsbau des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg wurde 1916-1921 von German Bestelmeyer errichtet. (Foto von Diego Delso lizensiert durch [http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0 CC BY-SA 3.0] via [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Museo_Germ%C3%A1nico_Nacional,_N%C3%BAremberg,_Alemania,_2013-03-13,_DD_01.jpg Wikimedia Commons]) | ||
Datei:Bestelmeyer TU Erweiterung.jpg|German Bestelmeyer, Erweiterungsgebäude für die Technische Universität in München 1922-1926. Abb. aus: Wasmuths Montashefte für Baukunst 14 (1930), 13-15. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 A.civ. 102 g-14) | Datei:Bestelmeyer TU Erweiterung.jpg|German Bestelmeyer, Erweiterungsgebäude für die Technische Universität in München 1922-1926. Abb. aus: Wasmuths Montashefte für Baukunst 14 (1930), 13-15. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 A.civ. 102 g-14) | ||
Datei:Borstei Muenchen 1950.jpg|Die Borstei ist eine von 1924-1929 durch Bernhard Borst (1883-1963) und Oswald Bieber (1876-1955) errichtete Wohnanlage im Nordwesten Münchens. Foto um 1950. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=hoff-65706 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-65706]) | Datei:Borstei Muenchen 1950.jpg|Die Borstei ist eine von 1924-1929 durch Bernhard Borst (1883-1963) und Oswald Bieber (1876-1955) errichtete Wohnanlage im Nordwesten Münchens. Foto um 1950. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=hoff-65706 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-65706]) | ||
Datei:Kurz Bebauungsvorschlag Luitpoldpark 1924.jpg|Otto Orlando Kurz: Bebauungsvorschlag für den Luitpoldpark in München 1924. Abb aus: Wasmuths Montashefte für Baukunst 8 (1924), 287. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 A.civ. 102 g-8) | Datei:Kurz Bebauungsvorschlag Luitpoldpark 1924.jpg|Otto Orlando Kurz: Bebauungsvorschlag für den Luitpoldpark in München 1924. Abb aus: Wasmuths Montashefte für Baukunst 8 (1924), 287. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 A.civ. 102 g-8) | ||
Datei:St Johann Baptist Neu-Ulm.jpg|St. Johann Baptist in Neu-Ulm wurde 1922-1927 von Dominikus Böhm (1880-1955) umgebaut. (Gemeinfrei via https://commons.wikimedia.org/wiki/File:StJohBaptist.jpg) | Datei:St Johann Baptist Neu-Ulm.jpg|St. Johann Baptist in Neu-Ulm wurde 1922-1927 von Dominikus Böhm (1880-1955) umgebaut. (Gemeinfrei via [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:StJohBaptist.jpg Wikimedia Commons]) | ||
Datei:Siedlung Neuharlaching 1934.jpg|Die Großsiedlung Neu-Harlaching im Süden Münchens 1928-1930 errichtet.Abb. aus: Monatshefte für Baukunst und Städtebau 18 (1934), 153-154. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 A.civ. 102 g-18) | Datei:Siedlung Neuharlaching 1934.jpg|Die Großsiedlung Neu-Harlaching im Süden Münchens 1928-1930 errichtet.Abb. aus: Monatshefte für Baukunst und Städtebau 18 (1934), 153-154. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 A.civ. 102 g-18) | ||
Datei:Weiss Einfamilienhaus Nuernberg.jpg|Beispiel für ein Wohngebäude der Zeit. Otto H. Weiß, Einfamilienhaus in Nürnberg. Abb. aus: Monatshefte für Baukunst und Städtebau 17 (1933), 1154. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 A.civ. 102 g-17) | Datei:Weiss Einfamilienhaus Nuernberg.jpg|Beispiel für ein Wohngebäude der Zeit. Otto H. Weiß, Einfamilienhaus in Nürnberg. Abb. aus: Monatshefte für Baukunst und Städtebau 17 (1933), 1154. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 A.civ. 102 g-17) | ||
Datei:Ruff Phoebuspalast Nuernberg.jpg|Das Kino Phöbus-Palast in Nürnberg wurde 1926-1928 von Ludwig Ruff erbaut. Abb. aus: Rösermüller, Nürnberger Kunst der Gegenwart, Augsburg 1928, Taf. 57. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 3183 l) | Datei:Ruff Phoebuspalast Nuernberg.jpg|Das Kino Phöbus-Palast in Nürnberg wurde 1926-1928 von Ludwig Ruff erbaut. Abb. aus: Rösermüller, Nürnberger Kunst der Gegenwart, Augsburg 1928, Taf. 57. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 3183 l) | ||
Datei:Paketzustellamt Muenchen 1926.jpg|Das Paketzustellamt in München wurde 1925-1926 von Robert Vorderhoelzer errichtet. Abb. aus: Reichspostministerium Abteilung München, Das Paketzustellamt München-Marsfeld, [München] 1926, 21. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 3261 z) | Datei:Paketzustellamt Muenchen 1926.jpg|Das Paketzustellamt in München wurde 1925-1926 von Robert Vorderhoelzer errichtet. Abb. aus: Reichspostministerium Abteilung München, Das Paketzustellamt München-Marsfeld, [München] 1926, 21. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 3261 z) | ||
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== Malerei == | == Malerei == | ||
[[Datei:Wassily Kandinsky.jpg|thumb|Wassily Kandinsky (1866-1944), Maler. (Gemeinfrei via https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wassily_kandinsky.jpg)]][[Datei:Karl Caspar.jpg|thumb|Karl Caspar (1879-1956), Maler und Grafiker. Hier zusammen mit dem Dichter Georg von Vring (1889-1968) [links] auf einem Empfang für Theodor | [[Datei:Wassily Kandinsky.jpg|thumb|Wassily Kandinsky (1866-1944), Maler. (Gemeinfrei via [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wassily_kandinsky.jpg?uselang=de Wikimedia Commons])]][[Datei:Karl Caspar.jpg|thumb|Karl Caspar (1879-1956), Maler und Grafiker. Hier zusammen mit dem Dichter Georg von Vring (1889-1968) [links] auf einem Empfang für Bundespräsident Theodor Heuss 1954. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=timp-013368 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv timp-013368])]] | ||
Nach der Auflösung des "Blauen Reiters" mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs bzw. nach dem Tod oder Wegzug progressiver Künstler (unter anderem [[Person:118575864|August Macke]] | Nach der Auflösung des "Blauen Reiters" mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs bzw. nach dem Tod oder Wegzug progressiver Künstler (unter anderem [[Person:118575864|August Macke]]{{#set:PND=118575864}} [1887-1914], [[Person:11857745X|Franz Marc]]{{#set:PND=11857745X}} [1880-1916] und [[Person:118630407|Albert Weisgerber]]{{#set:PND=118630407}} [1878-1915] bzw. [[Person:118518674|Heinrich Campendonk]]{{#set:PND=118518674}} [1889-1957], [[Person:118557157|Alexej von Javlensky]]{{#set:PND=118557157}} [1864-1941], [[Person:118559737|Wassily Kandinsky]]{{#set:PND=118559737}} [1866-1944] und [[Person:118562827|Paul Klee]]{{#set:PND=118562827}} [1879-1940]) überwog in den 1920er Jahren in Bayern eine an das 19. Jahrhundert anknüpfende Malerei des Nach-Impressionismus. Einzelne Künstler führten einen gemäßigten Expressionismus fort, zum Beispiel [[Person:118519441|Karl Caspar]]{{#set:PND=118519441}} (1879-1956) mit überwiegend religiösen Darstellungen, [[Person:118937146|Maria Caspar-Filser]]{{#set:PND=118937146}} (1878-1968) mit Landschaften, Stillleben und Blumenstücken, [[Person:118522140|Lovis Corinth]]{{#set:PND=118522140}} (1858-1925) mit Landschaftsbildern des [[Ort:ODB_S00011014|Walchensees]]{{#set:OID=ODB_S00011014}} sowie Willy Geiger mit von Goya und El Greco beeinflussten Werken. Von überregionaler Bedeutung ist vor allem eine nach 1918 aufkommende Tendenz zur [[artikel_44920|"Neuen Sachlichkeit"]] (bzw. "Magischem Realismus"), die [[Person:118524070|Heinrich Maria Davringhausen]]{{#set:PND=118524070}} (1894-1970), [[Person:119385678|Wilhelm Heise]]{{#set:PND=119385678}} (1892-1965), [[Person:118720694|Alexander Kanoldt]]{{#set:PND=118720694}} (1881-1939), [[Person:119155117|Carlo Mense]]{{#set:PND=119155117}} (1886-1965), [[Person:11876179X|Georg Schrimpf]]{{#set:PND=11876179X}} (1889-1938), [[Person:12190511X|Walter Schulz-Matan]]{{#set:PND=12190511X}} (1889-1965) und [[Person:118803484|Max Unold]]{{#set:PND=118803484}} (1885-1964) vertraten. Paul Klee entfaltete in München um 1920 seine höchste Schaffenskraft ("Landschaft mit dem gelben Kirchturm") und errang damals mit der Ausstellung von 363 Werken in der Galerie Goltz öffentliche Anerkennung, bevor er 1921 einem Ruf ans Bauhaus nach Weimar folgte. | ||
Den Mittelpunkt des Münchner Kunstlebens bildeten nach wie vor die alljährlichen, deutschlandweit rezensierten Kunst-Ausstellungen im 1854 fertig gestellten, ursprünglich für Industrie- und Gewerbeausstellungen konzipierten [[artikel_44720|Glaspalast]]. Jede [[artikel_44779|Künstlervereinigung]] verfügte über ein Gremium, das die Bilder für den Glaspalast auswählte und deren Hängung bestimmte; dieses Jurywesen hatte die Neubildung zahlreicher neuer Künstlervereinigungen zur Folge, so dass es - nach "Wetschs Kunst Kalender" - in München mehr Gruppierungen als beispielsweise in Berlin gab. Die Moderne vertraten vor allem die 1913 gegründete [[artikel_44919|"Neue Secession"]], seit 1929 die "Juryfreien", die eine Gegenposition zum antimodernistischen [[artikel_44897|"Kampfbund für deutsche Kultur"]] unter [[Person:118602691|Alfred Rosenberg]] | Den Mittelpunkt des Münchner Kunstlebens bildeten nach wie vor die alljährlichen, deutschlandweit rezensierten Kunst-Ausstellungen im 1854 fertig gestellten, ursprünglich für Industrie- und Gewerbeausstellungen konzipierten [[artikel_44720|Glaspalast]]. Jede [[artikel_44779|Künstlervereinigung]] verfügte über ein Gremium, das die Bilder für den Glaspalast auswählte und deren Hängung bestimmte; dieses Jurywesen hatte die Neubildung zahlreicher neuer Künstlervereinigungen zur Folge, so dass es - nach "Wetschs Kunst Kalender" - in München mehr Gruppierungen als beispielsweise in Berlin gab. Die Moderne vertraten vor allem die 1913 gegründete [[artikel_44919|"Neue Secession"]], seit 1929 die "Juryfreien", die eine Gegenposition zum antimodernistischen [[artikel_44897|"Kampfbund für deutsche Kultur"]] unter [[Person:118602691|Alfred Rosenberg]]{{#set:PND=118602691}} (1893-1946) einnahmen. | ||
Während an der traditionalistischen Münchner Kunstakademie erst mit der Berufung von Karl Caspar (1922) und [[Person:116768355|Julius Heß]] | Während an der traditionalistischen Münchner Kunstakademie erst mit der Berufung von Karl Caspar (1922) und [[Person:116768355|Julius Heß]]{{#set:PND=116768355}} (1927, 1878-1957) eine Auseinandersetzung mit dem [[artikel_44707|Expressionismus]] und der französischen Moderne stattfand, wurde die 1915 von [[Person:118552678|Hans Hofmann]]{{#set:PND=118552678}} (1880-1966) gegründete [[artikel_44889|"Schule für Bildende Kunst"]] zu einer international bedeutenden Ausbildungsstätte für moderne Kunst. | ||
<div align="center"><gallery mode="slideshow" style="max-width:800px"> | |||
Datei:Paul Klee Landschaft mit dem gelben Kirchturm.jpg|Paul Klee (1879 - 1940), Landschaft mit dem gelben Kirchturm, 1920. | Datei:Paul Klee Landschaft mit dem gelben Kirchturm.jpg|Paul Klee (1879 - 1940), Landschaft mit dem gelben Kirchturm, 1920. Ölfarbe auf Karton, 48,5 x 54 cm. (Pinakothek der Moderne, Inventar-Nr.: 14456) | ||
Datei:Georg Schrimpf Stilleben mit Katze.jpg|Georg Schrimpf | Datei:Georg Schrimpf Stilleben mit Katze.jpg|Georg Schrimpf (1889 - 1938), Stilleben mit Katze, 1923. Öl auf Leinwand, 60,7 × 45,5 cm. (Pinakothek der Moderne; Inventar-Nr.: 14099) | ||
Datei:Lovis Corinth Selbstportait Walchensee.jpg|Lovis Corinth (1858-1925), Großes Selbstporträt vor dem Walchensee, 1924. | Datei:Lovis Corinth Selbstportait Walchensee.jpg|Lovis Corinth (1858-1925), Großes Selbstporträt vor dem Walchensee, 1924. Öl auf Leinwand, 135,7 x 107 cm. ([https://www.bavarikon.de/object/bav:BSG-OBJ-0000000000000204 bavarikon]) (Pinakothek der Moderne, Inventar-Nr.: 11327) | ||
Datei:Kanoldt Hiddensee 1932.jpg|Alexander Kanoldt (1881-1939), Hiddensee, Lithographie. Abb. aus: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 33 (1932), 79. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Art. 49 shy-63) | Datei:Kanoldt Hiddensee 1932.jpg|Alexander Kanoldt (1881-1939), Hiddensee, Lithographie. Abb. aus: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 33 (1932), 79. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Art. 49 shy-63) | ||
Datei:Herterich Mädchen vor Spiegel.jpg|Ludwig von Herterich (1856-1932), Mächen vor Spiegel, Foto von 1932. Abb. aus: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 33 (1932), 32. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Art. 49 shy-63) | Datei:Herterich Mädchen vor Spiegel.jpg|Ludwig von Herterich (1856-1932), Mächen vor Spiegel, Foto von 1932. Abb. aus: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 33 (1932), 32. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Art. 49 shy-63) | ||
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== Plastik == | == Plastik == | ||
[[Datei:Karl Knappe.jpg|thumb|Karl Knappe (1884-1970), Bildhauer [links i.B.]. Hier dem Abschiedsempfang der Großen Kunstausstellung 1953 zusammen mit dem Staatssekretär Eduar Brenner (1888-1970) [mitte]. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv timp-012603)]] | [[Datei:Karl Knappe.jpg|thumb|Karl Knappe (1884-1970), Bildhauer [links i.B.]. Hier dem Abschiedsempfang der Großen Kunstausstellung 1953 zusammen mit dem Staatssekretär Eduar Brenner (1888-1970) [mitte]. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=timp-012603 Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv timp-012603])]] | ||
[[Datei:artikel_44530_bilder_value_2_kunst2.jpg|thumb|Hermann Hahn (1868-1942). Abb. aus: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd.1, 1931, 640. (Bayerische Staatsbibliothek, Hbks/Z 35-1)]] | [[Datei:artikel_44530_bilder_value_2_kunst2.jpg|thumb|Hermann Hahn (1868-1942). Abb. aus: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Bd.1, 1931, 640. (Bayerische Staatsbibliothek, Hbks/Z 35-1)]] | ||
In Bayern zeigt die Plastik eine von 1900 bis nach dem Zweiten Weltkrieg andauernde Kontinuität bildhauerischer Formgesetzlichkeiten. Von nachhaltiger Wirkung war das Werk [[Person:118550934|Adolf von Hildebrands]] | In Bayern zeigt die Plastik eine von 1900 bis nach dem Zweiten Weltkrieg andauernde Kontinuität bildhauerischer Formgesetzlichkeiten. Von nachhaltiger Wirkung war das Werk [[Person:118550934|Adolf von Hildebrands]]{{#set:PND=118550934}} (1847-1921), der einen an die griechische Antike und die Florentiner Renaissance anknüpfenden Neoklassizismus vertrat. Daraus entwickelte sich um die Jahrhundertwende die für München charakteristische, nach dem Ersten Weltkrieg fortgeführte Sonderform des Jugendstil-Neoklassizismus, der sich Ende der 1920er Jahre zu einem archaisierenden Neoklassizismus wandelte. In der Nachfolge Hildebrands standen - neben [[Person:116109823|Fritz Behn]]{{#set:PND=116109823}} (1878-1970), [[Person:118540874|Theodor von Gosen]]{{#set:PND=118540874}} (1873-1943), [[Person:116944943|Hubert Netzer]]{{#set:PND=116944943}} (1865-1939) und [[Person:117427055|Georg Wrba]]{{#set:PND=117427055}} (1872-1939) - [[Person:115689281|Bernhard Bleeker]]{{#set:PND=115689281}} (1881-1968; "Rossebändiger", 1931) und [[Person:116563508|Theodor Georgii]]{{#set:PND=116563508}} (1883-1963; "Mater Creatoris", 1930). Einflussreich war der Hildebrand-Schüler [[Person:11883245X|Hermann Hahn]]{{#set:PND=11883245X}} (1868-1942), der von 1912 bis 1937 an der Münchner Kunstakademie lehrte und dessen Plastiken eine moderne Archaisierung und klare Statuarik aufweisen ("Rossebändiger", 1931). | ||
Fortschrittliche Formvorstellungen finden sich nur vereinzelt, vor allem bei den kubistischen Figuren ("Stehende", 1918/19) von [[Person:118606522|Edwin Scharff]] | Fortschrittliche Formvorstellungen finden sich nur vereinzelt, vor allem bei den kubistischen Figuren ("Stehende", 1918/19) von [[Person:118606522|Edwin Scharff]]{{#set:PND=118606522}} (1887-1955) oder den biomorphen Skulpturen ("Steinerner Baum", 1928) von [[Person:119447630|Karl Knappe]]{{#set:PND=119447630}} (1884-1970). Einen sozialkritischen Realismus vertraten [[Person:116287411|Fritz Koelle]]{{#set:PND=116287411}} (1895-1953), der das klassische Figurenideal der Münchner Tradition zum Teil mit veristischen Zügen auf Arbeiterdarstellungen übertrug ("Blockwalzer", 1932), und [[Person:119454416|Karl Röhrig]]{{#set:PND=119454416}} (1886-1972), in dessen kraftvollen Skulpturen eine sozialistische Auffassung zum Ausdruck kommt ("Schwangere Frau", 1931). | ||
<div align="center"><gallery mode="slideshow" style="max-width:800px"> | |||
Datei:Muenchen Bismarckdenkmal.jpg|Denkmal für Otto von Bismarck | Datei:Muenchen Bismarckdenkmal.jpg|Denkmal für Otto von Bismarck an der Boschbrücke in München in München. Die Skulptur wurde von Fritz Behn (1878-1970) 1931 geschaffen. (Foto von Oliver Raupach lizensiert durch [http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5 CC BY-SA 2.5] via [[commons:File:Bismarck_Muenchen.jpg|Wikimedia Commons]]) | ||
Datei:Nuernberg Beethovendenkmal.jpg|Denkmal für Ludwig van Beethoven. Das vom Bildhauer Konrad Roth (1882-1952) 1927 geschaffene Werk stand ursprünglich vor dem Opernhaus. | Datei:Nuernberg Beethovendenkmal.jpg|Denkmal für Ludwig van Beethoven. Das vom Bildhauer Konrad Roth (1882-1952) 1927 geschaffene Werk stand ursprünglich vor dem Opernhaus. Seit den 1930er Jahren befindet es sich in St. Johannis am Neutorgraben. (Foto von [[commons:User:Kassandro|Kassandro]] lizensiert durch [http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0 CC BY-SA 3.0] via [[commons:File:BeethovenNbg.jpg|Wikimedia Commons]]) | ||
Datei:Muenchen Blockwalzer Koelle.jpg|Die Figur "Blockwalzer" wurde 1929 von Fritz Koelle (1895-1953) als Denkmal für die Arbeiter geschaffen und 1930 am Münchner Karl-Preis-Platz aufgestellt. Von den Nazis wurde sie 1933 wieder entfernt. 1976 konnte sie wieder aufgestellt werden. (Gemeinfrei via | Datei:Muenchen Blockwalzer Koelle.jpg|Die Figur "Blockwalzer" wurde 1929 von Fritz Koelle (1895-1953) als Denkmal für die Arbeiter geschaffen und 1930 am Münchner Karl-Preis-Platz aufgestellt. Von den Nazis wurde sie 1933 wieder entfernt. 1976 konnte sie wieder aufgestellt werden. (Gemeinfrei via [[commons:File:Blockwalzer.JPG|Wikimedia Commons]]) | ||
Datei:Hahn Rossebaendiger.jpg|Hermann Hahn, Rossebändiger. Die Plastik wurde 1928 für den Eingangsberich der Technischen Universität München geschaffen. Abb. aus: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 33 (1932), 346. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Art. 49 shy-63) | Datei:Hahn Rossebaendiger.jpg|Hermann Hahn, Rossebändiger. Die Plastik wurde 1928 für den Eingangsberich der Technischen Universität München geschaffen. Abb. aus: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 33 (1932), 346. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Art. 49 shy-63) | ||
Datei:Bleeker Rossebaendiger.jpg|Bernhard Bleeker, Rossebändiger. Die Plastik wurde 1931 als Pendant zu Hahns Rossebändiger geschaffen. Abb. aus: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 33 (1932), 347. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Art. 49 shy-63) | Datei:Bleeker Rossebaendiger.jpg|Bernhard Bleeker, Rossebändiger. Die Plastik wurde 1931 als Pendant zu Hahns Rossebändiger geschaffen. Abb. aus: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 33 (1932), 347. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Art. 49 shy-63) | ||
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== Typographie == | == Typographie == | ||
[[Datei:Futura Schrifttype.jpg|thumb|Beispiel für die Schriftart Futura. (Foto von James Puckett lizensiert durch CC BY 2.0 via https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Futura_Medium_sample.jpg)]] | [[Datei:Futura Schrifttype.jpg|thumb|Beispiel für die Schriftart Futura. (Foto von James Puckett lizensiert durch [https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/ CC BY 2.0] via [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Futura_Medium_sample.jpg?uselang=de Wikimedia Commons])]] | ||
Einen bedeutenden Beitrag lieferte München in den 1920er Jahren in Sachen Schrift. Zum Zentrum der typographischen Avantgarde wurde die 1927 gegründete "Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker" (seit 1956 "Akademie für das Graphische Gewerbe"), die mit ihrem undogmatischen, von Vernunft und ästhetischem Gespür geprägten Stil bald internationales Ansehen errang. Die Leitung übernahm bis 1934 [[Person:118744542|Paul Renner]] | Einen bedeutenden Beitrag lieferte München in den 1920er Jahren in Sachen Schrift. Zum Zentrum der typographischen Avantgarde wurde die 1927 gegründete "Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker" (seit 1956 "Akademie für das Graphische Gewerbe"), die mit ihrem undogmatischen, von Vernunft und ästhetischem Gespür geprägten Stil bald internationales Ansehen errang. Die Leitung übernahm bis 1934 [[Person:118744542|Paul Renner]]{{#set:PND=118744542}} (1878-1956), der neben [[Person:118688189|Fritz Hellmuth Ehmcke]]{{#set:PND=118688189}} (1878-1965) zu den damals in München tätigen Pionieren der modernen Typographie zählte. Er entwickelte zwischen 1924 und 1928 die zu den Schriftklassikern zählende, serifenlose "Futura". Als Lehrer berief Renner [[Person:118624350|Jan Tschichold]]{{#set:PND=118624350}} (1902-1974), dessen 1928 erschienenes Lehrbuch "Die neue Typographie. Ein Handbuch für zeitgemäss Schaffende" einen tief greifenden Wandel in der typographischen Auffassung nach sich zog, sowie [[Person:118624229|Georg Trump]]{{#set:PND=118624229}} (1896-1985), der in München die 1930 bei Berthold in Berlin herausgekommene, serifenbetonte Schrift "City" entwickelte, die eine für die Münchner Schriftgestaltung charakteristische Verbindung des Mechanischen mit dem Manuellen aufweist. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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* Winfried Nerdinger, Neue Strömungen und Reformen zwischen Jugendstil und Neuem Bauen, in: Bauen in München 1890-1950. Eine Vortragsreihe in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München 1980, 41-64. | * Winfried Nerdinger, Neue Strömungen und Reformen zwischen Jugendstil und Neuem Bauen, in: Bauen in München 1890-1950. Eine Vortragsreihe in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München 1980, 41-64. | ||
* Klaus-Jürgen Sembach/Christian Koch/Jutta Tschoeke, Architektur in Nürnberg 1900-1980, | * Klaus-Jürgen Sembach/Christian Koch/Jutta Tschoeke, Architektur in Nürnberg 1900-1980, hg. vom Centrum Industriekultur Nürnberg, Stuttgart 1981. | ||
* Lydia Schmidt, Kultusminister Franz Matt (1920-1926). Schul-, Kirchen- und Kunstpolitik in Bayern nach dem Umbruch von 1918, München 2000. | * Lydia Schmidt, Kultusminister Franz Matt (1920-1926). Schul-, Kirchen- und Kunstpolitik in Bayern nach dem Umbruch von 1918, München 2000. | ||
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== Verwandte Artikel == | == Verwandte Artikel == | ||
* [[Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg]] | |||
* [[Akademie der Bildenden Künste München]] | * [[Akademie der Bildenden Künste München]] | ||
* [[Deutsche Gewerbeschau, München, 1922]] | * [[Deutsche Gewerbeschau, München, 1922]] | ||
* [[Glaspalast, München]] | * [[Glaspalast, München]] | ||
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* [[Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst]] | * [[Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst]] | ||
* [[Kirche und Kunst (Zeitschrift)]] | * [[Kirche und Kunst (Zeitschrift)]] | ||
* [[Neue Sachlichkeit]] | |||
* [[Neues Bauen]] | * [[Neues Bauen]] | ||
* [[Technisches Rathaus, München]] | * [[Technisches Rathaus, München]] | ||
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Ann Katrin Bäumler, Kunst (Weimarer Republik), publiziert am 06.11.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <span class="url"><nowiki><http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kunst_(Weimarer_Republik)></nowiki></span> ({{CURRENTDAY}}.{{CURRENTMONTH}}.{{CURRENTYEAR}}) | Ann Katrin Bäumler, Kunst (Weimarer Republik), publiziert am 06.11.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <span class="url"><nowiki><http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kunst_(Weimarer_Republik)></nowiki></span> ({{CURRENTDAY}}.{{CURRENTMONTH}}.{{CURRENTYEAR}}) | ||
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Aktuelle Version vom 18. November 2025, 13:01 Uhr
In Bayern dominierten nach dem Ersten Weltkrieg konservative, traditionsgebundene Strömungen, doch lässt sich vereinzelt auch die künstlerische Moderne fassen, vor allem in Architektur, Malerei und Typographie. In kultureller Hinsicht blieb die Landeshauptstadt München führend, auch wenn ihr zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848) begründetes Ansehen als "Kunststadt" verblasste.
Kontext

Mit dem blutigen Sturz der Räteregierung in München Anfang Mai 1919 etablierte sich in den ersten Jahren der Weimarer Republik ein reaktionäres politisches Klima, das Bayern zur "Ordnungszelle des Reiches" werden ließ und unter anderem eine Abwanderungswelle der Avantgardisten zur Folge hatte. Diese Entwicklung schilderte Lion Feuchtwanger (1884-1958) in seinem Roman "Erfolg" am Beispiel des liberalen Kunsthistorikers und stellvertretenden Direktors der staatlichen Gemäldesammlungen in München, Dr. Martin Krüger, der - nach dem Ankauf progressiver Gemälde - alle Ämter verliert und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Die Landeshauptstadt - von Thomas Mann (1875-1955) 1926 als "Hort der Reaktion" bezeichnet - fiel nach der "leuchtenden" Prinzregentenzeit in Provinzialismus zurück und wurde zum Gegenpol der weltstädtischen und avantgardistischen Strömungen gegenüber aufgeschlossenen Reichshauptstadt Berlin, die allgemein mit den "Goldenen Zwanziger Jahren" assoziiert wird.
Der Konflikt kontroverser Positionen manifestierte sich in der Bandbreite künstlerischer Strömungen und führte Mitte der 1920er Jahre - ausgehend von der bereits 1901 durch den Berliner Kunstkritiker Hans Rosenhagen (1858-1943) ausgelösten Debatte um "Münchens Niedergang als Kunststadt" - zu einem bedeutenden Gesellschaftsdiskurs; den Auftakt bildete 1926 die kulturpolitische Aktion "Kampf um München als Kulturzentrum" mit Vorträgen von Thomas und Heinrich Mann (1871-1950), Leo Weismantel (1888-1964), Willy Geiger (1878-1971), Walter Courvoisier (1875-1931) und Paul Renner (1878-1956).
In Bayern, wo das Beharren auf Traditionen in sämtlichen künstlerischen Bereichen vorherrschte, überwiegt die weniger bekannte konservative Seite der Kunst der Weimarer Republik. Punktuell lässt sich jedoch eine "Münchner Moderne" fassen, vor allem in den Bereichen Architektur, Malerei und Typographie. Mit der Eröffnung des Deutschen Museums (1925), der "Abteilung für Gewerbekunst" ("Neue Sammlung") des Bayerischen Nationalmuseums (1926) und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus (1930) entstanden bedeutende kulturelle Einrichtungen.
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Deutsches Museum, Foto von 1925. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-012321)
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Die Neue Sammlung wurde 1925 im ehemaligen Studiengebäude des Bayerischen Nationalmuseums (rot markiert) eröffnet. Nach der Fertigstellung der Pinakothek der Moderne 2003 zog die Sammlung als Designsammlung in das neue Museum um. Holzschnitt von 1896. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-007418)
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Die 1930 eröffnete Städtische Galerie hat ihren Sitz in der ehemaligen Villa des Malers Franz von Lenbach (1836-1904). (Foto von Lenbachhaus lizensiert durch CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)
Architektur



Die Gestaltungsprinzipien der verschiedenen modernen Architekturströmungen wurden in Bayern nach dem Ersten Weltkrieg meist nur sehr verhalten aufgenommen. Exemplarisch für den konservativen Kurs des bayerischen Kultusministeriums, das durch eine gezielte Berufungsstrategie die Besetzung von Akademie, Universitäten und Kulturbehörden mit progressiven Kräften verhinderte, ist die Berufung German Bestelmeyers (1874-1942) an die Technische Hochschule München (1922) und seine Ernennung zum Präsidenten der Münchner Akademie (1924). Bestelmeyer, an dessen neoklassizistischen Monumentalstil (Erweiterungsbau des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, 1916-1921; Erweiterungsbau der Technischen Hochschule München, 1923-1928) nach der "Machtergreifung" 1933 nationalsozialistische Architekten wie Paul Ludwig Troost (1878-1934) oder Oswald Eduard Bieber (1876-1955) anknüpften, gründete 1928 zusammen mit Paul Schultze-Naumburg (1869-1949) und Wilhelm Kreis (1873-1955) die reaktionäre Architektenvereinigung "Der Block" und war Mitglied im "Kampfbund deutscher Architekten".
Beim Gros der Neubauten der 1920er Jahre in Bayern überwiegt ein bodenständiger, zum Teil sachlich reduzierter Historismus bzw. Neoklassizismus. Eine neue Tendenz lässt sich vor allem in den Bauaufgaben ausmachen, die nun zunehmend im Dienst des gemeinschaftlichen und technisch organisierten Lebens stehen. Eine ansatzweise moderne Baugesinnung dokumentieren die von Theodor Fischer (1862-1938) 1919-1929 errichtete Arbeitersiedlung "Alte Heide" sowie die fünf Großsiedlungen des Münchner Wohnungsbauprogramms der Gewofag von 1928-1930 (Neuharlaching, Neu-Ramersdorf, Neuhausen, Walchenseeplatz und Friedenheim). Eine Auseinandersetzung mit den innovativen Zielsetzungen des Neuen Bauens zeigen in München zum Beispiel das Ledigenheim für Männer (1925-1927) von Theodor Fischer, das Landesamt für Maß und Gewicht (1926-1928) von Karl Badberger (geb. 1888), das Funkhaus (1928-1929) von Richard Riemerschmid (1868-1957) und das - als erstes Hochhaus Bayerns - 1928-1929 von Hermann Leitenstorfer (1886-1972) errichtete Technische Rathaus.
Stärker als in der Landeshauptstadt konnte sich das Neue Bauen in den beiden bayerischen Industriestädten Augsburg und Nürnberg durchsetzen: Als modernste Wohnanlagen Bayerns entstanden in Augsburg im Auftrag der städtischen Wohnungsbau Gesellschaft der Schubert- und Lessinghof (1928-1929 bzw. 1930-1931) von Thomas Wechs (1893-1970). In Nürnberg wurden in der Amtszeit (1920-1933) des liberalen Oberbürgermeisters Hermann Luppe (DDP, 1874-1945) zahlreiche richtungsweisende Bauprojekte realisiert, wie zum Beispiel das Lichtspieltheater "Phoebus-Palast" (1926-1927) von Ludwig Ruff (1878-1934), die Frauenklinik (1928-1931) von Robert Erdmannsdorffer sowie von Otto Ernst Schweizer (1890-1965) das Arbeitsamt (1925-1926), das Planetarium (1926-1927), das Stadion (1926-1928) und der Milchhof (1930). Der Schocken-Konzern, in dessen Auftrag Erich Mendelsohn (1887-1953) einen funktionalistischen Gebäudetypus für Warenhäuser entwickelte, errichtete in Nürnberg mit dem "Kaufhaus am Ring" 1926-1929 seine erste Niederlassung.
Beispiele für die vereinzelte Aufnahme der Neuen Sachlichkeit im Villenbau sind die terrassenförmigen Wohnhäuser von Peter Feile (1899-1972) in Würzburg (Keesburgstrasse, 1929; Judenbühlweg, 1930; Villenanlage Lerchenhain, 1930) sowie das streng kubische Haus Hirschmann (1930-1931) von Fritz Landauer (1883-1968) in Fürth.
Wichtige Zeugnisse der Erneuerung im Sakralbau in reduziertem, romanisierendem Stil schufen German Bestelmeyer mit der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Nürnberg (1927-1930), Michael Kurz (1876-1957) mit St. Anton in Augsburg (1924-1927) und St. Heinrich in Bamberg (1927-1929) und Otho Orlando Kurz (1881-1933) mit St. Gabriel (1925-1926) und St. Sebastian (1928-1929) in München. Gotisierend-expressionistische Formen weisen der Umbau von St. Johann Baptist in Neu-Ulm (1922-1927) von Dominikus Böhm (1880-1955) und die Herz-Jesu-Kirche in Würzburg (1927) von Albert Bosslet (1880-1957) auf.
Eine eigenständige und herausragend moderne Position zwischen lokaler Tradition und Internationalem Stil nehmen die Bauten der Post in Bayern ein, die 1921 direkt der Reichsregierung unterstellt wurde und eigene Hochbauabteilungen für die einzelnen Oberpostdirektionen einrichtete. Die Leitung des umfangreichen Bauprogramms oblag Oberbaurat Robert Vorhoelzer (1884-1954), der zusammen mit einer großen Anzahl von Mitarbeitern zwischen 1920 und 1934 zahlreiche Postbauten realisierte (Paketzustellamt München, 1925-1926; Postdienstgebäude Schweinfurt, 1928-1930; Postamt München, Tegernseer Landstraße, 1929-1930; Postamt Bad Kissingen, 1929-1933; Postamt Augsburg, Ulmer Straße, 1930; Postamt München, Harras, 1930-1933; Postamt München, Goetheplatz, 1931-1933).
Malerei


Nach der Auflösung des "Blauen Reiters" mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs bzw. nach dem Tod oder Wegzug progressiver Künstler (unter anderem August Macke [1887-1914], Franz Marc [1880-1916] und Albert Weisgerber [1878-1915] bzw. Heinrich Campendonk [1889-1957], Alexej von Javlensky [1864-1941], Wassily Kandinsky [1866-1944] und Paul Klee [1879-1940]) überwog in den 1920er Jahren in Bayern eine an das 19. Jahrhundert anknüpfende Malerei des Nach-Impressionismus. Einzelne Künstler führten einen gemäßigten Expressionismus fort, zum Beispiel Karl Caspar (1879-1956) mit überwiegend religiösen Darstellungen, Maria Caspar-Filser (1878-1968) mit Landschaften, Stillleben und Blumenstücken, Lovis Corinth (1858-1925) mit Landschaftsbildern des Walchensees sowie Willy Geiger mit von Goya und El Greco beeinflussten Werken. Von überregionaler Bedeutung ist vor allem eine nach 1918 aufkommende Tendenz zur "Neuen Sachlichkeit" (bzw. "Magischem Realismus"), die Heinrich Maria Davringhausen (1894-1970), Wilhelm Heise (1892-1965), Alexander Kanoldt (1881-1939), Carlo Mense (1886-1965), Georg Schrimpf (1889-1938), Walter Schulz-Matan (1889-1965) und Max Unold (1885-1964) vertraten. Paul Klee entfaltete in München um 1920 seine höchste Schaffenskraft ("Landschaft mit dem gelben Kirchturm") und errang damals mit der Ausstellung von 363 Werken in der Galerie Goltz öffentliche Anerkennung, bevor er 1921 einem Ruf ans Bauhaus nach Weimar folgte.
Den Mittelpunkt des Münchner Kunstlebens bildeten nach wie vor die alljährlichen, deutschlandweit rezensierten Kunst-Ausstellungen im 1854 fertig gestellten, ursprünglich für Industrie- und Gewerbeausstellungen konzipierten Glaspalast. Jede Künstlervereinigung verfügte über ein Gremium, das die Bilder für den Glaspalast auswählte und deren Hängung bestimmte; dieses Jurywesen hatte die Neubildung zahlreicher neuer Künstlervereinigungen zur Folge, so dass es - nach "Wetschs Kunst Kalender" - in München mehr Gruppierungen als beispielsweise in Berlin gab. Die Moderne vertraten vor allem die 1913 gegründete "Neue Secession", seit 1929 die "Juryfreien", die eine Gegenposition zum antimodernistischen "Kampfbund für deutsche Kultur" unter Alfred Rosenberg (1893-1946) einnahmen.
Während an der traditionalistischen Münchner Kunstakademie erst mit der Berufung von Karl Caspar (1922) und Julius Heß (1927, 1878-1957) eine Auseinandersetzung mit dem Expressionismus und der französischen Moderne stattfand, wurde die 1915 von Hans Hofmann (1880-1966) gegründete "Schule für Bildende Kunst" zu einer international bedeutenden Ausbildungsstätte für moderne Kunst.
Plastik


In Bayern zeigt die Plastik eine von 1900 bis nach dem Zweiten Weltkrieg andauernde Kontinuität bildhauerischer Formgesetzlichkeiten. Von nachhaltiger Wirkung war das Werk Adolf von Hildebrands (1847-1921), der einen an die griechische Antike und die Florentiner Renaissance anknüpfenden Neoklassizismus vertrat. Daraus entwickelte sich um die Jahrhundertwende die für München charakteristische, nach dem Ersten Weltkrieg fortgeführte Sonderform des Jugendstil-Neoklassizismus, der sich Ende der 1920er Jahre zu einem archaisierenden Neoklassizismus wandelte. In der Nachfolge Hildebrands standen - neben Fritz Behn (1878-1970), Theodor von Gosen (1873-1943), Hubert Netzer (1865-1939) und Georg Wrba (1872-1939) - Bernhard Bleeker (1881-1968; "Rossebändiger", 1931) und Theodor Georgii (1883-1963; "Mater Creatoris", 1930). Einflussreich war der Hildebrand-Schüler Hermann Hahn (1868-1942), der von 1912 bis 1937 an der Münchner Kunstakademie lehrte und dessen Plastiken eine moderne Archaisierung und klare Statuarik aufweisen ("Rossebändiger", 1931).
Fortschrittliche Formvorstellungen finden sich nur vereinzelt, vor allem bei den kubistischen Figuren ("Stehende", 1918/19) von Edwin Scharff (1887-1955) oder den biomorphen Skulpturen ("Steinerner Baum", 1928) von Karl Knappe (1884-1970). Einen sozialkritischen Realismus vertraten Fritz Koelle (1895-1953), der das klassische Figurenideal der Münchner Tradition zum Teil mit veristischen Zügen auf Arbeiterdarstellungen übertrug ("Blockwalzer", 1932), und Karl Röhrig (1886-1972), in dessen kraftvollen Skulpturen eine sozialistische Auffassung zum Ausdruck kommt ("Schwangere Frau", 1931).
Typographie

Einen bedeutenden Beitrag lieferte München in den 1920er Jahren in Sachen Schrift. Zum Zentrum der typographischen Avantgarde wurde die 1927 gegründete "Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker" (seit 1956 "Akademie für das Graphische Gewerbe"), die mit ihrem undogmatischen, von Vernunft und ästhetischem Gespür geprägten Stil bald internationales Ansehen errang. Die Leitung übernahm bis 1934 Paul Renner (1878-1956), der neben Fritz Hellmuth Ehmcke (1878-1965) zu den damals in München tätigen Pionieren der modernen Typographie zählte. Er entwickelte zwischen 1924 und 1928 die zu den Schriftklassikern zählende, serifenlose "Futura". Als Lehrer berief Renner Jan Tschichold (1902-1974), dessen 1928 erschienenes Lehrbuch "Die neue Typographie. Ein Handbuch für zeitgemäss Schaffende" einen tief greifenden Wandel in der typographischen Auffassung nach sich zog, sowie Georg Trump (1896-1985), der in München die 1930 bei Berthold in Berlin herausgekommene, serifenbetonte Schrift "City" entwickelte, die eine für die Münchner Schriftgestaltung charakteristische Verbindung des Mechanischen mit dem Manuellen aufweist.
Literatur
- Florian Aicher/Uwe Drepper (Hg.), Robert Vorhoelzer - Ein Architektenleben. Die klassische Moderne der Post. Katalog zur Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, München 1990.
- Felix Billeter/Antje Günther/Steffen Krämer (Hg.), Münchner Moderne. Kunst und Architektur der Zwanziger Jahre, München/Berlin 2002.
- Frank Büttner, Die Kunst, in: Max Spindler (Begr.)/Alois Schmid (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. Vierter Band: Das neue Bayern. Von 1800 bis zur Gegenwart. Zweiter Teilband: Die innere und kulturelle Entwicklung, München 2. Auflage 2007, 616-686, hier 661-671.
- Bettina Keß, Kunstleben und Kulturpolitik in der Provinz. Würzburg 1919-1945, Würzburg 2001.
- Wilhelm Messerer, Bildende Kunst, in: Max Spindler (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. Vierter Band: Das Neue Bayern 1800-1970 (zweiter Teilband), München 1975, 1174-1211.
- Winfried Nerdinger, Neue Strömungen und Reformen zwischen Jugendstil und Neuem Bauen, in: Bauen in München 1890-1950. Eine Vortragsreihe in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München 1980, 41-64.
- Klaus-Jürgen Sembach/Christian Koch/Jutta Tschoeke, Architektur in Nürnberg 1900-1980, hg. vom Centrum Industriekultur Nürnberg, Stuttgart 1981.
- Lydia Schmidt, Kultusminister Franz Matt (1920-1926). Schul-, Kirchen- und Kunstpolitik in Bayern nach dem Umbruch von 1918, München 2000.
- Josef Adolf Schmoll gen. Eisenwerth, Die Münchner Plastik der Zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts und ihre Stellung innerhalb der deutschen und internationalen Bildhauerei, in: Gerhard Finckh (Hg.), Karl Röhrig 1886-1972. Ein Leben zwischen Kunstgewerbe und Zeitkritik. Katalog zur Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, München 1982, 89-106.
- Erich Steingräber (Hg.), Deutsche Kunst der 20er und 30er Jahre, München 1979.
- Barbara Wolf, Wohnarchitektur in Augsburg. Kommunale Bauten der Weimarer Republik, Augsburg 2000.
Weiterführende Recherche
Externe Links
Verwandte Artikel
- Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg
- Akademie der Bildenden Künste München
- Deutsche Gewerbeschau, München, 1922
- Glaspalast, München
- Goldene Zwanziger Jahre
- Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst
- Kirche und Kunst (Zeitschrift)
- Neue Sachlichkeit
- Neues Bauen
- Technisches Rathaus, München
Kunst und Kultur
Empfohlene Zitierweise
Ann Katrin Bäumler, Kunst (Weimarer Republik), publiziert am 06.11.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kunst_(Weimarer_Republik)> (5.12.2025)