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Thürheim, Herren/Grafen von

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Wappendarstellung der Thürheim. (aus: Otto Titan von Hefner/Gustav Adalbert Seyler, Die Wappen des bayerischen Adels [J. Siebmacher's großes Wappenbuch. 2. Band, 1. Abt.], Nürnberg 1856)
Epitaph für Sibylla von Thürheim in der Pfarrkirche Biberachzell, 1567 (Künstler: Hans Schaller). Sibylla, geb. Wellwarth (gest. 1567), war die Gemahlin des Hans Christoph von Thürheim (gest. 1576). (Foto: privat)
Detailansicht aus dem Epitaph für Sibylla von Thürheim, Pfarrkirche Biberachzell (1567) - mit Wappen der Familien Thürheim (Burg mit Tür) und Wellwarth (Mond). (Foto: privat)
Epitaph für Margareta von Thürheim, geborene von Rietheim, 1578 (Künstler: Hans Schaller). Die Abbildung zeigt Margareta mit ihrem Gemahl Johann Wilhelm von Thürheim (gestorb. 1583), dazwischen der auferstandene Christus. (Foto: privat)

von Sarah Hadry

Seit dem späten 11. Jahrhundert belegtes, schwäbisches Adelsgeschlecht, das sich zeitweise im Umfeld der Staufer und des Bischofs von Augsburg bewegte. Familienzentrum war bis ca. 1300 die Gegend um Buttenwiesen (Lkr. Dillingen). Nach einem sozialen Abstieg in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist die Familie im 15. Jahrhundert quellenmäßig kaum mehr greifbar. 1480 erwarb Eberhard von Thürheim das schwäbische Adelsgut Biberachzell, was die Zugehörigkeit der Familie zur Reichsritterschaft einleitete; 1666 erfolgte die Erhebung in den Reichsgrafenstand. Die Thürheim von Biberachzell hatten im frühen 17. Jahrhundert ihren Schwerpunkt nach Österreich verlagert, bildeten aber um 1690 von dort aus einen Zweig nach Bayern zurück. Die Familienbesitzungen lagen im Ober- und Ostbayerischen, Österreichischen und Böhmischen. Im 19. Jahrhundert stand das 1906 in männlicher Linie erloschene Geschlecht meist in bayerischen und österreichischen Militärdiensten.

Die Ursprünge der Thürheim

Eine auf das letzte Drittel des 11. Jahrhunderts verweisende Augsburger Traditionsnotiz erwähnt einen Diemar von Tureheim als Gefolgsmann der bereits um 1100 ausgestorbenen edelfreien schwäbischen Familie Balzhausen. Etwas aussagekräftiger belegt ist Egino von Thürheim, der 1127 bei Güterübertragungen an das Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg anwesend war. Egino stand hier als vorletzter in einer recht vornehmen Zeugenreihe, die durch Konrad von Staufen (Deutscher König 1127/38-1152) angeführt wurde und in der unter anderem Vertreter der hochadligen Häuser Wallerstein, Schwabegg und Hohenreichen auftraten.

Eine enge Verbindung zu Eginos Familie wird für den sich in der engeren Umgebung des Staufers Heinrich (VII.) aufhaltenden Minnesänger Ulrich von Türheim (ca. 1180-1250) angenommen, was gleichfalls für einen hohen sozialen Rang der frühen Thürheim zu sprechen scheint.

Weitere für das 12. Jahrhundert genannte mutmaßliche Familienmitglieder trugen die Namen Alberich, Adalbert, Marquard und Heinrich. Eine Rekonstruktion möglicher genealogischer Zusammenhänge mit anderen Familien aufgrund Vornamensgleichheiten erscheint allerdings schwierig. Für die frühen Thürheim wird eine Tätigkeit im Dienste des Bischofs von Augsburg und eine Zugehörigkeit zu dessen Lehensmannschaft greifbar bzw. kann wahrscheinlich gemacht werden.

Burg Thürheim

Die namensgebende Familienburg soll nach Ansicht der Heimatforschung auf dem Thürlesberg bei Ober- und Unterthürheim (Gde. Buttenwiesen, Lkr. Dillingen) gestanden haben und während des Städtekrieges im 14. Jahrhundert zerstört worden sein. Als Indizien gelten Reste einer früh- oder hochmittelalterlichen Wehranlage (Gräben und Wälle) auf dem Thürlesberg, Sagen über eine verschwundene Burg sowie das – eine Burg enthaltende – Wappen der Thürheim.

Neuere stadtarchäologische Forschungen haben jedoch ergeben, dass die Burgen des hochmittelalterlichen "Ortsadels" in der Regel nicht auf außerhalb liegenden Anhöhen, sondern vielmehr am Rande der historischen Siedlungen und somit innerhalb der heutigen Ortskerne zu finden sind. Die Burg der Herren von Thürheim wurde demnach möglicherweise bislang an falscher Stelle gesucht.

Grundbesitz in und um Ober- und Unterthürheim vor 1300

Urkundliche Nachrichten über Ober- und Unterthürheim liegen erst seit dem 13. Jahrhundert vor; Grundbesitz der Familie Thürheim lässt sich zu dieser Zeit nur in sehr geringem Umfang feststellen (einige Eigenleute, ein Acker und vier Güter). Nennenswerter Besitz ist lediglich für Konrad von Thürheim bekannt, der Ende des 13. Jahrhunderts mit 14 Anwesen im damals bayerischen Blindheim (nahe Dillingen) belehnt war. 1281 verkauften die Truchsessen von Kühlental, ein hochrangiges Augsburger Ministerialengeschlecht, den Großteil von Thürheim an Kloster Kaisheim. Im Kaufbrief heißt es, dass ein Teil des Ortes vormals den Herren von Thürheim gehört hätte. Der Familie Thürheim war es also nicht gelungen, ihren Besitz beisammenzuhalten und zu einer geschlossenen Ortsherrschaft auszubauen.

Weitere Verkäufer bzw. Stifter von Gütern in Thürheim an das Kloster Kaisheim im 13. Jahrhundert waren außerdem verschiedene schwäbische edelfreie und niederadelige Familien, das Kloster Weihenberg (abgeg. bei Wertingen) und die Deutschordenskommende Lauterbach. Lehensherrliche Rechte in Thürheim besaßen vor der Wende zum 14. Jahrhundert neben dem Bischof von Augsburg auch der Reichsvikar für Italien, Berthold von Neuffen-Marstetten (gest. 1342). Beide gaben ihre Ansprüche jedoch zugunsten Kaisheims auf.

In engem Zusammenhang mit der offenkundig schwachen grundherrlichen Ausstattung der Thürheimer dürfte der für das Spätmittelalter feststellbare soziale Abstieg der sich einst in hochadliger Umgebung bewegenden Familie stehen.

Ämter und Standeszugehörigkeit im Spätmittelalter

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden mehrere Thürheimer als "milites" bezeichnet, was auf eine ministerialisch-niederadlige Standeszugehörigkeit hindeutet. Für 1283 sind ein "Eberhardus de Thurhain" und ein "Waltherus von Niederthurheim" als Bewirtschafter von insgesamt vier Gütern in Thürheim belegt. Mitglieder der Familie sind im 13. und 14. Jahrhundert u. a. belegt als ein Wertinger Stadtvogt, Schwiegersohn eines Friedberger Bürgers und ein Dillinger Stadtammann. Sie stellten ferner zwei Äbte und eine Äbtissin Augsburger Klöster bzw. Stifte sowie einen Augsburger Domherrn. Seit 1406 sind Thürheimer auch im Kemptener und Kaufbeurer Stadtbürgertum anzutreffen. Das Lehenbuch des Hochstifts Augsburg (um 1424) führt einen Hans Türheimer, Bürger von Donauwörth, als Inhaber eines Hofes in Schwenningen (Lkr. Dillingen an der Donau) sowie einen Ulrich Türheimer wegen eines Gütleins in Bertoldshofen (Gde. Marktoberdorf, Lkr. Ostallgäu).

Eine Chronik der Zisterze Kaisheim führt für 1419 einen Eberhard von Thürheim als Feind des Klosters an; 1454 fungierte ein gleichnamiger Vertreter des Geschlechts als Beamter der Markgrafschaft Burgau. 1480 trat wiederum ein Familienmitglied namens Eberhard als Käufer des wittelsbachischen Lehengutes Biberachzell (Lkr. Neu-Ulm) in Erscheinung. Dieser Eberhard von Thürheim war zu jenem Zeitpunkt mit einer Ulmer Patrizierin aus dem Hause Strölin verheiratet, was auf mangelnde finanzielle Möglichkeiten und fehlenden Zugang zu adligen Heiratskreisen hindeutet. Wahrscheinlich hatte die Ehe mit der reichen Bürgerstochter den Erwerb Biberachzells, das vor den Toren der Reichsstadt Ulm lag, überhaupt erst möglich gemacht (bei standesungleichen Ehen waren gemeinhin sehr hohe Mitgiften üblich).

Zugehörigkeit zur Reichsritterschaft

Eberhard von Thürheim wurde spätestens 1480, als er das bei Weißenhorn gelegene bayerische Lehen Biberachzell erwarb, Dienstmann der Münchner Wittelsbacher. Da die bayerischen Expansionsbestrebungen in Schwaben um 1488 ihr Ende fanden, erstaunt es nicht, dass Eberhard von Thürheim im selben Jahr dem neu begründeten Bund vom Sankt-Jörgen-Schild als Mitglied der Ritter von der Donau beitrat. Damit war der während des Spätmittelalters teilweise verbürgerten und verbauerten Familie der Anschluss an die sich formierende Reichsritterschaft gelungen.

Die Ritterherrschaft Biberachzell: Familienstammsitz 1480-1787

Das nach der Reformation zu den katholischen Teilen Oberschwabens zählende Rittergut umfasste lediglich ein Dorf (Biberachzell) und drei Weiler (Asch, Ober- und Unterreichenbach). Trotz seiner geringen Größe und der folglich geringen grundherrlichen Einkünfte erfolgte zeitweise eine Aufteilung auf bis zu vier Erben. Nach dem Tod des Johann Wilhelm von Thürheim 1583 residierte offenbar kein Familienmitglied mehr dauerhaft in Biberachzell.

Obwohl Biberachzell zum Kanton Donau der schwäbischen Reichsritterschaft gehörte, wurden spätestens seit dem frühen 18. Jahrhundert vehement landeshoheitliche Rechte durch Vorderösterreich postuliert. Zugleich gelang es den Thürheim - wie für ritteradlige Familien typisch - auch während der Frühen Neuzeit nicht, sich von den bayerischen Lehensbindungen gänzlich abzunabeln: Für jegliche Veränderung oder Belastung des Besitzes musste vorab die lehensherrliche Genehmigung eingeholt werden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ergingen wiederholt landesherrliche Steuerforderungen aus München, welche durch die Lehensbindung begründet wurden.

Die Herrschaft wurde nach 1634 nicht mehr real geteilt, sondern fideikomissartig als Lehenkonsortium verwaltet, während die Thürheimer ihren Lebensunterhalt in österreichischen, kaiserlichen und kurbayerischen Diensten sowie auch mittels geistlicher Ämter und Pfründen bestritten: Johann Christoph von Thürheim, zwischen 1528 und 1570 Inhaber von Biberachzell, war als Pfleger der österreichischen Herrschaft Ehingen-Schelklingen-Berg und somit für die Habsburger tätig. Sein Urgroßneffe Franz Leopold (1624-1700) wirkte am kaiserlichen Hof als Mundschenk, Kämmerer und zuletzt als Mitglied des Geheimen Rats. Georg Sigmund Christoph von Thürheim (geb. 1666), ein Neffe des Vorgenannten, verstarb 1738 in München als kurbayerischer Oberkämmerer.

Der spätere bayerische Staatsminister des Innern, Friedrich Karl von Thürheim (1763-1832, Amtszeit 1817-1826), verkaufte Biberachzell 1787 an das Reichsstift Kaisheim. Der Verkauf stand im Kontext einer allgemeinen Tendenz zum Rückzug niederadliger und bürgerlicher Familien aus der Herrschaftsstruktur Schwabens zugunsten fürstlicher Häuser und der toten Hand (Kirche). Ursache dieser Entwicklung waren die finanziellen Schwierigkeiten kleiner weltlicher Herrschaften, die oft mit den geringen Einkünften des zumeist überschaubaren Grundbesitzes und den spezifischen Belastungen adliger Familien (Erbteilungen, Apanagen, Mitgiften) zusammenhingen.

Die Ritterherrschaft Biberachzell: Grundherrschaft und Untertanen

Ritteradliger Besitz in Schwaben war in der Regel recht klein. Typisch ist daher, dass die Inhaber von Rittergütern die landwirtschaftlichen Erträge ihrer - zumeist vorhandenen - Eigengüter optimieren mussten. Dazu diente häufig eine gezielte Peuplierungspolitik sowie vergleichsweise hohe Frondienste. Auch für Biberachzell lässt sich dergleichen beobachten: Die Herrschaft bestand 1569 aus 61 Feuerstätten; 1773 war die Anzahl der Haushalte auf 91 angewachsen. Dieser Anstieg ist nachweislich nicht auf Zukäufe von Grundbesitz, sondern auf die Ansiedlung landloser Leute zurückzuführen. Damit sollte sichergestellt werden, dass genügend Arbeitskräfte zur Bewirtschaftung des herrschaftlichen Eigengutes (Wenenden-Hof) zur Verfügung standen.

Die Biberachzeller Frondienste waren noch im 18. Jahrhundert täglich und "ungemessen" (also unbegrenzt) einforderbar. Verglichen mit den Gepflogenheiten der Nachbarherrschaften waren dies relativ harte Bedingungen: In der vorderösterreichischen Fuggerherrschaft Kirchberg-Weißenhorn wurden die Frondienste in den 1720er Jahren in Geldzahlungen umgewandelt und somit praktisch abgeschafft. Die Untertanen des Reichsstifts Roggenburg hatten bereits 1538 eine Begrenzung ihrer Dienste auf wenige Tage im Jahr sowie eine genau Festlegung der Tätigkeitsarten erreichen können. Während im ebenfalls benachbarten Adelsgut Oberhausen 1719 die Fronen infolge anhaltender Untertanenbeschwerden abgesenkt wurden, ist für Biberachzell über solche Widerstände nichts bekannt (was angesichts der schlechten Überlieferung aber nichts besagt). Jedoch wurde noch 1787 der Wert der Biberachzeller Fronen auf jährlich 202 Gulden veranschlagt, was immerhin einem Viertel der Höhe der grundherrlichen Einnahmen desselben Jahres entsprach und somit auf nach wie vor hohe Fronbelastungen hinweist.

Standeserhöhungen und Linienbildung während der Frühen Neuzeit

1625 wurde der bis dato ritterlich-niederadlige Johann (Hans) Christoph von Thürheim auf Biberachzell (gest. 1634) in den Reichsfreiherrenstand, 1629 unter die oberösterreichischen Landstände aufgenommen. Seine vier Söhne Leopold (geb. 1623), Franz Leopold (1624-1700), Christoph Leopold (1629-1689) und Philipp Jacob (1631-1672) erlangten 1666 das Reichsgrafendiplom. Die Thürheimer profitierten damit von einer seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges stark ansteigenden Tendenz, Standeserhöhungen als kostenloses Mittel herrscherlicher Klientelpolitik zu nutzen. Ihre Titulatur lautete daraufhin: Reichsgrafen und Herren von Thürheim, Freiherren von Biberachzell, Herren von Ober- und Nieder-Reichenbach. Verbunden mit der Standeserhöhung war das Privileg zur Mehrung des Wappens um das der mit den Thürheimern verwandten bayerisch-österreichischen Familie Nußdorf (springendes Einhorn; siehe Wappenabbildung, PDF-Datei).

Unzuverlässige Stammtafeln und der desolate Forschungsstand verhindern vorerst eine vollständige Darstellung der Haupt- und Nebenlinien. Bekannt ist, dass die Familie nach 1600 ihren Schwerpunkt ins Oberösterreichische verlagerte: Johann Christoph von Thürheim, der als passauischer Pfleger tätig gewesen war, erwarb 1629 die Herrschaften Weinberg (Gde. Kefermarkt, Bezirk Freistadt), Dornach (Bezirk Freistadt) und Wartenberg (Bezirk Freistadt)- nachdem die Vorbesitzerfamilie Zelking die Erblande wegen ihrer Option für den Protestantismus hatte verlassen müssen. Von seinen vier 1666 in den Grafenstand erhobenen Söhnen starb einer ohne Nachkommen, während die übrigen den ererbten Grundbesitz teilten und eigene Linien gründeten. Leopolds Linie starb bereits um 1745 mit seinen Kindern aus; die seines Bruders Franz Leopold setzte sich bis 1782 fort. Die Enkel des dritten Bruders Christoph Leopold bildeten zwei Linien in Oberösterreich sowie einen in Bayern ansässigen Ast aus. Begründer dieser jüngeren bayerischen Linie war Georg Sigmund (1666-1732), der 1690 einige 1668 in thürheimischen Familienbesitz gekommene oberpfälzische Güter geerbt hatte.

Von den beiden österreichischen Linien starb die eine mit Christoph Wilhelm (1731-1809) aus, während die andere bis 1904 blühte. Ein Adoptivsohn der österreichischen Thürheimer, Hans Ludwig Carl Maria Richard Alfred Freiherr von Gablenz-Thürheim, verstarb 1954 in Wien. Der letzte männliche Nachkomme der bayerischen Thürheimer war Hermann Graf von Thürheim (1835-1906). Er hatte in jüngeren Jahren in bayerischen Militärdiensten gestanden und hinterließ einen unehelichen Nachkommen, dessen Sohn 1983 in München kinderlos verstarb.

Grundbesitz während der Frühen Neuzeit

Da die Familie bisher nicht monographisch untersucht wurde, fehlen gesicherte Kenntnisse über den Thürheimischen Grundbesitz. Aus der vorliegenden Literatur werden folgende Zentren fassbar:

Schloss Biberachzell (ca. 1900), seit dem 17. Jahrhundert als Amtshaus der thürheimischen Verwalter genutzt; erbaut im 16. Jahrhundert, vermutlich verändert im 18. Jahrhundert. (Foto: Weißenhorner Heimatmuseum, Bildarchiv)
Schloss Biberachzell, 2006. Das Gebäude befindet sich heute in Privatbesitz und wird als Wohnhaus genutzt. (Foto: Weißenhorner Heimatmuseum, Bildarchiv)
Schloss Weinberg in Oberösterreich, Zentrum der 1629 durch die Familie Thürheim erworbenen Herrschaft Weinberg. (Foto: Landesbildungszentrum Schloss Weinberg)
  • in Schwaben: Rittergut Biberachzell (1480-1787; danach Übergang an das Reichsstift Kaisheim)
  • im Herzogtum Bayern und der Oberpfalz mehrere Hofmarken bzw. Patrimonialgerichte: Staufen (Gde. Syrgenstein, Lkr. Dillingen) (1799-1805); Frohnloh und Krailling (Lkr. Starnberg) mit Planegg (Lkr. München) und Seeholzen (aufgegangen in Gräfelfing, Lkr. München) (1817-1824/25); Fischbach und Stockenfels (1688-1801) (Gde. Nittenau, Lkr. Schwandorf); Burg und Hofmark Hof am Regen (Gde. Nittenau, Lkr. Schwandorf) (1735-1801)
  • in Oberösterreich: Herrschaft Weinberg mit Dornach und Wartberg (1629-1894); Schwertberg (Bezirk Perg) (1748-1899); Gut Dambach (wohl Dambach an der Krems, Gde. Neuhofen, Bezirk Ried im Innkreis) (ca. 1670-1680); Schloss Geschwendt (wohl Gschwendt bei Neuhofen, Bezirk Ried im Innkreis) (ca. 1645-1653); Schloss Lerchenthal (nahe Enns) (1717- ca.1748); Schloss und Dorf Hartheim (Gde. Alkoven, Bezirk Eferding) (1749-1799); Poneggen (Ged. Schwertberg, Bezirk Perg) (1749-1764); Mauthausen mit Schloss Pragstein (Gde. Mauthausen, Bezirk Perg) (erworben 1770);
  • in Niederösterreich: St. Pantaleon (Bezirk Amstetten) mit Steinbach (Lokalisierung unklar) (ca. 1670-1720); Ernsthofen (Bezirk Amstetten) (1755 erworben); Gut Buchenau bei Linz (1793-1803); Schloss Hagenberg (wohl Gde. Fallbach, Bezirk Mistelbach) (1774-1802)
  • Stadtbesitz in Österreich: Häuser in Linz (Zeitraum unbekannt), Mauthausen (17.-19. Jahrhundert, Details unbekannt), Wels (18. Jahrhundert; Details unbekannt) und Wien (19. Jahrhundert; Details unbekannt)
  • in Böhmen: Güter in der Gegend von Groß Umlowitz/Omlenice (Bezirk Böhmisch Krummau/Okres Český Krumlov) (ca. 1743-1783); Herrschaft Chottowitz (Lokalisierung und Zeitraum des Besitzes unklar)

Zur Historiographie

Zu den Herren von Thürheim existieren verschiedene, für die Zeit vor 1600 allerdings unzuverlässige Stammtafeln sowie – inhaltlich überwiegend identische – genealogische Artikel aus Adelsverzeichnissen und Lexika (hervorzuheben ist Wurzbachs biographisches Lexikon). Kursorische familiengeschichtliche Abrisse liegen von Johann Nepomuk von Raiser und Anton Gottschaller vor. Wichtige Angaben konnten zudem aus der ortsgeschichtlichen Literatur und den vorliegenden Editionen Augsburger und Kaisheimer Urkunden gewonnen werden. Über die seit dem 17. Jahrhundert in Altbayern und Österreich ansässigen Linien ist bislang kaum etwas bekannt, weshalb sich die vorliegende Darstellung auf den schwäbischen Stammsitz Biberachzell konzentriert.

Zur Quellenlage

Wie für kleine Ritterfamilien charakteristisch zeigt sich die Quellenlage nicht sehr ergiebig. Ein wenig Material zum Rittergut Biberachzell bzw. zur Ortsgeschichte findet sich in den staatlichen Archiven in Augsburg, Stuttgart und Innsbruck; wichtig bezüglich der Biberachzeller Lehensbindungen sind die in München verwahrten kurbayerischen Lehenbücher. Einschlägiges zur Geschichte des österreichischen Familienzweiges bewahrt das Oberösterreichische Landesarchiv Linz auf, wobei besonders eine 2007 erworbene Familienchronik (durchgehend geführt 1535-1894) zu nennen ist.

Literatur

  • Gerhard Burkard (Bearb.), Gemeinsame Geschichte: Oberthürheim - Unterthürheim - Pfaffenhofen. Heimatbuch zur 1000-Jahr-Feier, hg. von Heimatverein und Festausschuß zur 1000-Jahr-Feier, Wertingen 2000.
  • Horst Gaiser u. a., Kleine Kreisbeschreibung Neu-Ulm. Stadt und Landkreis, Neu-Ulm 2. Auflage 1964.
  • Heinrich Habel, Stadt- und Landkreis Neu-Ulm (Bayerische Kunstdenkmale 24), München 1966. (siehe unter Biberachzell)
  • Sarah Hadry, Neu-Ulm. Der Altlandkreis (Historischer Atlas von Bayern. Schwaben I/18), München 2011.
  • Franz Xaver Neuner, Aus der Vergangenheit der Jubiläumsorte Oberthürheim, Pfaffenhofen und Unterthürheim, in: Maximilian Briegel (Bearb.), 1000-Jahr-Feier: Oberthürheim, Pfaffenhofen, Unterthürheim feiern gemeinsam im Festjahr 2000 [historische Festtage 9. bis 25. Juni 2000], hg. von der Gemeinde Buttenwiesen, Buttenwiesen 2000.
  • Schloß Weinberg (Kefermarkt, Bezirk Freistadt, Oberösterreich) in Vergangenheit und Gegenwart. Festschrift des Vereins Schloß Weinberg im OÖ. Volksbildungswerk anläßlich der OÖ. Landesausstellung 1988 auf Schloß Weinberg, hg. vom "Verein Schloß Weinberg", Linz 3. Auflage 1989. (betr. die österreichischen Besitzungen der Thürheim)
  • Josef Sedelmayer, Streiflichter über die Vergangenheit von Biberachzell, in: Mitteilungen des Heimatdienstes Weißenhorn im Bezirk Neu-Ulm 1934/1935, 7-8, 11-12, 15, 19-20, 33-34, 37-38, 41-42, 48.
  • Eduard Straßmayr, Das Schloßarchiv Weinberg, in: Festschrift zur Feier des 200jährigen Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 1. Band, Wien 1949, 139-150.
  • Thürheim, in: Walter v. Hueck (Bearb.), Adelslexikon. 14. Band (Genealogisches Handbuch des Adels 131), Limburg an der Lahn 2003, 425-426.
  • Andreas Graf von Thürheim, Die in Oberösterreich ansässigen Reichsgrafen von Thürheim, Freiherrn auf Bibrachzell, Herren von Ober- und Niederreichenbach [Stammtafeln], Salzburg 1895.

Quellen

Ungedruckt

  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Oberster Lehenhof, Lehenbücher, Nr. 54-58 und Nr. 85-90.
  • Oberösterreichisches Landesarchiv Linz: Herrschaftsarchive Weinberg und Schwertberg; Thürheimer Geschlechterbüchl. (für den vorliegenden Artikel jeweils nicht benutzt)
  • Staatsarchiv Augsburg: Reichsstift Kaisheim, Pflegamt Biberachzell.

Gedruckt

  • Hermann Hoffmann, Die Urkunden des Reichsstiftes Kaisheim, 1135-1287 (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte IIa/11), Augsburg 1972.
  • Robert Müntefering, Die Traditionen und das älteste Urbar des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte Neue Folge 35), Augsburg 1986.
  • Wilhelm Volkert/Friedrich Zoepfl, Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg. 1. Band (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte IIb/1), Augsburg 1985.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Türheim, Thierheim, Tierheim, Dürheim, Thürhaimb, Thürhaim, Türhaimb

Empfohlene Zitierweise

Sarah Hadry, Thürheim, Herren/Grafen von, publiziert am 17.11.2008; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Thürheim,_Herren/Grafen von (7.10.2024)