Bayerische Mittelpartei (BMP) - Deutschnationale Volkspartei (DNVP), 1918-1932/33
Aus Historisches Lexikon Bayerns
Rechtskonservativ-deutschnationale Regionalpartei, gegründet am 24. November 1918 in Nürnberg. Nach dem Anschluss an die Deutschnationale Volkspartei am 13. März 1920 wurde der Name Mittelpartei beibehalten, lediglich mit dem Zusatz "Deutschnationale Volkspartei in Bayern". Als der wichtigste Koalitionspartner der Bayerischen Volkspartei (BVP) war die Mittelpartei unter dem langjährigen Vorsitzenden Hans Hilpert (1878-1946) einer der zentralen landespolitischen Akteure Bayerns der Weimarer Zeit. Zudem übte sie einen nachhaltigen Einfluss auf das Verhältnis Bayerns zum Reich aus. Abgesehen von der Ausnahme einer kurzen Oppositionszeit vom September 1920 bis August 1921 hatte sie mit Christian Roth (1873-1934) und Franz Gürtner (1881-1941) vom Juni 1920 bis Juni 1932 beinahe ununterbrochen die Leitung des bayerischen Justizministeriums inne. Erst in der zweiten Hälfte der Weimarer Periode büßte die Mittelpartei allmählich ihren eigenständig-bayerischen Charakter ein. Nach 1928 ging sie in die "nationale Opposition" des DNVP-Reichsparteivorsitzenden Alfred Hugenberg (1865-1951), was nach wiederholten Parteispaltungen schließlich das politische Ende zur Folge hatte.
Gründung der Bayerischen Mittelpartei 1918
Die Bayerische Mittelpartei (BMP) entstand am 24. November 1918 in Nürnberg als Initiative einer Vielzahl von national-konservativer und völkischer Gruppierungen: Vertreten waren vor allem fränkische national-konservative sowie protestantisch-mittelständische Bürger- und Bauernkreise, insbesondere der bayerische Bund der Landwirte (BdL). Im Gegensatz zu Preußen gab es in Bayern vor 1918 keine eigenständige konservativ-protestantische Parteiorganisation, und so musste sich die Mittelpartei – wie bereits die Konservative Partei in der Vorkriegszeit – vorwiegend auf den im protestantischen Bayern starken BdL stützen, von dem sie in vieler Hinsicht politisch abhängig war.
Mitgliederschwache Honoratiorenpartei
Da eine feste organisatorische Verbindung zwischen der Mittelpartei und den zahlreichen Verbänden und Wirtschaftsvereinigungen, die sich an ihrer Gründung beteiligt hatten, fehlte, gelang es in der Frühphase der Parteigeschichte nicht, eine starke Mitgliederbasis aufzubauen. Besonders negativ wirkte Anfang 1920 das Scheitern eines organisatorischen Zusammenschlusses der Partei mit dem mitgliederstarken BdL. Obwohl der BdL die Mittelpartei offen als seine eigene Partei betrachtete, blieb die politische Zusammenarbeit lose und oft spannungsgeladen.
In den frühen und mittleren Jahren der Weimarer Zeit galt die Bayerische Mittelpartei mit ihrem relativ starken Wähleranteil als einer der stärksten deutschnationalen Wählermagnete: Von 1920 bis 1928 gaben mit rund 300.000 Wähler stets ca. 10-15 % der bayerischen Wahlberechtigten ihre Stimme der DNVP. Dessen ungeachtet blieb sie eine mitgliederschwache Honoratiorenpartei: Bei einer Mitgliederzählung im Jahr 1922 wurden bayernweit nur 10.407 Parteimitglieder gezählt, während der DNVP-Reichsverband zum gleichen Zeitpunkt eine Gesamtmitgliederzahl von rund 700.000 aufwies.
Heterogene Zusammensetzung
Wie die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) auf Reichsebene stellte die Mittelpartei in Bayern einen Schmelztiegel konservativ-nationalistischer Gruppierungen der Kaiserzeit dar, deren politische Verbundenheit in erster Linie auf der Ablehnung der Novemberrevolution und der Weimarer Republik beruhte. Neben dieser "Gemeinsamkeit des Nein" gegenüber der neuen Staats- und Regierungsform bildete auch die völkisch-antisemitische Grundeinstellung der Parteigründer vielfach die gemeinsame politisch-ideologische Klammer, die es zumindest vorübergehend ermöglichte, die Gegensätze zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen zu überbrücken. Diese Gemeinsamkeiten konnten jedoch auf die Dauer nicht über die innere Zerrissenheit der Partei hinwegtäuschen und so war eine konstruktive Zusammenarbeit der verschiedenen Flügel auf die Dauer nicht möglich. Die Folge waren wiederholte Parteispaltungen.
Politischer Standort im bürgerlichen Lager
Im Vergleich zu der als Nachfolger der bayerischen Zentrumspartei gegründeten Bayerischen Volkspartei (BVP) sowie zu den aus dem bürgerlich-liberalen Lager entstandenen Deutschen Volkspartei (DVP) und Deutsche Demokratischen Partei (DDP) befand sich die Bayerische Mittelpartei äußerst rechts im politischen Spektrum Bayerns. Während die politischen Differenzen zur linksliberalen, demokratischen DDP deutlich zum Tragen kamen, war die Grenze zu den rechtsbürgerlichen Parteien eher fließend. Die politische Nähe zur BVP machte sich vor allem in der jahrelangen fruchtbaren Koalitionszusammenarbeit bemerkbar, die insbesondere vom rechten Lager der BVP getragen und gefördert wurde. Der Unterschied zeigte sich in erster Linie im konfessionellen Hintergrund der Wählerschaft: Nachdem es der katholisch geprägten BVP nicht gelungen war, beide Konfessionen in einer Partei zu vereinen, avancierte die Mittelpartei zum Sprachrohr des protestantischen Bayern.
Mit der rechtsliberalen DVP war die politische Zusammenarbeit besonders eng. Von 1920 bis 1928 bestand ein Wahlbündnis zwischen der Mittelpartei und der DVP, und im bayerischen Landtag bildeten beide Parteien eine gemeinsame Fraktion. Selbst nach dem Zerfall der DNVP/DVP-Fraktionsgemeinschaft Anfang 1928 endete die Zusammenarbeit nicht gänzlich: Die nationalliberale Gruppe schloss sich der DNVP an und gestaltete bis zu deren Auflösung die deutschnationale Landespolitik mit.
Politischer Durchbruch 1919-1920
In der bayerischen Wählerschaft führte das Erlebnis der Revolutions- und Rätezeit zu einem Rechtsruck und somit zum deutlichen Anstieg des deutschnationalen Stimmenanteils, der sich bereits in den Ergebnissen der Kreis- und Stadtratswahlen vom 15. Juni 1919 zeigte. Den politischen Durchbruch erlebte die Mittelpartei in den Land- und Reichstagswahlen vom 6. Juni 1920.
Nach diesem Wahlerfolg trat die BMP/DNVP in Bayern erstmals in eine Landesregierung ein; abgesehen von der selbst ernannten Kapp-Putsch-Regierung im März 1920 beteiligte sich die DNVP außerhalb Bayerns nur in Mecklenburg-Schwerin und im Senat der Freien Stadt Danzig bereits 1920 an der Exekutive. Am 16. Juli 1920 übernahm Christian Roth (1873-1934) das Justizministerium der Regierung Kahr, um – so die Überzeugung der deutschnationalen Parteileitung unter Hans Hilpert (1878-1946) bis Mitte der 1920er Jahre – in Bayern und von dort aus auch im Reich eine innenpolitische Wende im deutschnationalen Sinn herbeizuführen.
Justizminister Roth in der Regierung Kahr 1920-1921
Während der Amtszeit Roths setzte sich die Mittelpartei aktiv für die bayerische Ordnungszellenpolitik Gustav von Kahrs (BVP, 1862-1934) ein. Es gelang Roth wiederholt, diese nach deutschnationalen Vorstellungen zu gestalten, so vor allem in der Handhabung nationalistisch motivierter Fememorde in der bayerischen Justiz und in der Gestaltung der Einwohnerwehrpolitik.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Roth und von Kahr im Ministerrat verdeutlichte die politische Nähe zwischen dem deutschnationalen Justizminister und dem von der BVP gestellten Ministerpräsidenten. Bezeichnend war ihr Zusammenhalten während der bayerischen Regierungskrise im September 1921, zu der es anlässlich des Konfliktes zwischen Bayern und dem Reich nach der Ermordung des ehemaligen Reichsfinanzministers Matthias Erzberger (Zentrum, 1875-1921) kam. Ungeachtet der Verhandlungsbereitschaft der BVP unter der Führung des Fraktionsvorsitzenden Heinrich Held (BVP, 1868-1938) traten von Kahr und Roth am 11. September 1921 aus Protest gegen das von der Reichsregierung erlassene Ausnahmegesetz gemeinsam zurück.
Regierungsumbildung 1922 - Justizminister Gürtner
Bei der Regierungsbildung im Herbst 1921 unter Hugo von Lerchenfeld (1871-1944) hielt die Mittelpartei unablässig an Roth fest und blieb zunächst in der Opposition. Doch bereits am 4. August 1922 wurde die "bayerische Koalition" aus Mittelpartei, BVP und Bayerischem Bauernbund (BB) nach einem erneuten Konflikt zwischen Bayern und dem Reich wieder belebt. Die Folge dieser Auseinandersetzung im Sommer 1922 war ein Rechtsruck, nachdem die liberal-demokratische DDP aus Protest gegen die Haltung der Koalitionspartner aus der Regierung austreten war. Zugleich festigte sich der deutschnationale Einfluss: Franz Gürtner (1881-1941), der das Justizressort übernahm, besetzte es bis zu seiner Ernennung zum Reichsjustizminister am 1. Juni 1932.
Parteispaltung 1922
Im Spätherbst 1922 resultierte aus dem zweiten Regierungseintritt der Mittelpartei zugleich deren erste Spaltung, als der völkische Parteiflügel – der einflussreiche Münchner BMP-Kreisverein allen voran – die Kompromissbereitschaft Gürtners in den Verhandlungen zwischen Bayern und dem Reich in der Öffentlichkeit scharf kritisierte. Da der Parteivorsitzende Hans Hilpert (1878-1946) die deutschnationale Regierungsposition nach der Oppositionszeit 1921/22 nicht mehr gefährden wollte, trennten sich die Wege: Die Parteivölkischen unter Führung von Rudolf Buttmann (1885-1947) und Oberst Rudolf von Xylander (1872-1946) verließen nach dem BMP-Sonderparteitag vom 18./19. November 1922 die Mittelpartei.
Für die Mittelpartei bedeutete die Spaltung einen herben Verlust und schwächte ihre Stellung, insbesondere in Oberbayern. Von der parteiinternen Auseinandersetzung profitierte in erster Linie die NSDAP, die 1922/23 ihren ersten Zuwachs aus dem deutschnationalen Lager Bayerns verzeichnete.
Gürtner in der Regierung Knilling 1922-1924: Krisenjahr 1923 - Hitler-Prozess 1924
Dass die Mittelpartei durch ihre Regierungsbeteiligung in Bayern einem Staat diente, den sie zugleich innerlich ablehnte und beseitigen wollte, führte nicht nur zur Abspaltung des radikalen Parteiflügels. Auch die gouvernemental eingestellte Parteileitung befand sich in einem inneren Konflikt. Da die Mittelpartei unter der Führung Hilperts an dem Konzept festhielt, das Weimarer System durch eine aktive Regierungspolitik zu beseitigen, nahm sie zu den Vorgängen im Herbst 1923 eine ebenso zwiespältige Position ein wie bei der Durchführung des Hitler-Prozesses im Frühjahr 1924 sowie schließlich beim Einsatz Gürtners für die Wiederzulassung der NSDAP 1925.
Dass die deutschnational geführte Justiz in Bayern zum politischen Überleben der Hitler-Bewegung beitrug, beruhte allerdings nicht auf einer pro-nationalsozialistischen Einstellung Gürtners bzw. seiner Partei. Man glaubte – und dies galt auch für breite politische Kreise um den Regierungspartner BVP –, dass der rechte Aktionismus ein notwendiges Gegengewicht gegen die Gefahr von Links darstelle, von deren Existenz man überzeugt war. Die Folge war eine Blindheit des deutschnational geführten Justizministeriums am rechten Auge: Wiederholt wurde ein vermeintlich höheres politisches Ziel – der vaterländisch-nationale Standpunkt – dem objektiven Recht übergeordnet.
Regierungsbildung 1924: Höhepunkt des deutschnationalen Einflusses in Bayern
Bei den Regierungsverhandlungen nach den Land- und Reichstagswahlen vom 6. April bzw. 4. Mai 1924 stellte die DNVP das Zünglein an der Waage der bayerischen Regierungspolitik dar – dies, obwohl der linke Parteiflügel der BVP mit der Rolle des Justizministers Gürtner im Hitler-Prozess unzufrieden war und die Deutschnationalen zugunsten des Völkischen Blocks (VBl), einer Tarnorganisation der verbotenen NSDAP, zahlreiche Wählerstimmen verloren hatten. Einerseits bot das bayerische Parteienspektrum nach den Verlusten der linksliberalen DDP wenig Alternativen zur Regierungsbildung. Andererseits mangelte es der BVP, die an dem zu ratifizierenden bayerischen Konkordat festhielt, an politischer Flexibilität für eine mögliche BVP-SPD-Koalition.
Aus der ungleich starken Stellung der DNVP resultierte, dass die BVP bei den Koalitionsverhandlungen weitreichende deutschnationale Forderungen akzeptieren musste: Gürtner, der sich nach Ansicht des linken BVP-Flügels durch den Hitler-Prozess schwer kompromittiert hatte, blieb Justizminister. Zugleich gelang es der DNVP, die Absetzung des in nationalen Kreisen unannehmbaren Innenministers Franz Schweyer (BVP, 1868-1935) durchzusetzen.
Veränderung des deutschnationalen Regierungskonzeptes - Übergang in die nationale Opposition 1928
Strategisch verfolgte die BMP/DNVP zunächst weiter das Ziel, die Republik von innen zu deformieren und auszuhöhlen, und so das System von Weimar – wenn auch ohne einen Gewaltputsch – schließlich zu beseitigen, um einen "nationalen Staat" zu errichten. Nach 1924 schien dieser Plan außer in Bayern auch auf der Reichsebene aufzugehen, als sich die DNVP 1924 und 1926 in den Reichskabinetten unter Hans Luther (1879-1962) und Wilhelm Marx (1863-1946) beteiligte. Hierfür hatte sich die bayerische DNVP-Führung stark eingesetzt.
Von diesem gouvernementalen Konzept begann sich die Hilpertsche Parteileitung erst nach der deutschnationalen Wahlschlappe in den Land- und Reichstagswahlen vom 20. Mai 1928 zu distanzieren. Die Regierungsbeteiligung im Reich galt allgemein als Ursache der deutschnationalen Wahlniederlage. Folglich suchte man nach 1928 die Gunst der Wähler durch deutlichen Abstand von der parlamentarischen Zusammenarbeit zurückzugewinnen. Nach der Wahl Alfred Hugenbergs (1865-1951) zum Reichsparteivorsitzenden im Oktober 1928 ging die DNVP deshalb zusammen mit der NSDAP in die "nationale Opposition". Die bayerische DNVP unter dem Landesparteivorsitzenden Hilpert, einem langjährigen Vertrauensmann Hugenbergs, unterstützte dies vorbehaltlos.
Die Folge war jedoch, dass die bayerische DNVP nicht mehr das Sammelbecken einer Vielzahl konservativ-nationalistischer Kreise des rechtsgerichteten Bayern war, sondern nur noch Handlanger der Hugenbergschen Reichsparteiführung. Nach 1928 ist ihre Geschichte – wie auch die des Reichsverbandes – daher mit zwei Begriffen zusammenzufassen: Zerfall und Radikalisierung.
Spaltung der bayerischen DNVP als Folge der nationalen Oppositionspolitik
Ähnlich wie die Regierungsbeteiligung im Herbst 1922 hatte auch die Übernahme der politischen Linie der nationalen Opposition ab 1928 eine Spaltung der Partei zur Folge. Nun war es der gouvernemental eingestellte Parteiflügel, der seine – vor allem wirtschaftspolitischen – Interessen durch die Oppositionspolitik gefährdet sah.
Nach und nach verließen die Kontrahenten des oppositionellen Kurses die Partei: zunächst 1928 der Industriellenkreis, daraufhin 1929 das nationalliberale Lager sowie 1930 weitere gemäßigt-konservative Parteikreise und der Bayerische Landbund. Aufgespalten in drei national-konservative Parteien, die Konservative Volkspartei (KVP), den Christlich-Sozialen Volksdienst und die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (CNBL), verlor die bayerische DNVP zunächst die finanzielle Unterstützung und schließlich auch den politischen Halt.
Regierungsaustritt der bayerischen DNVP 1931
Als letzte Konsequenz des Bekenntnisses zur nationalen Oppositionspolitik der deutschnationalen Reichsparteileitung trat die DNVP am 26. August 1931 aus der bayerischen Regierung aus. Da diese allerdings nach dem Regierungsaustritt des Bauernbundes am 16. Juli 1930 ohnehin nur noch geschäftsführend bestand, bedeutete dieser Schritt nicht, dass die DNVP sogleich auf ihren Vertreter im Kabinett Held verzichten musste. In der Person des geschäftsführenden Justizministers behielt sie ihre Stellung als "oppositionelle Regierungspartei" vielmehr bis zum Eintritt Gürtners als Reichsjustizminister in die Reichsregierung Franz von Papens (1879-1969) am 1. Juni 1932 bei.
Übergang der deutschnationalen Wählerschaft zur NSDAP 1930-1933
Bereits die Wählerverluste der DNVP zugunsten des Völkischen Blocks in den Reichs- und Landtagswahlen von 1924 deuteten auf eine gewisse Anfälligkeit der deutschnationalen Wählerschaft für den völkischen Extremismus bzw. Nationalsozialismus hin. Die wahlgeographische Entwicklung der Jahre 1930 bis 1932 bestätigte die Rolle des Deutschnationalismus als Durchgangsstufe vom protestantischen Konservatismus zum Nationalsozialismus. Die Zersplitterung des DNVP-Komplexes, der aus personell wie auch ideell und wirtschaftlich verbundenen Institutionen und Geldgebern bestanden hatte, markierte so einen entscheidenden Abschnitt im Aufstieg der NSDAP.
Der Einbruch der NSDAP in der DNVP-Wählerschaft verlief in zwei Schritten. Zunächst wanderten die Wähler in den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 in die Nachfolgeparteien ab: Die städtischen DNVP-Wähler gingen zur Konservativen Volkspartei bzw. zum Christlich-Sozialen Volksdienst, die protestantisch geprägten, traditionell deutschnationalen Stammwahlkreise des ländlich-agrarischen Frankens wechselten in die Landvolkpartei. Die DNVP selbst konnte nur einen Bruchteil ihrer bisherigen Wählerschaft halten und wurde eine Splitterpartei (1,99 %). Allerdings vermochte sich auch keine der neugegründeten Parteien als konservative Sammlungspartei durchzusetzen. Vielmehr wurden sie auch ihrerseits in den Wahlen von 1932 durch die nationalsozialistische Konkurrenz völlig dezimiert.
Auflösung 1932/33
Bereits das Landtagswahlergebnis vom 24. April 1932 (3,3 %) machte offenkundig, dass die DNVP ihre ehemalige Wählerschaft verloren hatte. Auch in den folgenden Reichstagswahlen von 1932 und 1933 konnte sie sich nur mehr marginal verbessern. Die faktische Auflösung der Deutschnationalen Volkspartei in Bayern fand somit bereits ein gutes Jahr vor ihrer Umbenennung in "Kampffront Schwarz-Weiß-Rot" bzw. "Deutschnationale Front" unter Hilperts Nachfolger Wilhelm Hausmann (1887-1945) und der endgültigen Gleichschaltung im Frühjahr und Sommer 1933 statt.
Literatur
- Manfred Dörr, Die Deutschnationale Volkspartei 1925 bis 1928, Marburg 1964.
- Friedrich Hiller v. Gaertringen, Die Deutschnationale Volkspartei, in: Erich Matthias/Rudolf Morsey (Hg.), Das Ende der Parteien, Düsseldorf 1960, 543-652.
- Elina Kiiskinen, Die Deutschnationale Volkspartei (Bayerische Mittelpartei) in der Regierungspolitik des Freistaats während der Weimarer Zeit (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 145), München 2005.
- Werner Liebe, Die Deutschnationale Volkspartei 1918-1924 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 8), Düsseldorf 1956.
- Jan Striesow, Die Deutschnationale Volkspartei und die Völkisch-Radikalen 1918-1922. 2 Bände, Frankfurt am Main 1981.
- Christian Trippe, Konservative Verfassungspolitik 1918-1923. Die DNVP als Opposition in Reich und Ländern (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 105), Düsseldorf 1995.
Quellen
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, Abt. V (Nachlässe und Sammlungen): DNVP 1-23 (Akten der Bayerischen Mittelpartei/DNVP in Bayern).
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, Abt. V (Nachlässe und Sammlungen): Nachlass Hilpert.
- Bundesarchiv, Berlin: R 8005-DNVP, 26-27 = Film 45.123-45.124 (Bayerische Mittelpartei/DNVP in Bayern).
Weiterführende Recherche
Externe Links
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- Nationalliberale Landespartei in Bayern (NLLP), 1924-1927
Deutsch-nationale Volkspartei
Empfohlene Zitierweise
Elina Kiiskinen, Bayerische Mittelpartei (BMP) - Deutschnationale Volkspartei (DNVP), 1918-1932/33, publiziert am 28.08.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayerische_Mittelpartei_(BMP)_-_Deutschnationale_Volkspartei_(DNVP),_1918-1932/33 (7.10.2024)