Klerusverband
Aus Historisches Lexikon Bayerns
1919 auf Anregung von Kardinal Faulhaber gebildete Standesvertretung der katholischen Geistlichen Bayerns und der Pfalz, entstanden aus dem Zusammenschluss der zeitgleich gegründeten Priestervereine der einzelnen Diözesen. Der Klerusverband ist eine selbständige Organisation des Klerus in Bayern, der im übrigen Deutschland in der PAX-Priestervereinigung organisiert ist.
Zielsetzung
Der Klerusverband e.V. ist der Zusammenschluss der Diözesanklerikervereine der (Erz-)Diözesen Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München und Freising, Passau, Regensburg, Speyer sowie Würzburg. Ziel und Zweck des Verbandes sind gemäß der Vereinssatzung: "1. Erteilung von Auskunft und Rat in Fragen des beruflichen und des privaten Lebens der Kleriker; 2. Gewährung von Rechtsschutz der Kleriker [...]; 3. ideelle und materielle Unterstützung von Klerikern; 4. Schutz der Standesehre; 5. Abschluss von Tarifverträgen."
Gründung 1919
Die Gründung des Klerusverbandes geht auf eine Initiative Michael Kardinal v. Faulhabers (1869–1952) zur Vertretung der Standesinteressen zurück. Am 17. Dezember 1919 fand in Nürnberg die konstituierende Versammlung statt. Erster Vorsitzender des neuen Verbandes war Domkapitular Dr. Thaddäus Stahler (1857-1938, aus der Diözese Würzburg; erster Vorsitzender 1919-1933), erster Schriftleiter des Verbandsorgans "Blätter für den katholischen Klerus" (ab 1925: "Klerusblatt") Prof. Dr. Matthias Ehrenfried (1871-1948; seit 1924 Bischof von Würzburg), erster geschäftsführender und den Verband wesentlich prägender Landessekretär von 1925 bis 1957 Prälat Alois Natterer (1884-1957). Bis 1939 schlossen sich ca. 6.200 Priester im Klerusverband zusammen.
Eigenständige bayerische Organisation
Mit dem Klerusverband entstand eine eigene Standesvertretung des bayerischen und pfälzischen Klerus. Im übrigen Deutschland existiert als vergleichbare Organisation die bereits 1905 gegründete PAX-Vereinigung katholischer Kleriker e.V. PAX und Klerusverband entwickelten jeweils aber ein eigenständiges Profil und unterschiedliche Tätigkeitsfelder.
Entwicklung seit 1933
In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur hatte der Klerusverband unter den vielfältigen Repressalien gegen katholische Geistliche zu leiden und musste in etwa 1.000 Fällen rechtliche Beratung leisten bzw. finanzieren. Außerdem war das "Klerusblatt" einer strengen Zensur unterworfen und wurde 1937/38 und 1939/40 für mehrere Monate sowie von 1943 an gänzlich verboten.
Das erste "Klerusblatt" nach dem Krieg verkündete im Oktober 1946 das "lebenskräftige" Weiterbestehen des Klerusverbandes, der nun die Anforderungen einer veränderten Seelsorgssituation (Wiederaufbau des Landes und der Kirchen, Betreuung der Vertriebenen und Umgesiedelten etc.) unterstützend begleitete. In den 1960er Jahren war die Verdeutlichung, Umsetzung und Verarbeitung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ein wesentliches Anliegen des Klerusverbandes, das durch wegweisende Beiträge im Klerusblatt - u. a. von Kardinal Julius Döpfner (1913-1976), Joseph Ratzinger (Benedikt XVI., 1927-2022), Kardinal Joseph Frings (1887-1978), Karl Rahner SJ (1904-1984), P. Mario v. Galli SJ (1904-1987) - belegt ist.
Sinkende Priesterzahlen und die voranschreitende Säkularisierung prägten seit den 1980er Jahren die Arbeit des Klerusverbandes. Im Jahr 2005 gehörten etwa 3.350 Priester und Diakone dem Verband an.
Einrichtungen
Die Ziele und Aufgaben des Verbandes blieben über all die Jahre hin konstant. Diesen Zielen dienen:
- Der Vorstand und die Geschäftsstelle in München.
- Das im eigenen Verlag monatlich erscheinende Klerusblatt (Schriftleiter seit 2002 Dr. Florian Trenner) als Verbandsorgan mit wissenschaftlichen und pastoralen Beiträgen, Personalia und Buchbesprechungen; außerdem ist das Klerusblatt auch ein Informationsorgan der LIGA-Bank sowie der LIGA Krankenversicherung katholischer Priester V.V.a.G., beide mit Sitz in Regensburg, die parallel zum Klerusverband als dessen wirtschaftlicher Zweig entstanden sind und bis heute eng mit ihm zusammenarbeiten.
- Die Klerushilfe e.V. zur finanziellen Unterstützung von Klerikern und Ordensleuten in Not im In- und Ausland.
- Das Gästehaus St. Josef in Garmisch-Partenkirchen zur Erholung von Klerikern und Ordensleuten, das aber auch allen übrigen Interessenten offen steht.
- Konferenzen und Kurse (etwa die alljährlich im Gästehaus St. Josef stattfindenden Exerzitien für Priester und Ordensschwestern).
- Ein Schlichtungsausschuss.
Vorsitzender | Lebensdaten | Amtszeit | Diözese |
---|---|---|---|
Dr. Thaddäus Stahler | 1857-1938 | 1919-1933 | Würzburg |
Prälat Georg Böhmer | 1875-1943 | 1933-1942 | München-Freising |
Prälat Dr. h.c. Franz Stadler | 1899-1977 | 1942-1954 | München-Freising |
Msgr. Josef Holzer | 1904-1977 | 1954-1967 | München-Freising |
Prälat Konrad Miller | 1912-1991 | 1967-1982 | München-Freising |
Msgr. Josef Grabmaier | 1925-2012 | 1982-1992 | München-Freising |
Prälat Herbert Jung | geb. 1948 | 1992-2011 | München-Freising |
Andreas Simbeck | geb. 1962 | seit 2011 | München-Freising |
Literatur
- Theodor Maas-Ewerd (Hg.), Kleriker im Dienste Gottes für den Menschen. Festschrift zum 75jährigen Bestehen des Klerusverbandes und des Klerusblattes in Bayern und der Pfalz 1920-1995, München 1995.
- Alois Natterer, Der bayerische Klerus in der Zeit dreier Revolutionen 1918-1933-1945. 25 Jahre Klerusverband, München 1946.
- Florian Trenner, Klerusverband. Geschichte und Bedeutung, München 2004.
Weiterführende Recherche
Externe Links
Verwandte Artikel
Priesterverein, Landesverband der Diözesan-Priestervereine Bayerns
Empfohlene Zitierweise
Florian Trenner, Klerusverband, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Klerusverband> (3.11.2024)