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Die Tagespost

Aus Historisches Lexikon Bayerns

von Paul Hoser

Titelblatt der ersten Ausgabe der Tagepost vom 28.8.1948, die damals noch unter dem Titel "Augsburger Tagespsot" erschien. (Die Tagespost)

Die "Tagespost" ist eine 1948 von Johann Wilhelm Naumann (1897–1956) in Augsburg als "Augsburger Tagespost" gegründete extrem konservative katholische Gesinnungszeitung. Mehrfach war sie finanziell in Existenznöten. 1950 wurde der Titel in "Deutsche Tagespost" geändert. 1951 wurde die Zeitung nach Regensburg verlegt, 1955 nach Würzburg. 1993–2017 erschien sie im Echter-Verlag, danach wurde sie von der Johann-Wilhelm-Naumann Stiftung übernommen. Von 1999 an hieß sie "Die Tagespost". Bis Januar 2018 kam sie dreimal wöchentlich heraus, dann nur noch einmal.

Johann Wilhelm Naumann und die Gründung der "Augsburger Tagespost"

Johann Wilhelm Naumann (1897–1956), Porträt des Zeitungsgründers aus der Jubiläumsausgabe der Tagespost vom 24./25.8.1973 (25 Jahre). (Die Tagespost)

Am 30. Oktober 1945 erteilte die amerikanische Militärregierung in Bayern eine Lizenz für die Herausgabe der Schwäbischen Landeszeitung (ab 1. November 1959 Augsburger Allgemeine) in Augsburg. Lizenzträger wurden der Sozialdemokrat Curt Frenzel (1900–1970) und Johann Wilhelm Naumann (1897–1956), beide erklärte Gegner des Nationalsozialismus. Naumann war vor 1933 zuletzt Redakteur der Augsburger Postzeitung gewesen, einem Leitorgan des politischen Katholizismus in Bayern und der Bayerischen Volkspartei (BVP) verbunden. Er verlor unter der Herrschaft des Nationalsozialismus seine Stelle und musste sich mit Vertretertätigkeiten durchschlagen. 1937 wurde er schließlich Sekretär des päpstlichen Werks für die Glaubensverbreitung für die Erzdiözese Freiburg.

Naumann und Frenzel waren zu gleichen Teilen Inhaber der am 29. Oktober 1945 gebildeten Kommanditgesellschaft und auch Herausgeber. Frenzel übernahm die Aufgabe des Chefredakteurs, Naumann war Verlagsdirektor und außerdem im Redaktionsbereich für Kultur und Kulturpolitik zuständig. Mit dem Wunsch, mit seiner entschieden konservativ-katholischen Haltung in der neuen Tageszeitung ausführlich zu Wort zu kommen, stieß er schnell an Grenzen. Schließlich gelang es ihm, zusätzlich eine Lizenz für eine eigene, rein katholische Zeitung zu bekommen. Die erste Nummer der Augsburger Tagespost erschien am 28. August 1948. Die neue Zeitung geriet schon nach einigen Monaten in finanzielle Schwierigkeiten, die andauerten, obwohl der Verleger der Passauer Neuen Presse, Dr. Hans Kapfinger (1902–1985), 100.000 DM zur Verfügung stellte. In dieser Situation holte Nauman schließlich den früheren Teilhaber des Verlags der Augsburger Postzeitung, Kommerzienrat Paul Haas (1876–1951), ins Boot. Sie gründeten die Neue Augsburger Zeitung Haas & Naumann GmbH, an der ihnen die Anteile je zur Hälfte gehörten. Überregional erschien Naumanns bisherige Zeitung ab 1. Januar 1950 als Deutsche Tagespost. Diese stand aber bald vor dem Konkurs. Naumann musste, um ihn abzuwenden, seine Anteile am Verlag der Schwäbischen Landeszeitung an Frenzel verkaufen.

Die Deutsche Tagespost in Regensburg

Nauman wandte sich an Dr. Josef Held (1902–1964), den Sohn des ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Heinrich Held (1868–1938), der auch der Verleger des Regensburger Anzeigers gewesen war. Josef Held gab den katholisch orientierten Tages-Anzeiger in Regensburg heraus. Er erklärte sich bereit, die Deutsche Tagespost in seinen Verlag aufzunehmen und ihr einen günstigen Druckvertrag zuzubilligen. Am 3. März 1951 erschien sie erstmals in Regensburg. Es erwies sich aber bald, dass die Stadt für den bundesweiten Vertrieb der Zeitung ungünstig gelegen war.

1954 kam Naumann in Verbindung mit Franz Wegner (1896–1974) in Würzburg. Wegner war der Verlagsdirektor der katholisch geprägten Fränkischen Gesellschaftsdruckerei/Echter-Verlag GmbH. Sie besorgte dann den Druck der seit 1. Juli 1955 nach Würzburg verlegten Deutschen Tagespost.

Die Deutsche Tagespost in Würzburg nach Naumanns Tod

Nach dem Tod Naumanns am 1. Mai 1956 ging die Tagespost auf seine Witwe Gertrud (1895–1973) über. 1961 wurde die bis dahin im Echter-Verlag produzierte Allgemeine Sonntagszeitung übernommen. Nach dem Tod Gertrud Naumanns fiel die Aufgabe des Herausgebers und Verlegers an den Sohn aus erster Ehe, den Ohrenarzt an der Universitätsklinik München, Professor Heinrich Wilhelm Naumann (1931–2001). Er trug die Verantwortung für den grundsätzlichen Kurs und die Gesamtgestaltung. Der Johann-Wilhelm-Naumann-Verlag wurde 1993 an den Echter-Verlag verkauft.

2010 wurde als Stiftung kirchlichen Rechts die Johann-Wilhelm-Naumann-Stiftung gegründet. 2017 übernahm diese ihrerseits den Verlag mit der Zeitung. 2019 wurden die Mitglieder des Stiftungsrats auch Herausgeber. Vorsitzender des Gremiums ist der Unternehmensberater Dr. Norbert Neuhaus (geb. 1953), ein Mitglied des erzkonservativen Priester- und Laienverbands Opus Dei.

Ende 2017 war die Tagespost finanziell so angeschlagen, dass sie für ihr Überleben die Leser um Spenden bitten musste. Innerhalb kurzer Zeit gingen etwa 300.000 € an Spenden ein, die das Blatt einstweilen über Wasser hielten.

Verlag, Auflage, Leserschaft, Erscheinungsweise und Titel

Der Verlag Johann Wilhelm Naumann GmbH & Co KG beschäftigte 1972 20 Angestellte (1979: 25) und machte einen Umsatz von 2 Millionen DM (1979 5 Millionen). Das Gesellschaftskapital betrug 1979 120.000 DM. Nach dem Stand vom März 1949 belief sich die Auflagenhöhe der Deutschen Tagespost auf 51.200. Nach der Verlagerung nach Regensburg lag die verkaufte Auflage im 4. Quartal 1951 nur bei 11.109. In Würzburg waren es im 2. Halbjahr 1955 11.259.



Die Zeitung verdankt ihre Existenz den festen Abonnenten. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in Süddeutschland. Nach einer Abonnentenanalyse vom Februar 1987, die eine vom Verlag beauftragte Forschungsfirma erstellt hatte, waren die typischen Leser männlich, über 40 und hatten einen Abiturabschluss. Das Gros bestand aus Geistlichen, Selbständigen, leitenden Angestellten und Beamten. Dreiviertel der Leser hielten das Blatt nur als Ergänzung zu einer Tages- oder anderen Wochenzeitung.

Bis zum 1. April 1999 war der Titel "Deutsche Tagespost“, danach wurde er in "Die Tagespost" geändert. Seit Januar 2018 ist sie nur noch eine Wochenzeitung, die auch als Online-Ausgabe bezogen werden kann.

Mehrfach bestanden Verflechtungen zwischen Verlagsspitze und redaktioneller Leitung. Einige Chefredakteure und diverse Herausgeber bzw. Mitherausgeber waren z. T. gleichzeitig Verlagsleiter (s. Tabellen).

Geschäftsführer
Peter Fries (1923–1993) bis Ende 1968 Geschäftsführer und Verlagsleiter
Ferdinand Römer (1919-1986) 1969–1986 Geschäftsführer; Kriegsteilnehmer;
ab August 1946 in der Kulturredaktion;
1951 stellvertretender Chefredakteur.
Prof. Dr. Theodor Herr (1929–2007) 1988–1992 Lehrstuhlinhaber für Theologie an der Universität Paderborn
Priester im Erzbistum Paderborn
Elmar Wegner 1993-1997 zugleich zweiter Geschäftsführer im Echter-Verlag
Günter Fuhrmann 1997-2006
Markus Reder 2006-2016 (geb. 1970); zugleich Chefredakteur
Oliver Maksan (geb. 1970) 2016 2007–2012 Berlinkorrespondent
2012–2016 Nahostkorrespondent in Israel

2016-2021 zugleich Chefredakteur
ab 2021 Berlinkorrespondent der Neuen Zürcher Zeitung

Barbara Sollfrank (geb. 1961) seit 2021 seit 1988 Mitarbeiterin des Naumann-Verlages

seit 1997 Prokuristin und Leiterin der Buchhaltung,

Personalwesens und allgemeinen Verwaltung

Herausgeber
Johann Wilhelm Naumann 1948–1956
Gertrud Naumann 1956–1973
Heinrich Wilhelm Naumann 1973–2001
Erwin Stindl (1925–1982) 1976-1982 Mitherausgeber, Kriegsteilnehmer;

1941-1955 in der Vermögensverwaltung des Fürsten Thurn und Taxis;

seit 1948 freier Mitarbeiter der Tagespost

seit 1955 Redakteur

1969-1982 Verlagsleiter

ab 1973 Verlagsdirektor

ab 1976 Mitherausgeber

Ferdinand Römer 1976-1986 Mitherausgeber
Prof. Dr. Theodor Herr 1988-2000 Mitherausgeber
Wilhelm Schätzler (1929–2018) 1996-2000 Mitherausgeber, Prälat
1983–1996 Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
Günter Putz (geb. 1950) 2001-2019 Domdekan Würzburg, Prälat
Johann-Wilhelm-Naumann-Stiftung ab 2019 vertreten durch Mitglieder des Stiftungsrates als Mitherausgeber
Chefredakteure
Johann Wilhelm Naumann 1948-1955
Ferdinand Römer 1956–1986
Dr. Harald Vocke (1927–2007) 1986–1992 1953 Diplomat, u. a. in arabischen Ländern,

1963 in der Ostabteilung des Auswärtigen Amts
1963–1969 Nahostkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Beirut (Libanon);

1981 Chefkorrespondent der Deutschen Tagespost

1983-1993 Verlagsleiter; 1986-1992 Mitherausgeber

Carl Heinz Pierk (geb. 1945) 1992-2006 Volontär bei der Deutschen Tagespost, dann politischer Redakteur
1986–1992 Chef vom Dienst
Guido Horst (geb. 1955) 1998–2006 (gemeinsam mit Pierk) 1988–1994 und 2006-2012 Romkorrespondent
Markus Reder (geb. 1970) 2006–2016 zugleich Geschäftsführer
Oliver Maksan 2016–2021
Guido Horst seit 2021
Redakteure und prominente Mitarbeiter
Ludwig Altenhöfer (1921–1974) Verfasser von Leitartikeln unter dem Pseudonym "Viktor Petit" Im Zweiten Weltkrieg Mitglied einer katholischen Widerstandsgruppe,

Bezirksgeschäftsführer der unterfränkischen Christlich-Sozialen Union (CSU)

ab 1972 Landtagsabgeordneter

Karl-Reinhold Döderlin (1917–2004) 1949–1951 Feuilletonredakteur Wurde wegen seiner Kontakte in die DDR boykottiert und

siedelte 1952 dorthin über, ab 1953 für den Berliner Rundfunk tätig

Dr. Emil Franzel (1901–1976) 1948-1950 Kulturredakteur, dann freier Mitarbeiter, Verfasser von Leitartikeln Ursprünglich sudetendeutsche Sozialdemokrat,

dann zeitweise Anhänger der Nationalsozialisten;

1951-1963 Mitarbeiter an der Bayerischen Staatsbibliothek;

mehrfach Beleidigungsklagen wegen seines polemisch-aggressiven Tons

Otto von Habsburg (1912–2011) Verfasser mehrerer Artikel 1979–1999 Mitglied des europäischen Parlaments
Peter Hornung (1931–1991) Pseudonym "Michael Sertenberg" Mitarbeiter des Bayernkuriers
Zeitweise Pressesprecher von Bischof Dr. Josef Stimpfle (1916-1996), Augsburg
Dr. Winfried Jestaedt (1931–2011) 1964 bis 1986 Redakteur, 1981–1984 stellvertretender Chefredakteur 1962–1964 Würzburger Katholisches Sonntagsblatt,

dort erneut ab 1987 tätig, ab 1989 als Chefredakteur und Verlagsleiter

Dr. Manfred Lange (geb. 1933) 1968 Kulturredakteur, bis 1998 stellvertretender Chefredakteur
Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz (1931–2019) 1963-1990 Professor für Philosophie und politische Theorie an der Universität München, 1976-1982 Präsident, 1984–1996 Rektor der katholischen Universität Eichstätt
Matthias Mattusek (geb. 1954) 2005–2008 Leiter des Kulturressorts beim Spiegel
Martin Mosebach (geb. 1951) Schriftsteller
Alfred Schickel (1933-2015) Leiter der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt,

bekannt für Relativierung des Holocausts und Geschichtsrevisionismus

Adelbert Weinstein (1916-2003) ab 1983 Redakteur Im Zweiten Weltkrieg Major im Generalstab

1948–1983 Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Dieter Weirich (geb. 1944) 1969–1979 persönlicher Referent des CDU-Landesvorsitzenden Alfred Dregger (1920-2002),

1980-1989 Mitglied des Deutschen Bundestags,

1989–2001 Intendant der Deutschen Welle,

2002—2007 Vorsitzender der rechtskonservativen Deutschland-Stiftung e. V.

Josef Othmar Zöller (1926–2004) 1960–1990 Hauptabteilungsleiter Bayerischer Rundfunk
Geistliche Mitarbeiter
Prof. Dr. Rudolf Graber (1903–1992) 1962–2002 Bischof von Regensburg
Prälat Berthold Lutz (1922–2013) Medienreferent des Bistums Würzburg
Prof. Dr. Gerhard Ludwig Müller(geb. 1947) 2002–2012 Bischof von Regensburg
2012–2017 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre im Vatikan, 2014 Kardinal
Prälat Max Rößler (1911–1922) 1952–1955 Redakteur des Fränkischen Volksblatts, Würzburg
Monsignore Dr. Josef Russwurm (1907–1969) u. a. Verfasser von Sonntagsbetrachtungen
Alfons Sarrach (1927–2013) Seit 1963 Kommentare als „BEN“, in denen er offen kirchliche Missstände kritisierte, 1966 Ausscheiden nach einem Konflikt mit der Redaktion wegen der Kommentare 1952 Priesterweihe in Polen; dort bis 1958, dann Priester in der Diözese Fulda, später Laisierung

Deutsche Tagespost und Kirche

Grundsätze

In seinem Grundsatzartikel in der ersten Nummer der Augsburger Tagespost hob Naumann die Notwendigkeit einer katholischen Presse in Deutschland hervor. Sie habe Kirche und Priestertum gegen Angriffe zu verteidigen, diene keiner Partei und wende sich gegen politischen Zentralismus. 2018 rühmte sich die Tagespost in einem Kommentar, ihr Herz habe stets im gleichen Takt wie das der Kirche geschlagen. Was diese lehrte, habe auch die Zeitung verpflichtet.

Papsttum

Kritik an der Politik Pius XII. (1876–1959) gegenüber dem "Dritten Reich" sah man nur als "gehässig" an. Das unter seinem Nachfolger einberufene Zweiten Vatikanischen Konzil war für die Deutsche Tagespost das "größte Ereignis des 20. Jahrhunderts".

Auch Johannes Paul II. (1920–2005) wurde gegen Angriffe aus liberalen Kreisen der Katholiken einerseits und dem Lager der Traditionalisten andererseits verteidigt. Eine besondere Beziehung hatte die Tagespost zu Kardinal Joseph Ratzinger (1927-2022), dem späteren Papst Benedikt XVI., der schon als Theologieprofessor in Regensburg und auch später Beiträge (insgesamt mehr als 40) geschrieben hatte. Als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre in Rom ließ er der Zeitung viele Erstveröffentlichungen zukommen und gab ihr Exklusivinterviews.

2019 wurde auf Initiative des inzwischen emeritierten Papstes die Tagespost Stiftung für katholische Publizistik gegründet. Sie soll der Ausbildung katholischer Journalisten dienen.

Das Blatt hat eine enge Verbindung zu Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der es gern als Sprachrohr nutzte. Daran änderte sich auch nichts, als Papst Franziskus (geb.1936) Müllers Funktion als Leiter der Glaubenskongregation 2017 nicht verlängerte und damit eine Distanzierung zwischen beiden sichtbar wurde.

Tätigkeit von Geistlichen für die Zeitung

Zeitweilig waren zwei katholische Geistliche (Herr und Schätzler, s. Tabellen) Mitherausgeber. Überdies hatte das Blatt auch mehrfach Priester als Mitarbeiter. Zwischen dem Regensburger Prälaten Wilhelm Schätzler und der Redaktion brachen Konflikte aus, die 2000 ihren Höhepunkt erreichten. Schätzler war ihr zu aufgeschlossen gegenüber den Auffassungen des reformorientierten Mainzer Erzbischofs und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und späteren Kardinal Karl Lehmann (1936–2018). Schätzler brachte den Aufsichtsrat dazu, sich für die Absetzung des Chefredakteurs Horst zu entscheiden, was dann aber wieder zurückgenommen wurde.

2000 wurde an Schätzlers Stelle Prälat Günter Putz aus der Diözese Würzburg Mitherausgeber. Er hatte diese Funktion bis 2020 inne und vertrat wieder ganz die konservativen päpstlichen Auffassungen. 2019 regte er an, dem geistlichen Mitherausgeber ein aus Laien bestehendes Herausgebergremium zur Seite zu stellen. Dies wurde realisiert, so dass die Mitglieder des Stiftungsrats der Johann-Wilhelm-Naumann Stiftung offiziell zu Herausgebern wurden.

Deutsche Tagespost und Politik

Der Würzburger Politikwissenschaftler Friedrich August von der Heydte war ständiger Mitarbeiter der Tagespost und löste mit einem Leitartikel in der Zeitung die Spiegel-Affäre aus. Foto auf dem CSU-Parteitag 1964 in München von Felicitas Timpe (1923-2006). (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv timp-023486)

1962 gab die Zeitung den Anstoß für ein Ereignis, das eine zentrale Rolle in der Geschichte der Bundesrepublik spielen sollte. In der Nummer vom 6./7. Juli 1962 druckte die Deutsche Tagespost einen Leitartikel ihres ständigen Mitarbeiters Friedrich August Freiherr von der Heydte (1907–1994), Professor für Staats- und Völkerrecht der Universität Würzburg, Oberst der Reserve und aktives CSU Mitglied. Er warf dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel vor, was dieses über Interna der Bundeswehr veröffentlicht habe, grenze an bewussten Landesverrat. Das Magazin erwirkte vor einem Hamburger Gericht eine einstweilige Verfügung, die die Verbreitung dieser Beurteilung untersagte. Darauf erstattete von der Heydte am 11. Oktober 1962 wegen diverser Artikel des Magazins über die Bundeswehr Anzeige bei der Bundesanwaltschaft wegen angeblichen Landesverrats. Dies führte zur Verhaftung des Spiegel-Redakteurs Conrad Ahlers (1922-1980) sowie des Herausgebers Rudolf Augstein (1923–2002). Es folgten eine Welle der öffentlichen Empörung wegen der Bedrohung der Pressefreiheit und schließlich der Rücktritt von Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß (1915–1988) und das Ende der Kanzlerschaft Konrad Adenauers (1876–1967).

Der konservativen Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) fiel auf, dass die Tagespost sogar die Parteizeitung der CSU, den Bayernkurier, gelegentlich rechts überholte (FAZ vom 20.3.1969). In der Nummer vom 24./25. August 1973 warnte Strauß persönlich vor linksradikalen und neomarxistischen Tendenzen in der SPD, die eine Gefahr für die Demokratie seien.

Quellen und Forschungsstand

Eine Untersuchung zur Deutschen Tagespost, sowohl was den Inhalt als auch die redaktionellen, wirtschaftlichen und politischen Hintergründe betrifft, liegt nicht vor. Eine Reihe von Nummern der Deutschen Tagespost, bzw. Tagespost enthalten Jubiläumsbeilagen:

  • Deutsche Tagespost, 24/25. August 1973 (darin: 1948– 1973: 25 Jahre DT, - 52 Seiten Jubiläumsausgabe).
  • Deutsche Tagespost, 15/16. September 1978 (darin: 16 Seiten Beilage "30 Jahre DT").
  • Deutsche Tagespost, 27. August 1988 (darin: Max Rößler, Im Ringen um Wahrheit. Vierzig Jahre Deutsche Tagespost).
  • Die Tagespost, 29. Juli 1998 (darin: 50 Jahre Deutsche Tagespost).
  • Die Tagespost, 23. August 2008 (darin: Forum mit Grußworten zum 60jährigen Bestehen).
  • Die Tagespost, 23. August 2018 (zum 70jährigen Jubiläum).

Literatur

  • Florian Bock, Der Fall "Publik". Katholische Presse in der Bundesrepublik Deutschland um 1968 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B. Bd. 128), Paderborn 2015.
  • Alfred Grosser/Jürgen Seifert, Die Staatsmacht und ihre Kontrolle (Die Spiegel-Affäre, Bd. I), Olten und Freiburg im Breisgau 1966.
  • Hans Kapfinger, Die neue bayerische Presse, München 1948, 32–34.
  • Katholische Presse oder Die Scheidung der Geister. Festschrift zum 50. Jubiläum der Deutschen Tagespost, Würzburg 1998.
  • Kurt Koszyk, Publizistik und Medien, in: Max Spindler/Alois Schmid (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. Band IV/2, München 2. Auflage 2007, 495-535.
  • Haug von Kuenheim, Lizenz Nr. 7. Die Geschichte der Augsburger Allgemeinen Zeitung, Augsburg 2009.
  • Johann Wilhelm Naumann zum Gedächtnis (1897-1956). Leitartikel aus der Gründungszeit der Deutschen Tagespost, Würzburg 1986.
  • Paul Hoser, Die Anfänge der Presse in Bayerisch-Schwaben nach 1945, in: Peter Fassl (Hrsg.), Das Kriegsende in Bayerisch Schwaben 1945. Wissenschaftliche Tagung der Hei-matpflege des Bezirks Schwaben und Zusammenarbeit mit der Schwabenakademie Irsee am 8./9.4.2005, Augsburg 2006, 285–298.
  • Walter J. Schütz, Aufbau und Ausbau – Zeitungen in Augsburg und im Regierungsbezirk Schwaben 1945–1995, in: Helmut Gier/Johannes Janota (Hg.), Augsburger Druck- und Verlagswesen, Wiesbaden 1997, 1559–1578.
  • Patricia Schmidt-Fischbach, Die Deutsche Tagespost, in: Hans Wagner/Ursula E. Koch/Patricia Schmidt-Fischbach (Hg.), Enzyklopädie der bayerischen Tagespresse, München 1990, 591-603.
  • Patricia Schmidt-Fischbach, Katholische Zeitung für Deutschland. Deutsche Tagespost. In: Hans Wagner, Ursula E. Koch, Patricia Schmidt-Fischbach, Enzyklopädie der bayerischen Tagespresse, München 1990, 591–603.

Weiterführende Recherche

Externe Links

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Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser, Die Tagespost, publiziert am 10.10.2023 in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Die_Tagespost> (28.04.2024)