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Leiter (della Scala), Adelsfamilie

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Das Wappen der Herren von der Leiter im Scheibler'schen Wappenbuch, um 1450/80. (Bayerische Staatsbibliothek, Cod.Icon. 312 c., fol. 605)
Turnierdarstellung zwischen Herzog Wilhelm IV. von Bayern (reg. 1508-1550) und Johann von Bern am Mittwoch nach St. Pauls 1512, aus dem Turnierbuch Wilhelms IV. (Bayerische Staatsbibliothek Cgm 1929, fol. 9v-10r) Die Darstellung des Malers Hans Ostendorfer zeigt, wie der Herzog seinen Gegner besiegt. Eine genaue Identifizierung der Gegners ist leider nicht möglich, da zu dieser Zeit zwei Mitglieder der Familie von der Leiter den Namen Hanns trugen (Hanns der Ältere od. Hanns d. Jüngere).
Kupferstich mit dem Stammbaum der Familie della Scalla mit der Darstellung von zwölf Generationen von 1206 bis 1574/1654 (Jacobus Laurus: Genealogia Scaligera, Rom 1608) (Staatsarchiv Amberg, Schlossarchiv Amerang W 24)
Wappen von vier Mitgliedern der Familie della Scalla: Anna von der Leiter (oben links), die Brüder Hanns Bruno (mitte rechts) und Johann Christoff von der Leiter (unten rechts). Der Name "Lyaria" (mitte links) kann nicht eindeutig zugeordnet werden. Die anderen Wappen stellen Ehepartner dar. (koloriertes Papier, Mitte des 16. Jh.) (Staatsarchiv Amberg, Hofmark Amerang W 5)

von Wolf Weigand (†)

1387 aus Verona vertrieben, verwandtschaftlich mit den Wittelsbachern verbunden und mit verschiedenen Kaisern in persönlichem Kontakt, gehörten die Herren von der Leiter um das Jahr 1500 zur nur noch fünf Sippen umfassenden Gruppe des hochfreien bayerischen Adels. In den bayerischen Herzogtümern nahmen sie wichtige Funktionen und Ämter wahr. Der Brunoro della Scala (gest. 1434) am 22. Januar 1412 verliehene und auf die männliche Nachkommenschaft der Familie ausgeweitete Titel eines kaiserlichen Generalvikars für Verona bestimmte erheblich das Schicksal der Familie, denn die Bestrebung, den Rechtstitel in tatsächliche politische Gewalt oder finanziellen Gewinn umzusetzen, wurde von den verschiedenen Mitgliedern des Hauses mit unterschiedlichem Nachdruck verfolgt. Das Geschlecht starb im Laufe des 17. Jahrhunderts aus.

Wappen und Herkunft der Skaliger

Die Herren von der Leiter oder die "Herrn von Pern und Vincentz", wie sie auch im Hinblick auf ihre Ansprüche auf Verona und Vicenza in den deutschsprachigen Quellen firmieren, führen als Wappen eine weiße bzw. silberne Leiter in einem roten Schild. Beiderseits der Leiter finden sich auch oft zwei auf ihren Hinterläufen stehende weiße bzw. gefleckte Bracken. Die in frühen Quellen geäußerte Vermutung, dass sich der Familienname auf die im 12. Jahrhundert ausgestorbenen Grafen von Burghausen und Schala beziehe, wurde von der Forschung schon früh als eine durch den Gleichklang der Namen veranlasste irrige Annahme widerlegt. Eindeutig ist die Verbindung der Herren von der Leiter mit dem Veronser Geschlecht der della Scala.

Die Skaliger in Verona

Verona erlebte seit dem 11. Jahrhundert einen wirtschaftlichen und politischen Aufstieg. Neben der landwirtschaftlichen Produktion spielte die Erzeugung von Tuchen eine hervorragende Rolle. Dies und ihre Lage an einer wichtigen Straße, die zu einem Etschübergang führte, bildeten die Voraussetzungen für die besondere Bedeutung der Signorie.

Eine erste urkundliche Erwähnung eines della Scala findet sich kurz vor 1100. Die Skaliger waren schon früh Mitglieder der Veroneser Führungsschicht. Sie betätigten sich u. a. im Wollhandel und besaßen Kirchenlehen. 1147 bekleidete Balduin della Scala (reg. 1147-1169) das Amt eines Konsuls in der Stadt. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts waren Angehörige der Skaliger in die Kämpfe der kommunalen Adelsparteien verwickelt. Mastino I. (gest. 1277) gelang es 1259 nach der Ermordung Ezzelinos III. (1195-1259), die Herrschaft in der Stadt an sich zu bringen. Höhepunkt der Skaligerherrschaft in Verona bildete die Alleinregierung Cangrandes I. (reg. 1308-1329). Den Ausbau der Stadt und die Ausweitung des städtischen Territoriums setzten seine Neffen und Nachfolger Alberto II. (1329-1352) und Mastino II. (1329-1351) fort. Allerdings wurde die Macht der Skaliger durch eine Koallition unter Führung von Venedig und Florenz gebrochen.

Der Verlust eines Großteils des Territoriums im Frieden von Venedig 1339 bildete den Anfang vom Ende der Skaligerherrschaft in Verona: Die fast 50 Jahre, in denen die Familie della Scala noch in Verona regierte, waren gekennzeichnet von politischen Intrigen und Krisen. Der Mord an seinem Bruder Bartolomeo II. im Jahr 1381 ließ den Rückhalt für den letzten Skaliger Antonio (reg. 1375-1387) in der Stadt schwinden. Mit seiner Flucht 1387 endete die Herrschaft der Familie della Scala über Verona.

Neben ihrer Herrschaft in Verona werden die Skaliger noch in anderem Zusammenhang erwähnt: Der Späthumanist und Arzt Julius Caesar Scaliger (1480/90 -1518) wie auch sein Sohn, der Philosoph und Philologe Joseph Justus Scaliger (1540-1609), behaupteten, von der Familie della Scala abzustammen. Dies wird allerdings von der neueren Forschung als Familienlegende bezeichnet: Entgegen der Behauptung Julius Caesar Scaligers, ein Enkel von Niccolo della Scala zu sein, war sein Vater der Illustrator Benedetto Bordone; der Geburtsort dürfte Padua und nicht Riva gewesen sein. Auch das überlieferte Geburtsjahr 1484 lässt sich nicht erhärten. Immerhin verrät das von den Humanisten konstruierte Verwandtschaftsverhältnis etwas vom Weiterwirken der Faszination und der Wirksamkeit der Familie della Scala.

Die Skaliger und das Haus Wittelsbach

Die Hausmachtpolitik Ludwigs IV. (reg. 1314-1347, Kaiser seit 1328) führte zu einer Annäherung zwischen den Wittelsbachern und den Skaligern in Verona. Insbesondere der Erwerb Tirols durch Ludwig dem Bayern 1342 und das Bestreben, dieses auch für die luxemburgischen und habsburgischen Konkurrenten interessante Gebiet zu sichern, führten dazu, die Bindung zwischen dem Haus Wittelsbach und den Skaligern zu vertiefen: Aus diesem Grund wurden nach dem Tod Ludwigs des Bayern zwei Ehen zwischen den Skaligern und den Wittelsbachern geschlossen.

Zum einen wurde Elisabeth (1329-1402), die Tochter des Kaisers aus seiner zweiten Ehe mit Margaretha, Gräfin von Holland (ca. 1296-1356) im Jahre 1350 mit Cangrande II. della Scala (1332-1359) vermählt. Die Ehe blieb kinderlos. Nach dem gewaltsamen Tod Cangrandes II. 1359 kehrte Elisabeth nach Deutschland zurück. Hier verehelichte sie sich zum zweiten Male 1362 mit dem Grafen Ulrich von Württemberg (1342-1388). Zum anderen kam 1354 eine Heirat zwischen Ataluna, der ehelichen Tochter des Veroneser Stadtherren Mastions II. und Schwester Cangrandes II. mit dem unehelichen Sohn Kaiser Ludwigs IV., Ludwig von Reichershofen (gest. 1360) zustande.

Darüber hinaus ergaben sich ebenfalls im Zusammenhang mit dem Engagement der Wittelsbacher, den Besitz von Tirol zu erhalten, weitere verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Skaligern und Wittelsbachern. Eine andere Tochter Mastinos II., nämlich Beatrice (gest. 1384), war mit Bernabo Visconti (1323-1385), dem Signoren von Mailand, verheiratet. Insgesamt drei Töchter aus dieser Ehe gingen Heiraten mit Mitgliedern des Hauses Wittelsbach ein, die das nach dem Tod Ludwigs des Bayern aufgeteilte Erbe als selbständige Fürsten regierten: 1364 ehelichten Taddea Visconti Herzog Stephan III. von Bayern-Ingolstadt (reg. 1392-1413) und ihre Schwester Magdalena (1366-1404) Friedrich von Bayern-Landshut (reg. 1392-1393). 1395 folgte Elisabeth Visconti (ca. 1374-1438) ihren beiden Schwestern insoweit, als sie Ernst von Bayern-München (reg. 1397-1438) heiratete.

Die Verknüpfung von Familien- , Landes- und Reichsinteresse

Auch nach dem Tod Ludwigs des Bayern und dem Machtverlust der Wittelsbacher blieb deren Interesse an Oberitalien langfristig erhalten. Dies und die familiären Bande dürften auch der Grund für die Anwesenheit Guglielmos della Scala (gest. 1404), einem unehelichen Sohn Cangrandes II., in Bayern gebildet haben. Aufgrund der spärlichen Quellenlage lassen sich keine konkreteren Belege finden. Immerhin war Guglielmo nicht mittellos, als er 1389 nach München kam. Die Verheiratung von zweien seiner drei Töchter mit hohen bayerischen Adligen verstärkte die Bindung an Bayern: Oria von der Leiter ging eine eheliche Verbindung mit Hadamar V., Herr von Laber (gest. 1434), ein; Clara von der Leiter war vermählt mit Seitz von Törring (gest 1433). Die politische Bedeutung Guglielmos zeigte sich daran, dass er mit Hilfe des Herrschers von Padua, Francesco II. da Carrara (1359-1406), die Herrschaft in Verona - allerdings nur kurzfristig (8.-18. April 1404) - wieder erlangte: Er fiel offenbar einem Giftmord zum Opfer.

Dass Guglielmo über weitreichende Verbindungen verfügte, spiegelt sich etwa darin wider, dass er die Unterstützung des späteren Kaisers Sigismund (reg. 1387-1437, seit 1433 Kaiser) erreicht hatte: Zwei der sieben (?) Söhne Guglielmos, Antonio und Brunoro, wurden am Hof Sigismunds erzogen. Ein dritter Sohn namens Fregnano (gest. 4. Dezember 1443) stand offenbar im Dienst Kaiser Sigismunds. Die Wertschätzung der Skaliger zeigt sich auch darin, dass Brunoro am 22. Juni 1412 zum kaiserlichen Statthalter über Verona ernannt wurde. Der Titel eines "vicarius generalis sacri Romani Imperii" bedeutete eine umfassende Rechtsverleihung, die zur erblichen Grundlage der Landeshoheit eines vicarius dienen konnte. Damit war ein juristisch begründbares Vorgehen gegen die tatsächlichen Herrscher in Verona möglich. Reichsinteresse und familiäres Interesse waren somit verknüpft, denn der in der Verleihung erhaltene Anspruch wurde Brunoro und seinen männlichen Nachkommen verliehen.

Dieser Rechtstitel wurde 1434 bestätigt und auf dessen Brüder Fregnano und Paulo bzw. deren eheliche männliche Nachkommen ausgeweitet, falls Brunoro ohne männlichen Erben sterben sollte. Am 20. Mai 1438 wurde diese Regelung vom Nachfolger Kaiser Sigismunds für Fregnano und Paulo und deren männliche Nachfolger bestätigt. Brunoro war mittlerweile verstorben.

Am 7. Januar 1441 erfogte eine weitere Bestätigung des Rechtsanspruchs, wobei an die Stelle Paulos sein Sohn Johann (gest. 1490) trat. Zudem wurde das Vikariat auf den Freisinger Bischof Nikodemus della Scalla (reg. 1422-1443) ausgeweitet, den Rat König Friedrichs III. (reg. 1440-1493, seit 1452 Kaiser), Bruder Fregnanos und Onkel Johanns.

Die beiden wichtigsten Vertreter der Herren von der Leiter in Bayern

Zwei Söhne Guglielmos überragten die späteren Mitglieder der Familie an Macht, Einfluss und Ansehen. Brunoro della Scala führte nicht nur den Titel eines Generalvikars; ihm wurde von Kaiser Sigismund zudem der Rang eines Reichsfürsten eingeräumt. Als Diplomat war er sowohl für Sigismund als auch für den bayerischen Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt (reg. 1413-1447) tätig, dessen Schwester Isabeau (1370-1435) mit dem französischen König Karl VI. (reg. 1380-1422) verheiratet war. Von Ingolstadt aus bestanden diplomatische Verbindungen zu den großen Zentren Westeuropas, deren Wahrnehmung u. a. Brunoro oblag. Daneben diente Brunoro für den Ingolstädter Herzog als Hofmeister und Stadthauptmann. Als Kenner der Ingolstädter Verhältnisse und Vertrauter Kaiser Sigismunds wurde ihm als kaiserlicher Statthalter und Landfriedenvogt die Verwaltung des Ingolstädter Gebiets übertragen, als sich Ludwig VII. aufgrund einer seiner vielen Fehden zeitweise um die Regierungsgewalt gebracht hatte.

Von der politischen Bedeutung her gesehen steht neben Brunoro gleichberechtigt Guglielmos Sohn Nicodemus, der vom Frühjahr 1422 bis zu seinem Tod am 13. August 1443 das Amt des Bischofs von Freising bekleidete und als Gesandter und Ratgeber der römischen Könige Albrecht II. (reg. 1397-1439) und Friedrich III. fungierte. Umsicht und Verhandlungsgeschick kennzeichneten die Regierungszeit von Nicodemus. Er konnte den Streit mit Johannes III. Grünwalder (reg. 1443/1448-1452), seinem Konkurrenten und späteren Nachfolger im Bischofsamt, für längere Zeit beilegen. Verpfändete Freisinger Güter wurden ausgelöst und Rechtsansprüche des Bistums mit Erfolg geltend gemacht. Mit Hilfe seines Generalvikars Grünwalder wurde der Klerus reformiert und Klöster visitiert. Nicodemus nahm 1431 am Konzil von Basel teil. Als sein Konzilssekretär war Enea Silvio Piccolomini (reg. 1458-1464), der spätere Papst Pius II., tätig. In dessen "Pentalogus de rebus ecclesiae et imperii" gehört Nicodemus zu jenen fünf Männern, die ein fiktives Gespräch über Kirche und Reich führten. Darüber hinaus machte er sich als Kunstmäzen einen Namen, u. a. indem er auf seine Kosten den Bildhauer Jakob Kaschauer (ca. 1400-1463) mit der Erstellung eines neuen Hochaltars im Freisinger Dom beauftragte. Nicodemus wurde in Freising von seinem Bruder Bartolomeo als Pfleger und Hauptmann unterstützt. Er starb am 21. März 1433 in Wien, wo die Familie übrigens auch über Grundbesitz verfügte.

Die Nachkommen Paulos della Scala und die Versuche, die Herrschaft in Verona und Vicenza wieder zu erlangen

Paulo della Scala kam weniger aufgrund seiner Ämter eine besondere Bedeutung zu - er wurde u. a. 1432 als Pfleger und 1438 als Hauptmann in Freising genannt, findet sich 1426 und 1427 im Umfeld des königlichen Hofs bzw. 1427 in einer Urkunde des Ingolstädter Herzogs Ludwig VII -, vielmehr war er der einzige unter den Söhnen Guglielmos, der aufgrund seiner Heirat mit Amalie von Fraunberg (gest. 1459) neben zwei Töchtern einen ehelichen Sohn vorweisen konnte. Dadurch, dass das Generalvikariat seit 1434 auf ihn und seinen ehelichen Sohn Johann ausgedehnt worden war, erhielt sich der Rechtsanspruch auf die Herrschaft in Verona und Vicenza. Seine Tochter Beatrice (geb. vor 1448, gest. 1466) war mit dem Grafen Wilhelm von Oettingen (gest. 1467) verheiratet, der als Gründer der Hauptlinie des Hauses Oettingen gilt.

Johann bekleidete unter anderem das Amt eines Vicedoms Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut (reg. 1479-1503). Er führte die bayerischen Truppenteile Herzog Ludwigs IX. des Reichen von Bayern-Landshut (reg. 1450-1479) am 19. Juli 1462 in der Schlacht von Giengen gegen den hohenzollerischen Markgrafen Albrecht Achilles (1414-1486) und wurde anschließend noch auf dem Schlachtfeld zum Ritter geschlagen. Der erhaltene Grabstein in der Alten Kapelle in Regensburg manifestiert den ungebrochenen Anpruch auf Verona.

Aus seiner Ehe mit Helena von Closen gingen fünf Kinder hervor.

Die beiden Söhne Johanns, Hans der Ältere (gest. 1542) und Hans der Jüngere (1471-1547), verfolgten nachdrücklich ihre Ambitionen in Italien.

Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts war Schloss Amerang Hauptsitz der Herren von der Leiter. (Michael Wening, Historico-Topographica Descriptio. 2. Band, München 1721, Bayerische Staatsbibliothek)

Hanns der Ältere war Landhofmeister in München und Pfleger in Schärding (Österreich) und Julbach (Lkr. Rottal-Inn). Er gehörte zu den sechs von den Landständen gewählten Vormündern der drei minderjährigen Prinzen Albrechts IV. des Weisen (reg. 1447-1508). Durch seine Heirat mit Margaretha von Layming 1497 kamen Schloss und Hofmark Amerang (Lkr. Rosenheim) in seinen Besitz. Das Schloss scheint das Zentrum der Familie auch in der nächsten Generation geworden zu sein. Im Landshuter Erbfolgekrieg wohl infolge eines Brands zerstört, wurde es in der Folgezeit wieder aufgebaut und unter dem Enkel Hanns des Älteren, Hans Warmund (gest. 1592), im Stil der Renaissance baulich ausgestattet.

Johann der Jüngere, am Hof zu Heidelberg erzogen, bekleidete das Amt eines bayerischen Rats und Pflegers und war Statthalter in Ingolstadt. Das Engagement von Hans dem Älteren und Hans dem Jüngeren auf der Seite Albrechts IV. im Landshuter Erbfogekrieg brachte zudem Schloss und Herrschaft Wald an der Alz (Lkr. Altötting) - wohl als Entschädigung für entstandene Kosten - in dauerhaften Besitz der Familie. Diese Herrschaft dürfte allerdings nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben, zumal die Herren von der Leiter sie durch einen Pfleger verwalten ließen.

Die drei Töchter Magdalena, Margaretha und Anna sind insofern von Bedeutung, als sie in adelige Familien einheirateten: Magdalena ehelichte (vermutlich 1494) Ritter Hanns von Zelcking, kaiserlicher Truchsess und Pfleger zu Freystatt, Margaretha 1496 den Ritter Wolf von Puechberg zu Winzer, u. a. Landrichter und Pfleger zu Lengenfeld und Anna den Ritter und Herrn zu Karlspach Hanns von Mätschach.

Auf dem Reichstag zu Worms 1495 erneuerte einer der Brüder vor Maximilian I. (1486-1519, Kaiser seit 1508) seinen Rechtsanspruch auf Verona gegen Venedig, das Verona beherrschte. Zwar wurde Unterstützung zugesagt, in der Sache selbst kam keine substantielle Hilfe. Die Herren von der Leiter lehnten jedoch auch das Ansinnen Maximilians I. ab, im Zuge seiner Italienpolitik die Rechte auf Verona und Vicenza abzulösen, um sie selbst gegen Venedig durchzusetzen. Vielmehr erwirkten sie vor dem Reichskammergericht die Acht gegen Venedig, was den Handel, insbesondere Augsburgs, erheblich beeinträchtigt hätte. Störaktionen der Herren von der Leiter konnten erst durch Geldzahlungen an sie bzw. durch die Suspendierung der Acht durch Maximilian I. beendet werden. Der Entscheid des Kaisers wurde 1511 vom Reichskammergericht bestätigt. Hanns Christoph, Kriegsobrister Kaiser Karls V. (reg. 1519-1556), und sein Bruder Bruno, die Söhne Hanns des Älteren, starben am 14. April 1544 in der Schlacht bei Carignano im Piemont.

Zwei von deren Schwestern wurden verehelicht: Anna von der Leiter heiratete 1530 Wilhelm Erbschenken und Semperfreien von Limpurg zu Gailendorff, Maria von der Leiter ging 1556 eine Verbindung mit dem böhmischen Edelmann Michael von Riesenberg ein. Veronica, die dritte der Schwestern, ist 1574 als Nonne im Kloster Frauenchiemsee nachweisbar.

Ausklang

Hanns Christoph, der mit Elisabeth von Zollern (gest. 1573) verheiratet war, hatte zwei Söhne. Hanns Warmund war herzoglich bayerischer Rat. Nach dem Studium an der Universität Ingolstadt, wo er 1556 als immatrikuliert aufscheint, hielt er sich längere Zeit am Hof Kaiser Ferdinands I. (reg. 1531-1564, Kaiser seit 1558) auf. Gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm (gest. 1580), ebenfalls herzoglich bayerischer Rat und von 1570 bis 1580 als Pfleger in Wasserburg, besaß er Schloss und Hofmark Eisolzried (Lkr. Dachau) sowie die Herrschaft Wald an der Alz. Nach dem Tod seines Vaters erhielt er Amerang; Eisolzried ging an seinen Bruder. Die Nutzung der Herrschaft Wald teilten sich die beiden Brüder.

Nur Hanns Warmund ging eine Ehe ein, und zwar mit Elisabeth von Thurn (gest. 1579), aus der fünf Kinder hervorgingen. Von seinen beiden Söhnen verstarb Johann Christoph von der Leiter 1572 noch im ersten Lebensmonat. Mit seinem Bruder, dem herzoglich bayerischen Rat und Mundschenk Hanns Dietrich (1571-1598), erlosch die Famile im Mannesstamm. Von den drei Töchtern verstarb Elisabeth im Geburtsjahr 1575. Anna Maria von der Leiter (1576-nach 1617) war mit dem herzoglich bayerischen Kämmerer Carl Freiherr von Villinger zu Schönberg und Planegg verheiratet. Insbesondere Hanns Dietrichs Schwester Johanna (ca. 1574-1644) ist für die Geschichte der Herren von der Leiter von größerer Bedeutung. In zweiter Ehe mit Georg Sigismund Freiherr von Lamberg (gest. 1632) verheiratet, war sie nach dem Tod ihres Bruders die letzte der Familie, so dass deren Güter und das Wappen sich auf die späteren Fürsten und Grafen von Lamberg vererbte. Von irgendwelchen konkreten Ambitionen der letzten des bayerischen Zweigs der della Scala auf Verona ist nichts bekannt.

Der Epitaph von Johann von der Leiter (1470/71-1547), auch Hans der Jüngere genannt, in der Franziskanerkirche zu Ingolstadt. 1517 bis 1547 war er Hans der Jüngere Statthalter von Ingolstadt. (Stadtarchiv Ingolstadt, neg. 3224)

Grabmäler der Herren von der Leiter

Erst im Laufe der Jahre wuchs das Geschlecht der Herren von der Leiter nach Bayern hinein. Dies wird vor allem anhand ihrer Grabstätten deutlich. Nicodemus, der Bischof von Freising, und seine Geschwister wurden in Wien bestattet - soweit sich deren Schicksal nachvollziehen lässt. Die Grabmäler von Brunoro, Fregnano, Nicodemo, Bartiolomeo und Oria sowie Catharina fanden sich "bei den Augustinern", wie es bei Wimmer heißt. Für diese Generation war die Nähe zum Kaiserhof und insbesondere zu Kaiser Sigismund von Bedeutung, was mit den Ansprüchen auf Verona direkt in Zusammenhang zu bringen ist.

Das Grabmal Johanns von der Leiter, aus rotem Marmor an hervorragender Stelle aufgestellt, und zwar in der alten Kapelle in Regensburg, kann als Symbol für die wirkliche Sesshaftwerdung der Herren von der Leiter in Bayern gesehen werden.

Das Grabmal Hans des Älteren in der ehemaligen Franziskanerkirche in München war schon vor deren Abriss im 19. Jahrhundert nicht mehr existent. Es gibt aber ein Portrait, das ihn als 55-Jährigen zeigt. Das kunstvolle Epitaph seines Bruders, Hans dem Jüngeren, befindet sich in der oberen Franziskanerkirche in Ingolstadt.

Von den Nachkommen Hanns Christophs von der Leiter aus der Ehe mit Elisabetha von Zollern hat sich in der Kirche von Amerang das Epitaph ihres Enkels Hanns Dietrich in rotem Marmor erhalten, das den letzten männlichen Nachlommen des Adelsgeschlechts in seinem Harnisch zeigt.

Quellenüberlieferung

Wesentliche Informationen zu den Herren von der Leiter, u. a. ein Inventarbuch von Schloss Amerang, finden sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Personenselect Carton 202. Im Staatsarchiv München ist vor allem für die rechtliche Auseinandersetzung mit Venedig wichtig: Bestand Schlossarchiv Amerang - Urkunden Teil I, U 1-U 182, hier insbesondere U 49 ff., U 51 ff., U 54, U 52 ff., U 182 ff. Ebenfalls im Staatsarchiv München befinden sich im Bestand Schlossarchiv Amerang, Urkunden und Wappen, teils farbige Wappentafeln und Stammbäume der Herren von der Leiter.

Literatur

  • Josef Riedmann, Verona als Residenz der Skaliger, in: Werner Paravicini/Hans Patze (Hg.), Fürstliche Residenzen im spätmittelalterlichen Europa, Sigmaringen 1991, 265-291.
  • Wolf Weigand, Die Skaliger in Bayern, in: Manfred Treml (Hg.), Aus dem adligen Leben im Spätmittelalter. Die Skaliger in Oberitalien und Bayern (Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur 12), München 1984, 91-94.
  • Wolf Weigand, Gli Scaligeri dopo gli Scaligeri, in: Gli scaligeri 1277-1387, Saggi e schede pubblicati in occasione della mostra storico-documentaria allestita dal Museo di Castelvecchio di Verona a cura di Gian Maria Varanini, Verona 1988, 91-96.

Quellen

  • Detlev Schwennicke (Hg.), Bayern und Franken (Europäische Stammtafeln Neue Folge 16), Berlin 1995, Tafel 1-4.

Weiterführende Recherche

Skaliger, Herrn von Pern und Vicentz, Herren von der Leiter

Empfohlene Zitierweise

Wolf Weigand, Leiter, Herren von der (della Scala), publiziert am 01.02.2016; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Leiter_(della_Scala),_Adelsfamilie> (11.10.2024)