Monaco Franze - Der ewige Stenz (Helmut Dietl, 1981-1983)
Aus Historisches Lexikon Bayerns
Helmut Dietls (1944-2015) Werk "Monaco Franze - Der ewige Stenz" aus den Jahren 1981 bis 1983 ist eine Hommage an die Stadt München und seine Bewohner und gleichzeitig ein filmisches Zeitdokument. Franz Münchinger alias Monaco Franze, gespielt von Helmut Fischer (1926-1997), ist die Hauptperson der Serie. Fischer verkörpert in der Serie die Figur des sog. Stenz, einer Art Bonvivant. Monaco ist mit der Antiquitätenhändlerin Annette von Soettingen verheiratet, gespielt von Ruth Maria Kubitschek (1931-2024). Annette verkörpert den Teil der Münchner Gesellschaft, der in Kunst und Kultur die große Erfüllung seines Daseins sucht. Monaco hingegen legt als sog. Stenz nicht nur besonderen Wert auf sein Äußeres, er verlangt stets nach weiblicher Gesellschaft - je unerreichbarer sie für ihn selbst erscheint, desto größer ist für ihn die Herausforderung. Dabei ist für ihn Treue zu seinem geliebten "Spatzl" Annette kein Widerspruch zu seinem Handeln - im Gegenteil. Die Serie "Monaco Franze" wurde bereits kurz nach ihrer Erstausstrahlung sehr populär und genießt mittlerweile Kultstatus, nicht nur in München. Zahlreiche Ausdrücke fanden Eingang in die Alltagssprache ("Ein bisserl was geht immer"). Nicht nur ist die Figur des Stenz untrennbar mit der Person Helmut Fischer alias Monaco Franze verbunden, auch die Münchner Lebensart spiegelt sich in den Hauptfiguren Monaco Franze und Annette wie in einem Brennglas.
Inhalt
Franz Münchinger alias "Monaco Franze"(gespielt von Helmut Fischer [1926-1997]) ist glücklich verheiratet mit seinem "Spatzl" Annette von Soettingen (gespielt von Ruth Maria Kubitschek [geb. 1931]). Was die beiden allenfalls trennt, ist das soziale Gefälle: Aus dem Münchner Arbeiterviertel Westend stammend kann er sich nicht so recht für das gepflegte Kulturprogramm seiner Gattin begeistern. Zu noch größerem Unmut als die originellen Ausreden, die ihr Mann vorbringt, um sich den regelmäßigen Opern- oder Konzertbesuchen zu entziehen, führt allerdings Monacos Schwäche für Frauen. Der Seitensprung - sei er nur ein Blick, eine Geschichte aus der Vergangenheit oder eine akute Versuchung - ist denn auch der Aufhänger einer jeden der zehn Folgen. Rückendeckung erhält er dabei von seinem Freund und Arbeitskollegen Manfred "Manni" Kopfeck (gespielt von Karl Obermayr [1931-1985]).
Während Annette als souveräne Antiquitätenhändlerin auftritt, dient dem Lebemann Franz seine Arbeit vor allem als Vorwand für außereheliche Vergnügungen - was seine Frau natürlich durchschaut. So gerät die Ehe zu einem heiteren Katz- und Mausspiel, in dem sich auch Annette das ein oder andere harmlosere Abenteuer gestattet. Trennungen währen nicht länger als eine Folge - natürlich liebt Franz sein Spatzl, wären da nicht immer wieder die Verlockungen des Weibes, in dieser sinnlich reizenden Stadt. Monaco ist als Fremdgänger schließlich zu naiv, der Betrug zu unschuldig, um daran Anstoß zu nehmen. Die Komödie vom "ewigen Stenz" ist dabei nicht nur eine liebevolle Satire auf menschliche Begehrlichkeiten, sondern auch eine Liebeserklärung an die Stadt München und ein einmaliges Porträt seiner Bewohner und ihrer Gepflogenheiten.
Die Serie untergliedert sich in zehn 45-minütige Folgen:
- Ein bisserl was geht immer
- Die italienische Angelegenheit
- Kalt erwischt!
- Der Friedensengel
- Der Herr der sieben Meere
- Mehr seelisch, verstehn’s?
- Ein ernsthafter älterer Herr
- Macht’s nur so weiter!
- Wo ist das Leben noch lebenswert?
- Abgestürzt
Folge 1: Eine Soziologie der Stadtteile, oder: Persiflage des Münchner Feuilletons
In "Ein bisserl was geht immer" gibt Monaco gegenüber seiner Frau vor, nach Dienstschluss noch einer wichtigen Fahndung folgen zu müssen - Franz Münchinger arbeitet als Kriminalpolizist. "Gefahndet" wird dabei nach einer unbekannten Frau, mit der Monaco auf der Straße Bekanntschaft geschlossen hat. Hier fällt auch der berühmt gewordene Satz: "Für den Fall, dass Sie mich ansprechen wollen, sage ich Ihnen gleich, bei mir geht nichts." - "Ja aber Fräulein, man sagt doch, ein bisserl was geht immer." Mit seinem Arbeitskollegen Manni rätselt er, wo die Unbekannte wohl wohnt - vielleicht am Harras? Und wo geht eine Frau wohl abends aus, die am Harras wohnt? Die beiden durchkämmen das Münchner Nachtleben nach der Angebeteten bis "Elli" tatsächlich ausfindig gemacht wird. Der zweite Handlungsstrang der ersten Folge persifliert den Münchner Kulturbetrieb und seine Connaisseure: ein gefürchteter Opernbesuch mit Annette und deren kulturbeflissenen Freunden. Um nicht sein allseits belächeltes Banausentum im anschließenden Umtrunk unter Beweis stellen zu müssen, hat Monaco eine listige Idee: Er heftet sich nach Ende der strapaziösen Aufführung an die Fersen des Kulturkritikers der Süddeutschen Zeitung (SZ) und befragt ihn zu seiner Einschätzung. Dessen Verriss tut er sodann dem brüskierten Expertenkreis um Annette kund, die sich zunächst für die deutlichen Worte ihres Gatten schämt, doch dann furchtbar stolz auf seine Beurteilung ist, wie sie kurz darauf auf der Straße in der SZ-Frühausgabe die ebenso vernichtende Kritik vernimmt.
Folge 2: Die nördlichste Stadt Italiens - und seine mafiösen Charmeure
"Die italienische Angelegenheit" kreist um den Fall einer Schutzgelderpressung. Das gibt Monaco Gelegenheit, seine Ermittlung damit zu verbinden, seine Liebschaften in italienische Restaurants auszuführen. Als Elli und ihre Nebenbuhlerin voneinander erfahren, beenden sie beide die Affäre. Und Annette zieht eine Konsequenz aus den Vergnügungen ihres Mannes: Sie bittet den ihr zugetanen Arzt Prof. Dr. med. Felix Hallerstein (gespielt von Walter Sedlmayr [1926-1990]) den Kommissar für dienstunfähig zu erachten, um diesen, in der Folge in den Vorruhestand versetzt, unter Beobachtung zu haben.
Folge 3: Der Stenz im Labyrinth seiner Verstrickungen (I)
In "Kalt erwischt" sucht sich der Frühpensionär neue Schlupflöcher: Als fleißiger Hausmann marschiert er nun regelmäßig in einen vornehmlich von Frauen besuchten Waschsalon. Brenzlig wird es für ihn, als der berüchtigte Kleinkriminelle "Tierpark-Toni" (gespielt von Wolfgang Fierek [geb. 1950]), den Monaco seinerzeit als Kriminalbeamter inhaftiert hatte, wieder auf freiem Fuß ist. Dieser will sich rächen, indem er eine Komplizin in Annettes Antiquitätenladen schickt. Sie gibt ihr gegenüber vor, dass ihr Franz, den sie im Waschsalon kennengelernt hätte, ihr die Ehe versprochen habe.
Folge 4: Der Stenz im Labyrinth seiner Verstrickungen (II)
Um die Wäsche kümmert sich nun wieder Irmgard (gespielt von Erni Singerl [1921-2005]), die Zugehfrau der Münchingers. Monaco betreibt nun eine Privatdetektei. Eines Tages nennt ein Anrufer das Stichwort "Friedensengel". In der gleichnamigen Folge ereilt den selbsternannten Detektiv eine Geschichte aus der Vergangenheit - eine fünf Jahre zurückliegende Affäre aus der Schweiz meldet sich zurück, nachdem ihr Ehemann sich bereit erklärt hat, sie ziehen zu lassen - da dieser selbst eine Andere hat, wie sich noch herausstellen soll. Monaco, der sich zunächst nicht an diese Affäre erinnern kann, glückt es, sich aus dieser Angelegenheit herauszumanövrieren. Für Annette ist dieses Intermezzo allerdings Grund genug, dass ihr notorisch untreuer Mann zeitweise in die Büroräume seiner Detektei umziehen muss.
Folge 5: Die Betrogene auf Abwegen
Im anstehenden Fasching will Monaco als "Herr der sieben Meere" mit Manni auf den Ball gehen. Annette zieht es wieder zum gediegenen Kostümball von Staatssekretär Dr. Manfred Braun (gespielt von Klaus Guth [geb. 1940]) und hatte eigentlich ihren Mann mit eingeplant. Aufgrund einer plötzlichen Grippeerkrankung kann Monaco seine Faschingspläne allerdings nicht umsetzen. Manni überredet den fiebrigen, das Bett hütenden Freund dennoch dazu, mit ihm in die Nacht aufzubrechen - dies kann jedoch nur unter der Bedingung geschehen, dass der Erkrankte wieder zu Hause ist, bevor Annette vom Maskenball zurückkehrt, zu dem sie nun ihr Verehrer Dr. Edgar Schönferber (gespielt von Alexander Hegarth [1923-1984]) begleitet. Das Unternehmen erweist sich als Flopp - Monaco trifft eine Verflossene wieder und geht zu später Stunde mit ihr und riskiert damit nicht nur, dass er erst nach Annette zu Hause eintrifft: Seine einst bezaubernde Lilly (gespielt von Michaela May [geb. 1952]) hat ein liebestötendes, schreiendes Baby in ihrer Einzimmer-Wohnung, dessen Vater eine andere, einmalige Faschingsbekanntschaft war. Als Monaco schließlich nach Hause kommt, auf das Schlimmste gefasst, muss er feststellen, dass seine Frau noch nicht zurück ist. Erst am Aschermittwoch kehrt diese, die auf dem Hofball ausnahmsweise ein wenig über die Strenge geschlagen und sich verkatert durch die Folgetage hat treiben lassen, heim.
Folge 6: Der Stenz gelobt Besserung
In "Mehr seelisch, verstehn's?" bemüht sich Monaco um Läuterung. Er nimmt mit Manni eine Auszeit und quartiert sich in einem Kloster ein. Währenddessen hat der Tierpark-Toni eine neue Gaunerei entwickelt: Er handelt mit gefälschten Heiligenfiguren, von denen er auch mehrere in Annettes Antiquitätenhandel verkauft. Als die Ermittler auf die Figuren aufmerksam werden und Annette verhören, bricht Monaco seine Exerzitien ab und eilt seinem Spatzl zu Hilfe.
Folge 7: Der Stenz als in die Jahre gekommener Geck
Als ernsthafter älterer Herr will er sich aber noch lange nicht verstehen. Als Monaco das Inventar seiner bankrotten Detektei auf den Schrottplatz bugsiert, trifft er auf einen desillusionierten, von seinem Lebenswandel gezeichneten Hallodri, der ihm geradezu den Spiegel vorhält. Monaco lässt sich fortan in seiner Verzweiflung die Haare färben und gibt sich seiner nächsten Bekanntschaft Jacqueline (gespielt von Olivia Pascal [geb. 1957]) gegenüber als Sugar Daddy. Allerdings hat er Mühe, die Ansprüche seiner dreißig Jahre jüngeren Liebschaft finanziell zu bewerkstelligen. Sein Jugendwahn geht soweit, dass er unablässig in einem Boxverein trainiert, um gegen den Boxmeister "King Ludwig" anzutreten. Dass er von diesem im Ring ausgeknockt wird, lohnt sich wenig: Jacqueline hat sich zwischenzeitlich einen spendableren Gönner gesucht.
Folge 8: Das Ende von La Dolce Vita
"Macht's nur so weiter!" kommentiert Irmgard den konsumfreudigen Lebenswandel von Annettes Ehemann. Während die Gattin auf die allgegenwärtige Inflation mit einer rigiden Sparpolitik reagiert, frönt Monaco weiterhin den Lebensfreuden des Pantoffelhelden. Zur Weiterbildung besucht der Frühpensionär einen Englisch-Kurs, in dem er umringt wird von zahlreichen jungen, finanziellen Frauen. Annette, geplagt von Abstiegsängsten, erwägt unterdessen eine bescheidene Lebensführung auf dem Land. Monaco, der als Schüler weniger brilliert, reagiert prompt auf diese Perspektive. Um das Abschlussdiplom zu bestehen, mit dem er Annette von seiner beruflichen Perspektive überzeugen möchte, besticht er die verknöcherte Lehrerin – und belastet erneut das Haushaltsbudget.
Folge 9: Monaco als einzige Heimat
In "Wo ist das Leben noch lebenswert?" schmiedet Annette weiter Pläne, der Krise zu entfliehen: Mit ihrem Franz will sie auf die Bermudas emigrieren - Steueroase und politisch sicherster Ort auf Erden. Monaco, der es nicht über das Herz bringt, seine Heimatstadt zu verlassen, trifft diverse Vorbereitungen. Vor der Abreise hat er noch eine wichtige Mission zu erfüllen: sich von seinen über hundert Münchner Liebschaften zu verabschieden, denen er als Lebewohl-Gruß ein Präsent mit einem Porträtfoto zukommen lässt. Im letzten Moment der Abreise entzieht er sich jedoch der Entscheidung seiner Frau und entschwindet in der Abflughalle. Er bringt es nicht übers Herz, seine geliebte Heimatstadt zu verlassen.
Folge 10: Heimat im Herzen
Die finale Folge "Abgestürzt" porträtiert den zurückgebliebenen Monaco in seiner Verwahrlosung. Nachdem Annette alleine auf den Bermudas weilt, überlässt sich Franz, der bei seinem Freund Manni Unterschlupf gefunden hat, dem Alkohol. Nachdem er sich mit Manni zerworfen hat, stürzt der einstige Lebenskünstler völlig ab. Er verliert seinen Führerschein, verschuldet sich so hoch, dass seine Pension gepfändet wird, und vagabundiert als Clochard mit zwei anderen gescheiterten Existenzen durch Kneipen, plant sogar einen Banküberfall. Vor diesem Unheil wird er jedoch bewahrt: Annette, übersättigt von dem ewigen Sonnenschein und den Villenkolonien der Bermudas, ist nach München zurückgekehrt, nachdem Manni ihr das Verschwinden ihres Mannes mitgeteilt hat. Sie streift durch die Lokalitäten und macht ihren verzagenden Gatten ausfindig. Die Serie endet mit einer Szene im Münchner Hofgarten, in der das Paar auf einer Bank in den Arkaden sitzend sich eingesteht, dass am heutigen 20. Hochzeitstag nunmehr das Gröbste durchgestanden sein sollte und die Weichen für eine glückliche gemeinsame Zukunft gestellt sind. Ohne sein Spatzl ist das geliebte München nicht das, was es einmal war.
Regisseur und Darsteller
Der Regisseur Helmut Dietl (1944-2015) hatte die Idee zu der 10-teiligen Serie und erarbeitete das Drehbuch zusammen mit Patrick Süskind (geb. 1949) und Franz Geiger (1921-2011). Die Regie bei den beiden Folgen "Der Friedensengel" und "Mehr seelisch, verstehn's?" führte Geiger. Die Produktionskosten für eine Folge beliefen sich auf rd. 480.000 DM.
Den Mittelpunkt von Dietls Film- und Fernsehproduktionen bildet die Münchner Gesellschaft. Geboren am Tegernsee, aufgewachsen in München-Laim und Gräfelfing, machte Dietl am Realgymnasium in Schwabing (dem späteren Oskar-von-Miller-Gymnasium) sein Abitur. Ein Studium der Theater-, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) brach er ab und arbeitete als Aufnahmeleiter beim Bayerischen Fernsehen (BF). Nach seiner Regieassistenz bei den Münchner Kammerspielen debütierte er im Vorabendprogramm des BF mit seinen "Münchner Geschichten" (1974). Überregionale Berühmtheit erlangte er jedoch erst mit der TV-Serie "Der ganze normale Wahnsinn" (1979), die mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde und von der Presse als "deutsche Antwort auf Woody Allen" (Interview mit Helmut Dietl, DIE ZEIT, 5.12.2013) gefeiert wurde. Es folgten die Fernseherfolge "Monaco Franze – Der ewige Stenz" (1981–1983) sowie "Kir Royal" (1986). Den Deutschen Filmpreis gewann er erneut mit dem Kinohit "Schtonk!" (1992), eine Parodie auf die Veröffentlichung der gefälschten Hitlertagebücher im Politmagazin "Stern". Glänzend besetzt mit der deutschen Schauspielprominenz konnte Dietl mit dem Film "Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief" (1997), einer Komödie über das Münchner Filmgeschäft, an seine früheren Erfolge anknüpfen (insges. 3,2 Mio. Kinozuschauer). Für sein Lebenswerk geehrt wurde Dietl mit dem Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten im Rahmen des Bayerischen Filmpreises (2003), dem Bayerischen Verdienstorden (2005), dem Deutschen Filmpreis (2014) und dem Bambi (2014).
Im Fokus der Serie steht Helmut Fischer in der Figur des 49-jährigen Franz "Monaco Franze" Münchinger (Monaco abgeleitet von der italienischen Bezeichnung der bayerischen Landeshauptstadt Monaco di Baviera, in der sich auch das lustvolle, mediterrane Lebensgefühl des Stenz ausdrückt). Ehefrau Annette von Soettingen wird gespielt von Ruth Maria Kubitschek. Karl Obermeyer ist als Manfred "Manni" Kopfeck, sein Arbeitskollege und bester Freund, während Olga (gespielt von Christine Kaufmann [1945-2017]), Annettes Angestellte im Antiquitätengeschäft ihr nicht nur im Verkauf zur Seite steht, sondern auch stets ein offenes Ohr für die betrogene Chefin hat.
Typ | Info/Name |
---|---|
Produktionsort, - jahr | Deutschland 1981–1983 |
Dreharbeiten | München 1981–1983 |
Länge | 476 Min. |
Erstausstrahlung | 2. März 1983, ARD |
Regie | Helmut Dietl u. Franz Geiger |
Drehbuch | Helmut Dietl, Franz Geiger u. Patrick Süskind |
Kamera | Michael Gast (geb. 1950), Ingo Hamer (geb. 1943) u. Gerd Huber (geb. 1956) |
Musik | Dario Farina u. Gianpiero Reverberi (geb. 1939) |
Schnitt | Inez Regnier (geb. 1945), Claudia Travniczek (geb. 1947) |
Produktionsfirma | Balance Film |
Produktion | Bayerischer Rundfunk (BR) |
Verleih | EuroVideo Medien GmbH |
Als Nebendarsteller treten auf die Verehrer Annettes aus der besseren Münchner Gesellschaft wie Staatssekretär Dr. Manfred Braun (Klaus Guth [geb. 1940]), Dr. Edgar Schönferber (Alexander Hegarth), der Arzt Prof. Felix Hallerstein (Walter Sedlmayr), die hartnäckige Geliebte Monacos Elli (Gisela Schneeberger [geb. 1948]) sowie der Kriminaldirektor Dr. Erich Göberl (Gustl Bayrhammer [1922-1993]).
Filmname | Rolle | Name | Lebensdaten |
---|---|---|---|
Franz Münchinger | Monaco Franze | Helmut Fischer | 1926-1997 |
Annette von Soettingen | Ehefrau von Monaco Franze u. Antiquitätenhändlerin | Ruth Maria Kubitschek | geb. 1931 |
Manfred "Manni" Kopfeck | bester Freund von Monaco Franze u. dessen Arbeitskollege | Karl Obermayr | 1931-1985 |
Olga Behrens | Angestellte von Annette von Soettingen | Christine Kaufmann | 1945-2017 |
Irmgard | Zugehfrau der Münchingers | Erni Singerl | 1921-2005 |
Dr. Manfred Braun | Staatssekretär | Klaus Guth | geb. 1940 |
Elli | Geliebte von Monaco Franze | Gisela Schneeberger | geb. 1948 |
Dr. Edgar Schönferber | Bekannter von Annette von Soettingen | Alexander Hegarth | 1923-1984 |
"Tierpark-Toni" | Kleinkrimineller | Wolfgang Fierek | geb. 1950 |
Lisi Schleibinger | Ruth Drexel | 1930-2009 | |
Dr. Erich Göberl | Kriminaldirektor | Gustl Bayrhammer | 1922-1993 |
Prof. Dr. med. Felix Hallerstein | Arzt u. Verehrer von Annette von Soettingen | Walter Sedlmayr | 1926-1990 |
Dolly | Christine Zierl (geb. Christina Giannakopoulos) | geb. 1962 | |
Carola Mitteregger | Schweizer Geliebte | Hilde Ziegler | 1939-1999 |
Hubert Mitteregger | Ehemann der Schweizer Geliebten | Walo Lüönd | 1927-2012 |
Herr Kugler | Wirt vom Donnersberger Hof | Fritz Straßner | 1919-1993 |
Lilly | Michaela May (geb. Gertraud Mittermayr) | geb. 1952 | |
Friseur Loisl | Friseur von Monaco Franze | Martin Sperr | 1944-2002 |
Jacqueline | Olivia Pascal | geb. 1957 | |
Hans Boettner-Salm | Opernkritiker | Georg Marischka | 1922-1999 |
Brigitte Mueller-Atchinson | Englischlehrerin | Ulli Philipp | geb. 1943 |
Herr Röhrl | Tankstellenbesitzer | Jörg Hube | 1943-2009 |
Waltraud | Freundin von Elli | Cleo Kretschmer | geb. 1951 |
Herr Loeb | Gemüseverkäufer | Willy Harlander | 1931-2000 |
Ellen Braun | Frau Staatssekretär | Kristina van Eyck | geb. 1954 |
Ricky | Türsteher | Thomas Gottschalk | geb. 1950 |
Zollbeamter | Gerhard Polt | geb. 1942 | |
Mausi Müller | Teilnehmerin des Englischkurses | Gabi Treiss |
Film- und kulturgeschichtlicher Zusammenhang
Den Traum von München, von der behaglichen "Weltstadt mit Herz", der Kunststadt von gestern und heute oder gar der heimlichen Hauptstadt, in der sich die gesellschaftliche Elite des Landes versammelt, ersann Dietl während seiner eher kurzweiligen Station im fernen, schillernden Los Angeles (USA), wo ihn das Heimweh packte: Unmittelbares Ergebnis dieser Schwelgereien sollte der TV-Erfolg "Monaco Franze" sein, der jedoch nur einen Teil der umfassenden filmografischen Satire und zugleich Liebeserklärung an die Münchner Lebenswelt darstellt.
Die Hauptfigur des Monaco Franze ist angelegt in "Der ganz normale Wahnsinn" (1979). In dieser Serie spielt Helmut Fischer bereits die Figur des Stenz: Lino Gailing, ein Spezl der Hauptfigur Maximilian Glanz (gespielt von Towje Kleiner [1948-2012]), eines erfolglosen Schriftstellers, den er zu seinem eigenen unsteten Lebenswandel zu verleiten versucht. Den Typus des Stenz grenzt Dietl vom Typen des "Strizzi" ab. Während der Strizzi als eher arbeitsunwillig gilt, bestimmt sich der Stenz als Lebemann durch seinen Habitus. So lässt Dietl im Vorwort seines Drehbuchs verlauten: "Die wesentlichen Merkmale liegen im Äußeren, wie überhaupt die Wirkung nach außen für den Stenz von größter Bedeutung ist. Von etwas windiger Eleganz, der jeweils herrschenden Mode immer einen Schritt vorausstolzierend, hat der Stenz die Pflege seines Haupthaares sowie die Pflege seiner Schuhe (von denen er unzählige besitzt) zu kultischen Handlungen entwickelt. Er legt Wert auf Umgangsformen bzw. das, was er dafür hält, ist einem strengen Ehrenkodex verhaftet und schafft es trotz alledem, das oberste Ausstrahlungsziel dabei nicht aus den Augen zu verlieren: immer cool und lässig zu sein. Seine Sprache ist cool und lässig, die Art, wie er ein Glas, eine Zeitung oder eine Sonnenbrille hält, ist cool und lässig. Unentwegt ist er damit beschäftigt, cool und lässig zu wirken - auf Frauen, Freunde, Feinde, Kellner, Taxifahrer [...] In diese verpflichtende Tradition wurde Franz Münchinger, genannt der 'Monaco Franze', im Sommer des Jahres 1933 hineingeboren" (Literaturhaushefte Nr. 9, S. 7).
Ist der Stenz in etwa ein bajuwarischer Dandy? Keineswegs. Er ist nicht steif und verkünstelt, und bei manchen Eitelkeiten doch niemals selbstverliebt. Monaco geht es um die Liebe zu den Frauen, die Liebe der Frauen zu ihm. Sein stets gepflegtes Erscheinungsbild zielt vor allem darauf ab, die Aufmerksamkeit des weiblichen Geschlechts auf sich zu ziehen. Der Stenz bezieht sich auf einen historisch existenten Sozialtypus: den Handwerksburschen, der auf seiner Wanderschaft immer einen Wanderstab bei sich führte, den man als "Stenz" zu bezeichnen pflegte. Daraus ergab sich im bayerischen Sprachgebrauch die Übertragung des vagabundierenden Weiberhelden. Der Stenz ist also eine typisch bayerische Erscheinung und gewinnt in der "nördlichsten Stadt Italiens" nochmal eine ganz besonders charmante Note. Patrick Süßkind unterscheidet den Stenz feinsäuberlich von dem Typus des Macho: "Der Matscho ist ein despotischer Machtmensch, der die Welt - und die Frau nur als Teil der Welt! - verachtet und unterwerfen will. Für den Stenz hingegen ist das Weibliche die Welt schlechthin, in die er sich als homo ludens zu versenken sucht. Je größer diese Welt ist, je freier sie sich entfaltet und in Erscheinung tritt, desto wohler fühlt sich der Stenz." (Literaturhaushefte Nr. 9, S. 54). In diesem Zusammenhang wird auch der Bezug zur kosmopolitischen Stadt deutlich - das Stenztum und die Landeshauptstadt München sind eng miteinander verknüpft: "Dem Stenz ist alles provinziell Derbe ein Gräuel. Er liebt das Urbane. Er braucht die anregende Vielfalt der Erscheinungen, die spielerische Unverbindlichkeit im zwischenmenschlichen Verkehr." (Literaturhaushefte Nr. 9, S. 55).
Bayern- bzw. Münchenbezug
"Monaco Franze" ist gleichzeitig eine Hommage an die Stadt München und die Münchner Lebensart, für die Franz und Annette gleichermaßen stehen, obwohl sie unterschiedlichen Lebensentwürfen folgen: In München lebt es sich unbeschwert und vornehm zugleich. Im Fokus dieser Lebensart stehen dabei das bohemistische Schwabing und die Maxvorstadt sowie die gemütliche Altstadt - wobei Schwabing bei all seiner Mondänität einen bürgerlich-gediegenen Ruf genießt. So wohnen die Münchingers in der Agnesstraße 16. Der Antiquitätenhandel von Soettingen ist in der Fürstenstraße 10 ansässig. Annette stellt neben dem Verkauf ihrer erlesenen antiken Stücke hier auch die Bilder aus, die sie selbst gemalt hat. Bis heute (Stand: 2018) existiert in der Fürstenstraße 10 ein Antiquitätenhandel. Dietl sagt über diesen Drehort: "Wir haben in dem Laden nichts verändert, weil er bereits so aussah, als gehöre er der Soettingen." (Weltkunst 79/2013, 74). Aufgewachsen ist Monaco jedoch in der Ligsalzstraße Ecke Kazmairstraße: Gebürtig im Westend bricht er immer wieder aus den bürgerlichen Verhältnissen aus, wie sie in der Agnesstraße 16 herrschen, zieht als sympathischer Schwerenöter mit Manni durch Bars oder speist mit seinen Damen in gehobeneren Etablissements. Gearbeitet wird entspannt auf dem Polizeirevier in der Ettstraße, bis er in der Sonnenstraße seine Privatdetektei "Detektivbüro für Beobachtungen und Ermittlungen aller Art" eröffnet. Während einer Trennungsphase mit Annette bezieht er hier sein Nachtquartier. Für Franz ist die Liebe zur Heimatstadt so groß, dass er seinem Spatzl nicht auf die Bermudas folgt. Und Annette zieht dem Luxusleben im Sonnenparadies ebenso den Alltag in der bayerischen Landeshauptstadt vor und kehrt zu ihrem vereinsamten Gatten zurück.
Viele weitere Schauplätze zwischen den lebensfrohen Stadtbezirken Altstadt und Schwabing dienen als Kulisse: die Treppe zur illustren Oper auf dem Max-Joseph-Platz, wo Annette mit ihren Freunden auf den Gatten wartet; der ehemalige Tanzpalast am Lenbachplatz, in dem Monaco und Manni auf die Pirsch gehen; der Marienplatz mit seinem charmanten Glockenspiel und dem Tanz der Schäffler, den Monaco immer wieder passiert; das ehemalige Café Tambosi am Odeonsplatz, wo Monaco ein Sonnenbad nimmt; die Max-Emanuel-Brauerei in der Adalbertstraße, wohin Monaco und Manni auf den Fasching gehen; das Café Reitschule in der Königinstraße, in dem Jacqueline kellnert; der erholsame Englische Garten, wo Monaco joggen geht oder mit seinen Mitschülerinnen aus dem Englischkurs ein Picknick genießt; der kulinarische Elisabethmarkt, auf dem Irmgard einkauft; die betriebsame Leopoldstraße, auf der Monaco sich und seinen Damen ein Gelato kauft; die Hochhaussiedlung an der Klopstockstraße, wo Monaco seine Lehrerin besucht; die vornehme Villa Stuck, in der Annette mit Monaco einen Vortrag über Steueroasen hört; die mal ruhige mal geschäftige Theresienwiese, auf der sich zu Füßen der Bavaria Monaco und Elli voneinander verabschieden; der mit einst diversen Köstlichkeiten aufwartende Viktualienmarkt, über den der abgestürzte Monaco mit seinen neuen gestrandeten Freunden wankt; und zuletzt die herrschaftlichen Arkaden im Hofgarten, wo Monaco und Annette wieder und endgültig zusammenfinden.
Resonanz bei Publikum und Kritik
Die Serie "Monaco Franze" avancierte zu einem Publikumsliebling, der vielfach wiederholt ausgestrahlt wurde und bis heute das Lebensgefühl Münchens als der "nördlichsten Stadt Italiens" und bajuwarischen Humor und Gemütlichkeit illustriert, in der die Figur des Stenz ihren Platz findet. 1983 wurden Helmut Fischer und Ruth Maria Kubitschek sowie Helmut Dietl für ihre Leistung mit dem "Goldenen Gong" ausgezeichnet. Helmut Fischer gelang mit der Rolle des "Monaco Franze" der Durchbruch. In der Figur des Stenz war er so authentisch, dass er zeitlebens auf seine Paraderolle festgelegt blieb, wie in "Unsere schönsten Jahre" (1983-1985) oder "Die Hausmeisterin" (1987-1992) und über seinen Tod hinaus als Stenz par excellence gilt.
Literatur
- "Der ewige Stenz". Helmut Dietl und sein München, in: Literaturhaushefte 9/2016.
Quellen
- Helmut Dietl/Patrick Süskind, Monaco Franze – Der ewige Stenz. Originalfassung, München 1983.
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Empfohlene Zitierweise
Nastasja S. Dresler, Monaco Franze - Der ewige Stenz (Helmut Dietl, 1981-1983), publiziert am 10.12.2018 (aktualisierte Version 10.05.2021); in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Monaco_Franze_-_Der_ewige_Stenz_(Helmut_Dietl,_1981-1983)> (16.10.2024)