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Kunstkönigtum Ludwig I.

Aus Historisches Lexikon Bayerns

von Hannelore Putz

König Ludwig I., umgeben von Künstlern und Gelehrten, steigt vom Thron, um die ihm dargebotenen Werke der Plastik und Malerei zu betrachten. Gemälde von Wilhelm von Kaulbach (1805-1874), Datierung 1848. (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inventarnummer WAF 406, lizenziert durch CC BY-SA 4.0)

Der Begriff „Kunstkönigtum“ wurde vom Historiker Heinz Gollwitzer (1917-1999) geprägt und verdeutlicht, dass König Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848) als besonders großer Förderer der Künste in Erinnerung geblieben ist. Er begann bereits 1808 mit seiner breit gefächerten Sammel- und Bautätigkeit und setzte sich dabei durch den engen persönlichen Kontakt mit Künstlern und die bedeutende Einflussnahme auf die Gestaltung von anderen Monarchen ab. Die intensive Kunstförderung resultierte zum einen aus seinem persönlichen Interesse an Kunst, zum anderen diente sie aber auch der fürstlichen Selbsterhöhung, der Vermittlung politischer Ziele durch Kunstwerke sowie der Steigerung der bereits großen Bedeutung Münchens und Bayerns in der europäischen Kunstlandschaft. So wurden beispielsweise durch den Bau von Glyptothek, Alter und Neuer Pinakothek wichtige Impulse für die Entwicklung des Kunstmuseums im 19. Jahrhundert gesetzt. Er erwarb Kunstwerke in hohem Maße aus seinem Privatvermögen, darunter zum Beispiel den Großteil des Bestands der Glyptothek. Mit dem Kauf von Kunstwerken und der Planung und Umsetzung von Bauwerken beauftragte der König Kunstagenten; mit ihnen stand er Zeit seines Lebens durch Briefwechsel in engem Austausch und übte großen Einfluss auf ihre Tätigkeit aus.


Wittelsbacher als Kunstmäzene

Bayern und die Schönen Künste huldigen Kurfürst Karl Theodor. Gemälde von Johann Jakob Dorner d. Ä. (1741-1813), Datierung 1794. (Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München, Inventarnummer 3079, lizenziert durch CC BY-SA 4.0)

Wie alle europäischen Herrscher der Frühen Neuzeit betätigten sich auch die bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige als Förderer der Künste. Herzog Albrecht V. (1528-1579, reg. 1550-1579), Kurfürst Maximilian I. (1573-1651, reg. 1597-1651 als Herzog von Bayern, Kurfürst ab 1623), Kurfürst Max Emanuel (1662-1726, reg. 1679-1726) und der pfälzische Kurfürst Johann Wilhelm (1658-1716, reg. 1690-1716) wurden als Mäzene gefeiert, später auch Kurfürst Karl Theodor (1624-1799, Kurfürst von der Pfalz 1742-1777, Kurfürst von Pfalzbayern 1777-1799) und König Max I. Joseph (1756-1825, Kurfürst von Pfalzbayern 1799-1806, König 1806-1825). Ihnen diente die Kunstförderung neben dem ästhetischen Vergnügen immer auch als Mittel der Selbstdarstellung.

Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848) stellte sich bewusst in diese historische Tradition. Im Stiftersaal der Alten Pinakothek ließ er dezidiert der herausragenden Sammler des Hauses Wittelsbach gedenken. Im Thronsaal des Festsaalbaus der Residenz ehrte er Kurfürst Johann Wilhelm mit einem Erzstandbild und hob dabei hervor, dass dieser vor allem Kunstwerke in Auftrag gegeben habe.

Auch die nachfolgenden Generationen des Hauses Wittelsbach förderten die Künste – angepasst an die Zeitumstände und die sich unterschiedlich gestaltenden finanziellen Spielräume. So unterlag beispielsweise König Maximilian II. (1811-1864, reg. 1848-1864) während seiner gesamten Regierungszeit erheblichen Sparzwängen, weil er seinem abgedankten Vater Ludwig I. jährlich einen von diesem noch vor dem Thronverzicht festgelegten hohen Betrag geben musste. Dies wirkte sich auf die Möglichkeiten seiner Kunstförderung sehr nachteilig aus. Auch der derzeitige Chef des Hauses Wittelsbach, Herzog Franz von Bayern (geb. 1933), fördert die Künste.

Erste Begegnungen mit den Künsten

1804/1805 absolvierte Kurprinz Ludwig in Begleitung seines Erziehers Joseph Anton von Kirschbaum (1758-1848) und seines Freundes Karl Graf von Seinsheim (1784-1864) eine ausgedehnte Kavaliersreise nach Italien (Venedig, Rom, Neapel). Im Palazzo Albrizzi in Venedig löste die dort aufgestellte, 1796 von Antonio Canova (1757-1822) geschaffene Hebe im Kurprinzen ein einprägsames Kunsterlebnis aus. In einem Sonett resümierte Ludwig diese Begegnung: „Der Sinn für Kunst war in mir aufgegangen“. Vor allem aber waren es die Kunstsammlungen und Museen in Rom und Paris, die den nunmehrigen Kronprinzen außerordentlich beeinflussten. Seitdem verfolgte er das Ziel, in München ein Kunstmuseum zu errichten. 1808 begann er gezielt Kunstwerke zu sammeln.

Die Suche nach dem emotionalen Erlebnis – von Ludwig stets als „Wirkung“ bezeichnet –, die Leidenschaft zu sammeln und zu bauen, das persönliche Interesse an Künstlern und Kunst begleiteten Ludwig zeit seines Lebens. Dabei pflegte Ludwig mehr als andere Monarchen den persönlichen Kontakt zu den Künstlern. Er korrespondierte mit ihnen, besuchte sie in ihren Ateliers und auf den Baustellen, lud sie zum Essen ein und nahm von den ersten Überlegungen bis zur Vollendung des Kunstwerks maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung. Schließlich bildete sich um ihn herum der besondere Typus des „Künstlerfestes“ heraus. Seit 1818 sagten Künstler immer wieder mit diesen besonderen Festlichkeiten Dank. Sie feierten und erhöhten sich damit freilich immer auch selbst.

Motive

1818 charakterisierte der französische Gesandte Auguste Comte de Lagarde (1780-1834) den bayerischen Kronprinzen mit den Worten, dieser habe eine „manie“, Kunst zu erwerben. Dabei ginge es ihm weniger um die Pflege einer natürlichen Neigung, sondern er wolle sich vielmehr den Ruf eines „Mécène de l’Europe“ erwerben. Tatsächlich dienten der Ankauf von Kunstobjekten, die Auftragsvergabe an Künstler, die Konzeption und Errichtung wegweisender Kunstmuseen (Glyptothek, Alte und Neue Pinakothek) und insgesamt die von ihm verwirklichten unterschiedlichen Kunstsammlungen über die eigene Freude am Sammeln und Bauen hinaus vor allem der fürstlichen Selbsterhöhung und der herausragenden Verortung Bayerns auf der Kunstlandkarte Europas. So gelang es Ludwig über die Jahrzehnte hinweg, München in besonderer Weise als Stadt der Künste zu etablieren – Bauten, Skulptur und Malerei, Sammlungen und Kunstbetrieb mit seinen Kunstausstellungen fügten sich zu einem europaweit wegweisenden Ort der Künste zusammen.

Malerei, Skulptur und Architektur sollten nicht zuletzt politische Ziele des Monarchen vermitteln. Die Walhalla, ein vom Parthenon in Athen inspirierter Tempelbau vor den Toren Regensburgs, wurde zur steingewordenen Botschaft von Ludwigs nationaler Idee eines kulturell und sprachlich einigen „Teutschlands“. Die Befreiungshalle in Kelheim feierte den Erfolg der gemeinsam agierenden Staaten des Deutschen Bundes im Kampf gegen Napoleon (1769-1821). Damit wurde freilich die entscheidende Rolle der übrigen europäischen antinapoleonischen Bündnispartner bewusst ausgeblendet. Die Ruhmeshalle in München formulierte die staatliche Einheit des zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffenen neuen Bayerns unter dem Dach des Königtums. Mit den Monumentalskulpturen, die Ludwig I. über Jahrzehnte hinweg in ganz Bayern errichten ließ, drückte er seine Wertschätzung regionaler Geschichte und Identität aus – Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617, reg. 1573-1617) in Würzburg, Kaufmann Hans Jakob Fugger (1516-1575) in Augsburg, Herzog Ludwig der Reiche (1417-1479, reg. 1450-1479) in Landshut. Das Siegestor und die Feldherrnhalle in München feierten Vergangenheit und Zukunft der bayerischen Armee. Die Hofgartenarkaden in München mit ihren Fresken, der Festsaalbau der Residenz, die Personendenkmäler für Kurfürst Maximilian I. und König Maximilian I. monumentalisierten die wittelsbachische Herrschaft über Bayern in ihrer langen historischen Tradition. Die wittelsbachische Herrschaft in Griechenland mit Ludwigs zweitem Sohn Otto (1815–1867, König von Griechenland 1832–1862) auf dem Thron erhielt in den Propyläen am Münchner Königsplatz einen bleibenden Ausdruck. Mit all diesen Denkmälern deutete Ludwig I. die bayerische Geschichte aus wittelsbachischer Perspektive und beschwor die staatliche Einheit des jungen Königreichs Bayern.

Sammeltätigkeit

Ludwig I. kaufte regelmäßig auf dem primären und sekundären Kunstmarkt. Insgesamt wandte er zwischen 1825 und 1866 über 1,4 Mio. Gulden aus seinem Privatvermögen allein für Kunstanschaffungen auf. Die Ausgaben, die er als Kronprinz vor 1825 tätigte, sind demgegenüber schwer zu beziffern, waren allerdings ebenfalls erheblich. Die Antiken der Glyptothek beispielsweise wurden weitgehend bereits vor 1825 erworben: die Medusa Rondinini, der Barberinische Faun, die Ägineten und die Zimelien aus den Sammlungen Barberini und Albani. Die Sammeltätigkeit Ludwigs I. war breit gefächert: neben dem Großteil des Bestands der Glyptothek erwarb er vor allem antike Vasen, Porzellangemälde, Zeichnungen, Korkmodelle, fotografische Ansichten und Ölskizzen, Büsten aus Gips, die Marmorbüsten für die Walhalla und die Ruhmeshalle.

Glanzstücke der Alten Pinakothek gehen in nicht geringer Zahl auf Erwerbungen Ludwigs I. zurück, wie die Madonna Tempi und die Madonna della Tenda von Raffael (eigtl. Raffaello Sanzio da Urbino, 1483-1520) sowie die Sammlungen Boisserée und Oettingen-Wallerstein. Auch zeitgenössische Werke, die Ludwig selbst in Auftrag gab, die er also auf dem primären Kunstmarkt kaufte, gehören in diesen Kontext: Friedrich Wilhelm von Schadows (1788-1862) „Bildnis einer jungen Römerin“, das Porträt der Marchesa Marianna Florenzi von Heinrich Maria Hess (1798-1863), „Kronprinz Ludwig in der spanischen Weinschänke zu Rom“ von Franz Ludwig Catel (1778-1856), später die „Zerstörung Jerusalems“ von Wilhelm von Kaulbach (1805-1874) und die „Himmelfahrt Christi“ von Johann von Schraudolph (1808-1879) – um nur wenige zu nennen. An zeitgenössischen Skulpturen sind der Kopf und die Statue des Paris von Antonio Canova, die Statue des „Adonis“ von Bertel Thorvaldsen (1770-1844) oder Rudolf Schadows (1786-1822) „Sandalenbinderin“ hervorzuheben.


Kunstagenten

Ludwig I. beauftragte professionelle Kunstagenten, die es in aller Regel übernahmen, geeignete Objekte aufzuspüren, mit den Verkäufern zu verhandeln und den Transport zu organisieren. Sie bestellten Kunstwerke, planten und setzten Bauprojekte um.

Mit den Malern Johann Georg von Dillis (1759-1841) und Johann Martin von Wagner (1777-1858) sowie dem Architekten Leo von Klenze (1784-1864) sind die wichtigsten Kunstagenten Ludwigs I. benannt, die zudem in einem festen staatlichen bzw. höfischen Beschäftigungsverhältnis standen. Mit ihnen korrespondierte der Monarch über Jahrzehnte hinweg.

Aus den Briefwechseln werden Schwerpunktsetzungen der Agenten sichtbar: Johann Georg von Dillis, assistiert vom Kupferstecher und Kunsthändler Johann Baptist Metzger (1771-1844) in Florenz, gelangen wichtige Gemäldeankäufe. Der in Rom lebende Johann Martin von Wagner verantwortete wesentlich die Sammlung antiker Kunstwerke. Darüber hinaus beobachtete er das dortige Kunstgeschehen, förderte und betreute die aus Bayern nach Rom entsandten Künstler und vermittelte Aufträge Ludwigs an die deutsch-römische Künstlergemeinde. Leo von Klenze wiederum verantwortete die großen Museumsneubauten der Glyptothek und der Alten Pinakothek, er errichtete die großen Nationaldenkmäler und war wesentlich mit der Überformung Münchens zur modernen Hauptstadt des Königreichs betraut. Als Ankäufer erwarb er die Antiken aus den Sammlungen Albani und Fesch in Paris und griechische Vasen in Italien. Alle drei handelten in enger Abstimmung mit dem Monarchen, wie aus den erhaltenen Briefwechseln hervorgeht. Gerade diese lassen den großen Einfluss des königlichen Sammlers und Bauherrn bis ins Detail einer Erwerbung oder eines Bauprojektes sichtbar werden.

Finanzierung

Mehrere Künstler erhalten Aufträge durch König Ludwig I., Gemälde von Wilhelm von Kaulbach (1804-1874), datiert auf das Jahr 1848. (Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München, Inventarnummer WAF 408, lizenziert durch CC BY-SA 4.0)

In seiner Regierungszeit wandte Ludwig I. privat 16,5 Mio. Gulden für Bau- und Kunstprojekte auf. Das sind knapp 50 % aller ihm vom Staat zur eigenen Nutzung zugewiesenen Mittel. Die bereits erheblichen Gelder, die er noch als Kronprinz dafür aufgewendet hatte, sind nicht exakt zu beziffern. Alle Bauten, die Ludwig I. auf diese Weise finanzierte, waren daher zunächst sein persönliches Eigentum: die Glyptothek, St. Bonifaz, die Feldherrnhalle, die Bayerische Ruhmeshalle, das Siegestor, die Neue Pinakothek, die Propyläen in München, die Walhalla bei Regensburg, das Pompejanische Haus in Aschaffenburg, die Villa Ludwigshöhe in Edenkoben (Rheinland-Pfalz). Sie übergab er entweder noch zu Lebzeiten einem öffentlichen Träger oder er bestimmte testamentarisch, wer neuer Eigentümer werden sollte.

Ludwig I. finanzierte aber auch den Kauf von Kunstwerken vorwiegend aus der sog. Kabinettskasse, welche die persönlichen Mittel des Monarchen verwaltete und keiner parlamentarischen Aufsicht unterlag. Er ließ diese erworbenen Kunstwerke zwar in den Museen und Sammlungen öffentlich präsentieren, sie blieben nichtsdestoweniger aber sein persönliches Eigentum. Immer wieder verwirklichte Ludwig Projekte über die sog. Hofkasse, in welcher die Gelder aus dem Staatsetat verwaltet wurden, die für die Aufgaben und den Unterhalt des Monarchen und seiner Familie bestimmt waren (seit 1834 permanente Zivilliste). Gerade die Erweiterung der Residenz in München mit der Errichtung von Königsbau und Festsaalbau ist als herausragendes Beispiel für eine Finanzierung über die Hofkasse anzuführen.

Ludwig I. entschied während seiner Regierungszeit zudem als Letztinstanz über alle öffentlichen Bauvorhaben: Staatliche, kirchliche, kommunale und von Stiftungen veranlasste Unternehmungen bedurften der Zustimmung des Königs – in Projekte, die dem Monarchen besonders wichtig waren, schaltete er sich mitunter bis in Planungs- und Ausführungsdetails ein. Darüber hinaus versuchte Ludwig I., eigene Projekte auf diese Weise zu finanzieren und zu verwirklichen. Allerdings musste er sich hier mit ganz unterschiedlichen Mitspracherechten auseinandersetzen: der Ständeversammlung, den kirchlichen Würdenträgern, den Magistraten und den Stiftungsadministrationen. Diese begrenzten den Handlungsspielraum des Monarchen. Konflikte, wie jener um den Bau der Alten Pinakothek, als die Ständeversammlung sich massiv gegen eigenmächtige Budgeterhöhungen zur Wehr setzte und den Bau des Gebäudes zeitweise stilllegte, zeigen dies sehr deutlich. Allerdings ist gerade die Alte Pinakothek auch ein Beispiel dafür, dass der Monarch administrativ zwar spürbar, aber doch nicht substantiell eingeschränkt werden konnte.

Möglichkeiten und Grenzen

Ludwig I. gelang es, Münchens seit langem große Bedeutung in der europäischen Kunstlandschaft noch einmal erheblich zu steigern. Die finanziellen Mittel, die ihm zur Verfügung standen, waren bedeutend, traten aber doch gegenüber den großen europäischen Staaten Großbritannien, Frankreich oder Russland mit ihren ganz anderen finanziellen Spielräumen naturgemäß zurück. Dies galt im Bereich des Deutschen Bundes auch für Österreich und Preußen, wobei hier die Kunstförderung erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an größerer Bedeutung gewann. Daher setzte Ludwig I. darauf, wenige „ausgezeichnete“ Kunstwerke statt die große Masse zu erwerben.

Gerade mit dem Bau von Glyptothek, Alter und Neuer Pinakothek setzten Ludwig I., seine Architekten und Kunstagenten sowie die von ihm beauftragten Künstler wichtige Impulse für die Entwicklung des Kunstmuseums im 19. Jahrhundert. Sie wurden zum Vorbild für eine ganze Reihe von Museen in Europa. Die Neue Eremitage in St. Petersburg (Russland) beispielsweise griff die Konzepte von Glyptothek und Alter Pinakothek direkt auf. Zar Nikolaus I. von Russland (1796–1855, russ. Zar 1825–1855) hatte nach seinem Besuch in München 1838 den verantwortlichen Münchner Architekten Leo von Klenze mit Konzept und Planung der Neuen Eremitage beauftragt.

Die intensive Einmischung des Monarchen rief bei den Künstlern aber auch Kritik hervor. Der Maler Peter von Cornelius (1783–1867) verließ München nicht zuletzt wegen künstlerischer Eingriffe Ludwigs I., Christian Daniel Rauch (1777-1857) und andere Bildhauer wiederum lehnten eine feste Anstellung in Bayern ab.


Bedeutung und Rezeption

Titelblatt aus: König Ludwig I. von Bayern und seine Kunstschöpfungen zu allerhöchstdessen hundertjähriger Geburtstagsfeier geschildert von Hans Reidelbach, München 1888. (Bayerische Staatsbibliothek, BHS VII 55)

Schon in den letzten Jahren Ludwigs I., verstärkt allerdings in den Jahrzehnten nach seinem Tod, gewann der freie Kunstmarkt eine immer größere Bedeutung und verdrängte die Monarchen aus der bisher so starken Stellung. In Bayern übernahm zunehmend nun auch der Staat über feste Etattitel den Ankauf von Kunstwerken.

In der Erinnerung bleibt Ludwig I. vor allem als Mäzen und Förderer der Künste. Dies wird schon bei Johann Nepomuk Sepps (1816-1909) 1869 erschienener Biographie deutlich, die bezeichnenderweise den Titel „Ludwig Augustus, König von Bayern und das Zeitalter der Wiedergeburt der Künste“ trägt. 1888 veröffentlichte Hans Reidelbach (1847-1911) seine Monographie „König Ludwig I. und seine Kunstschöpfungen“. Bei der Trauerfeier der Akademie der Bildenden Künste für Prinzregent Luitpold (1821–1912, Prinzregent 1886–1912) – selbst ein großer Förderer der Künste – im Jahr 1912 wies Eugen Ritter von Stieler (1845–1929), der Syndikus der Akademie, Luitpold die Rolle des Bewahrers dessen zu, „was König Ludwig I. der Kunst geschaffen hat“ (Münchner-Augsburger Abendzeitung, 21.12.1912). In der Erinnerungskultur, die durch Publikationen, Ansprachen und Denkmäler gepflegt wurde, erscheint Ludwig I. bis heute als Vorbild monarchischer Kunstpflege. Die kunsthistorische und historische Forschung vor allem seit den 1970er Jahren gewinnt ein differenziertes, auch kritisches Bild und erlaubt mittlerweile perspektivenreiche Einblicke in das sog. ludovicianische „Kunstkönigtum“ (Heinz Gollwitzer, Ludwig I., S. 745).

Dabei sind die Briefwechsel des Monarchen mit seinen Agenten von besonderer Bedeutung. Die Korrespondenzen mit Johann Georg von Dillis und Leo von Klenze wurden bereits von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ediert und publiziert. Die Korrespondenz mit Johann Martin von Wagner wird derzeit wissenschaftlich bearbeitet, Teil I liegt ebenfalls bereits gedruckt vor. Teil II erscheint 2022, das Projekt soll mit der Veröffentlichung von Teil III im Jahr 2024 abgeschlossen werden.

Literatur

Quellen

  • Martin Baumeister/Hubert Glaser/Hannelore Putz (Hg.), König Ludwig I. von Bayern und Johann Martin von Wagner. Der Briefwechsel. Teil I: 1809–1815, bearbeitet von Mathias Hofter und Johanna Selch in Zusammenarbeit mit Friedegund Freitag und Jörg Zedler, 2 Bde. (Quellen zur neueren Geschichte Bayerns V), München 2017.
  • Martin Baumeister/Hubert Glaser (+)/Hannelore Putz (Hg.), König Ludwig I. von Bayern und Johann Martin von Wagner. Der Briefwechsel. Teil II: 1816–1825, bearbeitet von Mathias Hofter und Johanna Selch, 3 Bde. (Quellen zur neueren Geschichte Bayerns V), München 2021.
  • Hubert Glaser (Hg.), König Ludwig I. von Bayern und Leo von Klenze. Der Briefwechsel. Teil I: Kronprinzenzeit König Ludwigs I., 3 Bde., bearbeitet von Franziska Dunkel und Hannelore Putz in Zusammenarbeit mit Friedegund Freitag, Gabriele Köster, Bettina Kraus, Sabine Rehm-Deutinger, Bettina Scherbaum (Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns V), München 2004.
  • Hubert Glaser (Hg.), König Ludwig I. von Bayern und Leo von Klenze. Der Briefwechsel. Teil II: Regierungszeit König Ludwigs I., 3 Bde., bearbeitet von Hannelore Putz, Franziska Dunkel, Friedegund Freitag, in Zusammenarbeit mit Bettina Kraus und Anna Marie Pfäfflin (Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns V), München 2007.
  • Hubert Glaser (Hg.), König Ludwig I. von Bayern und Leo von Klenze. Der Briefwechsel. Teil III: Nach dem Thronverzicht König Ludwigs I., 3 Bde., bearbeitet von Hannelore Putz und Friedegund Freitag in Zusammenarbeit mit Franziska Dunkel, Bettina Kraus, Jörg Zedler (Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns V), München 2011.
  • Richard Messerer (Bearb.), Briefwechsel zwischen Ludwig I. von Bayern und Georg von Dillis 1807–1841 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 65), München 1966.
  • Winfried Nerdinger (Hg.), Leo von Klenze. Schriften und Briefe, CD-Rom, Beilage zu Nerdinger, Leo von Klenze.

Weiterführende Recherche

Externe Links

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Empfohlene Zitierweise

Hannelore Putz, Kunstkönigtum Ludwig I., publiziert am 02.06.2022; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kunstkönigtum_Ludwig_I.> (08.12.2024)