Kampfbund gegen den Faschismus, 1930-1933
Aus Historisches Lexikon Bayerns
Die KPD-Massenorganisation formierte sich am 28. September 1930 in Berlin und stand unter der Leitung von Hermann Remmele (1880-1939). Als Nachfolgeorganisation des in Bayern 1929 verbotenen Roten Frontkämpferbundes baute der Kampfbund auf dessen organisatorischen Strukturen auf, strebte nun aber die Ausweitung der Basis auf die sozialdemokratischen Arbeiter an. Im Dezember 1931 hatte der Bund reichsweit mehr als 100.000 Mitglieder. Der Übergang zur Antifaschistischen Aktion von 1932 war fließend.
Gründung und Ziele
Nach dem Verbot des "Roten Frontkämpferbundes" (RFB) wurde am 28. September 1930 in Berlin als legale Nachfolgeorganisation der "Kampfbund gegen den Faschismus" gegründet. Vorsitzender war Hermann Remmele (1880-1939).
Der "Kampfbund" sollte eine auf Legalität bedachte, breiter angelegte, überparteiliche Organisation unter Führung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) sein, um massenwirksam den offensiven Kampf gegen den drohenden Faschismus und gegen das kapitalistische System zu propagieren. Entsprechend der politschen Linie der KPD gegen Ende der Weimarer Republik verfolgte der Kampfbund insbesondere auch das Ziel, "Aktionseinheit von unten" zu betreiben, d.h. die sozialdemokratisch orientierten Arbeiter von deren Führung zu trennen und letztlich für die Politik der KPD zu gewinnen.
Ende 1931 umfasste der Kampfbund über 100.000 Mitglieder in 1.658 Ortsgruppen und 109 Betriebsstaffeln (zum Vergleich: Das "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" hatte ca. 1 Mio. Mitglieder). "Kampforgan" des Bundes war die Zeitung "Die Fanfare".
Eine ähnliche Zielsetzung im Bereich des Arbeitersports verfolgte die am 7. März 1930 gegründete "Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit"; personelle Überschneidungen mit dem Kampfbund waren häufig.
Als Reaktion auf die politische Radikalisierung, aber auch als Antwort auf die Erweiterung des Reichsbanners zur "Eisernen Front", initiierte die KPD Ende Mai 1932 schließlich die "Antifaschistische Aktion", an der sich der Kampfbund beteiligen sollte. Die "Antifaschistische Aktion" selbst war nicht als Mitgliedsorganisation gedacht, sondern als aktionsorientiertes Sammelbecken der gesamten Arbeiterschaft gegen die "Aufrichtung einer faschistischen Diktatur", gegen das "kapitalistische System" und für "ein freies, sozialistisches Deutschland" (aus dem "Kampfgelöbnis", in: "Die Rote Fahne" vom 12. Juli 1932).
"Kampfbund" in Bayern
Auch in Bayern baute die KPD nach dem Verbot des "Roten Frontkämpferbundes" einen legalen Wehrverband auf, da die eingeschränkte illegale Weiterführung des RFB keine offensive massenwirksame Arbeit zuließ.
Ein großer Teil der Mitglieder des Rotfrontkämpferbundes betätigte sich ab Ende 1930 in den neugeschaffenen Ortsgruppen des Kampfbundes, die in allen KPD-Schwerpunkten Bayerns gebildet wurden. Eine einheitliche Uniformierung erfolgte nicht mehr (auch wegen des Uniformverbotes), jedoch versuchten die Ortsgruppen teilweise, in einheitlicher Kleidung aufzutreten. In Penzberg (Lkr. Weilheim-Schongau) bestand diese aus schwarzer Bluse, rotem Halstuch, blauer Mütze, teilweise Schulterriemen mit Sowjetstern; häufiger waren aber kleinere Insignien an der Zivilkleidung wie rotes Halstuch, Armbinde oder Mütze.
Wirkung auf die Arbeiterjugend
In begrenztem Maße gelang es auch, unorganisierte oder sozialdemokratisch orientierte Arbeiter, denen das Verhalten der SPD-Führung angesichts des Vordringens der Nationalsozialisten als zu passiv erschien, in Aktionen des Kampfbundes einzubinden. Dies galt vor allem in den größeren bayerischen Städten für die Arbeiterjugend, wo die Abgrenzung zwischen SPD und KPD weniger stark ausgeprägt war. Gerade Jugendlichen aus dem Arbeitersport imponierte das offensive, teilweise abenteuerliche Auftreten von Mitgliedern des Kampfbundes, des Kommunistischen Jugendverbandes und der KPD zur Verhinderung von Kundgebungen und Veranstaltungen der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), was nicht selten mit handgreiflichen Auseinandersetzungen verbunden war. Der Schutz kommunistischer Veranstaltungen war ebenfalls ein wichtiges Betätigungsfeld, da Störungen durch Nationalsozialisten und SA an der Tagesordnung waren.
Da größere Demonstrationen – auch gegen das wachsende soziale Elend während der Weltwirtschaftskrise – durch die Behörden oft nicht genehmigt wurden, standen "Überraschungsaktionen" im Vordergrund. So wurden Parolen an Hauswände gemalt, Transparente nachts aufgehängt oder Demonstrationen kleiner Gruppen organisiert, die sich bei Erscheinen der Polizei zurückzogen, um danach in einem anderen Stadtteil wieder aufzutauchen.
Leiter des Kampfbundes in Nordbayern (Ende 1931 etwa 1.000 Mitglieder in 31 Ortsgruppen) war der Nürnberger Jean Wohlfarth (1895-1932), früher Leiter des Frontkämpferbundes und der "Roten Hilfe". Den Gau Südbayern (Ende 1931 etwa 800 Mitglieder in 13 Ortsgruppen) leitete der Münchner Arbeitersportler Adi Maislinger (1903-1985), der nach 1933 fast elf Jahre lang im Zuchthaus und Konzentrationslager inhaftiert war.
Letzte Aktivitäten 1933
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gab es noch bis in den Februar 1933 hinein Aktionen unter Beteiligung von "Kampfbund"-Mitgliedern, z. B. in München am 1. Februar 1933: Nach der Verteilung von Flugblättern zogen etwa 50 Personen in einer "spontanen" Demonstration durch Nordschwabing. Bei der folgenden Auseinandersetzung mit einem Polizisten wurde der Student Heinz Eschen (1909-1938, im KZ Dachau ermordet) niedergeschossen. Aber auch andere Aktivitäten noch im Februar in Nürnberg, Würzburg, Penzberg, Augsburg oder Rosenheim, wo Aufmärsche der Nationalsozialisten in Arbeitervierteln - teilweise zusammen mit sozialdemokratischen Kollegen - verhindert oder beeinträchtigt werden konnten, blieben letztlich isoliert. Sie änderten nichts an der folgenden Zerschlagung der Arbeiterbewegung. Die angestrebte breite Kampffront bis hin zum Generalstreik zusammen mit Sozialdemokraten gegen die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten blieb eine plakative Forderung, da sich die Leitungen von SPD und KPD bis zuletzt gegenseitig bekämpften.
Mitglieder des Rotfrontkämpferbundes und des Kampfbundes gegen den Faschismus setzten häufig ihre Arbeit in illegalen kommunistischen Widerstandsgruppen fort; eine große Zahl von ihnen wurde in Gefängnissen und Konzentrationslagern oft jahrelang inhaftiert bzw. ermordet.
Literatur
- Armeemuseum der DDR (Hg.), Roter Frontkämpferbund 1924-1929. Katalog, Dresden 1984.
- Kurt Finker, Geschichte des Roten Frontkämpferbundes, Frankfurt am Main 1981.
- Kurt G. P. Schuster, Der Rote Frontkämpferbund 1924-1929. Beiträge zur Geschichte und Organisationsstruktur eines politischen Kampfbundes (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 55), Düsseldorf 1975.
- Klaus Tenfelde, Bayerische Provinz. Radikalisierung und Widerstand in Penzberg/Oberbayern 1900 bis 1945, in: Martin Broszat u. a. (Hg.), Bayern in der NS-Zeit. Band IV, München 1981, 1-382.
Weiterführende Recherche
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Antifaschistische Aktion
Empfohlene Zitierweise
Friedbert Mühldorfer, Kampfbund gegen den Faschismus, 1930-1933, publiziert am 27.08.2007; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kampfbund_gegen_den_Faschismus,_1930-1933> (3.12.2024)