Bevölkerungsentwicklung (seit 1840)
Aus Historisches Lexikon Bayerns
Die Bevölkerung im Raum des heutigen Bayern wuchs von 1840 bis 2019 von 3,8 Mio. auf 13,1 Mio. Sie verdreieinhalbfachte sich also in 179 Jahren. Dieses Wachstum verlief ungleichmäßig: Das stärkste Wachstum fand zwischen 1840 und 1972 statt (Industrialisierung, Kriegsfolgen und Geburtenboom der Nachkriegszeit), danach wurde das Wachstum zwar deutlich geringer, aber Bayern wuchs weiterhin durchgehend bis zum Jahr 2019. Vergleicht man die bayerische mit der deutschen Entwicklung, dann liegt das Bevölkerungswachstum Bayerns zwischen 1840 und 1939 unter und zwischen 1939 und 1961 leicht über dem deutschen Durchschnitt. Zwischen 1961 und 2004 fällt das Bevölkerungswachstum Bayerns stark überdurchschnittlich aus (es wird allein von Baden-Württemberg übertroffen), und seit 2004 steht Bayern beim Bevölkerungswachstum sogar an der Spitze aller Flächenbundesländer. Untergliedert man Bayern in die Regierungsbezirke, dann steht Oberbayern, dessen Bevölkerungswachstum zwischen 1840 und 2019 doppelt so hoch wie der bayerische Durchschnitt ausfällt, mit sehr großem Abstand auf Platz 1, gefolgt von Mittelfranken und Schwaben, deren Wachstum sich im Bereich des bayerischen Durchschnitts bewegt, während das Wachstum von Niederbayern, der Oberpfalz und Unterfranken nur gut zwei Drittel des bayerischen Durchschnitts beträgt, und Oberfranken mit einer Verdopplung seiner Bevölkerung den letzten Platz unter den Regierungsbezirken belegt. Dieses Bevölkerungswachstum wird in erster Linie vom sehr starken Wachstum der kreisfreien Städte getragen (die ihre Bevölkerungszahl mehr als versiebenfachen), während die Landkreise sehr viel schwächer wachsen (sie verdreifachen nur knapp ihre Bevölkerungszahl). Dabei wachsen die Städte bis 1939 extrem stark; zwischen 1939 und 2004 wachsen die Landkreise stärker als die Städte, und erst ab 2004 wachsen die Städte wieder stärker als die Landkreise. Insgesamt ist Bayern im Jahr 2019 sehr stark verstädtert und ein kleiner Teil der Landkreise weist inzwischen städtische Dichten auf, während andererseits gut ein Viertel der Fläche Bayerns nur noch dünn besiedelt ist – die Gegensätze zwischen Stadt und Land haben seit 1840 sehr stark zugenommen.
Vorbemerkung: Bevölkerungsentwicklung als Indikator
Beim Thema Bevölkerungsentwicklung geht es nicht nur darum, wie viele Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt in Bayern, in einem Landkreis oder in einer kreisfreien Stadt leben und wie stark ihre Zahl in einem bestimmten Zeitraum zu- oder abnimmt. Vielmehr ermöglicht die Analyse der Bevölkerungsentwicklung es, Stadt-Land-Unterschiede und ihre Veränderungen im Laufe der Zeit sowie Prozesse der Entsiedlung, der Suburbanisierung und der Verstädterung festzustellen sowie räumlich und zeitlich zu verorten. Zusätzlich stellt die Bevölkerungsentwicklung einen wichtigen Indikator für die gesamte Entwicklung Bayerns dar: Ein Bevölkerungswachstum ist in der Regel mit einem Wirtschaftswachstum, einer sozio-kulturellen Dynamik und einer Umweltbelastung verbunden, während ein Bevölkerungsrückgang zu den gegenteiligen Auswirkungen führt.
Datengrundlage
Grundlage der Bevölkerungsanalysen sind die bayerischen Volkszählungen von 1840 bis 1987, die vom Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 1991 gebietsstandsbereinigt für den Gebietsstand 25. Mai 1987 publiziert wurden. Vervollständigt werden diese Daten durch die Fortschreibung des Bevölkerungsstandes zum 31. Dezember 2004 und zum 31. Dezember 2019. Zählungen vor 1840 werden nicht berücksichtigt, weil ihre Vergleichbarkeit mit den Daten der späteren Volkszählungen nicht gegeben ist.
Ergänzt werden diese Daten durch die Daten der deutschen Bevölkerung im gleichen Zeitraum und ab 1961 durch die Daten der Bevölkerung der Europäischen Union (EU).
Methode
Damit aus den unüberschaubar vielen Bevölkerungsdaten inhaltlich relevante Aussagen in Bezug auf wichtige zeitliche und räumliche Veränderungen herausgelesen werden können, wird folgende Methode angewandt (Bätzing 2001, 183-188):
- Die Bevölkerungsentwicklung wird in fünf längere Zeitabschnitte (jeweils mehrere Jahrzehnte) unterteilt, die sich in ihrem Verlauf signifikant voneinander unterscheiden. Als Ausgangszeitpunkt wird die erste moderne Volkszählung in Bayern im Jahr 1840 gewählt, die kurz vor dem Beginn der Industrialisierung in Bayern stattfand; dadurch kann die Dynamik der Industrialisierung voll erfasst werden.
- Um zeitliche Prozesse und räumliche Unterschiede miteinander in Beziehung setzen und bewerten zu können, basieren die Auswertungen der Bevölkerungsentwicklung nicht auf absoluten, sondern auf relativen Werten (Prozentangaben). Dabei werden jeweils fünf Klassen gebildet (A: stark unterdurchschnittlich, B: unterdurchschnittlich, C: durchschnittlich, D: überdurchschnittlich, E: stark überdurchschnittlich), deren Schwellenwerte sich an Durchschnittswerten (Landkreise, Städte, Bayern, Deutschland, EU) orientieren. Dadurch können Vergleiche hergestellt werden, und es wird möglich, Entwicklungen zu bewerten. In den beigefügten Tabellen werden jeweils alle Prozentwerte, gereiht nach Bevölkerungsdynamik, aufgeführt; dies soll es dem Leser ermöglichen, eventuell selbst eigene Kategorien zu bilden.
- Als zentrale räumliche Analyseebene werden die Landkreise und die kreisfreien Städte Bayerns gewählt (71 + 25 = 96 Einheiten), die räumlich differenzierte Aussagen für Bayern ermöglichen und die zugleich wichtige Stadt-Land-Unterschiede sichtbar machen. Nur in wenigen Fällen werden zusätzlich auch Gemeindedaten berücksichtigt.
- Da sich der "Gebietsstand" Bayerns zwischen 1840 und 2019 immer wieder veränderte, werden alle Bevölkerungsdaten auf den aktuellen Gebietsstand bezogen bzw. umgerechnet (sog. "gebietsstandsbereinigte" Daten), weil andernfalls die Daten nicht wirklich vergleichbar wären. Dies betrifft erstens das Gesamtgebiet Bayerns, das sich zwischen 1840 und 1951 immer wieder verändert hat (siehe den letzten Abschnitt dieses Artikels) und zweitens die heutigen Grenzen der Landkreise und kreisfreien Städte, die erst im Rahmen der bayerischen Gebietsreform zwischen 1969 und 1978 geschaffen wurden. Während die Gebiete der alten, deutlich kleineren Landkreise häufig mit naturräumlichen Einheiten identisch waren, gruppieren sich die durch die Gebietsreform neugeschaffenen Landkreise jeweils um eine mittelgroße Stadt ("Mittelzentrum") herum und vereinigen bewusst naturräumliche Gunst- und Ungunstgebiete in einem Landkreis (siehe Bätzing 2013). Dies ist bei der Interpretation der Landkreisdaten stets zu beachten.
Für alle bayerischen Durchschnittswerte im Bereich der Bevölkerungsentwicklung 1840-2019 ist darüber hinaus zu berücksichtigen, dass die Stadt und der Großraum München auf Grund ihres besonders großen Wachstums die bayerische Entwicklung in allen Zeiträumen überproportional stark prägen.
Bevölkerungsentwicklung Bayerns
Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Gesamtzeitraum 1840–2019
Die Bevölkerung Bayerns verdreieinhalbfacht sich zwischen 1840 und 2019 und liegt damit deutlich über dem Wachstum der Bevölkerung Deutschlands. Dabei sind die Unterschiede zwischen den kreisfreien Städten und den Landkreisen stark ausgeprägt (siehe Karte 1 und Tabelle 1):
Die kreisfreien Städte versiebenfachen ihre Bevölkerung (714 %), und mit Ausnahme von Ansbach, das mit 265 % das schwächste Wachstum aller Städte aufweist, liegt das Bevölkerungswachstum aller bayerischen Städte über dem durchschnittlichen Wachstum aller Landkreise. Das stärkste absolute Wachstum verzeichnen die Städte München (+ 1,4 Mio.), Nürnberg (+ 0,5 Mio.) und Augsburg (+ 0,25 Mio.), während beim relativen Wachstum die Stadt München (1169 %) sogar noch von der Stadt Rosenheim übertroffen wird (1344 %), die 1840 nur 4.729 Einwohner zählt. Insgesamt versechsfachen 12 von 25 kreisfreien Städten ihre Bevölkerung, so dass der Anteil der städtischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung von 14 % auf 30 % deutlich steigt.
Die Landkreise verdreifachen ihre Bevölkerung in diesem Zeitraum knapp (283 %). Dabei fällt auf, dass es zwar keinen Landkreis mit Bevölkerungsrückgang gibt, dass aber die beiden am schwächsten wachsenden Landkreise (Hof: 132 %, Neustadt an der Aisch: 137 %) nur um ein Drittel wachsen. Insgesamt verzeichnen 22 Landkreise ein stark unterdurchschnittliches Wachstum (Kategorie A in Tabelle 1); diese Landkreise, die zusammen etwa ein Drittel der Fläche Bayerns ausmachen, sind an der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung Bayerns nur sehr eingeschränkt beteiligt. Andererseits gibt es sieben Landkreise, die ihre Bevölkerung mehr als versechsfachen (Spitzenreiter: Landkreis München: 2828 %) und die eigentlich ein städtisches Wachstum verzeichnen.
Sieht man sich die räumliche Verteilung des Wachstums der Landkreise und der kreisfreien Städte an, so lässt sich klar ein Zentrum-Peripherie-Muster erkennen: In den Randregionen Bayerns, also in der Peripherie, liegen die Landkreise mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum (Kategorie A und B, Ausnahme ist nur der Alpenraum, wo der Tourismus für ein Bevölkerungswachstum sorgt), während die großen Städte im Kern Bayerns von überdurchschnittlich wachsenden Landkreisen umgeben sind. Dabei steht der Raum München mit großem Abstand an der Spitze (hier liegen fünf von sieben Landkreisen der Kategorie E), gefolgt vom Raum Nürnberg und vom Raum Augsburg (und vom Raum Ulm, dessen Zentrum in Baden-Württemberg liegt), während die übrigen Städte nicht von Landkreisen der Kategorie D und E (überdurchschnittliches Wachstum) umgeben sind.
Die Auswertung der Bevölkerungsentwicklung 1840–2019 zeigt also ein Bayern, das in der Gefahr steht, in zwei Teilräume – Zentren und Peripherien – zu zerfallen.
Deutschland | 260 % | (Daten nicht gebietsstandbereinigt) |
Bayern | 345 % | |
Oberbayern | 662 % | |
Mittelfranken | 353 % | |
Schwaben | 342 % | |
Niederbayern | 247 % | |
Oberpfalz | 242 % | |
Unterfranken | 237 % | |
Oberfranken | 207 % | |
Kreisfreie Städte | 714 % | Anteil an Bevölkerung 1840: 14%
Anteil an Bevölkerung 2019: 30 % |
Landkreise | 283 % | Anteil an Bevölkerung 1840: 86 %
Anteil an Bevölkerung 2019: 70 % |
200 | Niedrigster Regierungsbezirk |
283 | Durchschnitt Landkreise |
1840 = 100 % | A
132-201 % |
B
207-283 % |
C
295-399 % |
D
400-599 % |
E
600-1344 % |
---|---|---|---|---|---|
Kreisfreie Städte | Ansbach: 265 |
Passau: 314
|
Straubing: 425
|
Landshut: 605
| |
1 | 6 | 6 | 12 | ||
Landkreise |
Hof: 132
|
Amberg-Sulzbach: 213
|
Roth: 295
|
Altötting: 402
|
Neu-Ulm: 602
|
22 | 17 | 14 | 11 | 7 | |
Kreisfreie Städte und Landkreise | 22 | 18 | 20 | 17 | 19 |
Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Industriezeitalter 1840–1939
Der Ausgangspunkt dieses Zeitraumes liegt knapp vor dem Einsetzen der Industrialisierung in Bayern. Als Ende dieses Zeitraumes wird das Jahr 1939 gewählt, weil hier mit dem Zweiten Weltkrieg eine völlig neue Bevölkerungsentwicklung einsetzt.
Industrielle Entwicklung ist fast immer mit einem sehr starken Bevölkerungswachstum verbunden (Auseinanderfallen von Geburten- und Sterberaten, was als "demographischer Übergang" bezeichnet wird, und dies wird durch Zuwanderung aus dem Ausland noch zusätzlich verstärkt).
Die Bevölkerung in Bayern wuchs von 3,8 Mio. im Jahr 1840 auf 7,1 Mio. im Jahr 1939, also um 86 %. Das bayerische Wachstum liegt in dieser Zeit spürbar unter dem Wachstum des Deutschen Reiches, weil die Industrialisierung in Bayern später einsetzte und schwächer als im deutschen Durchschnitt ausgeprägt ist.
Bevölkerungswachstum ist im Zeitalter der Industrialisierung Städtewachstum, und auch Bayern macht dabei keine Ausnahme (Karte 2 und Tabelle 2): Während das Wachstum der kreisfreien Städte in diesem Zeitraum 452 % beträgt, liegen die Landkreise nur bei 141 %. Dies ist die größte Differenz zwischen Stadt und Land, die im gesamten Zeitraum 1840–2019 auftritt, und der Anteil der Bevölkerung, der in den kreisfreien Städten lebt, steigt von 14 % im Jahr 1840 auf 35 % im Jahr 1939 - dieser Wert wird anschließend bis heute nicht wieder erreicht.
Alle kreisfreien Städte wuchsen in diesem Zeitraum stärker als der bayerische Durchschnitt. Dabei fallen die Städte, die durch eine starke Industrialisierung geprägt sind, durch ein relativ starkes Bevölkerungswachstum auf. Die Spitzenreiter beim relativen Wachstum sind Schweinfurt (635 %), München (662 %), Nürnberg (699 %) und Weiden in der Oberpfalz (783 %).
Die Landkreise wuchsen dagegen nur schwach: 59 von 71 Landkreisen verzeichnen ein Wachstum, das unterhalb des bayerischen Durchschnitts liegt (Kategorien A, B und C in Tabelle 2), und darunter ist sogar ein Landkreis, nämlich Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, der einen Bevölkerungsrückgang von 4 % aufweist. Allerdings wird auf dieser Maßstabsebene der größte Problemraum Bayerns in dieser Zeit, die Region Westmittelfranken sowie nördlich und südlich daran angrenzende Gebiete (und jenseits der Landesgrenze die Region Tauberfranken in Baden-Württemberg) nicht angemessen sichtbar: In den Landkreisen Ansbach, Erlangen-Höchstadt, Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, Weißenburg-Gunzenhausen, Bamberg, Schweinfurt und Kitzingen verlieren zwischen 1840 und 1939 72 Gemeinden mehr als 10 % ihrer Einwohner. Dies stellt eine der größten Regionen mit Bevölkerungsrückgang im gesamten Deutschen Reich dar (Bätzing 2001, 197 und Bätzing 2003, 188). Ursache dafür ist die territoriale Neuordnung dieser Region von 1806/1810 (neue Grenzen zwischen Bayern, Baden und Württemberg), die diesen eigentlich zentralen Raum um die ehemalige Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber herum zerstückelt und zur Peripherie macht (Ruppert 1987, 223).
Die 34 Landkreise, die unterdurchschnittlich wuchsen (Kategorien A und B), lagen in der Regel in der Peripherie Bayerns, und sie wurden demographisch und wirtschaftlich deutlich geschwächt. Die 37 Landkreise, die ein stärkeres Wachstum als der Durchschnitt der Landkreise besaßen (Kategorien D und E), verdankten diese positive Entwicklung entweder einer dezentralen Industrialisierung im ländlichen Raum (Oberfranken), der touristischen Aufwertung (Alpenraum) oder der unmittelbaren Nähe zu einer größeren Stadt. Dabei fällt auf, dass es nur einen einzigen Landkreis mit einem stark überdurchschnittlichen Wachstum (Kategorie E) gibt, nämlich den Landkreis München (479 %), und dieses Wachstum ist auf eine frühe Suburbanisierung zurückzuführen.
Das moderne Wachstum konzentrierte sich also sehr eindeutig auf die Städte und strahlte dabei relativ schwach in die benachbarten Landkreise aus (Ausnahme München). Größere Teile des Landes hatten an der modernen Entwicklung keinen (ein Landkreis) oder nur einen begrenzten Anteil (33 Landkreise), andere Teile (36 Landkreise) verzeichneten eher schwache Impulse durch dezentrale Industrialisierung, Tourismus oder Suburbanisierung. Damit wurde Bayern durch eine Zentrum-Peripherie-Entwicklung geprägt, bei der es viele Zentren mit geringer räumlicher Ausstrahlung und große Peripherieräume gab.
Deutsches Reich | 211 % | (nicht gebietsstandsbereinigt: Weimarer Republik besitzt 13% weniger Fläche und ca. 10 % weniger Einwohner als das Deutsche Reich in den Grenzen von 1914) |
Bayern | 186 % | (Wachstum von 0,88 % pro Jahr) |
Oberbayern | 281 % | |
Mittelfranken | 212 % | |
Schwaben | 168 % | |
Niederbayern | 150% | |
Oberpfalz | 151 % | |
Unterfranken | 152 % | |
Oberfranken | 154 % | |
Kreisfreie Städte | 452 % | |
Landkreise | 141 % |
186 | Durchschnitt Bayern |
141 | Durchschnitt Landkreise |
1840=100 % | A
< 121 % |
B
121-140 % |
C
141-186 % |
D
187-399 % |
E
>399 % |
---|---|---|---|---|---|
Kreisfreie Städte |
Passau:199
|
Augsburg: 429 | |||
17 | 8 | ||||
Landkreise |
Neustadt (Aisch)-Bad Windsheim: 96
|
Erlangen-Höchstadt: 122
|
Lichtenfels: 141 |
Bad Tölz-Wolfratshausen: 192
|
München: 479 |
16 | 18 | 25 | 11 | 1 | |
Kreisfreie Städte und Landkreise | 16 | 18 | 25 | 28 | 9 |
Bevölkerungsentwicklung Bayerns in der Kriegs- und Nachkriegszeit (1939–1961)
Die Zeit von 1939 bis 1961 ist geprägt durch den Zweiten Weltkrieg und die spezifischen Bedingungen der Nachkriegszeit. Während die Volkszählung des Jahres 1950 noch Ausdruck davon ist, markiert die Volkszählung 1961 das Ende dieser außergewöhnlichen Periode und den Beginn einer neuen Entwicklung.
Die Kriegszerstörungen vieler deutscher Städte, darunter besonders die der Industriestädte, die zuvor sehr stark gewachsen waren, führen ab 1943 zu markanten Stadt-Land-Wanderungen. Durch die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge und Vertriebener ab 1945 stieg die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland (nicht jedoch die der damaligen Deutschen Demokratischen Republik) in kürzester Zeit um 31 % an. Diesen Menschen wurde von der Militärverwaltung Wohnraum zugewiesen, und da dieser in den zerstörten Städten kaum zur Verfügung stand, wurden sie vor allem auf dem Land einquartiert (das sie später meist wieder verlassen, als es in den Städten genügend Arbeit und Wohnraum gab). Dadurch findet ein markanter Trendbruch zum Zeitraum 1840 – 1939 statt, weil jetzt das Land stärker als die Stadt wächst.
Bayern wuchs in diesem Zeitraum von 7,1 Mio. auf 9,5 Mio. Einwohner. Dies bedeutet ein extrem starkes Wachstum von 34 % in nur 22 Jahren (Karte 3 und Tabelle 3), und diese Wachstumsrate lag nur leicht über der der Bundesrepublik Deutschland. Auffällig ist, dass das Wachstum der Landkreise (137 %) über dem der kreisfreien Städte (128 %) lag, was einen Trendbruch darstellt. Bei den kreisfreien Städten gab es deutliche Korrelationen zwischen starken Kriegszerstörungen und schwacher Bevölkerungsentwicklung. Bei den Landkreisen fällt auf, dass 29 Landkreise in die Kategorie C (Durchschnitt) fallen, dass es nur sechs Landkreise mit einem sehr schwachen Wachstum gab (diese konzentrieren sich im Bayerischen Wald), und dass 26 Landkreise sogar ein überdurchschnittliches Wachstum (Kategorien D und E) aufweisen. Diese 26 Landkreise liegen in erster Linie in Oberbayern und hier vor allem im Umfeld der Stadt München, und in zweiter Linie im Umfeld der Städte Augsburg, Nürnberg, Ulm und Aschaffenburg. Mit dieser Entwicklung setzt sich der Prozess der Suburbanisierung fort, der sich schwach bereits im Zeitraum 1840–1939 gezeigt hatte.
Dieser kurze Zeitraum ist also durch eine spürbare Wiederaufwertung des ländlichen Raums gegenüber den Städten geprägt, von der jedoch die zentrennahen Landkreise am stärksten profitieren. Allerdings fällt diese Wiederaufwertung nicht so stark aus, dass dadurch die Veränderungen der Zeit 1840–1939 wieder rückgängig gemacht würden – die Dominanz der Städte wieder lediglich für eine gewisse Zeit etwas abgeschwächt.
Deutschland | 131 % | (Gebietsstand 1961, alte Bundesländer) |
Bayern | 134 % | (Wachstum von 1,54 % pro Jahr) |
Schwaben | 143 % | |
Oberbayern | 142 % | |
Oberfranken | 134 % | |
Mittelfranken | 129 % | |
Oberpfalz | 129 % | |
Unterfranken | 129 % | |
Niederbayern | 123 % | |
Kreisfreie Städte | 128 % | |
Landkreise | 137 % |
128 | Durchschnitt Bayern |
137 | Durchschnitt Landkreise |
1939=100 % | A
< 120 % |
B
120-127 % |
C
128-137 % |
D
138-154 % |
E
> 154 % |
---|---|---|---|---|---|
Kreisfreie Städte |
Nürnberg: 109
|
Aschaffenburg: 122
|
Ansbach: 128
|
Bayreuth: 139
|
Ingolstadt: 159
|
3 | 6 | 5 | 7 | 4 | |
Landkreise |
Straubing-Bogen: 107
|
Neustadt (Aisch)-Bad Windsheim: 123
|
Rhön-Grabfeld: 128
|
Rosenheim: 138
|
Altötting: 155
|
6 | 10 | 29 | 15 | 11 | |
Kreisfreie Städte und Landkreise | 9 | 16 | 34 | 22 | 15 |
Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Kontext der Tertiarisierung (1961–1987)
Der Wiederaufbau Deutschlands in der Nachkriegszeit hatte die vor dem Zweiten Weltkrieg entstandenen industriellen Strukturen (großes Gewicht auf Kohle und Stahl) wiederhergestellt und gestärkt. Ab den 1960er Jahren wandelte sich dann die Industrie- in eine Dienstleistungsgesellschaft, was als "Tertiarisierung" bezeichnet wird. Eine Dienstleistungsgesellschaft wird dadurch definiert, dass mehr als 50 % aller Erwerbstätigen im III. Wirtschaftssektor (Dienstleistungen) tätig sind. Dies war in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1972 erstmals der Fall. Mit diesem säkularen Wandel sind grundlegende wirtschaftliche und sozio-kulturelle Änderungen verbunden, die die Wirtschaftsräume der Bundesrepublik Deutschland erheblich verändern (Entwertung der traditionellen Industriegebiete, Aufwertung von Standorten mit sehr guter internationaler Erreichbarkeit und hohem Freizeitwert ohne industrielle Altlasten), was zu einer Nord-Süd-Verschiebung der dynamischsten Wirtschaftsregionen in der Bundesrepublik Deutschland führt (Bätzing 2020, 123 ff.).
Mit der Dienstleistungsgesellschaft ist ebenfalls das Ende des starken Bevölkerungswachstums verbunden, das für die Industriegesellschaft so typisch war: Im Jahr 1972 fällt die Geburtenrate in Deutschland erstmals unter das Niveau der Sterberate und verbleibt dort bis heute. Das bedeutet, dass seitdem ein Bevölkerungswachstum in Deutschland nur noch durch Zuwanderung aus dem Ausland möglich ist. Aus diesem Grund fiel das Bevölkerungswachstum anschließend relativ schwach aus, und die alte Bundesrepublik verzeichnete im Jahr 1974 den für lange Zeit maximalen Bevölkerungsstand von 62 Mio. Einwohnern (Gesamtdeutschland: 79 Mio.). Anschließend ging die Bevölkerung wieder leicht zurück und erreichte in den Jahren 1985/86 mit 61 Mio. (77,6 Mio.) Einwohnern ihr Minimum. Ab dem Jahr 1988/89 setzte dann ein sprunghaftes Wachstum durch Zuwanderer ein, was auf völlig neuen Rahmenbedingen gründet.
Die Bundesrepublik Deutschland verzeichnet in dieser Phase ein relativ schwaches Wachstum (109 %, Gesamtdeutschland 106 %), was spürbar unter dem Durchschnitt der damaligen Staaten der EU liegt (EU-12: 115 %). Innerhalb Deutschlands wuchs der Süden deutlich stärker als der Norden (1. Platz: Baden-Württemberg, 2. Platz: Bayern, 3. Platz: Hessen). Damit verwandelte sich der Nachteil der späten und schwachen Industrialisierung Bayerns im Kontext der Tertiarisierung in einen Standortvorteil.
Die Bevölkerung Bayerns wuchs zwischen 1961 und 1987 von 9,5 Mio. auf 10,9 Mio., also um 15 % (Karte 4 und Tabelle 4). Das Wachstum der Landkreise (120 %) lag jetzt sehr deutlich über dem der kreisfreien Städte (nur 104 %). 13 Städte verloren Einwohner, darunter sind fast alle Großstädte Bayerns. Acht Städte wuchsen schwächer als der bayerische Durchschnitt. Nur vier Städte lagen darüber, bei ihnen handelte es sich um mittelgroße Städte (1. Platz: Ingolstadt, 2. Platz: Rosenheim, 3. Platz: Erlangen, 4. Platz Schwabach), die zwischen 1840 und 1939 meist nur relativ schwach gewachsen waren. Diese Entwicklung lässt sich darauf zurückführen, dass in diesem Zeitraum die Kernstädte zu Gunsten ihres Umlandes erheblich entwertet wurden.
Bei den Landkreisen gab es sehr unterschiedliche Entwicklungen: 21 Landkreise wuchsen stärker als die kreisfreien Städte und schwächer als der bayerische Durchschnitt (Kategorie C) – die "Mitte" war also besonders stark ausgeprägt. Sieben Landkreise verloren jetzt sogar Einwohner (Kategorie A), darunter erneut der Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, der bereits zwischen 1840 und 1939 Einwohner verloren hatte; dies ist ein Hinweis auf länger andauernde Wirtschaftsprobleme dieser Region. Sechs Landkreise mit Bevölkerungsrückgang lagen in Oberfranken, und diese Landkreise waren zuvor zwischen 1840 und 1939 durch dezentrale Industrialisierung relativ stark gewachsen (127 bis 179 %). Da diese Industriestandorte im Kontext der Tertiarisierung in die Krise geraten und geschlossen bzw. ins Ausland verlagert wurden, ging die Bevölkerung dieser Landkreise zurück. Am stärksten war davon der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge betroffen (83 % oder -17%), der deshalb bayernweit Schlagzeilen machte; allerdings lag seine Bevölkerungsdichte dank des früheren Wachstums weiterhin relativ hoch, so dass seine Situation nicht mit der des Landkreises Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim zu vergleichen war. Weitere acht Landkreise verzeichneten nur ein sehr geringes Wachstum (Kategorie B), so dass insgesamt 15 Landkreise in diesem Zeitraum größere wirtschaftliche Probleme hatten.
Auf der anderen Seite gibt es 35 Landkreise, die ein überdurchschnittliches und stark überdurchschnittliches Wachstum verzeichneten (Kategorien D und E): Sieht man sich ihre räumliche Verteilung an, so stellt man fest, dass nahezu alle diese Landkreise in der direkten Nähe einer größeren kreisfreien Stadt liegen (beim Landkreis Neu-Ulm liegt die Stadt Ulm in Baden-Württemberg, und die Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg werden auch vom benachbarten Großraum Frankfurt mitgeprägt).
Fasst man die Entwicklung der kreisfreien Städte und der Landkreise zusammen, so korrespondiert die Entwertung der Kernstädte mit dem Wachstum der suburbanen Räume um diese Städte herum. Jenseits dieser städtisch geprägten Regionen gab es relativ viele Landkreise mit einer durchschnittlichen Entwicklung und eine geringere Zahl von Landkreisen mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung und mit Wirtschaftsproblemen. Diese Entwicklung kann man erneut als Zentrum-Peripherie-Entwicklung interpretieren, wobei die Zentren im Unterschied zum Zeitraum 1840 bis 1939 jetzt ihr Umland relativ stark prägen, und die problematischen Peripherieräume deutlich kleiner wurden.
EU-12 | 115 % | |
Bundesrepublik Deutschland (Gebietsstand 1991) | 106 % | Alte und neue Bundesländer |
Bundesrepublik Deutschland (Gebietsstand 1987) | 109 % | Alte Bundesländer; nur Baden-Württemberg (120 %), Bayern (115 %) und Hessen (114 %) liegen über 111 % |
Oberbayern | 127 % | |
Schwaben | 115 % | |
Mittelfranken | 111 % | |
Niederbayern | 111 % | |
Unterfranken | 110 % | |
Oberpfalz | 108 % | |
Oberfranken | 98 % | |
Kreisfreie Städte | 104 % | |
Landkreise | 120 % |
104 | Kreisfreie Städte |
115 | Bayern |
1961=100% | A
< 100% |
B
100-104% |
C
105-115% |
D
116-137% |
E
> 137% |
---|---|---|---|---|---|
Kreisfreie Städte |
Bamberg: 86
|
Kaufbeuren: 102
|
Bayreuth: 105
|
Schwabach: 124
|
Ingolstadt: 138 |
13 | 4 | 4 | 3 | 1 | |
Landkreise |
Wunsiedel (Fichtelgebirge): 83
|
Weißenburg-Gunzenhausen: 100
|
Dillingen (Donau): 105
|
Passau: 116
|
Dachau: 138
|
7 | 8 | 21 | 22 | 13 | |
Kreisfreie Städte und Landkreise | 20 | 12 | 25 | 25 | 14 |
Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Kontext der Globalisierung 1 (1987–2004)
Das Jahr 1989 bedeutet auch in demographischer Hinsicht eine Zäsur: Durch die deutsche Wiedervereinigung, das Zusammenwachsen der EU, den Zerfall des Sozialismus und die stark voranschreitende Globalisierung veränderten sich die Rahmenbedingungen des Wirtschaftens erneut, wobei die Strukturen der Dienstleistungsgesellschaft weiter ausgebaut und globalisiert, aber nicht grundlegend verändert werden.
Insgesamt gesehen wuchs Deutschland jetzt wieder etwas stärker als im vorigen Zeitraum (0,35 % pro Jahr statt zuvor 0,23 %); da die Geburtenrate weiter abnahm, basierte das Bevölkerungswachstum auf der Zuwanderung aus dem Ausland. Weiterhin wächst der Süden Deutschlands stärker als der Norden, aber dies wurde nun durch die neue Dynamik zwischen den neuen (Abwanderung und Bevölkerungsrückgang) und den alten Bundesländern (Wachstum) überlagert. Innerhalb Deutschlands behält Bayern seine überdurchschnittlich positive Entwicklung bei und steht weiterhin auf Platz 2 hinter Baden-Württemberg.
Die bayerische Bevölkerung wuchs in diesem Zeitraum von 10,9 Mio. auf 12,4 Mio., also um 14 %; da dieser Zeitraum jedoch kürzer als der vorherige ist, stieg das Wachstum von 0,58 % auf 0,82 % pro Jahr (siehe Karte 5 und Tabelle 5). Grundsätzlich finden wir die gleiche Entwicklung wie im vorigen Zeitraum, indem die Landkreise erneut stärker als die kreisfreien Städte wachsen; lediglich die Unterschiede zwischen ihnen wurden geringer: Die Landkreise wuchsen jetzt um 17 % (statt 20 %), die kreisfreien Städte um 6 % (statt 4 %). Diese Aussage gilt auch für die Bandbreite der Entwicklung: Bei den kreisfreien Städten beträgt die Spanne nicht mehr 86 % bis 138 % wie im vorigen Zeitraum, sondern nur noch 96 % bis 125 %, und bei den Landkreisen nicht mehr 83 % bis 209 % wie im vorigen Zeitraum, sondern nur noch 94 % bis 137 %.
Bei den kreisfreien Städten gab es nur noch zwei Städte mit Bevölkerungsrückgang (Hof und Coburg), während die meisten Städte moderat wuchsen. Der Spitzenreiter war weiterhin Ingolstadt. Das bedeutet, dass sich die Entwertung der Kernstädte in diesem Zeitraum stark abschwächt und eine Reurbanisierung sichtbar wird.
Bei den Landkreisen ging die Zahl der unterdurchschnittlich wachsenden Landkreise stark zurück und betrug nur noch sieben statt zuvor 15, wobei die meisten in Oberfranken liegen – hier setzt sich der Prozess der Deindustrialisierung weiter fort, schwächt sich jedoch etwas ab. Die Landkreise mit einem durchschnittlichen Bevölkerungswachstum wurden noch zahlreicher als im letzten Zeitraum (jetzt 36 statt zuvor 21), während die überdurchschnittlich wachsenden Landkreise (Kategorie D) nahezu gleichblieben. Spürbare Unterschiede gibt es dagegen bei den stark überdurchschnittlich wachsenden Landkreisen (Kategorie E): Sowohl die Zahl dieser Landkreise (zuvor 13, jetzt nur noch vier) als auch ihre Wachstumsraten (zuvor von 138 % bis 209 %, jetzt nur noch von 130 % bis 137 %) gingen sehr stark zurück. Diese vier Landkreise (Pfaffenhofen an der Ilm, Freising, Erding und Landsberg am Lech) liegen ausschließlich im Großraum München, und bilden hier einen zweiten suburbanen Gürtel – das suburbane Wachstum verlagerte sich hier immer weiter von der Kernstadt weg in das Umland hinein. Die suburbane Entwicklung um die übrigen bayerischen Städte herum wurde dagegen etwas schwächer, so dass sich die Unterschiede zwischen dem Großraum München und den übrigen Stadtregionen verstärkten.
Diese Bevölkerungsentwicklung folgte zwar immer noch einem Zentrum-Peripherie-Muster, aber dieses Muster schwächte sich jetzt spürbar ab: Die Peripherien wurden deutlich kleiner und verzeichnen einen geringeren Rückstand zum bayerischen Durchschnitt, der durchschnittliche ländliche Raum wurde größer, die suburbanen Räume verzeichneten eine geringere Dynamik, und nur der Großraum München wurde noch durch ein starkes suburbanes Wachstum geprägt.
Die Abschwächung der räumlichen Unterschiede hing auch mit der bayerischen Raumordnung zusammen (Aufbau eines Netzes Zentraler Orte, Aufwertungen von mittelgroßen Städten in der Peripherie zu Oberzentren, Gebietsreform, Verbesserung der Erreichbarkeiten usw.). Da diese Raumordnung Mitte der 1970er Jahre begann, sind ihre Auswirkungen im Zeitraum 1961 bis 1987 zwar bereits erkennbar (kleinere Problemräume, Stärkung der durchschnittlichen Landkreise), aber sie werden erst im Zeitraum 1987 bis 2004 richtig sichtbar.
Diese Entwicklung könnte den Eindruck erwecken, dass sich nach den zwei Zeiträumen mit starken bzw. etwas abgeschwächten räumlichen Disparitäten (1840-1939 und 1961-1987) das Bevölkerungswachstum jetzt relativ homogen in Bayern verteilt. Dies liegt jedoch auch an der gewählten Maßstabsebene: Berücksichtigt man die Entwicklung auf der Gemeinde-Ebene (Bätzing 2001 und 2003), so stellt man fest, dass die räumlichen Disparitäten keineswegs verschwinden, sondern sich nur von einer großräumigen Ebene (Landkreise) auf eine kleinräumigere Ebene (Gemeinden und Orte) verlagern. Darauf kann an dieser Stelle aber nur verwiesen werden.
EU-25 | 106 % | |
EU-15 | 107 | |
Bundesrepublik Deutschland (Gebietsstand 1991) | 106 % | Gebietsstand 1991, alte und neue Bundeslände |
Bundesrepublik Deutschland, alte Bundesländer | 107 % | Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Reinlandpfalz, Schleswig-Holstein: 111-112 %; Baden-Württemberg: 115 % |
Bayern | 114 % | |
Oberbayern | 117 % | |
Niederbayern | 116 % | |
Schwaben | 115 % | |
Oberpfalz | 112 % | |
Mittelfranken | 112 % | |
Unterfranken | 112 % | |
Oberfranken | 107 % | |
Kreisfreie Städte | 106 % | |
Landkreise | 117 % |
107 | EU-15 |
117 | Landkreise |
1987=100 % | A
< 100 % |
B
100-107 % |
C
108-117 % |
D
118-129 % |
E
> 129 % |
---|---|---|---|---|---|
Kreisfreie Städte |
Hof: 96
|
Bamberg: 101
|
Memmingen: 108
|
Ingolstadt: 125 |
|
2 | 12 | 10 | 1 | ||
Landkreise |
Wunsiedel (Fichtelgebirge): 94
|
Hof: 101
|
Freyung-Grafenau: 108
|
Starnberg: 118
|
Pfaffenhofen (Ilm): 130
|
2 | 5 | 36 | 24 | 4 | |
Kreisfreie Städte und Landkreise | 4 | 17 | 46 | 25 | 4 |
Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Kontext der Globalisierung 2 (2004–2019)
An dieser Stelle ist auf ein Erhebungsproblem hinzuweisen: Zwischen den Volkszählungen werden die Bevölkerungsdaten "fortgeschrieben" und dann bei der nächsten Volkszählung wieder korrigiert, was früher regelmäßig im Abstand von zehn Jahren geschah. Die Daten der Volkszählung vom 9. Mai 2011, der ersten Volkszählung nach der vom 25. Mai 1987, ergaben für Deutschland 1,5 Millionen und für Bayern 100.000 Einwohner weniger, als auf der Grundlage der Bevölkerungsfortschreibungen errechnet worden waren – damit sind die Daten von 2004 wahrscheinlich etwas zu hoch. Und es stellt sich die Frage, ob dieses Problem bei der nächsten Volkszählung, die wegen der Corona-Pandemie 2020/21 von 2021 auf 2022 verschoben wurde, erneut auftreten wird – dies würde die Daten von 2019 betreffen.
Der Zeitraum um das Jahr 2004 stellt eine demographische Trendwende dar, weil seitdem Deutschland insgesamt sowie alle Bundesländer außer Bayern Einwohner verlieren. Und alle Prognosen gingen in dieser Zeit davon aus, dass sich diese Entwicklung auch in Zukunft weiter fortsetzen würde (Deutschland "schrumpft"). Dann kam jedoch das Jahr 2015 mit der großen Zahl an Zuwanderern aus dem Ausland, und seitdem wächst die Bevölkerung in Deutschland wieder. Deshalb verzeichnet Deutschland zwischen 2004 und 2019 doch ein leichtes Wachstum von 0,8 %, wobei acht Bundesländer einen Bevölkerungsrückgang und acht ein Bevölkerungswachstum aufweisen. An der Spitze stehen die beiden Stadtstaaten Berlin und Hamburg, gefolgt von Bayern (105,5 %) und Baden-Württemberg (103,6 %). Damit steht Bayern in diesem Zeitraum erstmals seit 1840 an der Spitze bei den Flächenbundesländern.
Die Bevölkerung Bayerns wuchs in diesem Zeitraum von 12,4 Mio. auf 13,1 Mio., also um 5,5 %, und jetzt wurde das bayerische Wachstum – im Unterschied zum vorherigen Zeitraum – wieder sehr stark von Oberbayern geprägt (Karte 6 und Tabelle 6). Sehr auffällig ist, dass jetzt erstmals seit 1939 das Wachstum der kreisfreien Städte (111 %) sehr deutlich über dem der Landkreise (103 %) lag – hierbei handelt es sich erneut um einen deutlichen Trendbruch.
Bei den kreisfreien Städten gab es jetzt deutliche Unterschiede: Sechs Städte in Unterfranken, Oberfranken und der Oberpfalz verloren Einwohner, und sieben Städte wuchsen sehr stark - mit Ausnahme von Fürth liegen sie alle im Süden Bayerns. Hier zeigt sich bei den Städten erstmals ein Nord-Süd-Gefälle in Bayern.
Bei den Landkreisen dominierten jetzt wieder die Unterschiede: 21 Landkreise verloren Einwohner (88 % - 99 %, Kategorie A), und diese Landkreise liegen – mit Ausnahme des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen – im äußersten Norden und Osten Bayerns. Es handelt sich bei diesen Landkreisen teilweise um Mittelgebirge (Odenwald, Spessart, Rhön, Frankenwald, Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald, Bayerischer Wald), in allen Fällen jedoch um sehr periphere Regionen. Dies stellt eine neue Situation dar: Seit 1961 hatte es Bevölkerungsverluste fast nur in den wenigen altindustrialisierten Landkreisen Oberfrankens gegeben, aber jetzt sind davon 21 Landkreise betroffen. Ursache dafür ist eine Überalterung der Bevölkerung, der Verlust zahlreicher dezentraler Arbeitsplätze (zur Veränderung der Arbeitsplätze 1995–2010 auf Gemeindeebene in der flächengroßen Metropolregion Nürnberg, die 31 % der Fläche Bayerns umfasst, siehe Bätzing 2012) und eine Abwanderung junger Erwachsener. 19 Landkreise wachsen nur sehr schwach (100 % - 103 %, Kategorie B), und diese liegen im Osten bzw. im Westen Bayerns in peripherer Lage und im Umkreis um die Stadt Nürnberg herum. Da Nürnberg die zweitgrößte bayerische Stadt ist - in den vier Städten Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach leben 2019 sogar 800.000 Menschen -, ist es erstaunlich, dass ihr suburbanes Wachstum in dieser Zeit so schwach ausfällt. 20 Landkreise verzeichnen ein durchschnittliches Wachstum (104 % - 107 %, Kategorie C), und diese liegen fast alle – mit Ausnahme des Landkreises Fürth – im Süden und in der Mitte Bayerns. Die elf Landkreise mit überdurchschnittlichem Wachstum (108 % - 117 %, Kategorie D und E) finden sich ausschließlich im Großraum München – Landshut – Ingolstadt – Augsburg und sind Ausdruck des starken suburbanen Wachstums. Dabei fällt auf, dass im Unterschied zum vorigen Zeitraum, in dem der zweite suburbane Gürtel am stärksten gewachsen war, das Wachstum jetzt in der Nähe der Stadt München am stärksten ausfällt.
Diese Bevölkerungsentwicklung verstärkt erneut das großräumige Zentrum-Peripherie-Muster, das sich im vergangenen Zeitraum erheblich abgeschwächt hatte: Es entsteht jetzt ein sehr deutlicher Gegensatz zwischen den flächengroßen Peripherien im Westen, Norden und Osten Bayerns, die in der Gefahr stehen, wirtschaftlich marginalisiert zu werden, und dem erweiterten Großraum München, der aus den Städten München, Landshut, Ingolstadt und Augsburg und aus den benachbarten Landkreisen besteht und inzwischen fast die gesamte wirtschaftliche Entwicklung Bayerns prägt. Die übrigen Städte, die zuvor noch die wirtschaftliche Entwicklung Bayerns mitbestimmt hatten, verlieren ihre frühere demographische und wirtschaftliche Dynamik und ihre Bedeutung innerhalb Bayerns geht deutlich zurück. Im Süden Bayerns gibt es keine vergleichbare Peripherie, die dem Westen, Norden oder Osten Bayerns entspricht, weil hier die Alpen liegen, deren starke touristische Entwicklung für dezentrale wirtschaftliche Impulse sorgt, und weil der Großraum München inzwischen bis an die Alpen reicht.
Diese Entwicklung ist typisch für die zweite Phase der Globalisierung, in der ein dezentrales Städtesystem von wenigen dominanten Metropolen abgelöst wird. Begleitet wird dieser Wandel durch einen politischen Wandel, bei dem die Politik die Raumordnung, die der Leitidee der gleichwertigen Lebensverhältnisse verpflichtet war, durch neoliberale Leitideen ersetzt. Beide Veränderungen, die sich Mitte der 2000er Jahre durchsetzen, sind mit zunehmenden räumlichen Disparitäten verbunden.
EU-27 | 104,2 % | |
Euro-Zone | 104,7 | |
Deutschland | 100,8 % | 8 Bundesländer: Rückgänge,
8 Bundesländer Wachstum: Berlin 108,3 %, Hamburg 106,4 %, Bayern 105,5 %, Baden-Württemberg 103,6 % |
Bayern | 105,5 % | Wachstum von 0,37 % pro Jahr |
Oberbayern | 111,9 % | |
Schwaben | 106,3 % | |
Niederbayern | 104 % | |
Mittelfranken | 103,9 % | |
Oberpfalz | 102 % | |
Unterfranken | 98 % | |
Oberfranken | 96,3 % | |
Kreisfreie Städte | 111,3 % | Anteil an Bevölkerung 2004: 28 %, an Bevölkerung 2019: 30 % |
Landkreise | 103,2 | Anteil an Bevölkerung 2004: 72 %, an Bev. 2019: 70 % |
Kat. A | Bevölkerungsverlust |
103 | Durchschnitt Landkreise |
111 | Durchschnitt kreisfreie Städte |
2004=100 % | A
88-99,9 % |
B
100-103 % |
C
104-107 % |
D
108-111 % |
E
112-121 % |
---|---|---|---|---|---|
Kreisfreie Städte |
Hof: 93
|
Bayreuth: 100
|
Passau: 104
|
Bamberg: 110
|
Kempten (Allgäu): 112
|
6 | 3 | 7 | 2 | 7 | |
Landkreise |
Wunsiedel (Fichtelgebirge): 88
|
Ansbach: 100
|
Berchtesgadener Land: 104
|
Eichstätt: 108
|
Freising: 113
|
21 | 19 | 20 | 6 | 5 | |
Kreisfreie Städte und Landkreise | 27 | 22 | 27 | 8 | 12 |
Die Bevölkerungsdichte Bayerns im Jahr 2019
Um die Ergebnisse des Bevölkerungswachstums angemessen interpretieren zu können, wird zum Schluss die Bevölkerungsdichte der Landkreise und der kreisfreien Städte im Jahr 2019 ausgewertet. Die Bevölkerungsdichte in diesem Jahr ist das Ergebnis der Bevölkerungsdichte im Jahr 1840 und der Bevölkerungsentwicklung, die seither stattgefunden hat. Deshalb ist es erforderlich, zuerst einen Blick auf die Situation von 1840 zu werfen.
Im Jahr 1840 betrug die Bevölkerungsdichte in Bayern 54 Einwohner/km2 (Landkreise: 48 Einwohner/km2, kreisfreie Städte: 261 Einwohner/km2). Die geringe Differenz zwischen dem Durchschnitt von Bayern und dem der Landkreise zeigt, dass der Bevölkerungsanteil der Städte damals noch relativ gering war.
Die geringsten Bevölkerungsdichten (weniger als 36 Einwohner/km2) verzeichnen Landkreise, die in relativ siedlungs- und nutzungsungünstigen Regionen liegen, nämlich acht Landkreise mit einem Alpenanteil (Bad Tölz-Wolfratshausen, Berchtesgadener Land, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Traunstein, Weilheim-Schongau, Oberallgäu, Ostallgäu, wobei der Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit nur 15 Einwohner/km2 an der Spitze steht) und fünf Landkreise im Bereich der Isar-Inn-Schotterplatten (Ebersberg, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München, Starnberg, wobei der Landkreis München mit 19 Einwohner/km2 an der Spitze steht). Diese zweite Gruppe von fünf Landkreisen mit einer sehr geringen Bevölkerungsdichte erstaunt insofern, als diese Landkreise zwischen 1840 und 2019 fast alle ein stark überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum aufweisen – der relativ ungünstige Naturraum spielt jetzt keine Rolle mehr, und die Nähe zur Stadt München prägt stattdessen die Bevölkerungsentwicklung.
Die höchsten Bevölkerungsdichten finden sich 1840 dort, wo die Natur eine besonders intensive landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht, und bei den 14 Landkreisen mit mehr als 60 Einwohner/km2 stehen die beiden Landkreise Kitzingen und Lindau an der Spitze (je 85 Einwohner/km2). Allerdings gibt es in dieser Gruppe auch fünf Landkreise in Oberfranken (Hof, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels, Wunsiedel), deren sehr hohe Bevölkerungsdichten nicht durch die Landwirtschaft, sondern durch eine dezentrale Protoindustrialisierung verursacht werden (Bätzing 2001). Fast alle sehr dicht besiedelten Landkreise verzeichnen zwischen 1840 und 2019 ein unterdurchschnittliches Bevölkerungswachstum und verdeutlichen damit, dass ein günstiger Naturraum nach 1840 keine Rolle mehr beim Bevölkerungswachstum spielt – die Entwicklung nach 1840 entkoppelt sich immer mehr vom Naturraum, und lediglich eine intensive touristische Entwicklung kann diese Situation etwas modifizieren.
Im Jahr 2019 besitzt Bayern dann eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 186 Einwohner/km2 (kreisfreie Städte: 1.864 Einwohner/km2, Landkreise: 135 km2, Karte 7 und Tabelle 7).
17 Landkreise besaßen eine Dichte von weniger als 100 Einwohner/km2 (Kategorie A), und die beiden Landkreise Tirschenreuth und Neustadt an der Waldnaab (beide Oberpfälzer Wald) sind mit 66 Einwohner/km2 die am dünnsten besiedelten Landkreise Bayerns. Im deutschen Kontext sind dies zwar niedrige, aber keinesfalls extreme Werte. Diese 17 Landkreise, die insgesamt 28 % der Fläche Bayerns mit nur 13 % seiner Bevölkerung umfassen, lagen in Mittelgebirgen, in den Alpen, in Westmittelfranken und in weiteren ländlichen Regionen, und ihre Bevölkerungsdichte war so gering, dass die Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge eine große Herausforderung darstellte.
Die 23 Landkreise mit einer Dichte von mehr als 150 Einwohner/km2 (Kategorie D und E) lagen mit Ausnahme des Landkreises Altötting in der direkten Nähe einer Stadt (der Landkreis Lindau liegt neben der österreichischen Stadt Bregenz, der Landkreis Neu-Ulm neben der baden-württembergischen Stadt Ulm), und ihre Bevölkerungsdichte verdankt sich daher der Suburbanisierung. Die Entwicklung, die hier ablief, kann man angemessen mit der Herausbildung einer "Zwischenstadt" beschreiben (Sieverts 1997). Diese Entwicklung ist im Großraum München besonders stark ausgeprägt.
Landkreise, die im Jahr 2019 mehr als 200 Einwohner/km2 aufweisen, besitzen eindeutig keinen ländlichen Charakter mehr, sondern sind so eng mit der benachbarten Stadt verflochten, dass sie einen städtischen Charakter aufweisen. Rechnet man diese 13 Landkreise (Kategorie E in Karte 7 und Tabelle 7) zu den kreisfreien Städten hinzu, dann umfasst der so abgegrenzte städtische Raum im Jahr 2019 14 % der Fläche, und hier leben heute 47 % der Bevölkerung Bayerns.
Fasst man alle Ergebnisse dieser Analysen zusammen, dann besteht die große Gefahr, dass der Freistaat Bayern immer mehr in einen sehr dynamischen Großraum München, der die wirtschaftliche Entwicklung ganz Bayerns dominiert, und in einen sehr großen "Restraum" zerfällt, der durch Bevölkerungsstagnation und -rückgang geprägt ist und der wirtschaftlich immer mehr entwertet wird. Diese Entwicklung stellt für das in der Bayerischen Verfassung festgelegte Ziel der "gleichwertigen Lebensverhältnisse", das nach wie vor in Bayern gilt, eine große Herausforderung dar.
Durchschnitt Bayern | 186 Einwohner/km2 |
Durchschnitt kreisfreie Städte | 1.864 Einwohner/km2 |
Durchschnitt Landkreise | 135 Einwohner/km2 |
Durchschnitt Bundesrepublik Deutschland | 233 Einwohner/km2 |
Einwohner / km² | A
66-99 |
B
100-119 |
C
120-149 |
D
150-199 |
E
200-4788 |
---|---|---|---|---|---|
Kreisfreie Städte |
Ansbach: 418
| ||||
25 | |||||
Landkreise |
Tirschenreuth: 66
|
Schwandorf: 100
|
Wunsiedel (Fichtelgebirge): 120
|
Landsberg (Lech): 150
|
Nürnberger Land: 214
|
17 | 16 | 15 | 10 | 13 | |
Kreisfreie Städte und Landkreise | 17 | 16 | 15 | 10 | 38 |
Gebietsstand Bayerns ab 1818 und die jeweilige Gesamtbevölkerung
Jahr | Grenzen von 2004 (gebietsstandsbereinigte Daten) | Historische Grenzen | Unterschiede im erfassten Gebiet |
1818 | 3.707.966 | mit der Pfalz, dem Bezirksamt Gersfeld und Teilen des Kreises Orb, ohne das Herzogtum Coburg und die Enklave Ostheim | |
1840 | 3.802.515 | 4.370.977 | mit der Pfalz, dem Bezirksamt Gersfeld und Teilen des Kreises Orb, ohne das Herzogtum Coburg und die Enklave Ostheim |
1871 | 4.292.484 | 4.863.450 | mit der Pfalz, ohne das Herzogtum Coburg und die Enklave Ostheim |
1900 | 5.414.831 | 6.176.057 | mit der Pfalz (verkleinert um die Saarpfalz) und Coburg, ohne die Enklave Ostheim |
1925 | 6.451.380 | 7.379.594 | mit der Pfalz (verkleinert um die Saarpfalz) und Coburg, ohne die Enklave Ostheim |
1939 | 7.084.086 | 8.222.982 | mit der verkleinerten Pfalz und Teilen des Sudetenlands |
1950 | 9.184.466 | 9.126.010 | ohne die Pfalz und den Kreis Lindau, mit der Enklave Ostheim |
1961 | 9.515.479 | ||
1970 | 10.479.386 | ||
1987 | 10.902.643 | ||
2004 | 12.443.893 |
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (gebietsstandsbereinigte Daten). - Für die historischen Daten: Hans Fehn, Bayerns Bevölkerungsentwicklung seit 1800, in: Max Spindler (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. Vierter Band: Das neue Bayern 1800-1970, zweiter Teilband, München 1979, 679-708, hier 680. Detaillierte Angaben enthalten die jeweils gesondert in den "Beiträgen zur Statistik Bayerns" (1850-1918: "Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern") publizierten Ergebnisse der Volkszählungen. Die Daten der Volkszählungen von 1818 bis 1850 enthält der Band 1 der "Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern". Einen raschen Zugriff auf das Datenmaterial bietet das "Statistische Jahrbuch für Bayern" (1894-1915: Statistisches Jahrbuch für das Königreich Bayern").
Jahr | Bevölkerung | Bemerkung |
1818 | 446.168 | |
1840 | 579.120 | |
1871 | 615.035 | |
1900 | 831.678 | |
1925 | 931.755 | ohne die Saarpfalz |
1939 | 1.045.176 | ohne die Saarpfalz |
1950 | 1.051.054 | ohne die Saarpfalz |
1958 | 1.217.208 | ohne die Saarpfalz |
1970 | 1.342.286 | ohne die Saarpfalz |
Quellen: Bis 1939 siehe Gesamtbayern. Ab 1945: Hans-Jürgen Wunschel, Die Pfalz in der Nachkriegszeit, in: Karl-Heinz Rothenberger (u. a.), Pfälzische Geschichte. Band 2, Kaiserslautern 2001, 219-247, hier 230.
Literatur
- Werner Bätzing, Die Bevölkerungsentwicklung in den Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken im Zeitraum 1840-1999. 1.Teil: Analyse auf der Ebene der kreisfreien Städte und der Landkreise. 2. Teil: Analyse auf der Ebene der Gemeinden, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 61 (2001), 183-226 und 63 (2003), 171-224.
- Werner Bätzing, Zur Aufwertung von Regionalprodukten unter der Dachmarke "Original Regional", in: Metropolregion Nürnberg (Hg.), Regional-Monitor 2012. Zahlen – Karten – Fakten, Nürnberg 2012, 28-33.
- Werner Bätzing, Die territoriale Neugliederung Bayerns durch die Gebietsreform der 1970er Jahre als Antwort auf die Herausforderungen der Moderne, in: Mitteilungen der Fränkischen Geographischen Gesellschaft 59 (2013), 151-164.
- Werner Bätzing, Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft, München 2015.
- Werner Bätzing, Das Landleben. Geschichte und Zukunft einer gefährdeten Lebensform, München 2020.
- Klaus Fehn, Das Land und seine Bevölkerung, in: Max Spindler (Begr.)/Alois Schmid (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. Vierter Band: Das neue Bayern. Von 1800 bis zur Gegenwart. Zweiter Teilband: Die innere und kulturelle Entwicklung, München 2. Auflage 2007, 3-71.
- Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland, Band Bevölkerung, Heidelberg/Berlin 2001.
- Karl Ruppert, Bayern. Eine Landeskunde aus sozialgeographischer Sicht (Wissenschaftliche Länderkunden 8/II), Darmstadt 1987.
- Thomas Sieverts, Zwischenstadt zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land (Bauwelt Fundamente 118), Braunschweig/Wiesbaden 1997.
Quellen
- Bayern 2004: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hg.), Gemeindedaten. Ausgabe 2005, München 2005.
- Deutsches Reich 1840–1939: Paul Gans/Franz-Josef Kemper, Bevölkerung in Deutschland – eine Einführung, in: Institut für Länderkunde, Leipzig (Hg.): Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Band 4: Bevölkerung, Heidelberg/Berlin 2001, 12-24, hier: 13.
- Deutsches Reich 1840-1939: Statistisches Bundesamt (Hg.), Statistisches Jahrbuch 1967 für die Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden 1968.
Weiterführende Recherche
Externe Links
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Empfohlene Zitierweise
Werner Bätzing, Bevölkerungsentwicklung (seit 1840), publiziert am 20.11.2006 (Aktualisierte Version 27.01.2021); in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bevölkerungsentwicklung_(seit_1840) (5.12.2024)