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[[Datei:artikel_44511_bilder_value_5_hitlerputsch2.jpg|left|250x250px|link=Hitlerputsch (8./9. November 1923)|Proklamation an das deutsche Volk!, Hitler-Putsch in München, 8./9. November 1923. (Bayerisches Hauptstaatsarchiv)]] | [[Datei:artikel_44511_bilder_value_5_hitlerputsch2.jpg|left|250x250px|link=Hitlerputsch (8./9. November 1923)|Proklamation an das deutsche Volk!, Hitler-Putsch in München, 8./9. November 1923. (Bayerisches Hauptstaatsarchiv)]] | ||
[[Autor:Ziegler,_Walter|Walter Ziegler]] <br> Im Krisenjahr 1923 der Weimarer Republik (Hyper-Inflation; Ruhrbesetzung und "Ruhrkampf" von Januar bis September, kommunistische Unruhen in Sachsen und Thüringen) wollte der Parteiführer der NSDAP, Adolf Hitler (1889-1945), in München am 8./9. November durch einen bewaffneten Putsch die Regierung in Berlin absetzen und selbst die Macht in einer nationalen Diktatur erringen. Zu diesem Zweck hatte er sich mit rechtsradikalen Kräften verbündet und versuchte, rechtskonservative Kreise in der bayerischen Regierung und Verwaltung zu benutzen. Da sich diese alsbald distanzierten und die Reichswehr nicht mitspielte, scheiterte das Vorhaben. Den "Marsch zur Feldherrnhalle" stoppte die Bayerische Landespolizei mit Gewalt (20 Tote). Zwar kam Hitler nach seinem Prozess bereits am 20. Dezember 1924 frei, doch hatte der Putschversuch auf lange Sicht sowohl für ihn als auch für Bayern bedeutende Folgen.[[Hitlerputsch (8./9. November 1923)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]] | [[Autor:Ziegler,_Walter|Walter Ziegler]] <br> Im Krisenjahr 1923 der Weimarer Republik (Hyper-Inflation; Ruhrbesetzung und "Ruhrkampf" von Januar bis September, kommunistische Unruhen in Sachsen und Thüringen) wollte der Parteiführer der NSDAP, Adolf Hitler (1889-1945), in München am 8./9. November durch einen bewaffneten Putsch die Regierung in Berlin absetzen und selbst die Macht in einer nationalen Diktatur erringen. Zu diesem Zweck hatte er sich mit rechtsradikalen Kräften verbündet und versuchte, rechtskonservative Kreise in der bayerischen Regierung und Verwaltung zu benutzen. Da sich diese alsbald distanzierten und die Reichswehr nicht mitspielte, scheiterte das Vorhaben. Den "Marsch zur Feldherrnhalle" stoppte die Bayerische Landespolizei mit Gewalt (20 Tote). Zwar kam Hitler nach seinem Prozess bereits am 20. Dezember 1924 frei, doch hatte der Putschversuch auf lange Sicht sowohl für ihn als auch für Bayern bedeutende Folgen.[[Hitlerputsch (8./9. November 1923)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]] | ||
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== [[Prozess gegen Wilhelm Joseph Behr (1832-1835)]] == | |||
[[Datei:Wilhelm Joseph Behr.jpg|left|250x250px|link=Prozess gegen Wilhelm Joseph Behr (1832-1835)|Michael Wilhelm Joseph Behr (1775-1851). Kupferstich. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/metaopac/search?View=bildarchiv&id=port-016823&View=bildarchiv Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-016823])]][[Autor:Leng,_Rainer|Rainer Leng]]<br> Der liberale Würzburger Bürgermeister und Abgeordnete der Ständeversammlung Wilhelm Joseph Behr (1755-1851) wurde 1832 des Hochverrats und der Majestätsbeleidigung angeklagt und 1835 zu Festungshaft auf unbestimmte Zeit verurteilt. Grundlage für die Anklage waren Spitzelberichte über das Gaibacher Fest von 1832, bei dem mehrere liberale Vertreter aus Franken eine Modernisierung der Verfassung forderten und Behr selbst zwei Reden hielt, in welchen er die Zensur beklagte und zu Reformen aufrief. Vor dem Hintergrund der Julirevolution in Frankreich (1830), des polnischen Novemberaufstandes (1831) und des Hambacher Festes (1832) geriet die Veranstaltung in Gaibach in das Konfliktfeld von liberalem Freiheitsstreben und monarchischer Restauration und ließ einen zunehmenden Konflikt zwischen König Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848) und liberalen Kreisen offen zutage treten. Behrs Prozess war Teil einer sehr viel breiter angelegten politischen Verfolgung gegen liberale Kreise in Bayern, der mit harten Strafen zur Abschreckung dienen sollte.[[Prozess gegen Wilhelm Joseph Behr (1832-1835)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]] | |||
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[[Datei:Für Wiederaufbau SPD.jpg|left|250x250px|link=Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) (nach 1945)|Plakat der bayerischen SPD zur Wahl der Verfassunggebenden Landesversammlung am 30. Juni 1946. (SPD/Archiv der sozialen Demokratie, 6/PLKA000100)]][[Autor:Vergnon,_Bastian|Bastian Vergnon]] <br> | [[Datei:Für Wiederaufbau SPD.jpg|left|250x250px|link=Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) (nach 1945)|Plakat der bayerischen SPD zur Wahl der Verfassunggebenden Landesversammlung am 30. Juni 1946. (SPD/Archiv der sozialen Demokratie, 6/PLKA000100)]][[Autor:Vergnon,_Bastian|Bastian Vergnon]] <br> | ||
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die bayerische SPD mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung am 9. Januar 1946 unter dem Vorsitz von Ministerpräsident Wilhelm Hoegner wiederbegründet. In den ersten Jahren konnte die Partei besonders dank des starken Zulaufs sudetendeutscher Vertriebener landesweit flächendeckend Strukturen aufbauen. 1946-1947 und 1950-1954 war die SPD als Teil einer Großen Koalition in Bayern an der Regierung beteiligt und stellte 1954-1957 letztmals den Ministerpräsidenten. In den 1960er Jahren erzielte die BayernSPD unter dem neuen Landesvorsitzenden Volkmar Gabert ihre größten Erfolge bei Landtagswahlen. Richtungsstreitigkeiten zwischen alten und akademisch gebildeten neuen Mitgliedern gerade in der Hochburg München führten seit Anfang der 1970er Jahre zu Verlusten. In den 1990er Jahren konnte die SPD in Bayern mit Renate Schmidt (geb. 1943) an der Spitze vorübergehend wieder an Wählerstimmen gewinnen, bekam jedoch vor allem durch Bündnis 90/Die Grünen Konkurrenz im linken Lager. Darüber hinaus erlebte sie einen beschleunigten Mitgliederschwund und verlor ab 2003 auch als Oppositionspartei im Landtag zunehmend an Bedeutung. [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) (nach 1945)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]] | Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die bayerische SPD mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung am 9. Januar 1946 unter dem Vorsitz von Ministerpräsident Wilhelm Hoegner wiederbegründet. In den ersten Jahren konnte die Partei besonders dank des starken Zulaufs sudetendeutscher Vertriebener landesweit flächendeckend Strukturen aufbauen. 1946-1947 und 1950-1954 war die SPD als Teil einer Großen Koalition in Bayern an der Regierung beteiligt und stellte 1954-1957 letztmals den Ministerpräsidenten. In den 1960er Jahren erzielte die BayernSPD unter dem neuen Landesvorsitzenden Volkmar Gabert ihre größten Erfolge bei Landtagswahlen. Richtungsstreitigkeiten zwischen alten und akademisch gebildeten neuen Mitgliedern gerade in der Hochburg München führten seit Anfang der 1970er Jahre zu Verlusten. In den 1990er Jahren konnte die SPD in Bayern mit Renate Schmidt (geb. 1943) an der Spitze vorübergehend wieder an Wählerstimmen gewinnen, bekam jedoch vor allem durch Bündnis 90/Die Grünen Konkurrenz im linken Lager. Darüber hinaus erlebte sie einen beschleunigten Mitgliederschwund und verlor ab 2003 auch als Oppositionspartei im Landtag zunehmend an Bedeutung. [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) (nach 1945)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]] | ||
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Version vom 7. November 2023, 09:15 Uhr
Hitlerputsch (8./9. November 1923)

Walter Ziegler
Im Krisenjahr 1923 der Weimarer Republik (Hyper-Inflation; Ruhrbesetzung und "Ruhrkampf" von Januar bis September, kommunistische Unruhen in Sachsen und Thüringen) wollte der Parteiführer der NSDAP, Adolf Hitler (1889-1945), in München am 8./9. November durch einen bewaffneten Putsch die Regierung in Berlin absetzen und selbst die Macht in einer nationalen Diktatur erringen. Zu diesem Zweck hatte er sich mit rechtsradikalen Kräften verbündet und versuchte, rechtskonservative Kreise in der bayerischen Regierung und Verwaltung zu benutzen. Da sich diese alsbald distanzierten und die Reichswehr nicht mitspielte, scheiterte das Vorhaben. Den "Marsch zur Feldherrnhalle" stoppte die Bayerische Landespolizei mit Gewalt (20 Tote). Zwar kam Hitler nach seinem Prozess bereits am 20. Dezember 1924 frei, doch hatte der Putschversuch auf lange Sicht sowohl für ihn als auch für Bayern bedeutende Folgen.Weiterlesen
Prozess gegen Wilhelm Joseph Behr (1832-1835)

Der liberale Würzburger Bürgermeister und Abgeordnete der Ständeversammlung Wilhelm Joseph Behr (1755-1851) wurde 1832 des Hochverrats und der Majestätsbeleidigung angeklagt und 1835 zu Festungshaft auf unbestimmte Zeit verurteilt. Grundlage für die Anklage waren Spitzelberichte über das Gaibacher Fest von 1832, bei dem mehrere liberale Vertreter aus Franken eine Modernisierung der Verfassung forderten und Behr selbst zwei Reden hielt, in welchen er die Zensur beklagte und zu Reformen aufrief. Vor dem Hintergrund der Julirevolution in Frankreich (1830), des polnischen Novemberaufstandes (1831) und des Hambacher Festes (1832) geriet die Veranstaltung in Gaibach in das Konfliktfeld von liberalem Freiheitsstreben und monarchischer Restauration und ließ einen zunehmenden Konflikt zwischen König Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848) und liberalen Kreisen offen zutage treten. Behrs Prozess war Teil einer sehr viel breiter angelegten politischen Verfolgung gegen liberale Kreise in Bayern, der mit harten Strafen zur Abschreckung dienen sollte.Weiterlesen
Seuchen (ab 1800)

Felicitas Söhner
Im 19. Jahrhundert traten Seuchen häufig und heftig auf. Ihre Verbreitung wurde durch Truppenbewegungen in Kriegen und die zunehmende Bevölkerungsdichte in den Städten begünstigt. Wiederholt brachen Pocken-, Typhus-, Influenza- und Cholera-Epidemien aus, daneben breitete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Tuberkulose stark aus, die bis in die 1950er Jahre die häufigste Volkskrankheit blieb. Lediglich gegen die Pocken gab es eine Schutzimpfung, die in Bayern bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgreich eingesetzt wurde und die mit Hilfe einer weltweiten Impfpflicht bis 1980 zur Ausrottung der Krankheit führte. Alle übrigen Krankheiten waren in ihrer Genese zunächst unerforscht und nicht behandelbar, so dass nur mit Isolations- und Desinfektionsmaßnahmen die weitere Verbreitung eingedämmt werden konnte. Die Erhebung statistischer Daten als Basis einer Epidemiologie und naturwissenschaftliche Fortschritte in der Bakteriologie boten die Grundlagen für Hygiene- sowie Städtebau-Maßnahmen, die zu einem generellen Rückgang von Seuchen führten. Im 20. Jahrhundert hatte vor allem die 1918/19 weltweit grassierende "Spanische Grippe" drastische Auswirkungen auf das öffentliche Leben in Bayern. Die zunehmende Entdeckung der Krankheitserreger und Behandlungsmöglichkeiten, aber auch die sich nach dem Zweiten Weltkrieg verbessernden sozioökonomischen Bedingungen der Bevölkerung reduzierten das Seuchengeschehen deutlich. Allerdings trat ab den 1980er Jahren mit der Immunschwäche AIDS eine neue, nicht heilbare Krankheit auf. Weiterlesen
Afrakult
![Leonhard Beck, Afras Feuertod, Holzschnitt aus: Gloriosorum christi confessor[um] Vldarici & Symperti: necno[n] beatissim[a]e martyris Aphr[a]e, Augustan[a]e sedis patronor[um] q[ua]mfidelissimor[um] histori[a]e (…), fol. 57r, Augsburg, 1516. (Bayerische Staatsbibliothek -- Res/4 V.ss.c. 99)](/images/thumb/f/ff/Beck_Holzschnitt_Feuertod_Afra_1516.jpg/189px-Beck_Holzschnitt_Feuertod_Afra_1516.jpg)
Matthias Simperl
Die Verehrung einer Augsburger Märtyrerin namens Afra lässt sich historisch gesichert bis auf merowingische Zeit zurückführen; der archäologische Befund legt sogar eine Kultkontinuität ab dem 4. Jahrhundert nahe. Der Legende nach soll es sich bei Afra um eine ehemalige Prostituierte gehandelt haben, die sich unter dem Einfluss eines Bischofs namens Narcissus zum Christentum bekehrte und darauf im Rahmen der diokletianischen Verfolgung das Martyrium auf einer Lechinsel erlitt. Ihre Kultstätte ist topographisch mit der heutigen Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg verbunden. Afras Verehrung ist frömmigkeitsgeschichtlich insbesondere im Bistum Augsburg von Bedeutung, dessen Patronin sie neben den heiligen Bischöfen Ulrich und Simpert ist. Weiterlesen
Spielbanken-Affäre

Oliver Braun
Die Spielbanken-Affäre trug sich Mitte der 1950er Jahre im Zusammenhang mit der durch die Viererkoalition ermöglichten Zulassung von Spielbanken in Bayern zu. Schon bald nach der Vergabe von Konzessionen für Spielbanken kamen Gerüchte über finanzielle Unregelmäßigkeiten auf. Ein 1955 bis 1957 auf Betreiben der oppositionellen Christlich-Sozialen Union eingesetzter parlamentarischer Untersuchungsausschuss konnte zwar Vorwürfe der Vorteilsnahme und Bestechlichkeit nicht erhärten. 1959 kam es allerdings infolge einer Selbstanzeige des Spielbankenunternehmers Karl Freisehner zu einem Prozess vor dem Landgericht München I, das führende Politiker der Bayernpartei wegen Bestechlichkeit und Meineids zu hohen Haftstrafen verurteilte. Weiterlesen
Die Tagespost

Paul Hoser
Die "Tagespost" ist eine 1948 von Johann Wilhelm Naumann (1897–1956) in Augsburg als "Augsburger Tagespost" gegründete extrem konservative katholische Gesinnungszeitung. Mehrfach war sie finanziell in Existenznöten. 1950 wurde der Titel in "Deutsche Tagespost" geändert. 1951 wurde die Zeitung nach Regensburg verlegt, 1955 nach Würzburg. 1993–2017 erschien sie im Echter-Verlag, danach wurde sie von der Johann-Wilhelm-Naumann Stiftung übernommen. Von 1999 an hieß sie "Die Tagespost". Bis Januar 2018 kam sie dreimal wöchentlich heraus, dann nur noch einmal. Weiterlesen
Palmsonntagspogrom, Gunzenhausen (1934)

Werner Mühlhäußer
Beim sog. Palmsonntagspogrom am 25. März 1934 handelte es sich um einen brutalen, antisemitischen Übergriff im mittelfränkischen Gunzenhausen, dessen Ausmaß und Verlauf einzigartig in der Frühzeit der NS-Herrschaft waren. Unter Anleitung der dortigen SA ging ein mehrere hundert Personen zählender Mob gegen die jüdischen Einwohner der Kleinstadt vor. In ihre Häuser wurde eingebrochen, die betroffenen Juden wurden körperlich misshandelt und ins Gefängnis geworfen. Drei Personen kamen im Zusammenhang mit dem Pogrom ums Leben. Das Landgericht Ansbach verurteilte die beteiligten SA-Männer zwar zu Gefängnisstrafen, die diese mit Ausnahme des Rädelsführers Kurt Bär aber nicht antreten mussten. Weiterlesen
Schloss Neuschwanstein

Uwe Gerd Schatz
Schloss Neuschwanstein zählt zu den bekanntesten und meistbesuchten Bauwerken in Bayern. Es wurde im Stil des Historismus als Ritterburg anstelle der Burgruinen von Vorder- und Hinterschwangau im Auftrag und nach Wünschen König Ludwigs II. von 1868 bis 1892 errichtet. Zunächst war nur eine kleine Burganlage geplant. Sie nahm während der Bauzeit immer größere Ausmaße an. Im Inneren wurden vor allem der Thron- und der Sängersaal sowie die Wohnräume des Königs vollendet. Das Schloss wurde mit hochwertigem Mobiliar und damals modernster Technik ausgestattet. Die Wandgemälde thematisieren Sagen und Legenden des Mittelalters. Nach dem Tode Ludwigs II. 1886 wurde die Anlage ohne Bergfried und Aussichtsterrasse vereinfacht fertiggestellt und für Besichtigungen freigegeben. Neuschwanstein entwickelte sich zum Touristenmagnet und zur Stilikone, dem Inbegriff des Märchenschlosses. Weiterlesen
Romanische Sprachreste und Bilingualität im bairischen Sprachraum

Wolfgang Haubrichs
Im Bereich des bairischen Sprachraums, der sich zum größten Teil auf ehemals römischem Provinzboden ausbildete, überdauerte in regional unterschiedlicher Dichte eine alteingesessene, romanisch-sprachige Bevölkerung den Übergang von der Antike ins Mittelalter. Sie vermittelte nicht nur zahlreiche vordeutsche Orts- und Gewässernamen, sondern pflegte auch die Tradition lateinischer und graecolateinischer Personennamen bis weit ins 8. Jahrhundert. Spezifische Lautentwicklungen bzw. das Ausbleiben von solchen geben Auskunft über das quantitative Verhältnis von 'germanisch' und romanisch sprechenden Personen sowie deren Akkulturation. Darüber hinaus liefern diese Lautentwicklungen ebenso wie zweisprachige 'Wörterbücher' den Nachweis für eine gewisse Zweisprachigkeit, die etwa im Salzburger Raum bis ins 10. Jahrhundert andauerte. Weiterlesen
Deutsche Alpenstraße

Thomas Zeller
Die von Lindau nach Berchtesgaden verlaufende Deutsche Alpenstraße war ein Vorzeige- und Propagandaprojekt der NS-Diktatur. Zwar gab es bereits in der Weimarer Republik Pläne einer bayerischen Queralpenstraße, die mit vergleichbaren Bergstraßen in Österreich oder der Schweiz um PKW-Touristen konkurrieren sollte. Zur Umsetzung gelangte dieses kostenintensive Straßenbauvorhaben aber erst nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Ausschlaggebend waren für diese nicht ökonomische Ziele, sondern die Ausstrahlung einer neuartigen Fortbewegungsform unter nationalsozialistischer Lenkung. Obwohl die nach Beginn des Zweiten Weltkriegs eingestellten Arbeiten an der Alpenstraße in der Bundesrepublik teilweise wiederaufgenommen wurden, blieben die ursprünglichen Pläne unvollendet.
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Beziehungen zu Italien (19. Jahrhundert)

Jörg Zedler
Die bayerisch-italienischen Beziehungen des 19. Jahrhunderts waren vielfältig und bewegten sich keineswegs nur auf der staatspolitischen Ebene; vielmehr standen handels- und kulturpolitische Interessen im Fokus. Zugleich prägten dynastische sowie – in größerem Stil gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufkommende – touristische Beziehungen das Verhältnis. Bewundert wurden in Bayern italienische Kunst und Geschichte, die zeitgenössischen Zustände wurden hingegen als politisch überholt und gesellschaftlich verkommen abgelehnt. Die schon in der Frühen Neuzeit existierende transalpine Arbeitsmigration nahm im 19. Jahrhundert – praktisch ausschließlich von Süd nach Nord – neue Dimensionen an. Umgekehrt zog es immer mehr Reisende aus Bayern auf die Apenninhalbinsel, wobei nach dem vormodernen Grand Tour und neben der bürgerlichen Bildungsreise, wie sie vor allem im 18. Jahrhundert aufgekommen war, der Massentourismus langsam am Horizont erkennbar wurde. Weiterlesen
Entartete Kunst (Ausstellung)

Vom 19. Juli bis 30. November 1937 wurde in den Münchner Hofgartenarkaden die Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Als Höhepunkt der Kampagne des NS-Staates zur Diffamierung moderner Kunst aller Richtungen prangerte die Schau öffentlich über 600 Werke von rund 120 Künstlern an, die von nun an in Deutschland nicht mehr toleriert waren. Mit über zwei Millionen Besuchern war sie die meistbesuchte Propagandaausstellung der NS-Zeit und wurde zum Inbegriff der zerstörerischen Kulturpolitik des "Dritten Reichs". Weiterlesen
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) (nach 1945)

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die bayerische SPD mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung am 9. Januar 1946 unter dem Vorsitz von Ministerpräsident Wilhelm Hoegner wiederbegründet. In den ersten Jahren konnte die Partei besonders dank des starken Zulaufs sudetendeutscher Vertriebener landesweit flächendeckend Strukturen aufbauen. 1946-1947 und 1950-1954 war die SPD als Teil einer Großen Koalition in Bayern an der Regierung beteiligt und stellte 1954-1957 letztmals den Ministerpräsidenten. In den 1960er Jahren erzielte die BayernSPD unter dem neuen Landesvorsitzenden Volkmar Gabert ihre größten Erfolge bei Landtagswahlen. Richtungsstreitigkeiten zwischen alten und akademisch gebildeten neuen Mitgliedern gerade in der Hochburg München führten seit Anfang der 1970er Jahre zu Verlusten. In den 1990er Jahren konnte die SPD in Bayern mit Renate Schmidt (geb. 1943) an der Spitze vorübergehend wieder an Wählerstimmen gewinnen, bekam jedoch vor allem durch Bündnis 90/Die Grünen Konkurrenz im linken Lager. Darüber hinaus erlebte sie einen beschleunigten Mitgliederschwund und verlor ab 2003 auch als Oppositionspartei im Landtag zunehmend an Bedeutung. Weiterlesen