Heimatroman (20./21. Jh.)
Aus Historisches Lexikon Bayerns
Im 19. Jahrhundert entstandene Literaturgattung. Neben dem Gegensatz von Stadt und Land stellen autobiographische Elemente der Autoren maßgebliche Charakteristika des Heimatromans dar. In Bayern wird der Heimatroman praktisch mit dem oberbayerischen Berg-, Dorf und Bauernroman gleichgesetzt. Wegweisende Vertreter des Genres sind Ludwig Ganghofer (1855-1920) mit seinen Jagd- und Bergromanen sowie Ludwig Thoma (1867-1921) mit seinen Bauern- und Dorfromanen. Ihnen folgten Autoren wie Lena Christ (1881-1920) oder Oskar Maria Graf (1894-1967) nach, nicht ohne eigene Akzente zu setzen. Infolge seiner ideologischen Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus wurde der Heimatroman diskreditiert. Seit den 1970er Jahre konnte sich der bayerische Heimatroman wieder verstärkt etablieren.
Heimatliteratur – ein problematisches Genre
Heimatliteratur, die in Gedicht, Drama und Roman differenziert werden kann, ist eine Sammelbezeichnung für Texte, die ursprungsbezogen ausgerichtet, geographisch fixiert und oftmals in ländlichen Bereichen angesiedelt sind. Sie entstand im ausgehenden 19. Jahrhundert als Reaktion auf Industrialisierung und Urbanisierung sowie auf deren künstlerische Verarbeitung im Naturalismus. Erste publizistische Foren erhielt sie um 1900 mit den Zeitschriften "Heimat" (1900-1904) und "Hochland" (1903-1941 und 1946-1974). Dabei konnte sich das Genre Heimatliteratur - und auch der Heimatroman als deren Hauptform - als bewusst volkstümliche Gegenbewegung zu komplexen Modernisierungsprozessen nie ganz vom Verdikt des Trivialen befreien. Zudem galt Heimatliteratur lange Zeit als ideologisch vorbelastet, vor allem durch ihre propagandistische Ausrichtung während des Nationalsozialismus. Der Versuch, den in Misskredit geratenen Begriff seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts durch andere Bezeichnungen wie Regional- und Provinzliteratur einerseits zu entlasten, andererseits zu schärfen, konnte zwar den weltanschaulichen Vorbehalt reduzieren, verstärkte aber den qualitativen.
Problematisch ist auch die inhaltliche Bestimmung von Heimatliteratur. Die auf den ersten Blick augenfällige Konzentration auf Heimat ist nur scheinbar eine Definitionshilfe. In Wirklichkeit ergibt sich gerade aus einem weitgefassten Heimatbegriff, dessen Spannbreite von einem realistisch-geographischen über ein symbolisch-emotionales Verständnis bis zu einem theoretischen Konzept reicht, eine überraschende Vieldeutigkeit des Genres. Selbst die vordergründige Bedeutung von Heimat, nach der sie Geburts- oder ständiger Wohnort ist, verallgemeinert die Gattung Heimatliteratur zunächst mehr als dass sie ihre Konturen schärft und wirft eine Reihe von Fragen auf: Ist Heimat als Herkunftsangabe des Autors zu verstehen? Oder ist sie literarischer Gegenstand? Liegt ihr ein regional-landschaftliches Verständnis zugrunde? Oder muss sie politisch-territorial verstanden werden?
Die Eingrenzung auf den bayerischen Heimatroman, dessen systematische Erforschung - wie die wissenschaftliche Untersuchung des Heimatromans überhaupt - noch aussteht, ist ebenfalls nicht unproblematisch. Eine Vielzahl von Autoren, teils mit regional begrenzter Rezeption, setzen sich mit Heimat auseinander, nicht nur im Roman, sondern auch in anderen Formen der Heimatkunst. Auch die vermeintlich eindeutige geographische Einschränkung ist deshalb differenziert zu betrachten.
Der bayerische Heimatroman – Grenzen und Abgrenzungen
Während sich im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert die literarische Produktion in der Oberpfalz (Georg Britting), der Pfalz (Martin Greif), Niederbayern (Emerenz Meier) und Schwaben (Hans Erich Blaich) auf Ausnahmen beschränkt, die zudem nicht der epischen Großform zugerechnet werden können, sind Franken und vor allem Oberbayern Zentren des Heimatromans. In erster Linie wird der bayerische Heimatromans mit dem oberbayerischen Berg-, Dorf- und Bauernroman assoziiert, wenn nicht sogar als zum Klischee erstarrtes Synonym gebraucht. Das zeigt Karl Mays (1842-1912) Roman "Der Wurzelsepp", in dem trivialisierte oberbayerische landschaftliche Merkmale eingesetzt werden, um die Gattung Heimatroman zu bedienen. Auch der Heftchenroman (Kelter-Verlag, Bastei) arbeitet häufig mit ähnlichen Versatzstücken. Dabei ist seine Abgrenzung zu Romanen der alpinen Nachbarregionen nicht immer eindeutig. Stellvertretend sei auf die enge Beziehung des bayerischen Heimatroman zu den Romanen von Ludwig Anzengruber (1839-1889) und Peter Rosegger (1843-1918) für den "alten" und zu denjenigen von Thomas Bernhard (1931-1989) für den "neuen", kritischen Heimatroman oder Antiheimatroman verwiesen.
Ebenfalls beachtenswert ist das Verhältnis des Heimatromans zum München-Roman, der als eigene Unterart innerhalb des Genres angesehen werden kann. Bedeutende Vertreter entstanden während der Prinzregentenzeit (Michael Georg Conrad (1846-1927), "Was die Isar rauscht"), der Weimarer Republik (Lion Feuchtwanger, [1884-1958] "Erfolg"; Annette Kolb [1870-1967], "Die Schaukel") und in der Nachkriegszeit (Wolfgang Koeppen [1906-1996], "Tauben im Gras").
Aufgrund seines städtischen Zentrums wird der München-Roman allerdings nicht dem klassischen Heimatroman zugerechnet. Dafür ist die Konzentration auf ländliches Leben und bäuerliches Milieu ein zu zentrales Merkmal. In einer Vielzahl von Heimatromanen wird der Stadt-Land-Gegensatz sogar ausdrücklich thematisiert und zugunsten des Landes entschieden, das als idyllischer Gegenentwurf und Kritikmittel an der Zivilisation dient. Exemplarisch sei auf die Grundstruktur von Lena Christs (1881-1920) Roman "Madam Bäuerin" verwiesen, dessen Titel bereits die Konfrontation beider Lebenswelten und Sozialsysteme verdeutlicht.
Ursprünge im 19. Jahrhundert
Gleichzeitig berührt die Thematisierung des Stadt-Land-Gegensatzes die historischen Ursprünge der Heimatliteratur: Mit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ist nicht nur eine Semantisierung und emotionale Aufladung des Heimatbegriffs zu verzeichnen; vielmehr entsteht mit der beginnenden Industrialisierung auch die moderne Stadt. Das mit ihr einhergehende Unbehagen an der neuartigen Urbanität findet seinen Niederschlag in literarischen Gegenwelten: Auskunft darüber geben der "Bauernspiegel" sowie weitere Romane und Erzählungen von Jeremias Gotthelf (1797-1854), vor allem aber die "Schwarzwälder Dorfgeschichten" von Berthold Auerbach (1812-1882), deren Titel für den Heimatroman programmatisch werden sollte. Für Bayern wird das durch die verschiedenen Dorf- und Bauerngeschichten des fränkischen Autors Hans Raithel (1864-1939) belegt, der, neben Maximilian Schmidt (1832-1919), zu den frühesten Vertretern bayerischer Heimatliteratur zählt.
Porträtfoto von Maximilian Schmidt (1832-1919), genannt Waldschmidt, Foto von Franz Werner (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv).
Jahrhundertwende: Ganghofer und Thoma
Die Ursprünge des Heimatromans sind in Bayern aber hauptsächlich mit Ludwig Ganghofer (1855-1920) und Ludwig Thoma (1867-1921) verbunden. Sie führten die Gattung nicht nur vom 19. ins 20. Jahrhundert und verantworteten einen ersten Höhepunkt um die Jahrhundertwende, sondern beeinflussten auch maßgeblich ihre weitere Entwicklung. Spätere Heimatromane orientieren sich im Wesentlichen entweder an Ganghofer (Jagd- und Bergroman) oder an Thoma (Bauern- oder Dorfroman). Zu den prägenden Kennzeichen ihres literarischen Schaffens gehört, neben der Darstellung ländlicher Natur, vor allem die Literarisierung des Dialekts. Hierin sind sie dem zeitgenössischen Journalisten und Mundartdichter Georg Queri (1879-1919) verbunden. Außerdem findet sich sowohl bei Thoma als auch bei Ganghofer eine autobiographische Grundierung in verschiedenen Abstufungen. Auch dieses Merkmal prägte in der Folge den bayerischen Heimatroman, der sich in der Regel durch eine enge Verbindung von Herkunft des Autors und literarischem Ort auszeichnet; die Auseinandersetzung mit Heimat geht mit einer autobiographischen einher. Beides muss letztlich als intensivierte Beschäftigung mit Identität verstanden werden.
Ganghofer entwickelt einen Typus, der vor allem im trivialen Heimatroman aufgegriffen wird. Die Berge geben den wichtigsten Schauplatz seiner Romane ab, die meist im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet oder in Tirol spielen. Trotz der scheinbar geographisch genau definierten Handlungsorte sind alle diese Hochlandromane aber in einer schematischen, letztlich irrealen Welt angesiedelt, in der der Stadt-Land-Gegensatz schablonenhaft gestaltet und moralisch gewertet wird. Diese Elemente rücken Ganghofer in die Nähe von Anton Freiherr von Perfall (1853-1912), dessen Heimatromane ebenfalls vorwiegend Berg- und Jagdromane sind.
Der Schriftsteller Ludwig Ganghofer zusammen mit seiner Frau Katharina, Foto von Filip Kester (1873-1958). (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv)
Thomas Romane sind hingegen deutlich realistischer. Ihr Schauplatz ist das Dorf und seine Gemeinschaft; dadurch wird ermöglicht, aktuelle soziale und ökonomische Probleme im ländlichen Milieu zu thematisieren. Mit dieser Ausprägung wurde er zum Vorbild für viele Schriftsteller der nächsten Generation. Sie verhalf dem anspruchsvollen Heimatroman in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, vor allem aber in den 1920er Jahren, zu einer Blüte. Etlichen jüngeren Autoren war er auch als persönlicher Förderer verbunden.
Buchcover von Ludwig Thomas Kurzgeschichten-Band "Agricola. Bauerngeschichten", erschienen 1897. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv)
Der kritische Heimatroman des frühen 20. Jahrhunderts
Dies trifft vorzugsweise auf Lena Christ zu, die ihren literarischen Erfolg seit der Publikation ihres Erstlings 1912, des autobiographischen Romans "Erinnerungen einer Überflüssigen", nicht unwesentlich Thoma verdankte. Ihre "Lausdirndlgeschichten" lehnen sich erkennbar an Thomas "Lausbubengeschichten" an. In den Romanen "Mathias Bichler" und "Rumpelhanni" entwirft sie ein ähnlich gebrochenes Bild von Heimat wie Thoma.
Nachweislich mit ihm auseinandergesetzt hat sich auch Oskar Maria Graf (1894-1967). Aus seiner Feder sind verschiedene, durchaus ambivalente Äußerungen zu Thoma erhalten. Allerdings radikalisierte Graf den von Thoma übernommenen gesellschafts- und sozialkritischen Ansatz, indem er ihn mit konkreten, politisch links ausgerichteten Positionen verband. Vor allem aber war Graf als Verfasser von Bauernromanen schon von den Zeitgenossen als Nachfolger Thomas wahrgenommen worden. Dabei führte seine Bearbeitung bayerischer Themen auch zu ideologischen Missverständnissen. So verbrannten die Nationalsozialisten, die ihn für einen völkischen Heimatbegriff zu vereinnahmen suchten, seine Bücher zunächst nicht, wogegen sich Graf im Mai 1933 mit einem Protestschreiben wehrte.
Schließlich sei mit Joseph Maria Lutz (1893-1972) auf einen letzten Thoma-Erben der 1920er Jahre verwiesen. Sein literarischer Durchbruch gelang ihm 1930 mit dem Roman "Der Zwischenfall. Ein Roman aus dem tiefsten Bayern". Dort wird volkstümliche Abneigung gegen intellektuelles Literatentum und die sogenannte Asphaltliteratur thematisiert, die - als fanatisierte Fortsetzung des traditionellen Stadt-Land-Gegensatzes - zum grundlegenden Merkmal der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Literatur wurde. Damit ist Lutz ein Beispiel für die literarische Verarbeitung von Heimat zu Beginn der 1930er Jahre, in denen die bayerische Heimatliteratur an Qualität verlor und zunehmend unter den Vorzeichen nationalsozialistischer Ideologie erschien.
Der Dichter und Schriftsteller Joseph Maria Lutz (1893-1970) mit Schreibmaschine im Garten, Foto um 1934. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv)
Propagandaroman des frühen 20. Jahrhunderts
Vorbereitet hatte sich diese Entwicklung freilich schon in den 1920er Jahren. Bereits zu dieser Zeit waren - parallel zum kritischen Heimatroman - auch entsprechend ideologisch gefärbte Bayern-Romane erschienen, die kaum Gemeinsamkeiten mit den Romanen von Christ oder Graf hatten. Genannt sei exemplarisch der Roman "Kreuzweg" des aus Sachsen stammenden Hanns Johst (1890-1978), der seit Ende des Ersten Weltkrieges in Bayern ansässig war.
Blut-und-Boden-Literatur der NS-Zeit
Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Jahrzehnten war der bayerische Heimatroman seit den 1930er Jahren nicht mehr mit international erfolgreichen Namen verbunden. Vielmehr wurde er nach 1933 durch Schriftsteller vertreten, die zwar schon früher mit Werken auf sich aufmerksam gemacht hatten, in denen bäuerliches Milieu, Natur, Kindheit und Heimat thematisiert wurden, die aber nur vergleichsweise eingeschränkt erfolgreich waren. Nun profitierten sie von nationalsozialistischer Förderung. Genannt seien Josef Martin Bauer (1901-1970), Richard Billinger (1890-1965), Friedrich Deml (1901-1994) und Peter Dörfler (1878-1955). Welche tendenziöse Entwicklung der bayerische Heimatroman in den 1930er Jahren nehmen konnte, zeigt exemplarisch das Werk der fränkischen Schriftstellerin Kuni Tremel-Eggert (1889-1957). Sie legte seit 1921 eine Reihe von Romanen vor, die die bäuerliche Alltagswelt im Frankenjura und Obermaintal beschreiben. In diesen Romanen wird die ursprünglich relativ nuancierte Heimatdarstellung mehr und mehr zu einem propagandistischen Blut-und-Boden-Gedanken mit antiurbaner und antiintellektueller Ausprägung.
Heimatroman der Nachkriegszeit
Nicht zuletzt durch diese Art der Propaganda war "Heimat" in der Nachkriegszeit zu einem problematischen Begriff geworden. Das machte auch die Gattung Heimatroman prekär. Hinzu kamen Heimatverluste, die durch den Zweiten Weltkrieg verursacht worden waren. Viele der sogenannten Heimatvertriebenen siedelten sich nach 1945 gerade in Bayern an und gestalteten ihre neue Heimat literarisch. Es entstanden in der Folge zu Beginn der 1950er Jahre vor allem eine Vielzahl von München-Romanen. Aber auch dem traditionellen oberbayerischen Bauernroman widmeten sich nun nicht-bayerische Autoren. Ein Beispiel hierfür ist der 1968 erschienene Roman "Die Leute im Tal" der ursprünglich aus Siegburg bei Bonn stammenden Autorin Ruth Rehmann (1922-2016). Inhaltlich zeichnet sich der bayerische Heimatroman der Nachkriegszeit hauptsächlich durch die Vermeidung nationalsozialistischer Stammes- und Heimatideologie aus. So entstand eine Vielzahl unpolitischer Regional- und Dialektromane. Der prominenteste Vertreter dieser Richtung war Arthur Maximilian Miller (1901-1992). Schon während der NS-Zeit hatte er in seinen Romanen politische und gesellschaftskritische Gegenstände weitgehend ausgeblendet. Auch in der Nachkriegszeit war das große Thema seiner Romane die Sprachheimat, die er in diversen autobiographisch gefärbten Dialektromanen gestaltete.
Heimat- und Antiheimatroman
Auch die weitere Entwicklung des Heimatromans ist vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit der Gattung während der NS-Zeit zu sehen. In der 68er-Bewegung waren Heimat und Heimatroman bestenfalls negativ konnotiert, in der Regel aber einfach kein Diskussionsgegenstand. Das änderte sich erst mit dem in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre einsetzenden Heimatboom. Das prominenteste Beispiel für ihn waren im bayerischen Raum die Lebenserinnerungen der Bäuerin Anna Wimschneider (1919-1993, "Herbstmilch"). Das Modethema Heimat erlaubte es nun auch, dass im Heimatroman eine Auseinandersetzung mit dem belasteten Heimatkonzept stattfinden konnte. Exemplarisch für den kritisch anklagenden "Antiheimatroman" (Jürgen Koppensteiner) ist Franz Xaver Kroetz (geb. 1946) zu nennen. Seit dieser Aufarbeitung von Heimat innerhalb der Gattung hat der Heimatroman Selbstverständlichkeit zurückgewonnen.
Heimatliteratur spätes 20. Jahrhundert / frühes 21. Jahrhundert
Als einer der letzten Ausläufer dieser Heimatkonjunktur muss der Roman "Cherubim" von Werner Fritsch (geb. 1960) angesehen werden, in dem der Autor traditionelle Inhaltselemente mit einer experimentellen Form verbindet. Dieser Dualismus von Form und Inhalt etablierte sich als Merkmal für den literarisch anspruchsvollen Heimatroman. Zu beobachten ist er beispielsweise auch im Werk von Harald Grill (geb. 1951).
In der populären Variante hat sich der Heimatroman zum Regionalkrimi entwickelt. Dieser erlebt seit der Jahrtausendwende einen Aufschwung und ist hauptsächlich mit dem Programm einzelner Verlage (Gmeiner, Emons) verbunden, die mit dieser Ausrichtung einen Trend einleiteten, den auch andere Häuser übernommen haben.
Gattung | Autor | Werk | Erscheinungsdatum | Region |
---|---|---|---|---|
Berg-/Hochland- bzw. Jagdroman | Ludwig Ganghofer | Der Jäger von Fall | 1883 | Oberbayern |
Das Schweigen im Walde | 1899 | Tirol | ||
Berg-/Hochland- bzw. Jagdroman | Anton von Perfall | Jägerblut | 1907 (2. Aufl.) | Oberbayern |
Jagdteufel | 1899 | Oberbayern | ||
Dorf- bzw. Bauernroman | Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt |
Die Fischerrosl von St. Heinrich | 1884 | Oberbayern |
Dorf- bzw. Bauernroman | Wilhelm Weigand (1862-1949) | Die Frankenthaler | 1889 | Franken |
Die ewige Scholle | 1927 | Franken | ||
Dorf- bzw. Bauernroman | Ludwig Thoma | Andreas Vöst | 1905 | Oberbayern |
Der Wittiber | 1911 | Oberbayern | ||
Dorf- bzw. Bauernroman | Hans Raithel | Annamaig | 1909 | Franken |
Dorfgeschichten | 1924 | Franken | ||
Dorf- bzw. Bauernroman | Lena Christ | Rumpelhanni | 1916 | Oberbayern |
Madame Bäuerin | 1919 | Oberbayern | ||
Dorf- bzw. Bauernroman | Johann Georg Seeger (1867-1921) | Kilian Kötzler | 1919 | Franken |
Dorf- bzw. Bauernroman | Josef Martin Bauer | Achtsiedel | 1930 | Oberbayern |
Dorf- bzw. Bauernroman | Ruth Rehmann | Die Leute im Tal | 1968 | Oberbayern |
Dorf- bzw. Bauernroman Kritischer Heimatroman |
Oskar Maria Graf | Die Chronik von Flechting | 1925 | Oberbayern |
Unruhe um einen Friedfertigen | 1947 | Oberbayern | ||
Dorf- bzw. Bauernroman Kritischer Heimatroman |
Franz Xaver Kroetz | Der Mondscheinknecht | 1981 | Oberbayern |
Dorf- bzw. Bauernroman Kritischer Heimatroman |
Werner Fritsch | Cherubim | 1987 | Oberpfalz |
Autobiographischer Heimatroman Kritischer Heimatroman |
Lena Christ | Erinnerungen einer Überflüssigen | 1912 | Oberbayern |
Autobiographischer Heimatroman Kritischer Heimatroman |
Oskar Maria Graf | Wir sind Gefangene | 1927 | Oberbayern |
Das Leben meiner Mutter | 1940 | Oberbayern | ||
Autobiographischer Heimatroman Kritischer Heimatroman |
Arthur Maximilian Miller (1901-1992) | Die Glückshaube | 1955 | Allgäu |
Autobiographischer Heimatroman | Hans Carossa (1878-1956) | Eine Kindheit | 1922 | Niederbayern |
Autobiographischer Heimatroman | Anna Wimschneider | Herbstmilch | 1985 | Niederbayern |
Autobiographischer Heimatroman | Harald Grill | Gehen lernen | 2010 | Oberpfalz |
Dialektroman | Anton von Perfall | Wurmstich | 1907 | Oberbayern |
Dialektroman | Georg Queri | Die Schnurren des Rochus Mang | 1910 | Oberbayern |
Von kleinen Leuten und hohen Obrigkeiten | 1914 | Oberbayern | ||
Frankenroman | Jakob Wassermann (1873-1934) | Die Juden von Zirndorf | 1897 | Franken |
Gänsemännchen | 1915 | Franken | ||
Frankenroman | Leonhard Frank (1882-1961) | Die Räuberbande | 1914 | Franken |
Die Ursache | 1915 | Franken | ||
Das Ochsenfurter Männerquartett |
1927 | Franken | ||
Von drei Millionen drei | 1932 | Franken | ||
Blut- und Boden-Literatur | Hanns Johst | Kreuzweg | 1922 | Oberbayern |
Blut- und Boden-Literatur | Joseph Maria Lutz | Der Zwischenfall. Ein Roman aus dem tiefsten Bayern | 1930 | Oberbayern |
NS-Propagandaroman Blut- und Boden-Literatur |
Kuni Tremel-Eggert | Barb | 1933 | Franken |
Münchenroman | Michael Georg Conrad | Was die Isar rauscht | 1888 | München |
Münchenroman | Lion Feuchtwanger | Erfolg | 1930 | München |
Münchenroman | Annette Kolb | Die Schaukel | 1934 | München |
Münchenroman | Wolfgang Koeppen | Tauben im Gras | 1951 | München |
Münchenroman | Heinz Piontek (1925-2003) | Die mittleren Jahre | 1967 | München |
Dichterleben | 1976 | München | ||
Juttas Neffe | 1979 | München | ||
Münchenroman | Manfred Bieler (1934-2002) | Der Kanal | 1978 | München |
Münchenroman Bayernkrimi |
Friedrich Ani (geb. 1959) | Der namenlose Tag | 2015 | München |
Bayernkrimi | Volker Klüpfer (geb. 1971)
Michael Kobr (geb. 1973) |
Kluftinger-Romane | 2003-2021 | Allgäu |
Bayernkrimi | Rita Falk (geb. 1964) | Eberhofer-Krimis | ab 2011 | Niederbayern |
Literatur
- Jürgen Bolten, Heimat und Aufwind. Anmerkungen zur Sozialgeschichte eines Bedeutungswandels, in: Hans Georg Pott (Hg.), Literatur und Provinz. Das Konzept 'Heimat' in der neueren Literatur, Paderborn 1986, 23-38.
- Rémy Charbon, Heimatliteratur, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. 2. Band, Berlin/New York 2000, 19-21.
- Martin Greiner, Heimatkunst, in: Reallexikon der Deutschen Literaturgeschichte. 1. Band, Berlin 2. Auflage 1958, 629-631.
- Walter Hink, Heimatliteratur und Weltbürgertum. Die Abkehr von Ressentiment im neuen Heimatroman, in: Horst Bienek (Hg.), Heimat. Neue Erkundungen eines alten Themas, München 1985, 42-56.
- Jürgen Koppensteiner, Das Leben auf dem Lande. Zu den Anti-Heimatromanen österreichischer Gegenwartsautoren, in: Heinz Rupp/Hans-Gert Roloff (Hg.), Akten des VI. Internationalen Germanisten-Kongresses Basel 1980. 4. Teil, Bern u. a. 1980, 545-549.
- Thomas Kraft, Reaktionär oder Träumer. Ludwig Ganghofer und die Heimatkunst-Bewegung, in: Literatur in Bayern 4 (1986), 34-37.
- Norbert Mecklenburg, Regionalismus und Literatur. Kritische Fragmente, in: Basis. Jahrbuch für deutsche Gegenwartsliteratur 9 (1979), 9-23.
- Ludwig Merkle, Bayerische Heimatromane, in: Literatur in Bayern 11 (1988), 45-49.
- Peter Mettenleiter, Destruktion der Heimatdichtung. Typologische Untersuchungen zu Gotthelf – Auerbach – Ganghofer (Untersuchungen des Ludwig-Uhland-Institutes der Universität Tübingen 34), Tübingen 1974.
- Hans-Georg Pott, Der 'neue Heimatroman'? Zum Konzept 'Heimat' in der neueren Literatur, in: Ders. (Hg.), Literatur und Provinz. Das Konzept 'Heimat' in der neueren Literatur, Paderborn 1986, 7-21.
- Gertrud Maria Rösch, Ludwig Thoma. Der zornige Literat, Regensburg 2012.
- Karlheinz Rossbacher, Heimatkunstbewegung und Heimatroman. Zu einer Literatursoziologie der Jahrhundertwende (Literaturwissenschaft – Gesellschaftswissenschaft 13), Stuttgart 1975.
- Albrecht Weber (Hg.), Handbuch der Literatur in Bayern. Vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Geschichte und Interpretationen, Regensburg 1987.
- Michael Wegener, Die Heimat und die Dichtkunst. Zum Heimatroman, in: Gerhard Schmidt-Henkel (Hg.), Trivialliteratur. Aufsätze, Berlin 1964, 53-64.
Weiterführende Recherche
Externe Links
Empfohlene Zitierweise
Antonie Magen, Heimatroman (20./21. Jh.), publiziert am 18.04.2016; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Heimatroman (20./21. Jh.)> (6.12.2024)