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Hagel, Adelsfamilie

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Siegel des Berthold I. von Hagel 1294. Das Siegel ist eines der wenigen Zeugnisse für das Wappen der Hagel. (Bayerisches Hauptstaatsarchiv, KU Fürstenfeld 39)
Wappen der Herren von Hagel im Wappenbuch des Nikolaus Bertschi (gest. 1542), Augsburg 1515. (aus: Bayerische Staatsbibliothek, Cod.icon. 308, fol. 123v)

von Helmut Lausser

Edelfreie Familie aus dem Raum Dillingen, die von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts blühte. Die namengebende Burg lag bei Burghagel (Lkr. Dillingen). Bedeutende Vertreter waren der Eichstätter Bischof Marquard von Hagel (reg. 1322-1324) und der gleichnamige Abt von Sankt Ulrich und Afra in Augsburg (reg. 1315-1334).

Herkunft, Stammsitz, Wappen

Die Edlen von Hagel sind in der männlichen Linie von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts belegt. Schwerpunkt ihres Besitzes waren neben anderem die Dörfer Bachhagel, Burghagel, Landshausen und Oberbechingen sowie das bis auf seine Kirche abgegangene Lobershofen im oberen Bachtal, ca. 15 km nordwestlich von Dillingen an der Donau bzw. südöstlich von Heidenheim an der Brenz. Der namengebende Burgstall liegt beim Stockhof westlich von Burghagel (alle Orte Gde. Bachhagel oder Syrgenstein, Lkr. Dillingen).

Erste Vertreter: Konrad und Marquard I.

Als erster Vertreter seines Geschlechtes wurde 1145 ein Konrad von Hagel im Gefolge Bischof Walthers von Augsburg (reg. 1133-1152) anlässlich der Bestätigung einer Schenkung der Edlen von Biberbach an das Kloster Weihenberg bei Wertingen erwähnt. Der 1227 in einer Urkunde König Heinrichs (VII.) (reg. 1222/1228-1235) für Graf Hartmann IV. von Dillingen (gest. 1286) genannte "nobilis vir" Marquard I. von Hagel war wie der Edle Walter von Faimingen (erw. 1220-1272) ein Vetter väterlicherseits des Edlen Albert von Hürnheim (erw. 1216-1240). Vielleicht war er sogar der Bruder Walters von Faimingen. 1240 erschien Marquard I. von Hagel ein weiteres Mal als Zeuge für Graf Hartmann IV. von Dillingen, 1244 als Inhaber eines mutmaßlich oettingischen Lehenhofes zu Wittislingen.

Marquard II.

Die nächste Generation des Geschlechtes repräsentieren die Edlen Marquard II. (erw. 1263–1280) und Walter von Hagel (erw. 1271). Beide sind hauptsächlich im Umfeld des Grafen Ludwig III. von Oettingen (gest. 1279), Marquard auch als Zeuge für die Klöster Obermedlingen und Maria Medingen zu finden.

Die Burg und zahlreiche Güter der Herrschaft Hagel kamen beim Tode Konradins (1252-1268) wohl aus staufischem Obereigentum an Herzog Ludwig den Strengen von Bayern (reg. 1253-1294), in dessen Urbar von 1269/71 sie aufgeführt sind. Mangels eines eigenen Urbares ist der Umfang des Familienbesitzes nur aus Einzelnachrichten rekonstruierbar.

Marquard II. von Hagel war mit einer Tochter Berthold Späts von Steinhart (erw. ab 1230, 1267 bereits gest.) vermählt und damit der Schwager des Edlen Konrad Spät von Thurneck (erw. 1267-1314) und des Edlen Heinrich Spät von Steinhart (erw. 1260-1304), welcher kurz vor 1260 das Erbe Walters von Faimingen durch die Heirat mit dessen Tochter Adelheid antreten konnte. Die Kinder Marquards II. und der namentlich unbekannten Tochter Berthold Späts waren Berthold I. (erw. 1280-1301) und Marquard III. von Hagel (gest. 1324), die mit dem Truchsessen Berthold von Kühlental vermählte Hedwig von Hagel (erw. 1294-1337) sowie die namentlich unbekannte Gemahlin des Edlen Grimolt von Seefeld (erw. 1279-1312).

Marquard III., Bischof von Eichstätt, und Berthold I.

Marquard III. von Hagel war Domherr zu Eichstätt. Seit 1296 ist er vielfach als solcher, seit 1314 auch als "custos" und 1319 als "gubernator" der Eichstätter Bischofskirche bezeugt. Von März 1322 bis zu seinem Tode im November 1324 war er Bischof von Eichstätt und in dieser Eigenschaft Kanzler des Erzbischofs von Mainz. Seinen Chronisten (Pontificale Gundecarianum) galt Bischof Marquard als ungewöhnlich schöne, stattliche Erscheinung von vornehmer Haltung, hoher Bildung, großer Redegewandtheit und Umsicht in der Erfüllung seiner geistlichen und weltlichen Aufgaben. Zu letzteren gehörte vor allem der Abbau der unerträglich gewordenen Schuldenlast seines Hochstiftes sowie der Rückkauf der zahlreichen verpfändeten Güter. Trotz dieser Belastung gelang ihm 1322 die Erwerbung der vormaligen Templerniederlassung Moritzbrunn (Lkr. Eichstätt) für seine Bischofskirche und die Errichtung des Kollegiatstiftes Sankt Maria an der Eichstätter Pfarrkirche "Unserer Lieben Frau".

Unter Berthold I., welcher das Geschlecht fortsetzte, kamen Eigengüter zu Bachhagel, zu Burghagel und zu Sachsenhausen an die Klöster Obermedlingen, Maria Medingen und Fürstenfeld. Berthold I. von Hagel, dessen Gemahlin unbekannt ist, hinterließ zwei Söhne, Marquard IV. und Berthold II. (gest. 1356), sowie die mit einem Zipplinger bzw. Friedrich von Westerstetten zu Drakenstein vermählten Töchter Elisabeth (gest. 1318) und Christina (erw. 1337-1364).

Marquard IV., Abt von Sankt Ulrich und Afra in Augsburg

Marquard IV., mutmaßlich der ältere der beiden Söhne Bertholds I. von Hagel, studierte in Bologna und ist seit 1312/13 als Dominikaner im Sankt Magdalenen-Kloster zu Augsburg in den Quellen zu finden. 1315 machte ihn der Augsburger Bischof Friedrich Spät von Faimingen (reg. 1309-1331), sein Onkel, zum Abt des Augsburger Benediktiner-Klosters Sankt Ulrich und Afra, um die dort entstandene Misswirtschaft zu beenden. Tatsächlich gelang es Abt Marquard in den 16 Jahren seiner Amtszeit, zahlreiche durch Augsburger Bürger und den bayerischen Niederadel seinem Kloster entfremdete Güter zurückzuholen. Im Kampf um die Kaiserwürde gegen Friedrich den Schönen (1298-1330) und mit dem Papsttum stand er wie sein Vater und sein Eichstätter Oheim auf der Seite Ludwigs des Bayern (1281/82-1347). Diese Parteinahme war mit schweren Belastungen für sein Kloster verbunden, verhalf diesem aber zur Befreiung von allen bayerischen Gerichten (Hofmarksprivileg) und ihm selbst zum Titel eines kaiserlichen Kaplans.

Berthold II., der letzte Edle von Hagel

Berthold II. von Hagel war Domherr und Kustos zu Eichstätt, wo er von 1323 bis zu seinem Tode 1356 nachgewiesen werden kann. Auch war er Probst des neuen Stiftes zu Spalt, ließ sich jedoch erst spät zum Priester weihen. Aus seinem Testament ist bekannt, dass er von zwei "Lebensgefährtinnen" einen Sohn und insgesamt vier Töchter hatte. Mit diesem Sohn, der als Ulrich der Pyllung eine Vikarie im Eichstätter Dom innehatte, endete die männliche Linie der Edlen von Hagel. Vom weiteren Geschick der Töchter ist nur bekannt, dass die älteste 1352 mit einem Jakob Abt verheiratet war.

Weitere Vertreter

Weitere Träger des Namens von Hagel, bei denen die Zugehörigkeit zur Familie derer von Hagel ungesichert ist, finden sich als Bürger zu Giengen ("Conradus" 1286 und 1289), als Bürger zu Dillingen ("Hagelarius" 1252), als Kanoniker zu Ansbach ("Conradus", gest. vor 1275), als Richter zu Kipfenberg (Heinrich, gest. vor 1358, und sein Sohn Konrad) und als Mönch im Kloster Kastl (Johannes 1358, Bruder des Heinrich von Hagel).

Literatur

  • Wilhelm Liebhart, Die Reichsabtei St. Ulrich und Afra – Studien zu Besitz und Herrschaft (1006–1803) (Historischer Atlas von Bayern. Teil Schwaben II 2), München 1982.
  • Richard Schonger, Chronik Bachhagel. Geschichte eines schwäbischen Dorfes im nordwestlichen Teil des Landkreises Dillingen an der Donau, Dillingen, 1988.

Quellen

  • Andreas Bauch (Hg.), Das Pontificale Gundecarianum. Faksimile Ausgabe des Codex B 4 im Diözesanarchiv Eichstätt. 2 Bände, Wiesbaden 1987.
  • Friedrich Heidingsfelder (Bearb.), Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt bis zum Ende der Regierung des Bischofs Marquard von Hagel 1324 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte 6/1), Erlangen 1938.
  • Ludwig Steinberger (Bearb.), Die Urkunden des Hochstifts Eichstätt (Monumenta Boica 49/50 = Neue Folge 3/4), München 1910/32.

Weiterführende Recherche

Burghagel, Herren von

Empfohlene Zitierweise

Helmut Lausser, Hagel, Adelsfamilie, publiziert am 19.10.2009; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Hagel,_Adelsfamilie> (8.12.2024)