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Bayerische Hochseeflotte: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Bayerische Hochseeflotte kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits unter der Herrschaft der Agilolfinger hat es den Quellen zufolge erste Vorläufer einer Marine gegeben. Im Laufe der Jahrhunderte sorgten die unterschiedlichen Anforderungen der Weltpolitik einerseits und die verschieden gelagerten Ambitionen der bayerischen Herrscher andererseits für ein stetes Auf und Ab in der Entwicklung der Marine. Nach Ende des Ersten Weltkriegs kann von einer staatsbayerischen Hochseeflotte nicht mehr gesprochen werden. Im Zuge der diversen Grenzverschiebungen des 19. und 20. Jahrhunderts wurden die ehemals primär militärisch genutzten Seestreitkräfte einer zivilgesellschaftlichen Nutzung zugeführt. Dennoch ist die Bayerische Hochseeflotte als "Weiß-Blaue-Flotte" heute wie damals stark im Bewusstsein der Menschen verankert.
Die Bayerische Hochseeflotte kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits unter der Herrschaft der Agilolfinger hat es den Quellen zufolge erste Vorläufer einer Marine gegeben. Im Laufe der Jahrhunderte sorgten die unterschiedlichen Anforderungen der Weltpolitik einerseits und die verschieden gelagerten Ambitionen der bayerischen Herrscher andererseits für ein stetes Auf und Ab in der Entwicklung der Marine. Nach Ende des Ersten Weltkriegs kann von einer staatsbayerischen Hochseeflotte nicht mehr gesprochen werden. Im Zuge der diversen Grenzverschiebungen des 19. und 20. Jahrhunderts wurden die ehemals primär militärisch genutzten Seestreitkräfte einer zivilgesellschaftlichen Nutzung zugeführt. Dennoch ist die Bayerische Hochseeflotte als "Weiß-Blaue-Flotte" heute wie damals stark im Bewusstsein der Menschen verankert.
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1806 wurde Bayern Königreich und König [[Person:118579428|Max I. Joseph]] (1756-1825, seit 1799 Kurfürst Max IV., seit 1806 König) gab ein neues Schiff in Auftrag und veranlasste die Generalüberholung mehrerer Schiffe der nunmehr königlichen Flotte. Die "Carolina" wurde zum neuen Stolz der "königlichen Marine". Der Zweimaster war durch seine flache Bauart ungeheuer schnell und konnte seine Wendigkeit durch eine zusätzliche Ruderreihe (20 Ruderer) noch vergrößern. Das Begleitschiff der "Carolina" wurde eine ebenfalls sehr wendige Schaluppe. Mit dem Aus- und Umbau der Flotte entwickelte sie sich unter König Max I. Joseph zunehmend zum Kostenfaktor.
1806 wurde Bayern Königreich und König [[Person:118579428|Max I. Joseph]] (1756-1825, seit 1799 Kurfürst Max IV., seit 1806 König) gab ein neues Schiff in Auftrag und veranlasste die Generalüberholung mehrerer Schiffe der nunmehr königlichen Flotte. Die "Carolina" wurde zum neuen Stolz der "königlichen Marine". Der Zweimaster war durch seine flache Bauart ungeheuer schnell und konnte seine Wendigkeit durch eine zusätzliche Ruderreihe (20 Ruderer) noch vergrößern. Das Begleitschiff der "Carolina" wurde eine ebenfalls sehr wendige Schaluppe. Mit dem Aus- und Umbau der Flotte entwickelte sie sich unter König Max I. Joseph zunehmend zum Kostenfaktor.


Wenige Jahre nach der Regierungsübernahme durch König [[Person:118574884|Ludwig I.]] (1786-1868, reg. 1825-1848) wurde die "Carolina" 1838 versteigert, weil ihr technischer Zustand veraltet und die Substanz marode war. Eine Reparatur und ein Umbau wären nicht rentabel gewesen. Zudem hatte Ludwig I. wenig Interesse an der bayerischen Flotte, da er keine Veranlassung sah, die bayerischen Gewässer stärker als nötig zu fortifizieren und die finanziellen Mittel zum Unterhalt der Flotte lieber in andere Projekte investieren wollte. Lediglich kleinere Umbauten und notwendige Ausbesserungen wurden veranlasst, wie etwa 1831 am Schiff "Löwe". Offenbar zur gleichen Zeit wie die Versteigerung der "Carolina" wurde jedoch ein neues Schnellboot in Auftrag gegeben und wenig später als "Delphin" vom Stapel gelassen (11,53 m lang, 2,62 m breit). Der "Delphin" war ein hochmodernes Boot mit sieben Mann Ruderbesatzung und diente der schnellen Fortbewegung auf den bayerischen Gewässern. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgewrackt (nach 1893). Für die Donaupatrouille wurde 1837 das Dampfschiff "Ludwig I." gebaut, das fortan die Linie [[Ort:ODB_S00033360|Regensburg]]-Lienz kontrollierte und als Linienkreuzer bediente.[[Datei:Frankonia.jpg|thumb|Das Dampfschiff "Franconia" patroullierte ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Main. Im Hintergrund ist Würzburg am Fuße der Festung Marienberg zu sehen. (Lithografie von Joseph Schamer 1851, Mainfränkisches Museum Würzburg, Inventar-Nr. S 60244)]]König [[Person:118579347|Maximilian II.]] (1811-1864, reg. seit 1848) läutete die Ära der Dampfschiffe in der bayerischen Flotte ein. Nachdem bereits 1851 ein zivil genutztes Dampfschiff "Maximilian" in Dienst gestellt wurde, gab er 1855 beim königlichen Lieutnant [[Person:1068298847|Joseph Joerres]] eine hochmoderne dampfbetriebene Yacht in Auftrag. Das ebenfalls auf "Maximilian" getaufte königliche Schiff maß 18 m Länge und 5,8 m Breite. Des Weiteren gab es unter Maximilian II. keine größeren Investitionen in die bayerische Flotte.
Wenige Jahre nach der Regierungsübernahme durch König [[Person:118574884|Ludwig I.]] (1786-1868, reg. 1825-1848) wurde die "Carolina" 1838 versteigert, weil ihr technischer Zustand veraltet und die Substanz marode war. Eine Reparatur und ein Umbau wären nicht rentabel gewesen. Zudem hatte Ludwig I. wenig Interesse an der bayerischen Flotte, da er keine Veranlassung sah, die bayerischen Gewässer stärker als nötig zu fortifizieren und die finanziellen Mittel zum Unterhalt der Flotte lieber in andere Projekte investieren wollte. Lediglich kleinere Umbauten und notwendige Ausbesserungen wurden veranlasst, wie etwa 1831 am Schiff "Löwe". Offenbar zur gleichen Zeit wie die Versteigerung der "Carolina" wurde jedoch ein neues Schnellboot in Auftrag gegeben und wenig später als "Delphin" vom Stapel gelassen (11,53 m lang, 2,62 m breit). Die "Delphin" war ein hochmodernes Boot mit sieben Mann Ruderbesatzung und diente der schnellen Fortbewegung auf den bayerischen Gewässern. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgewrackt (nach 1893). Für die Donaupatrouille wurde 1837 das Dampfschiff "Ludwig I." gebaut, das fortan die Linie [[Ort:ODB_S00033360|Regensburg]]-Lienz kontrollierte und als Linienkreuzer bediente.[[Datei:Frankonia.jpg|thumb|Das Dampfschiff "Franconia" patroullierte ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Main. Im Hintergrund ist Würzburg am Fuße der [[Würzburg, Festung Marienberg|Festung Marienberg]] zu sehen. (Lithografie von Joseph Schamer 1851, Mainfränkisches Museum Würzburg, Inventar-Nr. S 60244)]]König [[Person:118579347|Maximilian II.]] (1811-1864, reg. seit 1848) läutete die Ära der Dampfschiffe in der bayerischen Flotte ein. Nachdem bereits 1851 ein zivil genutztes Dampfschiff "Maximilian" in Dienst gestellt wurde, gab er 1855 beim königlichen Lieutnant [[Person:1068298847|Joseph Joerres]] eine hochmoderne dampfbetriebene Yacht in Auftrag. Das ebenfalls auf "Maximilian" getaufte königliche Schiff maß 18 m Länge und 5,8 m Breite. Des Weiteren gab es unter Maximilian II. keine größeren Investitionen in die bayerische Flotte.


[[Datei:artikel_46395_bilder_value_3_hochseeflotte3.jpg|thumb|Das Großlinienschiff SMS Prinzregent Luitpold. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde es am 21. Juni 1919 in Scapa Flow selbstversenkt und nach seiner Hebung 1931 bis 1933 abgewrackt. (Foto: [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:PRLP.jpg?uselang=de Wikimedia Commons])]]Rund ein Jahr nach seiner Inthronisation erwarb König [[Person:118574892|Ludwig II.]] (1845-1886, reg. seit 1864) das von seinem Vater für die Flotte gebaute Schiff "Maximilian", um es als private Yacht zu verwenden. Neben kleineren Umbauten erhielt das Schiff auch einen neuen Namen, der ganz im Sinne der ludovizianischen Begeisterung für die Deutsche Sagenwelt stand: "Tristan". 1887 wurde die "Tristan" dann an [[Person:116660783|Hugo von Maffei]] (1836-1921) verkauft, da weder König [[Person:119021692|Otto I.]] (1848-1916, König seit 1886, abgesetzt 1913) noch Prinzregent [[Person:118729683|Luitpold]] (1821-1912, Prinzregent seit 1886) Verwendung dafür hatten. Abermals umgebaut und umgetauft wurde das Schiff bis 1898 als Frachtschiff "Luitpold" auf dem oberbayerischen Strom "Amper" genutzt. Anschließend wurde er wieder militärischen Zwecken zugeführt und 1945 im Heimathafen [[Ort:ODB_S00019403|Stegen]] (Lkr. Starnberg) versenkt (Bergung 1951).
[[Datei:artikel_46395_bilder_value_3_hochseeflotte3.jpg|thumb|Das Großlinienschiff SMS Prinzregent Luitpold. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde es am 21. Juni 1919 in Scapa Flow selbstversenkt und nach seiner Hebung 1931 bis 1933 abgewrackt. (Foto: [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:PRLP.jpg?uselang=de Wikimedia Commons])]]Rund ein Jahr nach seiner Inthronisation erwarb König [[Person:118574892|Ludwig II.]] (1845-1886, reg. seit 1864) das von seinem Vater für die Flotte gebaute Schiff "Maximilian", um es als private Yacht zu verwenden. Neben kleineren Umbauten erhielt das Schiff auch einen neuen Namen, der ganz im Sinne der ludovizianischen Begeisterung für die Deutsche Sagenwelt stand: "Tristan". 1887 wurde die "Tristan" dann an [[Person:116660783|Hugo von Maffei]] (1836-1921) verkauft, da weder König [[Person:119021692|Otto I.]] (1848-1916, König seit 1886, abgesetzt 1913) noch Prinzregent [[Person:118729683|Luitpold]] (1821-1912, Prinzregent seit 1886) Verwendung dafür hatten. Abermals umgebaut und umgetauft wurde das Schiff bis 1898 als Frachtschiff "Luitpold" auf dem oberbayerischen Strom "Amper" genutzt. Anschließend wurde er wieder militärischen Zwecken zugeführt und 1945 im Heimathafen [[Ort:ODB_S00019403|Stegen]] (Lkr. Starnberg) versenkt (Bergung 1951).
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Aktuelle Version vom 20. August 2024, 12:28 Uhr

von J. George Toweregg

Die Bayerische Hochseeflotte kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits unter der Herrschaft der Agilolfinger hat es den Quellen zufolge erste Vorläufer einer Marine gegeben. Im Laufe der Jahrhunderte sorgten die unterschiedlichen Anforderungen der Weltpolitik einerseits und die verschieden gelagerten Ambitionen der bayerischen Herrscher andererseits für ein stetes Auf und Ab in der Entwicklung der Marine. Nach Ende des Ersten Weltkriegs kann von einer staatsbayerischen Hochseeflotte nicht mehr gesprochen werden. Im Zuge der diversen Grenzverschiebungen des 19. und 20. Jahrhunderts wurden die ehemals primär militärisch genutzten Seestreitkräfte einer zivilgesellschaftlichen Nutzung zugeführt. Dennoch ist die Bayerische Hochseeflotte als "Weiß-Blaue-Flotte" heute wie damals stark im Bewusstsein der Menschen verankert.

Anfänge

Für die Anfänge der Bayerischen Hochseeflotte existieren keine schriftlichen Quellen mehr. Unsicher ist bis heute, ob die Bajuwaren bereits eine Flotte unterhielten, welche Dimensionen sie hatte und wie ihre Schiffe ausgesehen haben. Womöglich wurden sie durch die Schiffsbaukunst der Römer und Wikinger nicht nur zu einer eigenen Flotte, sondern auch in der Bauweise inspiriert. Archäologische Funde konnten bislang noch nicht gemacht werden und auch die Überlieferung in den Klostertraditionen am Wasser gelegener Klöster wie etwa Tegernsee (Lkr. Miesbach) oder Dießen (Lkr. Landsberg a.Lech) sagen über die Flotte nichts.

Entwicklung im Mittelalter

Nachdem mit Herzog Tassilo III. (um 741-796) im Jahr 788 die Herrschaft der Agilolfinger über den Stamm der Bayern ein Ende fand - er wurde durch Karl den Großen (um 747/748-814, seit 768 König des Fränkischen Reichs, seit 800 römischer Kaiser) entmachtet -, kann man nicht mehr von einer eigenständigen bayerischen Flotte sprechen. Erst mit dem jüngeren Stammesherzogtum ab 952 konnte Bayern wieder eine eigene, wenn auch kleine Flotte aufbieten. Mit ihrer Schlagkraft mussten die Anrainer im adriatischen Raum unbedingt rechnen.

Die Belehnung Ottos von Wittelsbach (um 1137-1183, seit 1156 als Otto VI. Pfalzgraf von Bayern, seit 1180 als Otto I. Herzog von Bayern) mit dem Herzogtum Bayern im Jahre 1180 bedeutete für die Flotte eine neue Ära. Zwar verlagerte sich das Hauptaugenmerk bayerischer Politik – auch der Verteidigungspolitik – aufs Land; doch nach wie vor unterhielten die Wittelsbacher Herzöge wie schon ihre Vorgänger einen relativ großen Flottenverband.

Die bayerische Marine in der Frühen Neuzeit

Der Kupferstich von Michael Wening (1645-1718) zeigt den Bucentaur zusammen mit der Roten Halben Galeere, der Blauen Galeere und dem Kammerherrnschiff bei einem Flottenmanöver. (Michael Wening, Historico-Topographica Descriptio. 1. Band: Das Renntambt München, München 1701, M 193, Bayerische Staatsbibliothek)
Bucentaur: Detail des Buges am Modell im Museum Starnberger See in Starnberg. (Foto von Xocolatl via Wikimedia Commons)

An der Ausrichtung der bayerischen Flottenpolitik änderte sich dann bis in die Frühe Neuzeit nichts Grundlegendes. Erst unter Kurfürst Ferdinand Maria (1636-1679, Kurfürst seit 1651) verstärkte Bayern den Ausbau der eigenen Flotte wieder.

Das größte Schiff der kurfürstlichen Flotte war der zweimastige Ruder- und Segeljagdkreuzer "Bucentaur", dessen Vorbild der venezianische "Bucintoro" war. Der von den aus Venedig stammenden Schiffskonstrukteuren Francesco Santurini (1627-1682), Francesco Mauro und Pietro Renner zwischen 1662 und 1665 gebaute bayerische Jagdkreuzer war 29 m lang und 8,4 m breit; es übertraf damit sein italienisches Schwestermodell deutlich an Größe. 128 Ruderer sorgten zusammen mit den beiden Masten für genügend Vortrieb. Neben den Ruderern waren im Unterdeck 16 Böllerkanonen und das Pulvermagazin untergebracht, was die ausgeklügelten Arbeitsabläufe bei Gefechten optimierte. Der Bau des Bucentaur verschlang die unglaubliche Summe von rund 18.289 fl. Hinzu kamen die Baukosten für eine Werkhütte und einen Schiffstadel in Höhe von 19.044 fl. Doch das Schiff war nicht nur reich mit Kanonen bestückt, sondern bestach auch durch seine luxuriöse Ausstattung mit Malereien und Vergoldungen. In ganz Europa verbreitete sich nicht nur Dank eines ausführlichen Berichts des Münchner Hofbeichtvaters Pierre de Bretagne die Nachricht vom neuen bayerischen Flaggschiff "Bucentaur".

Als Begleitschiffe für den "Bucentaur" wurden drei deutlich kleinere und wendigere Schiffe gebaut, die "Rote Halbe Galeere" (gebaut 1668), das "Kammerherrnschiff" (vor 1651) und die "Blaue Galeere" (1665). Hinzu kamen diverse andere, nicht der Halb-Galeeren-Klasse zuzurechnende Boote in der Art moderner Schnellboote. Die nachfolgenden Kurfürsten veranlassten zum Teil erhebliche Umbauten auf den Schiffen der bayerischen Flotte und sogar mehrere Neubauten. Die Größe des "Bucentaur" blieb jedoch unangetastet, und man konzentrierte sich auf den Ausbau der Flotte durch schnelle und v. a. wendige Schiffe, mit denen man sich neuen Anforderungen in der Seekriegsführung anpasste. Stellenweise war man mit diesem Konzept sogar anderen europäischen Seemächten weit voraus.

Technische Daten zur Flotte der Frühen Neuzeit
Name des Schiffs Abmessungen (L x B) Baujahr (Fertigstellung)
Bucentaur 29 m x 8,4 m 1665
Rote Halbe Galeere 23,5 m x NN 1668
Kammerherrnschiff 17,5 m x 2,9 m vor 1651
Blaue Galeere 15,5 m x 2,3 m 1665

Die Flotte im 19. und 20. Jahrhundert

1806 wurde Bayern Königreich und König Max I. Joseph (1756-1825, seit 1799 Kurfürst Max IV., seit 1806 König) gab ein neues Schiff in Auftrag und veranlasste die Generalüberholung mehrerer Schiffe der nunmehr königlichen Flotte. Die "Carolina" wurde zum neuen Stolz der "königlichen Marine". Der Zweimaster war durch seine flache Bauart ungeheuer schnell und konnte seine Wendigkeit durch eine zusätzliche Ruderreihe (20 Ruderer) noch vergrößern. Das Begleitschiff der "Carolina" wurde eine ebenfalls sehr wendige Schaluppe. Mit dem Aus- und Umbau der Flotte entwickelte sie sich unter König Max I. Joseph zunehmend zum Kostenfaktor.

Wenige Jahre nach der Regierungsübernahme durch König Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848) wurde die "Carolina" 1838 versteigert, weil ihr technischer Zustand veraltet und die Substanz marode war. Eine Reparatur und ein Umbau wären nicht rentabel gewesen. Zudem hatte Ludwig I. wenig Interesse an der bayerischen Flotte, da er keine Veranlassung sah, die bayerischen Gewässer stärker als nötig zu fortifizieren und die finanziellen Mittel zum Unterhalt der Flotte lieber in andere Projekte investieren wollte. Lediglich kleinere Umbauten und notwendige Ausbesserungen wurden veranlasst, wie etwa 1831 am Schiff "Löwe". Offenbar zur gleichen Zeit wie die Versteigerung der "Carolina" wurde jedoch ein neues Schnellboot in Auftrag gegeben und wenig später als "Delphin" vom Stapel gelassen (11,53 m lang, 2,62 m breit). Die "Delphin" war ein hochmodernes Boot mit sieben Mann Ruderbesatzung und diente der schnellen Fortbewegung auf den bayerischen Gewässern. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgewrackt (nach 1893). Für die Donaupatrouille wurde 1837 das Dampfschiff "Ludwig I." gebaut, das fortan die Linie Regensburg-Lienz kontrollierte und als Linienkreuzer bediente.

Das Dampfschiff "Franconia" patroullierte ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Main. Im Hintergrund ist Würzburg am Fuße der Festung Marienberg zu sehen. (Lithografie von Joseph Schamer 1851, Mainfränkisches Museum Würzburg, Inventar-Nr. S 60244)

König Maximilian II. (1811-1864, reg. seit 1848) läutete die Ära der Dampfschiffe in der bayerischen Flotte ein. Nachdem bereits 1851 ein zivil genutztes Dampfschiff "Maximilian" in Dienst gestellt wurde, gab er 1855 beim königlichen Lieutnant Joseph Joerres eine hochmoderne dampfbetriebene Yacht in Auftrag. Das ebenfalls auf "Maximilian" getaufte königliche Schiff maß 18 m Länge und 5,8 m Breite. Des Weiteren gab es unter Maximilian II. keine größeren Investitionen in die bayerische Flotte.

Das Großlinienschiff SMS Prinzregent Luitpold. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde es am 21. Juni 1919 in Scapa Flow selbstversenkt und nach seiner Hebung 1931 bis 1933 abgewrackt. (Foto: Wikimedia Commons)

Rund ein Jahr nach seiner Inthronisation erwarb König Ludwig II. (1845-1886, reg. seit 1864) das von seinem Vater für die Flotte gebaute Schiff "Maximilian", um es als private Yacht zu verwenden. Neben kleineren Umbauten erhielt das Schiff auch einen neuen Namen, der ganz im Sinne der ludovizianischen Begeisterung für die Deutsche Sagenwelt stand: "Tristan". 1887 wurde die "Tristan" dann an Hugo von Maffei (1836-1921) verkauft, da weder König Otto I. (1848-1916, König seit 1886, abgesetzt 1913) noch Prinzregent Luitpold (1821-1912, Prinzregent seit 1886) Verwendung dafür hatten. Abermals umgebaut und umgetauft wurde das Schiff bis 1898 als Frachtschiff "Luitpold" auf dem oberbayerischen Strom "Amper" genutzt. Anschließend wurde er wieder militärischen Zwecken zugeführt und 1945 im Heimathafen Stegen (Lkr. Starnberg) versenkt (Bergung 1951).

Schiffe der Bayerischen Hochseeflotte im Ersten Weltkrieg
Name Schiffsklasse Baujahr (Indienststellung)
SMS Prinzregent Großlinienschiff 1913
SMS Bayern Großlinienschiff 1916
SMS Wittelsbach Linienschiff 1900
SMS München Kleiner Kreuzer 1905
SMS Nürnberg Kleiner Kreuzer 1906
SMS Augsburg Kleiner Kreuzer 1910
SMS Regensburg Kleiner Kreuzer 1915
SMS Nürnberg II Kleiner Kreuzer 1916
SMS von der Tann Schlachtkreuzer 1911
Das Großlinienschiff SMS Bayern wurde 1916 in Dienst gestellt. Nach den Bestimmungen des Waffenstillstandsabkommens mit der Entente wurde es nach Scapa Flow überführt und dort 1919 selbstversenkt. Auch die SMS Bayern wurde 1934 gehoben und anschließend bis 1935 abgewrackt. (Foto: Wikimedia Commons)

Mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 wurde auch die bayerische Hochseeflotte in Kriegszeiten unter kaiserlichen Oberbefehl gestellt und der 1872 gegründeten kaiserlichen Marine unterstellt. Aus Tabelle 2 sind diejenigen Schiffe ersichtlich, die als Ehrerbietung an die ruhmreiche Vergangenheit der Bayerischen Hochseeflotte bayerische Namen erhalten haben. Obwohl sich also in der kaiserlichen Marine bayerische Kriegsschiffe befanden, hatte die bayerische Admiralität in München die Kontrolle über ihre Flottenverbände an die 1872 gegründete kaiserliche Marine abgegeben.

Überführung in zivile Nutzungsbereiche

Reste der nicht über den Rohbau hinausgekommenen U-Boot-Werft der Bayerischen Hochseeflotte bei St. Quirin am Tegernsee. Bei Kriegsende wurde der Bau gesprengt. (Foto von: John George Tower-Egg)

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie überführte man die ehemals militärisch genutzte bayerische Flotte in zivile Nutzungsbereiche, und die bayerische Admiralität wurde verwaltungstechnisch am 20. November 1918 in die "Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen" (kurz: Bayerische Schlösserverwaltung) eingegliedert. Damit passte sich Bayerns Marine den Herausforderungen einer politisch veränderten Lage an, da die bayerischen Gewässer direkt keinen Bedrohungen mehr ausgesetzt waren und eine militärische Intervention nicht mehr als nötig erachtet wurde.

Die nunmehr auch als "Weiß-Blaue Flotte" bekannten bayerischen Flottenverbände dienen seither vornehmlich ziviler Nutzung. Am 1. Januar 1997 erfolgte die Gründung der "Bayerische Seenschifffahrt GmbH", und die vier Schifffahrtsgesellschaften des Freistaates wurden in diese Gesellschaft privatisiert, die zu 100 % in Händen des Landes Bayern ist. Der Flottenverband besteht heute (2013) aus 34 Schiffen unterschiedlichster Größe und zählt damit zu den bedeutendsten landeseigenen deutschen Flottenverbänden. Schiffe mit bayerischen Namen in der "Deutschen Marine" (von 1956 bis 1990 "Bundesmarine") sind nur mehr Reminiszenzen an die ehemaligen bayerischen Marineverbände und deren ruhmreiche Vergangenheit.

Literatur

  • Siegfried Breyer, Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970, München 1970.
  • Erich Gröner/Dieter Jung/Martin Maass, Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, München 1982.
  • Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke, Die Linienschiffe der Nassau- bis König-Klasse, Bonn 1999.
  • Alois Mitterwieser, Bayerische Prunkschiffe aus fünf Jahrhunderten (Beiträge zur Bayerischen Geschichte 1), München 1931.
  • Gerhard Schober, Prunkschiffe auf dem Starnberger See. Eine Geschichte der Lustflotten bayerischer Herrscher, Waakirchen 2008.

Externe Links

Kriegsmarine

Empfohlene Zitierweise

John George Tower-Egg, Bayerische Hochseeflotte, publiziert am 01.04.2014; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayerische_Hochseeflotte> (10.11.2024)