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Barth zu Harmating, Adelsfamilie

Aus Historisches Lexikon Bayerns

(Weitergeleitet von Barth zu Harmating, Adelsfamilie)

von Helmut Stahleder

Münchner Patrizier-, später auch bayerisches Adelsgeschlecht, das wahrscheinlich aus Augsburg stammte. Dort erscheinen die Barth erstmals 1239, in München sind sie seit 1272 belegt. Im Spätmittelalter entfaltete die Familie eine vielfältige Handelstätigkeit, vor allem im Wein- und Salzhandel. Mitglieder der Familie standen seit dem 15. Jahrhundert im Dienst des bayerischen Herzogs und des Kaisers, ein Barth erreichte das Rektorenamt an der Universität Ingolstadt. Seit dem 16. Jahrhundert existierten zwei Linien, die Barth zu Kempfenhausen (bereits 1623 erloschen) und die Barth zu Harmating. Die Barth zu Harmating starben 1935 im Mannesstamm aus.

Herkunft der Familie

Die Familientradition vermutete eine Abstammung aus dem Rheinland (Bergstraße), wahrscheinlicher ist indes eine Herkunft aus Augsburg, wo es bereits 1239 eine Famile Barth gab. Erster Barth in München war ein Ludwig, der um 1272 als einer der Abgesandten der Stadt nach Rom reiste, um dort die Genehmigung zur Teilung der Peterspfarrei einzuholen. Eine 1303 verstorbene Margareta Barth war Nonne im Angerkloster. Die Abstammungslegende der Familie mit Herkunft aus dem Ritterstand war im 16. Jahrhundert von dem Bestreben diktiert, den Adelsstand der Familie nachzuweisen.

Handelsgeschäfte

Die Familie war in vielfältigen Handelsgeschäften tätig, vor allem im Handel mit Wein aus Österreich, Italien (bereits nachgewiesen für Heinrich Barth, gest. 1362) und dem Elsass. Deshalb waren zahlreiche Barth Mitglied der Weinschenken-Zunft und betrieben Gaststätten. Hand in Hand mit dem Weinhandel ging der Salzhandel. Dazu kamen der Betrieb von Ziegelstädeln und Kupferhämmern, Silber- und Quecksilberbergwerken sowie Schürfrechte nach Messingerde und Erzlagern. Aber auch Handel mit Salpeter, Holzkohle und Gegenständen des täglichen Gebrauchs (z. B. Schaufeln) sowie Bank- und Grundstücksgeschäfte gehörten zu den Gewerben der Barth. 1345 war der Bischof von Freising so hoch bei Heinrich Barth verschuldet, dass er ihm den Münchner Brückenzoll verpfänden musste. Im 15. Jahrhundert bestand eine Handelsgesellschaft mit Lorenz Schrenck und Wilhelm Günther, die zu Schiff österreichischen Wein aus Wien nach Bayern einführte.

Güter auf dem Land und Linien

Schloss Harmating in Harmating. (Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)

Vielfach ist Hausbesitz in München belegt. Seit 1508 war für 100 Jahre der Messinghammer vor der Stadt im Besitz der Barth. Bereits 1358 hatte der genannte Heinrich Barth Tegernseer Lehen in Helfendorf inne. 1377 wird ihr Benefizium in St. Peter mit Bauernhöfen ausgestattet, ein weiteres Benefizium mit Grablege hatte die Familie in der Frauenkirche. 1423/24 erwarb Heinrich Vogteien und Höfe im Landgericht Wolfratshausen. Güter auf dem Land hatten die Barth in Giebing (1468-1505) und Kempfenhausen (Haarkirchen) (vor 1522-1600), vor allem aber in Harmating (1531-1935), Pasenbach (1542-1790), Reinthal (1580-1790), Humbach (1615-1783), Fraßhausen (1739-1847) und Eurasburg (1812-1858). Um 1629 stiftete Bernhard Barth ein Seelhaus, das bis um 1809 bestand. Die Linie Kempfenhausen, erloschen 1623, ging auf Arsacius Barth zu Kempfenhausen (gest. 1541) zurück, die Linie Harmating, erloschen 1935, wurde von den Brüdern Balthasar (gest. 1541) und Dr. Kaspar Barth (gest. 1532) begründet. Zumindest bis um 1600 nannten sich alle Kinder und Enkel von Balthasar "von" oder "zu Harmating", teils in Verbindung mit anderen Sitzen, z. B. von Harmating und Pasenbach, von Harmating, zu Pasenbach, Reinthal oder von Umbach.

Heiratsverbindungen

Heiratsverbindungen gab es seit dem 14. Jahrhundert vor allem mit anderen Münchner Familien, so den:

  • Schluder
  • Pütrich
  • Sendlinger
  • Astaler
  • Altmann
  • Pötschner
  • Tichtel
  • Hundertpfund
  • Ligsalz
  • Schrenck
  • Weiler
  • Reitmor
  • Rudolf
  • Sänftel

Bald aber auch mit anderen Städten im heutigen Bayern und Österreich, so:

Seit dem 15. Jahrhundert gab es zunehmend Verbindungen mit dem Landadel (Smieher, Höhenkircher, Thanner zu Thann, von Liechtenstein, Nothaft, Fendt zu Fraißhausen usw.).

Siegel und Wappen

Wappen der Familie Barth. (Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 1511, 60)

Siegel und Wappen zeigen einen glatzköpfigen bärtigen Männerkopf. Eine Wappenbesserung erfolgte 1525 durch Kaiser Karl V. (reg. 1519-1556). Das Reichsadelsdiplom mit Wappenbestätigung stammt von 1585 (Erhebung in den Adelsstand) und 1587. 1596 erhielt Oswald Barth (gest. 1604) die Edelmannsfreiheit und Niedergerichtsbarkeit, 1609 Bernhard Barth (gest. 1630) die Edelmannsfreiheit. Das Adelsprädikat "von" wurde 1762 verliehen; die Immatrikulierung in die Klasse des Adels erfolgte 1812, in die Klasse des Freiherrenstandes 1861.

Tätigkeit im Stadtrat

In städtischen Ämtern sind die Barth seit mindestens 1310/12 (1272) belegt, im Stadtrat und als Bürgermeister von 1346 bis 1803. Berühmt geworden ist vor allem Heinrich Barth (gest. 1519), der als einer der Baumeister des Stadtrats gemäß der Aufgabenverteilung im Rat auch für die Handelswege außerhalb der Stadt verantwortlich war und als solcher zum "Erbauer der Kesselbergstraße" (1492) wurde. Sie war der kürzeste und schnellste Weg von München aus nach Oberitalien, so dass die Stadt ein erhebliches Interesse an dieser Straße haben musste. Ebenfalls fiel in seine Amtszeit der Bau der großen neuen Bastei vor dem Neuhauser Tor (1490).

Religion

Die Barth blieben zwar auch nach der Reformation katholisch, Kinder und Enkel des Arsaci Barth standen allerdings dem Protestantismus nahe und mussten sich 1529, 1569 und 1571 bei den großen Religionsverhören verantworten. Sie konnten sich jedoch reinwaschen oder schwuren ab und blieben Münchner Stadträte bis an ihr Lebensende. Mehrere Barth studierten im 16. Jahrhundert im protestantischen Tübingen.

Bedeutende Vertreter

Seit dem 15. Jahrhundert sind die Barth als kaiserliche und herzogliche Räte und in anderen landesherrlichen und staatlichen Ämtern tätig, als Münzmeister, Pfleger, Landrichter, Kastner, Truchsessen, Hofmeister, Regimentsräte, Hofoberrichter und Rentmeister, ebenso in Ämtern bei der Landschaft.

Die Barth findet man auch in vielen kirchlichen Ämtern als Domherr in Regensburg, Chorherrn in München, bischöflicher Rat zu Freising, Kölnische Hofjunker und Truchsess des Kurfürsten von Köln. Mitglieder der Familie Barth waren Nonnen im Münchner Angerkloster, in Niederschönenfeld, Seligenthal und Hall in Tirol, Kanoniker an der Münchner Frauenkirche und als Pfarrer an verschiedenen Orten; ein Barth war im 17. Jahrhundert Jesuit, ein anderer wurde Kapuziner. Dr. Georg (gest. 1518) war Professor und Rektor der Universität Ingolstadt und herzoglicher Rat in München und Landshut, wo er als Pfarrer von St. Martin auch starb. Dr. Kaspar Barth war u. a. Dechant der Frauenkirche und herzoglicher Rat, Balthasar (gest. 1623) kaiserlicher Rat, Bernhard Barth (gest. 1630) u. a. Land- und Stadtrichter zu Friedberg, Stadtoberrichter zu München, zuletzt Rentmeister von München und Hofoberrichter, Carl Anton v. Barth wurde Stadtoberrichter (1783-1786), Joseph Michael von Barth Stadtsyndikus (1798-1803) in München.

Hermann von Barth (gest. 1876) wurde bekannt als Alpinist und Forschungsreisender, war bahnbrechend für die moderne Alpinistik und die wissenschaftlich-topographische Erforschung der Alpen. 1876 wurde er Landesgeologe in Angola. Die Brüder Ernst (gest. 1934) und Hugo von Barth waren bayerische Generäle. Mit Hugo ist die Familie 1935 erloschen.

Literatur

  • Paul Daehne, Die Schlossherren von Eurasburg, o. O. [Leipzig 1927], 191-194, Kap. 14: Die Freiherren von Barth-Harmating (1812-1858).
  • Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels. 2. Band, Stegaurach 1951, 113-114.
  • Helmuth Stahleder, Beiträge zur Geschichte Münchner Bürgergeschlechter. Die Bart (bis um 1630), in: Oberbayerisches Archiv 125/1 (2001), 289-391.

Quellen

  • Hermann Hofmann (Bearb.), Schloßarchiv Harmating (Bayerische Archivinventare 2/Oberbayern 1), Pasing 1955.
  • Staatsarchiv München, Hofmarksarchiv Harmating.

Weiterführende Recherche

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Empfohlene Zitierweise

Helmut Stahleder, Barth zu Harmating, Adelsfamilie, publiziert am 12.06.2012; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Barth_zu_Harmating,_Adelsfamilie> (16.04.2024)