Kriegerdenkmal beim Armeemuseum (München)
Aus Historisches Lexikon Bayerns
Das Denkmal im östlichen Teil des Münchner Hofgartens, direkt vor dem ehemaligen Bayerischen Armeemuseum (heute: Staatskanzlei), ist eine aus mehreren Wettbewerben hervorgegangene architektonische Anlage, die von den Architekten Eberhard Finsterwalder (1893–1972) und Thomas Wechs (1893–1970) entworfen wurde. Die Figur eines toten Soldaten stammt im Entwurf von Bernhard Bleeker (1881–1968) und ist aus Rotmarmor gearbeitet. 1972 wurde das Original durch einen Bronzeabguss ersetzt. Initiiert wurde das Denkmal vom Deutschen Kriegerbund (DKB) zum Gedächtnis an 13.000 im Ersten Weltkrieg gefallene Münchener Soldaten. Die Grundsteinlegung erfolgte am 4. November 1923, die Enthüllung und Einweihung des Denkmals am 14. Dezember 1924. Im Zweiten Weltkrieg teilweise stark zerstört, beließ man das Denkmal an seinem bisherigen Standort und setzte es instand.
Zur Entstehung des Kriegerdenkmals im Münchener Hofgarten
Denkmäler des unbekannten Soldaten, der stellvertretend für alle gefallenen Soldaten einer Nation steht, entstanden in den meisten kriegführenden Staaten des Ersten Weltkriegs. Ideengeber eines solchen Denkmals war François Simon, Präsident der 1887 gegründeten Gesellschaft Le Souvenir Français, die sich für das Gendenken an die gefallenen französischen Soldaten einsetzt. Am 11. November 1920 wurden in London (Großbritannien) das Grab des „Unknown Warrior“ und in Paris (Frankreich) das „Tombe du Soldat inconnu“ eingeweiht. Andere Länder folgten dem britischen und französischen Beispiel, auch in gestalterischer Hinsicht.
Das Grabmal des unbekannten Soldaten in Paris befindet sich unter dem Arc de Triomphe. Es wurde am 11. November 1920 eingeweiht. (Foto von Zairon, lizenziert durch CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)
Das Grabmal des unbekannten Soldaten in London befindet sich in Westminster Abbey. Es wurde am 11. November 1920 eingeweiht. (Foto von Jacopo Werther, lizenziert durch CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons)
Auch das Münchener Denkmal hat seinen Ursprung in der Erinnerungskultur der Krieger- und Veteranenverbände. Seit der Reichsgründung 1871 bildeten sich zunächst in Preußen, dann auch außerhalb Veteranen- und Kriegerbünde. In Bayern hatte sich zunächst 1874 der Bayerische Kriegerbund formiert, der nach weiterer Umbenennung schließlich 1877 durch den „Bayerischen Veteranen-, Krieger- und Kampfgenossen-Bund“ (BVKKB) abgelöst wurde. Um 1900 vertrat er 2.250 Vereine mit 150.000 Mitgliedern. 1908 wurde er in „Bayerischer Veteranen- und Kriegerbund“ umbenannt und war ab 1934 gleichgeschaltet.
Der Wettbewerb für ein zentrales bayerisches Kriegerdenkmal in der Kuppelhalle des Armeemuseums wurde im März des Jahres 1920 vom Heeresabwicklungsamt ausgeschrieben. Die Entwürfe wurden im Juli 1920 präsentiert, aber keine der vorgelegten Arbeiten führte zu einer Ausführung. Auch ein zweiter Wettbewerb kam nicht zustande, jetzt aus wirtschaftlichen Gründen. Schließlich wurde ein Sachverständigenrat berufen und damit betraut, einen bayerischen Künstler mit der Gestaltung zu beauftragen. Bernhard Bleeker (1881–1968) hatte bereits dem ursprünglichen Preisgericht angehört; und seine bei den verschiedenen Sitzungen des Preisgerichts gewonnenen Einsichten führten dazu, dass man ihn mit der Ausführung beauftragte. Bleeker entwarf eine niedere Tumba mit darauf liegendem Feldsoldaten in voller Ausrüstung. Das Denkmalskomitee sprach sich für den Entwurf aus und im August 1922 wurde zunächst der Gipsentwurf in der Kuppelhalle des Armeemuseums aufgestellt.
In einem weiteren Wettbewerb, der etwa gleichzeitig zur Ausschreibung in der Kuppelhalle des Armeemuseums stattfand, sollten die Münchner Gefallenen geehrt werden. Die Idee hierzu wurde während einer Feier des Bayerischen Kriegerbundes, anlässlich des 50. Jahrestages der Schlacht bei Sedan (Frankreich), im Spätsommer 1920 von einem Veteranen vorgetragen. Es sollte ein architektonisches Denkmal für die im Ersten Weltkrieg „gefallenen Helden“ oder an den Kriegsfolgen verstorbenen Soldaten sein. Im Verlauf des nun folgenden Ideenwettbewerbs wurden unterschiedliche Standorte erörtert. Aus dem Wettbewerb ging nach einer ersten Ablehnung und einem weiteren Wettbewerb 1923 der Entwurf der Architekten Eberhard Finsterwalder (1893-1972) und Thomas Wechs (1893-1970) und des Bildhauers Karl Knappe (1884-1970) als Sieger hervor. Ihr Entwurf sah ein Kriegerdenkmal in Form eines Ehrenhofs vor und wollte auch architektonische, städtebauliche und landschaftliche Gegebenheiten einbeziehen (Wechs gestaltete 1928 auch einen Entwurf für ein Kriegerdenkmal in Augsburg). Für das Ehrenmal vorgesehen war der Platz vor dem Armeemuseum (heute Staatskanzlei).
Der tote Soldat von Bernhard Bleeker, über dessen Fertigstellung kein konkretes Datum bekannt ist, harrte indessen noch seiner Aufstellung. Man war sich nicht einig über den geeigneten Platz für die Figur. Bleeker weigerte sich, sie im Armeemuseum aufzustellen. Er hielt den Platz für unpassend, da sich die Platzverhältnisse tatsächlich aus optischen Gründen als nicht adäquat erwiesen hatten, obwohl die Wettbewerbsentwürfe den vorgesehenen Platz für den toten Soldaten unter der Kuppel des Mitteltraktes des damaligen Armeemuseums berücksichtigen sollten und dort auch für den Gipsentwurf bereits ein Sockel aufgestellt war. Bleeker hatte neben dem Vorschlag, den Soldaten in der Feldherrnhalle aufzustellen, auch die Idee, sie in der Frauenkirche zu platzieren. Beides wurde abgelehnt. Das Kultusministerium war der Meinung, dass an der Feldherrnhalle, als einem Bau Ludwigs I. (1786-1868, König 1825-1848), keine baulichen Veränderungen durchgeführt werden dürften und in der Frauenkirche schien die räumliche Situation nicht geeignet. Kurz vor der Enthüllung des Denkmals am Hofgarten war ein Ausschuss aus Baumeistern und Bildhauern gebildet worden, weil man die erstellte Tumba als zu nüchtern empfunden hatte. Weil in diesem Ausschuss auch Bleeker anwesend war, schlug er - nachdem er die Abmessungen geprüft hatte - anstelle der erstellten Tumba die Aufstellung seiner Figur vor, die dann in das Ehrenmal am Hofgarten integriert wurde.
Im Verlauf der Planungs- und Entwicklungsphase zum architektonischen Denkmal für die Gefallenen wurden auch andere Standorte in Erwägung gezogen. Beispielsweise kam vom Architekten und Stadtplaner Theodor Fischer (1862-1938) der Vorschlag, nördlich des Siegestores entlang der Leopoldstraße Alleebäume zu pflanzen und wie in der Via Appia Gedenksteine mit den Namen der gefallenen Soldaten zwischen die Bäume zu setzen. Auch der Englische Garten, das Oberwiesenfeld und der Luitpoldpark wurden als mögliche Plätze erwogen. Es blieb schließlich beim Standort am Armeemuseum, weil nur im Zusammenhang mit diesem der Ruhm der bayerischen Armee am besten verkörpert werden könne, und der Entwurf Finsterwalder/Wechs, der als eigenständiges architektonisches Denkmal geplant war, wurde in modifizierter Form verwirklicht. Von Seiten des Münchener Stadterweiterungsbüros kam schließlich der Vorschlag, auf dem tieferliegenden Teil des Hofgartens eine Ehrenstätte zu errichten, um dort auch die Tafeln für die Namen der 13.000 Gefallenen anbringen und Gedenkfeiern abhalten zu können.
Finanzierung
Die Finanzierung sollte über private Geldgeber geschehen. Dazu konnte nach endgültigem Abschluss der Planungsphase die Bevölkerung bei einer Sammelaktion in München Bausteine im Wert zwischen 100 bis 1.000 Mark erwerben. Aufgerufen waren sowohl wohlhabende Privatpersonen als auch die ortsansässigen Banken, die Industrie und der Handel. Als Gegenleistung konnte sich der Spender für einen Betrag von acht Mark namentlich ins Goldene Buch der Stadt eintragen lassen. Die Bauarbeiten begannen im April 1924, obwohl erst ein Teil der Finanzierung gesichert war. Der ursprünglich veranschlagte Kostenrahmen in Höhe von 100.000 Mark erwies sich als zu eng gesetzt. Deswegen sollten über verschiedene, von den Bezirksinspektionen durchgeführte weitere Sammelaktionen, die finanziellen Mittel erbracht werden, zum Beispiel über die Abhaltung eines Blumentages, bei dem 13.000 Gedächtnisblumen verkauft werden sollten. Damit sollte einerseits der „Mann“ auf der Straße angesprochen und aufgerufen werden, seinen Beitrag zu leisten, um so einen Teil des Finanzierungsbedarfs zu sichern. Für die Genehmigung war jedoch die Zustimmung des in Sachen Kriegerdenkmal zerstrittenen Stadtrates notwendig; obwohl die Stadtverwaltung den Denkmalsgedanken grundsätzlich unterstützte, sprachen sich die politisch links gerichteten Stadträte gegen das Denkmal aus, weil sie der Meinung waren, Tausende Soldaten seien einem sinnlosen Krieg zum Opfer gefallen. Das rechte Lager hingegen interpretierte diese Haltung dahingehend, dass die Niederlage letztlich vom marxistischen Dolchstoß herbeigeführt worden sei. Gegen die Stimmen der Linken wurde der Entwurf schließlich angenommen.
Architektonische Form des Denkmals
Im unteren Teil des Hofgartens, gegenüber der Kuppel des damaligen Armeemuseums, wurde zunächst eine von allen Seiten mit Stufen zugängliche und mit Cannstatter Travertin ausgelegte, rechteckige Fläche abgesenkt, die eine Art Ehrenhof bildet. In deren Mitte, nochmals abgesenkt und einer Krypta ähnlich, befindet sich das Grabmal des Unbekannten Soldaten. Gebildet ist die Kammer aus je zwei massiven quadratischen und an den Längsseiten je vier schmalen, rechteckigen Pfeilern, die eine geschlossene Decke aus Travertin tragen. Zwischen die Pfeiler eingefügte Stufen führen hinab in die schmucklos gestaltete Grabkammer, die den Bronzeabguss der ursprünglich aus Ruhpoldinger Rotmarmor bestehenden Skulptur des unbekannten Soldaten von Bernhard Bleeker beherbergt.
Die schmalen Pfeiler der Längsseiten zieren expressionistische Reliefs mit der Darstellung von Grabwächtern, die von Karl Knappe entworfen wurden. Ebenfalls von Karl Knappe stammt der Entwurf für die marschierenden Krieger und das Gräberfeld auf den Schmalseiten des Ehrenhofes, der in der jetzigen Gestalt in einer zweiten Entwicklungsphase vom Stadterweiterungsbüro beschlossen wurde. In dieser Phase war auch die Nennung der Gefallenen an den Seiten der sechs Meter breiten Reliefs bestimmt worden. Die Tafeln mit den Namensinschriften wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, bei den jeweiligen Sanierungen nicht erneuert. Der umgebende Ehrenhof wurde schwer beschädigt.
Überlegungen zur Verlegung des Denkmals nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Krypta wurde bei einem Luftangriff am 7. Januar 1945 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Figur des Unbekannten Soldaten erlitt ebenfalls Schäden. Sie wurde von Bleeker selbst geborgen und zunächst zur Restaurierung in den Keller der Akademie verbracht. Allerdings konnte sie dort nicht lange verbleiben, da Bleeker als Belasteter seine Professur nach 1945 nicht ausüben durfte, und wurde von ihm in sein ebenfalls stark zerstörtes Haus in der Münchener Haushoferstraße verbracht. Die Figur wurde im Oktober 1948, am Gedenktag der Toten, mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung, die die Restaurierung der Figur durch Bleeker in Auftrag gegeben hatte, in die lediglich vom Schutt freigeräumte Krypta verbracht. 1972 wurde sie durch einen Bronzeabguss ersetzt, an dessen Erstellung der Bleeker-Schüler Hans Wimmer (1907-1992) beteiligt war. Das Original befindet sich heute (2021) im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt, und war 1971 dorthin verbracht worden, nachdem Hans Wimmer dort einen Platz für den Toten Soldaten ausgesucht hatte.
Die schweren Kriegsschäden am Denkmal machten eine Sanierung notwendig (eine erste Sanierung wurde bereits 1937 durchgeführt). In diesem Zusammenhang wurde erneut erwogen, den Unbekannten Soldaten unter der Kuppel des Armeemuseums aufzustellen. Dies wurde wie ehedem aus ästhetischen Gründen verworfen, weil Halle und Figur nicht harmonierten. Auf Vorschlag von Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869–1955) wurde die Idee diskutiert, den Soldaten in der Feldherrnhalle aufzustellen und dazu deren mittleren Abschnitt apsisähnlich zu vertiefen. Als Alternative dafür sah man die Unterbringung im Gewölbekeller unterhalb der Feldherrnhalle vor. Aus verschiedenen Gründen, auch wegen der unausgewogenen Platzverhältnisse, wurde diese Idee wieder verworfen. Auch eine Aufstellung in der Münchener Frauenkirche wurde kurzzeitig erwogen.
Für das Denkmal war ein neuer Platz auch deswegen in Erwägung gezogen worden, weil der Bayerische Rundfunk (BR) sein Sendegebäude auf dem tieferliegenden Hofgartenareal errichten wollte. Nach einigen Verhandlungen hatte man sich auf einen Kaufpreis in Höhe von 2,5 Mio. DM für das Grundstück und 200.000 DM für das Armeemuseum geeinigt (eigentlich wollte der BR nur das Hofgartenareal erwerben, sollte es aber nur unter der Bedingung erhalten, dass das Armeemuseum ebenfalls gekauft und damit vonseiten des Freistaats der Wiederaufbau des Thronsaals der Residenz finanziert werden sollte). Nachdem der BR aber begonnen hatte, an der Marsstraße Grundstücke hinzuzukaufen, und die Nutzung des Hofgartenareals durch den BR damit in den Hintergrund getreten war, war der bayerische Ministerrat zu der Überzeugung gelangt das Denkmal am Ort zu belassen und zu sanieren. Die Reliefs von Karl Knappe, die während des Zweiten Weltkrieges ausgelagert und unversehrt geblieben waren, wurden dann im Zuge der Restaurierung wieder an ihre Stelle im Ehrenhof verbracht, ebenso der alte Schriftzug „Sie werden auferstehen“.
Politische Bedeutung des Denkmals
Das Streben der Initiatoren – allen voran der Obmannsbezirk München-Stadt des Bayerischen Kriegerbundes – zur Errichtung eines Denkmals entsprang dem Wunsch, den Gefallenen des Ersten Weltkriegs eine würdige Gedenk- und Ehrenstätte zu errichten. Es sollte nicht nur der Ehrung der Toten dienen, sondern gleichzeitig erinnern an große historische Momente und Berufung und Rückgriff auf einstige Größe und Weltgeltung sein. Indizien dafür sind nicht nur der am Denkmal angebrachte Schriftzug „Sie werden auferstehen“, sondern auch der gewaltige Aufmarsch der Obrigkeiten während der ersten Trauerfeier anlässlich der Grundsteinlegung am 4. November 1923. Zur Einweihung des Denkmals am 14. Dezember 1924 sprach Hans Küfner (1871–1935), damals 2. Bürgermeister und Kulturreferent der Stadt München, von einer „heiligen Stätte des unvergänglichen Gedächtnisses und Dankes für die 13.000 Münchner [...], die ihr Leben auf dem Altar des Vaterlandes zu dessen Schutz, für dessen Freiheit und wirtschaftliche und kulturelle Größe geopfert [...] haben“. Bereits zuvor fanden alljährlich große Trauerfeierlichkeiten für die während des Ersten Weltkrieges gefallenen Münchner statt, z. B. am 11. Oktober 1921 auf dem Münchner Königsplatz, auf dem ein Feldaltar und ein mit Blumen geschmückter Katafalk aufgestellt wurde.
Die „Schmach“ des verlorenen Ersten Weltkriegs, die Heroisierung der Opfer und die Bereitschaft zu einem neuen Krieg sind überall greifbar. Die Münchner Nationalsozialisten versuchten die Teilnahme des Wehrverbandes Bund Reichkriegsflagge an den Feierlichkeiten der Grundsteinlegung am 4. November 1923 zu ermöglichen. Das Veto von Kronprinz Rupprecht, einem erklärten Gegner der Nationalsozialisten und einem der Initiatoren des Denkmals, verhinderte wenige Tage vor dem Hitlerputsch am 8./9. November 1923 die offizielle Teilnahme des Bunds Reichskriegsflagge. Auch das politisch linke Lager fühlte sich ausgegrenzt, da auch das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold nicht teilnehmen durfte. Nachdem nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 an verschiedenen Münchner Plätzen militärische Gedenkfeiern unter großer Anteilnahme der Bevölkerung stattfanden, erinnerte man sich ab 1939 wieder des Symbolgehalts des Denkmals im Hofgarten und hielt bis 1944 die Feiern zum sog. Heldengedenktag wieder im dortigen Ehrenhof ab.
Auch in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bedeutende Feierlichkeiten zum Gedenken an die Kriegstoten abgehalten. Die erste große Gedenkfeier unter der Leitung des Verbandes der Körperbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen (VdK) fand 1950 statt. Auch der Volkstrauertag wurde am Münchener Denkmal mit Beteiligung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und in den darauffolgenden Jahren unter anderen auch mit Beteiligung von Studentenverbindungen, soldatischen Traditionsverbänden sowie seit 1957 auch einer Ehrenkompanie der Bundeswehr abgehalten. Der erste Große Zapfenstreich der Bundeswehr fand am 18./19. Juni 1960 vor der Ruine des Armeemuseums statt und mit ähnlichen Worten wie zur Einweihungsfeier wurde die „Treue und Kameradschaft der gefallenen Gebirgsjäger“ betont.
Besondere Bedeutung erhielt das Denkmal in den Jahren der Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich durch den Staatsbesuch des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle (1890–1970, franz. Präsident 1959–1969) im Jahr 1962. Zu Ehren der in Frankreich gefallenen Soldaten legte er einen Kranz nieder und erwarb sich zusätzlich die Sympathien der Münchener Bevölkerung dadurch, dass er nach der Kranzniederlegung auf die anwesenden Kriegsinvaliden zutrat und sich mit Ihnen auf Deutsch über die Tragik und Sinnlosigkeit der vergangenen Kriege unterhielt.
Rezeptionsgeschichte
Die Reaktionen der Münchener Bevölkerung anlässlich der Grundsteinlegung und der gleichzeitigen Trauerfeier am 4. November 1923 waren einerseits positiv und der Zuspruch und die Anteilnahme vonseiten der Bevölkerung groß. Andererseits kritisierten einige politisch eher links orientierte Münchener Zeitungen, wie Münchener Post und Neue Zeitung, die fehlende Beteiligung der wirklich Betroffenen, nämlich der Frontkämpfer und der Hinterbliebenen der gefallenen Soldaten. Sie bezeichneten die Veranstaltungen anlässlich der verschiedenen Gedenkfeiern abwertend als nationalen Rummel. Im Charakter des Denkmals fand man Vorstellungen verwirklicht, die einer veralteten, rückwärts gerichteten Haltung entsprachen und den Frieden nur als eine Pause zwischen zwei Kriegen betrachteten. Wichtig für die Breitenwirkung waren die Trauerfeiern für die 13.000 gefallenen Münchner, die erstmals am 15. November 1925, dem Volkstrauertag, gefilmt wurde und anschließend in den Lichtspielhäusern gezeigt wurde.
Neben der inhaltlichen fand sich Kritik auch an der künstlerischen Ausführung. Einer der Vorschläge ging so weit, das Bauwerk zu begrünen und Efeu ringsum zu pflanzen, um ihm die zugesprochene schroffe Nüchternheit zu nehmen. Eine Gegenposition, die die künstlerische Ausführung positiv bewertete, findet sich in einer Romanfigur. Der Arzt Gion aus dem gleichnamigen, 1931 erschienenen Roman von Hans Carossa (1878–1956) lobt den Ernst und die Trauer, die sich in der Schlichtheit der Anlage und den vereinfachenden Linien der in den Stein gemeißelten Figuren ausspricht. Die kunsthistorische Sicht auf Ehrenhof, eigentliches Denkmal und Figur kann nicht ohne die Betrachtung der Absicht der Gründungsväter erfolgen. Festzuhalten ist, dass sich in der Gestaltung des Ehrenhofes, in der Krypta mit der Aufbahrung eines toten Soldaten und mit der Namensnennung der gefallenen "Helden" der Grundgedanke der Totenehrung klar ausspricht. Ebenfalls umgesetzt ist die Idee des kommenden und als unumgänglich erachteten neuen Krieges, der sich in den marschierenden Kriegern an den Seitenwänden des Ehrenhofes zeigt. Bemerkenswert ist dabei die außerordentliche Qualität der Ausführung sowohl der architektonischen Anlage als auch der Details. Hier sind besonders hervorzuheben die expressiv in die Mauern eingemeißelten Grabwächter, die marschierenden Krieger von Karl Knappe und die Figur des Unbekannten Soldaten; ein Held, der das vergangene Leid augenscheinlich unversehrt überstanden hat. Gewandet in Soldatenmantel und Helm scheint er zu schlafen und jederzeit bereit, neue Aufgaben zu erfüllen.
Literatur
- Mirjana Belik, Das Kriegerdenkmal im Münchner Hofgarten - Entstehung und Öffentlichkeit eines Denkmals, in: Felix Billeter/Antje Günther/Steffen Krämer (Hg.), Münchner Moderne. Kunst und Architektur der zwanziger Jahre, München/Berlin 2002, 95-109.
- Frank Henseleit, Der Bildhauer Bernhard Bleeker, Leben und Werk (1881-1968), Diss. masch. Augsburg 2005.
- Alexandra Kaiser, Von Helden und Opfern, Eine Geschichte des Volkstrauertags, Frankfurt/New York 2005.
- Florian Matzner, Der schlafende Krieger. Ikonographische Aspekte zum ideologischen Stellenwert von Leben und Tod, in: Michael Hütt (Hg.), Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Leiden und Sterben in den Kriegsdenkmälern des Ersten und Zweiten Weltkriegs (Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte 8), Marburg 1990.
- Reinhard Müller-Mehlis, Die Kunst im Dritten Reich, München 1976.
- Andrea Volwahsen, Der Bildhauer Hermann Hahn (1868-1945) (Tuduv-Studien. Reihe Kunstgeschichte 23), München 1987.
- Benedikt Weyerer, Das Münchner Kriegerdenkmal, in: archenoah, 6./7. Jg., Nr. 4/1 (21/22) Oktober 1999 - März 2000, München 1999.
Quellen
- Allgemeine Zeitung 128, Nr. 68, 15.2.1925.
- Bayerischer Kurier 68, Nr. 236, 27.8.1924.
- Bayerische Staatszeitung 13 (1925), Nr. 98, 30.4.1925.
- Hans Kiener, Das Münchner Kriegerdenkmal, in: Die Kunst, 52. Bd., 1925.
- Münchner Neueste Nachrichten 78, Nr. 390, 21.9.1920, Nr. 309, 8.11.1925.
- Münchener Post 38, Nr. 290, 13./14.12.1924, Nr. 291, 15.12.1924, Nr. 293, 17.12.1924.
- Neue freie Volks-Zeitung 53, Nr. 294, 21./22.12.1924.
- Stadtarchiv München, Bürgermeister und Rat, Nr. 1424/2.
- Süddeutsche Zeitung, Nr. 78, 2.9.1947.
- Universitätsarchiv München
- Völkischer Kurier 2, Nr. 172, 27.8.1924.
Weiterführende Recherche
- Schlagwortsuche im Online-Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern
- Stichwortsuche in bavarikon
- Suche in der Bayerischen Bibliographie
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- Kriegsschuldfrage, 1918/1919
Empfohlene Zitierweise
Mirjana Belik, Kriegerdenkmal beim Armeemuseum (München), publiziert am 21.12.2021; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kriegerdenkmal_beim_Armeemuseum_(München)> (7.10.2024)