Reisen (Mittelalter): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. September 2021, 14:51 Uhr
Auch im Mittelalter waren breite Schichten als Reisende unterwegs, von einfachen Menschen und Kaufleuten bis hin zu Herrschern. Die Zahl der Reisenden nahm ab dem Hochmittelalter deutlich zu. Motive für Reisen konnten wirtschaftlicher, religiöser oder herrschaftlicher Natur sein. Auch zu Bildungszwecken begab man sich auf den Weg, aber ebenso, um vor Seuchen oder Kriegen zu flüchten. Reisende nutzten die von der Natur vorgegebenen Wege, also Flüsse, Tallandschaften und Gebirgspässe. Teilweise konnte auf alte römische Straßenverbindungen zurückgegriffen werden. Die meisten Menschen waren zu Fuß unterwegs. Fortbewegungsmittel waren daneben Saumtiere, Wagen, Sänften, Schiffe und Flöße. Mit letzteren war man flussabwärts am schnellsten unterwegs und konnte in 24 Stunden bis zu 150 km zurücklegen.
Reisende und ihre Motive
Ursprünglich meinte Reisen einen Kriegszug unternehmen; aufbrechen, auch unfreiwillig. Im Folgenden sei Reisen verstanden als Weggehen von einem Ort zu einem Ziel, mit mindestens einer Übernachtung. Irische Mönche, die im Frühmittelalter Heimatlosigkeit im ständigen Unterwegssein suchten, gehörten zu den Reisenden, nicht aber der Bauer, der auf dem Markt ein paar Eier verkaufte und abends wieder daheim war; doch konnte er unschätzbare Hilfe leisten, wenn er Weggenossen etwa vor Gefahren warnte.
Missionare, Pilger und Kaufleute wirkten als Pioniere des Reisens. Auf der Suche nach einem Weg durch einen reißenden Fluß, durch menschenleeres Land oder über das Gebirge waren manche Glaubensboten und Wallfahrer sogar dazu bereit, ihr Leben zu riskieren. Dagegen wollten Händler, die aus der Ferne das lebensnotwendige Salz sowie Bernstein, Gewürze, Pelze, Weihrauch und andere Luxusgüter herbeischafften, in der Regel gesund zu ihrer Familie heimkehren.
Angehörige beider Geschlechter, aller Schichten und Altersstufen sind gereist, nicht selten mehrmals im Jahr und über weite Entfernungen. Könige bereisten ihr Reich, Bischöfe ihren Sprengel; Prälaten waren unterwegs zu Synoden, Äbte zum Generalkapitel ihres Ordens, jeweils mit Gefolge. Trotz Verboten reisten auch Mönche und Nonnen, ferner Boten und Unfreie im Auftrag ihrer Grundherren, Hirten und Krieger, Gauner und Räuber, Kriegsgefangene und Sklaven. Seit dem Hochmittelalter bevölkerten zunehmend auch Bergleute und Handwerker, Künstler, Siedler und Studierende die Straßen. Kranke suchten Heilung bei einem Arzt. Millionen wollten einen Heiligen an dessen Grab ehren oder dort ein Gelübde einlösen. Dazu kamen verfolgte oder um Anhänger werbende Häretiker; im Spätmittelalter veranstalteten Geißler europaweite Bußzüge; gleichzeitig ließen nicht wenige die Pilgerfahrt in eine Bildungs- und Vergnügungsreise übergehen. Zu den Reisenden gehörten Unglückliche, die vor Hunger, Krieg, Seuche und ähnlichem Unheil flohen. Soll man zu ihnen auch die "Völker" zählen, die seit der Spätantike und bis ins Mittelalter nach günstigeren Lebensbedingungen gesucht haben?
Die Gunst der Natur und das Wirken des Menschen erleichterten das Reisen
An den durch Bayern führenden Wegen waren allenthalben Quellen zu finden, so dass Reisende sich nicht mit Trinkwasser belasten mussten. Dank fruchtbarer Landstriche und regelmäßiger Niederschläge fanden Einheimische und Fremde ausreichend zu essen. Schiffbar waren die Donau ab Ulm und der Inn ab Hall. Oberhalb der versumpften Talauen hatte man im Laufe von Generationen Wege gebahnt. Die Täler hatten das Land nach Osten und Westen, Süden und Norden geöffnet. Nicht von ungefähr sind Hunnen, Awaren und Ungarn von Osten her dem Lauf der Donau gefolgt. Wie genau man das Land kannte, zeigt das Vorhaben Karls des Großen, Main und Donau durch einen Kanal (Fossa Carolina) zu verbinden. Ein ernsthaftes Hindernis bildeten weder die Mittelgebirge gegen Böhmen, die unter anderem der Goldene Steig und die Goldene Straße durchquerten, noch die Alpen. Dieses Binnengebirge im historischen, bis zur Salurner Klause südlich von Bozen reichenden Bayern schloss den Brennerpass ein, der mit nur 1.370 m Scheitelhöhe sogar im Winter begehbar war. Vor allem für den oberschwäbischen Raum war auch die Route über den Fern- und Reschenpass wichtig. Die Lage Bayerns in Europa und seine natürliche Ausstattung prädestinierten es dazu, auch Durchzugsland zu sein – etwa für unbewaffnete Pilger und hochgerüstete Kreuzfahrer, die donauabwärts in Richtung Kleinasien und Heiliges Land zogen; für Könige, die in Rom zum Kaiser gekrönt werden wollten; und für Studierende, die an italienischen Hochschulen nach einem begehrten Studienabschluss strebten.
Naturräumliche Gegebenheiten haben das Land politischen, wirtschaftlichen und kulturellen, von Reisenden vermittelten Einflüssen aus West- und Nordeuropa, aus Italien und dem von Byzanz beherrschten Raum geöffnet. Archäologische Zeugnisse, Ortsnamen und andere Quellen zeigen, dass zu Beginn des Mittelalters eine Vielzahl großer und kleiner Siedlungsinseln das Reisen erleichterte. Von den Römern gebaute Brücken, Straßen und befestigte Gebirgspfade wurden zwar nur unzulänglich unterhalten, kamen aber trotzdem den Reisenden zugute. Denn geringe Hilfe war besser als keine; zudem konnte man sie, etwa in Regensburg und Passau, auf vorhandenen Fundamenten leichter wieder aufbauen. Mühsames, mit vielen Rückschlägen verbundenes Wirken erleichterte das Reisen: Durch schmale, leidlich gebahnte Pfade und breitere Wege verbunden, folgten ländliche Siedlungen einander oft in Rufweite, Märkte und Städte nicht selten im Abstand von 10 km und weniger. Infolgedessen fanden Reisende im Notfall rasch Hilfe; sie kamen umso zügiger und sicherer voran, je mehr der Wald zurückgedrängt war. Dank eines Netzes von Wegen konnten sie Hochwassern und zerstörten Brücken, Fehden, Räuberbanden und anderen Gefahren ausweichen. Die Straßen und das Improvisationstalent ihrer Benutzer dürften besser gewesen sein als oft angenommen, denn pünktlich haben sich weltliche und geistliche Würdenträger auf Reichstagen eingefunden, und rechtzeitig haben Kaufleute mit schwerbeladenen Wagen ferne Messeorte erreicht.
Zu Fuß und...
Bis zum Bau von Eisenbahnen im 19. Jahrhundert waren die meisten Menschen auf "Schusters Rappen" unterwegs. Mit jedem Schritt mussten sie das Gewicht des Körpers, oft noch das des Gepäcks, von einem Bein auf das andere verlagern, 30.000- bis 40.000-mal am Tag, wochen-, wenn nicht monatelang, bei Wind und Wetter, Hitze und Kälte.
Wohlhabende und Mächtige reisten hoch zu Ross; wer Demut bekunden wollte, begnügte sich nach dem Vorbild Jesu mit einem Esel. Im Gebirge wusste man robuste Maulesel wegen ihrer Trittsicherheit zu schätzen. Frauen und Kranke wurden, wie auch gefesselte Verbrecher, auf zwei- oder vierrädrigen, ungefederten Gefährten befördert, deren Achsen meist entsetzlich quietschten. Anspruchslose Reisende waren dankbar, wenn sie ein Stück Weges auf das Tier eines Viehhändlers oder den Karren eines Fuhrmannes steigen durften.
Als gut 80-Jähriger ließ sich Bischof Ulrich von Augsburg (reg. 923-973) 971 oder 972 auf seiner dritten Reise nach Rom in einer improvisierten Sänfte über schwer zu passierende Strecken in den Alpen tragen. Seit dem Spätmittelalter kannte man überdachte Reisewagen mit verschließbaren Fenstern und Vorrichtungen, um Erschütterungen aufzufangen, welche die Folge unzulänglicher Wege und "Straßen" waren. Wer es sich leisten konnte, reiste an schönen Wintertagen gern im Schlitten, in warme Decken gehüllt. Waren sumpfige Flussauen und Moorgebiete zugefroren, konnte man sich lästige Umwege ersparen.
Auf Seen und flussabwärts bestieg man gern ein Boot. Gewässer waren "schiffbar", sobald sie 1,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde führten. Flößer, die auf Main, Donau, Isar und Lech Holz talwärts schafften, nahmen Wagemutige mit - Arme für ein "Vergelt's Gott", andere gegen Entgelt.
Langsam, aber sicher
Die meisten Reisenden dürften sich glücklich geschätzt haben, wenn sie in einer Woche – Ruhetage sowie Eisgang, Hochwasser und andere unvorhergesehene Ereignisse eingeschlossen – 100 km hinter sich brachten. Schneller und vor allem bequemer kam man als Reiter oder in einem Boot flussabwärts voran; flussaufwärts schaffte man in einem getreidelten – von Zugtieren, oft auch von Menschen an Seilen geschleppten – Boot höchstens 25 km. Durch Rudern, Staken und Segelsetzen ließ sich die Fahrt auf dem Wasser beschleunigen, unter optimalen Bedingungen stromabwärts auf vielleicht 150 km in 24 Stunden.
Reisende | Kilometer pro Stunde | Kilometer pro Tag |
---|---|---|
Treidler, Schiffszieher | 1,8 | 8-20 |
Zugochse | 2,5 | 10-30 |
Fracht-, Saumpferd | 3,6 | 30-50 |
Fußwanderer | 3,6 | 20-40 |
Reiternomaden | 50-60 | |
Rheinschiff, talwärts | 3,6 | 60-100 |
Reiter bei längerem Tourenritt | 6,1 | 30-50 |
Läufer (maximal 10 Tage zu 40 km) | 10-12 | 50-65 |
Pferd im Trab | 12 | |
Pferd im Galopp | 20-25 | |
"Durchschnittsreisende", wenig eilig, mit Gefolge und Gepäck, z. B. Kaufleute | 30-45 | |
Eilige, rüstige Reiter | 50-70 | |
Kuriere, mit Pferdewechsel | 50-80 | |
Pferdestaffetten bei den Mongolen, 13. Jh., nach Marco Polo | 375 | |
Staffettenläufer in Indien, 14. Jh., nach Battuta | 300 | |
Päpstliche Eilboten, 14. Jh., Ebene | 100 | |
Päpstliche Eilboten, 14. Jh., im Gebirge | 50 | |
Eilboten in Frankreich und Spanien, 14. Jh. | 150-200 | |
Staffettenläufer im Inkareich | 10 | 175 |
Berittene Spanische Post in Südamerika, 16. Jh. | 45 | |
Galeere, nur von Rudern angetrieben | ||
- 1. Stunde 4,5 Kn | 8,3 | |
- danach 1,5-2,3 Kn | 2,8-4,3 | |
Galeere unter Segel 6 Kn und mehr | 11,1 und mehr | |
Hochseegängiges Segelschiff | 5 | 120-200 |
Segelschiff von Wind, Strömung und Rudern angetrieben, 6-7 Kn | 11,1-13 | 200 |
Wikingerschiff, 1893 nachgebaut, 9-11 Kn | 16,7-20,4 | 150 |
Hansekogge, 4,5-6,8 Kn | 8,3-12,4 |
(Tabelle aus: Ohler, Reisen im Mittelalter, 111)
Vorzugsweise in der warmen Jahreszeit
Das milde Klima erlaubte es, das ganze Jahr über zu reisen; bevorzugt wurden allerdings die wärmeren Monate. Dem entsprachen die Termine von Handelsmessen (etwa die 14-tägige Pfingstmesse in Nördlingen). Im Sommer führten dank der Gletscherschmelze in den Alpen Iller, Lech, Isar und Inn sowie, von ihnen gespeist, die Donau ausreichend Wasser für die Schifffahrt. Bis in den Herbst war - eher als im Winter - mit Nahrung für Mensch und Tier sowie mit leidlich begehbaren Wegen zu rechnen.
Unproblematische Unterkunft
"Arme Schlucker" übernachteten notfalls unter einem Baum. Bei unwirtlichem Wetter nahmen sie mit dem einfachen Lager vorlieb, das ein Bauer, Einsiedler oder Hirte, ein Jäger oder Köhler bieten konnte. Reisenden kam zugute, dass die christliche Bevölkerung auf das Gebot der Hilfe und sogar der Gastfreundschaft dem Fremden gegenüber verpflichtet wurde (Gleichnis vom barmherzigen Samariter, Lk 10, 25-37; Gerichtsrede Jesu, Mt 25, 38). Benedikt von Nursia (ca. 480-547) hat das herausfordernde Wort des Weltrichters "Ich war fremd, und ihr..." seinen Mönchen eingeschärft (Regel, Kapitel 53). In manchen Landstrichen lagen Klöster der Benediktiner und Zisterzienser, die ihr Leben an dieser Regel ausgerichtet hatten, an vielbegangenen Wegen dicht beieinander. Mit ein wenig Glück erhielt der Bittsteller Übernachtung und Verpflegung.
Auf Packtieren führten Wohlhabende Zelte, Bettzeug und Proviant mit sich. Herrscher und Adlige kehrten bei ihresgleichen ein, sofern sie nicht in eigenen (Königs-) Höfen oder Pfalzen übernachten konnten. Ähnlich hielten es Äbte und Bischöfe, die zudem an für sie wichtigen Orten und an den dahinführenden Wegen nicht selten eigene Höfe besaßen. Gebildete, Handwerker und Künstler erwarteten, bei Standesgenossen bzw. Berufskollegen Aufnahme zu finden. Studierende bettelten sich durch mit einem vielsagenden "Haec et plus benedicat Dominus" (Dieses und mehr segne der Herr). Auf die Hilfe von Glaubensgenossen waren in besonderer Weise auch Juden angewiesen.
Hilfen gegen Entgelt
Seit dem Hochmittelalter kamen breitere Bevölkerungsschichten zu Wohlstand; sie wünschten Erleichterungen für das Reisen und waren in der Lage, Dienste zu vergüten. Der Verkehr nahm derart zu, dass Wirte von kommerzieller Gastlichkeit sich und ihre Familien ernähren konnten. In größeren Städten, an vielbegangenen Engstellen (Flussübergänge, Gebirgspässe) boten Gasthäuser und Hospize bzw. Spitäler Unterkunft. Gleichzeitig wurden Fähren eingerichtet und von stämmigen Männern regelmäßig bedient, seit dem 12. Jahrhundert sogar feste Flussübergänge gebaut. Die von 1135 bis 1146 errichtete "Steinerne Brücke" in Regensburg – sie galt als ein Wunderwerk; ihr Name hält das ungewöhnliche Baumaterial fest – ist noch heute dem Verkehr gewachsen. Für Bau und Unterhaltung von Brücken, Fähren und Hospizen sorgten Bruderschaften und Stiftungen. Oft wurden sie gegründet, um bedürftigen Reisenden zu helfen.
Unbezahlbar: die Wohltat des Friedens
Mehr noch als die Einheimischen waren Fremde auf die Wahrung des Rechts angewiesen. Zwar verweist die häufige Wiederholung von Geboten, Reisende zu schützen, auf die begrenzte Wirksamkeit von Gottes- und Landfrieden. Doch zeigen selbst die Legenden vom heiligen Koloman, der als vermeintlicher (?) Spion gehenkt wurde, und vom seligen Konrad Nantwein, der dem habgierigen Landrichter von Wolfratshausen zum Opfer gefallen sein soll, dass Männer, Frauen und Kinder unterwegs mit einem Mindestmaß an Sicherheit rechnen durften. Zudem bildeten sie - im Interesse ihres Schutzes und zur Unterhaltung - mit Weggefährten zeitlich begrenzte Genossenschaften.
Forschungslage und Quellenproblematik
Ein das heutige Land Bayern umspannender Forschungsbericht zum Thema "Reisen" liegt noch nicht vor. Forscher haben sich dem "Reisen" vor allem über das weite Thema Verkehr sowie das in den letzten Jahrzehnten sprunghaft gewachsene Interesse an Pilgerfahrten genähert. Annalen, Chroniken, Reiseberichte, Urkunden, Viten und andere bekannte schriftliche Quellen werden mit neuen Fragestellungen gelesen. Dazu kommt Schriftgut, dessen Edition sich nur in begründeten Ausnahmefällen lohnt: Akten aus Hospizen, Briefe, Einnahme- und Ausgabebücher für den Bau und die Unterhaltung von Verkehrswegen; Karten und Skizzen, die Gerichtsakten beiliegen und eine Fülle von Flur- und Orts-, Straßen- und Wirtshausnamen enthalten; Transport- und Geleitsordnungen; Verträge über Straßen- und Brückenbau; Zollisten u. a. Nicht selten bringen Abbildungen in alten Reiseberichten wertvolle Ergänzungen zu Realien, die im Text unerwähnt bleiben, etwa zur Frage, seit wann vierrädrige Wagen wieder eine lenkbare Vorderachse hatten.
Aussagekraft und Wahrheitsgehalt der jeweiligen Quelle sind kritisch zu prüfen. Wiederholt der untersuchte Text vielleicht nur einen Gemeinplatz? Schildert der Glasmaler, was es in Wirklichkeit nicht mehr gab? Oft ist in einem Bericht kaum auseinanderzuhalten, was auf eigenem Erleben beruht und was als Fiktion einzuschätzen ist. Ergiebiger als normative Quellen sind oft Prozessakten. Streit vor Gericht mit Anklage und Verteidigung schafft immer zusätzliche Überlieferung zu Tatbeständen. Nicht selten zeigen spätere Aufzeichnungen, dass sich nach dem Spruch des Gerichts der Reisealltag tatsächlich in mancher Hinsicht verändert hat.
Erst teilweise ausgewertet sind Luftaufnahmen - auch solche, mit denen im Zweiten Weltkrieg Amerikaner und Briten Rüstungsbetriebe und Verkehrseinrichtungen aufspüren wollten. Sie zeigen das Land, bevor es von der industrialisierten Landwirtschaft umgewandelt wurde. Dazu kommt der täglich größer werdende Bestand an archäologischen Funden. Manche neu entdeckte schriftliche Quelle, manche bisher nicht befragten Sachgüter führen insofern weiter, als sie früher gewonnene Einsichten absichern. Andere öffnen frische Zugänge zur Lebenswirklichkeit der Reisenden im Mittelalter.
Bei der Erforschung des mittelalterlichen Reisewesens arbeiten im Idealfall Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen und Ländern zusammen. Sie berücksichtigen Ergebnisse der Landes-, Regional-, Stadt-, Verkehrs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte und nehmen Anregungen der Klima-, Kultur-, Mentalitäts-, Militär-, Rechts-, Sozial- und Technikgeschichte auf.
Literatur
- Hermann Aubin/Wolfgang Zorn (Hg.), Wirtschaft und Verkehr im Spätmittelalter um 1500. Kartenbeilage zu: Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. 1. Band, Stuttgart 1971.
- Hans-Michael Körner/Alois Schmid (Hg.), Bayern. 2 Bände (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 7), Stuttgart 2006.
- Norbert Ohler, Pilgerstab und Jakobsmuschel. Wallfahren in Mittelalter und Neuzeit. Düsseldorf/Zürich 2000.
- Norbert Ohler, Reisen im Mittelalter, Düsseldorf 4. Auflage 2004.
- Norbert Ohler, Reisen, Reisebeschreibungen, I. Allgemein; Formen; Verkehrsmittel, in: Lexikon des Mittelalters 7, München 1995, Sp. 672-683.
- Folker Reichert, Erfahrung der Welt. Reisen und Kulturbegegnung im späten Mittelalter, Stuttgart/Berlin/Köln 2001.
- Rainer Christoph Schwinges (Hg.), Straßen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter (Vorträge und Forschungen 66), Ostfildern 2007.
- Max Spindler/Gertrud Diepolder (Hg.), Bayerischer Geschichtsatlas, München 1969.
Quellen
- Hildebrand Dussler (Hg.), Reisen und Reisende in Bayerisch-Schwaben und seinen Randgebieten in Oberbayern, Franken, Württemberg, Vorarlberg und Tirol. Reiseberichte aus 11 Jahrhunderten. 2 Bände, Weißenhorn 1968.
- Christian Halm (Bearb.), Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. 1. Teil: Deutsche Reiseberichte (Kieler Werkstücke D 5), Frankfurt am Main 1994.
Weiterführende Recherche
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Empfohlene Zitierweise
Norbert Ohler, Reisen (Mittelalter), publiziert am 28.09.2009; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Reisen_(Mittelalter)> (1.11.2024)