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Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Sitz des LAELKB seit 2013 in der Veilhofstr. 8 in Nürnberg. (LAELKB, BS 9.7.0002 – 10037, Foto: Marion Tonke)

von Andrea Schwarz

Das Landeskirchliche Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (LAELKB) dokumentiert evangelisch-kirchliches Wirken im Territorium des heutigen Freistaats Bayern in Vergangenheit und Gegenwart. Es ist Ausdruck der Verantwortung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) für ihr kulturelles Erbe und steht für das Bewusstsein der rechtlichen Bedeutung des kirchlichen Archivguts und seines wissenschaftlichen, geschichtlichen und künstlerischen Wertes (vgl. Präambel des Archivgesetzes für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern).

Zuständigkeiten und Aufgaben

Das Landeskirchliche Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (LAELKB) ist zuständig für die Archivierung des archivreifen und archivwürdigen Schriftguts der Dienststellen und Einrichtungen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB). Es hat die Fachaufsicht über alle kirchlichen Archive und Bibliotheken der ELKB und übt beratende Funktionen für diese aus.

Zum Zuständigkeitsbereich gehören die kirchenleitenden Organe (Landessynode, Landessynodalausschuss, Landeskirchenrat, Landesbischof), die Regionalbischöfe der Kirchenkreise und die Ebene der Dekanate. Den Service der Archivierung bietet das LAELKB auch den Kirchengemeinden an, der Basis der Kirche. Außerdem nimmt das LAELKB nichtamtliches Schriftgut von kirchlichen Vereinen oder Nachlässe von Geistlichen und anderen Mitarbeitenden der ELKB auf und verwahrt diese in den eigenen Magazinen. Von großer Bedeutung ist auch das Material von kirchlichen Vorgängerinstitutionen aus Territorien, die früher auf dem Boden des heutigen Freistaats Bayern existierten (insbesondere des Herzogtums Coburg).

Die wesentlichen Kernaufgaben des LAELKB ergeben sich aus §3 Absatz 2 des Archivgesetzes für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ArchG). Nach diesem ist Archivgut "zu sichten, zu erfassen, zu bewerten und aufzunehmen, auf Dauer zu verwahren, zu sichern, instandzusetzen und zu erhalten, zu erschließen, nutzbar zu machen, für die Benutzung bereitzustellen und auszuwerten."

Darüber hinaus muss das LAELKB auch in den Bereichen Beratung, Digitale Langzeitarchivierung und Öffentlichkeitsarbeit tätig werden.

Benutzung

Archivierte Unterlagen, die seit mehr als zehn Jahren abgeschlossen sind, stehen grundsätzlich jedermann zur Benutzung offen. Für personenbezogenes Schriftgut gelten Sonderregelungen. Ein Nutzungsanspruch besteht, wenn ein kirchliches, amtliches, wissenschaftliches, rechtliches, heimat- oder familiengeschichtliches Interesse glaubhaft gemacht wird.

Für Dienstleistungen des LAELKB werden Gebühren und Auslagen erhoben. Forschungen zu wissenschaftlichen, heimatkundlichen, seelsorgerischen oder unterrichtlichen Zwecken sind gebührenfrei.

Geschichte

Erster Sitz des LAELKB (1931-1955) in der Tuchergartenstr. 7 in Nürnberg. (Lagerort und Signatur: LAELKB, Bildersammlung Orte [Nürnberg, Landeskirchliches Archiv] O 6)
Sitz des Landeskirchlichen Archivs 1955-2013 in der Veilhofstr. 28 in Nürnberg. (LAELKB, BS 9.7.0002 – 10029, Foto: Marion Tonke)

Nach dem Ende der königlich bayerischen evangelischen Staatskirche und der Neustrukturierung einer weitgehend vom Staat unabhängigen ELKB durch die Verfassung von 1921 stellte sich die Frage der Tradierung des Schriftguts der vergangenen Epochen. Auch der 1924 gegründete Verein für bayerische Kirchengeschichte setzte sich von Anfang an für die Gründung eines "Landeskirchenarchivs" ein. 1925 wurde durch den Landeskirchenrat eine Sammelstelle für landeskirchliches Schrifttum eingerichtet, die ihren Ort im Predigerseminar in Nürnberg fand. Der damalige Leiter des Predigerseminars und spätere Landesbischof Hans Meiser (1881-1956) sowie Karl Schornbaum (1875-1953) waren bedeutende Förderer des Vorhabens, ebenso Kirchenvizepräsident Karl Gebhard (1864-1941), der Hauptschöpfer der Kirchenverfassung von 1921. Die Landessynode der ELKB beschloss schließlich am 29. August 1930 in Ansbach die Errichtung eines Landeskirchlichen Archivs mit Dienstsitz in Nürnberg, der bewusst im traditionell evangelisch geprägten Teil Bayerns war.

Das Archivmaterial wurde aus den Gebäuden der früheren kirchlichen (Zentral-)Behörden in Ansbach, Bayreuth, München, aus Nürnberg und den Dekanatssitzen geholt. Die Sammelstelle wurde dem neuen Archiv ebenfalls einverleibt. Am 1. Juni 1931 nahm das LAELKB in seinem ersten Dienstsitz in der Tuchergartenstraße 7 seinen Betrieb auf. Aufgrund der rechtzeitigen Auslagerung von Archiv- und Bibliotheksgut auf das Land, überstand das LAELKB den Zweiten Weltkrieg nahezu ohne Verluste. Lediglich etwa 750 Bände der insgesamt etwa 11.000 Bände der Fenitzer-Dilherr'schen Bibliothek gingen in den Wirren der Nachkriegszeit verloren.


1955 bezog das LAELKB einen von Wilhelm Schlegtendal (1906-1994) errichteten Archivzweckbau auf dem Gebiet des Predigerseminars in der Veilhofstraße 28 in Wöhrd. Das neue Haus umfasste einen viergeschossigen Magazintrakt, einen Verwaltungstrakt mit kleinem Leseraum, einigen Büros, einer Restaurierungs- und einer Fotowerkstatt sowie die Wohnung des Dienststellenleiters im ersten Stock und die des Hausmeisters im Souterrain. Bereits 1970 konnte in diesem aufgrund von Überfüllung kein weiteres Material mehr aufgenommen werden. Jahrzehntelange Aus- und Umbauplanungen führten zu keinem Ergebnis, und die Bestände mussten auf mehrere Außendepots verteilt werden.

Erst 2011 wurde in der Nähe des alten Gebäudes auf einem ehemaligen Fabrikgelände der Bau eines neuen Archivgebäudes begonnen. Geplant wurde dieses Gebäude durch gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner aus Hamburg. Am 20. September 2013 fand die festliche Einweihung des neuen Standorts des LAELKB in der Veilhofstraße 8 statt. Der Neubau bietet Magazinplatz für 34 laufende Kilometer Archiv- und Bibliotheksgut und umfasst neben Verwaltungsräumen einen Lesesaal, eine Freihandbibliothek sowie einen großen Saal.

Bestände

Aufnahme einer Regalreihe mit Archivkartons im Landeskirchlichen Archiv der ELKB in Nürnberg. (LAELKB, Foto: Celine Dürr)
Aufnahme einer Regalreihe mit Kirchenbüchern im Landeskirchlichen Archiv der ELKB in Nürnberg. (LAELKB, Foto: Celine Dürr)

Die Bestände des LAELKB umfassen etwa 21,6 laufende Regalkilometer (Stand: Oktober 2024) und lassen sich in Archivbestände sowie Bibliotheksbestände einteilen.

Archivbestände

Die Archivbestände des LAELKB belaufen sich mit etwa 205.981 Verzeichnungseinheiten auf insgesamt etwa 17,3 laufende Regalkilometer (Stand: Oktober 2024). Die Gliederung der Bestände lautet wie folgt.

  • 0. Oberbehörden/Kirchenleitende Organe
  • 1. Zentrale Kirchliche Stellen
  • 2. Obere Mittelbehörden
  • 3. Mittelbehörden
  • 4. Untere Mittelbehörden
  • 5. Unterbehörden
  • 6. Kirchliche Einrichtungen und Werke, sonstige kirchliche Institutionen
  • 7. Kirchliche Vereine
  • 8. Nachlässe und Privatarchive
  • 9. Sammlungen/Selekte
  • 10. Kirchliche Stiftungen
  • 11. Bestände aus staatlicher Auftragsverwaltung
  • 12. Weltliche Vereine
  • 13. Geistliche Funktionsstellen

Innerhalb der Bestände sind diese jeweils in sieben zeitliche Abstände, von der vorbayerischen Zeit bis hin zur bayerischen Zeit nach 1918, unterteilt.

Bibliothek

Das LAELKB beherbergt eine der größten Kirchenbibliotheken Deutschlands. Insgesamt lagern 4,3 laufende Kilometer Bücher in etwa 150.000 Bänden in der Bibliothek (Stand: Oktober 2024). Teilweise besteht die Bibliothek aus Depotbibliotheken von Kirchengemeinden, Dekanaten oder sonstigen Einrichtungen der ELKB. Bedeutende Bibliotheken innerhalb des LAELKB sind:

  • Fenitzer-Dilherr'sche Bibliothek
  • Spitalbibliothek Nürnberg
  • Pfannenstiel'sche Bibliothek Weiden
Archivleitungen
Lebensdaten Amtszeit
Pfarrer Prof. D. Dr. phil. Karl Schornbaum 1875-1953 1931-1947
Pfarrer D. Matthias Simon 1893-1972 1947-1963
Dr. phil. Karlheinrich Dumrath 1911-1983 1963-1975
Dr. phil. Helmut Baier geb. 1939 1975-2004
Dr. phil. Andrea Schwarz geb. 1956 2004-2022
Dr. Alexandra Lutz geb. 1968 seit 2022

Literatur

  • Helmut Baier, Die Bibliotheken des Landeskirchlichen Archivs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, in: Bibliotheks-Forum Bayern 12 (1984), 153-160.
  • Renate Jürgensen (Bearb.), Bibliothek des Landeskirchlichen Archivs, in: Eberhard Dünninger (Hg.), Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland 12: Bayern I-R, Hildesheim/Zürich/New York 1996, 167-182.
  • Werner Jürgensen, Gelehrtenbibliotheken im Landeskirchlichen Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern in Nürnberg, in: Johannes Merz (Hg.), Kirchliche Buchbestände als Quelle der Kulturgeschichte, Würzburg 2010, 95-108.
  • Hans Otte (Hg., unter Mitarbeit von Beate Magen), Handbuch des kirchlichen Archivwesens. 1. Band: Die zentralen Archive in der evangelischen Kirche, Neustadt an der Aisch 4. Auflage 1997, 11-68.
  • Andrea Schwarz, Die Entstehung des Landeskirchlichen Archivs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und seine Entwicklung, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 76 (2007), 22-36.

Quellen

Weiterführende Recherche

Externe Links

Sammelstelle für landeskirchliches Schrifttum, Landeskirchliches Archiv

Empfohlene Zitierweise

Andrea Schwarz, Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, publiziert am 01.09.2014 (Aktualisierte Version 13.05.2025); in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Landeskirchliches_Archiv_der_Evangelisch-Lutherischen_Kirche_in_Bayern> (5.12.2025)