Münchner Soldatenrat, 1918/19
Aus Historisches Lexikon Bayerns
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Der am 7. November 1918 im Mathäserbräu in München gegründete Soldatenrat war entscheidend an der Organisation und Sicherung der Revolution in München beteiligt. Bis zur Gründung des "Landessoldatenrats" am 30. November/3. Dezember 1918 war er als "provisorischer Landessoldatenrat" Spitzengremium der bayerischen Soldatenräte. Der Münchner Soldatenrat, dessen nicht genau festgelegter Mitgliederkreis sich aus den Münchner Kasernenräten rekrutierte, bestand bis zum April 1919.
Entstehung und Organisation
Die ersten Soldatenräte in Bayern wurden im Verlauf des Umsturzes vom 7. November 1918 gewählt. Ein eigenes Gremium der Soldatenräte entstand nach dem erfolgreichen Sturm auf die Kasernen in München im Mathäserbräu, wo sich die Teilnehmer an dem Umsturz am späten Abend des 7. November versammelten. Der Soldatenrat organisierte in dieser Nacht mit dem gleichzeitig entstandenen Arbeiterrat die Besetzung öffentlicher Gebäude und sicherte den Umsturz. Am 8. November 1918 war er an der Wahl der provisorischen Regierung unter Kurt Eisner (USPD, 1867–1919) beteiligt.
In den folgenden Tagen wählten die Soldaten in allen Münchner Kasernen Kasernenräte. Der Münchner Soldatenrat bestand in der Folge in einer Stärke von etwa 50 Mitgliedern aus diesen Münchner Kasernenräten, die sich um einen festen Kern aus den in der Revolutionsnacht und in den folgenden Tagen gewählten "revolutionären" Soldatenräten gruppierten. Sein Mitgliederkreis war damit nicht genau festgelegt.
An der Spitze des Münchner Soldatenrats stand ein etwa 15-köpfiger Vollzugsausschuss, dessen Entstehung allerdings im Dunkeln liegt. Den Vorsitz hatte das USPD-Mitglied Fritz Sauber (1884-1949); sein Stellvertreter war Friedrich Glas. Mitglieder waren daneben Felix Fechenbach (USPD, 1894-1933), Richard Kämpfer (USPD, 1884-1966), Otto Killer (USPD, geb. 1887), Engelbert Kohlschmied (USPD, geb. 1878), Max Levien (Spartakist, KPD, 1885-1937), Max Mehrer (USPD, geb. 1892), Wilhelm Reichart (USPD, geb. 1878), Fritz Schröder (USPD, geb. 1891) oder Albert Winter (USPD, 1896-1971) sowie Ponsold, Georg Schwarz und Weiger. Damit dominierten USPD-Mitglieder klar das Gremium.
Funktionen
Der Münchner Soldatenrat war in der Folge das Spitzengremium der bayerischen Soldatenräte. In dieser Funktion bezeichnete er sich auch als "provisorischen Landessoldatenrat". Er übte seine Funktion als provisorisches Zentralorgan aus, indem er ein erstes Statut über das militärische Rätewesen in Bayern ausarbeitete und sich auch an der Entstehung und Verabschiedung der Vorläufigen Verordnung für die Soldatenräte vom 26. November 1918 beteiligte. Ferner versuchte er, eine Kontrolle über das Ministerium für militärische Angelegenheiten auszuüben, indem er Mitglieder seines Vollzugsausschusses in die einzelnen Referate des Ministeriums entsandte.
Ablösung durch den Landessoldatenrat
Da die Soldatenräte außerhalb Münchens den Führungsanspruch des Münchner Soldatenrats nicht akzeptierten, bildete sich nach dem Beschluss einer Delegiertentagung der bayerischen Soldatenräte (30. November-3. Dezember 1918) ein Landessoldatenrat mit Vertretern aus ganz Bayern. Dieser löste mit seinem von ihm gewählten Vollzugsausschuss den Münchner Soldatenrat und seinen Vollzugsausschuss in ihrer zentralen Funktion ab. Während der Münchner Soldatenrat in der Folgezeit weiterexistierte, wurde bis Februar 1919 sein Vollzugsausschuss aufgelöst und durch einen siebenköpfigen Geschäftsausschuss ersetzt, da es nach der Vorläufigen Verordnung für die Soldatenräte nur einen Vollzugsausschuss, eben den des Landessoldatenrats, geben durfte.
Literatur
- Georg Köglmeier, Die zentralen Rätegremien in Bayern 1918/19. Legitimation - Organisation - Funktion (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 135), München 2001.
Weiterführende Recherche
Soldatenrat München
Empfohlene Zitierweise
Georg Köglmeier, Münchner Soldatenrat, 1918/19, publiziert am 22.11.2012; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Münchner_Soldatenrat,_1918/19> (14.12.2024)