Wacker Chemie AG: Unterschied zwischen den Versionen
Aus Historisches Lexikon Bayerns
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Auf Grund der sowjetischen Besetzung Schlesiens und der Niederlausitz gingen 1945 die Betriebe in Tschechnitz und Mückenberg verloren. Die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich auf knapp 2.100. Die neuen Produkte Silicone und Reinstsilicium sowie der Ausbau der Polyvinyl-Kunststoffe bestimmten das Bild der Wacker-Chemie in den 1950er und 1960er Jahren. 1968 stieg das Unternehmen mit der Errichtung einer Raffinerie bei Burghausen durch die "Deutsche Marathon Petroleum GmbH" in die Petrochemie ein. Nach dem Bau eines Werkes in Köln-Merkenich (1958-1960) begann es dann ab der Mitte der 1960er Jahre, in das europäische und außereuropäische Ausland zu expandieren. Hierbei wurden unter anderem Gesellschaften in Frankreich, England, Belgien, Österreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Dänemark, Finnland, Schweden, in der Schweiz und den Niederlanden, in den USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Südafrika, Australien, Japan und Singapur gegründet. Heute ist die Wacker Chemie AG, die im November 2005 durch die Umwandelung der Rechtsform der Wacker-Chemie GmbH entstand, auf fünf Kontinenten in über 100 Ländern durch Tochter-, Beteiligungs- oder Vertriebsgesellschaften vertreten. Im Jahr 2004 erwirtschafteten 14.700 Beschäftigte einen Weltumsatz von rund 2,5 Mrd. | Auf Grund der sowjetischen Besetzung Schlesiens und der Niederlausitz gingen 1945 die Betriebe in Tschechnitz und Mückenberg verloren. Die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich auf knapp 2.100. Die neuen Produkte Silicone und Reinstsilicium sowie der Ausbau der Polyvinyl-Kunststoffe bestimmten das Bild der Wacker-Chemie in den 1950er und 1960er Jahren. 1968 stieg das Unternehmen mit der Errichtung einer Raffinerie bei Burghausen durch die "Deutsche Marathon Petroleum GmbH" in die Petrochemie ein. Nach dem Bau eines Werkes in Köln-Merkenich (1958-1960) begann es dann ab der Mitte der 1960er Jahre, in das europäische und außereuropäische Ausland zu expandieren. Hierbei wurden unter anderem Gesellschaften in Frankreich, England, Belgien, Österreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Dänemark, Finnland, Schweden, in der Schweiz und den Niederlanden, in den USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Südafrika, Australien, Japan und Singapur gegründet. Heute ist die Wacker Chemie AG, die im November 2005 durch die Umwandelung der Rechtsform der Wacker-Chemie GmbH entstand, auf fünf Kontinenten in über 100 Ländern durch Tochter-, Beteiligungs- oder Vertriebsgesellschaften vertreten. Im Jahr 2004 erwirtschafteten 14.700 Beschäftigte einen Weltumsatz von rund 2,5 Mrd. €. Bis zum Jahr 2014 stieg die Zahl der Beschäftigten auf knapp 16.800, der Umsatz wiederum lag im Jubliäumsjahr bei rund 4,83 Mrd. €. | ||
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Version vom 5. September 2023, 13:10 Uhr
Die Wacker Chemie AG wurde 1914 gegründet und entwickelte sich zum größten Chemiekonzern Bayerns. Das Unternehmen ist heute weltweit tätig und auf fünf Kontinenten in über 100 Ländern durch Tochter-, Beteiligungs- oder Vertriebsgesellschaften vertreten.
Gründung
Am 13. Oktober 1914 gründete Alexander von Wacker (1846-1922), der bis 1902 als Generaldirektor der "Schuckert AG" in Nürnberg gewirkt hatte, das von ihm schon länger geplante Familienunternehmen "Dr. Alexander Wacker-Gesellschaft für elektrochemische Industrie Kommanditgesellschaft". Die Firma wurde 1920 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt.
Von 1915 bis 1916 errichtete die Wacker-Gesellschaft bei Burghausen an der Salzach ihre erste Produktionsstätte. Es wurden dort vor allem Acetaldehyd, Aceton, Essigsäure und Karbid hergestellt. Aceton hatte als Vorprodukt für künstlichen Kautschuk, Karbid als Vorprodukt für Kalkstickstoff und Salpetersäure zentrale Bedeutung für die Rüstungsproduktion im Ersten Weltkrieg.
Entwicklung während der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus
Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde die "Alzwerk GmbH" gegründet, um die Stromversorgung des Werks Burghausen sicher zu stellen. Bei der Umstellung von der Kriegs- auf die Friedensproduktion, wurde die Produktpalette erweitert. 1921 traten die "Farbwerke Hoechst AG" als Gesellschafter in die Wacker-Chemie ein und beteiligten sich zu 50 % am Stammkapital von 75 Millionen Mark. 1922 wurde das "Consortium für elektrochemische Industrie GmbH" eine 100%ige Tochter der Wacker-Gesellschaft. 1924 pachtete Wacker das Salzbergwerk Stetten bei Haigerloch (Baden-Württemberg) als Lieferant von Steinsalz für die Chlorelektrolyse, ein Jahr später das Karbidwerk Tschechnitz der "Elektrochemisches Werk Breslau GmbH", das bereits seit 1917 als Zulieferer für das Werk Burghausen diente. 1926 erwarb die Wacker-Chemie die "Ferrowerk Mückenberg GmbH" in der Niederlausitz, die in den 1930er Jahren etwa zwei Drittel des deutschen Bedarfs an Ferrochrom deckte. 1929 wurde in Röthenbach a.d. Pegnitz ein Acetylenwerk in Betrieb genommen. 1933 kaufte die Wacker-Chemie das Elektroschmelzwerk in Kempten. 1938 wurde das "Chemowerk Mückenberg" errichtet.
Bedingt durch die vom NS-Regime betriebene Aufrüstung steigerte die Wacker-Chemie ihre Produktion an allen Standorten stark. Nach dem Kriegsausbruch 1939 lag der Schwerpunkt der Tätigkeit der Wacker-Chemie auf der Produktion von Acetaldehyd für die Herstellung von synthetischem Kautschuk. Die Zahl der Beschäftigten stieg während des Krieges von 4.125 Ende 1939 auf 6.500 im Jahr 1944 an.
Entwicklung nach 1945
Auf Grund der sowjetischen Besetzung Schlesiens und der Niederlausitz gingen 1945 die Betriebe in Tschechnitz und Mückenberg verloren. Die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich auf knapp 2.100. Die neuen Produkte Silicone und Reinstsilicium sowie der Ausbau der Polyvinyl-Kunststoffe bestimmten das Bild der Wacker-Chemie in den 1950er und 1960er Jahren. 1968 stieg das Unternehmen mit der Errichtung einer Raffinerie bei Burghausen durch die "Deutsche Marathon Petroleum GmbH" in die Petrochemie ein. Nach dem Bau eines Werkes in Köln-Merkenich (1958-1960) begann es dann ab der Mitte der 1960er Jahre, in das europäische und außereuropäische Ausland zu expandieren. Hierbei wurden unter anderem Gesellschaften in Frankreich, England, Belgien, Österreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Dänemark, Finnland, Schweden, in der Schweiz und den Niederlanden, in den USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Südafrika, Australien, Japan und Singapur gegründet. Heute ist die Wacker Chemie AG, die im November 2005 durch die Umwandelung der Rechtsform der Wacker-Chemie GmbH entstand, auf fünf Kontinenten in über 100 Ländern durch Tochter-, Beteiligungs- oder Vertriebsgesellschaften vertreten. Im Jahr 2004 erwirtschafteten 14.700 Beschäftigte einen Weltumsatz von rund 2,5 Mrd. €. Bis zum Jahr 2014 stieg die Zahl der Beschäftigten auf knapp 16.800, der Umsatz wiederum lag im Jubliäumsjahr bei rund 4,83 Mrd. €.
Literatur
- Stephanie Eichinger, Die Werke der Dr. Alexander Wacker Gesellschaft für elektrochemische Industrie in Mückenberg. Unternehmenspolitik zwischen Markt und Staat in den Umbrüchen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Diss. masch. Würzburg 2021.
- Egon Falbesaner, Die Wacker-Chemie und ihr Gründer. Zum 75jährigen Firmenjubiläum, in: Oettinger Land 9 (1989), 173-190.
- Werner Freiesleben, Im Wandel gewachsen. Der Weg der Wacker-Chemie 1914-1964, Wiesbaden 1964.
- Dietmar Grypa, Fremdarbeiter und Kriegsgefangene im Werk Burghausen der Dr. Alexander Wacker Gesellschaft für elektrochemische Industrie (1940-1945) (Burghauser Geschichtsblätter 55), Burghausen 2014.
- Dietmar Grypa, Kampfzeit und Machtergreifung der NSDAP in Burghausen (Burghauser Geschichtsblätter 52), Burghausen 2. Auflage 2001.
- Dietmar Grypa, Studien zu Kriegsende und Neuanfang im Landkreis Altötting (Burghauser Geschichtsblätter 46), Burghausen 1991.
- Dietmar Grypa (Hg.), Studien zur Geschichte der Dr. Alexander Wacker Gesellschaft für elektrochemische Industrie (Dokumente aus dem Unternehmensarchiv 9), Burghausen 2018.
- Helmut Hilz, Der Ausbau der Inn-Wasserkräfte 1906/07-1945 und die industriewirtschaftliche Entwicklung in Südostbayern, insbesondere im Raum Burghausen-Altötting, Magister-Arbeit im Fach Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München 1988.
- Wolfgang J. Smolka/Alexander von Wacker. Das Leben eines Industrie-Pioniers, München 1990.
- Wacker Chemie AG (Hg.), Menschen, Märkte, Moleküle. Die Erfolgsformel Wacker Chemie 1914–2014, München 2014.
Quellen
- Historisches Unternehmensarchiv Wacker, Postfach 1240, 84480 Burghausen
Weiterführende Recherche
Externe Links
Dr. Alexander Wacker-Gesellschaft für elektrochemische Industrie KG (1914-1920), Dr. Alexander Wacker. Gesellschaft für elektrochemische Industrie GmbH (1920-1953), Wacker-Chemie GmbH (1953-2005), Wacker-Chemie AG
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Empfohlene Zitierweise
Dietmar Grypa, Wacker Chemie AG, publiziert am 12.10.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Wacker_Chemie_AG> (1.11.2024)