• Versionsgeschichte

Alzwerke

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Luftbild des Wacker-Werks Burghausen 1930. Im Vordergrund das Alzwerk. (Historisches Unternehmensarchiv Wacker)
Das Alzwerk im Bau, im Hintergrund der noch nicht geflutete Unterlauf des Alzkanals (sog. Unterwasserkanal). (Alzwerke G.m.b.H. München. Burghausen. Zur Betriebseröffnung des Alzkraftwerkes, o.O., [1923], 22)
Das Maschinenhaus des Alzwerks bei Burghausen. Abb. aus: Das Bayerland, Jahrgang 34 vom Mai 1923, 144. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 198 t-34)
Maschinenhalle des Alzwerks. (Alzwerke G.m.b.H. München. Burghausen. Zur Betriebseröffnung des Alzkraftwerkes, o.O., [1923], 23)

von Dietmar Grypa

1918 gegründete Tochtergesellschaft der "Wacker Chemie AG". Die Alzwerke betreiben bis heute eine Wasserkraftanlage nördlich von Burghausen, die das dortige Werk der Wacker-Chemie mit Elektrizität versorgt. Das seit 1909 geplant Kraftwerk war die Voraussetzung für die Ansiedlung der chemischen Industrie in Burghausen.

Gründung der Gesellschaft 1918

Die "Alzwerke GmbH" wurde am 21. November 1918 durch einen Vertrag zwischen Alexander Ritter von Wacker (1846-1922) und dem Deutschen Reich gegründet. Beide Vertragspartner beteiligten sich an der neu gegründeten Gesellschaft zu 50% und erhielten Anspruch auf die Hälfte der Stromproduktion des fertig zu stellenden Alzkraftwerkes bei Burghausen. Der Reichsanteil an den kalkulierten Baukosten von 30 Mio. Mark sollte 15 Mio. nicht übersteigen, zugleich wurde Wacker das Recht zugesichert, nach 15 Jahren den Reichsanteil zurückkaufen zu können.

Planungen und Bau 1909-1923

Die Wacker-Gesellschaft hatte zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bereits 2,6 Mio. Mark in die Errichtung der Wasserkraftanlage investiert, um die Stromversorgung des Wacker-Werks bei Burghausen sicherzustellen. Nachdem am Oberlauf der Alz bereits ab 1908 die Kraftwerke Trostberg und Schalchen gebaut wurden, die die Bayerischen Stickstoffwerke mit Strom versorgen sollten, begannen 1909 konkrete Planungen, auch am Unterlauf der Alz ab Tacherting Strom zu erzeugen. Von Anfang an war vorgesehen, einen Kanal von der Alz zum deutlich tiefer eingeschnittenen Salzachtal zu bauen, um das Gefälle noch mehr zu verstärken.

1913 einigten sich das Königreich Bayern, das Wacker-Konsortium und die Bayerischen Stickstoffwerke darauf, dass Wacker die Wasserkraft am Unterlauf der Alz ab Hirten nutzen sollte. Der Kriegsausbruch 1914 verhinderte aber einen raschen Baubeginn.

Erst seit 1916 - unter anderem mit Hilfe des Einsatzes von russischen Kriegsgefangenen - wurde der 16 km lange Alzkanal ausgehoben. Bis 1921 stiegen die Baukosten auf 160 Mio. Mark. Die Mehrkosten gegenüber der ursprünglichen Kalkulation trug die Wacker-Gesellschaft, dafür reduzierte sich der Anteil des Reichs am produzierten Strom auf ein Drittel. Die Inbetriebnahme erfolgte am 12. Mai 1923.

Betriebsanlagen

Das Stauwehr bei Hirten von der Unterwasserseite aus gesehen. Abb. aus: Das Bayerland, Jahrgang 34 vom Mai 1923, 134. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 198 t-34)

Bei Margarethenberg endet der von Tacherting kommende Kanal der Bayerischen Stickstoffwerke. Das Betriebswasser des dortigen Kraftwerks wird bei Hirten direkt in den Kanal der Alzwerke geleitet, der von dort zur Salzach führt, die 5 km nördlich von Burghausen erreicht wird. Dort liegt das Alzwerk am Fuße eines Steilhanges, der in das tief eingeschnittene Tal der Salzach abstürzt.

Seit 1938 nutzt ausschließlich das unmittelbar benachbarte Werk Burghausen der Wacker Chemie AG die dort gewonnene Energie. Von 1954 bis 1957 wurden die Stromproduktionsanlagen grundlegend erneuert. Mit 270 Mio. kWh im Jahr kann das Wasserkraftwerk den Energiebedarf des Chemiewerks nicht mehr decken, der 2005 mit rund 1,25 Mrd. kWh pro Jahr den Verbrauch einer Stadt wie Regensburg erreichte. Ein eigenes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk, das 2001 in Betrieb genommen wurde, ergänzt nun die Wasserkraft.

Literatur

  • Alzwerke G.m.b.H. München. Burghausen. Zur Betriebseröffnung des Alzkraftwerkes, o.O. o.J. [1923].
  • Die Bauten der Alzwerke GmbH an den Anlagen ihrer Stufe Hirten-Holzfeld. 4. Alzstufe. 1954-1957, o.O. o.J. [1957].
  • Wolfgang J. Smolka, Alexander von Wacker. Das Leben eines Industrie-Pioniers, München 1990.
  • Rudolf Zeiler, Der Alzkanal zwischen Hirten und Burghausen. Bau und Bedeutung für die Region zwischen Inn und Salzach, in: Oettinger Land 14 (1994), 117-127.

Quellen

  • Firmenarchiv der Wacker Chemie AG, Postfach 1240, 84480 Burghausen

Weiterführende Recherche

Verwandte Artikel

Empfohlene Zitierweise

Dietmar Grypa, Alzwerke, publiziert am 12.10.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Alzwerke (19.03.2024)