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Aus Historisches Lexikon Bayerns

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== [[Boier]] ==
== [[Beziehungen zu Italien (20. Jahrhundert)]] ==
[[Datei:Boios Scherbe.jpg|left|250x250px|link=Boier|Graffito des Namens Boios auf dem Fragment einer Keramikflasche aus Manching. (Archäologische Staatssammlung München - Inventarnummer: 1974,1124)]]
[[Datei:Markusbecken_Riva_degli_Schiavoni_1965.jpg|left|250x250px|link=Beziehungen zu Italien (20. Jahrhundert)|Venedig, Blick vom Markusbecken auf die Riva degli Schiavoni in Richtung des Dogenpalasts, 1965. Foto: Georg Fruhstorfer (1915-2003). ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=fruh-17212&View=bildarchiv Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv fruh-1721])]]
[[Autor:Hardt,_Matthias|Matthias Hardt]] und Irmtraut Heitmeier <br> Als Boier wurden in der antiken Historiographie verschiedene keltischsprachige Gruppen beschrieben, die besonders in den Jahrhunderten vor der Zeitenwende von Italien über Gallien, das Land zwischen Main und Donau, von Böhmen und Mähren bis nach Westungarn auftraten. Die weite Verbreitung wie die frühe Übernahme des Namens ins Germanische sprechen dafür, dass es sich eher um einen Prestigenamen als um ein Ethnonym handelte. In der Spätantike zeichnet sich ein Wahrnehmungsschwerpunkt des Namens in Böhmen und seiner Peripherie ab, wo längst keine Boier mehr lebten. Großräumig wurde hier ein nicht näher zu bestimmendes ehemaliges Boier-Gebiet namengebend für die Baiovarii > Bayern. Bereits im 7. Jahrhundert setzte Jonas von Bobbio Boier und Baiovarii gleich und begründete damit eine Tradition, die ab humanistischer Zeit die Diskussion um die Herkunft der Bayern und die Frage ihrer keltischen oder germanischen Abstammung wesentlich beeinflusste. [[Boier|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
[[Autor:Zedler,_Jörg|Jörg Zedler]] <br> Die Beziehungen Bayerns zu Italien im 20. Jahrhundert waren wechselhaft, die jeweilige Wahrnehmung von einer Ambivalenz zwischen Anziehung und Abneigung, Überlegenheit und Sehnsucht geprägt. Stand in der Weimarer Zeit die Staatsregierung dem Italien Benito Mussolinis (1883-1945, Ministerpräsident 1922-1943) vor allem wegen dessen Politik der Italianisierung Südtirols ablehnend gegenüber, so besuchte der „Duce“ München als Verbündeter NS-Deutschlands später mehrmals. Nach der Besetzung Italiens durch die Wehrmacht ab 1943 verübte diese dort zahlreiche Kriegsverbrechen, an denen Offiziere und Soldaten aus Bayern beteiligt waren, z.T. an herausragender Stelle. Nach 1945 zeugen gegenseitige Politikervisiten von einem verbesserten Verhältnis, wenngleich die Südtirolfrage bis 1971 Anlass für Friktionen bot. Der kulturelle Austausch wurde durch verschiedene Akteure und die Gründung von Kulturinstitutionen von beiden Seiten gefördert. Tourismus und Arbeitsmigration verhielten sich gegenläufig: während ersterer lange nahezu ausschließlich von Nord nach Süd verlief, so die Arbeitsmigration in der Gegenrichtung. Auf wirtschaftlicher Ebene hingegen herrschte ein reger wechselseitiger Austausch. [[Beziehungen zu Italien (20. Jahrhundert)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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== [[Judentum (19. Jahrhundert)]] ==
== [[Königspfalz Salz]] ==
[[Datei:Synagoge Fuerth 1831.jpg|left|250x250px|link=Judentum (19. Jahrhundert)|Innenraum der neuen Hauptsynagoge in Fürth, 1831 von [[Person:11738027X|Georg Christoph Wilder]]{{#set:PND=11738027X}} (1797-1855) angefertigter Stich. ([https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000077681 Staatsbibliothek Bamberg V C 53], lizenziert durch [https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de CC BY-SA 4.0])]]
[[Datei:Modell_Struktur_Pfalz_Salz_Mitte_9.Jahrhundert.jpg|left|250x250px|link=Königspfalz Salz|Modell der Struktur der Pfalz Salz Mitte des 9. Jahrhunderts mit rekonstruierter Waldbedeckung. Die Linien repräsentieren vermutete grundherrschaftliche Organisationsstrukturen. (Lukas Werther, Basisdaten DGM ASTER (USGS), Gewässernetz umgezeichnet nach TK 25 der Bayerischen Vermessungsverwaltung)]]
[[Autor:Ullmann,_Sabine|Sabine Ullmann]] <br> Im 19. Jahrhundert erhielt Bayern durch die Gebietserweiterung eine große jüdische Minderheit in der Bevölkerung, die schrittweise durch das Judenedikt (1813) und die Aufhebung der dortigen Einschränkungen ab 1861 allmählich und dann durch die Reichsgründung 1871 vollständig integriert wurde. Dies führte zu großen Umbrüchen in den jüdischen Gemeinden. Lebte ein Großteil der Familien um 1800 in kleinen Landgemeinden in Franken und Schwaben, so zogen viele nach dem Aufheben der Beschränkungen, die um die Mitte des Jahrhunderts noch zu einer großen Auswanderungswelle geführt hatte, ab den 1860er Jahren in die Städte, neben den großen urbanen Zentren Bayerns auch in Klein- und Mittelstädte. Waren zu Anfang noch viele im Kleinwaren- und Kredithandel tätig, so weiteten sich allmählich die Berufsfelder, die später auch den Fabrikbesitzer und Staatsbeamte umfassten. Die Umbrüche vollzogen sich auch in den jüdischen Gemeinden selbst, deren Selbstverwaltung eingeschränkt wurde und in die staatlichen Verwaltungen integriert wurden. Durch Regelungen zur Rabbinerausbildung kam es im 19. Jahrhundert auch zu innergemeindlichen Konflikten zwischen Orthodoxen und Reformern, die grundsätzliche Fragen nach der jüdischen Identität in der modernen Gesellschaft berührten. [[Judentum (19. Jahrhundert)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
[[Autor:Wolters, Petra|Petra Wolters]] <br> Die Königspfalz Salz bei Neustadt an der Saale (Lkr. Rhön-Grabfeld), gelegen an der östlichen Peripherie des Karolingerreiches und verkehrstechnisch günstig positioniert zu den Krisenherden des späten 8. wie frühen 9. Jahrhunderts in Bayern, Thüringen und Sachsen, war bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts die einzige Königspfalz in ganz Nordbayern mit überregionaler Bedeutung. Unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen sind längere Herrscheraufenthalte und der Empfang hochrangiger Gesandtschaften belegt, wobei das repräsentative Zentrum auf dem Veitsberg lag. Schriftliche Überlieferung und archäologische Befunde erlauben es, die weiträumige Ausdehnung und zugehörigen Elemente (Höfe, Kirchen, (Gewerbe-)Siedlungen, Forste) des Pfalzkomplexes zu beschreiben, und nachzuvollziehen, wie sich dieser im 8. Jahrhundert aus dem Königsgut (fiscus) Salz entwickelte. Die veränderte politische Situation führte noch im 9. Jahrhundert zu einem Bedeutungsverlust der Pfalz, deren Bestandteile um die Jahrtausendwende sukzessive in Kirchenbesitz übergingen. [[Königspfalz Salz|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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== [[Siemens]] ==
 
[[Datei:Allegorie Siemens Halske 1855.jpg|left|250x250px|link=Siemens|Werner von Siemens (1816-1892) und Johann Georg Halske (1814-1890), 1855. (Siemens Historical Institute)]]
== [[Sachsen-Coburg und Gotha, Herzogtum]] ==
[[Autor:Blocher,_Ewald|Ewald Blocher]] <br> Im heutigen Berlin-Kreuzberg gründeten Werner von Siemens und Johann Georg Halske 1847 die „Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske“. Sie war die Keimzelle der heutigen Siemens AG, eines Unternehmens, das binnen weniger Jahrzehnte zu einem der führenden Elektrokonzerne Deutschlands und schließlich der Welt aufstieg. In der Geschichte von Siemens spielte Bayern bereits früh eine Rolle – die Anfänge gehen auf ein Abkommen über die Lieferung von elektrischen Telegrafen aus dem Jahr 1856 zurück. Infolge des Zweiten Weltkriegs und der alliierten Besatzung entschied sich die Firmenleitung 1949 angesichts der ungewissen Zukunft des Wirtschaftsstandorts Berlin und der sich verfestigenden Teilung Deutschlands dazu, den Firmensitz nach Bayern zu verlegen. Siemens konnte dabei auf die bereits in Bayern geschlagenen Wurzeln, allen voran mit den Siemens-Schuckertwerken in Nürnberg (Starkstromtechnik) und den Siemens-Reiniger-Werken in Erlangen (Medizintechnik) sowie nachrichtentechnischer Fertigung in München zurückgreifen und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts seine Präsenz von dort ausgehend in großem Umfang in ganz Bayern ausbauen. [[Siemens|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
[[Datei:Staatswappen Sachsen-Coburg Gotha.jpg|left|250x250px|link=Sachsen-Coburg und Gotha, Herzogtum|Großes Staatswappen Sachsen-Coburgs und Gothas. Druck von C. Hildebrandt, 1. Hälfe 19. Jahrhundert. (Coburg, Staatsarchiv, Bildersammlung 5407)]]  
[[Autor:Nicklas,_Thomas|Thomas Nicklas]]<br>1826 entstand nach dem Teilungsvertrag von Hildburghausen aus Teilen des Herzogtums Sachsen-Coburg-Saalfeld das in Personalunion regierte Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Eine vollständige staatsrechtliche Vereinigung der beiden Herzogtümer fand bis 1918 nicht statt. Der herzogliche Hof wechselte zweimal im Jahr zwischen den Residenzstädten Coburg und Gotha. Während der Coburger Landesteil wirtschaftlich schwächer und agrarisch geprägt war, prosperierte im Gothaer Landesteil die Wirtschaft durch die frühe Industrialisierung. Die Bedeutung des Hauses Sachsen-Coburg resultierte auch aus den dynastischen Verbindungen des Herzoghauses nach Belgien, Großbritannien, Portugal und später Bulgarien. [[Sachsen-Coburg und Gotha, Herzogtum|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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== [[Ende des Alten Reiches]] ==
 
[[Datei:Allegorie Gericht der Zeit.jpg|left|250x250px|link=Ende des Alten Reiches|Allegorie auf den Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Chronos hält einem Monstrum mit Affenkopf und Reichskrone, die das Reich symbolisiert, einen Spiegel vor Augen um ihm zu verdeutlichen, dass seine Zeit gekommen ist. Kupferstich, Bayern 1806. ([http://objektkatalog.gnm.de/objekt/HB18662 Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Inv.-Nr. HB18662, Foto: Monika Runge])]]
== [[Almwirtschaft]] ==
[[Autor:Burgdorf,_Wolfgang|Wolfgang Burgdorf]] <br> Am 6. August 1806 legte Kaiser Franz II. die Krone nieder und erklärte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (in der Forschung Altes Reich genannt) für aufgelöst. Das Ende des Alten Reiches hatte sich bereits längerfristig durch die Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich angebahnt. Durch militärische Niederlagen und Friedensschlüsse (u.a. den Frieden von Basel 1795 sowie den Frieden von Campoformio 1797) wurden gravierende Gebietsveränderungen im Reichsgebiet ausgelöst, die dessen Struktur massiv veränderten, besonders durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Faktisch wurde das Reich bereits durch den Austritt der Verbündeten Napoleons und ihren Eintritt in den Rheinbund aufgelöst. [[Ende des Alten Reiches|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
[[Datei:Alte Fetzenalm.jpg|left|250x250px|link=Almwirtschaft|Fetzenalm, wohl vor 1910, Almgebiet Grassauer Almen im Chiemgau. (Sammlung Olaf Gruß, Grassau)]][[Autor:Bachmann,_Christoph|Christoph Bachmann]]
Almen (Oberbayern) bzw. Alpen (Allgäu) sind zwischen Ende Mai und Anfang Oktober genutzte Weideflächen im Gebirge. Da die Grundfutterbasis für Nutztiere aufgrund des Vorrangs von Ackerbau in Tallagen begrenzt war, hatte die seit ca. 4000 Jahren nachweisbare Almwirtschaft in der vorindustriellen Zeit einen hohen ökonomischen Nutzen. Je nach Entwicklung der Grundherrschaft entstanden verschiedene Besitzformen. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert führte die zunehmende Bevölkerungsdichte zu verstärkten Rodungen in den Gebirgswäldern, wodurch neue Almen entstanden. Die kleine Eiszeit im 17. Jahrhundert hatte aufgrund der verkürzten Auftriebszeiten eine erste Krise der Almwirtschaft ("Almdepression") zur Folge, während der viele Hochalmen aufgegeben wurden. Nach der Säkularisation begann der Staat im 19. Jahrhundert, die immer noch ausgeprägte Almwirtschaft zu regulieren. Seitdem erlebte diese durch verschiedene wirtschaftliche Entwicklungen Höhen und Tiefen. Langfristig aber kam es insgesamt zu einem Rückgang der Almbetriebe und der Auftriebszahlen, dem Interessengruppen und die Staatsregierung durch Förder- und Schutzmaßnahmen entgegenwirkten. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts konzentriert sich die Almwirtschaft vor allem auf die Jungviehälpung, während agrarromantische Vorstellungen das Bild in Gesellschaft und Populärkultur prägen. [[Almwirtschaft|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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== [[Justinianische Pest]] ==
== [[Bürgerbräu-Attentat, 8. November 1939]] ==
[[Datei:Karte_Verteilung_Justinianische_Pest.jpg|left|250x250px|link=Justinianische Pest|Räumliche Verteilung der Erwähnung der Justinianischen Pest in historischen Quellen (Angaben nach Keller et al. 2019) und der Nachweise mittels naturwissenschaftlicher Methoden (Stand 2022).(Karte: M.Harbeck, erstellt mit QGis, Kartendaten: [https://gdz.bkg.bund.de/index.php/default/wms-digitales-gelandemodell-gitterweite-200-m-wms-dgm200.html WMS Digital Terrain Model], [http://www.govdata.de/dl-de/by-2-0 Data licence Germany – attribution – Version 2.0])]]
[[Datei:Buergerbraeukeller nach Attentat 1939.jpg|left|250x250px|link=Bürgerbräu-Attentat, 8. November 1939|Der zerstörte Saal des Bürgerbräukellers nach der Explosion. Foto: Heinrich Hoffmann. ([https://bildarchiv.bsb-muenchen.de/search?id=hoff-28766&View=bildarchiv Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-28766])]][[Autor:Benz,_Wolfgang|Wolfgang Benz]]
[[Autor:Harbeck,_Michaela|Michaela Harbeck]] <br> In der Mitte des sechsten Jahrhunderts n. Chr. wird Europa von einer Seuche heimgesucht, die heute als erste historisch belegte Pestpandemie gilt. Nach dem damals herrschenden römischen Kaiser Justinian I. wird ihre erste Ausbreitungswelle als Justinianische Pest bezeichnet. Für den Mittelmeerraum berichten Zeitzeugen von Tausenden Toten und wirtschaftlich sowie gesellschaftlich verheerenden Folgen. Naturwissenschaftliche Analysen an frühmittelalterlichen Skeletten belegen, dass die erste Pandemie auch Bayern erreichte. Mangels zeitgenössischer Berichte aus dem Raum sind allerdings ihre dortigen Auswirkungen nur schwer abschätzbar. [[Justinianische Pest|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
Unter den mehr als 40 Attentatsversuchen auf Adolf Hitler ragt der von Georg Elser am 8. November 1939 verübte Bombenanschlag hervor. Die gegen 21:20 Uhr im Münchner Bürgerbräukeller detonierte Bombe brachte die Decke des Saals zum Einsturz, tötete sieben Menschen auf der Stelle und verletzte 63 weitere. Hitler selbst entging dem Attentat knapp, da er den Bürgerbräukeller unvorhersehbar früh verließ. Trotz seines Scheiterns übertraf die technische Perfektion der Planung und Ausführung alle späteren Attentatsversuche, einschließlich des Attentats am 20. Juli 1944. Elser wurde noch am Tag des Attentats beim Versuch die deutsch-schweizerische Grenze zu überqueren festgenommen und kurz vor Ende des "Dritten Reichs" hingerichtet. [[Bürgerbräu-Attentat, 8. November 1939|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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== [[Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge]] ==
 
[[Datei:Kriegsgraeberstaette Lommel.jpg|left|250x250px|link=Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge|Kriegsgräberstätte Lommel (Belgien) mit 39.102 Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft. (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge)]]  
== [[Starkbieranstich auf dem Nockherberg]] ==
[[Autor:Fügen,_Maximilian|Maximilian Fügen]]<br>Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. gründete sich 1919 mit dem Ziel, Grabstätten für die deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkrieges zu errichten, zu pflegen und zu erhalten. Zudem wollte sich der Verein an der Ausgestaltung der Gedenkkultur für die Gefallenen aktiv beteiligen. In Bayern gründete sich 1919 zunächst der sog. Deutsche Kriegsgräber-Schutzbund, der 1920 in den Volksbund eingegliedert wurde. Bis 1927 konnte der Volksbund 100.000 Mitglieder rekrutieren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ließ er sich bereitwillig gleichschalten und etablierte das Führerprinzip im Verband. Ein nationalsozialistisch überhöhendes Heldengedenken trat nun in den Vordergrund. Nach 1945 war die Ablösung des ehrenden, soldatischen Gedenkens durch ein mahnendes Gedenken an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft eine entscheidende, aber auch von internen Kontroversen und öffentlicher Kritik begleitete Entwicklung. Seit 1954 ist der Volksbund im Auftrag der Bundesregierung für die Pflege der deutschen Kriegsgräber (Stand 2023: 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten mit über 2,8 Millionen Kriegstoten) im Ausland verantwortlich. [[Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
[[Datei:Salvatorkeller 1863 Ille.jpg|left|250x250px|link=Starkbieranstich auf dem Nockherberg|Zeichnung des Salvatorkellers 1863 von Eduard Ille. (Bayerisches Wirtschaftsarchiv F145, 4569)]][[Autor:Winkler,_Richard|Richard Winkler]]
Seit 1751 schenkten die Mönche des Paulanerklosters in der Münchner Au anlässlich des Namensfests des Francesco di Paola am 2. April mit kurfürstlicher Erlaubnis ein stärker eingebrautes Braunbier aus. Nachdem das Kloster säkularisiert worden war, übernahm der Münchner Brauer Franz Xaver Zacherl Ausschank und Produktion des Starkbiers und nannte es "Salvator". Seit 1861 fand das achttägige Fest im brauereieigenen Sommerbierkeller (Salvatorkeller) auf dem Nockherberg statt. Als "Starkbierprobe" entwickelte es sich zu einem Gesellschaftsereignis, bei dem das Publikum auch humoristisch unterhalten wurde. Nachdem es aufgrund von Rechtsstreitigkeiten seit Ende des 19. Jahrhunderts nur unregelmäßig stattgefunden hatte, wurde das Fest nach dem Zweiten Weltkrieg von der Paulaner Brauerei als Marketinginstrument wiederbelebt. Seit den 1960er Jahren etablierte sich dieser Festablauf: Die eingeladene Prominenz aus Politik und Gesellschaft wohnt zunächst der Überreichung der ersten Maß Bier an den bayerischen Ministerpräsidenten bei. Dann folgt das sog. "Derblecken" der Politiker, bei dem zuerst eine "Fastenpredigt" gehalten und anschließend ein Singspiel aufgeführt wird. Vor allem wegen der Fernsehübertragungen, die seit 2009 live erfolgen, erhielt der Starkbieranstich eine große mediale Wirkung. [[Starkbieranstich auf dem Nockherberg|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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== [[Sondergerichte (1933-1945)]] ==
== [[Handelshochschule, Nürnberg]] ==
[[Datei:Verfahrensakte Rupert Mayer.jpg|left|250x250px|link=Deckel der Verfahrensakte der Staatsanwaltschaft München I gegen den Münchner Pater Rupert Mayer SJ (1876-1945), der nach zahlreichen regimekritischen Predigten im Juli 1937 durch das Sondergericht München unter anderem wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt wurde. (Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 9115)]]  
[[Datei:Siegel Handelshochschule Nuernberg 1925.jpg|left|250x250px|link=Handelshochschule, Nürnberg|Das Siegel der Hochschule in der graphisch modern gehaltenen Fassung von 1925. (Universitätsarchiv Erlangen-Nürnberg E10/1 Nr. 22)]]
[[Autor:Haaf,_Tobias|Tobias Haaf]]<br>Die Reichsregierung schuf gemäß einer Verordnung vom 21. März 1933 in allen Oberlandesgerichtsbezirken des Deutschen Reiches Sondergerichte. Sie dienten der Gleichschaltung und Instrumentalisierung der Justiz für die Ziele des NS-Regimes und der Ausschaltung politischer Gegner. Gleichzeitig ermöglichten sie unter drastischer Beschneidung der Rechte des Angeklagten beschleunigte Verfahren ohne gerichtliche Voruntersuchung, gegen deren Urteile keine Rechtsmittel zulässig waren. Auf dem bayerischen Staatsgebiet wurden zunächst in München, Nürnberg und Bamberg sowie in Frankenthal (Pfalz) Sondergerichte eingerichtet, 1942 kam noch eines in Bayreuth und eines in Würzburg hinzu. Zunächst waren die Sondergerichte, die unter dem Druck von Gauleitern und anderen NSDAP-Funktionären standen, vor allem für als politisch eingestufte Straftaten zuständig, die jede Form von Kritik an Regierung, Partei und Polizei umfassten. [[Sondergerichte (1933-1945)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
[[Autor:Wachter, Clemens|Clemens Wachter]] <br> Die Handelshochschule Nürnberg nahm am 15. Oktober 1919 ihren Lehrbetrieb auf. Sie stand in kommunaler Trägerschaft und bot Diplomstudiengänge für Kaufleute und Handelslehrer. Seit 1929 firmierte sie als "Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg", von 1933 bis 1945 als "Hindenburg-Hochschule". 1961 wurde sie als Fakultät in die Erlanger Friedrich-Alexander-Universität (FAU) integriert. [[Handelshochschule, Nürnberg|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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== [[Salzhandel, Altbayern (Mittelalter/Frühe Neuzeit)]] ==
== [[Treueid (Frühmittelalter)]] ==
[[Datei:Salzfuhrwerk Reichenhaller Saline.jpg|left|250x250px|link=Salzhandel, Altbayern (Mittelalter/Frühe Neuzeit)|Salzfuhrwerk vor der Reichenhaller Saline, um 1900 (Foto: Stadtarchiv Bad Reichenhall)]]
[[Datei:Schwur Sachsenspiegel.jpg|left|250x250px|link=Treueid (Frühmittelalter)|Schwurszene mit Reliquiar aus dem sog. Heidelberger Sachsenspiegel. Ostmitteldeutschland, Anfang 14. Jahrhundert. ([https://doi.org/10.11588/diglit.85#0019 Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 164, fol.3r (Detail)], gemeinfrei)]]
[[Autor:Lang,_Johannes|Johannes Lang]] <br> Die ältesten Hinweise auf den Handel mit dem in der Saline Reichenhall erzeugten Salz gehen auf das 8. Jahrhundert zurück. Insbesondere die Wasserwege Saalach – Salzach – Inn – Donau entwickelten sich zum wichtigsten logistischen System für den bayerischen Salzhandel. Nachdem das salzburgische Salz aus Hallein ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert die bedeutenden Märkte in Böhmen und in Österreich erobert hatte und die Wasserwege beherrschte, gelang es erst im 14. Jahrhundert, die Marktführerschaft des Reichenhaller Salzes innerhalb Bayerns wiederherzustellen. Das inzwischen nur noch auf den Landweg beschränkte bayerische Salz wurde von so genannten Sendern und Säumern auf festgelegten Routen transportiert, entlang derer so genannte Niederlagsrechte und Zölle zahlreiche Städte und Märkte entstehen ließen. Seit das Herzogtum Bayern ab dem 16. Jahrhundert sowohl das Berchtesgadener als auch das Halleiner Salz vertraglich eng an sich zu binden verstand und zudem ein staatliches Salzhandelsmonopol durchsetzte, stieg es zu einem der größten Salzexporteure in Mitteleuropa auf. [[Salzhandel, Altbayern (Mittelalter/Frühe Neuzeit)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
[[Autor:Becher,_Matthias|Matthias Becher]] <br> Der Treueid des frühen Mittelalters war ein allgemeiner Untertaneneid und diente der Loyalitätsversicherung in einem hierarchischen Verhältnis zwischen dem Herrscher und seinen Untertanen. Soweit erkennbar liegen seine Ursprünge in der Antike. Allgemeine Vereidigungen sind in den Nachfolgereichen des Römischen Reichs, bei Ost- und Westgoten, bei Langobarden und insbesondere im Frankenreich belegt. Neue Bedeutung gewann der Treueid unter den Karolingern im Zuge der Unterwerfung der Randregionen des Frankenreichs, wozu im späten 8. Jahrhundert auch Bayern zählte. Die postulierte Treueidleistung des letzten Agilolfingerherzogs Tassilos III. und sein angeblicher Eidbruch wurden nachträglich zum Majestätsverbrechen stilisiert, das dessen Sturz ermöglichte. Waren die allgemeinen Untertanenvereidigungen für Karl den Großen von 789, 802, 805 und vor seinem Tod ein unverzichtbares Machtinstrument, dem sein Sohn, Ludwig der Fromme, noch folgte, verlor der allgemeine Treueid Ende des 9. Jahrhunderts an Bedeutung und machte einer neuen Ordnung Platz, die die Macht des Adels stärkte.   [[Treueid (Frühmittelalter)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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== [[Salzgewinnung in Altbayern (Mittelalter/Frühe Neuzeit)]] ==
== [[Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus]] ==
[[Datei:Reichenhaller Saline Kupferstich.jpg|left|250x250px|link=Salzgewinnung in Altbayern (Mittelalter/Frühe Neuzeit)|Reichenhaller Saline mit Sudhäusern und Brunnhaus. Kupferstich, 18. Jahrhundert. (Stadtarchiv Bad Reichenhall)]]
[[Datei:Bekanntmachnung bekaempfung 1936.jpg|left|250x250px|link=Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus|Bekanntmachung zur "Bekämpfung des Zigeunerunwesens". Aus: Bayerisches Polizeiblatt Nr. 174, 20. November 1936. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 408-1936)]]
[[Autor:Lang,_Johannes|Johannes Lang]] <br> Als einzige Salzerzeugungsstätte, die in der Lage war, ihr Erzeugnis auch zu exportieren, behauptete die Saline Reichenhall im Frühmittelalter die Marktführerschaft innerhalb Bayerns sowie in Teilen Mitteleuropas. Grundlage bildeten die hochgrädigen und in reicher Schüttung zutage tretenden natürlichen Solequellen. In einem stark arbeitsteiligen Verfahren wurde die Sole geschöpft, durch Erhitzen in Eisenpfannen versotten, getrocknet, zerkleinert und transportfähig gemacht. Als Energieträger für den Siedevorgang griff man auf Holz zurück. Das im Hochmittelalter entwickelte Laugverfahren ermöglichte die bergmännische Salzgewinnung, wodurch die bis dahin dominante Position des aus Quellsole gewonnenen Salzes schwand. Ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert stieg das salzburgische Hallein mit dem Bergbaubetrieb auf dem Dürrnberg zur führenden Saline auf; andere Salzerzeugungsstätten folgten. Mit der Landesbildung im Ostalpenraum verblieb die Saline Reichenhall als Einzige beim Herzogtum Bayern. Durch den Aufkauf der dortigen Salinenanteile bewirkte der Landesfürst ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert eine staatliche Monopolisierung der Salzerzeugung und leitete sowohl im Bereich der Produktionsabläufe als auch der Energieversorgung tiefgreifende Reformen ein. [[Salzgewinnung in Altbayern (Mittelalter/Frühe Neuzeit)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
[[Autor:Bellaire,_Felix|Felix Bellaire]] <br> Sinti und Roma waren in Bayern ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert einer besonders repressiven Politik ausgesetzt. Die Polizeidirektion München nahm deutschlandweit eine Führungsrolle bei der Durchführung  antiziganistischer Maßnahmen ein. Aufbauend auf vorangegangenen Diskriminierungen wurden Sinti und Roma in der NS-Zeit zunächst entrechtet und vor allem ab 1938 in Konzentrationslager deportiert. Bis zum Ende der NS-Herrschaft wurden hunderttausende Sinti und Roma aus ganz Europa ermordet, unter ihnen auch solche aus Bayern. [[Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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== [[Klostersturm (1940-1942)]] ==
[[Datei:Kloster Schweiklberg.jpg|left|250x250px|link=Klostersturm (1940-1942)|Die Abtei Schweiklberg bei Vilshofen war eine der ersten Abteien, die dem NS-Klostersturm zum Opfer fiel. (Abtei Schweiklberg)]]
[[Autor:Mertens,_Annette|Annette Mertens]] <br> Zwischen 1940 und 1942 wurden im Deutschen Reich unter der nationalsozialistischen Regierung mehr als 300 katholische Klöster und kirchliche Einrichtungen aufgehoben und enteignet. Die Gebäude wurden beschlagnahmt, ihre Bewohner zumeist vertrieben, der Klosterbetrieb eingestellt. Dieser sog. Klostersturm bildete einen Höhepunkt der Kirchenverfolgung durch die Nationalsozialisten. Bayern mit seiner reichen Klosterlandschaft blieb davon nicht verschont. Zahlreiche Klöster wurden hier zur Unterbringung deutscher Umsiedler aus Südosteuropa beschlagnahmt. Auch wenn dabei die bayerischen Klöster in der Regel nicht ganz aufgehoben wurden, bedeutete dies für die Bewohner eine große Belastung. [[Klostersturm (1940-1942)|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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<div class="new-article">
== [[Klosterneugründungen Ludwigs I.]] ==
[[Datei:Benediktinerabtei Metten Deggendorf.jpg|left|250x250px|link=Klosterneugründungen Ludwigs I.|Kloster Metten, Stahlstich 1843. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-00118)]]
[[Autor:Schütz,_Ernst|Ernst Schütz]] <br> Eines der wichtigen Anliegen König Ludwigs I. (1786–1868; reg. 1825–1848) war die Wiederherstellung der säkularisierten Klöster sowie die Ansiedlung neuer Orden in allen Teilen des Königreichs Bayern. Während seiner Regierungszeit ließ er von 23 Orden über 130 Klöster wiedererrichten oder neu begründen. Er zielte damit auf eine erneuerte Verankerung der katholischen Frömmigkeit in der Bevölkerung sowie auf die Stützung eines leistungsfähigen Fürsorge-, Seelsorge- und Bildungswesens in staatlichem Auftrag. Das Klosterwesen erhielt dadurch ein spezifisch neues Gepräge, das durch die von der Aufklärung geforderte Nützlichkeitserwägung bestimmt war. [[Klosterneugründungen Ludwigs I.|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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<div class="new-article">
== [[Börse Augsburg]] ==
[[Datei:Haus der Kaufleutestube Rathaus.jpg|left|250x250px|link=Börse Augsburg|Haus der Kaufleutestube gegenüber dem Rathaus. Dort fand ab den 1770er-Jahren der Börsenhandel statt. Nach dem Abriss des Gebäudes wurde auf dem erweiterten Areal 1828/30 ein neues Börsengebäude errichtet. Stich von J. C. Weyermann, 1741. (Städtische Kunstsammlungen Augsburg; Druck: Bayerisch-Schwäbische Wirtschaft 48/5 (1993), S. 9)]][[Autor:Winkler,_Richard|Richard Winkler]] <br>
Seit 1276 sind Wechselgeschäfte in Augsburg nachgewiesen, ein wahrscheinlich börslich betriebener Handel mit Finanzwechseln seit 1459. Der Begriff "Börse" erscheint dagegen erst 1806. In der Mitte des 16. Jahrhunderts herrschte ein intensiver börsenmäßiger Wechselhandel, an dem auch Handelsstädte im heutigen Belgien, Italien und Österreich beteiligt waren. Der Niedergang der Augsburger Handelshäuser in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts infolge der Staatsbankrotte der spanischen Habsburger beeinträchtigte den Wechselbörsenbetrieb wohl nicht unerheblich. Für das 17. Jahrhundert fehlen dazu alle urkundlichen Nachrichten. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erscheint Augsburg für den Wechselhandel im süddeutschen Raum als zentraler Börsenplatz. Auf ihn unterhielten damals 18 deutschsprachige Handelsstädte öffentliche Wechselkursnotierungen. Seine Organisation oblag der seit 1479 bestehenden Kaufleutestubengesellschaft.  [[Börse Augsburg|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]]
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Aktuelle Version vom 2. Mai 2024, 16:12 Uhr


Beziehungen zu Italien (20. Jahrhundert)

Venedig, Blick vom Markusbecken auf die Riva degli Schiavoni in Richtung des Dogenpalasts, 1965. Foto: Georg Fruhstorfer (1915-2003). (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv fruh-1721)

Jörg Zedler
Die Beziehungen Bayerns zu Italien im 20. Jahrhundert waren wechselhaft, die jeweilige Wahrnehmung von einer Ambivalenz zwischen Anziehung und Abneigung, Überlegenheit und Sehnsucht geprägt. Stand in der Weimarer Zeit die Staatsregierung dem Italien Benito Mussolinis (1883-1945, Ministerpräsident 1922-1943) vor allem wegen dessen Politik der Italianisierung Südtirols ablehnend gegenüber, so besuchte der „Duce“ München als Verbündeter NS-Deutschlands später mehrmals. Nach der Besetzung Italiens durch die Wehrmacht ab 1943 verübte diese dort zahlreiche Kriegsverbrechen, an denen Offiziere und Soldaten aus Bayern beteiligt waren, z.T. an herausragender Stelle. Nach 1945 zeugen gegenseitige Politikervisiten von einem verbesserten Verhältnis, wenngleich die Südtirolfrage bis 1971 Anlass für Friktionen bot. Der kulturelle Austausch wurde durch verschiedene Akteure und die Gründung von Kulturinstitutionen von beiden Seiten gefördert. Tourismus und Arbeitsmigration verhielten sich gegenläufig: während ersterer lange nahezu ausschließlich von Nord nach Süd verlief, so die Arbeitsmigration in der Gegenrichtung. Auf wirtschaftlicher Ebene hingegen herrschte ein reger wechselseitiger Austausch. Weiterlesen

Königspfalz Salz

Modell der Struktur der Pfalz Salz Mitte des 9. Jahrhunderts mit rekonstruierter Waldbedeckung. Die Linien repräsentieren vermutete grundherrschaftliche Organisationsstrukturen. (Lukas Werther, Basisdaten DGM ASTER (USGS), Gewässernetz umgezeichnet nach TK 25 der Bayerischen Vermessungsverwaltung)

Petra Wolters
Die Königspfalz Salz bei Neustadt an der Saale (Lkr. Rhön-Grabfeld), gelegen an der östlichen Peripherie des Karolingerreiches und verkehrstechnisch günstig positioniert zu den Krisenherden des späten 8. wie frühen 9. Jahrhunderts in Bayern, Thüringen und Sachsen, war bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts die einzige Königspfalz in ganz Nordbayern mit überregionaler Bedeutung. Unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen sind längere Herrscheraufenthalte und der Empfang hochrangiger Gesandtschaften belegt, wobei das repräsentative Zentrum auf dem Veitsberg lag. Schriftliche Überlieferung und archäologische Befunde erlauben es, die weiträumige Ausdehnung und zugehörigen Elemente (Höfe, Kirchen, (Gewerbe-)Siedlungen, Forste) des Pfalzkomplexes zu beschreiben, und nachzuvollziehen, wie sich dieser im 8. Jahrhundert aus dem Königsgut (fiscus) Salz entwickelte. Die veränderte politische Situation führte noch im 9. Jahrhundert zu einem Bedeutungsverlust der Pfalz, deren Bestandteile um die Jahrtausendwende sukzessive in Kirchenbesitz übergingen. Weiterlesen

Sachsen-Coburg und Gotha, Herzogtum

Großes Staatswappen Sachsen-Coburgs und Gothas. Druck von C. Hildebrandt, 1. Hälfe 19. Jahrhundert. (Coburg, Staatsarchiv, Bildersammlung 5407)

Thomas Nicklas
1826 entstand nach dem Teilungsvertrag von Hildburghausen aus Teilen des Herzogtums Sachsen-Coburg-Saalfeld das in Personalunion regierte Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Eine vollständige staatsrechtliche Vereinigung der beiden Herzogtümer fand bis 1918 nicht statt. Der herzogliche Hof wechselte zweimal im Jahr zwischen den Residenzstädten Coburg und Gotha. Während der Coburger Landesteil wirtschaftlich schwächer und agrarisch geprägt war, prosperierte im Gothaer Landesteil die Wirtschaft durch die frühe Industrialisierung. Die Bedeutung des Hauses Sachsen-Coburg resultierte auch aus den dynastischen Verbindungen des Herzoghauses nach Belgien, Großbritannien, Portugal und später Bulgarien. Weiterlesen

Almwirtschaft

Fetzenalm, wohl vor 1910, Almgebiet Grassauer Almen im Chiemgau. (Sammlung Olaf Gruß, Grassau)
Christoph Bachmann

Almen (Oberbayern) bzw. Alpen (Allgäu) sind zwischen Ende Mai und Anfang Oktober genutzte Weideflächen im Gebirge. Da die Grundfutterbasis für Nutztiere aufgrund des Vorrangs von Ackerbau in Tallagen begrenzt war, hatte die seit ca. 4000 Jahren nachweisbare Almwirtschaft in der vorindustriellen Zeit einen hohen ökonomischen Nutzen. Je nach Entwicklung der Grundherrschaft entstanden verschiedene Besitzformen. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert führte die zunehmende Bevölkerungsdichte zu verstärkten Rodungen in den Gebirgswäldern, wodurch neue Almen entstanden. Die kleine Eiszeit im 17. Jahrhundert hatte aufgrund der verkürzten Auftriebszeiten eine erste Krise der Almwirtschaft ("Almdepression") zur Folge, während der viele Hochalmen aufgegeben wurden. Nach der Säkularisation begann der Staat im 19. Jahrhundert, die immer noch ausgeprägte Almwirtschaft zu regulieren. Seitdem erlebte diese durch verschiedene wirtschaftliche Entwicklungen Höhen und Tiefen. Langfristig aber kam es insgesamt zu einem Rückgang der Almbetriebe und der Auftriebszahlen, dem Interessengruppen und die Staatsregierung durch Förder- und Schutzmaßnahmen entgegenwirkten. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts konzentriert sich die Almwirtschaft vor allem auf die Jungviehälpung, während agrarromantische Vorstellungen das Bild in Gesellschaft und Populärkultur prägen. Weiterlesen

Bürgerbräu-Attentat, 8. November 1939

Der zerstörte Saal des Bürgerbräukellers nach der Explosion. Foto: Heinrich Hoffmann. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-28766)
Wolfgang Benz

Unter den mehr als 40 Attentatsversuchen auf Adolf Hitler ragt der von Georg Elser am 8. November 1939 verübte Bombenanschlag hervor. Die gegen 21:20 Uhr im Münchner Bürgerbräukeller detonierte Bombe brachte die Decke des Saals zum Einsturz, tötete sieben Menschen auf der Stelle und verletzte 63 weitere. Hitler selbst entging dem Attentat knapp, da er den Bürgerbräukeller unvorhersehbar früh verließ. Trotz seines Scheiterns übertraf die technische Perfektion der Planung und Ausführung alle späteren Attentatsversuche, einschließlich des Attentats am 20. Juli 1944. Elser wurde noch am Tag des Attentats beim Versuch die deutsch-schweizerische Grenze zu überqueren festgenommen und kurz vor Ende des "Dritten Reichs" hingerichtet. Weiterlesen

Starkbieranstich auf dem Nockherberg

Zeichnung des Salvatorkellers 1863 von Eduard Ille. (Bayerisches Wirtschaftsarchiv F145, 4569)
Richard Winkler

Seit 1751 schenkten die Mönche des Paulanerklosters in der Münchner Au anlässlich des Namensfests des Francesco di Paola am 2. April mit kurfürstlicher Erlaubnis ein stärker eingebrautes Braunbier aus. Nachdem das Kloster säkularisiert worden war, übernahm der Münchner Brauer Franz Xaver Zacherl Ausschank und Produktion des Starkbiers und nannte es "Salvator". Seit 1861 fand das achttägige Fest im brauereieigenen Sommerbierkeller (Salvatorkeller) auf dem Nockherberg statt. Als "Starkbierprobe" entwickelte es sich zu einem Gesellschaftsereignis, bei dem das Publikum auch humoristisch unterhalten wurde. Nachdem es aufgrund von Rechtsstreitigkeiten seit Ende des 19. Jahrhunderts nur unregelmäßig stattgefunden hatte, wurde das Fest nach dem Zweiten Weltkrieg von der Paulaner Brauerei als Marketinginstrument wiederbelebt. Seit den 1960er Jahren etablierte sich dieser Festablauf: Die eingeladene Prominenz aus Politik und Gesellschaft wohnt zunächst der Überreichung der ersten Maß Bier an den bayerischen Ministerpräsidenten bei. Dann folgt das sog. "Derblecken" der Politiker, bei dem zuerst eine "Fastenpredigt" gehalten und anschließend ein Singspiel aufgeführt wird. Vor allem wegen der Fernsehübertragungen, die seit 2009 live erfolgen, erhielt der Starkbieranstich eine große mediale Wirkung. Weiterlesen

Handelshochschule, Nürnberg

Das Siegel der Hochschule in der graphisch modern gehaltenen Fassung von 1925. (Universitätsarchiv Erlangen-Nürnberg E10/1 Nr. 22)

Clemens Wachter
Die Handelshochschule Nürnberg nahm am 15. Oktober 1919 ihren Lehrbetrieb auf. Sie stand in kommunaler Trägerschaft und bot Diplomstudiengänge für Kaufleute und Handelslehrer. Seit 1929 firmierte sie als "Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg", von 1933 bis 1945 als "Hindenburg-Hochschule". 1961 wurde sie als Fakultät in die Erlanger Friedrich-Alexander-Universität (FAU) integriert. Weiterlesen

Treueid (Frühmittelalter)

Schwurszene mit Reliquiar aus dem sog. Heidelberger Sachsenspiegel. Ostmitteldeutschland, Anfang 14. Jahrhundert. (Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 164, fol.3r (Detail), gemeinfrei)

Matthias Becher
Der Treueid des frühen Mittelalters war ein allgemeiner Untertaneneid und diente der Loyalitätsversicherung in einem hierarchischen Verhältnis zwischen dem Herrscher und seinen Untertanen. Soweit erkennbar liegen seine Ursprünge in der Antike. Allgemeine Vereidigungen sind in den Nachfolgereichen des Römischen Reichs, bei Ost- und Westgoten, bei Langobarden und insbesondere im Frankenreich belegt. Neue Bedeutung gewann der Treueid unter den Karolingern im Zuge der Unterwerfung der Randregionen des Frankenreichs, wozu im späten 8. Jahrhundert auch Bayern zählte. Die postulierte Treueidleistung des letzten Agilolfingerherzogs Tassilos III. und sein angeblicher Eidbruch wurden nachträglich zum Majestätsverbrechen stilisiert, das dessen Sturz ermöglichte. Waren die allgemeinen Untertanenvereidigungen für Karl den Großen von 789, 802, 805 und vor seinem Tod ein unverzichtbares Machtinstrument, dem sein Sohn, Ludwig der Fromme, noch folgte, verlor der allgemeine Treueid Ende des 9. Jahrhunderts an Bedeutung und machte einer neuen Ordnung Platz, die die Macht des Adels stärkte. Weiterlesen

Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus

Bekanntmachung zur "Bekämpfung des Zigeunerunwesens". Aus: Bayerisches Polizeiblatt Nr. 174, 20. November 1936. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 408-1936)

Felix Bellaire
Sinti und Roma waren in Bayern ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert einer besonders repressiven Politik ausgesetzt. Die Polizeidirektion München nahm deutschlandweit eine Führungsrolle bei der Durchführung antiziganistischer Maßnahmen ein. Aufbauend auf vorangegangenen Diskriminierungen wurden Sinti und Roma in der NS-Zeit zunächst entrechtet und vor allem ab 1938 in Konzentrationslager deportiert. Bis zum Ende der NS-Herrschaft wurden hunderttausende Sinti und Roma aus ganz Europa ermordet, unter ihnen auch solche aus Bayern. Weiterlesen