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[[Autor:Füßl, | [[Autor:Füßl,_Wilhelm|Wilhelm Füßl]] <br> Nach langen Diskussionen wurde zwischen 1918 und 1924 am Walchensee (Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen) ein Hochdruckspeicherkraftwerk errichtet, das den natürlichen Höhenunterschied zwischen dem Walchensee und dem Kochelsee von rund 200 Metern energietechnisch nutzt. Mit dem "Walchenseekraftwerk" wurde die Grundlage für ein bayernweites Stromnetz gelegt, das Bayernwerk. Technisch wurde das Walchenseekraftwerk weltweit zum Vorbild und ökonomisch ein Erfolg für die Betreiber. Jedoch formierte sich erstmals in der jüngeren bayerischen Geschichte ein breiter Protest gegen ein technisches Großprojekt. [[Walchenseekraftwerk|Weiterlesen <i class="fi-play"></i>]] | ||
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Version vom 12. Januar 2024, 12:27 Uhr
Walchenseekraftwerk

Wilhelm Füßl
Nach langen Diskussionen wurde zwischen 1918 und 1924 am Walchensee (Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen) ein Hochdruckspeicherkraftwerk errichtet, das den natürlichen Höhenunterschied zwischen dem Walchensee und dem Kochelsee von rund 200 Metern energietechnisch nutzt. Mit dem "Walchenseekraftwerk" wurde die Grundlage für ein bayernweites Stromnetz gelegt, das Bayernwerk. Technisch wurde das Walchenseekraftwerk weltweit zum Vorbild und ökonomisch ein Erfolg für die Betreiber. Jedoch formierte sich erstmals in der jüngeren bayerischen Geschichte ein breiter Protest gegen ein technisches Großprojekt. Weiterlesen
Beisetzung Ludwigs II. (München, 19. Juni 1886)

Jörg Zedler
Die Beisetzung König Ludwigs II. erfolgte sechs Tage nach seinem Tod im Starnberger See am 19. Juni 1886 in München. Aufgrund der bis heute nicht vollständig geklärten Todesumstände vom 13. Juni und der bereits am 10. Juni erfolgten Entmündigung des Königs, fand die Trauerfeier unter großem medialen und öffentlichen Interesse statt. Erstmals nahmen an der Beisetzung eines bayerischen Königs auch Vertreter fremder Häuser in offizieller Funktion sowie solche auswärtiger Regierungen teil, darunter der deutsche Kronprinz Friedrich und der österreichische Erzherzog Rudolf. Nach Überführung und öffentlicher Aufbahrung in der Hofkapelle der Münchner Residenz wurde der Sarg in einem Leichenzug über die Brienner Straße, den Königsplatz und den Karlsplatz in die Kirche St. Michael überführt und dort beigesetzt. Das Herz Ludwigs II. wurde der Haustradition folgend zwei Monate später in der Gnadenkapelle in Altötting bestattet. Weiterlesen
Thingspiele

Manfred Seifert
Thingspiele sind eine im Nationalsozialismus geschaffene und in den Anfangsjahren des sog. Dritten Reiches intensiv propagierte Schauspielform auf eigens dafür errichteten Spielplätzen. Das bisher übliche Theatergeschehen in klassisch-hochkultureller Stilistik mit Guckkastenbühne und Illusionstheater sollte durch kultische Sprechchordramen abgelöst werden. Um die Schaffung einer neuen Theaterform mit eigenständiger NS-Stilistik konkurrierten mehrere Gruppierungen innerhalb der NSDAP. Im Wesentlichen konnte Joseph Goebbels (NSDAP, 1897–1945, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda 1933–1945) über sein Ministerium jedoch über Jahre hinweg seinen Anspruch auf die offizielle Vertretung der Thingbewegung behaupten. Da diese Schauspielform nicht zu den erhofften Ergebnissen führte, brach Goebbels die staatliche Förderung 1935/1936 in mehreren Schritten ab. Die Bestrebungen wurden aber teilweise in modifizierter Form und ohne die bisherige propagandistische Unterstützung bis in die 1940er Jahre fortgeführt. Weiterlesen
Starkbieranstich auf dem Nockherberg

Seit 1751 schenkten die Mönche des Paulanerklosters in der Münchner Au anlässlich des Namensfests des Francesco di Paola am 2. April mit kurfürstlicher Erlaubnis ein stärker eingebrautes Braunbier aus. Nachdem das Kloster säkularisiert worden war, übernahm der Münchner Brauer Franz Xaver Zacherl Ausschank und Produktion des Starkbiers und nannte es "Salvator". Seit 1861 fand das achttägige Fest im brauereieigenen Sommerbierkeller (Salvatorkeller) auf dem Nockherberg statt. Als "Starkbierprobe" entwickelte es sich zu einem Gesellschaftsereignis, bei dem das Publikum auch humoristisch unterhalten wurde. Nachdem es aufgrund von Rechtsstreitigkeiten seit Ende des 19. Jahrhunderts nur unregelmäßig stattgefunden hatte, wurde das Fest nach dem Zweiten Weltkrieg von der Paulaner Brauerei als Marketinginstrument wiederbelebt. Seit den 1960er Jahren etablierte sich dieser Festablauf: Die eingeladene Prominenz aus Politik und Gesellschaft wohnt zunächst der Überreichung der ersten Maß Bier an den bayerischen Ministerpräsidenten bei. Dann folgt das sog. "Derblecken" der Politiker, bei dem zuerst eine "Fastenpredigt" gehalten und anschließend ein Singspiel aufgeführt wird. Vor allem wegen der Fernsehübertragungen, die seit 2009 live erfolgen, erhielt der Starkbieranstich eine große mediale Wirkung. Weiterlesen
Prozess gegen Wilhelm Joseph Behr (1832-1835)

Der liberale Würzburger Bürgermeister und Abgeordnete der Ständeversammlung Wilhelm Joseph Behr (1755-1851) wurde 1832 des Hochverrats und der Majestätsbeleidigung angeklagt und 1835 zu Festungshaft auf unbestimmte Zeit verurteilt. Grundlage für die Anklage waren Spitzelberichte über das Gaibacher Fest von 1832, bei dem mehrere liberale Vertreter aus Franken eine Modernisierung der Verfassung forderten und Behr selbst zwei Reden hielt, in welchen er die Zensur beklagte und zu Reformen aufrief. Vor dem Hintergrund der Julirevolution in Frankreich (1830), des polnischen Novemberaufstandes (1831) und des Hambacher Festes (1832) geriet die Veranstaltung in Gaibach in das Konfliktfeld von liberalem Freiheitsstreben und monarchischer Restauration und ließ einen zunehmenden Konflikt zwischen König Ludwig I. (1786-1868, reg. 1825-1848) und liberalen Kreisen offen zutage treten. Behrs Prozess war Teil einer sehr viel breiter angelegten politischen Verfolgung gegen liberale Kreise in Bayern, der mit harten Strafen zur Abschreckung dienen sollte. Weiterlesen
Seuchen (ab 1800)

Felicitas Söhner
Im 19. Jahrhundert traten Seuchen häufig und heftig auf. Ihre Verbreitung wurde durch Truppenbewegungen in Kriegen und die zunehmende Bevölkerungsdichte in den Städten begünstigt. Wiederholt brachen Pocken-, Typhus-, Influenza- und Cholera-Epidemien aus, daneben breitete sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Tuberkulose stark aus, die bis in die 1950er Jahre die häufigste Volkskrankheit blieb. Lediglich gegen die Pocken gab es eine Schutzimpfung, die in Bayern bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgreich eingesetzt wurde und die mit Hilfe einer weltweiten Impfpflicht bis 1980 zur Ausrottung der Krankheit führte. Alle übrigen Krankheiten waren in ihrer Genese zunächst unerforscht und nicht behandelbar, so dass nur mit Isolations- und Desinfektionsmaßnahmen die weitere Verbreitung eingedämmt werden konnte. Die Erhebung statistischer Daten als Basis einer Epidemiologie und naturwissenschaftliche Fortschritte in der Bakteriologie boten die Grundlagen für Hygiene- sowie Städtebau-Maßnahmen, die zu einem generellen Rückgang von Seuchen führten. Im 20. Jahrhundert hatte vor allem die 1918/19 weltweit grassierende "Spanische Grippe" drastische Auswirkungen auf das öffentliche Leben in Bayern. Die zunehmende Entdeckung der Krankheitserreger und Behandlungsmöglichkeiten, aber auch die sich nach dem Zweiten Weltkrieg verbessernden sozioökonomischen Bedingungen der Bevölkerung reduzierten das Seuchengeschehen deutlich. Allerdings trat ab den 1980er Jahren mit der Immunschwäche AIDS eine neue, nicht heilbare Krankheit auf. Weiterlesen
Afrakult
![Leonhard Beck, Afras Feuertod, Holzschnitt aus: Gloriosorum christi confessor[um] Vldarici & Symperti: necno[n] beatissim[a]e martyris Aphr[a]e, Augustan[a]e sedis patronor[um] q[ua]mfidelissimor[um] histori[a]e (…), fol. 57r, Augsburg, 1516. (Bayerische Staatsbibliothek -- Res/4 V.ss.c. 99)](/images/thumb/f/ff/Beck_Holzschnitt_Feuertod_Afra_1516.jpg/189px-Beck_Holzschnitt_Feuertod_Afra_1516.jpg)
Matthias Simperl
Die Verehrung einer Augsburger Märtyrerin namens Afra lässt sich historisch gesichert bis auf merowingische Zeit zurückführen; der archäologische Befund legt sogar eine Kultkontinuität ab dem 4. Jahrhundert nahe. Der Legende nach soll es sich bei Afra um eine ehemalige Prostituierte gehandelt haben, die sich unter dem Einfluss eines Bischofs namens Narcissus zum Christentum bekehrte und darauf im Rahmen der diokletianischen Verfolgung das Martyrium auf einer Lechinsel erlitt. Ihre Kultstätte ist topographisch mit der heutigen Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg verbunden. Afras Verehrung ist frömmigkeitsgeschichtlich insbesondere im Bistum Augsburg von Bedeutung, dessen Patronin sie neben den heiligen Bischöfen Ulrich und Simpert ist. Weiterlesen
Spielbanken-Affäre

Oliver Braun
Die Spielbanken-Affäre trug sich Mitte der 1950er Jahre im Zusammenhang mit der durch die Viererkoalition ermöglichten Zulassung von Spielbanken in Bayern zu. Schon bald nach der Vergabe von Konzessionen für Spielbanken kamen Gerüchte über finanzielle Unregelmäßigkeiten auf. Ein 1955 bis 1957 auf Betreiben der oppositionellen Christlich-Sozialen Union eingesetzter parlamentarischer Untersuchungsausschuss konnte zwar Vorwürfe der Vorteilsnahme und Bestechlichkeit nicht erhärten. 1959 kam es allerdings infolge einer Selbstanzeige des Spielbankenunternehmers Karl Freisehner zu einem Prozess vor dem Landgericht München I, das führende Politiker der Bayernpartei wegen Bestechlichkeit und Meineids zu hohen Haftstrafen verurteilte. Weiterlesen