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Hochschule für Musik und Theater, München: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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*[http://bibliothek.musikhochschule-muenchen.de/images/PDFs/Ausstellungen/Ausstellungskatalog175.pdf Hochschule für Musik und Theater München: Ausstellungskatalog 175 Jahre Hochschule für Musik und Theater München 1830-2005 (735 KB)]
*[https://www.yumpu.com/de/document/view/4093661/175-jahre-hochschule-fur-musik-und-theater-munchen-1830-2005 Hochschule für Musik und Theater München: Ausstellungskatalog 175 Jahre Hochschule für Musik und Theater München 1830-2005]


*[http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:m29-0000000019 Jahresberichte der Hochschule für Musik und Theater]
*[http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:m29-0000000019 Jahresberichte der Hochschule für Musik und Theater]

Version vom 10. November 2023, 17:16 Uhr

Großer Konzertsaal in der Musikhochschule. (Foto: Regine Heiland)

von Josef Focht

1846 gegründete staatliche Ausbildungseinrichtung für musikalischen Nachwuchs. Besondere Bedeutung erlangte die Hochschule in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachdem sie unter Richard Wagners (1813-1883) maßgeblichem Einfluss ab 1867 neu formiert wurde. Nach dem Zusammenbruch des Unterrichtsbetriebs infolge des Ersten Weltkriegs und der Abwanderung einiger Musiker – Lehrer wie Schüler – nach Berlin gelang es nach 1920 nicht mehr, an die Hochblüte der Vorkriegszeit anzuknüpfen. In den Jahren der NS-Regierung waren alle Bereiche des Hochschullebens im Sinne der Nationalsozialisten kontrolliert: Die Hochschulleitung, die Lehrkräfte und sogar die Studenten wurden auf ihre Gesinnung geprüft. Erst nach 1945 erlangte die Hochschule wieder internationale Bedeutung.

Idee und Vorläufer

Die Hochschule für Musik und Theater München konnte bereits bei ihrer Gründung 1846 auf mehrere Vorläufer-Institutionen aufbauen, die in den vorausgegangenen Jahrzehnten in und außerhalb Münchens entstanden waren. Nach italienischen Vorbildern sind hier zunächst die überregional beachteten Konservatorien in Prag (gegründet 1792), Würzburg (1804), Breslau (1810) oder Wien (1812) zu nennen, denen mehrere Münchner Musikschulen nacheiferten. Diese Institutionen halfen dem Defizit in der Ausbildung des Musikernachwuches für die Oper, das Konzertwesen und die Musikpädagogik ab. Damit sollte den Veränderungen im Schulsystem Rechnung getragen werden, die durch die Umbrüche der Säkularisation - vor allem das Ausscheiden von Klosterschulen aus der Musiker-Ausbildung - entstanden waren. Gleichzeitig kamen sie den Bedürfnissen der Musikkultur des sich emanzipierenden Bürgertums entgegen.

Unter den Münchner Vorläufern ist die 1830 begründete "Central-Singschule" des Hoftenoristen Franz Xaver Löhle (1792-1837) zu nennen, die bis 1843 bestand, zuletzt unter der Leitung des Hofkapellmeisters Franz Lachner (1803-1890). Daneben existierten zwei auf die instrumentale Ausbildung spezialisierte "Musikalische Lehranstalten" der Hofmusiker Karl Mayer (von 1829 bis 1833 bestehend, gest. 1874) und Anton Moralt (1836 bis 1838). Diese Initiativen scheiterten jedoch, weil nicht genügend Mittel zur Verfügung standen.

Das Königliche Konservatorium bis zum Ersten Weltkrieg

Die bayerische Regierung entschloss sich daher 1844 zur Gründung eines Konservatoriums, das 1846 unter Leitung des Baritons Franz Hauser (1794-1870) die Ausbildung in verschiedenen Gesangs-, Tonsatz- und Instrumentalklassen aufnahm.

1864 verfasste Richard Wagner (1813-1883) in der Hoffnung auf die Uraufführung seines Opernzyklus' "Der Ring des Nibelungen" einen "Bericht an seine Majestät König Ludwig II. von Bayern (1845-1886, reg. 1864-1886) über eine in München zu errichtende deutsche Musikschule". Die zentralen Anliegen Wagners waren eine Gesangsausbildung, die den Anforderungen seiner Bühnenwerke genügte, und eine enge Bindung der Institution an die Münchner Hofoper. Unter Berücksichtigung dieses elitären Konzepts wurde das bestehende Konservatorium im Folgejahr geschlossen und 1867 unter der Leitung des Hofkapellmeisters Hans von Bülow (1830-1894) mit den drei Abteilungen einer Gesangs-, Instrumental- und Musiktheorieschule neu eröffnet. Die Finanzierung leistete zunächst König Ludwig II. aus seinen persönlichen Verfügungsmitteln, ab 1874 dann der Staat.

In den folgenden Jahrzehnten intensivierte sich die enge Bindung an das Münchner Hoforchester, wodurch die repräsentativen Elemente bürgerlicher Musikerziehung (Klavierspiel, Konzertwesen, Musikpädagogik) zunehmendes Gewicht erhielten. Besonders in der "Prinzregentenzeit" um die Jahrhundertwende trug das Konservatorium wesentlich zum Ruf Münchens einer hervorragenden Kunstmetropole bei: Berthold Kellermann (1853-1926) führte 1905 eine Klavier-Meisterklasse ein. Carl Baermann (Klarinette), Ernst Reichenbächer (Oboe) oder Rudolf Tillmetz (Flöte) wirkten im Bereich der Holzblasinstrumente an der Profilierung des Hauses mit. Auch die Alte Musik oder die junge Musikwissenschaft erhielten daraus prägende Anstöße.

Akademie und Musikhochschule in der Weimarer Republik und der NS-Zeit

Nach dem Zusammenbruch des Unterrichtsbetriebs infolge des Ersten Weltkriegs und der Abwanderung einiger Musiker – Lehrer wie Schüler – nach Berlin (der in den 1920er Jahren konkurrenzlos führenden Metropole des Deutschen Reichs) gelang es der zur "Staatlichen Akademie der Tonkunst" erhobenen Münchner Musikhochschule nach 1920 nicht mehr, an ihre Hochblüte der Vorkriegszeit anzuknüpfen. Während das Ausbildungsangebot stärker differenziert und zugunsten der Schulmusik verschoben wurde, war spätestens ab 1927 die Dominanz konservativer Strömungen erkennbar, die sich z. B. in der Ablehnung moderner Kompositionsrichtungen wie des französischen Impressionismus oder der Dodekaphonie (Zwölftontechnik) äußerte.

Der Beginn der NS-Herrschaft ist durch die weithin bekannte Auseinandersetzung um einen Vortrag des Literatur-Nobelpreisträgers Thomas Mann (1875-1955) anlässlich des 50. Todestags von Richard Wagner 1933 charakterisiert: An dem "Protest der Richard-Wagner-Stadt München", der Mann in das Exil zwang, beteiligten sich im April 1933 neben den renommierten Dirigenten und Komponisten Hans Knappertsbusch (1888-1965), Siegmund von Hausegger (1872-1948), Richard Strauss (1864-1949) und Hans Pfitzner (1869-1949) auch eine Vielzahl von Nationalsozialisten und Opportunisten aus der Professorenschaft der Musikhochschule.

In den Jahren der NS-Regierung waren alle Bereiche des Hochschullebens im Sinne der Nationalsozialisten kontrolliert: Die Hochschulleitung, die Lehrkräfte und sogar die Studenten wurden auf ihre Gesinnung geprüft. Im Hinblick auf die propagandistische Bedeutung des "Gemeinschaftssingens und Gemeinschaftsmusizierens" wurde vorrangig die Schulmusik aufgewertet.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

1946 wurde die Musikhochschule unter ihrem ersten Nachkriegspräsidenten Joseph Haas (1879-1960) wieder gegründet. Seitdem zählt die Komposition zu ihren Schwerpunkten; in jüngerer Zeit traten die darstellenden Künste – in Kooperation mit der Bayerischen Theaterakademie und den Bayerischen Staatstheatern – sowie die Musikwissenschaft als weitere Ausbildungsinhalte hinzu. Die Geschichte der Institution seit 1946 und ihre Bewertung harren noch einer detaillierten Untersuchung.

Bezeichnungen und Trägerschaften (einschließlich der Vorläufer-Institutionen)
1830-1843 Central-Singschule in der Dompfarrei
1846-1865 Königliches Konservatorium für Musik
1865-1874 Richard Wagner Münchner Atelier für Musik (Musikschule), private Finanzierung durch König Ludwig II.
1874-1892 Staatliche Musikschule
1892-1920 Königliche Akademie der Tonkunst
1920-1924 Staatliche Akademie der Tonkunst
1924-1944 Staatliche Hochschule für Musik, Akademie der Tonkunst
1946-1998 Staatliche Hochschule für Musik
seit 1998 Staatliche Hochschule für Musik und Theater München
Führungskräfte der Hochschulleitung (einschließlich der Vorläufer-Institutionen)
1830-1837 Franz Löhle (1792-1837) Leiter
1837-1841 Georg Mittmayer (1784-1858) Leiter
1842-1843 Franz Lachner (1803-1890) Leiter
1846-1864 Franz Hauser (1794-1870) Direktor
1846-1864 Andreas Wohlmuth (1809-1884) Stellvertretender Direktor
1864-1865 Ludwig Nissl Kommissarischer Leiter
1867-1869 Hans von Bülow (1830-1894) Artistischer Direktor
1869-1901 Carl von Perfall (1824-1907) Leiter, ab 1874 Direktor
1874-1877 Franz Wüllner (1832-1902) Inspektor
1874-1901 Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901) Inspektor
1878-1895 Ludwig Abel (1835-1895) Inspektor
1895-1904 Hans Bußmeyer (1853-1930) Inspektor
1901-1904 Bernhard Stavenhagen (1862-1914) Direktor
1904-1911 Felix Mottl (1856-1911) Direktor
1911-1919 Hans Bußmeyer (1853-1930) Direktor
1912-1917 Viktor Gluth (1852-1917) Mitglied des Direktoriums
1912-1920 Felix von Kraus (1870-1937) Mitglied des Direktoriums
1912-1920 Eberhard Schwickerath (1856-1940) Mitglied des Direktoriums
1912-1920 Berthold Kellermann (1853-1926) Mitglied des Direktoriums
1917-1919 Friedrich Klose (1862-1942) Mitglied des Direktoriums
1920-1934 Siegmund von Hausegger (1872-1948) Direktor, ab 1923 Präsident
1920-1933 Hermann Wolfgang von Waltershausen (1882-1954) Ständiger Vertreter, ab 1923 Akademiedirektor
1934-1944 Richard Trunck (1879-1968) Präsident
1933-1936 August Schmid-Lindner (1870-1959) Stellvertretender Präsident
1944 Johannes Hobohm (1890-1974) Stellvertretender Präsident
1946-1950 Joseph Haas (1879-1960) Präsident
1950-1954 Robert Heger (1886-1978) Präsident
1954-1972 Karl Höller (1907-1987) Präsident
1972-1981 Fritz Schieri (1922-2009) Präsident
1981-1988 Diethard Hellmann (1928-1999) Präsident
1988-1991 Klaus Schilde 1926-2020 Präsident
1991-1995 Cornelius Eberhardt (1932-2011) Präsident
1995-2003 Robert M. Helmschrott (geb. 1938) Präsident, ab 1999 Rektor
2003-2014 Siegfried Mauser (geb. 1954) Rektor, ab 2007 Präsident
2014-2022 Bernd Redmann (geb. 1965) Präsident
seit 2022 Lydia Grün Präsidentin
Das Odeon, 1846-1944 Sitz der Musikhochschule. Heute ist dort das Bayerische Innenministerium untergebracht. (Bayerische Staatsbibliothek München, Porträt- und Ansichtensammlung)
Heutiges Gebäude der Musikhochschule, der ehemalige "Führerbau" am Königsplatz (Hochschule für Musik und Theater, München)
Standorte
1830-1843 Dompfarrschule
1846-1944 Odeon
1946 Maximilianeum
1946-1957 Villa Stuck und Villa Larisch
seit 1957 Arcisstraße 12 (ehemaliger "Führerbau" von 1933-1937)
seit 1999 mit zusätzlichen Institutsgebäuden (Luisenstraße)

Literatur

  • Stephan Schmitt (Hg.), Geschichte der Hochschule für Musik und Theater München. Von den Anfängen bis 1945 (Musikwissenschaftliche Schriften der Hochschule für Musik und Theater München 1), Tutzing 2005.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Verwandte Artikel

Königliche Akademie der Tonkunst, Staatliche Akademie der Tonkunst, Hochschule für Musik in München, Königliche bayerische Musikschule, Central-Singschule

Empfohlene Zitierweise

Josef Focht, Hochschule für Musik und Theater, München, publiziert am 26.03.2007; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Hochschule_für_Musik_und_Theater,_München> (31.10.2024)