Technisches Rathaus, München: Unterschied zwischen den Versionen
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Mit dem sog. Technischen Rathaus, 1928/29 erbaut von dem Münchner Architekten Hermann Leitenstorfer (1886-1972), wurde erstmals ein Hochhaus in der Münchner Innenstadt realisiert. Der Name geht auf die Grundidee zum Wettbewerb 1919 zurück, alle wichtigen technischen Ämter der Stadt München in einem großen Verwaltungsgebäude zusammenzufassen. | Mit dem sog. Technischen Rathaus, 1928/29 erbaut von dem Münchner Architekten Hermann Leitenstorfer (1886-1972), wurde erstmals ein Hochhaus in der Münchner Innenstadt realisiert. Der Name geht auf die Grundidee zum Wettbewerb 1919 zurück, alle wichtigen technischen Ämter der Stadt München in einem großen Verwaltungsgebäude zusammenzufassen. | ||
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Aktuelle Version vom 23. September 2021, 14:52 Uhr
Mit dem sog. Technischen Rathaus, 1928/29 erbaut von dem Münchner Architekten Hermann Leitenstorfer (1886-1972), wurde erstmals ein Hochhaus in der Münchner Innenstadt realisiert. Der Name geht auf die Grundidee zum Wettbewerb 1919 zurück, alle wichtigen technischen Ämter der Stadt München in einem großen Verwaltungsgebäude zusammenzufassen.
Die Münchner Hochhausdiskussion in den 1920er Jahren
Bereits Anfang der 1920er Jahre hatte eine intensive Diskussion um einen Hochhausbau mit zentralem Standort in der bayerischen Landeshauptstadt eingesetzt, die in den folgenden Jahren immer wieder aufkeimte. Die Voraussetzung hierfür war ein Beschluss des Münchner Stadtrates vom 1. Februar 1921, der die Errichtung von Hochhäusern in München unter besonderer Berücksichtigung des lokalen Umfeldes grundsätzlich erlaubte. Bis zur Mitte der 1920er Jahre folgte nun eine ganze Serie von Hochhausentwürfen, konzipiert von damals bekannten ortsansässigen Architekten wie Theodor Fischer (1862-1938) oder Otto Orlando Kurz (1881-1933).
Der Wettbewerb für das Technische Rathaus
Der Bau des Technischen Rathauses ging auf einen Wettbewerb zur Bebauung des Grundstücks zwischen Blumenstraße und Unteranger zurück, der bereits 1919 ausgeschrieben worden war und an dem zahlreiche Münchner Architekten, darunter auch Hermann Leitenstorfer (1886-1972), teilgenommen hatten. Seinen damaligen Entwurf für ein städtisches Verwaltungsgebäude erhöhte der Architekt nun um vier auf ingesamt zwölf Geschosse. Das daraus resultierende Hochhausprojekt wurde von dem Preisgericht 1928 zur Ausführung bestimmt, weil es "eine willkommene Dominante im Stadtbild schaffen [...] würde".
Die Baugestalt
Wesentliches Kennzeichen der Außengestaltung ist die einfache additive Reihung der Fensterachsen in den acht Hauptgeschossen. Die Fenster sind als rahmenlose Einschnitte im Wandverlauf gekennzeichnet, wodurch der Charakter einer modernen Lochfassade entsteht. Um den Hochbau in das historische Stadtbild harmonisch einzubinden, unterteilte der Architekt den gesamten mit Ziegelstein verblendeten Baublock in mehrere Teileinheiten. Ein gedrungener Sockel aus Nagelfluh und ein bekrönendes Attikageschoss mit weit vorkragenden Konsolsteinen dienen als optische Einfassung.
Mit historisierenden Gestaltungselementen suchte Leitenstorfer einen optischen Dialog mit der im Sichtkontakt stehenden Frauenkirche. Hierbei handelt es sich um die Abfasung der Kanten und die Achsengliederung der oberen Geschosse durch flache Strebepfeiler. Der schwere Sockel mit seinen festungsartigen Durchgängen und die polygonalen Ecktürmchen als Kantenbetonung der oberen Geschosse sollten demgegenüber auf das so genannte "alte Angertor" verweisen: ein mittelalterliches Stadttor, das sich ursprünglich an der Stelle befunden hatte, wo nun das Hochhaus erbaut wurde.
Die architekturhistorische Bedeutung des Technischen Rathauses
Nachdem bereits in den ersten Jahren der Weimarer Republik in mehreren deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg und Düsseldorf vielgeschossige Hochbauten errichtet worden waren, erhielt nun, Ende der 1920er Jahre, auch die bayerische Landeshauptstadt ihr erstes Hochhaus. Trotz der Wahl eines modernen Bautypus korrespondiert das Technische Rathaus in seiner Formensprache mit bedeutsamen, in der Münchner Stadtgeschichte verankerten Baudenkmälern wie der Frauenkirche. Folglich hat der Architekt bei der Planung einen baukünstlerischen Kompromiss gewählt. Er verarbeitete in seinem Hochhauskonzept sowohl traditionelle, aus dem lokalen und historischen Kontext übernommene Stiltendenzen als auch moderne Gestaltungsprinzipien im Sinne des so genannten "Neuen Bauens". Damit ist das Technische Rathaus ein Musterbeispiel für den in der wissenschaftlichen Fachliteratur schon häufig beschriebenen "Münchner Sonderweg" in der Architektur der Weimarer Republik.
Literatur
- Ann Grünberg, Hochhausvisionen in der Münchner Innenstadt, in: Felix Billeter/Antje Günther/Steffen Krämer (Hg.), Münchner Moderne. Kunst und Architektur der zwanziger Jahre, München/Berlin 2002, 50-65.
- Steffen Krämer, "Mythos Kunststadt" - Architektur der zwanziger Jahre in München, in: Felix Billeter/Antje Günther/Steffen Krämer (Hg.), Münchner Moderne. Kunst und Architektur der zwanziger Jahre, München/Berlin 2002, 10-35.
Quellen
- Albert Gut, Richtpunkte für die Errichtung von Hochhäusern. Hochhäuser in München?, in: Bauwelt 23 (1921), 307-308.
- Albert Gut, Wolkenkratzer, Turmbauten, Hochhäuser, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 41 (1921), 145-146.
Weiterführende Recherche
Externe Links
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Empfohlene Zitierweise
Steffen Krämer, Technisches Rathaus, München, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Technisches_Rathaus,_München> (31.10.2024)