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Krauss-Maffei

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Joseph Anton von Maffei. (aus: Hundert Jahre Krauss-Maffei München 1837-1937, 8)
Dr. Georg von Krauß. (aus: Hundert Jahre Krauss-Maffei München 1837-1937, 28)
Die Maffei-Lokomotiven wurden von der Hirschau durch den Englischen Garten mit achtspännigen Tiefladern zum Münchner Hauptbahnhof transportiert. Dieses Bild zeigt einen Transport vor der Akademie der Bildenden Künste im Jahre 1896. (Stadtarchiv München, AB_Erg_0185)

von Karl Schmidt

Joseph Anton von Maffei (1790-1870) produzierte unter dem Firmennamen "J. A. Maffei" von 1841 bis 1930 rund 5.500 Dampf- und Elektrolokomotiven. Dann wurde das Unternehmen durch Krauss & Comp. übernommen. Von 1933 bis 1945 war das Produktionsprogramm vorwiegend auf den Bedarf des Militärs ausgerichtet: schwere Güterzuglokomotiven und Halbkettenzugmaschinen zum Transport von Flakgeschützen. Mit Kriegsende wurde der Lokomotivbau verboten; man behalf sich mit dem Bau von Omnibussen. Ab 1950 belieferte Krauss-Maffei die Deutsche Bundesbahn mit Loks, ab 1964 die Bundeswehr und NATO-Partner mit Kampf- und Flugabwehrpanzer. 2001 wurde der seit 1998/99 mit Mannesmann fusionierte Konzern in mehrere Unternehmen zerschlagen.

Die Maschinenfabrik des Joseph Anton von Maffei

Joseph Anton von Maffei, ein begüterter Münchner Kaufmann, engagierte sich beim Bau der München-Augsburger-Eisenbahn. Die Lokomotiven kamen aus England. Maffei warb einen mit der Inbetriebnahme dieser Loks betrauten Ingenieur ab. Er beauftragte ihn mit der Konstruktion und dem Bau einer Lokomotive nach englischem Vorbild in dem zu diesem Zweck 1838 gekauften Eisenwerk Hirschau (bei München).

Maffei sah die große Zukunft der Eisenbahn vorher und wollte die aus dem Ausland bezogenen Eisenbahnmaterialien künftig im eigenen Land herstellen. Die erste Lok, "Der Münchner", wurde 1841 fertiggestellt. Es folgten unter dem Firmennamen "J. A. Maffei" bis 1930 rund 5.500 Dampf- und Elektrolokomotiven in allen Größen und Spurweiten, vorwiegend für die Bayerische Staatseisenbahn sowie Eisenbahngesellschaften in Europa und Asien.


Krauss & Comp., die Lokomotivfabrik des Georg Krauß

Werbeanzeige der Firma Maffei 1927. (aus: Das Land Bayern. Seine kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung für das Reich, München 1927, 313)

Georg Krauß (1826-1906, seit 1905: von Krauß) aus Augsburg besuchte dort die polytechnische Schule. Sein Berufsweg führte ihn als Maschinenmeister zur Nord-Ostbahn nach Zürich.

In deren Werkstätten baute er Lokomotiven mit hoher Wirtschaftlichkeit für Sekundärbahnen. Große Nachfragen anderer Bahnen veranlassten Krauß, 1866 als Kommanditgesellschaft eine eigene Lokfabrik Krauss & Comp. auf dem Marsfeld nahe dem Münchner Hautbahnhof zu errichten. 1871 wurde bereits die hundertste Lok ausgeliefert. Eine Spezialität waren im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Straßenbahnlokomotiven: Bis zur Ablösung durch elektrische Bahnen wurden 300 Stück geliefert. Die Fabrik wurde schnell zu klein und konnte nicht erweitert werden, weshalb Zweigwerke in Linz a.d. Donau und in München-Sendling entstanden. Neben Sekundärbahnlokomotiven wurden auch schwere Vollbahnloks gebaut und in alle Kontinente geliefert, insgesamt 8.500 Stück bis 1929.

1931: Fusion zur "Lokomotivfabrik Krauss & Comp. AG -J.A. Maffei AG" (ab 1940 Krauss-Maffei AG)

Mit Gründung der Deutschen Reichsbahn 1920, in der die bisherigen Staatsbahnen der deutschen Länder aufgingen, verloren viele Lokomotivfabriken ihre angestammten Kunden.

Maffei konnte sich noch bis 1930 halten und wurde dann durch Krauss & Comp. übernommen. Auf einem Grundstück in Allach (Stadt München), das Krauss & Comp. schon vor dem Ersten Weltkrieg erworben hatte, entstand darauf bis 1936 eine neue, damals hochmoderne Fabrik, was die Wettbewerbsfähigkeit wesentlich verbesserte.

Von 1933 bis 1945 war das Produktionsprogramm vorwiegend auf den Bedarf des Militärs ausgerichtet: schwere Güterzuglokomotiven und Halbkettenzugmaschinen zum Transport von Flakgeschützen. Mit Kriegsende wurde der Lokomotivbau verboten; man behalf sich mit dem Bau von Omnibussen. Während der Jahre 1942/44 wurden in größerem Umfang kriegsgefangene Franzosen und Russen sowie dienstverpflichtete Fremdarbeiter verschiedener Nationen beschäftigt, jedoch keine KZ-Zwangsarbeiter.

Als die Deutsche Bundesbahn ab 1950 ihren Lokbestand mit neuen elektrischen Baureihen modernisierte, lieferte Krauss-Maffei 600 Stück. Neben dem traditionellen Lokomotivbau wurden neue Geschäftsfelder mit verfahrenstechnischen und kunststoffverarbeitenden Maschinen aufgebaut. Als Generalunternehmer lieferte Krauss-Maffei ab 1964 an die Bundeswehr und zehn weitere NATO-Partner in 25 Jahren insgesamt 7.000 Kampf- und Flugabwehrpanzer. Bekanntestes Modell ist der Kampfpanzer "Leopard". Seit 1969 war Krauss-Maffei auch an der Entwicklung der Magnetschwebebahn beteiligt. Die Zahl der Mitarbeiter lag in den Nachkriegsjahrzehnten ziemlich konstant bei 5.000.

1998 Fusion mit der Mannesmann-Demag AG, Düsseldorf zur Mannesmann-Demag-Krauss-Maffei AG, München (MDKM)

1998 kam es zu einer Fusion innerhalb der Mannesmann AG, in deren Mehrheitsbesitz die Krauss-Maffei AG seit 1990 war. Dies war aber nur von kurzer Dauer. 2001 wurde die Mannesmann Telekomsparte von Vodafone übernommen, während Siemens die industriellen Aktivitäten kaufte.

Die Geschäftstätigkeit der Krauss-Maffei AG wurde danach wie folgt fortgeführt:

  • Kunststofftechnik: Krauss-Maffei Kunststofftechnik GmbH, München, gehört zur MPM-Holding (Mannesmann-Plastics Machinery GmbH)
  • Verkehrstechnik: Eingegliedert in die Siemens Transportation Division, Erlangen
  • Wehrtechnik: Krauss-Maffei-Wegmann GmbH, München (49% Anteil Siemens AG)
  • Verfahrenstechnik: Krauss-Maffei Process Engineering GmbH, München (Management Buy Out)

Literatur

  • Wolfgang Illenseer, Zur Geschichte des bayerischen Lokomotiv- und Waggonbaus, in: Gerhard Hetzer/Otto-Karl Tröger (Hg.), Weichenstellungen. Eisenbahnen in Bayern 1835-1920. Eine Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, München 2001, 363-375.
  • Alois Auer/Gerald Engasser, Krauss-Maffei. Lebenslauf einer Münchner Fabrik und ihrer Belegschaft, Kösching 1988.
  • Krauss-Maffei: 150 Jahre Fortschritt durch Technik 1838-1988, München 1988.
  • 125 Jahre Krauss-Maffei. 1837-1962, München 1962.
  • Friedrich Möhl, Hundert Jahre Krauss-Maffei München 1837-1937, München 1937.

Quellen

Das historische Archiv von Krauss-Maffei wird heute im Bayerischen Wirtschaftsarchiv aufbewahrt.

Weiterführende Recherche

Externe Links

J. A. Maffei, Krauss & Comp, Lokomotivfabrik Krauss & Comp. AG -J.A. Maffei AG in München, Mannesmann-Demag-Krauss-Maffei AG, München (MDKM)

Empfohlene Zitierweise

Karl Schmidt, Krauss-Maffei, publiziert am 29.08.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Krauss-Maffei> (29.03.2024)