


Ersatzzahlungsmittel, ausgegeben unter anderem von staatlichen Stellen, Kommunen und Unternehmen bei Verknappung der offiziellen Währung. Notgeld wurde in Bayern vor allem im Ersten Weltkrieg und der folgenden Inflationszeit bis 1923/24 sowie nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Währungsreform von 1948 verwendet.
Definition
Notgeldausgaben sind Ersatzzahlungsmittel, die aus geringwertigem Stoff (unedlem Metall, Papier, Pappe, Leder, Holz, Alufolie, Porzellan usw.) angefertigt sind und den Mangel an staatlichem Geld in Kriegen oder Krisenzeiten lindern oder beheben sollen. Sie werden in der Regel mit staatlicher Ermächtigung oder auch nur mit staatlicher Duldung für einen begrenzten Zeitraum ausgegeben und übernehmen in dieser Zeit die gleiche Funktion wie die gesetzlichen Zahlungsmittel.
Bayerisches Notgeld im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert gab es nur eine bayerische Notgeldausgabe in der Pfalz: In Kaiserslautern entstand zu Beginn des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 eine Zahlungsmittelknappheit. Die Stadt ließ daraufhin Darlehen-Scheine in den Werten von 1, 2 und 5 Gulden drucken, die sie Firmen in Kaiserslautern (Eisenwerke, Kammgarnspinnerei) zur Verfügung stellte.
Notgeld vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Hyperinflation
Der Erste Weltkrieg und die anschließende Inflationszeit sind auch in Bayern die Zeit, in der Notgeld in riesigen Mengen ausgegeben wurde. Es lassen sich dabei mehrere zeitliche Schichten unterscheiden:
a) Das "Großgeld" bis 1921/22
Seit 1915 bis Kriegsende machte sich Kleingeldmangel bemerkbar, weil die Münzen aus Kupfer und Nickel als kriegswichtiges Metall für Rüstungszwecke eingezogen wurden. Viele Firmen ließen Notmünzen prägen oder Kleingeldscheine zu 1, 2 oder 5 Pfennig drucken. In München hieß dieses Notgeld im Volksmund "Bäckerpfennige", weil vor allem das Lebensmittelgewerbe sich dieses Wechselgelds bediente.
Gegen Kriegsende überholte die Geldentwertung die Kleingeldausgaben. Es wurden zunehmend größere Nominale gebraucht. Die Reichsbank erlaubte den Städten, Papiernotgeld im Bereich zwischen 1 und 100 Mark zu drucken. Weil dieses Notgeld auf "Mark" lautete, spricht man von Großgeld. Dazu gehörten auch die Scheine aus der Zeit der Räteherrschaft in Bayern. Der sieben Tage amtierende Finanzbeauftragte der Räteregierung, Silvio Gesell (1862-1930), wollte eine Ausgabe von 100 Mio. Mark seines "Freigelds" drucken lassen, wurde aber von der politischen Entwicklung überholt.
Ein weiteres Notgeld, die sog. "Serienscheine", wurden für den sich schnell etablierenden Sammlermarkt hergestellt und nicht für den Umlauf als Zahlungsmittel. Sie hatten in Bayern, im Gegensatz zum norddeutschen Raum, fast keine Bedeutung.
Als die Reichsbank wieder in der Lage war, genügend Zahlungsmittel zur Verfügung zu stellen, wurde das Großgeld um die Jahreswende 1921/22 wieder eingezogen.
b) Erneute Notgeldausgaben 1922 bis 1924
Das Reichsgesetz vom 17. Juli 1922 verbot zwar neue Notgeldausgaben, die anziehende Inflation machte diese Bemühung um Ordnung des Geldwesens jedoch zunichte, so dass bereits ab 25. Juli 1922 wieder Notgeldausgaben gedruckt werden mussten.
Ab Mitte 1923 gab es bei der Ausgabe von Notgeld kein Halten mehr. Wie beim staatlichen Geld folgten auch beim Notgeld den Tausendern die Millionen-, Milliarden- und Billionenscheine. Es gab kaum eine Stadt, eine Gemeinde oder ein Unternehmen, das nicht Notgeld ausgegeben hat. Für den Emittenten war das ein sicheres Geschäft. Er gab Scheine mit der Kaufkraft des Ausgabetags aus und nahm sie mit der gesunkenen Kaufkraft des Rückgabetags wieder ein. Der Besitzer des Notgelds trug das Risiko der Entwertung allein. Gegen Ende der Hyperinflation im Herbst 1923 gaben private Unternehmen und Banken ein sog. "wertbeständiges Notgeld" aus, das nicht auf Mark, sondern auf Warenmengen lautete, z. B. das Weizengeld der Preysing-Bank in Deggendorf. Weit zahlreicher waren die wertbeständigen Ausgaben, die auf Gold lauteten. Nach der Währungsreform vom 15. November 1923 wurde im Lauf des Jahres 1924 alles Notgeld eingezogen.
Notgeld 1947 und 1948
In den Jahren 1947 und 1948 kam es in Bayern erneut zur Ausgabe von Notgeld. Es sind aus 25 Gemeinden rund 200 verschiedene Kleingeldausgaben, meist auf zehn oder 50 Pfennig lautend, bekannt. Mit der Währungsreform vom 20. Juni 1948 verschwand auch dieses Notgeld.
Literatur
- Albert Pick, Das Papiergeld Bayerns. Staatspapiergeld, Banknoten und Notgeld, Regenstauf 1989.
Weiterführende Recherche
Externe Links
Verwandte Artikel
Kriegsnotgeld, Nachkriegsnotgeld, Inflationsgeld
Empfohlene Zitierweise
Franziska Jungmann-Stadler, Notgeld, publiziert am 13.06.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Notgeld> (6.12.2025)