Nationalsozialistischer Lehrerbund (NSLB), 1929-1943: Unterschied zwischen den Versionen
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Dementsprechend dürftig war auch die Programmatik des NSLB, die sich auf einige wenige Punkte, wie Akademisierung der Lehrerbildung, Einführung der Gemeinschaftsschule und den „rücksichtslosen Kampf gegen die zum größten Teil liberalistisch, marxistisch und demokratisch verseuchten Lehrerverbände“ beschränkte. | Dementsprechend dürftig war auch die Programmatik des NSLB, die sich auf einige wenige Punkte, wie Akademisierung der Lehrerbildung, Einführung der Gemeinschaftsschule und den „rücksichtslosen Kampf gegen die zum größten Teil liberalistisch, marxistisch und demokratisch verseuchten Lehrerverbände“ beschränkte. | ||
Seit Mitte 1932 gewann der vorher eher unbedeutende NSLB stark an Attraktivität. So bekannte sich der angesehene Frankfurter Pädagoge [[Person:118566806|Ernst Krieck]] | Seit Mitte 1932 gewann der vorher eher unbedeutende NSLB stark an Attraktivität. So bekannte sich der angesehene Frankfurter Pädagoge [[Person:118566806|Ernst Krieck]]{{#set:PND=118566806}} (1882-1947) öffentlich zu der nationalsozialistischen Organisation, in der er die Verwirklichung des liberalen Traums von der Einheit des Lehrerstandes sah. Die Mitgliederzahlen stiegen entsprechend von 4.000 im April 1932 über 9.000 im September des gleichen Jahres auf 12.000 im März 1933 an. | ||
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Während des Zweiten Weltkriegs verstärkte sich die Krise des NSLB, dessen Finanzen angesichts der komplizierten Verbandsstruktur mehr und mehr aus dem Ruder liefen. Als 1943 der NSLB auf Anordnung der Finanzverwaltung der NSDAP stillgelegt und damit faktisch aufgelöst wurde, regte sich kein großer Widerstand mehr. | Während des Zweiten Weltkriegs verstärkte sich die Krise des NSLB, dessen Finanzen angesichts der komplizierten Verbandsstruktur mehr und mehr aus dem Ruder liefen. Als 1943 der NSLB auf Anordnung der Finanzverwaltung der NSDAP stillgelegt und damit faktisch aufgelöst wurde, regte sich kein großer Widerstand mehr. |
Version vom 17. Oktober 2019, 09:07 Uhr
1929 gegründete und bereits 1943 faktisch aufgelöste NS-Organisation für Lehrer. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten stieg der NSLB zwar zur alleinigen Lehrerorganisation im Deutschen Reich auf, konnte aber wegen Konkurrenz zu anderen Parteigliederungen, der Bildungsbürokratie und der Hitler-Jugend nie bestimmenden Einfluss auf die Schulpolitik gewinnen. Seinen Sitz hatte er in Bayreuth, da dort der Gründer und erste Reichswalter der Organisation, Hans Schemm (1891-1935), sowie dessen Nachfolger Fritz Wächtler (1891-1945) auch als Gauleiter amtierten.
Vorgeschichte und Gründung
Die Anfänge des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) gehen auf ein Treffen der Lehrer am Rande des Reichsparteitages der NSDAP am 3./4. Juli 1926 in Weimar zurück. Zur offiziellen Gründung einer NS-Lehrerorganisation kam es jedoch erst am 21. April 1929 in Hof, nachdem bereits zuvor auf Einladung des suspendierten oberfränkischen Lehrers und bayerischen Landtagsabgeordneten Hans Schemm (1891–1935), der seit 1928 Gauleiter in Bayreuth war, weitere Treffen nationalsozialistischer Lehrer stattgefunden hatten. Die im August 1929 auf dem Reichsparteitag in Nürnberg offiziell anerkannte, damals nur ca. 200 Mitglieder zählende Organisation unter Führung Schemms verstand sich im Gegensatz zu den anderen Lehrerverbänden nicht als Interessensvertretung der Lehrer, sondern als deren Zusammenfassung zu einer Kampftruppe für die Machtübernahme Adolf Hitlers (1889-1945).
Dementsprechend dürftig war auch die Programmatik des NSLB, die sich auf einige wenige Punkte, wie Akademisierung der Lehrerbildung, Einführung der Gemeinschaftsschule und den „rücksichtslosen Kampf gegen die zum größten Teil liberalistisch, marxistisch und demokratisch verseuchten Lehrerverbände“ beschränkte.
Seit Mitte 1932 gewann der vorher eher unbedeutende NSLB stark an Attraktivität. So bekannte sich der angesehene Frankfurter Pädagoge Ernst Krieck (1882-1947) öffentlich zu der nationalsozialistischen Organisation, in der er die Verwirklichung des liberalen Traums von der Einheit des Lehrerstandes sah. Die Mitgliederzahlen stiegen entsprechend von 4.000 im April 1932 über 9.000 im September des gleichen Jahres auf 12.000 im März 1933 an.
Gleichschaltung aller Lehrerverbände 1933-1938
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war das ursprüngliche Ziel des NSLB erreicht. Für Schemm stellte sich nun die Aufgabe, aus einer Kampforganisation die Einheitsfront aller Erzieher zu formen. Dies gelang: Zum einen über die Werbung von Einzelmitgliedern, zum anderen über die Eingliederung der traditionellen Lehrerverbände. Beide Wege wurden mit Drohungen und dem Einsatz von Machtmitteln relativ erfolgreich beschritten, so dass Ende 1933 bereits 250.000 Mitglieder gezählt wurden.
Die meisten früheren Lehrerverbände hatten sich aufgelöst, von den großen und bedeutenden Verbänden leisteten lediglich noch der Bayerische Lehrerverein (BLV) und der Deutsche Philologenverband bis 1937/38 Widerstand gegen die Auflösungsbemühungen.
Da der NSLB bis 1933 ausschließlich Parteigenossen organisiert hatte, diese nun jedoch nur noch ca. 20 % der Mitglieder stellten, drohte sich der Kontakt zur Partei zu lockern. Um eine engere Bindung zu garantieren, richtete die NSDAP-Reichsleitung im September 1934 ein Hauptamt für Erzieher ein, das NSLB-Reichswalter Schemm, der seit März 1933 auch bayerischer Kultusminister war, in Personalunion führte. Um die vielen aufgelösten, oft nicht sehr großen Lehrerverbände in den NSLB zu integrieren, musste er seine Reichswaltung in Bayreuth umbauen und stark erweitern. Dies führte zu einem Kompetenzwirrwarr zwischen Reichs- und Gauwaltungen, da die aufgelösten Lehrerverbände in aller Regel regional begrenzt waren und deren bisherige Organisationsstruktur übernommen wurde.
Bedeutungsverlust und Auflösung
Während seiner gesamten Existenz konnte sich der NSLB nicht vom Übergewicht der organisatorischen über die inhaltliche Arbeit befreien. Er war meist zu stark mit sich selbst und seiner komplizierten Struktur beschäftigt, um auf erziehungspolitischem Gebiet entscheidend Einfluss gewinnen zu können.
Dies änderte sich auch nicht mit dem neuen Reichswalter Fritz Wächtler (1891-1945), der nach dem Unfalltod Schemms 1935 dessen Nachfolge im NSLB, im Hauptamt für Erzieher und als Gauleiter der Bayerischen Ostmark, nicht jedoch als bayerischer Kultusminister, antrat.
Während des Zweiten Weltkriegs verstärkte sich die Krise des NSLB, dessen Finanzen angesichts der komplizierten Verbandsstruktur mehr und mehr aus dem Ruder liefen. Als 1943 der NSLB auf Anordnung der Finanzverwaltung der NSDAP stillgelegt und damit faktisch aufgelöst wurde, regte sich kein großer Widerstand mehr.
Literatur
- Willi Feiten, Der Nationalsozialistische Lehrerbund. Entwicklung und Organisation. Ein Beitrag zum Aufbau und zur Organisationsstruktur des nationalsozialistischen Herrschaftssystems (Studien und Dokumentationen zur deutschen Bildungsgeschichte 19), Basel 1981.
- Jürgen Finger, Konkurrenzkampf und Richtungsstreit im Prozess der "Gleichschaltung". Der Nationalsozialistische Lehrerbund (NSLB) in Bayern 1933/34, in: Andreas Wirsching (Hg.), Das Jahr 1933. Die nationalsozialistische Machteroberung und die deutsche Gesellschaft (Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte 9), Göttingen 2009, 250-277.
- Fritz Schäffer, Ein Volk, ein Reich, eine Schule. Die Gleichschaltung der Volksschule in Bayern 1933-1945 (Miscellanea Bavarica Monacensia 175), München 2001.
- Helmut W. Schaller, Der Nationalsozialistische Lehrerbund. Geschichte, nationale und internationale Zielsetzungen, in: Archiv für Geschichte von Oberfranken (2002) 82, 329-362.
Weiterführende Recherche
Empfohlene Zitierweise
Fritz Schäffer, Nationalsozialistischer Lehrerbund (NSLB), 1929-1943, publiziert am 30.06.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Nationalsozialistischer_Lehrerbund_(NSLB),_1929-1943> (10.11.2024)