• Versionsgeschichte

Stadtkommandantur München

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Von 1904 bis 1925 war die Stadtkommandantur im Bayerischen Armeemuseum am Hofgarten untergebracht. Foto, um 1925. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv, port-012306)

von Achim Fuchs

Die Stadtkommandantur München war eine von mehreren Kommandanturen in der bayerischen Armee. Sie verwaltete den Standort München. Damit war sie neben dem Polizeipräsidium für die innere Sicherheit verantwortlich. Bei Unruhen konnte sie direkt eingreifen, so etwa nach der Revolution von 1918 und während des Hitler-Putsches 1923. Sie behielt ihren Charakter als militärische Einrichtung auch unter zivilen Kommandanten.

Kommandanturen in der bayerischen Armee

Kommandanturen gab es in Bayern seit 1872 nur noch in den Festungen (Ingolstadt, Germersheim), auf den Truppenübungsplätzen (Lager Lechfeld, Hammelburg, ab 1910 Grafenwöhr) und in München. Zum Wirkungskreis des Kommandanten gehörte die Anordnung militärisch-polizeilicher Maßnahmen, die Einrichtung des Wachtdienstes, die Erhaltung der militärischen Anlagen und Gebäude des Standortes und die Anordnung der Garnisonsparaden.

Stadtkommandantur München

Rudolf Egelhofer (1896-1919) übernahm während der Räteherrschaft im April 1919 kurzfristig den Posten des Stadtkommandanten. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv port-010577)
Hans Ritter von Seißer (1874-1973) war im Mai 1919 Stadtkommandant von München. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv, hoff-4128)

Am Standort München besaß die Kommandantur (bis 1872: "Kommandantschaft") zur Zeit des Königreichs vor allem repräsentativen Charakter. Unterstellt war sie dem kommandierenden General des I. Armeekorps, untergebracht war sie von 1904 bis 1924 im Gebäude des Bayerischen Armeemuseums (seit 1993 Sitz der Bayerischen Staatskanzlei).

Nach der Novemberrevolution von 1918 gewann der Stadtkommandant an politischem Gewicht, da er über Sicherheitstruppen verfügte. Allerdings war seine Autorität nicht groß genug, die in München liegenden Soldaten wirklich befehligen zu können. Die Handlungsfähigkeit des Stadtkommandanten Oskar Dürr (1877-1959, Gewerkschaftssekretär) und des Polizeipräsidenten Josef Staimer (1871-1941), die zwischen November 1918 und April 1919 beide an zahlreichen Sitzungen des Ministerrats der Regierung Eisner teilnahmen, sank Anfang 1919 parallel zur Schwächung der Staatsführung.

Während der Räteherrschaft war Rudolf Egelhofer (1896-1919) seit 13. April 1919 Stadtkommandant, gab diesen Posten aber als Oberkommandierender der Roten Armee am 17. April ab. Ihm folgte Wilhelm Weinberger (1898-1919). Nachdem die Räteherrschaft Anfang Mai 1919 niedergeworfen worden war, wurde Oberstleutnant Adolf Herrgott (1872-1957) Stadtkommandant, zu dessen Stab Ernst Röhm (1887-1934) und der spätere Justizminister Dr. Christian Roth (1873-1934) gehörten. Ihm folgte vom 8. bis 30. Mai 1919 Major Hans Ritter von Seißer (1874-1973). Bis zum 1. Oktober 1919 leitete der Stadtkommandant auch die Münchner Einwohnerwehr. Im Hitlerputsch 1923 ergriff Stadtkommandant Jakob Ritter von Danner (1865-1942) früh Maßnahmen gegen die Putschisten.

Zum letzten Mal trat die Kommandantur am Ende des Zweiten Weltkriegs in Erscheinung, als von hier aus Kampfkommandant (nicht Stadtkommandant!) Generalleutnant Dr. Rudolf Hübner (1897-1965) nach der Absetzung des Stadtkommandanten Ferdinand Ritter von Mann (1891-1957) Maßnahmen zur Niederwerfung der "Freiheitsaktion Bayern" anordnete.

Literatur

  • Harold J. Gordon jr., Hitlerputsch 1923. Machtkampf in Bayern 1923-1924, Frankfurt am Main 1971.
  • Christian Lankes, München als Garnison im 19. Jahrhundert (Militärgeschichte und Wehrwissenschaften 2), Berlin u. a. 1993.
  • Michael Seligmann, Aufstand der Räte, Grafenau-Döffingen 1989.

Quellen

Weiterführende Recherche

Empfohlene Zitierweise

Achim Fuchs, Stadtkommandantur München, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Stadtkommandantur München> (19.03.2024)