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Pfälzer Bauernbund, 1921-1929: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Nachfolgeorganisation des Bundes der Landwirte bzw. des Reichs-Landbundes in der Pfalz, gegründet am 10. Januar 1921 von Karl Gebhart (1859-1921). Seine rund 15.000 Mitglieder waren überwiegend protestantisch; politisch stand der Bund der pfälzischen DVP nahe. Die Organisation ging am 1. Oktober 1929 in die Pfälzer Bauernschaft über.
Nachfolgeorganisation des Bundes der Landwirte bzw. des Reichs-Landbundes in der Pfalz, gegründet am 10. Januar 1921 von Karl Gebhart (1859-1921). Seine rund 15.000 Mitglieder waren überwiegend protestantisch; politisch stand der Bund der pfälzischen DVP nahe. Die Organisation ging am 1. Oktober 1929 in die Pfälzer Bauernschaft über.

Aktuelle Version vom 6. Februar 2024, 10:37 Uhr

Karl Gebhart (1859-1921) war bis zu seinem Tode der Leiter des Pfälzischen Bauernbundes (Foto aus: Bureau des Reichstags: Reichstags-Handbuch. 13 Legislaturperiode, Berlin 1912, 467.)
Heinrich Janson (1869-1940) war von 1921 bis zur Auflösung 1929 Vorsitzender des Pfälzer Bauernbundes (Abb. aus Reichstags-Handbuch. III. Wahlperiode 1924, Berlin 1925, 430)

von Jonathan Osmond (†)

Nachfolgeorganisation des Bundes der Landwirte bzw. des Reichs-Landbundes in der Pfalz, gegründet am 10. Januar 1921 von Karl Gebhart (1859-1921). Seine rund 15.000 Mitglieder waren überwiegend protestantisch; politisch stand der Bund der pfälzischen DVP nahe. Die Organisation ging am 1. Oktober 1929 in die Pfälzer Bauernschaft über.

Gründung als Vereinigung aller Pfälzer Bauernverbände

Der am 10. Januar 1921 gegründete Pfälzer Bauernbund war ursprünglich als Vereinigung aller drei Bauernverbände der bayerischen Pfalz konzipiert: des Bundes der Landwirte, des Pfälzer Bauernvereins und der Freien Bauernschaft. Der neue Bauernbund sollte Teil des eben gegründeten Reichslandbunds sein. Hauptsächlich wegen der Lieferstreiktaktik der Freien Bauernschaft wurde der Pfälzer Bauernbund aber innerhalb von zwei Monaten fast ausschließlich zu einer Nachfolgeorganisation des Bundes der Landwirte bzw. des Reichslandbundes. Die anderen beiden Verbände traten aus der gemeinsamen Organisation aus.

Leitung

Initiator des Pfälzer Bauernbunds war der langjährige Führer des Bundes der Landwirte in der Pfalz, Karl Gebhart (1859-1921), Guts- und Brennereibesitzer aus Lauterecken im Nordwesten des Landesteils. Der Protestant Gebhart, der 1919 den Bund der Landwirte als "die Elite der werktätigen Landwirte" apostrophiert hatte, war 1903-1911 Mitglied der Bayerischen Abgeordnetenkammer und 1912-1921 Mitglied des Reichstages bzw. der Nationalversammlung. Als er 1920/21 erkrankte, fungierte Georg Friedrich Beck, Friedelsheim, als sein Stellvertreter. Anfang 1921 übernahm der Mennonit Heinrich Janson (1869-1940), Weinguts- und Strombetriebsbesitzer aus Albisheim, den Vorsitz des Bauernbundes. Bis zur Auflösung der Organisation im Oktober 1929 blieb er auf dieser Position. Bis 1930 war er zugleich DVP-Abgeordneter im Reichstag.

Organ des Pfälzer Bauernbundes war der gleichnamige "Pfälzer Bauernbund" mit Sitz in Alsenz.

Politische Positionierung

Politisch stand der Bauernbund der DVP nahe, die in ihrer pfälzischen Version eher mit der DNVP zu vergleichen war. Die zirka 15.000 Mitglieder des Bundes waren zum größten Teil evangelisch. Die Stärke der Organisation lag vorwiegend, aber nicht ausschließlich in den Ackerbau- und Viehzuchtgebieten der West- und Nordpfalz, doch waren auch einige der Großwinzer der Vorderpfalz, die "Flaschenbarone", dabei. Diese waren in der Spätphase der Weimarer Republik im Kampf gegen die so genannten "Amerikanerreben" sehr aktiv, was zu Auseinandersetzungen mit den Kleinwinzern führte. Mitte der 1920er Jahre nahm der Pfälzer Bauernbund an Kampagnen gegen die Steuer- und Handelspolitik der Reichsregierung teil, manchmal in Zusammenarbeit mit der Freien Bauernschaft und/oder dem Pfälzer Bauernverein. Im Februar 1929 kam es zu einer "Notkundgebung der pfälzischen Landwirtschaft", die in Kaiserslautern alle drei Verbände der Region zusammenbrachte.

Entstehung einer Einheitsorganisation: die Pfälzer Bauernschaft

Parallel zu den Verhandlungen auf Reichsebene, die zur Gründung der "Grünen Front" (Reichsbauernfront) führten, entstand auch in der Pfalz eine Einheitsorganisation. Ab April 1929 hielten Bauernbund und Freie Bauernschaft gemeinsame Veranstaltungen ab. Am 1. Oktober 1929 wurde die Pfälzer Bauernschaft gegründet, die – ohne Pfälzer Bauernverein und einigen Splittergruppen – die Mehrheit der organisierten Bauern der Pfalz umfasste. Die Vorsitzenden waren vom Bauernbund August Fühlberth, Landwirt in Obermohr, und von der Freien Bauernschaft Rudolf Hamm (geb. 1894). Organ der Pfälzer Bauernschaft war die "Südwestdeutsche Bauernzeitung". Laut Satzung war die Einheitsorganisation "parteipolitisch und konfessionell neutral". Ihr Zweck als "wirtschaftliche Kampforganisation der Bauern" wurde so formuliert: "Die P.B. bezweckt gemeinschaftlichen Schutz und gemeinschaftliche Wahrung der wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Mitglieder und der ganzen Bauernschaft. Insbesondere will sie der Landwirtschaft einen größeren Einfluß im Staate, einen der harten und wichtigen bäuerlichen Arbeit entsprechenden Lohn und die dem Landmann gebührende Achtung verschaffen." [Verband der Pfälzischen Industrie, Ka On Nr 63: Satzungen der Pfälzer Bauernschaft, 4. Mai 1929]

Diese Ziele wurden ab Oktober 1930 in einem radikaleren Sinne interpretiert, als der Nationalsozialist Walter Ritter von Lichtenberger den Vorsitz übernahm. Am 25. Januar 1933 erklärte das Amtsgericht Kaiserslautern die Pfälzer Bauernschaft für bankrott. Ihren Platz nahm der nationalsozialistische Pfälzer Bundschuh ein.

Literatur

  • Hannsjörg Bergmann, Der Bayerische Bauernbund und der Bayerische Christliche Bauernverein 1919-1928, München 1986.
  • Stephanie Merkenich, Grüne Front gegen Weimar. Reichs-Landbund und agrarischer Lobbyismus 1918-1933, Düsseldorf 1998.
  • Jonathan Osmond, "Peasants and Rural Notables in the Bavarian Palatinate, 1816-1933", in: Ralph Gibson/Martin Blinkhorn (Hg.), Landownership and Power in Modern Europe, London/New York 1991, 131-144.
  • Jonathan Osmond, Rural Protest in the Weimar Republic. The Free Peasantry in the Rhineland and Bavaria, Basingstoke/London/New York 1993.
  • Félix Revol, Le syndicalisme paysan et les grèves paysannes de 1920, 1921 et 1922 dans le Nord du Palatinat Rhénan, Paris 1923.
  • Franz Josef Rohr, Die freien erwerbswirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Organisationen der pfälzischen und saarländischen Landwirtschaft in der Kriegs- und Nachkriegszeit, Dissertation Heidelberg 1922.

Quellen

  • Pfälzer Bauernbund, Alsenz, 1921-29.
  • Südwestdeutsche Bauernzeitung, Waldfischbach, 1929-33.
  • Landesarchiv Speyer: Regierung der Pfalz Kammer des Innern; Bezirksämter; T63.
  • Rudolf Hamm, Freie Bauernschaft: Heinz-Orbis und Separatismus. Nach Aufzeichnungen zusammengestellt, Deileisterhof 1930.
  • Verband der Pfälzischen Industrie, Neustadt an der Weinstrasse: Kreisarbeitgeberverband für Land- und Forstwirtschaft, Wein- und Gartenbau in der Pfalz.

Weiterführende Recherche

Empfohlene Zitierweise

Jonathan Osmond, Pfälzer Bauernbund, 1921-1929, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Pfälzer_Bauernbund,_1921-1929 (31.10.2024)