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Kampffront Schwarz-Weiß-Rot/Deutschnationale Front, 1933

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Wahlplakat der Kampffront vor dem 5. März 1933; im Hintergrund die alten Reichsfarben schwarz, weiß und rot, im Medaillon Portraits von Alfred Hugenberg, Franz von Papen und Franz Seldte. (Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Plakatsammlung 9170)
Reichstagswahlkampf der Kampffront im März 1933. (Bayerische Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann)

von Elina Kiiskinen

Wahlbündnis von DNVP, Landbund und Stahlhelm, benannt nach den Nationalfarben des Deutschen Kaiserreichs von 1871 bis 1918. Gegründet am 11. Februar 1933, trat die Kampffront bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 an und erhielt 7,97 % der Stimmen. Der Wahlvorschlag sollte das Ende des Parteiwesens in Deutschland hervorheben und die Abkehr der DNVP vom Weimarer Parteienstaat betonen – nicht zuletzt in der Hoffnung, hierbei selbst die NSDAP zu übertrumpfen und dadurch die eigene politische Zukunft zu sichern.

Die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot als deutschnationaler Wahlvorschlag 1933

Ursprünglich konzipiert als eine Koalition der DNVP mit Stahlhelm und Landbund, entpuppte sich das Wahlbündnis "Kampffront Schwarz-Weiß-Rot" lediglich als die Deutschnationale Volkspartei unter einem neuen Namen: Bei der Aufstellung der Kandidatenliste bestand der DNVP-Reichsparteivorsitzende Alfred Hugenberg (1865-1951) darauf, dass die Kampffrontkandidaten überwiegend aus der DNVP stammten. Von der alten DNVP unterschied sich die Kampffront schließlich nur durch eine öffentliche Identifizierung mit dem Reichspräsidenten. Man hoffte, Paul von Hindenburg (1847-1934) als Autorität präsentieren zu können, die nicht von Adolf Hitler (1889-1945) überstrahlt würde.

Am 11. Februar 1933 wurde die Kampffront auch in Bayern als Wahlvorschlag der DNVP präsentiert, zeitgleich mit der deutschnationalen Wahlkundgebung im Berliner Sportpalast. Es gab keinen eigenständigen bayerischen Wahlkampf: Die Wahlplakate und Wahlkampfparolen waren mit jenen des Reichsverbandes identisch. Bezeichnend war ferner, dass der erste Platz der bayerischen Kampffrontliste in den Reichswahlkreisen Oberbayern-Schwaben und Niederbayern-Oberpfalz Reichsvizekanzler Franz von Papen (1879-1969) vorbehalten war. In diesen letzten Wahlen blieb dem deutschnationalen Landesverband in Bayern lediglich die Rolle eines Vollstreckers der zentral gelenkten Wahlkampfmaschinerie.

Die Reichstagswahlen vom 5. März 1933

Das Ziel des deutschnationalen Wahlkampfes war es, die absolute Mehrheit für die Regierungsparteien DNVP und NSDAP zu erringen. Man glaubte, dass die absolute Mehrheit nur durch eine Verdoppelung deutschnationaler Stimmen zu erreichen sei, denn selbst mit ihrem besten Ergebnis war die NSDAP nicht über die 40 %-Marke gekommen. So galt es letzten Endes, die deutschnationale Position gegenüber der NSDAP zu stärken, um die eigene Unentbehrlichkeit in der Regierungskoalition der "nationalen Konzentration" hervorzuheben.

Das Wahlergebnis vom 5. März 1933 brachte der Regierung Hitler tatsächlich die absolute Mehrheit, jedoch allein aufgrund des deutlichen Anstiegs nationalsozialistischer Stimmen. Für die DNVP hingegen stellte das Wahlergebnis reichsweit wie in Bayern ein Desaster dar und besiegelte faktisch das Ende. Nachdem es der Kampffront nicht einmal gelang, die deutschnationale Position vom November 1932 zu halten, verschob sich das Kräfteverhältnis in der Reichsregierung abermals zugunsten der NSDAP.

In absoluten Zahlen gemessen gelang es der Kampffront, das Wahlergebnis zwar geringfügig auszubauen; aufgrund der insgesamt sehr hohen Wahlbeteiligung fiel der deutschnationale Wähleranteil prozentual gesehen dennoch: in Bayern von 4,9 % auf 4,1 % und reichsweit von 8,3 % auf 8,0 %. Besonders verhängnisvoll war, dass die ehemals deutschnationalen Stammwahlkreise des ländlichen Franken nach der Dezimierung der Landvolkpartei der NSDAP zugefallen waren. Die Verluste in Franken konnte nicht einmal mehr die teilweise Zurückgewinnung städtischer Wählerschaft – insbesondere in Oberbayern – wettmachen, denn an die zweistelligen Prozentanteile dieser einstigen DNVP-Hochburgen kam die Kampffront bei weitem nicht heran.

Die Deutschnationale Front -– Die Auflösung der bayerischen DNVP

Ungeachtet des Reichstagswahlergebnisses glaubte man im deutschnationalen Lager, auch im "neuen Deutschland" unentbehrlich zu sein. In der Hoffnung, an der nationalsozialistischen Regierung in Bayern beteiligt zu werden, wurde die Ausschaltung der Regierung Heinrich Held am 9. März 1933 als die einzig mögliche Folgerung aus dem Reichstagswahlergebnis gefeiert. Die Hoffnung auf eine deutschnationale Koalitionsbeteiligung wie auch die Annahme, vom Reichsgesetz zur Gleichschaltung der Länder durch Zunahme von Landtagsmandaten zu profitieren, erwiesen sich jedoch als ein Trugschluss. Es kam in Bayern zu keiner Regierungsneubildung mehr und der Landtag wurde nach der Annahme des Ermächtigungsgesetzes in Bayern am 29. März 1933 nicht mehr einberufen.

Angesichts von Meldungen über nationalsozialistischen Terror gegen deutschnationale Gesinnungsgenossen und der Ausschaltung der der DNVP nahestehenden Organisationen wie zum Beispiel des Stahlhelms kam es im Frühjahr 1933 neben mehrfachen Übertritten führender Deutschnationaler in die NSDAP auch vereinzelt zu kritischen Äußerungen. Nach Zerschlagung des Marxismus und des Parlamentarismus – beides erklärte Ziele der bayerischen DNVP – versuchte die deutschnationale Parteiführung nun, das eigene Überleben zu sichern, indem sie ihre Rolle im nationalsozialistischen Deutschland hervorhob. Wilhelm Hausmann (1887-1945), der Landesparteivorsitzende der bayerischen DNVP, die sich analog zum Beschluss des Reichsparteivorstandes am 3. Mai 1933 in "Deutschnationale Front" (DNF) umbenannt hatte, betonte in einer Versammlung der DNF in Augsburg die Bedeutung seiner Partei als Regierungspartner der NSDAP. Als Schirmherr des konservativen Gedankenguts und Hüter der deutschen Tradition verfüge die DNF über die politische Reife, von der auch die NSDAP als junge Partei profitieren könne.

Bezeichnend für die vor allem auch in der Parteibasis vorhandene Zuversicht, parteipolitisch überleben zu können, war, dass es in Bayern noch im Frühjahr 1933 vereinzelt zu Neugründungen deutschnationaler Ortsgruppen kam. Spätestens im Sommer 1933 war allerdings erkennbar, dass die Deutschnationale Front wie alle anderen Parteiorganisationen in dem sich formierenden nationalsozialistischen Einheitsstaat aus- bzw. gleichgeschaltet wurde. Dem Beschluss der Reichsparteiführung vom 27. Juni 1933, die Deutschnationale Front angesichts des Ausscheidens Hugenbergs aus der Regierung Hitler aufzulösen, schloss sich die Leitung des bayerischen Landesverbandes noch am selben Tag an. Mit einem letzten Schreiben vom 10. August 1933 bestätigte die Abwicklungsstelle der Deutschnationalen Front in Bayern schließlich ihre zum 31. Juli 1933 vollzogene Auflösung.

Literatur

  • Friedrich Hiller v. Gaertringen, Die Deutschnationale Volkspartei, in: Erich Matthias/Rudolf Morsey (Hg.), Das Ende der Parteien 1933, Düsseldorf 1960, 543-652.
  • Elina Kiiskinen, Die Deutschnationale Volkspartei (Bayerische Mittelpartei) in der Regierungspolitik des Freistaats während der Weimarer Zeit (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 145), München 2005.

Quellen

  • BayHStA, München, Abt. V (Nachlässe und Sammlungen): DNVP 15 (Deutschnationale Front in Bayern, „Abwicklung“ 1933).

Weiterführende Recherche

Externe Links

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Empfohlene Zitierweise

Elina Kiiskinen, Kampffront Schwarz-Weiß-Rot/Deutschnationale Front, 1933, publiziert am 26.06.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kampffront_Schwarz-Weiß-Rot/Deutschnationale_Front,_1933 (19.03.2024)