Pfälzer Bundschuh, 1933: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 4. Februar 2020, 14:15 Uhr
Nationalsozialistische Bauernorganisation in der Pfalz, gegründet Ende Januar 1933. Der Bund stand unter der Leitung von Ludwig Schickert (1901-1951) und bestand nur ein Jahr. Am 1. Januar 1934 ging er in der Bayerischen Bauernschaft und im Reichsnährstand auf.
Gründung und Symbol
Die Pfälzer Bauernschaft, die 1929 gegründete Einheitsorganisation der Pfälzer Bauern, wurde im Januar 1933 aufgelöst. An ihre Stelle trat Ende des Monats der Pfälzer Bundschuh als nationalsozialistische Bauernorganisation. Das Symbol des bäuerlichen Schnürschuhs bezog sich auf die Bauernaufstände im Südwesten Deutschlands im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert. Die in München veröffentlichte "NS-Landpost" bezeichnete den Bundschuh im November 1932 als "das Zeichen des revolutionären Bauernkampfes".
Nationalsozialistische Weltanschauung
Obwohl die neue Organisation einiges mit der Rhetorik, den Kampagnen und Protesten der früheren Bauernverbände der Pfalz (Freie Bauernschaft, Pfälzer Bauernbund, Pfälzer Bauernschaft) gemeinsam hatte, folgte sie vollständig der nationalsozialistischen Ideologie. Statt Klassenkampf sollten Volksgemeinschaft und Autarkie herrschen. Von der Mitgliedschaft wurden alle ausgeschlossen, die nicht "arischer Abstammung und christlichen Religionsbekenntnisses" waren. Nach der Satzung von 1933 verstand sich der Pfälzer Bundschuh als "Zusammenschluß der nationalen und christlichen Landbevölkerung der Pfalz. Zweck dieser Organisation ist die Vertretung sämtlicher berufsständischer Fragen und die Erhaltung des Bauernstandes auf eigener Scholle." Die NSDAP wurde nur insofern erwähnt, als die Mitglieder der Land- und Reichstagsfraktionen "in die ständige Beratung der Mitglieder eingeschaltet werden." (Bayerisches Hauptstaatsarchiv, ML 3639: Satzung des "Pfälzer Bundschuh", Standesorganisation des pfälzischen Landvolkes, 1933)
Leitung
Erster Vorsitzender des Pfälzer Bundschuhs war Ludwig Schickert (1901-1951), Landwirt am Schniftenbergerhof in der Nordpfalz. Schickert war seit 1930 landwirtschaftlicher Gaufachberater beim im selben Jahr von Richard Walther Darré (1895-1953) gegründeten agrarpolitischen Apparat der NSDAP und seit Juli 1932 Mitglied des Reichstags. Die knapp einjährige Existenz des Pfälzer Bundschuhs war von reger Aktivität und chaotischer Organisation geprägt. Die Mitgliedschaft war freiwillig, und angesichts der Wirtschaftskrise blieben viele Bauern der neuen Organisation gegenüber skeptisch, trotz niedriger Mitgliedsgebühren. Es kamen zwar einige Ortsgruppen zustande, die auch Aufmärsche und Versammlungen abhielten, unter den Tabakbauern und Kleinwinzern etwa gab es aber nur vereinzelte Initiativen. So blieb der Pfälzer Bundschuh eine Übergangslösung. Am 1. Januar 1934 verlor er seine Eigenständigkeit und ging in der Bayerischen Bauernschaft und im Reichsnährstand auf. Ludwig Schickert, der in Auseinandersetzungen mit dem Gauleiter der Pfalz, Josef Bürckel (1895-1944), verwickelt war, wurde am 12. Februar 1935 aus der NSDAP ausgeschlossen.
Literatur
- Gerhard Nestler/Hannes Ziegler (Hg.), Die Pfalz unterm Hakenkreuz. Eine deutsche Provinz während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, Landau 1993.
- Jonathan Osmond, Rural Protest in the Weimar Republic. The Free Peasantry in the Rhineland and Bavaria, Basingstoke/London/New York 1993.
Quellen
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv, ML3639.
- NS Landpost, München, 1930-32.
- Landesarchiv Speyer, Landwirtschaftliches Vereins-, Verbands- und Gewerkschaftswesen T63: Pfälzer Bundschuh 87-95, 142-84, 188-90.
Weiterführende Recherche
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Empfohlene Zitierweise
Jonathan Osmond, Pfälzer Bundschuh, 1933, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Pfälzer_Bundschuh,_1933> (31.10.2024)