• Versionsgeschichte

Tannberg, Adelsfamilie

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Wappen der Tannberger im Wappenbuch des Nikolaus Bertschi (gest. 1542), Augsburg 1515. (aus: BSB Cod.icon. 308, fol. 183v)
Burgruine Tannberg. Stich von Georg Matthäus Vischer von 1674. (Quelle: Wikimedia Commons)
Stammtafel der Adelsfamilie Tannberg, erstellt von Michael Hintermayer-Wellenberg. (aus: Ders.: Die Passauer Hochstiftsministerialen von Tannberg (1142 bis 1411) im Spannungsfeld zwischen Passau und Österreich, in: Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte, Geographie und Kultur Ostbaierns LVIII/2016, 79)

von Michael Hintermayer-Wellenberg

Die Herren von Tannberg zählten seit dem frühen 13. Jahrhundert zu den bedeutendsten Ministerialen der Bischöfe von Passau und mächtigsten Grundherren im westlichen Mühlviertel (Österreich). Sie waren die Erbauer der nach ihnen benannten Burg Tannberg über dem rechten Ufer der Kleinen Mühl in der Gemeinde Hörbich (Bezirk Rohrbach). Durch die Teilnahme an Fehden gegen das Hochstift wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ihre Stellung geschwächt – im Zuge dessen gelang es den österreichischen Herzögen seit den 1290er Jahren, ihren Einfluss auf Kosten der Fürstbischöfe auf den Raum westlich der Großen Mühl auszudehnen – und auch ihre wirtschaftliche Situation verschlechterte sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Während die Linie der Herren von Tannberg im Mühlviertel 1411 mit dem Tod Gundakars zu Ende ging, blühte im Innviertel die Linie der Herren von Tannberg zu Aurolzmünster (Bezirk Ried im Innkreis) bis ins frühe 18. Jahrhundert.

Herkunft und erste Generationen (12. Jahrhundert)

Die Familie stammt aus dem Südlichen Innviertel (Bezirk Braunau, Österreich). Ihre ersten bekannten Vertreter waren Gebhard (gen. 1138/47-1150) und sein Sohn Siboto I. (gen. 1138/47-1164); sie waren Ministeriale des Hochstifts Passau. Sie nannten sich nach dem nahe der Grenze zum Salzburger Flachgau gelegenen Ort Tannberg (Gde. Lochen am See).

Von 1160 bis 1189 ist ein Walter von Tannberg nachweisbar, der als Sibotos Sohn anzusehen ist. Er war es wahrscheinlich, der die Burg Tannberg im Mühlviertel erbauen ließ.

Walter war in erster Ehe mit einer Adelheid verheiratet, aus seiner zweiten Ehe gingen die Söhne Walter II. und Pilgrim I. hervor.

Walter II. (gen. 1209-1264) und Pilgrim I. (gen. 1222-1241) von Tannberg

Walter und Pilgrim von Tannberg, die Söhne Walters I., spielten eine wichtige Rolle am Hof der Passauer Bischöfe Ulrich II. (reg. 1215-1221), Gebhard (reg. 1222-1231), Rüdiger (reg. 1233-1250) und Otto (reg. 1254-1265). Sie gehörten zur Oberschicht der bischöflichen Ministerialität, wurden als Bürgen und Schiedsleute nominiert und waren Mitglieder der bischöflichen Entourage auf Reisen. Walter II. bekleidete von 1214 bis 1227 das Hofamt des Truchsessen. Es gibt kaum eine wichtige, die bischöfliche Territorialpolitik betreffende Angelegenheit, an der nicht zumindest einer der Brüder beteiligt war. In der Fehde des Hochstifts mit dem Grafen Konrad von Wasserburg (gest. 1259) um die Herrschaft Vichtenstein (Österreich) - ca. 1221 mit Unterbrechungen bis 1254 - standen die Brüder von Tannberg loyal zu ihrem bischöflichen Herrn. Die auf der Gegenseite stehenden Brüder Heinrich II. und Otto II. von Marsbach wurden 1231 auf Burg Tannberg gefangen gehalten. 1239 schlossen Walter und Pilgrim von Tannberg, Hadmar von Wesen, Konrad von Falkenstein, Ortolf von Waldeck und Ulrich von Lonsdorf ein Bündnis zum Schutz des Hochstifts und wurden von Bischof Gebhard zu seinen Räten ernannt. Pilgrim I. von Tannberg hatte die Söhne Pilgrim II., Ulrich I. und den Passauer Domherrn und Archidiakon Siboto II. (1256-1299).

Pilgrim II. von Tannberg (gen. 1247-1275)

Pilgrim II. von Tannberg, der ältere Sohn Pilgrims I., vermählte sich 1249 in erster Ehe mit einer Tochter des bischöflichen Ministerialen Manegold von Wesenberg, und Bischof Rüdiger versprach im Zuge dessen, Manegolds Lehen bei erbenlosem Tod auf Pilgrim zu übertragen. Im selben Jahr sagte der Bischof dasselbe seinem Ministerialen Rüdiger von Haichenbach zu, der mit Margarete, einer Schwester Pilgrims, verheiratet war. Eine weitere (namentlich nicht genannte) Schwester heiratete Richker von Rottau, den Bischof Berthold (reg. 1250-1254) in seine Dienste nahm.

1262 ging Pilgrim eine zweite Ehe mit der aus einer angesehenen Ministerialenfamilie des Erzstifts Salzburg stammenden Kunigunde von Goldegg ein. Aus diesem Anlass überwies Bischof Otto der Braut im Namen Pilgrims Einkünfte aus dessen Passauer Lehen und die Burg Partenstein (Gde. Kirchberg ob der Donau, Österreich) als Mitgift und versprach ihr seinerseits eine Heiratsbeisteuer. Im selben Jahr ist Pilgrim als Inhaber des Hofamtes des Marschalls bezeugt.

Pilgrim II. von Tannberg ist im Kloster Wilhering (Bezirk Linz-Land, Österreich) begraben, in dessen Kirche das Epitaph für ihn und seine Söhne aus erster Ehe Konrad I. und Berthold erhalten ist.

Ulrich I. von Tannberg (gen. 1256-1268)

Ulrich I. von Tannberg, der jüngere Sohn Pilgrims I., kaufte 1263 von Karl von Kirchberg ein Drittel der Burg Kirchberg (ob der Donau) und erhielt die Belehnung von Bischof Otto unter der Bedingung, sie ohne seine Zustimmung nicht zu befestigen.

Er beteiligte sich mit seinen Schwägern Rüdiger von Haichenbach und Chalhoch III. von Falkenstein (gen. 1248-1269) an der Marsbacher Fehde (um 1265-1268) auf der Seite Ottos von Marsbachgegen dessen Vater Ortolf, der unter bischöflichem Schutz stand. Im Mai 1268 jedoch unterwarfen sie sich Bischof Petrus (reg. 1265-1280) und übergaben ihm als Sicherstellung die Burgen Haichenbach und Rannariedl. Im Oktober 1268 wurde die Fehde durch Vermittlung Herzog Heinrichs I. von Niederbayern (reg. 1255-1290) vorübergehend beendet.

Helena, Ulrichs Tochter aus erster Ehe, vermählte sich mit Werner von Winzberg, dessen Hochstiftslehen 1259 auf Ulrich ausgedehnt wurden. Aus Ulrichs zweiter Ehe mit einer Schwester Chalhochs III. von Falkenstein gingen Ortnit und Chalhoch von Tannberg hervor. Chalhoch von Falkenstein heiratete seinerseits Elisabeth, eine weitere Schwester Ulrichs und Pilgrims II. von Tannberg.

Konrad I. (gen. 1278-1309) und Berthold von Tannberg

Konrad I. und Berthold von Tannberg, die Söhne Pilgrims II., bestätigten 1278 dem Kloster Wilhering eine testamentarisch verfügte Schenkung ihres Vaters, Berthold tritt danach nicht mehr in Erscheinung. In der 1278 neu aufflammenden Marsbacher Fehde gelang es Otto von Marsbach, Konrad I. von Tannberg und dessen Cousin Pilgrim von Falkenstein auf seine Seite zu ziehen. Konrad eroberte die Burg Sprinzenstein (an der Kleinen Mühl nordöstlich von Tannberg) und machte mit Pilgrim die Verkehrs- und Handelswege auf und entlang der Donau unsicher. 1281 schloss Graf Albrecht V. von Habsburg (reg. 1282-1308, seit 1298 König), Verweser von Österreich und Steier, mit Herzog Heinrich von Niederbayern und Bischof Wichard von Passau (reg. 1280-1282) eine Übereinkunft: Konrad und Pilgrim wurden zu Entschädigungen verpflichtet, Konrad auch zur Übergabe der Burg Sprinzenstein. 1289 eroberte Albrecht die Burgen Tannberg und Falkenstein. Die Tannberger erhielten jedoch ihre Burg in den Folgejahren zurück.

Ortnit (gen. 1287-1338) und Chalhoch von Tannberg

Ortnit und Chalhoch von Tannberg, die Söhne Ulrichs I., übergaben 1287 dem Kloster Wilhering Besitz am selben Ort wie 1278 ihre Cousins Konrad und Berthold; es ist dies die einzige Erwähnung Chalhochs. Zwischen 1300 und 1311 veräußerte Ortnit von Tannberg mehrere Besitzungen im Abteiland und Mühlviertel an das Hochstift und das Kloster Schlägl (Gde. Aigen-Schlägl, Bezirk Rohrbach, Österreich), mit dem er eng verbunden war. 1322 wählte er das Kloster als seine Begräbnisstätte neben seinem Cousin Chalhoch IV. von Falkenstein. Aus seiner Ehe mit einer Margarete gingen die Söhne Pilgrim III., Ulrich II. und Wernhard hervor.

Konrad II. von Tannberg (gen. 1305-1327)

Konrad II. von Tannberg, der Sohn Konrads I., war mit einer Gertrud vermählt, die sich im Streit um ihre Morgengabe an Herzog Rudolf III. von Österreich (reg. 1298-1307, seit 1306 König von Böhmen) um Beistand wandte – sie war wahrscheinlich eine Angehörige der bedeutenden österreichischen Ministerialenfamilie von Streitwiesen. Rudolf nahm daraufhin im Mai 1305 die Burg Tannberg vorübergehend in Besitz. Im September 1305 erhielten Konrad von Tannberg, seine Schwester Adelheid und ihr Ehemann Wernhard von Hartheim von Graf Wernhard III. von Leonberg einen Lehensbrief über Tannberg. Damit machte der Leonberger alte Ansprüche seiner Familie auf das Erbe der Herren von Griesbach im Abteiland pars pro toto geltend; er war ein Enkel Hedwigs, der letzten Griesbacherin. Eine andere Schwester Konrads, Bertha, war mit Peter dem Piber verheiratet. Nachdem Gertrud 1308 gestorben war (sie wurde bei den Wiener Minoriten begraben), vermählte sich Konrad II. mit einer Tochter der verwitweten Kunigunde von Grünburg. 1327 gaben Konrad von Tannberg und Alber von Streitwiesen Friedrich dem Schönen (reg. 1298/1306-1330, seit 1314 König) und seinen Brüdern einen eidlichen Revers, ihnen die Burg Tannberg zu öffnen.

Pilgrim III. (gen. 1303-1356), Ulrich II. (gen. 1322-1344) und Wernhard von Tannberg

Pilgrim III. und Ulrich II. von Tannberg, die Söhne Ortnits, treten bei Transaktionen von eigenem Besitz und Besitz ihrer Lehensleute teils mit ihrem Vater, teils miteinander auf, während ihr Bruder Wernhard nur einmal (1322) erwähnt wird. Ulrich erwarb 1337/38 die Burg Pürnstein an der Großen Mühl nördlich von Neufelden (Österreich). 1339 heiratete er Anna, eine Tochter Gundakars VII. von Starhemberg. 1346 einigte sich Pilgrim III. mit der Witwe seines Bruders Ulrich hinsichtlich der Lehengüter. 1362 wird Elisabeth als Witwe Pilgrims von Tannberg genannt.

Konrad III. von Tannberg (gen. 1329-1354)

Konrad III. von Tannberg, der Sohn Konrads II., wurde 1329 von Heinrich VII., dem letzten Grafen von Leonberg, mit den Burgen Tannberg und Winzberg (südlich Kirchberg ob der Donau) belehnt. 1341 übertrug Konrad seine Burg Tannberg auf Todesfall der Passauer Bischofskirche. 1347 nahm Kaiser Ludwig IV. (reg. 1314-1347, Kaiser seit 1328) ihn mit 12 Mann in seine Dienste gegen den Luxemburger Gegenkönig Karl IV. (reg. 1346-1378, seit 1355 Kaiser). 1354 traf Konrad auf seiner Burg letztwillige Verfügungen, darunter Geldlegate für seine Vettern Pilgrim und Gundakar, sein Haus in Wien für Alber von Streitwiesen und den Hof (zu) Wildenranna für die von ihm erbaute Marienkapelle in Sarleinsbach.

Konrad III. wurde in Sarleinsbach begraben, sein Epitaph befindet sich an der Außenseite der Marienkapelle (Friedhofskapelle).

Mit Konrad III. von Tannberg starb die Linie auf Tannberg aus; seine Ehe mit einer Gisela blieb offenbar kinderlos. Die Burg wurde von den Passauer Bischöfen nicht mehr zu Lehen gegeben, sondern von Pflegern verwaltet.

Gundakar (gen. 1354-1411) und Wolfgang (gest. 1404) von Tannberg

Epitaph Gundakars von Tannberg (gest. 1411) in der Kirche von Kirchberg ob der Donau (Oberösterreich). (Foto: Michael Hintermayer-Wellenberg)

Gundakar von Tannberg, der Sohn Ulrichs II., war seit 1360 bestrebt, die zahlreichen Besitzvergaben, vor allem seines Großvaters Ortnit, und den Verlust der Stammburg auszugleichen. Er kaufte Güter und Rechte, löste Pfandbesitz aus und bemühte sich um Lehen. 1362 kaufte er von Ulrich von Falkenstein die Burg Steinerberg (nördlich von Kirchberg), nach der er sich in der Folge neben Pürnstein nannte. 1407 bestätigte Bischof Georg (reg. 1390-1423) die Stiftung eines ewigen Jahrtages in der von Gundakar unter Einbeziehung der Marienkapelle neu erbauten Kirche von Kirchberg. Seine Kinder aus der Ehe mit einer Tochter Hadmars VII. von Sonnberg waren Wolfgang (gest. 1404) und Ursula, vermählt mit Stephan von Doppel. 1411 starb Gundakar von Tannberg.

Er wurde in der Kirche von Kirchberg begraben, wo das Epitaph für ihn und seinen Sohn Wolfgang erhalten ist.

Mit Gundakar von Tannberg enden die Herren von Tannberg im Mühlviertel. Steinerberg fiel an das Hochstift Passau, Pürnstein kam in die Hand der Starhemberger, deren Ansprüche sich auf Gundakars Mutter Anna zurückführen lassen.

Resümee

Seit dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts ist es den Ministerialen von Tannberg gelungen, gefördert von den Passauer Bischöfen und gestützt auf Passauer Kirchenlehen und Eigenbesitz, mit der Burg Tannberg als Zentrum eine bedeutende Herrschaft aufzubauen. Trotz Teilung in zwei Linien mit oft divergierenden Interessen und häufig gespanntem Verhältnis zu ihrem bischöflichen Herrn ist Tannberg bis 1354 mit kurzen Unterbrechungen in ihrer Hand geblieben und wurde nie dem expandierenden österreichischen Hoheitsbereich einverleibt. Als Folge der Machteinbuße im ausgehenden 13. und frühen 14. Jahrhundert ist es den Herren von Tannberg jedoch nicht gelungen, von der bischöflichen Ministerialität her Anschluss an den Herrenstand zu gewinnen.

Besitzungen

Die Tannberger verfügten im Mühlviertel über die Burgen Tannberg, Winzberg, Partenstein (zeitweise), Kirchberg (teilweise), Sprinzenstein, Pürnstein, Steinerberg sowie über Güter und Rechte vor allem in der näheren Umgebung von Tannberg, südlich von Aigen-Schlägl, um Peilstein, Lembach, Altenfelden, Kirchberg ob der Donau und östlich von St. Martin im Mühlkreis. Im Abteiland hatten sie Güter und Rechte um Hauzenberg, Untergriesbach und Kellberg.

Gefolgs- und Lehensleute

Gefolgs- und Lehensleute der Tannberger sind südlich von Aigen-Schlägl in Gattergaßling, (Ober-/Unter-)Märzing, Gintersberg und Berg bei Rohrbach bekannt, weitere nennen sich nach Tannberg, Steinerberg, Bernau, Altenfelden und Jedersberg.

Siegel und Wappen

Das älteste Tannberger Siegel ist an der Urkunde Ulrichs I. von Tannberg von 1268 erhalten. Das Wappen zeigt einen im Zickzackschnitt geteilten Balken.

Das kennzeichnende Tannberger Wappen erscheint erstmals 1278 auf den Siegeln der Brüder Konrad I. und Berthold von Tannberg: ein Dreiberg, dessen mittlerer Hügel sich zu einer Spitze erhebt (ein redendes Wappen, denn die Spitze ist eine stilisierte Tanne). Es wird auch von Konrad II. geführt und ist auf den Tannberger Epitaphen in Wilhering und Sarleinsbach abgebildet. Konrad III. hat ein Helmsiegel mit einem Vogel (Sprinz) zwischen zwei gestürzten Fischen als Helmzier.

Ortnit von Tannberg führt im Wappen zunächst einen durch einen Sparren gebrochenen Balken, seit 1309 parallel einen aus dem unteren Schildrand wachsenden gestümmelten Baum (Tanne). Von seinen Söhnen führt 1344 Pilgrim III. einen oben und unten gestümmelten Baum, Ulrich II. eine eingebogene Spitze im Wappen.

Das Epitaph Gundakars von Tannberg in Kirchberg zeigt zu seinen Füßen zwei Wappenschilde: Der (vom Beschauer) linke zeigt die Spitze aus dem Dreiberg, der andere zwei gekreuzte Bäume (Tannen).

Die Herren von Tannberg zu Aurolzmünster

Die Herren von Tannberg zu Aurolzmünster im Mittleren Innviertel (Bezirk Ried im Innkreis, Österreich) zweigten gegen Ende des 13. Jahrhunderts von den Mühlviertler Herren von Tannberg ab. Albrecht von Tannberg, der erste Vertreter dieser Linie, war vielleicht ein Bruder Ortnits von Tannberg. Diese Innviertler Linie verlor seit dem 15. Jahrhundert die Bindung zum Fürstbischof von Passau.

Albrecht von Tannberg erhielt 1312 die Herrschaft Aurolzmünster als Pfand von den Grafen Albrecht und Alram von Hals. Hans II. von Tannberg (1375-1408), Albrechts Enkel, kaufte 1375 Aurolzmünster als Halser Lehen von Ulrich von Murham. Seit 1394 stand er in Diensten der Herzöge von Österreich. Hans II. führte im Wappen nacheinander die Spitze aus dem Dreiberg (1376) und die gestümmelte Tanne (1402). Seine Nachkommen führten in der Regel das typische Tannberger Wappen, wobei die Spitze im Schild im Spitzhut des die Helmzier bildenden Mannesrumpfes wiederkehrte.

Hans III. (1410-1455) und Wolfgang (1410-1450) von Tannberg, den Söhnen Hans II., gelang es, die Herrschaft Aurolzmünster 1420 zu freiem Eigen zu erwerben und sie durch Kauf der nahen Sitze Forchtenau und Murau zu arrondieren. Weiters kauften sie 1437 Güter in allen Teilen des Innviertels von den Erben der Kuchler von Friedburg. 1442 regelten die Brüder unter Mitwirkung der Schiedsleute Erasmus von Preysing, ihres Schwagers, und Erasmus von Aham in einem Familienvertrag ihre jeweiligen Besitzungen und Rechte.

Spätestens ab Hans und Wolfgang von Tannberg war die dem hl. Moritz geweihte Kirche von Aurolzmünster Familiengrablege. Seit dieser Generation ist auch eine Verschwägerung mit bayerischen Adelsfamilien zu beobachten, darunter den Sattelbogen, Preysing, Fraunberg und Closen. Einer der Söhne Hans' III. war Sixtus von Tannberg, der Fürstbischof von Freising wurde (reg. 1474-1495).

Sixtus von Freising war einer der angesehensten Bischöfe des 15. Jahrhunderts. Er verstand es, seine geistlichen und karitativen Aufgaben harmonisch mit seinen weltlichen und repräsentativen Agenda zu verbinden. So reformierte er einerseits den Klerus, erneuerte die Liturgie in seiner Diözese und kümmerte sich um seine von Türkeneinfällen bedrängten Untertanen in Kärnten und Krain und setzte andererseits sein diplomatisches Geschick bei Reichstagen und Gesandtschaften ein. Sein künstlerisches und historisches Interesse stellte er durch Ausgestaltung des Freisinger Doms und Förderung des Historiographen Veit Arnpeck unter Beweis.

Besitzungen der Herren von Tannberg zu Aurolzmünster

Im Mittleren Innviertel besaßen die Herren von Tannberg zu Aurolzmünster die Herrschaft Aurolzmünster mit Forchtenau und Murau, im Südlichen Innviertel die Sitze Aham, Waasen und Bogenhofen, im Machland (Bezirk Perg, Oberösterreich) die Herrschaft Schwertberg und in Niederbayern die Herrschaften Arnstorf (Kreis Rottal-Inn) und Geltolfing (Kreis Straubing-Bogen).

Die Tannberger im Innviertel gehörten wie ihre Verwandten im Mühlviertel dem Ritterstand an. Am 12. Juni 1572 wurden die Brüder und Vettern Georg, Wolfgang, David, Achaz und Hans Georg von Tannberg in den Reichs- und erbländischen Freiherrenstand erhoben. Die schon im 16. Jahrhundert begonnene Besitzzersplitterung mündete im Laufe des 17. Jahrhunderts in den wirtschaftlichen Niedergang der Tannberg zu Aurolzmünster. Franz Adam Freiherr von Tannberg verkaufte schließlich 1680 den ihm noch verbliebenen Anteil am Schloss samt dem Fideikommissbesitz an den Grafen Ferdinand Franz Albrecht von der Wahl. Mit Franz Adam endete 1720 auch die Tannberger Linie im Innviertel.

Literatur

  • Norbert Grabherr, Burgen und Schlösser in Oberösterreich, Linz 3. Auflage 1976.
  • Karl Friedrich von Frank, Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande, 5 Bände, Senftenegg 1967-1974.
  • Michael Hintermayer-Wellenberg, Die Passauer Hochstiftsministerialen von Tannberg (1141 bis 1411) im Spannungsfeld zwischen Passau und Österreich, in: Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte, Geographie und Kultur Ostbaierns, LVIII/2016, 57-88.
  • Manfred König, Die Korrespondenzbücher des Bischofs Sixtus von Freising und ihre Bedeutung für die Geschichte des ausgehenden 15. Jahrhunderts, Diss. Graz 1975.
  • Heinz Lieberich, Die bayerischen Landstände 1313/40-1807 (Materialien zur bayerischen Landesgeschichte 7), München 1990.
  • Heinz Lieberich, Landherren und Landleute. Zur politischen Führungsschicht Baierns im Spätmittelalter (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 63), München 1964.
  • Joseph Staber, Die Seelsorge in der Diözese Freising unter den Bischöfen Johannes Tulbeck, Sixtus von Tannberg und Pfalzgraf Philipp, in: Theologische Fakultät der Universität München (Hg.), Episcopus. Studien über das Bischofsamt. Seiner Eminenz Michael Kardinal von Faulhaber, Erzbischof von München-Freising zum 80. Geburtstag, Regensburg 1949, 207-225.
  • Alois von Starkenfels/Johann Kirnbauer von Erzstätt, Der Adel in Oberösterreich (J. Siebmachers Großes Wappenbuch 5/5), Nürnberg 1885-1904, Nachdruck Neustadt an der Aisch 1984.
  • Julius Strnadt, Das Land im Norden der Donau (Archiv für österreichische Geschichte 94) Wien 1905.
  • Julius Strnadt, Versuch einer Geschichte der passauischen Herrschaft im oberen Mühlviertel, namentlich des Landgerichtes Velden bis zum Ausgang des Mittelalters, Linz 1860.

Quellen

  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Bestand Hochstift Passau.
  • Egon Boshof (Bearb.), Die Regesten der Bischöfe von Passau (Regesten zur bayerischen Geschichte), 4 Bände, München 1992-2013.
  • Georg Grüll, Herrschaftsarchiv Aurolzmünster, Linz 1954.
  • Isfried Hermann Pichler (Bearb.), Urkundenbuch des Stiftes Schlägl, Aigen i. M., Stift Schlägl 2003.
  • Monumenta Boica, hg. von der Academia Scientiarum Electoralis, Band 1ff., München 1763ff.
  • Stiftsarchiv Schlägl.
  • Stiftsarchiv Wilhering.

Weiterführende Recherche

Empfohlene Zitierweise

Michael Hintermayer-Wellenberg, Tannberg, Adelsfamilie, publiziert am 09.12.2015; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Tannberg,_Adelsfamilie> (19.03.2024)