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Sterneckerbräu, München

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Das Sternecker Bräu im Tal 54, Fotografie 1925. (Bayerische Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann)
Geschäftsstelle der NSDAP, Sternecker Bräu Tal 54, Innenansicht, Fotografie 1925. (Bayerische Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann)
Titelblatt des offiziellen Museumsführers, München 1935. (Bayerische Staatsbibliothek, 36.3211)

von Benedikt Weyerer

Münchner Gaststätte im Tal 54 (heute 38) nahe des Isartores, erbaut im Jahr 1900. Historische Bedeutung erlangte das Sterneckerbräu als Treffpunkt und erste Geschäftsstelle der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), der Vorgängerin der NSDAP, von Oktober 1919 bis Januar 1920. Zwischen 1933 und 1945 befand sich hier das Parteimuseum der NSDAP. Heute werden die Räume der früheren Gastwirtschaft als Geschäftsräume genutzt.

Treffpunkt und erste Geschäftsstelle der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) 1919-1920

Der Eisenbahnarbeiter Anton Drexler (1884-1942) gründete am 5. Januar 1919 die "Deutsche Arbeiterpartei" (DAP), die sozialistische Forderungen mit nationalistischen und antisemitischen Zielen verbinden wollte. Einmal wöchentlich trafen sich ihre Mitglieder in der Gaststätte "Sterneckerbräu". Das "Sterneckerbräu" war eine typische Münchner Gastwirtschaft der unteren Kategorie und befand sich im Tal 54 (heute 38). Auch der Bayerische Heimat- und Königsbund "In Treue fest" wurde 1921 dort gegründet.

Die einflussreiche, antisemitische "Thule-Gesellschaft" erhoffte sich von der DAP den Beginn einer rechtsradikalen Massenbewegung und unterstützte sie daher. Dennoch ließ der Namensteil "Arbeiter" nationalistische wie bürgerlich-konservative Kreise Verdacht schöpfen. Deshalb erhielt der Gefreite Adolf Hitler (1889-1945) vom Aufklärungskommando der Reichswehr den Befehl, das Treffen am 12. September 1919 zu besuchen und anschließend Bericht zu erstatten. An diesem Tag referierte der antisemitische Wirtschaftstheoretiker Gottfried Feder (1883-1941) im Sterneckerbräu über das Thema "Wie und mit welchen Mitteln beseitigt man den Kapitalismus?". Schnell bemerkte Hitler, dass die DAP keine Gefahr im Sinne seiner Auftraggeber darstellte, beteiligte sich lebhaft an der Diskussion und trat kurz darauf in die kleine Partei ein, an deren Spitze er sich bald stellte. Im Oktober 1919 richtete Hitler in einem Nebenraum des Sterneckerbräus die erste Geschäftsstelle der DAP ein. Bereits im Januar 1920 zwang die steigende Mitgliederzahl die DAP, mit ihrer Geschäftsstelle in das geräumigere Gasthaus Cornelius in der Corneliusstraße 12 umzuziehen. Zwei Monate später nannte sich die Partei Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP).

Nationalsozialistischer Wallfahrtsort 1933-1945

Seit dem 8. November 1933 fanden alljährlich pompöse Veranstaltungen zum Jahrestag des Hitler-Putsches von 1923 statt, unter anderem ein Marsch der NS-Prominenz vom Bürgerbräukeller in der Rosenheimer Straße zum Odeonsplatz, vorbei am Sterneckerbräu, wo man eine Gedenkminute einlegte. Am 8. November 1933 eröffnete Hitler hier das Parteimuseum der NSDAP, das zum Magneten für Einheimische und Fremde wurde und in Fremdenführern wie dem "Baedeker" Erwähnung fand. Für 20 Pfennige konnte man das angeblich im Original erhaltene und eingerichtete Zimmer der ersten Geschäftsstelle besichtigen.

Das Sterneckerbräu nach 1945

Das Gebäude ist erhalten, die Räume der Gastwirtschaft dienen heute als Geschäftsräume. An die frühere Gaststätte erinnert nur noch die benachbarte Querstraße, die Sterneckerstraße.

Literatur

  • Benedikt Weyerer, München 1919-1933. Stadtrundgänge zur politischen Geschichte, München 1993.
  • Benedikt Weyerer, München 1933-1945. Stadtrundgänge zur politischen Geschichte, München 1996.

Weiterführende Recherche

Empfohlene Zitierweise

Benedikt Weyerer, Sterneckerbräu, München, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Sterneckerbräu,_München (29.03.2024)