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Rheinische Arbeiterpartei für Pfalz und Rheinhessen (RAP), 1924

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Führungsfigur und Gründer der Rheinischen Arbeiterpartei war Georg Kunz (1888-1942) (Abb. aus: Dokumente aus dem Befreiungskampf der Pfalz, Ludwigshafen 1930, S. 50)
Mitgliedskarte der Rheinische Arbeiterpartei (Abb. aus: Dokumente aus dem Befreiungskampf der Pfalz, Ludwigshafen 1930, S. 157)

von Gerhard Gräber

Nachfolgeorganisation des radikal linken Spektrums der pfälzischen Separatisten. Ihre Führungsfigur war Georg Kunz (1888-1942), seit 1922 Agitator der Allgemeinen Arbeiterunion (AAU), einer linkskommunistischen Gewerkschaftsgruppierung, und Führer der Erwerbslosenbewegung in Ludwigshafen.

Gründung

Nach dem Attentat auf den pfälzischen Separatistenführer Franz Josef Heinz (1884-1924) am 9. Januar 1924 wurde Georg Kunz (1888-1942) Arbeitsminister und Kommandeur der separatistischen Miliz in der Regierung der Autonomen Pfalz. Nachdem die Autonome Pfalz am 17. Februar 1924 durch die Rheinlandkommission liquidiert worden war, trat er im März 1924 während eines wilden Arbeitskampfes gegen den Neunstundentag in der BASF in Ludwigshafen in Erscheinung. Zusammen mit früheren separatistischen Milizionären veranstaltete er am 29./30. März in Speyer die offizielle Gründungsversammlung der Rheinischen Arbeiterpartei.

Programmatik

So klassenkämpferisch radikal der Linkskommunist Kunz auch auftrat, das Parteiprogramm blieb eher sozialdemokratisch gemäßigt. Dafür bekannte sich die Rheinische Arbeiterpartei für Pfalz und Rheinhessen eindeutig zu separatistischen Zielen und wollte über die alte Autonome Pfalz innerhalb einer Rheinischen Republik hinaus ein lebensfähiges Staatsgebilde in Form einer Rheinisch-Westfälischen Republik schaffen. Ortsgruppen entstanden in der Pfalz und Rheinhessen.

Politische Bedeutung und Niedergang

Dass die Rheinische Arbeiterpartei als politische Partei überhaupt ein gewisses Maß an Publizität erlangte, lag weniger an ihrer Stärke als vielmehr daran, dass sie das Gespenst des Neoseparatismus verkörperte, das im Frühjahr 1924 verschiedenen Interessen als Instrument dienstbar war. Die streikenden Arbeiter in der BASF drohten damit, woraufhin Staatsorgane und Werksleitung den wilden Streik als von Separatisten gelenkt denunzierten. Die bayerische Abwehrstelle in Heidelberg, deren Auflösung von den Alliierten immer druckvoller gefordert wurde, bauschte die separatistische Gefahr und die Stärke der Partei Ende April 1924 in einem der Frankfurter Zeitung zugespielten Dossier stark auf, um die Notwendigkeit ihrer eigenen Existenz zu unterstreichen. Die RAP entpuppte sich aber immer mehr als Papiertiger, deren Hauptzweck in der Vermittlung von Arbeitsplätzen für ehemalige Separatisten oder andere Erwerblose im Elsass und in Lothringen bestand. Die angebliche Hochburg der Partei, die Ortsgruppe im hessischen Rüsselsheim, die 1.200 Mitglieder gemeldet hatte, konnte bei einem Besuch der Parteiführung ganze vier Mitglieder vorweisen. Wirklich nennenswerten Zulauf hatte die Rheinische Arbeiterpartei nur in den Städten Ludwigshafen, Pirmasens und Speyer, wo man jeweils auf einige hundert Mitglieder kam. Hinzu kamen noch kleinere Gruppen in einigen Arbeiterdörfern der Vorderpfalz.

Im Vorfeld der Londoner Konferenz vom August 1924 drängte die französische Besatzungsbehörde auf eine Auflösung der Partei, die am 28. August 1924 in der Küche des Cafés Metropol in Speyer von einem elfköpfigen Zentralausschuss mit acht Stimmen, einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen vollzogen wurde.

Georg Kunz wurde 1942 in Frankreich von der Gestapo aufgespürt und nach einem Urteil des Volksgerichtshofs hingerichtet.

Literatur

  • Gerhard Gräber/Matthias Spindler, Revolverrepublik am Rhein. Die Pfalz und ihre Separatisten. Band 1: November 1918 - November 1923, Landau 1992. (Hier finden sich vor allem Informationen zu RAP-Führer Georg Kunz.)
  • Klaus Reimer, Rheinlandfrage und Rheinlandbewegung (1918-1933), Frankfurt am Main 1979.

Quellen

  • Wichtigste Quelle zur RAP ist ein Dossier der Regierung der Pfalz in: Landesarchiv Speyer R 12/90 incl. der Belege in R 12/91-94.
  • Lageberichte der bayerischen Haupthilfsstelle für die Pfalz in Heidelberg in: Bayerisches Hauptstaatsarchiv MA 108 276 und MA 108 277.

Weiterführende Recherche

Empfohlene Zitierweise

Gerhard Gräber, Rheinische Arbeiterpartei für Pfalz und Rheinhessen (RAP), 1924, publiziert am 30.08.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Rheinische_Arbeiterpartei_für_Pfalz_und_Rheinhessen_(RAP),_1924> (19.03.2024)