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Goethe-Institut

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Das aktuelle Logo des Goethe-Instituts. (Goethe-Institut)
Kursteilnehmer aus aller Welt in Murnau, 1969. (Goethe-Institut/Michael Friedel)

von Eckard Michels

Das am 9. August 1951 in München gegründete "Goethe-Institut e.V." ist seit den 1960er Jahren die größte und international bekannteste der so genannten Mittlerorganisationen der deutschen auswärtigen Kulturpolitik. Es nimmt als privater Verein im Auftrag und mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes zusammen mit anderen Einrichtungen wie dem Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst in Bonn die kulturelle Selbstdarstellung Deutschlands im Ausland wahr. Neben der Zentralverwaltung in München hat es derzeit (2006) etwa 130 Auslandsinstitute in 80 Ländern, die sich der Förderung der deutschen Kultur und Sprache widmen, sowie 13 Inlandsinstitute, an denen Ausländer Deutsch lernen können. Das Institut hat über 3.000 Mitarbeiter im In- und Ausland und einen Etat von etwa einer Viertelmilliarde Euro. Im Jahr 2000 fusionierte es mit der 1952 vom Außenministerium gegründeten, in Bonn ansässigen Einrichtung "Inter Nationes", die das Ausland vor allem mit Zeitschriften, Büchern und Filmen aus und über Deutschland belieferte, und hieß zwischen 2001 und 2003 "Goethe-Institut Inter Nationes".

Ursprünge und Anfänge

Der Standort Murnau erfreute sich schnell wachsender Beliebtheit bei Sprachschülern aus der ganzen Welt. Aufnahme von 1953. (Goethe-Institut/Michael Friedel)

Das Goethe-Institut ist die Nachfolgeorganisation der 1945 von der US-Besatzungsmacht aufgelösten "Deutschen Akademie". Diese war 1925 in München gegründet worden und befasste sich ab 1930 vor allem mit der Förderung der deutschen Sprache im Ausland.

Seit 1948 versuchte Franz Thierfelder (1896-1963), der bis 1937 Generalsekretär der Deutschen Akademie gewesen war, zusammen mit anderen ehemaligen Akademieangehörigen die Deutsche Akademie wiederzubeleben. Mit der Gründung eines westdeutschen Staates zeichnete sich ab, dass es eines Tages auch wieder eine auswärtige Kulturpolitik geben werde. Weil der Name "Deutsche Akademie" wegen der NS-Zeit als zu belastet galt, vereinbarte Thierfelder 1951 mit dem Auswärtigen Amt und dem bayerischen Staat, ein "Goethe-Institut zur Pflege der deutschen Sprache im Ausland" in München zu gründen. Dieses wiederum führte die Tradition der 1932 gegründeten gleichnamigen Abteilung innerhalb der Deutschen Akademie fort.

In den Anfängen befasste sich das Goethe-Institut nur mit der Förderung der deutschen Sprache durch Dozenturen im In- und Ausland, die ab 1952/53 eröffnet wurden, und der Ausbildung ausländischer Deutschlehrer. Bis Ende der 1950er Jahre richtete das Goethe-Institut, dabei zunehmend finanziell vom Auswärtigen Amt unterstützt, rund 20 Auslandsinstitute und zwölf Inlandsinstitute ein, das erste davon in Bad Reichenhall (Mai 1953). In Bayern entstanden weitere Institute in Murnau a. Staffelsee, Kochel a. See, Bad Aibling, Ebersberg, Grafing, Degerndorf a. Inn, München, Prien und Rothenburg o.d. Tauber. Die Zentrale befindet sich in München (1951-1959 in der Herzog-Rudolf-Straße 7, zwischen 1959 und 1992 im Haus Bernheimer am Lenbachplatz und nach einer Zwischenunterbringung in München-Haidhausen seit 1993 in der Dachauerstraße 122).

Neue Aufgaben und Expansion

Klaus Doldinger war bereits Ende der 60er Jahre für das Goethe-Institut in Asien unterwegs. Hier in Lahore/Pakistan jazzte er mit den örtlichen Musikern. (Goethe-Institut/Michael Friedel)
Seit 2019 ist die Zentrale des Goethe-Instituts nun am Oskar-von-Miller-Ring 18 in München. (Goethe-Institut/Bernhard Ludewig)

Im Zuge einer vom Auswärtigen Amt ausgehenden Reform der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik in den Jahren 1959-63 übernahm das Goethe-Institut im Lauf der 1960er Jahre alle bundeseigenen Auslandskulturinstitute. Damit erweiterte sich der Aufgabenbereich von der Sprachförderung zur Programmarbeit, also zur Organisation von Künstlertourneen, Vortragsreisen, Ausstellungen usw. Sinnbildlich wurde dies 1961 durch die Umbenennung in "Goethe-Institut zur Pflege der deutschen Sprache und Kultur im Ausland".

Die wirtschaftlich prosperierenden 1960er und frühen 1970er Jahre standen auch beim Goethe-Institut im Zeichen der Expansion hinsichtlich der Zahl der Institute, der Mitarbeiter und des für die Kulturarbeit zur Verfügung stehenden Budgets. In den frühen 1970er Jahren wandelte sich in der Bundesrepublik zudem die Auffassung über Sinn und Zweck auswärtiger Kulturpolitik. Ein "erweiterter Kulturbegriff" sorgte nun für ein vielfältigeres, nicht mehr nur die deutsche Hochkultur und die Eliten der Gastländer berücksichtigendes Programm in den Instituten. Zugleich versuchte man, statt einseitigem Kulturexport einen Dialog der Kulturen zu initiieren. Die Münchner Einrichtung heißt entsprechend seit 1976 "Goethe-Institut zur Pflege der deutschen Sprache im Ausland und zur Förderung der internationalen kulturellen Zusammenarbeit".

Ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Goethe-Instituts begann 1989/90. Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Osteuropa expandierte das Institut in diese Region, in welcher bislang die DDR die deutsche Kultur weitgehend alleine vertreten hatte, und eröffnete hier 15 Institute. Im Zeichen einer allgemein angespannten Haushaltslage des Bundes, der seit den 1950er Jahren die Kulturarbeit des Goethe-Instituts zum weitaus größten Teil finanziert, war dies nur möglich, indem Goethe-Institute in anderen Teilen der Welt geschlossen wurden, etwa in Amerika und Westeuropa. Auch im Inland wurde in den letzten Jahren die Zahl der Institute auf 13 verringert. In Bayern gibt es nur noch in München Sprachkurse (Stand: 2006).

Präsidenten und Generalsekretäre seit 1951

Präsidenten des Goethe-Instituts Generalsekretäre des Goethe-Instituts (bis 1973 unter dem Titel Hauptgeschäftsführer bzw. Direktor)
Kurt Magnus (1951-1962)* Helmuth Brückmann (1952-1958)
Max Grasmann (1962-1963) Richard Wolf (1958-1965)*
Peter H. Pfeiffer (1963-1971) Werner Ross (1965-1973)*
Hans von Herwarth (1971-1977) Hans Hermann Kahle (1973-1976)
Klaus von Bismarck (1977-1989) Horst Harnischfeger (1976-1996)
Hans Heigert (1989-1993) Joachim Sartorius (1996-2000)
Hilmar Hoffmann (1993-2001) Joachim-Felix Leonhard (2001-2003)
Jutta Limbach (2002-2008) Horst Harnischfeger, Andreas Schlüter, Wolfgang Bader (2003-2005 kommissarisch)
Klaus-Dieter Lehmann (2008-2020) Hans-Georg Knopp (2005-2012)
Carola Lentz (seit 2020) Johannes Ebert (seit 2012)

Die mit * gekennzeichneten Personen arbeiteten vor 1945 schon für die Deutsche Akademie.

Literatur

  • Goethe-Institut Inter Nationes (Hg.), Murnau-Manila-Minsk. 50 Jahre Goethe-Institut, München 2001.
  • Steffen Kathe, Kulturpolitik um jeden Preis. Die Geschichte des Goethe-Instituts von 1951-1990, München 2005.
  • Eckard Michels, Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut. Sprach- und auswärtige Kulturpolitik 1923-1960 (Studien zur Zeitgeschichte 70), München 2005.
  • Eckard Michels, Zwischen Zurückhaltung, Tradition und Reform. Anfänge westdeutscher auswärtiger Kulturpolitik in den 1950er Jahren am Beispiel der Kulturinstitute, in: Johannes Paulmann (Hg.), Auswärtige Repräsentationen. Deutsche Kulturdiplomatie seit 1945, Köln 2005, 241-258.
  • Ulrike Stoll, Kulturpolitik als Beruf. Dieter Sattler (1906-1968) in München, Bonn und Rom (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte B 98), Paderborn/München 2005. (Biographie des Leiters der kulturpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, der das Goethe-Institut maßgeblich förderte)
  • Bernhard Witteck, Und das in Goethes Namen. Das Goethe-Institut von 1951 bis 1976, Berlin 2006.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Empfohlene Zitierweise

Eckard Michels, Goethe-Institut, publiziert am 13.11.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Goethe-Institut> (8.12.2024)