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Arbeitsgemeinschaft (außeruniversitärer) historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Homepage der Historischen Bibliographie Online. Die Online-Ausgabe der Historischen Bibliographie wird nach der Auflösung der AHF 2013 nicht mehr aktualisiert oder redaktionell betreut. (http://historische-bibliographie.degruyter.com/)

von Eva Kraus

Die gemeinnützige "Arbeitsgemeinschaft (bis 2006: außeruniversitärer) historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e. V." (AHF) mit Sitz in München bestand von 1972 bis 2013. Sie stellte einen Zusammenschluss deutscher außeruniversitärer wissenschaftlicher Organisationen dar, die historische Forschung betreiben oder fördern. Ihre zentralen Aufgaben waren die Vertretung der gemeinsamen Interessen ihrer Mitgliedsinstitutionen sowie die Intensivierung wissenschaftlicher Zusammenarbeit, besonders im Bereich der Dokumentation und Kommunikation historischer Forschung in Deutschland.

Entstehungshintergrund

Zu Beginn der 1970er Jahre befand sich die Geschichtswissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland in der Krise.

Zum einen gab es vor dem Hintergrund allgemeiner Reformbestrebungen im Schulbereich (Gesamtschule, Oberstufenreform, Fächerintegration, Didaktik) in einigen Ländern Diskussionen um das Unterrichtsfach Geschichte. Es sollte in seinem bisherigen Umfang gekürzt werden oder sogar – wie etwa in den umstrittenen Hessischen Rahmenrichtlinien zur Gesellschaftslehre von 1972 vorgeschlagen – als eigenständiges Fach ganz aufgegeben werden. Auch die Mittel für Geschichtslehrstühle und historische Forschungseinrichtungen sollten zugunsten der sich etablierenden Sozialwissenschaften gekürzt werden. Zum anderen herrschte innerhalb der deutschen Geschichtswissenschaft ein fachinternes Informationsdefizit: Außerhalb der Universitäten war nach dem Zweiten Weltkrieg eine Vielzahl von historischen Forschungseinrichtungen entstanden. Zu nennen sind hier beispielsweise (Auswahl):

  • Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München und Berlin (gegründet 1949)
  • Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz (Rheinland-Pfalz) (gegründet 1950)
  • Kommission für die Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (KGParl) in Bonn (Nordrhein-Westfalen), seit 2006 in Berlin (gegründet 1951)
  • Max-Planck-Institut für Geschichte (MPIG) in Göttingen (Niedersachsen) (gegründet 1956)

Diese Forschungseinrichtungen standen unkoordiniert nebeneinander; zumeist war an einer Stelle nicht bekannt, was anderswo aktuell bearbeitet wurde.

Vor diesem Hintergrund ergriff Theodor Schieder (1908-1984) als Präsident der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) im März 1970 die Initiative. Schieder lud Vertreter außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen zu einem Kolloquium nach München, um eine künftig engere Zusammenarbeit der anwesenden Einrichtungen zu sondieren. Man war sich schnell über das herrschende Informationsdefizit untereinander sowie das Fehlen einer gemeinsamen Stimme nach außen einig. Ein Folgetreffen im März 1971 resultierte in der "Bildung einer Kommission zur Vorbereitung der endgültigen Konstituierung" einer "Arbeitsgemeinschaft historischer Forschungseinrichtungen in der BRD" sowie einer "Jahrbuch-Kommission", die ein gemeinsames Jahrbuch der historischen Forschung konzipieren und die Schaffung einer historischen Bibliographie prüfen sollte.

Am 6. März 1972 fand in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München die konstituierende Mitgliederversammlung der AHF statt. Zum Ersten Vorsitzenden wurde der Münchner Professor Fritz Wagner (1908-2003) gewählt, der damals Sekretär der Historischen Kommission war. Als Geschäftsführer wurde Georg Kalmer (geb. 1940; wissenschaftlicher Assistent des Sekretärs bzw. ab 1973 als Geschäftsführer der Historischen Kommission) bestimmt.

1979 erlangte die AHF ihre Rechtsfähigkeit als eingetragener Verein. Die enge Verbindung zwischen der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen äußerte sich bis Ende 1982 in der Personalunion Georg Kalmers als Geschäftsführer beider Einrichtungen sowie bis 1977 in der Unterbringung der AHF-Geschäftsstelle in den Räumlichkeiten der Historischen Kommission.

Die Redaktion des Jahrbuchs saß daraufhin zunächst in der Münchner Theresienstraße, bis die AHF 1982 eine eigene Geschäftsstelle in der Nußbaumstraße bezog. 1993 folgte ein erneuter Umzug in die Aldringenstraße in Neuhausen. Ab 2005 fand die AHF schließlich ihren endgültigen Standort in der Schellingstraße.

1983 übernahm Christoph Freiherr von Maltzahn (geb. 1943) die Geschäftsführung der AHF. Er verantwortete die Digitalisierung der AHF-Angebote. Im November 2004 folgte ihm Helmut Zedelmaier (geb. 1954), der die Geschäfte der AHF bis zu deren Auflösung im Dezember 2013 führte.

Mitglieder der AHF

Die AHF hatte stellenweise bis zu 100 Mitglieder - Forschungsinstitute, Archive, Bibliotheken, Historische Kommissionen und historische Gesellschaften. Darunter waren große Einrichtungen wie die Bayerische Staatsbibliothek (BSB), die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) in Potsdam (Brandenburg) oder das Bundesarchiv. Aber auch kleinere Forschungsstellen wie etwa der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e. V., Heidelberg (Baden-Württemberg), der Verein "Zum Beispiel Dachau" - Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Dachauer Zeitgeschichte e. V. oder die Forschungsstelle zur Herausgabe des Corpus Catholicorum e. V. mit Sitz in Freiburg (Baden-Württemberg) zählten zu den Mitgliedern der AHF.

Finanzierung

Die AHF bekam – neben Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen – für ihre Aktivitäten zunächst eine mehrjährige Anschubfinanzierung vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und konnte die Infrastruktur der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mitnutzen. Ende der 1970er Jahre bestand die Aussicht, den "Index der Forschung" (s. u.) in das geplante Bundesprogramm neu zu schaffender Fachinformationszentren für die verschiedenen Wissenschaftszweige einzubinden. Diese Finanzierungsmöglichkeit zerschlug sich um 1983/84 mit dem Scheitern dieser Initiative für die Geisteswissenschaften.

Ab 1981 unterstützte das bayerische Kultus- bzw. Wissenschaftsministerium die AHF, zunächst mit Zuschüssen, ab 1983 im Rahmen institutioneller Förderung. Obwohl seit 1987 zusätzlich Honorarzahlungen des Oldenbourg Verlags für die Datenlieferungen der Historischen Bibliographie und des Jahrbuchs den Etat der AHF aufbesserten, befand sie sich in einer zunehmend schwierigen finanziellen Lage.

Die Situation verschärfte sich, als die Zuschüsse des Ministeriums ab 2003/04 im Zuge der Sparmaßnahmen unter Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU, geb. 1941, Ministerpräsident 1993-2007) stark gekürzt wurden (von rund 295.000 € im Jahr 2004 auf zunächst rund 247.000 € im Jahr 2005). In der Folge wurde die immer schon knappe personelle Ausstattung der Geschäftsstelle (5,5 Vollzeitstellen) noch weiter dezimiert: Drei Vollzeitstellen konnten nun nicht mehr nachbesetzt werden, so dass die Redaktionsarbeit in den letzten Jahren des Bestehens der AHF von nur noch einer Vollzeitkraft (neben dem Geschäftsführer) erledigt werden musste.

Als Geschäftsführer von Maltzahn Ende 2004 in Rente ging, fand sein Nachfolger Helmut Zedelmaier die AHF in sehr prekärer Lage vor. Es gelang ihm, der Geschäftsstelle ab November 2005 eine kostenneutrale Unterkunft in Büroräumen der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zu besorgen (im Gegenzug beteiligte sich die AHF an der Lehre an der LMU). 2006 wurden die Zuschüsse des Ministeriums noch einmal drastisch reduziert (auf nun rund 157.000 €), ab 2009 erhielt die AHF schließlich nur noch rund 135.000 € pro Jahr an ministerieller Grundfinanzierung. 2010/11 gelang es zwar, Drittmittel über ein DFG-Projekt (s. u.) einzuwerben, die Finanzlage blieb insgesamt aber sehr angespannt.

Wissenschaftspolitische Aufgaben

In den ersten Jahren nach der Gründung der AHF lag der Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten im wissenschaftspolitischen Bereich. Sie vertrat die gemeinsamen Interessen ihrer Mitgliedsinstitutionen gegenüber der Öffentlichkeit und setzte sich für eine Verbesserung der Bedingungen historischer Forschung ein. Der AHF-Geschäftsführer konnte etwa entscheidend an den Textpassagen für ein geplantes Subzentrum Geschichte innerhalb des (letztlich nicht realisierten) Fachinformationszentrums für Geisteswissenschaften (FIZ 14) mitwirken, das im Rahmen des geplanten Bundesprogramms zur Schaffung solcher Fachinformationszentren für verschiedene Wissenschaftsdisziplinen eingerichtet werden sollte.

Zur internen Meinungsermittlung setzten sich Vertreter der Mitgliedsinstitutionen in mehreren Arbeitskreisen mit den materiellen und strukturellen Bedingungen der institutionalisierten Geschichtsforschung auseinander (z. B. Arbeitskreise "Strukturprobleme der Geschichtswissenschaft", "Druck- und Verlagsfragen"), aber auch mit aktuellen praktischen und theoretischen Problemen der Geschichtswissenschaft (z. B. Arbeitskreis "Editionsprobleme der frühen Neuzeit"). Diese Möglichkeit des Informations- und Erfahrungsaustauschs wurde von den Mitgliedsinstitutionen zuletzt nur noch in eingeschränktem Umfang genutzt. Bedingt durch die geringe finanzielle und personelle Ausstattung musste sich die AHF zunehmend auf die eher wissenschaftsorganisatorischen Aufgaben der Dokumentation und Kommunikation geschichtswissenschaftlicher Forschung konzentrieren.

Wissenschaftsorganisatorische Aufgaben

Informationsdienst der AHF

Am drängendsten schien den Gründungsmitgliedern der AHF Anfang der 1970er Jahre, Instrumente des Informationsaustauschs über die laufende geschichtswissenschaftliche Forschung in der Bundesrepublik zu schaffen; die Geschichtsforschung der DDR war aufgrund ihrer marxistischen Ausrichtung für westdeutsche Historiker überwiegend uninteressant. Die AHF richtete deshalb einen Informationsdienst ein, um Mitglieder, Presse und die allgemeine Öffentlichkeit über geschichtswissenschaftliche Neuerscheinungen sowie anstehende und durchgeführte Tagungen zu informieren. Anfangs in Vierteljahresabständen auf Papier versandt, fanden sich Buchanzeigen, Tagungsberichte und der Veranstaltungskalender seit 1998 auf der Homepage der AHF. Dort abzurufen waren außerdem aktuelle Mitteilungen aus den Mitgliedseinrichtungen, eine Liste derselben, ein Verzeichnis geschichtswissenschaftlicher Forschungseinrichtungen in Deutschland sowie die jährlich mit dem "Jahrbuch der historischen Forschung" (s. u.) publizierten Forschungsberichte zu ausgewählten Bereichen der Geschichtsforschung in Deutschland.

Jahrbuch der historischen Forschung

Das Buchcover des Jahrbuchs der historischen Forschung 2011. (De Gruyter Oldenbourg)

Als weiteres Instrument zur Förderung von Information, Koordination und Kooperation innerhalb der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft gab die AHF das "Jahrbuch der historischen Forschung" heraus. Basierend auf dem Konzept des AHF-Arbeitskreises "Informationssystem für die Geschichtswissenschaft" erschien das "Jahrbuch" erstmals 1974. Es enthielt sowohl Forschungsberichte wie (mit dem "Index der Forschung") einen Überblick über laufende, d. h. noch nicht publizierte Forschungsarbeiten (Aufsätze und Monographien, v. a. Dissertations- und Habilitationsschriften). Diese Übersicht beruhte zunächst auf Erhebungen bei deutschen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, später auf Abfragen mittels Fragebogen; seit 2006 konnten Forscher ihre historischen Forschungsprojekte über ein dafür geschaffenes Redaktionssystem online melden. Das Jahrbuch erschien zunächst im Verlag Klett-Cotta, dann im K. G. Saur Verlag und seit 1989 bei Oldenbourg. Sein Erscheinen wurde 2013 mit dem Band 2012 eingestellt.

Historische Bibliographie

Das Buchcover der Historischen Bibliographie 2010. (De Gruyter Oldenbourg)

Neben der Möglichkeit, sich im Jahrbuch der historischen Forschung über laufende Forschungsarbeiten zu orientieren, wurde bereits in der Gründungsphase der AHF zusätzlich über eine Literaturdokumentation nachgedacht, d. h. über ein bibliographisches Verzeichnis der jüngst publizierten geschichtswissenschaftlichen Literatur der Bundesrepublik Deutschland. Zwar gab es mit den "Jahresberichten für deutsche Geschichte" bereits eine (schon 1926 gegründete und bis auf das Jahr 1880 zurückgehende) deutsche Geschichtsbibliographie, doch wurde diese seit 1952 von der Ost-Berliner Deutschen Akademie der Wissenschaften in der DDR herausgegeben, war entsprechend marxistisch ausgerichtet und damit für die meisten westdeutschen Historiker unbrauchbar.

Auch eine zweite Geschichtsbibliographie erfüllte die Anforderungen der westdeutschen Historiker in den 1970er Jahren nicht mehr: der "Dahlmann-Waitz", eine abgeschlossene Bibliographie, deren aktuellste 10. Auflage (Erscheinungsjahre der acht Bände: 1969-1996) mit dem Berichtsjahr 1960 abschließen sollte und danach erschienene Titel nur noch in Auswahl aufnahm.

Bis zur Realisierung der "Historischen Bibliographie" dauerte es allerdings einige Jahre; erst 1987 konnte mit dem Band 1986 deren erster Jahrgang vorgelegt werden. Die Bibliographie verzeichnete Publikationen deutscher Historiker und Historikerinnen bzw. an deutschen Forschungseinrichtungen entstandene Titel zu sämtlichen Bereichen der Geschichtswissenschaft, also auch zur außerdeutschen Geschichte. Neben Titelmeldungen der Autoren über das Redaktionssystem speiste sie sich aus von der AHF-Redaktion ausgewerteten Zeitschriften und Sammelwerken sowie aus dem Datenaustausch mit anderen Einrichtungen (wie etwa den Neuerwerbungen der Bayerischen Staatsbibliothek aus deren Sondersammelgebiet Geschichte). Auch die Historische Bibliographie wurde 2013 mit dem Band 2012 eingestellt.

Historische Bibliographie Online

1996 brachte der Oldenbourg Verlag eine CD-ROM mit einer Mehrjahreskumulation der seit 1990 in der "Historischen Bibliographie" aufgeführten Titel auf den Markt, die danach jeweils um die Titel des Vorjahres ergänzt wurde. 2001 machte der Verlag die Historische Bibliographie mit allen seit 1990 darin aufgeführten Publikationen online zugänglich. 2002 kamen auf dieser Plattform auch die im "Jahrbuch der historischen Forschung" verzeichneten laufenden Forschungsprojekte hinzu. Die aus den Titelbeständen beider AHF-Dokumentationen bestehende "Historische Bibliographie Online" war zunächst nur gegen Zahlung einer Lizenzgebühr zugänglich. Seit Januar 2010 war die Online-Suche in den Titelbeständen von Historischer Bibliographie und Jahrbuch der historischen Forschung kostenlos möglich (Open Access). Nach Auflösung der AHF zum Jahresende 2013 (s. u.) wurde auch deren Internetauftritt abgeschaltet. Die Online-Ausgabe der Historischen Bibliographie sowie des Jahrbuchs der historischen Forschung mit den bis zum 30. Mai 2014 eingearbeiteten Beständen ist aktuell unter http://historische-bibliographie.degruyter.com/ zugänglich, wird aber nicht mehr redaktionell betreut.

Pläne für eine "Deutsche Historische Bibliographie"

Zum Zeitpunkt ihrer Konzeption war die "Historische Bibliographie" als epochenübergreifende Literaturdokumentation für die bundesdeutsche Geschichtswissenschaft konkurrenzlos. Nach der Wiedervereinigung gab es mit den "Jahresberichten für deutsche Geschichte" eine zweite Bibliographie für die nun gesamtdeutsche Geschichtswissenschaft. Trotz unterschiedlicher Selektionsprinzipien (die "Historische Bibliographie" verzeichnete Publikationen deutscher Historiker zur deutschen wie außerdeutschen Geschichte; die "Jahresberichte für deutsche Geschichte" verzeichneten Publikationen zur deutschen Geschichte von deutschen wie nicht-deutschen Autoren) kam es im jeweiligen Titelbestand zu Überschneidungen, die auch vor dem Hintergrund knapper Mittel eine engere Zusammenarbeit beider Bibliographien sinnvoll erscheinen ließen. Erste Gespräche zwischen der AHF und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, bei der die Jahresberichte seit 1993 angesiedelt waren, gab es 2004.

Im Juli 2011 startete schließlich ein gemeinsames DFG-Projekt beider Bibliographien sowie der Bibliographie für Zeitgeschichte (herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte) und der Bayerischen Staatsbibliothek (Sondersammelgebietsbibliothek für Geschichte), das sich der Weiterentwicklung der beteiligten Bibliographien widmete und ihre künftige engere Zusammenarbeit untereinander sowie mit dem Bibliothekswesen anstrebte. Die Entwicklung lief auf eine neu zu schaffende "Deutsche Historische Bibliographie" unter Beteiligung der genannten und weiterer Spezialbibliographien zu. Damit sollte auch ein deutscher Beitrag für die Initiative europäischer Geschichtsbibliographien geliefert werden, die an einer engeren Vernetzung der nationalen europäischen Geschichtsbibliographien arbeitet.

Der erfolgreiche Abschluss des Projekts wurde allerdings von der Auflösung der AHF als Herausgeberin der "Historischen Bibliographie" unmöglich gemacht. Auch die zweite beteiligte allgemeine deutsche Geschichtsbibliographie, die "Jahresberichte für deutsche Geschichte", wurde zum 31. Dezember 2015 seitens der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eingestellt.

Auflösung der AHF

2012 evaluierte die Stiftung Mercator (eine 1996 von der Duisburger Handelsfamilie Schmidt-Ruthenbeck gegründete private gemeinnützige Stiftung zum Zwecke der Förderung von Toleranz und Wissensaustausch) im Auftrag des bayerischen Wissenschaftsministeriums 13 durch den Freistaat Bayern geförderte nicht-universitäre Forschungseinrichtungen, darunter auch die AHF.

Als Ergebnis ihrer Evaluation empfahl die Stiftung Mercator im März 2013, die noch verbliebenen Zuschüsse des Ministeriums in Höhe von rund 135.000 € pro Jahr an die AHF ganz zu streichen (vgl. Bericht der Strukturkommission Bayern 2013). Als Begründung hieß es, die Kernaufgaben der AHF hätten sich überlebt oder wären durch andere Informationssysteme übernommen worden, ein rein national ausgerichteter Dokumentationsdienst sei nicht mehr zeitgemäß und das Informationsangebot der AHF biete im Vergleich zu übergreifend ausgerichteten Dokumentationsdiensten (gemeint sind die Jahresberichte für deutsche Geschichte) keinen substanziellen Mehrwert.

Das Wissenschaftsministerium folgte dieser Empfehlung und stellte seine Zuschüsse an die AHF ein. Da die AHF ohne die finanzielle Unterstützung des Ministeriums nicht lebensfähig war, beschloss eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 20. September 2013 die Auflösung der AHF zum 31. Dezember 2013.

Abwicklung

Die verbliebenen drei Mitarbeiter der AHF (Geschäftsführer Zedelmaier, eine Redakteurin sowie eine Bürokraft in Teilzeit) wechselten mit neuen Aufgaben an die Bayerische Akademie der Wissenschaften. Die Geschäftsstelle in der Schellingstraße wurde aufgelöst; die Akten der AHF wurden in das Bayerische Hauptstaatsarchiv (Abteilung V) überführt und ihr Datenbestand von der Bayerischen Staatsbibliothek gesichert. Die Arbeit am Jahrbuch der historischen Forschung sowie an der Historischen Bibliographie wurde zum 30. Mai 2014 eingestellt. Die Homepage der AHF ist nicht mehr online, die Historische Bibliographie Online als zentrales Rechercheinstrument der deutschen Geschichtswissenschaft ist im eingefrorenen Titelbestand vom Mai 2014 auf den Seiten des DeGruyter Oldenbourg Verlags zugänglich. Seit 2017 wird mit der Deutschen Historischen Bibliographie ein Rechercheangebot aufgebaut, in das bereits ein Teil des Datenkorpus der Historischen Bibliographie integriert wurde, und das langfristig um weitere Titel aus diesem Datenbestand angereichert werden soll.

Vorsitzende der AHF
Vorsitzender Zeitraum Lebensdaten Stellvertretender Vorsitzender Lebensdaten Zeitraum
Prof. Dr. Fritz Wagner 1972-1982 1908-2003 Prof. Dr. Wolfgang Zorn 1922-2004 1972-1976
Prof. Dr. Martin Broszat 1926-1989 1976-1978
Prof. Dr. Thilo Vogelsang 1919-1978 1978-1979
Prof. Dr. Rudolf Morsey geb. 1927 1979-1982
Prof. Dr. Rudolf Morsey 1982-1985 geb. 1927 Prof. Dr. Horst Möller geb. 1943 1982-1985
Prof. Dr. Horst Möller 1985-2003 geb. 1943 Prof. Dr. Andreas Kraus 1922-2012 1985-1994
Prof. Dr. Walter Ziegler geb. 1937 1994-2000
Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard geb. 1946 2000-2002
Dr. Hans-Martin Hinz 2003-2012 geb. 1947 Prof. Dr. Alois Schmid geb. 1945 2002-2012
Prof. Dr. Alexander Koch 2012-2013 geb. 1966 Prof. Dr. Ferdinand Kramer geb. 1960 2012-2013
Geschäftsführer der AHF
Geschäftsführer Zeitraum Lebensdaten
Georg Kalmer 1972-1983 geb. 1940
Dr. Christoph Freiherr von Maltzahn 1983-2004 geb. 1943
Prof. Dr. Helmut Zedelmaier 2004-2013 geb. 1954

Literatur

  • Franziska Jungmann-Stadler, Literaturdokumentation in der Geschichtswissenschaft. Analyse der gegenwärtigen Dienste und Konzeption der künftigen Dokumentation (Forschungsbericht HA 80-012 des Bundesministeriums für Forschung und Technologie), München 1980.
  • Eva Kraus/Matti Stöhr, On the Way to a 'German Historical Bibliography': Current State and Perspectives – The DFG Project 'Continued Cooperative Development of Historical Subject Bibliographies', in: Kristina Rexová/Bernadette Cunningham/Václava Horčáková/Věra Hanelová, Historical Bibliography as an Essential Source for Historiography, Newcastle upon Tyre 2015, 161–180.
  • Theodor Schieder, Organisation und Organisationen der Geschichtswissenschaft, in: Historische Zeitschrift 237 (1983), 265-287.
  • Winfried Schulze, Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945, München 1989.
  • Rudolf Vierhaus, Zur Lage der historischen Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, in: Jahrbuch der historischen Forschung 1974, München 1974, 17-32.
  • Helmut Zedelmaier, Serviceangebote für Historiker. Die Arbeitsgemeinschaft historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e. V. (AHF), in Blätter für deutsche Landesgeschichte 139/140, 2003/04 (2006), 325-328.

Quellen

Weiterführende Recherche

Externe Links

AHF

Empfohlene Zitierweise

Eva Kraus, Arbeitsgemeinschaft (außeruniversitärer) historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik, publiziert am 22.11.2016; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Arbeitsgemeinschaft_(außeruniversitärer)_historischer_Forschungseinrichtungen_in_der_Bundesrepublik_> (19.04.2024)