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Erdstall
Martin StraßburgerErdställe, auch Schratzllöcher genannt, sind unterirdische Systeme aus Gängen und Kammern, die im Hoch- und Spätmittelalter im Kontext ländlicher Siedlungen zu Flucht- und Versteckzwecken der Bewohner genutzt wurden. Das Phänomen ist aus mehreren Regionen Europas bekannt, doch reicht das Hauptverbreitungsgebiet vom Bayerischen Wald über Ober- und Niederösterreich bis in die Slowakei. Mit bergmännischen Methoden angelegt, treten die Anlagen meist unter alten Bauernhöfen auf, manchmal auch unter Kirchen und Friedhöfen. Das regional unterschiedliche Nutzungsende im 14./15. Jahrhundert ist nicht abschließend geklärt, könnte aber u.a. mit den Landfriedensbemühungen und damit verbunden dem Rückgang des Fehdewesen im Spätmittelalter einhergehen. Weiterlesen
Ihr Kinderlein kommet (Christoph von Schmid)
Karl-Georg PfändtnerDas Weihnachtslied "Ihr Kinderlein kommet" wurde um 1808 von dem katholischen Priester und Pädagogen Christoph von Schmid (1768–1854) in Thannhausen (Lkr. Günzburg) gedichtet. Nach der Erstpublikation des Textes 1811 verbreitete es sich rasch über Landes- und Konfessionsgrenzen hinweg. Heute ist es eines der bekanntesten Weihnachtslieder und wird auf der ganzen Welt gesungen. Weiterlesen
Gebietsreform
Julia MatternZwischen 1969 und 1978 wurde in Bayern eine umfassende kommunale Gebietsreform durchgeführt. Diese bestand aus einer Gemeindegebietsreform, einer Landkreisreform und einer Funktionalreform. Unter der Leitung von Innenminister Bruno Merk (CSU, 1922–2013, Innenminister 1966–1977) wurde die Landkarte Bayerns entscheidend verändert: Die Zahl der Gemeinden wurde von 7.073 auf 2.052 reduziert, die der Landkreise von 143 auf 71 und die der kreisfreien Städte von 48 auf 25. Besonders betroffen waren die kleinen ländlichen Gemeinden, von denen es in Bayern bis dahin eine große Zahl gegeben hatte. Die Reform stieß jedoch vielerorts auf Widerstand, insbesondere in Gemeinden, die anderen Gemeinden angegliedert werden sollten. Weiterlesen
Meister Eder und sein Pumuckl (Ellis Kaut, 1961)
Veronika Diem1961 schuf die Münchner Hörspielautorin Ellis Kaut (1920–2015) die Figur des Kobolds Pumuckl, der zunächst unsichtbar, dann nur für den Schreinermeister Franz Eder sichtbar, die vielfältigsten Abenteuer in München und Oberbayern erlebt. Der Erfolg der für den Bayerischen Rundfunk (BR) produzierten Hörspielreihe war so durchschlagend, dass einige Geschichten ab Anfang der 1980er Jahre auch für das Fernsehen und das Kino umgesetzt wurden. Die Geschichten rund um Meister Eder und seinen Pumuckl sind seit ihrer Erstausstrahlung fester Bestandteil im Geschichtenkanon unzähliger Kinderzimmer. Die Figur wurde so bekannt, dass sich die Geschichten auch außerhalb des deutschen Sprachraums verbreiteten und adaptiert wurden. Weiterlesen
Bestattungsformen in Bayern (Frühmittelalter)
Jochen HaberstrohDer Ort der Bestattung, die Formen des Grabbaues und die Bestattungsart zählen für die archäologische Forschung zu den wichtigsten Quellen des frühen Mittelalters. Die in diesen Kategorien nachgewiesenen Phänomene werden nachfolgend unter dem Begriff Bestattungsformen behandelt. Das heute noch vorherrschende Bild wird dabei von einer scheinbar linearen Abfolge nur weniger Bestattungsformen und –varianten geprägt (z.B. Reihengräberfeld – Separatfriedhof – Kirchhof) und muss vor dem Hintergrund vieler Ausgrabungsergebnisse gerade für Bayern revidiert werden. Für die zweite Hälfte des ersten Jahrtausends zeigt sich dabei ein Bild größter Vielfalt innerhalb der Siedlungslandschaften. Weiterlesen
Gau Franken
Matthias Klaus BraunDer NS-Gau Franken bestand 1925 bis 1945. Politisch konzentrierte sich das Gaugebiet vor allem auf den heutigen Regierungsbezirk Mittelfranken. An der Spitze des Gaus stand durchgängig Julius Streicher (NSDAP, 1885-1946), wobei er nach 1940 entmachtet war und nur noch formal den Titel eines Gauleiters trug. In den Anfangsjahren der NSDAP diente der Gau Franken als organisatorische Basis, damit sich die Partei nach Mittel- und Norddeutschland ausbreiten konnte. Der Gau Franken zeichnete sich durch eine besonders radikale antisemitische Hetze gegen die jüdischen Einwohner aus.Weiterlesen
Die Neue Zeitung
Bernhard von Zech-KleberDie Neue Zeitung (NZ) zählte zu den wichtigsten Zeitungen der deutschen Nachkriegszeit. Sie erschien erstmals am 18. Oktober 1945 im Verlag der US-Armee und ersetzte die sog. Heeresgruppenblätter in der US-Besatzungszone. Das Blatt hatte seinen Sitz in der Münchner Schellingstraße 39, der ehemaligen Druckerei des „Völkischen Beobachters“. Prägende Persönlichkeiten waren die beiden ersten Chefredakteure Hans Habe (eigtl. János Békessy, 1911–1972) und Hans Wallenberg (1907–1977). Weiterlesen
Feldherrnhalle
Hannelore PutzDie Feldherrnhalle am Münchner Odeonsplatz wurde 1841-1844 durch Friedrich von Gärtner (1791-1847) errichtet. Dem Andenken militärisch herausragender Persönlichkeiten gewidmet, sollte sie in städtebaulicher Hinsicht vor allem als repräsentativer Zielpunkt der Ludwigstraße dienen. Die Nationalsozialisten deuteten die Feldherrnhalle nach 1933 grundsätzlich um: sie wurde zum zentralen Erinnerungsort des gescheiterten Hitlerputsches 1923 und zum permanenten Ort der Selbstinszenierung. Im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben teilweise zerstört, entfernten Münchner Bürger bald nach dem Krieg die NS-Überreste. Seitdem wird die Feldherrnhnalle verschieden gedeutet und als Ort der Auseinandersetzung mit der bayerischen und deutschen Geschichte wahrgenommen. Weiterlesen
Tassilo-Liutpirc-Kelch
Egon WamersDer Tassilo-Liutpirc-Kelch ist ein großer liturgischer Spendekelch. Durch Inschrift ist er als Stiftung des bairischen Herzogs Tassilo III. und seiner Frau Liutpirc ausgewiesen und wurde zwischen 770 und 780 im Salzburger Raum gefertigt. Er ist vollflächig mit einem komplexen und bunten Bildprogramm aus Motiven und Ornamenten des italischen und insularen Kunstkreises verziert. Er befindet sich wahrscheinlich seit 777 oder erst seit dem Sturz Tassilos 788 im Benediktinerstift Kremsmünster (Oberösterreich), wo er seit 1696 als "Stifterbecher" bezeichnet wird. Weiterlesen
Geleit (Herzogtum/Kurfürstentum Bayern)
Hans Georg Hermann
Das Geleit war im mittelalterlichen Europa ein mobiler Sonderfrieden auf Verkehrswegen. Der Reisende hatte für seinen Weg eine Gebühr an den das Geleit gewährenden Schutzherrn zu entrichten. Dies geschah meist in Form einer Begleitung durch Bewaffnete oder eines Geleitbriefes. Im Schadensfall (z. B. Überfällen) in seinem Geleitsgebiet hatte der Schutzherr den Berechtigten zu entschädigen. Dies galt allerdings nur, wenn der Berechtigte sich "geleitlich hielt", d. h. nicht vom vorgegebenen Weg abwich. Das Geleit galt für Personen und für Güter. Weiterlesen
Bistumsorganisation
Wolfgang Weiß
Die mittelalterlichen Anfänge bischöflich verfasster Kirchen mit Einflusszonen reichen für einige Gebiete des heutigen Bayern in das 7. Jahrhundert zurück (Bistümer Mainz, Konstanz, vielleicht Augsburg). 739 wurden die (alt-)bayerischen Diözesen (Freising, Regensburg, Passau, Salzburg) kanonisch errichtet. 741/742 entstand das Bistum Würzburg, wenig später das Bistum Eichstätt. 780/82 erließ Karl der Große (reg. 768-814, Kaiser ab 800) für das östliche Frankenreich eine Metropolitanverfassung. Dem hierbei gegründeten Erzbistum Mainz waren spätestens im frühen 9. Jahrhundert auch die Bistümer Würzburg, Eichstätt und Augsburg zugeordnet. Weiterlesen
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