Kulturarbeit der Vertriebenen
Aus Historisches Lexikon Bayerns
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In Bayern kamen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs etwa zwei Millionen deutsche Umgesiedelte, Flüchtlinge und Vertriebene aus dem östlichen Europa an, die meisten von ihnen aus der Tschechoslowakei und aus Schlesien. Sie brachten je nach Herkunftsregion und familiärer Sozialisation unterschiedliche kulturelle Gewohnheiten mit. Die Kulturarbeit der Vertriebenen lässt sich auf fünf unterschiedlichen Ebenen rekonstruieren: in der privaten Tradierung mitgebrachter Gewohnheiten, in der verbandlich organisierten Kulturpflege sowie in deren institutioneller Förderung durch den Freistaat Bayern, der kommunalen Kulturförderung und hinsichtlich ihrer identitätsstiftenden Wirkung.
Private Tradierung mitgebrachter Gewohnheiten
Unabhängig von ihrer Herkunft brachten die aus ihren Heimatregionen vertriebenen bzw. geflohenen Deutschen nach 1945 bei ihrer Ankunft in Bayern unterschiedliche kulturelle Sozialisationen mit, bedingt durch die in den Herkunftsregionen gesprochenen Sprachen, die gewohnten kulturellen, rechtlichen und gesellschaftlichen Praktiken (nach Leonore Leonhart sog. "unsichtbares Fluchtgepäck"). Zu diesen Prägungen zählten etwa konfessionelle oder religiöse Ausrichtungen, Ess-, Trink- und Kleidungsgewohnheiten, Dialekte, Erzählweisen und Literaturen, aber auch Musik, Spiel und Sport. Für die Betroffenen spielten Familienüberlieferungen, Erinnerungsstücke und kulturelle Praktiken eine wichtige, auch generationenübergreifende Rolle. Jenseits der Vertriebenenpolitik wurde auf diese Weise in zahlreichen Familien und Bekanntschaften eine fortdauernde private Memorialkultur gepflegt.
Über den privaten Bereich hinaus artikulierte sich das immaterielle Kulturerbe in einer Reihe von Einrichtungen: Renommierte bayerische Kulturinstitutionen, deren Entstehung auf die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei zurückzuführen ist, sind etwa die 1946 gegründeten Bamberger Symphoniker oder das 1947 in München neu konstituierte Koeckert-Quartett.
Darüber hinaus materialisierte sich das "unsichtbare Fluchtgepäck" im Bereich der Wirtschaft. In der Nachkriegszeit unter Mitwirkung von Vertriebenen neu errichtete Unternehmen setzten mitgebrachte Kulturelemente in eine Serienproduktion um. Erwähnt sei die Wiederaufnahme der Gablonzer Glasindustrie in Krumbach und Neugablonz, der Karlsbader Oblaten-Erzeugung in Dillingen oder des Schönbacher Instrumentenbaus im mittelfränkischen Bubenreuth.
Eine weitere symbolische Ausprägung fand das kulturelle Fluchtgepäck im kirchlichen Bereich, etwa im Kirchenneubau in Vertriebenensiedlungen (z.B. die 1953–1955 erbaute Kirche St. Michael in Neutraubling) oder in der Transponierung von Wallfahrten aus der alten in die neue Heimat, wie die der Schlesier zur heiligen Hedwig nach Andechs sowie der Donauschwaben und der Oberschlesier nach Altötting.
Verbandlich organisierte Kulturpflege
Die amerikanische Militärregierung in Bayern war zunächst an der Gründung landsmannschaftlicher Vertriebenenorganisationen nicht interessiert, die sie als Integrationshindernisse betrachteten. Toleriert wurden hingegen soziale und kulturelle Organisationsformen. Bald nach ihrer Ankunft in Bayern organisierten Flüchtlinge und Vertriebene erste Heimattreffen, um sich mit Schicksalsgenossen auszutauschen. Mit der Gründung von Heimatgruppen nahmen diese Treffen einen formaleren und demonstrativ-folkloristischen Charakter an, indem etwa heimatliche Bekleidungselemente rekonstruiert sowie Musik, Theater und Tänze eingeübt und aufgeführt wurden.
Die Erinnerung an die Herkunftsorte und -regionen der Vertriebenen und Flüchtlinge wurde in Heimatbüchern festgehalten. Heimatstuben waren für diese Gruppen identitätsrelevante Orte und dienten nicht nur der Zusammenkunft, sondern auch der Selbstvergewisserung, der Sammlung von Erinnerungsobjekten und als Flüchtlingsbüchereien. Häufig entstanden solche Heimatsammlungen an Orten mit einer größeren Konzentration von Menschen aus einem bestimmten Herkunftsort oder in den so genannten Patenstädten (etwa in Freyung für Winterberg/Vimperk, in Forchheim für Braunau/Broumov, in Bamberg für Troppau/Opava oder in Schwandorf für Falkenau/Sokolov). In manchen Fällen verläuft die Grenze zwischen einer solchen Heimatsammlung und einem Heimatmuseum fließend. So entstand 1954 auf der Passauer Veste Oberhaus das Böhmerwaldmuseum mit einer bedeutenden Glassammlung, 1963 in Marktoberdorf auf Initiative des Heimatkreises Hohenelbe (tsch. Vrchlabí) das Riesengebirgsmuseum mit Exponaten aus dem böhmischen Abschnitt dieses Gebirgszugs. Im Jahr 2003 wurde das Isergebirgsmuseum in Neugablonz – der Nachfolgestadt der Glasstadt Gablonz an der Neiße/Jablonec nad Nisou – eröffnet, dessen Vorgeschichte in die 1950er-Jahre zurückreicht. Das gilt auch für das 2000 in Marktredwitz eingeweihte Egerland-Museum, das Vorläufer in Regensburg bzw. Bayreuth hatte.
Unter den Protagonisten kultureller Initiativen befanden sich Personen, die bereits in ihren Herkunftsregionen kulturpolitisch tätig gewesen waren. Zu ihnen gehörte der Organisator der Gesangskultur innerhalb der deutschen völkischen Jugendbewegung in der Tschechoslowakei, der Musikpädagoge Walther Hensel (1887–1956), oder der Volkskundler Josef Hanika (1900–1963), der zahlreiche 'Volkstrachten' erneuerte und bis 1945 stark in die NS-Kulturpolitik im Reichsgau Sudetenland involviert gewesen war. Nach dem Zweiten Weltkrieg forderte er, Sagen, Märchen, Lieder und Bräuche unter den Vertriebenen zu sammeln, skizzierte wie der Eingliederungsprozess der Vertriebenen erforscht werden solle und gilt daher als Mitbegründer der sog. Vertriebenenvolkskunde. Die Dokumentation seiner Befragungen unter Geflüchteten harren im Institut für Kulturanalyse der Deutschen des östlichen Europa (IKDE) in Freiburg (Baden-Württemberg) der Auswertung. Solche Kontinuitäten ließen sich auch in der Kulturarbeit der Einheimischen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg beobachten. Andere Persönlichkeiten wie der Volkskundler Georg R. Schroubek (1922–2008) aus Prag oder der Banater Linguist Ladislaus Michael Weifert (1894–1977) leisteten maßgebliche Beiträge zu einer unvoreingenommenen Erforschung kultureller Phänomene der Herkunftsregionen.
Institutionelle Förderung durch den Freistaat Bayern
Im Freistaat Bayern haben drei Kulturwerke ihren Sitz, die von Deutschen aus dem östlichen Europa in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden sind.
Innerhalb der Sudetendeutschen Hilfsstelle in München erwuchs 1946/47 im Umfeld von Kulturschaffenden, Politikern und Wissenschaftlern die Idee zu einer landsmannschaftlichen Kultureinrichtung. Als Namensgeber wählte man den aus dem Böhmerwald stammenden Schriftsteller Adalbert Stifter (1805–1868). Im Oktober 1947 wurde der Adalbert Stifter Verein (ASV), der anfangs auch als 'Ersatz' für die noch nicht existierende Sudetendeutsche Landsmannschaft fungierte, als Verein registriert. Wissenschaft, Musik, darstellende Kunst und 'Volkstumsgut' zählten zu den Betätigungsfeldern. Im Jahr 1952 wurde der ASV in die institutionelle Förderung des Bundes aufgenommen.
Auf Initiative von Landsmannschaften, die Deutsche aus den unterschiedlichen Regionen Südosteuropas vertraten, entstand 1951 in München das ebenfalls vom Bund institutionell geförderte Südostdeutsche Kulturwerk (SOKW) als Einrichtung von Wissenschaftlern und Kulturschaffenden, deren Wurzeln in diesem Raum lagen. Zu den frühen Führungspersönlichkeiten zählten unter anderem der Historiker Fritz Valjavec (1909–1960) und der Schriftsteller Heinrich Zillich (1898–1988). Aus dem SOKW ging 2001 das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) hervor, seit 2004 An-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.
1952 riefen der Unternehmer Kraft Henckel von Donnersmarck (1890–1977), der Historiker und Geograf Herbert Schlenger (1904–1968) sowie der Schulrat und Publizist Karl Schodrok (1890–1978) in Neumarkt in der Oberpfalz das Kulturwerk Schlesien e. V. ins Leben. Die vom Freistaat Bayern institutionell geförderte Einrichtung versammelte Wissenschaftler, Literaten und Künstler schlesischer Herkunft. Seit 1957 hat sie ihren Sitz in Würzburg und organisiert Tagungen, Lesungen und Exkursionen. Neben zahlreichen Buchveröffentlichungen gab sie die Kulturzeitschrift Schlesien sowie den Schlesischen Kulturspiegel heraus. 1975 wurde der bisherige Verein in eine Stiftung des bürgerlichen Rechts umgewandelt.
Bereits das im November 1945 errichtete Staatskommissariat für das Flüchtlingswesen befasste sich neben sozialen und materiellen Aspekten der Integration auch mit den kulturellen Belangen der Neubürger in Bayern. In der Nachkriegszeit machten Kinder aus Vertriebenenfamilien neben einheimischen Schülern einen nicht unerheblichen Anteil an bayerischen Schulen aus. Der Freistaat verfolgte 1947 eine didaktische Doppelstrategie: An Bayerns Schulen sollte das Kulturgut der Vertriebenen gepflegt und vermittelt, aber den Vertriebenenkindern auch die bayerische Kultur nähergebracht werden. Ein von Vertriebenenverbänden gefordertes separates 'ostkundliches' Unterrichtsfach lehnte das Kultusministerium ab und befürwortete stattdessen die Vermittlung entsprechender Inhalte in allen schulischen Disziplinen.
Die Kultur der Deutschen aus dem östlichen Europa wurde in der Nachkriegszeit auch in den Medien vermittelt, in den Zeitungen, in Rundfunk und Fernsehen. Der gebürtige Oberschlesier und Journalist Herbert Hupka (1915–2006) leitete die Kulturabteilung bei Radio München, dem späteren Bayerischen Rundfunk. Mit seiner Kritik an der konservativen bayerischen Kulturpolitik eckte er an und wurde 1949 mit der Leitung von Sendungen für Vertriebene betraut, die sich großer Resonanz erfreuten.
Im Dezember 1950 konstituierte sich in München ein lockerer Arbeitskreis für kulturelle Betreuung der Heimatvertriebenen, der Kultur als Vehikel der Integration nutzen wollte. Zu seinen Protagonisten zählten der böhmische Soziologe Eugen Lemberg (1903–1976) und der schwäbische Politiker Pius Haugg (CSU, 1905–1978), Kulturreferent im Staatssekretariat für das Flüchtlingswesen. Er bemühte sich darum, kulturelle Manifestationen von Vertriebenen zu ermöglichen.
Die rechtliche Grundlage für staatliches Engagement bildete das Gesetz über die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge (Bundesvertriebenengesetz, BVFG) vom 19. Mai 1953. In dessen § 96 ("Kulturparagraph") verpflichteten sich Bund und Länder, "das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten, Archive, Museen und Bibliotheken zu sichern, zu ergänzen und auszuwerten sowie Einrichtungen des Kunstschaffens und der Ausbildung sicherzustellen und zu fördern". Die wissenschaftliche Erforschung der Kultur und Geschichte der Deutschen aus dem östlichen Europa sollte unterstützt und die "Weiterentwicklung der Kulturleistungen der Vertriebene und Flüchtlinge" gefördert werden. In Bayern ressortiert diese Aufgabe beim Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales; ministerienübergreifend koordiniert seit 2018 die dort angesiedelte Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene die staatliche Vertriebenenkulturarbeit.
Mit der 1954 verkündeten 'Schirmherrschaft über die sudetendeutsche Volksgruppe' sowie der 1978 übernommenen Patenschaft über die Ostpreußische Landsmannschaft erwuchsen dem Freistaat Bayern besondere Aufgaben in der Kulturförderung. Die Errichtung der Sudetendeutschen Stiftung (1970) und der Ostpreußischen Kulturstiftung Ellingen (1981) sind Auswirkungen dieser Politik.
Eine regional übergreifende Ausrichtung mit einem kunsthistorischen Profil besitzt das vom Bund und vom Freistaat geförderte Kulturforum Ostdeutsche Galerie (KOG) in Regensburg, ursprünglich eine Gemeinschaftsstiftung des Adalbert Stifter Vereins und der Künstler-Gilde in Esslingen. Das Museum sammelt Werke deutschsprachiger Künstler, die aus dem östlichen Europa stammten oder dort tätig wurden und präsentiert neben einer Dauerausstellung auch regelmäßig monografische oder thematische Sonderausstellungen. Ein ähnliches Trägermodell besitzt auch das 2020 der Öffentlichkeit zugänglich gemachte Sudetendeutsche Museum in München.
Nach langen Planungen wurde 1970 in München das Haus des deutschen Ostens (HDO) eröffnet, ein vom Freistaat Bayern getragener Ort der Kulturpflege, -vermittlung und Begegnung und zugleich eine nachgeordnete Behörde des Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales. Die Arbeit des HDO ergänzt seit 1998 das Haus der Heimat (HdH) in Nürnberg, dessen Fokus auf der Betreuung von Spätaussiedlern aus Südost- und Osteuropa liegt.
Kommunale Vertriebenenkulturarbeit
Zahlreiche kommunale Museen widmen sich seit der Jahrtausendwende der Kultur deutscher Geflüchteter aus dem östlichen Europa als Bestandteil ihrer neueren Geschichte. Mit der spezifischen Kultur und Geschichte klassischer Vertriebenensiedlungen und ihrer Bewohner setzen sich etwa das Heimathaus Traunreut, das Stadtmuseum Waldkraiburg und das Museum der Stadt Geretsried auseinander. Bereits seit den 1950er-Jahren wiesen zahlreiche bayerische Kommunen Straßen aus, deren Namen an Persönlichkeiten, Orte und Regionen erinnerten, die für die deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge aus dem östlichen Europa eine Bedeutung hatten. Damit folgten sie einer Richtlinie der kommunalen Spitzenverbände in der Bundesrepublik Deutschland. Mancherorts wurden auch Denkmäler oder andere Erinnerungszeichen geschaffen, die mit dem Heimatverlust konnotiert waren. Aus einer Reihe von Patenschaften entwickelten sich nach 1990 reguläre kommunale Partnerschaften, z.B. im Fall von Bubenreuth – Schönbach/Luby (1956/2006) oder Neuburg an der Donau – Weidenau/Vidnava (1954/2000).
Identitätsstiftende Wirkung: Vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis
Die Kultur der deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem östlichen Europa und die Erinnerung an die zurückgelassene Heimat wurde auch durch in Bayern nach 1945 ansässig gewordene Literaten verewigt. Als bedeutendste gelten die beiden oberschlesischen Schriftsteller Heinz Piontek (1925–2003) und Horst Bienek (1930–1990), der aus Böhmen stammende Otfried Preußler (1923–2013) oder der Siebenbürger Sachse Hans Bergel (1925–2022). Ihre Werke stehen für den Übergang vom kommunikativen ins kulturelle Gedächtnis. Dies trifft auch auf zahlreiche Institutionen zu, die ihre ursprüngliche identitätsstiftende Funktion im Zuge der zunehmenden Integration der Vertriebenen in Bayern verloren haben. Das betrifft etwa kleinere Kultur- und Folkloregruppen, die aus Mangel an Nachwuchs ihre Tätigkeit eingestellt haben, oder Heimatsammlungen, deren Ausstellungsobjekte in Depots eingelagert worden sind. Die Kultur und Geschichte der Deutschen aus dem östlichen Europa bleibt – auch in ihren bayerischen Verflechtungen – ein Teil der deutschsprachigen Gesamtkultur. Als solche bietet sie insbesondere seit der politischen Wende von 1989/90 in den Staaten Zentral-, Ost- und Südosteuropas auch Anknüpfungspunkte für grenzüberschreitende kulturelle Beziehungen.
Im Hinblick auf die Integration der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler in die bayerische Aufnahmegesellschaft lassen sich deren kulturellen Praktiken und Artefakten keine eindeutigen Bedeutungen und Funktionen zuschreiben: Analogien in Sprache, Alltagsgewohnheiten und religiösen Überzeugungen konnten integrationsfördernd wirken, indem sie eine gemeinsame Basis zwischen den Angekommenen und den Ansässigen schuf. Dies betraf beispielsweise die Egerländer, die im östlichen Oberfranken bzw. in der Oberpfalz ankamen, oder die Böhmerwäldler, die in Niederbayern eine neue Heimat fanden.
In anderen Fällen, in denen die mitgebrachte Kultur als 'exotisch' oder 'fremd' wahrgenommen wurde – und sei es nur wegen der in der Nachkriegszeit noch virulenten konfessionellen Gegensätze – konnte aber auch ein Fremdheitsgefühl aufkommen, das neben einer Vielzahl von sozialen und politischen Faktoren zu einer Stereotypisierung der Neubürger führen konnte. Menschen aus Schlesien oder Ostpreußen sahen sich den tradierten Preußen-Bildern aus dem 19. Jahrhundert ausgesetzt. Andererseits trug langfristig gerade die Auflösung religiös weitgehend homogener Landschaften durch die Ankunft und Einquartierung anderskonfessioneller Menschen zur Ökumene und damit auch zu einer gesellschaftlichen Versöhnung bei.
Literatur
- Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V. (Hg.), Die Volksmusik der deutschen Vertriebenen und Aussiedler und ihr Einfluß auf Bayern (Volksmusik Forschung und Pfelge in Bayern 11), München 1993.
- Cornelia Eisler, Verwaltete Erinnerung - symbolische Politik : die Heimatsammlungen der deutschen Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa Band 57), München 2015.
- Elisabeth Fendl, Das Gepäck der Heimatvertriebenen, in: Henrike Hampe (Hg.), Heimat im Koffer – Flüchtlinge und Vertriebene aus Südosteuropa im Nachkriegsdeutschland. Begleitheft zur Ausstellung des Donauschwäbischen Zentralmuseums vom 30. April bis 5. Oktober 2008, Ulm 2008, 16–23.
- Elisabeth Fendl, „Ostdeutsche Kultur“ in der Grammatik der frühen Vertriebenenpolitik, in: Reinhard Johler u. a. (Hg.), Kultur_Kultur. Denken. Forschen. Darstellen, 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Tübingen vom 21. bis 24. September 2011, Münster 2013, 252–261.
- Michael Henker (Hg.), Die Heimatsammlungen der Sudeten- und Ostdeutschen in Bayern. Ein Führer zu 86 Heimatsammlungen mit 182 Abbildungen und Einzelkarten (Veröffentlichung der Landesstelle für die Nichtstaatlichen Museen in Bayern), München 2009.
- Leonore Leonhart, Das unsichtbare Fluchtgepäck. Kulturarbeit ostdeutscher Menschen in der Bundesrepublik. Köln 1970.
- Karin Pohl, Zwischen Integration und Isolation. Zur kulturellen Dimension der Vertriebenenpolitik in Bayern (1945-1975) (Die Entwicklung Bayerns durch die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge 13), München 2010.
- Lilian Schacherl, Die Kulturwerke der Vertriebenen. Ihre Aufgabe, Tätigkeitsbereiche und Arbeitsmethoden, Bonn ca. 1962.
- Johannes Schellakowsky, Integration und Erbe. Zum politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Beitrag der Vertriebenen in Deutschland und Bayern, Würzburg 2005.
- Tobias Weger, "Volkstumskampf" ohne Ende? Sudetendeutsche Organisationen, 1945–1955 (Die Deutschen und das östliche Europa 2), Frankfurt am Main u. a. 2008.
- Tobias Weger, München und die deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas in den späten 1940er- und 1950er-Jahren, in: Anke Stephan/Felix Jeschke/Hannah Maischein (Hg.), Osteuropäisches München. Displaced Persons und Geflüchtete in der Nachkriegszeit, München 2025, 435–456.
Quellen
- Archiv des Instituts für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa (IVDE), Freiburg im Breisgau.
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Bestände Landesflüchtlingsverwaltung, Ministerium des Innern, Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Ministerium für Unterricht und Kultus, Staatskanzlei, Sudetendeutsches Archiv.
- Vereinsarchive des Adalbert Stifter Vereins e. V., des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Externe Links
- Adalbert Stifter Verein, München
- Bayerischer Rundfunk, Heimatvertriebene Schlesier in Bayern 1964
- Böhmerwaldmuseum, Passau
- Collegium Carolinum, München
- Dokumentation der Heimatsammlungen in Deutschland, hier: Bayern
- Haus der Heimat, Nürnberg
- Haus des deutschen Ostens, München
- Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, München
- Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg
- Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg
- Sudetendeutsches Museum, München
- Sudetendeutschen Stiftung, München
- Kulturzentrum Ostpreußen, Ellingen
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Empfohlene Zitierweise
Tobias Weger, Kulturarbeit der Vertriebenen, publiziert am 06.06.2025 in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kulturarbeit der Vertriebenen> (24.06.2025)