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Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien (VWA)

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Logo der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien. (Gemeinfrei via Wikimedia Commons)
Hans Nawiasky (1880-1961). Fotografie aus der zu Nawiasky geführten Personalakte des Akademischen Senats der Ludwig-Maximilans-Universität München. (Foto: Universitätsarchiv München, Fotosammlung)

von Emma Mages

Seit 1922 zuerst in München, dann auch in anderen Städten für Beamte geschaffene, akademische Fortbildungseinrichtungen. Seit der Neugründungsphase nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Akademien ihr Angebot ständig erweitert, aktualisiert und an einen breiteren Personenkreis gerichtet. Folgerichtig wurden sie seit den 1950er Jahren in Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien umbenannt.

Entwicklung 1922-1951

Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien in Bayern (1922-1945). (Karte von Stefan Schnupp)

Die erste deutsche Verwaltungsakademie entstand 1919 in Berlin, nachdem schon 1907 die Industrie- und Handelskammer (IHK) Essen eine ähnliche Fortbildungseinrichtung geschaffen hatte.

Die erste süddeutsche Verwaltungsakademie wurde am 18. März 1922 in München gegründet. Aufbau und Leitung oblag dem Juristen und Verfassungsrechtler Professor Hans Nawiasky (1880-1961). Die Akademie setzte sich die berufsbegleitende Fortbildung auf universitärem Niveau für Angehörige der Wirtschaft und des gehobenen öffentlichen Dienstes zum Ziel.

Die Akademie München errichtete schon 1926 Zweiganstalten in Augsburg und in der Pfalz (Kaiserslautern, Ludwigshafen, Speyer); 1942/43 entstanden ferner Zweiganstalten in Traunstein und Landshut. Eigenständige Verwaltungsakademien waren 1928 in Würzburg und 1934 in Nürnberg geschaffen worden.

Nach 1945 erfolgte die Neugründung der Akademien. 1949 kam die Akademie Regensburg hinzu. Auf Anregung der VWA München wurde 1950 in Nürnberg der Bundesverband Deutscher Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien (Geschäftsstelle in Frankfurt am Main) gebildet, in dem alle bayerischen Akademien Mitglied sind. 1951 schlossen sich die bayerischen Verwaltungsakademien in Würzburg zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen.

Wirkungskreis und Zielgruppe

Die Verwaltungsakademien waren ursprünglich Fortbildungsstätten für Beamte. Seit der Wiederinbetriebnahme Ende der 1940er Jahre wurde das Studienangebot ständig ausgeweitet. Die staatlich anerkannten Anstalten boten meist sechssemestrige Lehrgänge über die Grundzüge der Staats-, Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an und setzten sich die allgemeine und fachliche Fortbildung der Beamten und Angestellten von Behörden, Betrieben und Organisationen zum Ziel. Um der thematischen Breite des Bildungsangebots und der zunehmenden wirtschaftswissenschaftlichen Ausrichtung gerecht zu werden, wurden die Verwaltungsakademien in Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien umbenannt (zuerst 1951 in Würzburg).

VWA-Abschlüsse werden heute besonders in der Privatwirtschaft als Alternative zum Hochschulstudium geschätzt. Berufstätige mit und ohne Abitur, mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und einer mindestens einjährigen Berufspraxis können sich an den Akademien einschreiben. Allein die VWA Nürnberg und ihre Zweigstellen verliehen im Zeitraum von 1950 bis 2005 über 5.500 Diplome. Mit einem VWA-Diplom wird jedoch kein akademischer Grad verliehen.

Trägerschaft und Finanzierung

Die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien sind selbstständige, privatwirtschaftliche Einrichtungen der beruflichen Fortbildung außerhalb der Hochschulen mit Vereinsstatus (e.V.). In den Trägervereinen sind in der Regel Städte und Gemeinden, Bezirke, Industrie- und Handelskammern (IHK), Banken, private Unternehmen sowie Verbände (in unterschiedlicher Zusammensetzung) vertreten. Leiter der Akademie ist häufig der örtliche Oberbürgermeister, IHK-Präsident oder Regierungspräsident. Die wissenschaftliche Leitung obliegt meist einem Universitätsprofessor, dem ein Geschäftsführer für die laufenden Geschäfte zur Seite steht. Die Akademien finanzieren sich ausschließlich über Studiengebühren und erhalten keine staatlichen Zuschüsse für den Lehrbetrieb.

VWA München

Die Verwaltungsakademie München heißt seit 9. Juni 1954 Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie. 1975 nahm die Zweiganstalt Ingolstadt, 1980 die Zweiganstalt Rosenheim den Vorlesungsbetrieb auf. Seit 1990 besteht die Möglichkeit, an der VWA München ein vollständiges Informatikstudium oder ein Aufbaustudium mit dem Abschluss Informatik-Betriebswirt (VWA) zu absolvieren. Weitere betriebswirtschaftliche und informationstechnologische Studiengänge kamen von 1999 bis 2005 hinzu (Marketing, IT-Engineer, Management- und Projekt-Betriebswirt). Im Oktober 2000 begann die Zweiganstalt Garmisch-Partenkirchen mit dem Vorlesungsbetrieb.

VWA-Standorte in Bayern

Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien in Bayern (Stand 2006). (Karte von Stefan Schnupp)

Dokumente

Literatur

  • Kurt Werner Haesele, Festschrift anläßlich des 50jährigen Bestehens der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie München, München 1972.
  • Manfred Laugwitz, Die Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Würzburg. 75 Jahre berufsbegleitende Fortbildung in Unterfranken, in: AKADEMIE 2 (2003), 54-56.
  • Friedrich Merzbacher, 50 Jahre VWA Würzburg, Festschrift 1978.
  • Studienführer der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Regensburg, Regensburg 1953.

Weiterführende Recherche

Externe Links

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Empfohlene Zitierweise

Emma Mages, Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien (VWA), publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Verwaltungs-_und_Wirtschaftsakademien_(VWA) (19.04.2024)