• Versionsgeschichte

Technische Nothilfe: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Bayerns

imported>Twolf
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 141: Zeile 141:
}}
}}


  <html><img src="https://ssl-vg03.met.vgwort.de/na/fdda9392de174ff1b47d2058662307dd" id="vgwort" alt="" /></html>
  <html><img src="https://ssl-vg03.met.vgwort.de/na/fdda9392de174ff1b47d2058662307dd" id="vgwort" /></html>

Aktuelle Version vom 17. Oktober 2019, 10:39 Uhr

von Andreas Linhardt

Die Technische Nothilfe (TN oder Teno) war eine reichsweite Organisation, die ursprünglich zur Sicherstellung von Notstandsarbeiten bei "wilden", oft politisch motivierten Streiks in als lebenswichtig definierten Betrieben aufgestellt wurde. Von ihren Befürwortern aus Militär, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und weiten Teilen des Bürgertums als unabdingbares Machtmittel gegen den "roten Streikterror" gepriesen, wurde die Technische Nothilfe von ihren Gegnern aus dem linken Parteienspektrum und vielen Gewerkschaften als konterrevolutionäre und gegen die Arbeiterschaft gerichtete "Streikbrechergarde" gebrandmarkt. Nach dem unruhigen ersten Jahrfünft der Weimarer Republik wurde der Aufgabenschwerpunkt auf den Katastrophenschutz und zu Anfang der 1930er Jahre auch auf den zivilen Luftschutz verlagert. Ab 1936 wurde die Technische Nothilfe schrittweise zu einer "technischen Hilfspolizeitruppe" im Rahmen der Ordnungspolizei umgewandelt. Während des Zweiten Weltkriegs stellte die Technische Nothilfe technische Einheiten sowohl für den Luftschutz im Reichsgebiet als auch in den besetzten Gebieten im Gefolge der Wehrmacht.

Vorgeschichte

Die Technische Nothilfe (TN oder Teno) geht auf die Technische Abteilung (TA) der Gardekavallerieschützendivision zurück, die von dem Pionierleutnant Otto Lummitzsch (1886-1962, Vorstand bzw. Reichsleiter der Technischen Nothilfe 1919-1934) aus Soldaten technischer Heerestruppenteile und der Marine in den Tagen des Spartakusaufstands am 12. Januar 1919 in Berlin gebildet wurde. Aufgabe dieses technischen Freikorps sollte es sein, im Falle von Streiks Notstandarbeiten in solchen Betrieben zu verrichten, die als lebenswichtig eingestuft wurden, sofern die Belegschaftsangehörigen nicht selbst dafür Sorge trugen. Hierzu zählten Versorgungsbetriebe für Gas, Wasser und Elektrizität ebenso wie das Verkehrs- und Transportgewerbe, Krankenhäuser, erzeugende und verarbeitende Betriebe der Nahrungsmittelbranche usw. Weitere Einheiten wurden nach Berliner Vorbild auch in anderen Wehrkreisen des Reiches aufgestellt. Da sich bald zeigte, dass die militärischen Einheiten für die Erfüllung der gestellten Aufgaben nicht ausreichten, wurden ergänzend technische Zeitfreiwilligeneinheiten vornehmlich aus Studenten aufgestellt. Für diese Ergänzungskräfte kam schon früh die Bezeichnung "Technische Nothilfe" in Gebrauch. Auch in Bayern bildeten studentische Zeitfreiwillige solche Einheiten, die dem Befehl des Reichswehr-Gruppenkommandos 4 unterstellt wurden.

Gründung 1919

Otto Lummitzsch (1886-1962) gilt als Gründer der Technischen Nothilfe (TN). Die Aufnahme zeigt ihn in der Uniform des Leiters der Technischen Nothilfe, ca. 1930. Lummitzsch hatte Architektur und Bauingenieurwesen studiert und diente während des Ersten Weltkriegs als Offizier in einem Pionierregiment. (Technisches Hilfswerk, Historische Sammlung)

Ebenso wie bei anderen Einheiten der vorläufigen Reichswehr zeichnete sich auch für die Technische Abteilung ab, dass sie von den Alliierten als unerlaubte Wehrersatzformationen beanstandet würde. Demgegenüber stand ein rapide wachsender Bedarf, eine technisch vorgebildete Einsatzreserve für die genannten Aufgaben zur Verfügung zu haben. Man beschritt denselben Weg wie bei den Einwohnerwehren und wandelte die Technische Abteilung mitsamt ihrer Zeitfreiwilligenverbände in eine zivile Organisation "beim Reichsministerium des Innern" um. Am 30. September 1919 wurde die Technische Nothilfe reichsweit gegründet und am 28. November 1919 aus der Reichswehr ausgegliedert. Sie firmierte nun als "Arbeitsgemeinschaft namentlich technisch vorgebildeter Arbeitskräfte" zur Bekämpfung allgemeiner öffentlicher Notstände. Den Rechtsstatus hielt die Reichsregierung bewusst vage und provisorisch, sollte doch ein Einsatz der Technischen Nothilfe nicht gegen das durch die Reichsverfassung garantierte Koalitionsrecht und die Neutralität des Staates in Arbeitskämpfen verstoßen. Gleichwohl sahen weite Teile der politischen Linken und der Gewerkschaften in der Technischen Nothilfe eine Streikbrecherorganisation.

Die Gründung der bayerischen Technischen Nothilfe als zivile Organisation wurde ab Mitte Dezember 1919 vollzogen. Auf Grundlage der bisherigen Zeitfreiwilligenverbände wurden zunächst zwei Landesbezirke gebildet, die aber aus verwaltungstechnischen Gründen schon bald zu einem Landesbezirk Bayern mit Sitz in München zusammengeführt wurden.

Die Technische Nothilfe während des Kapp-Lüttwitz-Putsches und der Ereignisse im März 1920

Während sich am 13. März 1920 in Berlin der Kapp-Lüttwitz-Putsch ereignete, unternahm der Kommandeur des Reichswehr-Gruppenkommandos 4, General Arnold Ritter von Möhl (1867-1944), am 14. März 1920 einen eigenen Vorstoß gegen die gewählte Landesregierung, die zwei Tage später zur Einsetzung des bisherigen Regierungspräsidenten von Oberbayern, Gustav Ritter von Kahr (BVP, 1862-1934, Ministerpräsident 1920-1921), als Ministerpräsident führte.

Einsatz der Technischen Nothilfe beim Generalstreik in Berlin 1920. Foto: Scherl. (Technisches Hilfswerk, Historische Sammlung)

Am 14. März 1920 traten auch die Arbeiter in den bayerischen Großstädten in den Generalstreik. Ursprünglich zur Abwehr des Berliner Putsches begonnen, richtete sich dieser dort alsbald auch gegen die Absetzung der gewählten Regierung unter Johannes Hoffmann (SPD, 1867-1930, Ministerpräsident 1919-1920). Im Gegensatz zu anderen Teilen des Reiches konnte aber keine einheitliche Streikfront aufgebaut werden, denn die christlichen Gewerkschaften konnten sich nicht zu einer Streikbeteiligung entschließen und die bayerischen Bauernbünde drohten sogar mit einem Versorgungsstreik gegen die Arbeiterschaft. Kahr setzte nun neben den Einwohnerwehren bei der Abwehr des Streiks auf die Technische Nothilfe. In München fanden sich 1.190 Nothelfer in den Alarmlokalen ein, von denen dann tatsächlich 730 eingesetzt wurden: So wurden allein 300 Nothelfer für den Zustelldienst der Post herangezogen, weitere zum Drucken und Plakatieren von Regierungsbekanntmachungen, andere wiederum zur Sicherstellung der Lebensmittel- und Kohlenversorgung. Darüber hinaus wurde eine Fahrbereitschaft mit Autos und Motorrädern organisiert, um sowohl die Nothelfer möglichst schnell an die jeweiligen Brennpunkte des Geschehens bringen zu können als auch Lebensmitteltransporte und Kurierfahrten durchführen zu können. Nicht zuletzt betrieb die Technische Nothilfe Gas- und Elektrizitätswerke weiter, darunter das moderne Großkraftwerk Franken in Nürnberg.

Aufbau und Organisation in Bayern

Karte über die Organisation der Technischen Nothilfe aus dem Jahre 1924. (Syndikus Feuerherdt (Bearb.): Gemeindearbeiterstreiks und Technische Nothilfe. Betrachtungen und Zusammenstellungen auf Grund des Mitteldeutschen Gemeindearbeiterstreiks Oktober 1924. Magdeburg 1925, nach S. 112)

Zunächst erfolgte der Aufbau der Technischen Nothilfe in Bayern bis zu den Märzereignissen 1920 schleppend. In der zweiten Jahreshälfte 1920 zählte man dann bereits rund 10.000 Mitglieder in insgesamt 120 Ortsgruppen, die von 10 Landesunterbezirken verwaltet wurden. Auf dem Höhepunkt der Organisationsentwicklung 1924/25 besaß die Technische Nothilfe in Bayern über 170 Ortsgruppen. Angehörige technischer und handwerklicher Berufe aus dem bürgerlichen Mittelstand bildeten das Gros der Einsatzkräfte, wobei auch Studenten und Schüler eine große Rolle spielten. Demgegenüber blieben Arbeiter vor allem wegen der Distanz der meisten Gewerkschaften zur Technischen Nothilfe in der Organisation unterrepräsentiert.

Anders als alle anderen Landesbezirke der Technischen Nothilfe unterstand die Technische Nothilfe in Bayern während der gesamten Weimarer Republik nicht der Berliner Hauptstelle, sondern direkt dem bayerischen Innenminister. Dieser hatte die Technische Nothilfe per Erlass vom 18. Januar 1920 bezüglich aller grundsätzlichen und organisatorischen Fragen unter seine Kontrolle gebracht und sogar eine spezielle, ihm verantwortliche "Landesleitung" als Führungsinstanz eingerichtet. Diese in Deutschland einmalige Konstruktion muss im Zusammenhang mit damals in der bayerischen Regierung verfolgten Plänen gesehen werden, Einwohnerwehren und Technische Nothilfe zu einer Einheit zu verschmelzen. Außenpolitische Rücksichten zwangen schließlich dazu, hiervon Abstand zu nehmen. Der Erlass erging noch am gleichen Tag, an dem die Verschmelzung von Einwohnerwehren und Technische Nothilfe rückgängig gemacht wurde. Dies geschah, um einen stets direkten Zugriff auf die Technische Nothilfe als Interventionsorgan zu behalten. Durch ihn wurden die Einflussmöglichkeiten des Reichsinnenministers oder der Berliner Hauptstelle auf die Geschicke der bayerischen Technischen Nothilfe auf ein allgemeines Aufsichtsrecht begrenzt. Somit kann die Technische Nothilfe in Bayern mit einigem Recht als eigenständige Organisation gesehen werden, die dort fast das Gepräge einer Landesbehörde erhielt.

In München wurde am 11. Juli 1921 durch Erlass des Innenministeriums ein "Notbann" gebildet. Diese weder von der Leitung der Technischen Nothilfe noch von den Gewerkschaften anerkannte Abspaltung wurde ins Leben gerufen, nachdem sich die Technische Nothilfe geweigert hatte, anlässlich des Generalstreiks am 10. Juni 1921 aus Protest gegen die tags zuvor erfolgte Ermordung des Vorsitzenden der USPD-Fraktion im Landtag, Karl Gareis (USPD, 1889-1921), eine Notzeitung zu drucken. Dem "Notbann" war allerdings nur eine vorübergehende Existenz beschieden.

Die allgemein zurückgehenden Einsatzzahlen und die ab Mitte der 1920er Jahre mehrfach gekürzten Etatmittel zwangen die Technische Nothilfe mehrfach zur Umstrukturierung, einem Abbau hauptamtlicher Stellen und zur Auflösung von Ortsgruppen. In Bayern verfügte die Technische Nothilfe 1934 nur noch über 41 Ortsgruppen.

Aktivitäten der Technischen Nothilfe

Einsätze bei Streiks

Auch nach den Märzereignissen 1920 wurde die Technische Nothilfe während verschiedener Arbeitskämpfe aufgerufen und in vergleichsweise wenigen Fällen auch eingesetzt. Schwerpunkte in Bayern waren Transportarbeiterstreiks sowie Arbeitskämpfe in der erzeugenden und verarbeitenden Nahrungsmittelwirtschaft. Vom Eisenbahnbeamtenstreik Anfang Februar 1922, der den gesamten Norden und die Mitte des Reiches erfasste und zu einem Großeinsatz der Technischen Nothilfe führte, blieb Bayern unberührt.

Der größte Einsatz fand anlässlich des Brauereiarbeiterstreiks vom 27. März bis 2. April 1923 statt: Flächendeckend in 22 Städten streikten auf dem Höhepunkt der galoppierenden Hochinflation rund 10.000 Mitarbeiter für Lohnzuschläge. Während in Schwaben und Unterfranken die Notstandsarbeiten von den Streikenden selbst durchgeführt wurden, rückten mehrere hundert Nothelfer auf Anordnung der Polizeiverwaltungen in München, Nürnberg-Fürth, Rosenheim, Planegg (Lkr. München) und Regensburg in zahlreiche Brauereien ein, um die Fütterung der Brauereipferde, den Betrieb der Kühlanlagen und das Bewahren der Vorräte vor dem Verderben zu übernehmen.

Vom 22. September bis 11. November 1924 hielten insgesamt 456 Nothelfer im bestreikten staatlichen Eisen- und Hüttenwerk Luitpoldhütte in Amberg die Hochöfen in Betrieb, um dadurch auch die Belieferung der Bevölkerung mit Elektrizität und Gas sicherzustellen (59.832 Arbeitsstunden).

Danach kam es zu keinen durch Arbeitskämpfe bedingten Einsätzen der bayerischen Technischen Nothilfe mehr.

Katastrophenschutz

Die Richtlinien der Technischen Nothilfe sahen von vornherein auch einen Einsatz in Fällen höherer Gewalt oder bei Großunfällen vor. Besonders aktiv war die bayerische Technische Nothilfe im Bereich des Hochwasserschutzes im Verein mit den örtlichen Freiwilligen Feuerwehren: Im Mai/Juni 1926 bei Kempten, Babenhausen (Lkr. Unterallgäu), Augsburg sowie insbesondere bei Donauwörth waren mehrere TN-Wasserwehren mit 183 Nothelfern im Einsatz. Ende September 1927 folgten diverse Einsätze in Südbayern. Während des Eiswinters im Februar 1929 musste die Technische Nothilfe zu einer Dammsprengung bei München anrücken, um ein Umspannwerk vor einer Überflutung zu bewahren. Insgesamt war das Berichtsjahr 1928/29 das aktivste in der bayerischen Technischen Nothilfe seit ihrer Gründung.

Auch in der Groß- und Waldbrandbekämpfung kamen immer wieder Nothelfer zum Einsatz. Beispielsweise halfen Nothelfer beim Brand der Werft Regensburg der Maschinenfabrik Dresden-Uebigau Ende Januar 1922 oder bei einem Waldbrand am 12. Juni 1925 in Herrnhütte bei Nürnberg.

Eine Ausstattung der Nothelfer mit einheitlicher Bekleidung, Ausrüstung oder gar Einsatzfahrzeugen war damals noch nicht vorhanden. Erst kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden in größeren Ortsgruppen motorisierte Bereitschaftszüge aufgestellt, die nach einem einheitlichen Schema ausgerüstet und gegliedert sein sollten. Für Gebirgsregionen wurden sogar geländegängige Steyr-Fahrzeuge entwickelt und vereinzelt den Ortsgruppen zugewiesen (z. B. Landshut). Vielerorts, wie in Nürnberg, wurden jedoch auch gebrauchte Lastwagen in Eigenleistung der Nothelfer umgebaut, da der Etat der Technischen Nothilfe eine flächendeckende Ausrüstung nicht ermöglichte.

Fahrzeuge der Ortsgruppe Landshut der Technischen Nothilfe (TN) während eines Einsatzes nach einem Luftangriff auf München. Das Bild zeigt im Vordergrund das Fahrzeug "Trausnitz". Der Einsatz dauerte vom 11. bis 15.3.1943. (Technisches Hilfswerk, Historische Sammlung)
Einsatzkräfte der Technischen Nothilfe (TN) helfen als Teil der Luftschutzpolizei bei der Brandbekämpfung. Das Bild zeigt ein brennendes Gebäude auf Höhe Karolinenstraße 30-32 in Nürnberg am 8. März 1943. Die Royal Airforce flog in der Nacht vom 8. auf den 9. März 1943 einen großangelegten Angriff auf Nürnberg. Der Nürnberger Rechtsanwalt Dr. Ludwig Ostner (1890-1977) hatte in der Karolinenstraße seine Kanzlei und wagte sich auf die Straße, um die Schäden dort zu begutachten. Ostner fotografierte die Löscharbeiten eines brennenden Hauses zwischen Ebracher Gäßchen und Hörmannsgäßchen trotz Verbots. (Technisches Hilfswerk, Historische Sammlung)

Die Technische Nothilfe im "Dritten Reich" und im Zweiten Weltkrieg

Die Technische Nothilfe verfolgte auf allen Ebenen nach der nationalsozialistischen "Machtergreifung" 1933 eine Doppelstrategie: Auf der einen Seite wurde der Organisation die totale Anpassung an das neue Regime verordnet. Auf der anderen Seite mussten die neuen Machthaber von der Unentbehrlichkeit der Technischen Nothilfe überzeugt werden, um der Assimilation durch eine NS-Organisation oder der vollständigen Auflösung zu entgehen. Da Streiks inzwischen generell verboten waren, stellte die Technische Nothilfe den technischen Katastrophenschutz und den Zivilien Luftschutz vollkommen in den Vordergrund ihrer Arbeit. Gemeinsam mit den Freiwilligen Feuerwehren wurde die Technische Nothilfe als "technische Hilfspolizeitruppe" schrittweise zu einem Instrument der Ordnungspolizei für die öffentliche Gefahrenabwehr umgewandelt. Insgesamt wurde das Gepräge der seit 1936 einheitlich uniformierten Organisation professioneller und "soldatischer". Beim nun jährlich veranstalteten "Tag der Deutschen Polizei" zeigten auch bayerische TN-Ortsgruppen der Öffentlichkeit bei Schauübungen ihr Können. Diese Entwicklung fand ihren vorläufigen Abschluss mit Inkrafttreten des Gesetzes über die Technische Nothilfe vom 25. März 1939. Das Gesetz beendete auch die 1929 gewählte, juristisch aber aus mehreren Gründen unbefriedigende Rechtsform der Technischen Nothilfe als eingetragener Verein und machte die Organisation zu einer reichsweiten Körperschaft des öffentlichen Rechts.

In Nürnberg beauftragte NSDAP-Gauleiter Julius Streicher (NSDAP, 1885-1946, Gauleiter 1925-1940) bereits am 30. August 1938 die Technische Nothilfe, die Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz zu sprengen.

Vor und während dem Zweiten Weltkrieg bildete die Technische Nothilfe den Kern des Instandsetzungsdienstes sowie verschiedener Fachtrupps im Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD, ab Juli 1942 Luftschutzpolizei). In den größten und kriegswichtigsten Städten Bayerns wie München, Nürnberg-Fürth, Augsburg, Ingolstadt, Schweinfurt, Würzburg u. a. wurden diese Luftschutzeinheiten mit zwangsverpflichteten Ergänzungskräften aufgefüllt. Wehrpflichtige Nothelfer wurden in TN-Feldeinheiten abgeordnet oder wechselten in die neu aufgestellten Technischen Truppen des Heeres.

Seit 1941 forcierte das Hauptamt Ordnungspolizei seine Bestrebungen, alle Polizeisparten einschließlich der mannigfaltigen Hilfspolizeien - und somit auch die Technische Nothilfe - in einem einheitlichen "Staatsschutzkorps" zusammenzufassen. Bis 8. August 1942 wurden sukzessive alle Angehörigen der Technischen Nothilfe im Dienst der SS- und Polizeigerichtsbarkeit unterstellt. Hauptamtliche Angestellte wurden als Beamte in die Schutzpolizei übernommen und trugen ab 20. April 1943 deren Uniform und Rangbezeichnungen. Nur der weitere Verlauf des Krieges verhinderte letztlich, dass die noch immer teilweise selbstständige Organisation der Technischen Nothilfe vom SS- und Polizeiapparat vollständig assimiliert wurde.

Nach Kriegsende lösten die Alliierten die Technische Nothilfe in Bayern wie im übrigen Reich auf. 1950 kam es zur Gründung der Nachfolgeorganisation Technisches Hilfswerk (THW).

Literatur

  • Andreas Linhardt, Die Technische Nothilfe in der Weimarer Republik, Norderstedt 2006.
  • Horst Nußer, Konservative Wehrverbände in Bayern, Preußen und Österreich 1918-1933, München 2. Auflage 1990.

Quellen

  • Bayerische Wasserwehren der T. N. üben, in: Die Räder. Zeitschrift der Technischen Nothilfe (1928), 655.
  • Chronik: Die Geschichte der Landesbezirke, in: Die Räder. Zeitschrift der Technischen Nothilfe (1920), 15/16, 16-20.
  • Ferber, Wasserwehren, in: Die Räder. Zeitschrift der Technischen Nothilfe (1925), 151-152.
  • Hochwasserkatastrophe bei München, in: Die Räder. Zeitschrift der Technischen Nothilfe (1929), 123.
  • Nürnbergs Synagoge zwecks Abbruch durch die TN gesprengt, in: Die Räder. Zeitschrift der Technischen Nothilfe (1938), 425-426.
  • Theodor Siebert, Und noch einmal: mot. B.Z, in: Die Räder. Zeitschrift der Technischen Nothilfe (1939), 133-134.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Verwandte Artikel

Hier alternative Titel für die Suchfunktion eintragen!

Empfohlene Zitierweise

Andreas Linhardt, Technische Nothilfe, publiziert am 03.09.2018; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Technische_Nothilfe> (20.04.2024)