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Spät von Faimingen, Adelsfamilie

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Siegel des Walter von Faimingen 1269. (Staatsarchiv Augsburg, KU Obermedlingen 15)
Siegel des Heinrich I. Spät von Faimingen 1275. (Staatsarchiv Augsburg, KU Obermedlingen 17)
Siegel des Heinrich I. Spät von Faimingen 1288. (Staatsarchiv Augsburg, KU Obermedlingen 25)

von Helmut Lausser

Edelfreie von Faimingen (Lkr. Dillingen) sind seit ca. 1175/1180 belegt. Letzter Vertreter war Walter von Faimingen (gest. um 1272), der 1260 aus dem Familienbesitz das Dominikanerinnenkloster Obermedlingen stiftete. Erben wurden die Spät von Steinhart, die sich seitdem Spät von Faimingen nannten. Wichtigster Vertreter der Spät von Faimingen war der Augsburger Bischof Friedrich (reg. 1309-1331). Die Spät von Faimingen starben um 1348 aus. Das Erbe sicherten sich noch im 14. Jahrhundert die Wittelsbacher.

Anfänge im 12. Jahrhundert

Edle, die sich nach dem zwei km südwestlich von Lauingen an der Donau gelegenen Faimingen benennen, sind seit ca. 1175/80 durch Schriftquellen zu belegen. Eine Adelheid, eine Richinza und eine Gertrud "de Veimingen" finden sich unter den mehr als 40 adeligen Damen aus Schwaben, Franken und dem Nordgau, die der um 1180 vollendete (1870 im Original zu Straßburg verbrannte) "Hortus deliciarum" der Herrad von Landsberg (gest. 1195, 1167-1195 Äbtissin von Hohenburg) als Nonnen des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg 30 Kilometer südwestlich von Straßburg im Elsass anführt. Das Kloster war von Friedrich Barbarossa (geb. nach 1122, gest. 1190, reg. 1152-1190) wiederhergestellt und mit Nonnen aus dem Benediktinerinnenkloster Bergen bei Neuburg a. d. Donau beschickt und besiedelt worden.

Walter von Faimingen, Gründer des Klosters Obermedlingen

Der Edle Walter von Faimingen begegnet erstmals 1220 bei der Belehnung Graf Hartmanns IV. von Dillingen (gest. 1258) mit Gütern, die Ulrich I. von Gundelfingen (erw. 1209-1228) zuvor dem Kloster Sankt Georgen im Schwarzwald verkauft hatte. Walter war der Sohn Ulrichs von Hürnheim und einer Hedwig. Er ist 1227 wie der Edle Marquard I. von Hagel (reg. als Bischof von Eichstätt 1322-1324) als Vetter väterlicherseits des Edlen Albert von Hürnheim belegt. In erster Ehe war er höchstwahrscheinlich mit einer Schwester Ulrichs II. von Gundelfingen(-Hellenstein) (erw. 1220-1280) vermählt.

Am 2. Mai 1260 stiftete "Waltherus vir nobilis de Vaimingen" gemeinsam mit seiner Tochter Adelheid und seinem Schwiegersohn, dem Edlen Heinrich Spät von Steinhart, das Dominikanerinnenkloster Obermedlingen. Das Kloster war ein Tochterkloster von Maria Medingen. Die Gründungsausstattung stammte teilweise aus dem Gundelfinger Erbe von Walters verstorbener erster Gemahlin, teilweise berührten sie sich mit Gütern der Edlen von Hagel (Sachsenhausen, Lobershofen). 1263, 1264 und 1269 kamen weitere Güter zu Obermedlingen und Frauenriedhausen durch Walter von Faimingen bzw. seine zweite Gemahlin Adelheid von Falkenstein (erw. 1264, gest. ca. 1269) an das Kloster Obermedlingen. 1270 bezeugte "Waltherus de Vaimingen nobilis" zusammen mit seinem Schwiegersohn einen Güterverkauf des Abtes von Kloster Echenbrunn an das Kloster Obermedlingen; 1272 veräußerte er gemeinsam mit Heinrich Spät einen Eigenhof zu Birkach (abg. bei Lauingen) an das Kloster Kaisheim. Bei seinem wenig später erfolgten Tod fiel das gesamte Erbe Walters an seinen Schwiegersohn, der sich seit 1275 Heinrich Spät von Faimingen nannte.

Heinrich Spät von Faimingen

Die Spät von Steinhart (sechs km östlich von Oettingen im Ries), "liberi et nobiles", lassen sich bis ins frühe 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Heinrich Spät wurde durch die Heirat mit der Erbtochter Walters von Faimingen (vor 1260) zum Stammvater der Spät von Faimingen. Er war der Sohn Bertholds Spät von Steinhart (gest. 1267). Seine Geschwister waren Konrad Spät von Thurneck (südöstlich von Nördlingen) und vermutlich auch die Gemahlin des Edlen Marquard II. von Hagel (erw. 1263-1280). Auch der Eichstätter Bischof Hildebrand von Möhren (reg. 1261–1279) zählte zu seinen Blutsverwandten. 1270/71 ging Heinrich eine zweite Ehe mit der Margarethe von Hürnheim-Hochaltingen (erw. ab 1271, 1281 als verstorben erwähnt) ein.

Der bis zum Oktober 1304 vielfach belegte Edle Heinrich I. Spät von Faimingen hatte mindestens vier Söhne und die mit dem Edlen Konrad II. von Hürnheim-Hochhaus (erw. 1285-1347) vermählte Tochter Adelheid (erw. 1311-1339). Von seinen beiden Söhnen, die 1299 als Domherren zu Würzburg belegt sind, finden sich Heinrich II. 1313 bis 1348 zudem als Sangmeister zu Bamberg und Friedrich 1309 bis 1331 als Bischof zu Augsburg. Stammhalter wurde der mit einer Schwester des Edlen Berthold IV. von Neuffen (gest. 1342) vermählte Hermann Spät von Faimingen (erw. 1303–1339).

Der Augsburger Bischof Friedrich Spät von Faimingen

Friedrich Spät von Faimingen, schon damals Inhaber einer Augsburger Domherrenpfründe, ist 1291 in Bologna nachweisbar, wo er 1295 als Prokurator der deutschen Studenten erwähnt wird. 1302 war er Dompfarrer, 1309 Domdekan zu Würzburg. Im Mai 1309 wurde er zum Bischof von Augsburg gewählt und geweiht. Gegen das Versprechen, dessen Italienzug zu unterstützen, gewann er von Kaiser Heinrich VII. (1278/79-1313, König 1308-1313) das dem Reiche verpfändete Kloster St. Mang in Füssen für sein Hochstift zurück. Um das im Reibungsfeld der Kräfte gelegene Hochstift Augsburg nicht zu gefährden, nahm er in den Auseinandersetzungen um die deutsche Königswürde zwischen Ludwig dem Bayern (reg. 1314-1347) und Friedrich dem Schönen (1289-1330) eine indifferente Stellung ein. Wegen der bayernfreundlichen Haltung der Bürger von Augsburg zog er es aber vor, im sichereren Dillingen zu residieren. Nach dem Sieg Ludwigs des Bayern machte er seinen Frieden mit ihm, hielt aber auch seine Verbindungen zu den Päpsten in Avignon weiter aufrecht. So beteiligte sich Bischof Friedrich trotz des Einspruchs Johannes XXII. (ca. 1245/49-1334, Papst 1316-1334) an dem von Kaiser Ludwig im Oktober 1330 ausgerufenen allgemeinen Landfrieden.

Obwohl das Hochstift Augsburg unter den Kriegswirren, die ihm eine gewaltige Schuldenlast aufbürdeten, schwer gelitten hatte, konnte Bischof Friedrich eine ganze Reihe von bedeutenden Gütern erwerben, darunter im März 1311 die Stadt Buchloe vom Stift Stams in Tirol und im Februar 1322 im Tausch gegen die Burg Hopfen vom Kloster Sankt Mang den Schlossberg und verschiedene Seen bei Füssen. In Ausführung der Beschlüsse des Konzils von Vienne (1311/12) verfügte er die Eingliederung der Beginenvereinigungen seiner Diözese in kirchlich anerkannte Ordensgemeinschaften (z. B. Sammlung der Schwestern im Maierhof in Kaufbeuren, Maria Stern in Augsburg). Er selbst gründete Dominikanerinnen- und Karmeliterklöster in Dillingen und Augsburg, während er anderen Klöstern, darunter St. Ulrich und Afra in Augsburg, zur Beseitigung ihrer wirtschaftlichen Probleme tatkräftige Männer seines Vertrauens vorsetzte. Bischof Friedrich starb am 14. März 1331 und wurde vor dem Kreuzaltar im Augsburger Dom beigesetzt.

Hermann I. Spät von Faimingen

Hermann I. Spät von Faimingen übte als Nachkomme des Stifters die Vogteiherrschaft über das Kloster Obermedlingen aus. Vielfach begegnet er im Umfeld der Grafen von Oettingen, der Edlen von Hürnheim, Konrads II. von Lierheim (erw. 1313-1339) und Bertholds IV. von Neuffen, Graf zu Graisbach und Marstetten. Er hinterließ zwei Söhne und zwei Töchter: Friedrich II. (erw. 1329–1335), den kinderlosen Hermann II. (erw. 1331), die mit dem Truchsessen Siegfried II. von Kühlental (erw. ab 1319, 1333 als verstorben erw.) vermählte Osanna (erw. 1337–1361) und die in erster Ehe mit Berthold von Illereichen (gest. 1330) und in zweiter Ehe mit Graf Konrad dem Scherer von Tübingen (erw. 1338) verheiratete Margarethe (erw. 1330–1338).

Friedrich II. Spät von Faimingen und das Aussterben der Familie 1335/48

Friedrich II. Spät von Faimingen war mit Ursula von Illereichen (erw. ab 1329, 1339 als verstorben erw.) vermählt. 1329 betraute ihn sein gleichnamiger Onkel mit der hochstift-augsburgischen Burg zu Hopfen und der Vogtei zu Füssen. Da er nur vier Töchter hatte, erlosch durch seinen frühen Tod im Jahre 1335 die männliche Linie der Spät von Faimingen, auch wenn ihn sein eigener Vater und sein Onkel noch um mehrere Jahre überlebten. Die noch im Jahre 1340 unverheirateten Töchter standen unter der Vormundschaft Kaiser Ludwigs des Bayern, der auch die Vermählung Elisabeths und Ursulas mit den Brüdern Hadamar III. (gest. nach 1354), dem bekannten Minnesänger, und Ulrich von Laaber (erw. 1343-1362) sowie Annas mit Gottfried von Wolfstein (erw. 1343?) (beide bei Neumarkt in der Oberpfalz) veranlasst haben dürfte.

Das Erbe

Die Oberhoheit über die Herrschaft Faimingen fiel bei der Teilung der Hinterlassenschaft Kaiser Ludwigs an Markgraf Ludwig von Brandenburg (1315-1361, ab 1347 Herzog von Bayern), der sie 1352 den Grafen von Helfenstein wegen deren Schuldforderungen überlassen musste. Die Herren von Laaber verzichteten wiederum 1362 für eine Abfindung gegenüber Graf Ulrich VII. von Helfenstein-Blaubeuren (gest. 1375) auf ihre Rechte an den Herrschaften Faimingen und Falkenstein (Gde. Gerstetten, Lkr. Heidenheim, Baden-Württemberg). Erstere kam schließlich am 14. Oktober 1381 und am 27. März 1383 von den in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Helfensteinern endgültig durch Verkauf an das Herzogtum Bayern zurück.

Literatur

  • Karl Bertau, Deutsche Literatur im europäischen Mittelalter. 1. Band, München 1972, 585-590.
  • Wilhelm Kraft, Bildnisse fränkischer und nordgauischer Frauen aus der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas (1175), in: Unterhaltungsblatt des Fränkischen Kuriers, Jg. 1935, Nr. 111, 11; Nachdruck unter dem Titel "Bildnisse schwäbischer Frauen aus der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas (1175)", in: Schwäbische Blätter für Heimatpflege und Volksbildung 1 (1960), 78-82.
  • Artur Freiherr von Speth, Die Steinharte und die Spethen von Steinhart, München 1906.
  • Manfred Weitlauff, Friedrich Spät von Faimingen (+ 1331), 1309-1331 Bischof von Augsburg, in: Erwin Gatz, Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1198-1448. Ein biographisches Lexikon, Berlin 2001, 15-18.
  • Friedrich Zoepfl, Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Mittelalter, Augsburg 1955, vor allem 249–274.

Quellen

  • Archivalische Zeugnisse stammen vor allem aus dem Bestand Klosterurkunden Obermedlingen (Staatsarchiv Augsburg).

Weiterführende Recherche

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Empfohlene Zitierweise

Helmut Lausser, Spät von Faimingen, Adelsfamilie, publiziert am 19.10.2009; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Spät von Faimingen,_Adelsfamilie> (28.03.2024)